Es geht hier um ein junges Mädchen, Petra Kuntner, das im Alter von 13 Jahren
an Krebs erkrankte und 3 Jahre später verstarb. Durch die Firmvorbereitung
meines Sohnes Benedikt wurde ich auf diese wahre und ergreifende Geschichte aufmerksam.
Nach anfänglichem Kampf mit Gott: "Warum gerade ich" sagte Petra "JA" zu Gott,
zum Willen Gottes und ertrug das Leiden mit großer Zuversicht und mit
großem Vertrauen. Ihre Worte zeugen von dieser innigen Übergabe ihres Lebens
an Gott, das mich sehr berührt hat. Im folgenden versuche ich das wichtigste
wiederzugeben. Es sollte uns allen helfen, über den Tod nachzudenken und über
den Sinn des Leidens. Die Sterbestunde ereilt uns alle, es gilt, darauf
vorbereitet zu sein, denn sie ist im Grunde ein Übergang zum liebenden Vater,
zum Ewigen Glück. Petra hat sich darauf gefreut und im Grunde sollten wir uns
alle freuen, einmal mit Gott im Ewigen Glück vereint zu sein.
I
N H A L T
Kurze Lebensgeschichte
Petra stammt aus Sulden,
einem Bergdorf in Südtirol. Sie erblickte im Jahre 1970 das Licht der Welt.
Mit den Eltern und ihrer Schwester verbrachte sie eine glückliche Kindheit.
Sie war aufgeschlossen und sehr naturverbunden. Auffällig an ihr war auch
ihr ausgeprägter Wille: Sie wusste, was sie wollte und wie sie es erreichte.
Mit 12 Jahren befiel sie ein Krebsleiden, ein Tumor im Hals - Nasenbereich
der langsam den ganzen Körper befiel.
Petra zeichnete sich durch Tapferkeit und ihren starken Glauben im Leiden
aus. Sie sagte, dass glauben im Grunde recht einfach ist: "ja sagen. Ja
sagen zu dem, was Gott mit mir vorhat".
Wenige Tage nach Vollendung des 16. Lebensjahres starb sie.
"Seid nicht traurig!
Wenn ich zu Gott heimgehe, dann bin ich Euch näher denn je.
Lebt ein erfülltes Leben, aufgebaut auf Christus!
Betet viel füreinander, segnet einander!
Seid gut zueinander.
Ich lege meine Schmerzen, meine Gebete, mein Ringen in Gottes Hand und
spüre:
Der ganze Himmel freut sich mit mir!"
Im folgenden einige
Aussagen von Petra und ihrem Umfeld, entnommen dem Büchlein "Spuren eines
jungen Lebens", zu beziehen bei Liturgica - Bozen, Domplatz 3,
Liturgica@dnet.it.
Ich, Hermann, gebe ihre
wichtigsten Stationen und Aussagen in gekürzter und zeitlich geordneter Form
wieder. Vor allem ihre Aussagen über den Sinn des Leidens, das Gebet, was
ihre tiefe Verbundenheit mit Christus aufzeigt. Die handgeschriebenen
Zeilen stammen aus ihrem Album.
Furchtbare Kopfschmerzen - Diagnose Krebs
"Wenn
ich auf mein Leben zurückblicke, dann zählen besonders die letzten 3 Jahre,
diese Jahre waren die wichtigsten in meinem Leben, da habe ich ziemlich viel
mitgemacht. Ich bin in dieser Zeit an einem bösartigen Tumor erkrankt und
behandelt worden. Ich war lange Zeit in Innsbruck, 3 Monate, 2 Monate... Der
Tumor hat sich vom Rachenbereich auf die Arme, die Füße und dann den ganzen
Körper ausgebreitet. Ich habe die meiste Zeit furchtbare Schmerzen gehabt.
Es hat lange gedauert, bis man herausgefunden hat, was mir eigentlich fehlt.
Drei Monate habe ich immer starke Schmerzen gehabt. Diese Zeit war sehr
schwer für mich. Ich habe die Schule oft verlassen müssen. Diese Zeit war
viel schlimmer als die nachherige Zeit, in der ich gewusst habe, was mir
fehlt, denn ich habe wahnsinnige Schmerzen gehabt und der Arzt hat gesagt,
er finde nichts. Im März 1983, anlässlich der Entfernung der Polypen, hat
man den Tumor entdeckt. Er heißt "Schminke-Tumor" und ist selten."
Petra hatte sich über ihre Krankheit
selbst informiert, nachdem sie ihre Krankengeschichte im Krankenhaus in
Innsbruck durchsah.
"Ich war am Anfang, als ich diese Entdeckungen machte, nicht schockiert.
Ich habe ja schon gewusst, dass etwas da war..."
Einbildung - Fehldiagnose - Vergebung
Schlimm war für Petra die
Zeit, bis der Tumor gefunden wurde.
"Der Arzt hat mir gesagt, es sei alles nur Einbildung. Und das war ganz
schlimm für mich; das hat beinahe noch mehr weh getan als das andere.
Das ist wie ein Stich ins Herz, wenn man solche Schmerzen hat und
jemand sagt dann: Das ist alles nur Einbildung... Das ist wirklich schlimm!
"Deswegen möchte ich euch sagen: Wenn ihr dann
Krankenschwestern seid, urteilt nie so über einen Patienten; sagt nie: Der
hat sowieso nichts, der phantasiert nur... denn das ist so schlimm; das tut
in der Seele weh und ist schlimmer als der körperliche Schmerz.
Ich habe lange gebraucht, bis ich imstande war,
diesem Arzt zu vergeben, denn ich war krank und verzweifelt und schwer
leidend, und der sagt mir: Alles Einbildung.
Aber dann habe ich mir gedacht: jeder hat seine
Grenzen und seine Schwächen... Und so habe ich es zustande gebracht, ihm
zu vergeben. Gott sei Dank, es gibt viele, die ganz anders umgehen mit
dem Patienten."
Chemotherapie - Morphium - Entziehungskur
"Ich
habe im vergangenen Herbst (1983) die Chemotherapie in Innsbruck angefangen:
Das war sehr schlimm für mich; mir ist so schlecht gewesen... vor allem,
weil ich die Zystostatika kaum vertragen habe. Ich habe mich einfach
wahnsinnig elend gefühlt! Dann fallen dir die Haare aus!"
Dann sagt sie lächelnd: "Aber jetzt kommen sie wieder. Aber mir hat
das nie viel ausgemacht. Aber in Innsbruck war ein anderes Mädchen, das
wahnsinnig darunter gelitten hat."
Bei der Chemotherapie hat Petra 15 kg abgenommen und
wog nur mehr 29 kg. Sie sagt: "Ich habe nichts mehr essen können bzw.
alles gebrochen; und die Schmerzen sind immer schlimmer geworden. Da hat man
mit Morphium angefangen.".
Nachher kam sie durch ihre Tante in die Marienklinik
nach Bozen. "Wenn ich so starke Schmerzen gehabt habe, musste jemand bei
mir bleiben. Für meine Eltern wurde es immer schwerer am Tag zu arbeiten und
in der Nacht bei mir zu sitzen. So bin ich in die Marienklinik gekommen."
"Die Medikamente sprechen recht gut an. Ich habe Metastasen in den Beinen,
in den Beckenknochen, in den..."
Später wurde Petra in der Marienklinik das
Morphium langsam entzogen.
"Diese Entziehungskur war ganz schlimm. Seither denke ich ganz anders
über die Rauschgiftsüchtigen! Ich kenne ihre Zustände: innere Spannungen,
ich habe mich angespannt gefühlt wie ein Gummiband; ich habe geschwitzt und
kalt gehabt zugleich; ich habe nicht sitzen und nicht stehen können; alles
ist mir zu Kopfe gestiegen; ich habe mir gedacht: wenn ich eine Bombe wäre,
müsste ich jetzt gleich explodieren. Und die Schmerzen nebenher.
Seitdem kann ich die Rauschgiftsüchtigen besser verstehen."
Glauben - beten
"Der
Glaube war und ist einfach wichtig für mich, besonders in diesen drei
letzten Jahren.
Dass man einfach jemanden hat, auf den man seine Sorgen schmeißen (werfen)
kann!
Wenn man so glaubt, dann kehrt die Zuversicht zurück.
Durch die Krankheit geht der Glauben in die Tiefe, weil man dann
etwas loslässt, und man braucht dann etwas Festes, woran man sich klammern
kann; und dieses Feste kann man auf dieser Welt nicht finden, da muss man
weiter ausgreifen...
In meinem Alter haben viele Mädchen andere Interessen... Ich habe immer die
Gewissheit gehabt, dass diese letzten 3 Jahre, kein Verlust für mich waren,
sondern... eine Bereicherung: mehr Reife, mehr Zuversicht, und man
verhält sich anderen gegenüber anders. - Das war wichtig für mich!
Ich bin in diesen letzten 3 Jahren auch mehr zum
Beten gekommen. Viele geben sich selber auf und lassen sich fallen und
sagen: Es nützt doch nichts mehr!
Ich habe mich nie aufgegeben, weil ich in der Bibel gelesen habe:
WERFT ALLE SORGEN AUF IHN (1 Petrus 5,7).
Da habe ich mir gedacht, das wäre etwas für mich:
alles packen und werfen... ja dann bleibt halt nur mehr die Zuversicht
zurück! Und wenn ich zwischendurch wieder ganz schlecht bin und einen ganz
schlechten Tag habe, dann gebe ich die Hoffnung nie auf und werfe alles auf
ihn, und das hilft!
Manche haben mich schon gefragt, warum ich immer gebetet habe, warum ich
immer diese Zuversicht gehabt habe, trotz allem...
Wenn man ein Bügeleisen ansteckt und es wird nicht warm, dann kann ich auch
nicht sagen: liebes Bügeleisen, werde warm; dann zweifle ich auch nicht an
der Elektrizität, sondern ich weiß dann, dass es an der Leitung oder am
Bügeleisen fehlt!
So ist es auch mit dem BETEN:
Oft ist es einfach so, dass an der Verbindung mit IHM noch nicht alles
stimmt!
Wenn ich manchmal so furchtbare Schmerzen gehabt habe und nichts mehr
geholfen hat, wenn ich mich nicht mehr rühren konnte vor Schmerz und ganz
verkrampft war - ich weiß nicht wie ich's euch beschreiben soll, es fehlen
mir die Worte - da hatte ich das Gefühl, dass eine unendliche Liebe mich
umgibt, dass eine große Kraft in meine Seele hineinströmt. Ich bin
sicher, dass man diese Kraft von Gott bekommt. Wenn man schon das Leid
bekommt, so bekommt man auch die Kraft, dieses Leid zu tragen!
Es steht ja in der Bibel: "Bittet, und es wird euch
gegeben..." (Mt. 7,7). - Es wird einem nicht immer das gegeben, was man
will, aber bestimmt das, was man braucht!
Ich habe mir immer gedacht: Wenn nicht passiert, was
ich wünsche, PASSIERT DAS, WAS BESSER IST! GOTT HAT MICH SEHR LIEB,
ER GIBT MIR JEDEN TAG DIE KRAFT, JA ZU SAGEN!"
Warum leiden, warum ich? - Der Sinn des Leidens
"Wenn
ich oft so furchtbare Schmerzen gehabt habe, so war ich auch manchmal im
Konflikt mit dem Himmel, mit Gott: Warum schickst du mir das? Was habe ich
getan? Was kann ich dafür? und so... Dann habe ich mir gedacht: Leiden, das
kann sicher nichts schlechtes sein, denn sonst hätte Gott seinen eigenen
Sohn nicht so leiden lassen. Irgendwie habe ich eine Antwort auf all diese
Fragen, wenn ich einfach bereit bin, wenn ich da bin und ja sage. Wenn man
solche Schmerzen hat, ist es wichtig, JA sagen zu können: Ja Jesus, für
dich will ich das erleiden, mit dir Kreuz tragen und gekreuzigt werden.
Dann habe ich auch immer wieder zum Ölbergsengel
gebetet, der auch Jesus Kraft gegeben hat, und oft habe ich mit meinen
Sorgen auch meine Leiden hingeschmissen, wie es im Petrusbrief (5,7) heißt,
und es ist wieder besser gegangen!
Und oft denke ich mir: Der HERR wird mich und
meine Leiden schon so brauchen. Und dann sage ich Jesus, Jesus, Jesus...
Ich bin jetzt Gott sei Dank soweit, dass ich meinem
leben einen Sinn geben kann, ich bin froh, dass dieses mein Leben so war,
und ich möchte diese Jahre nicht missen, obwohl ich diese Jahre nicht noch
einmal durchmachen möchte!
Und wenn ich z.B. heute in der Nacht sterben sollte,
so wäre ich recht zuversichtlich.
Im Lichte der Ewigkeit sieht dies alles recht
positiv und wertvoll aus.
Und einmal, als ich sehr starke Schmerzen hatte, da
habe ich in der Klinik in Innsbruck einen Patienten gesehen, der keine
Beine gehabt hat! Da bin ich in mein Bett hineingekrochen und habe gedankt,
dass ich so weh habe, denn keine Füße haben und vieles andere wäre ja noch
viel schlimmer. Dieses Erlebnis werde ich nie mehr vergessen!"
Glück trotz Leiden - Psalm 103
"Wenn ich eine Nacht gut geschlafen habe, stehe ich
ganz glücklich auf! Ja! Ja! Warum soll ich nicht glücklich sein? Ich bin
jetzt glücklich, weil ich heute noch keine Schmerzen gehabt habe und weil
ich heute noch keine stärkeren Medikamente gebraucht habe... Und über die
Krankheit nachgrübeln tue ich überhaupt nie: ich erkundige mich einfach;
nachgrübeln tue ich nicht. Und wenn ich dann so einen schlimmen Tag habe wie
gestern, werfe ich alle meine Sorgen auf ihn; dann geht es wieder gut und
dann bleibt nur mehr das Glück.
Ich sage das ja immer:
Wenn man nie krank gewesen ist,
weiß man es ja nicht
und versteht es nicht,
was es bedeutet, gesund zu sein!
Den Psalm 103 bete ich am liebsten! Dieser Psalm
ist das schönste Gott loben und preisen. Bei starken Schmerzen habe ich
öfter eine Krankenschwester oder einen Besucher, auch meine Mutter, gebeten,
mir den Psalm 103 vorzubeten."
Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt,
der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen
krönt,
der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt; wie dem Adler wird dir
die Jugend erneuert.
Der Herr vollbringt Taten des Heiles, Recht verschafft er allen Bedrängten.
Er hat Mose seine Wege kundgetan, den Kindern Israels seine Werke.
Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte.
Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren.
Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer
Schuld.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch ist seine Huld über
denen, die ihn fürchten.
So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt er die
Schuld von uns.
Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über
alle, die ihn fürchten.
Denn er weiß, was wir für Gebilde sind; er denkt daran: Wir sind nur Staub.
Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume des Feldes.
Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; der Ort, wo sie stand, weiß von ihr
nichts mehr.
Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und
ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel;
alle, die seinen Bund bewahren, an seine Gebote denken und danach handeln.
Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel, seine königliche Macht
beherrscht das All.
Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle
vollstrecken, seinen Worten gehorsam!
Lobt den Herrn, all seine Scharen, seine Diener, die seinen Willen
vollziehen!
Lobt den Herrn, all seine Werke, an jedem Ort seiner Herrschaft! Lobe den
Herrn, meine Seele!
Eine Schülerin ist beeindruckt, dass der Glaube solche
Kraft gibt. Dazu Petra:
"Ja, es braucht viel dazu aber man muss auch beten um den Glauben, um die
Kraft des Glaubens, und wenn man nicht mehr beten kann, nur mehr JA
sagen, bei wahnsinnigen Schmerzen nur mehr JA sagen.
Lest manchmal in der Hl. Schrift, das gibt Kraft
fürs Leben!
Ich möchte euch alle bitten zu beten, das hilft
leben!"
Den Kranken ernst nehmen
"Ein Mensch, der krank ist, hat Probleme. Wichtig
ist, dass man den kranken Mensch ernst nimmt. Ich weiß nicht, ob ihr euch
vorstellen könnt, krank zu sein, Schmerzen zu haben, wahnsinnige Schmerzen
zu haben, dass einem die Tränen herunterrinnen im wachen, aber auch im
schlafenden Zustand...
Und da ist es wichtig, dass man diesen kranken
Menschen ernst nimmt; und wenn ihr nur die Hand des Kranken haltet und
wenn ihr nur zu diesem kranken Menschen sagt, dass ihr ihn versteht, dann
geht es schon wieder.
Und sagt solchen Kranken immer, dass sie nie
aufgeben sollen; warum sollen sie auch aufgeben? Solange man den Glauben
hat, kann einem nichts passieren. Der Glaube kann ja Berge versetzen,
umso mehr Trost und Zuversicht geben.
Wie wohl haben mir in diesem Glauben Menschen getan,
die mir ihren besuch, ihr Wort, das Kreuzzeichen am Abend... geschenkt
haben!
Schlimm ist es nur, wenn man nicht ernst genommen wird, dass man mit
Medikamenten herumprobiert, wie bei einem Versuchskaninchen."
Gedanken über den Tod
"In
dieser Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht, vor allem über den TOD,
weil ich mit diesem Thema ja konfrontiert worden bin: oft, ziemlich oft.
Aber für mich war dieses Nachdenken über den Tod immer etwas Schönes. Ich
habe keine Angst vor dem Tod!
Ich habe mir oft gedacht: Das Schönste wäre zu
sterben! Ja, ich freue mich darauf!
In der Bibel heißt es ja (Kor 2,9): "Was keine Auge
gesehen und kein Ohr gehört hat... :das Große, das Gott denen bereitet hat,
die ihn lieben"... Nein, nein! Vor dem Tod habe ich keine Angst! Schöner
kann es nicht werden als durch den Tod!
Und ich finde es gut, wenn man über den Tod reden
kann; ich habe keine Hemmungen, darüber zu reden, Gott sei Dank! Es ist
nicht gut, wenn man solche Gedanken in sich hineinzieht und diese Gedanken
sich dann aufstauen. Gott sei Dank, es hilft mir, wenn ich über den Tod
reden kann.
Ich hoffe, so gelebt zu haben, dass Er mich
jederzeit holen kann. Und wenn ich krank bleibe, dann ist mir das
gleichgültig, ich möchte nur so leben, dass ich mich freuen kann auf meinem
Tod.
Was würdet ihr tun, wenn man euch sagen würde, dass
ihr nur noch einen tag zu leben hättet?"
Einige Schülerinnen antworteten:
"Ich bewundere deine Kraft, die du hast; ich hätte
eine totale Angst davor; schon der Gedanke erschreckt mich"
"Wenn man gesund ist, kann man sich das nicht
vorstellen, denkt man nicht daran"
"Ich glaube, wenn man eine Feindschaft hätte, würde
ich sie in Ordnung bringen und wieder alles gut machen, zur Beichte gehen"
"Was man wirklich tun würde, kann man schwer
sagen..."
Petra fügt diesen Aussagen hinzu:
"Was in dieser
Situation zu tun wäre, ist: WEITERHIN JA SAGEN".
Petra bei der Hl. Messe
Wann immer sie konnte, nahm Petra am Gottesdienst in
der Marienklinik teil. So auch am 11. Mai 1986, kurz vor ihrem Tod. Es war
Muttertag. Ihre Eltern waren gekommen. Petra weinte vor Freude, wie sie
ihrer Mutter sagte. Als Petra zur Lesung nach vorne ging, war es sehr still
in der Kapelle. Alle wussten von ihrer Krankheit, von ihrem starken Glauben.
Ein paar Tage vorher, am 27. April, las sie wiederum die Lesung und man
hatte den Eindruck, sie
sei für Petra geschrieben:
Lesung aus der Offenbarung des Johannes (Offb 7,9
14b-17)
Ich, Johannes, sah eine große
Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte
sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm
und trugen Palmzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: Die
Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.
Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier
Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron nieder, beteten Gott an und
sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und
Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen. Da fragte mich einer der
Ältesten: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie
gekommen? Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen. Und er sagte zu
mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre
Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie
vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und
der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie
werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch
irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte
vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das
Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen
abwischen.
Wie sehr werden Petra diese Worte angesprochen
haben... Gott wird alle Tränen trocknen... und das Leid wird nicht mehr
sein...
Die letzten Tage - Petras Heimgang
Über Ostern 1986 durfte Petra heimgehen und am
Karfreitag schrieb sie diese Worte nieder, die auf ihrem Sterbebildchen
stehen:
"Seid nicht traurig!
Wenn ich zu Gott heimgehe, dann bin ich Euch näher denn je.
Lebt ein erfülltes Leben, aufgebaut auf Christus!
Betet viel füreinander, segnet einander!
Seid gut zueinander.
Ich lege meine Schmerzen, meine Gebete, mein Ringen in Gottes Hand und
spüre:
Der ganze Himmel freut sich mit mir!"
Nachher kehrte sie in die Marienklinik zurück, wo sie
anderen Patienten Mut machte:
"Sie brauchen keine Angst zu haben vor der Operation, auch nicht vor dem
Sterben - das ist ja das Schönste, da fängt das Leben erst an - ich bete für
Sie!".
Oder zu einer geistig Behinderten: "N., weißt du, Jesus hat dich ganz
lieb! Wir sind alle seine Kinder! Ist das nicht wunderbar!".
Schließlich machte sei das Kreuzzeichen über die Patientin und sagte:
"Der Herr segne und behüte dich, er lasse sein Angesicht über dich leuchten,
er schenke dir seinen Frieden. Amen".
An Petras Geburtstag, den 16. Mai, schritt die
Krankheit rascher voran, sie schlief viel unter Einnahme von Narkosemitteln.
4 Tage später stellte Petra fest: "Nun ist die Zeit aber schnell
vergangen! Jetzt dauert es nicht mehr lange! Ihr sollt euch nur freuen, ihr
dürft glücklich sein!"
Am 26. Mai lag Petra im Sterben, die Krankenschwester segnete
sie mit dem Segen, den Petra gerne über andere sprach. Dann brachte man sie
mit dem Rettungswagen nach Sulden, in ihr Heimatdorf. Am Ortseingang sagte
die Mutter zu ihr: "Jetzt sind wir in Sulden, jetzt sind wir daheim". Petra
öffnete kurz die Augen und verstarb†
Hermann:
Ja, sie ist daheim, daheim bei Gott.
Ich muss an das Lied denken: "Zum Paradiese mögen Engel dich geleiten, bei
deiner Ankunft die Märtyrer dich begrüßen, und dich führen in die Heilige
Stadt Jerusalem. Chöre der Engel, sollen dich empfangen und durch Christus,
der für dich gestorben, soll Ewiges Leben dich erfreuen".
Es scheint so, dass Petra aus ihrer irdischen Heimat
direkt hinüber in die Ewige Heimat ging. Mich erinnert das stark an Mose, dem
Gott die große Freude gewährte, an seinem Lebensende in das verheißene Land
schauen zu dürfen. Wie groß ist doch die Liebe Gottes! So auch bei Petra: Ich bin fest
davon überzeugt, dass es ihr letzter, irdischer Wunsch war, in ihrem
Heimatdorf sterben zu dürfen und Gott hat es ihr, seiner treuen Dienerin,
gewährt. So ist sie von ihrem geliebten Heimatort hinübergegangen in die
Ewige Heimat, zu Gott, unserem Vater, der auch auf uns wartet und uns das
Glück der Ewigen Glückseligkeit schenken möchte.
Nachwort Hermann
Selten bin ich mir so sicher, dass ein Mensch ohne auch nur das Fegfeuer zu
streifen direkt in den Himmel gekommen ist wie bei der Petra. Ihr JA zum
Leiden, zu Gott, hat sie die Liebe Gottes auch im tiefen Leiden erfahren
lassen.
Mich haben die Aussagen Petras, ihr starker Glaube,
ihre Zuversicht, ihre Vergebung und ihr JA zum Willen Gottes stark berührt.
Kurz meine Gedanken, die du dazu lesen kannst oder du kannst selbst über
ihre Worte
nachdenken, ganz wie du willst:
Die Aussagen Petras zeugen von einer tiefen Erfahrung
der Liebe Gottes, einer tiefen Verbundenheit mit Christus. Ihr JA zum Leiden
hat sie trotz ihrer furchtbaren Schmerzen "glücklich" gemacht, glücklich,
für Gott den Herrn zu leiden, glücklich, sich Ihm zu schenken.
"Und so habe ich es zustande gebracht, ihm zu
vergeben".
Als erstes weise ich auf die Vergebung dem Arzt
gegenüber hin, der sie stark innerlich verletzt hatte. Die wirkliche
Vergebung ist aber Vorraussetzung für eine Beziehung mit Gott, die bei Petra
ganz offensichtlich war. Vergeben also auch wir, ganz, wirklich
von ganzem Herzen.
(siehe: innere Verletzungen)
"Wenn nicht passiert, was ich will, dann passiert
das, was BESSER ist". In dieser ihrer Aussage steckt das Geheimnis
der Übergabe und die Zuversicht auf Gott darin, des hingebenden
Gebetes, denn genau so sollten
wir beten: nicht um dies oder das, sondern um das, was Gottes Wille ist,
das, was besser für Petra war, das, was besser für uns ist. Lernen wir
aus diesen Worten Vertrauen auf Gott denn er liebt uns unendlich und weiß
immer, was besser für uns ist.
(siehe: in rechter Weise
beten)
"Der Herr wird meine Leiden schon brauchen" und diese
Aussage: "Im Lichte der Ewigkeit sieht dies alles recht
positiv und wertvoll aus." Genauso ist es: Das
ist der Sinn des Leidens: Gott rettet dadurch viele Seelen, viele
erlangen die Bekehrung, wir sehen das erst im Lichte der Ewigkeit. Petra hat das
schon hier erkannt, oder besser ausgedrückt:
Gott hat es ihr geoffenbart und sie hat JA dazu gesagt und das gab ihrem
kurzen Leben einen tiefen Sinn und sie spürte "eine große Kraft in ihre
Seele strömen": Das ist die Liebe Gott Vaters, die wir einmal für
alle Ewigkeit verspüren werden, wenn wir danach streben.
(siehe: dein Leiden wird sich in Freude verwandeln)
Gott möchte, dass auch wir JA zu ihm sagen, ja zu
seinen Plänen, ja zu dem, wie es Petra ausdrückte: "zu dem was besser
für uns ist". Dann erst erhält unser Leben einen Sinn. Das längste
Leben nützt nichts, wenn es am Willen und den Plänen Gottes vorbeigeht, wenn
es nur der Ichsucht dient...
Gott ist da, wie Petra sagte: "Wenn das Bügeleisen nicht warm wird,
liegt es nicht an der Elektrizität". WIR sind schuld, wenn wir uns
nicht an Gott "anstecken", Ihm nicht die Hand reichen. Seine Liebe ist uns gewiss,
nur denken wir wenig daran. Lassen wir Ihn in unser Leben einfließen, dann
wird uns SEINE Liebe uns durchströmen, auch im tiefsten Leid.
(siehe: Leben in Gottes Gegenwart)
"Der Glaube kann ja Berge versetzen".
Wie recht sie hat! Doch wir glauben oft im Grunde nicht richtig daran und
das ist der Grund warum unser Leben oft unfruchtbar bleibt und die Liebe zu
Ihm so schwach ist: das fehlende Vertrauen in Gott, der ALLES vermag. An
Gott glauben heißt ihm wirklich ALLES ZUTRAUEN! Er liebt uns und behütet
uns, was kann uns schon passieren?
Wichtig auch das Gebet um den Glauben, wie sie
den Schülerinnen sagte:
"man muss auch beten um den Glauben, um die Kraft des Glaubens.
Weitere wichtige Worte:
Lest manchmal in der Hl. Schrift, das gibt Kraft fürs Leben!
Ich möchte euch alle bitten zu beten, das hilft leben!
Lebt ein erfülltes Leben, aufgebaut auf Christus!
Betet viel füreinander, segnet einander!
Seid gut zueinander."
Beten und in der Hl. Schrift lesen, auf Christus bauen, einander
segnen, dazu gibt es nichts zu sagen, es
gilt diese Aufrufe in unserem Leben umzusetzen!
Das Zeugnis Petras ist ein Aufruf für uns, so zu
leben, dass das Sterben auch für uns zur Freude wird, zur ewigen Freude in
und mit
Gott.
(siehe: Die Sterbestunde)
Petra, bitte für uns! (Wir dürfen und
sollen sie anrufen!)
"Seid
nicht traurig! Wenn ich zu Gott heimgehe, dann bin ich Euch näher denn je.
Lebt ein erfülltes Leben, aufgebaut auf Christus! Betet viel füreinander,
segnet einander! Seid gut zueinander. Ich lege meine Schmerzen, meine
Gebete, mein Ringen in Gottes Hand und spüre: Der ganze Himmel freut sich
mit mir!"
Weiterführende
Themen:
Das Leid
/ Der
wahre Herzensfriede /
Das Leiden in Freude
/
Die Sterbestunde
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