Einige Gedanken zum Evangelium vom 17.10.2010, Lukas 18,1-8:
„In einer Stadt lebte ein
Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht
nahm.
In der gleichen Stadt lebte
auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir
Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber
sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen
Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht
verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende
noch und schlägt mich ins Gesicht.“
Der Richter war ein Ungerechter und verhalf der Witwe trotzdem zu ihrem
Recht. Sollte also Gott, der gütigste Vater, weniger gut sein als der
schlechte Richter? Wird er nicht seinen Kindern Gerechtigkeit erweisen,
die ihn Tag und Nacht anrufen? Wird Gott sie so lange auf die Gnade
warten lassen, bis ihr Herz niedergeschlagen ist und sie aufhören zu
beten? Nein! Er wird ihnen unverzüglich Gerechtigkeit widerfahren
lassen, damit ihre Seele den Glauben nicht verliert.
MAN MUSS ABER AUCH ZU BETEN WISSEN
und nicht gleich nach den ersten Gebeten ermüden, aufgeben!
UND MAN MUSS UM GUTES ZU BITTEN WISSEN,
IN GUTER ABSICHT BITTEN!
Also sich Gott anvertrauen und sagen: "Es möge jedoch nach
DEINEM WILLEN geschehen! Denn
Gottes Weisheit weiß, was für uns oder die Sache das Beste ist." Wie wir
auch im Vaterunser beten:
DEIN WILLE GESCHEHE.
denn unsere Bitten sind oft zu menschlich, egoistisch, lieblos.
Deshalb Vertrauen!
Beten im Vertrauen auf das Gebet und auf Gott, Unseren Vater, und er
wird Gerechtigkeit erweisen gegenüber denen, die uns bedrängen oder
bedrücken, seien es nun Menschen oder Dämonen, Krankheiten oder andere
Unglücksfälle.
Das
BEHARRLICHE Gebet
öffnet den Himmel (klopft an und es wird euch aufgetan),
das
VERTRAUEN
rettet die Seele (wer wahrhaft auf Gott vertraut, geht NICHT verloren!),
das Gebet wird
SICHER
gehört und erhört, in welcher Weise auch immer.
Ich wünsche hiermit allen Leser/innen eine innige, lebendige Beziehung
zu Gott basierend auf Glaube, Hoffnung, Liebe, Vertrauen und Zuversicht,
mit der Demut und dem Kind sein vor Gott als Fundament und geziert mit
Beharrlichkeit vor allem in trockenen Zeiten. Solche zeiten läßt Gott zu
um in der Hingabe und Beharrlichkeit wachsen zu können!
Abschließend auch ein Hinweis, der hier zum Gebet passt:
für ANDERE beten, gerade für
jene, mit denen wir uns schwer tun! Das nimmt die Last (den aufkommenden
Hass, die Bosheit) und macht unsere Liebe vollkommener. Beten wir auch
öfters um HEILUNG unserer
Lebensgeschichte, damit werden wir frei von der Vergangenheit und Gott
kann mehr und mehr Wohnung in uns nehmen.
Möge uns alle der Segen und die Liebe Gottes begleiten.
3. Wahre Kindschaft Gottes - Gott ist
Vater aller Menschen
Wer ein wahres Kind Gottes sein will, der sollte Liebe zu den geistig
darbenden, die im Geiste kranken, die im Geiste unreinen Seelen haben.
Denn erbärmlich sind doch die heute so vielfältigen Götzendiener,
notleidend die Schismatiker, krank die Sünder, unrein die Abtrünnigen
verhängnisvoller Lehren. Abtrünnig sind auch jene der minderen
christlichen Religionen, die zwar an Christus glauben, jedoch nicht
Zweige des wahren Baumes sind.
Die Güte Gottes beurteilt am Ende ja
die Werke aller nach der Gerechtigkeit und gibt den „Guten“ ihren
Lohn. Doch dieser Lohn wird niemals so strahlend sein wie der Lohn
jener, die wahre Kinder der wahren Kirche sind.
Es steht aber uns Katholiken nicht zu
zu verurteilen! Denn viele Balken sind in uns katholischen
Christen, teils mit beschädigtem, vom Irrtum durchwobener Glauben,
vereint mit viel zu lauer Liebestätigkeit und den zum Teil erloschenen
vier Kardinalstugenden. Viele gibt es davon. Zu viele! So wie damals
werden viele Heiden, die nicht den wahren Gott kennen, für ihre tapfer
gelebte Tugend, uns in der Liebe Christi übertreffen!
Denn die Liebe ist es die reinigt! Nichtkatholische Religionen, die in
der Gottesliebe leben, werden durch die in ihnen lebende Liebe
gereinigt. (Gott wird den zur Verantwortung ziehen, der für die Trennung
von Rom verantwortlich ist!)
„Wahrhaftig, jetzt begreife
ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem
Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.“ Somit
sind die von Rom getrennten Menschen ohne geistige Überheblichkeit und
Lieblosigkeit im Herzen zu sehen, es gilt sie im übernatürlichen Sinn zu
sehen und zu lieben.
Jesus spricht: „Bleibt in mir“.
Sind wir aber in Jesus, dann müssen wir über alle Menschen diese Liebe
Christi ausgießen, denn Christus hat
für ALLE sein göttliches Blut vergossen.
Die Gemeinschaft der Heiligen ist
deshalb nicht auf die Glaubensbrüder beschränkt.
Das Gebet für die von Christus
Getrennten - für Schismen, Lehren, Sekten, Ungläubige - ist nichts
anderes als Eifer für SEINE Sache. Es ist nichts anderes als die
Nachfolge Christi, der sich keinen Schmerz ersparte, um die von Gott dem
himmlischen Vater getrennten Kinder, zu
Ihm zurückzubringen.
6. Schwierigkeiten bei der Meditation
(Pater Pio)
Ich sage dir den wahren Grund, warum deine Meditation nicht immer
gelingt – und ich täusche mich da nicht!
Du bist zu Beginn aufgeregt und besorgt. Das allein bewirkt, dass du nie
das erhältst, wonach du trachtest;
denn dein Geist konzentriert sich nicht
auf die Wahrheit, die du meditierst, und in deinem Herzen ist keine
Liebe.
Diese Besorgnis nützt nichts. Du erntest damit lediglich eine tiefe
geistige Müdigkeit und eine gewisse seelische Kälte, vor allem im
affektiven Bereich.
Ich kenne nur eine Arznei dagegen: diese Ängstlichkeit ablegen! Sie ist
in der religiösen Praxis und im Gebetsleben eines der Haupthindernisse.
Sie bringt uns auf Trab, um uns straucheln zu lassen.
Ich will dich wirklich nicht einfach deswegen von der Meditation
dispensieren, weil du glaubst, keinen Nutzen daraus zu ziehen. In dem
Maße, wie du dich selbst leer machst und dich in Demut von dieser
Neigung löst, wird der Herr dich mit der Gabe des Gebets beschenken, die
er in seiner Rechten bereithält.
Hermann:
Hl. Pater Pio, lehre uns beten.
Lehre mich auf die Wahrheit, auf Gott zu konzentrieren,
lehre mich Ihn wahrhaft
lieben.
Lehre mich zuviel Besorgnis ablegen.
Bitte für mich dass ich innerlich leer und bereit werde, mich von Gott
beschenken zu lassen. Amen.
7. Der wahre Herzensfriede (Offenb.
Maria)
Die zentralen treibenden Kräfte, die Gott in jede Seele legt, sind die
Liebe, der
Glaube und die
Hoffnung. Zusammen liefern diese
Kräfte den wahren Herzensfrieden (den Frieden Christi) als Träger der
wahren Fruchtbarkeit von all demjenigen, was die Seele für Gottes
Heilsplan tut. In wahrer Liebe, in aufrichtigem Glauben und in
lebendiger Hoffnung zu leben, macht das
Herz richtig frei und die Seele glücklich. Das kommt in Frohmut,
innerlichem Frieden, Begeisterung und wahrer Lebenskraft zum Ausdruck.
Die Seele, die Gott und alle ihre Mitgeschöpfe wirklich liebt, die
unerschütterlich an Gottes Heilswerke und an Seine Bestrebung glaubt,
jede Seele zur ewigen Glückseligkeit zu führen, und die erwartet, dass
mit ihr je nach ihrem aufrichtigen Sehnen nach Gottes ewiger Gegenwart
geschehen wird, erfährt bereits auf
Erden die vollkommene Befreiung von all demjenigen, was die Seele
bedrängt.
Die Bedrängnis ist eine Frucht der
Werke der Finsternis. Das Licht Gottes macht die Seele Seiner
unendlichen Liebe bewusst und taucht dadurch die Seele bereits auf Erden
in die Erwartung der Glückseligkeiten des Paradieses unter. Maria ist
der Vollmond in der Nacht und die Morgendämmerung des neuen und ewigen
Frühlingstages. Die Seele, die sich von Ihr auf dem Weg aus ihrer
Finsternis begleiten lässt, wird in unfehlbarer Weise zum Licht der
Mittagssonne (Christus) geführt und wird durch keinen weltlichen
Einfluss, keinen weltlichen Gedanken und keine weltliche Erinnerung mehr
in die Unzufriedenheit eingetaucht. Die Seele, die sich selbst und ihr
Leben der totalen Herrschaft (Führung) Mariens ausliefert, erfährt
bereits auf Erden die Blüte des
unverwelkbaren Glücks.
„Der wahre
Herzensfriede ist nur in dem Maße möglich, in dem sich die Seele der
himmlischen Wirklichkeit bewusst ist. Ich meine damit, dass sämtliche
Widerwärtigkeiten des Alltags das Herz nicht mehr richtig beunruhigen
können, wenn sich die Seele dessen bewusst ist, dass sie von Kräften
getragen wird, die weit über den Dingen der Welt stehen, in die sie nach
diesem Leben total aufgenommen werden kann, wenn sie mit Gott und Seinem
Gesetz der Liebe im Reinen ist.”
8. Gott Vater
GOTT VATER – Teil I
Warum es viele Religionen gibt liegt daran, dass im Menschen die Sehnsucht
nach Gott, dem einzig wahren Vater, eingeprägt ist. Doch viele Religionen
missbrauchen diese innere Sehnsucht des Menschen nach wahrem Frieden,
inneren Glück, denn diesen kann er nur in Gott, in der Wahrheit finden. Lebt
er fern von der Wahrheit, kann er diesen Frieden nicht spüren. Viele glauben
in Freude und Friede zu leben, fühlen aber im Grunde ihres Herzens, dass in
ihnen kein wahrer Friede herrscht, so wie auch keine wahre Freude. Sie
kennen nicht die wahre Freiheit, die Freiheit unseres Gottes und Vaters, der
uns erschaffen hat.
Gott ist Vater ALLER Menschen
Angst
ablegen
Befreien wir uns doch vor der Angst vor dem
Vater, der nichts anderes als Liebe ist. Wir haben das Recht, näher
zum Vater zu kommen. Öffnen wir unser Herz, bitten wir Jesus, seinen Sohn,
damit wir immer mehr erkennen, wie barmherzig und gütig Gott Vater zu uns
ist. Wir, die wir Gefangene des Aberglaubens und teuflischer Gesetze sind,
befreuen wir uns aus der tyrannischen Sklaverei und kommen zur einzig echten
Wahrheit. Erkennen wir den, der uns erschaffen hat: unseren Vater. Machen
wir von unseren Rechten Gebrauch, wenn wir jenen Anbetung und Ehre
entgegenbringen, die uns dazu gebracht haben, bis zum heutigen Tage ein
unnützes Leben zu führen? Nein, wir sollen zum Vater kommen, er wartet auf
uns, wir sind alle seine Kinder.
Wir sind
seine Geschöpfe
Wir sind seine teueren Geschöpfe und es ist süß an einen Vater zu denken,
der alles sieht, alles weiß, der sich um alles kümmert, der unendlich gut
ist und dem es leicht fällt, zu vergeben, der nur ungern und langsam straft.
Gott will uns nicht den Unglücken dieses Lebens überlassen:
Er will uns helfen und die Bürde
leichter machen, uns mit seiner väterlichen Liebe berauschen um uns jetzt
und in Ewigkeit glücklich zu machen.
Heraus aus
der Finsternis
Wer in der Finsternis lebt, weil er den Glauben verloren hat, soll seinen
Blick erheben. Er wird die hellen Strahlen sehen, die ihn erleuchten. Gott
ist die Sonne, die auf uns scheint, die warm ist und uns erwärmt, schau und
du wirst erkennen, dass Gott unser Schöpfer ist, unser Vater, unser einziger
Gott. Weil er uns liebt, lässt er uns von
uns lieben, denn er möchte, dass wir alle erlöst werden.
Gott möchte
bekannt gemacht werden
Gott wendet sich an alle Menschen auf der
ganzen Erde und lässt seinen Aufruf seiner väterlichen Liebe
erschallen; seine unendliche Liebe, von der er möchte, dass wir sie
kennenlernen, ist beständig. Lieben wir, doch denken wir auch daran, dass
dieser Vater geliebt werden sollte
damit er allen den am leidenschaftlichsten liebenden Vater zeigen kann.
Gott lieben
Gott wünscht sich nicht etwa deshalb kennengelernt, geehrt und geliebt zu
werden, weil er seine Geschöpfe oder ihre Anbetung nötig hätte; nein, es ist
allein der Wunsch, sie zu erlösen und sie
an seiner Herrlichkeit teilhaben zu lassen, der ihn dazu bringt, sich
auf sie herabzuneigen. Und auch deshalb, weil seine Güte und seine Liebe
erkennen, dass diese Wesen, die er aus dem nichts erschaffen und die er als
seine eigenen Kinder angenommen hat, nun in großer Zahl den Teufeln
verfallen, in ewiges Unglück stürzen und sich auf diese Weise immer mehr vom
Ziel der Schöpfung entfernen und ihre Zeit und Ewigkeit verlieren.
Alle sollen
zurück zum Vater
Gott wünscht sich, dass die
verlorenen Söhne zum Haus des Vaters
zurückkehren, vor allem die Juden und all die anderen, die auch seine
Geschöpfe und seine Kinder sind, wie die Schismatiker, die Irrlehrer, die
Freimaurer, die armen Ungläubigen, die Gotteslästerer und die Mitglieder
verschiedener geheimer Sekten; freiwillig oder unfreiwillig, die ganze Welt
soll erfahren, dass es einen Gott und Schöpfer gibt. Jener Gott, der ihre
Unwissenheit doppelt ansprechen wird, ist ihnen unbekannt; sie wissen nicht,
dass Gott ihr Vater ist.
Wenn all die Menschen, die unserer katholischen Kirche fern sind, von diesem
Vater, der sie liebt und der ihr Schöpfer und Gott ist, hören würden, wenn
jene, die ihn kennen ihnen von diesem Vater, der ihnen das ewige Leben
schenken möchte, erzählen würden, dann käme ein großer Teil dieser Menschen
zu diesem Vater, auch die Hartnäckigsten von ihnen.
Setzen wir unser
ganzes Vertrauen auf Gott, unseren Vater, den Vater aller Menschen.
9.
Die Armut im Geiste
Die Armut des Geistes ist die Basis, denn ohne eine solche Freiheit
des Geistes über alle Annehmlichkeiten des Lebens die übrigen Tugenden,
durch die man die Seligkeiten erlangt, nicht zu gewinnen sind - diese große
Kategorie teilt und unterteilt sich in viele Formen.
Armut im Geiste ist Demut des Denkens, das nicht geschwollen daher
kommt und sich als ein Superdenken proklamiert, sondern das Geschenk Gottes
in Anerkennung seines Göttlichen Ursprungs zum Guten benutzt. Allein dafür.
Armut im Geiste ist Entsagung, Hochherzigkeit den Anhänglichkeiten zu
entsagen, um dem Willen Gottes zu folgen. Sogar dem Leben entsagen zu
wissen. Der Mensch, das animalische Geschöpf hält dieses irdische Leben ja
für den wahrsten und instinktiv festzuhaltendsten und erstrebenswertesten
Reichtum. Die Märtyrer sind in dieser Hinsicht alle hochherzig gewesen; ihr
Geist hat es verstanden arm zu werden verstanden, um "reich" an dem einzigen
ewigen Reichtum, an Gott, zu werden.
Armut im Geiste ist Rechtschaffenheit hinsichtlich der Liebe zu den
eigenen Dingen. Es ist Pflicht, sie als Zeugnis der göttlichen Vorsehung uns
gegenüber zu schätzen. Es gilt sie aber nicht mehr als Gott und Seinen
Willen selbst zu lieben, sie nicht so zu lieben, dass man Gott flucht, wenn
Menschenhand sie diesem entwindet.
Armut im Geiste schließlich ist Freiheit von der Sklaverei des Geldes.
Das sind also die verschiedenen Formen der geistigen Armut die gerechter
Weise das Himmelreich erhalten werden. Alle die labilen Reichtümer des
menschlichen Lebens soll man mit Füssen treten, um die ewigen zu erhalten.
Die Erde mit dem trügerischen Geschmack ihrer Früchte, die süß an der
Oberfläche, aber bitter in ihrem Innern sind, auf den letzten Platz
verweisen und an der Eroberung des Himmels arbeiten.
Denn dort gibt es keine trügerischen Früchte! Dort gibt es nur die
unaussprechliche Frucht des Gottesgenusses.
Danach sollen wir uns sehnen, darauf sollen wir hinarbeiten, da sollen wir
unsere Energie aufwenden, unsere Talente nutzen, dahin zu kommen, denn
„wir heißen Kinder Gottes und sind es“. Ja, wir sind es, wenn wir
anfangen, arm im Geiste zu sein um reich an Gott zu werden. Die Armut im
Geiste macht uns den Weg frei für dieses Ziel, die Ewige Glückseligkeit
beim Vater, bei deinem und meinen, bei unser aller Vater, der sehr
sehnsüchtig schon auf uns alle wartet, voller Liebe.
Fangen wir also an, arm im Geiste zu werden
10.
Den Geist
empfänglich machen für das Licht
Maria spricht:
»Wer seinen Fehler einsieht und ihn in Demut und mit aufrichtigem Herzen
bereut und bekennt, dem verzeiht Gott.
Er verzeiht nicht nur: er belohnt auch.
Oh! Wie gut ist mein Herr mit den Demütigen und den Aufrichtigen! Mit denen,
die an Ihn glauben und auf Ihn vertrauen! Befreit euren Geist von all dem, was
ihn umschattet und träge macht! Macht ihn bereit, das Licht aufzunehmen, das
wie ein Leuchtturm in der Finsternis Führer und heiliger Trost ist!
O Freundschaft mit Gott, Seligkeit seiner Getreuen, unvergleichlicher
Reichtum! Wer dich besitzt, ist nie allein, noch fühlt er die Bitterkeit der
Verzweiflung. Du nimmst nicht den Schmerz weg, o heilige Freundschaft, denn
der Schmerz war das Los eines menschgewordenen Gottes und kann auch das Los
des Menschen sein. Aber mache diesen Schmerz süß in seiner Bitterkeit, und
vermische ihn mit Licht und Liebe, die wie eine himmlische Berührung das Kreuz
erleichtern.
Und wenn die göttliche Güte euch eine Gnade gibt, dann benützt das Empfangene
gut zur Ehre Gottes! Seid nicht wie die Wahnsinnigen, die sich aus einem guten
Gegenstand eine schädliche Waffe schmieden, oder wie die Verschwender, die
sich aus dem Reichtum ein Elend machen.
Zu großen Schmerz bereitet ihr mir, meine Kinder, wenn ich hinter eurem
Antlitz den Feind erscheinen sehe, der sich auf meinen Jesus stürzt. Allzu
großen Schmerz! Ich möchte allen die Quelle der Gnaden sein. Aber zu viele
unter euch wollen die Gnade nicht. Ihr bittet um Gnaden, aber mit einer Seele,
in der die Gnade fehlt. Und wie kann die Gnade euch helfen, wenn ihr ihre
Feinde seid?
Das große Geheimnis des heiligen Karfreitags nähert sich. Alles in den Kirchen
erinnert an dieses und feiert es. Aber ihr müßt es in euren Herzen feiern und
seiner gedenken; ihr müßt euch an die Brust schlagen, wie jene, die von Golgota herabstiegen, und sagen:
„Er ist wahrhaftig der Sohn Gottes, der
Erlöser“ [Mt 27,54; Mk 15,39], und sagen: „Jesus, um deines Namens willen
rette uns!“, und sagen: „Vater, verzeihe uns!“, und schließlich: „Herr, ich
bin nicht würdig.
Aber wenn Du mir verzeihst und zu mir kommst, wird meine Seele gesund [Mt 8,8;
Lk 7,6–7]. Ich will wirklich nicht mehr sündigen, um nicht wieder krank zu
werden und ein Abscheu für Dich zu sein.“
Betet, meine Kinder, mit den Worten meines Sohnes! Sagt zum Vater für eure
Feinde: „Herr, verzeihe ihnen!“ [Lk 23,34]. Ruft den Vater an, wenn er sich
zurückgezogen hat infolge eurer Verfehlungen: „Vater, Vater, warum hast Du
mich verlassen? [Mt 27,46; Mk 15,34; Ps 21,2]. Ich bin ein Sünder; wenn Du
mich verläßt, gehe ich zugrunde.
Kehre zurück, Heiliger Vater, damit ich gerettet werde!“ Vertraut euer ewiges
Heil und euren Geist dem Einzigen an, der sie vor dem Dämon unverletzt
bewahren kann: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“ [Lk 23,46].
Oh, wenn ihr doch demütig und liebevoll euren Geist Gott anempfehlen wolltet.
Er leitet euch, wie ein Vater seinen kleinen Sohn, und erlaubt nicht, daß
eurem Geist etwas Böses zustoße. Jesus hat in seiner Todesangst gebetet, um
euch beten zu lehren.«
11.
Die drei
Grade der Liebe
Jesus spricht:
"Mein Freund, es gibt Liebe verschiedener Art.
Ersten Grades ist jene, die man Gott schenkt.
Die Liebe zweiten Grades ist die mütterliche
oder väterliche Liebe. Denn wenn die erste Liebe ganz geistig ist, so
ist die zweite zu zwei Drittel geistig und zu einem Drittel fleischlich.
Hier mischt sich das menschliche Gefühl bei, aber es herrscht das höhere
vor; denn eine Mutter und ein Vater, die gesund und heiligmäßig leben,
beschränken sich nicht darauf, den Körper des Kindes zu ernähren und zu
liebkosen, sondern geben auch dem Geist und der Seele ihres Geschöpfes
Nahrung und Liebe. Es ist wahr, wenn ich sage, dass wer sich den Kindern
widmet, wenn auch nur um sie zu unterrichten, sie schliesslich liebt wie
sein eigenes Fleisch."
....
"Es gibt die Gattenliebe, die Liebe dritten
Grades; sie ist zur Hälfte - ich spreche immer von einer gesunden,
heiligen Liebe - geistig und zur anderen Hälfte körperlich. Der Mann ist für
seine Frau außer dem Gatten ein Lehrer und ein Vater; und die Frau ist für
den Mann außer der Gattin ein Engel und eine Mutter. Dies sind die drei
Arten der höheren Liebe."
12.
Die wahre
Frömmigkeit
Was ist wahre
Frömmigkeit? (Franz von Sales)
Du sehnst dich nach
Frömmigkeit, denn als Christ weißt du, daß sie eine Tugend ist, die der
göttlichen Majestät überaus gefällt. Kleine Fehler am Beginn eines
Unternehmens wirken sich aber immer schlimmer aus, je weiter es
fortschreitet; am Ende sind sie nicht wieder gutzumachen. Deshalb mußt
du zunächst wissen, was die Tugend der Frömmigkeit ist.
Es gibt nur
eine wahre Frömmigkeit, an falschen und irrigen Spielarten
dagegen eine ganze Reihe. Wenn du die echte nicht kennst, kannst du dich
leicht verirren und einer unbrauchbaren, abergläubischen nachlaufen.
Aurelius gab auf
seinen Bildern den Frauen die Züge jener, die er liebte. So malt sich
jeder gern seine eigene Frömmigkeit aus, wie er sie wünscht und sich
vorstellt. Wer gern fastet, hält sich für fromm, weil er fastet,
obgleich sein Herz voll Rachsucht ist. Vor lauter Mäßigkeit wagt
er nicht, seine Zunge mit Wein, ja nicht einmal mit Wasser zu benetzen,
aber er schrickt nicht davor zurück, sie in das Blut seiner Mitmenschen
zu tauchen durch Verleumdung und üble Nachrede. – Ein anderer
hält sich für fromm, weil er täglich eine Menge Gebete heruntersagt,
obwohl er nachher seiner Zunge alle Freiheit läßt für Schimpfworte,
böse und beleidigende Reden gegen Hausgenossen und Nachbarn. – Der
eine entnimmt seiner Geldbörse gern Almosen für die Armen, aber er kann
aus seinem Herzen nicht die Liebe hervorbringen, seinen Feinden zu
verzeihen. – Der andere verzeiht wohl seinen Feinden, seine
Gläubiger befriedigt er aber nur, wenn ihn das Gericht dazu zwingt.
Gewöhnlich hält man
alle diese Menschen für fromm, sie sind es aber keineswegs. Die Leute
Sauls suchten David in seinem Haus; Michal legte in sein Bett eine
Holzfigur, angetan mit Davids Kleidern, und täuschte ihnen vor, David
liege krank darnieder (1 Sam 19,11ff). So umhüllen sich auch viele Leute
mit bestimmten Handlungen, die zur heiligen Frömmigkeit gehören, und die
Welt hält sie deswegen für fromme, religiöse Menschen. In Wirklichkeit
besitzen sie aber nur den Schein der Frömmigkeit.
Die wahre und
lebendige Frömmigkeit setzt die Gottesliebe voraus; ja sie
ist nichts anderes als wahre Gottesliebe. Freilich nicht irgendeine
Liebe zu Gott; denn die Gottesliebe heißt Gnade, insofern sie unserer
Seele Schönheit verleiht und uns der göttlichen Majestät wohlgefällig
macht; sie heißt Liebe, insofern sie uns Kraft zu gutem Handeln gibt;
wenn sie aber jene Stufe der Vollkommenheit erreicht, daß wir das Gute
nicht nur tun, sondern es sorgfältig, häufig und rasch tun, dann heißt
sie Frömmigkeit.
Der Strauß fliegt
nie; die Hühner können wohl fliegen, aber nur schwerfällig, selten und
nicht hoch; der Adler aber, die Tauben und Schwalben fliegen oft, mit
Leichtigkeit und erheben sich hoch in die Lüfte. So schwingt sich auch
der Sünder nie zu Göttlichem auf; er lebt nur auf der Erde und für die
Erde. Gute Menschen erheben sich, ehe sie die Frömmigkeit erreicht
haben, wohl zu Gott durch gute Handlungen, aber selten, langsam und
schwerfällig. Fromme Menschen dagegen schwingen sich zu stolzen Höhen
empor, sie tun es gern, häufig und schnell.
Mit einem Wort:
Frömmigkeit ist nichts anderes als Gewandtheit und
Lebendigkeit im geistlichen Leben. Sie läßt die Liebe in uns
oder uns in der Liebe tätig werden mit rascher Bereitschaft und Freude.
Die Liebe bewirkt, daß wir alle Gebote Gottes beobachten; die
Frömmigkeit, dass wir sie hurtig und bis ins kleinste erfüllen. Wer also
nicht alle Gebote Gottes erfüllt, kann weder als gut noch als fromm
bezeichnet werden; denn um gut zu sein, muß man die Gottesliebe
besitzen; um fromm zu sein, außer der Gottesliebe noch eine große
Behendigkeit und rasche Bereitschaft zu ihren Werken.
Die Frömmigkeit
ist eine höhere Stufe der Liebe; darum läßt sie uns nicht nur die
Gebote Gottes eifrig, entschlossen und gewissenhaft beobachten, sondern
darüber hinaus noch in liebevollem Eifer viele gute Werke vollbringen,
die nicht geboten, sondern nur empfohlen sind oder zu denen wir uns
angetrieben fühlen.
Ein Mensch, der erst
vom Krankenlager aufgestanden ist, geht zwar herum, soviel es notwendig
ist, aber nur langsam und schwerfällig. So schreitet auch ein Sünder
nach seiner Bekehrung voran, soweit es Gottes Gebot verlangt, aber
schwerfällig und mühsam. Hat er aber die Frömmigkeit erreicht, dann
schreitet er nicht nur kräftig aus wie ein ganz gesunder Mensch, sondern
er läuft mit Leichtigkeit den Weg der Gebote Gottes; ja er
schlägt sogar die Pfade der evangelischen Räte und der Eingebungen
ein, um auf ihnen mutig voranzustürmen.
So unterscheidet
sich die Frömmigkeit von der Gottesliebe nicht anders, als die Flamme
vom Feuer. Wenn das geistliche Feuer der Liebe hohe Flammen schlägt,
dann heißt es Frömmigkeit. Die Frömmigkeit fügt zum Feuer der
Liebe nur die lodernde Flamme froher Bereitschaft hinzu,
Entschlossenheit und Sorgfalt nicht nur in der Beobachtung der
göttlichen Gebote, sondern auch der himmlischen Ratschläge und
Einsprechungen.
13.
Der
Hochmut, die Mutter der Laster
HOCHMÜTIGKEIT
IST DIE MUTTER DER LASTER (Hildegard von Bingen)
Auf diese Weise kann man dem Hochmut Einhalt
gebieten. Denn im Hochmut liegt jener erste Betrug, der Gott verachtete,
weshalb die Hochmütigkeit
auch zur Mutter aller anderen
Laster wird. Wie der Mensch seinen ganzen Organismus mit den
fünf Sinnen beherrscht, so zieht auch der Hochmut mit den übrigen
Lastern, mit dem Haß nämlich und dem Ungehorsam, mit der
Ruhmsucht und mit dem Betrug das ganze Geschlecht der
Laster an sich und führt es auf die Bahn des Irrtums. Denn der Hochmut
wollte noch über Gott hinaus; er hat auszuforschen versucht, wie weit er
mit seinen Fähigkeiten kommen könne. Der Haß aber wollte nicht auf Gott
sein Vertrauen setzen, sondern kämpfte gegen Seine Gerechtigkeit, wobei
er zahlreiche Verwundungen hinnehmen mußte. Der Ungehorsam unterwarf
sich nicht Seinen Satzungen und behauptete, Gott habe in Wirklichkeit
keinerlei Macht. Die Ruhmsucht erstrebte gerade das, was nicht geschehen
durfte, da sie sich Gott nennen ließ. Der Betrug aber begehrte, daß es
mit Gott ein Ende nehmen müsse. Er hat den lebendigen Gott verachtet, um
sich einen stummen Gott zu wählen.
Wie aber aus Eva das ganze
Menschengeschlecht hervorging, so sind auch aus dem Hochmut alle Übel
der Laster entstanden. Daher hat der Teufel dieses Weib mit
dem Hochmut zu Fall gebracht, als er es überredete, den Apfel zu essen.
Wer sich aber dem Hochmut anheimgibt, der entbehrt der Liebe Gottes, und
er keimt nicht im Tau des Segens der Tugenden.
Daher soll ein Mensch, der
Gott demütig dienen (!) will, dieses Laster fliehen und es gänzlich aus
sich vertreiben.
Dies alles ist gesagt über die Seelen der Büßer, die geläutert und
gerettet sein wollen, und es ist die Wahrheit. Der gläubige Mensch achte
darauf, und er halte es fest im Gedächtnis seines guten Gewissens.
14.
Du sollst
nicht töten
Der Mensch ist also das von Gott bevorzugte Geschöpf.
Auch wenn er jetzt schuldig ist, so ist er dennoch jenes, das ihm am
teuersten ist. Dafür legt er Zeugnis ab, indem er sein eigenes Wort in
die Welt gesandt hat: nicht einen Engel, nicht einen Erzengel, nicht
einen Kerub, nicht einen Seraf, sondern sein Wort, damit es in der Hülle
menschlichen Fleisches den Menschen erlösen soll.
Der Mensch ist das bevorzugte Geschöpf Gottes. Nun
sagt mir: Wenn ein Vater viele Kinder hat, doch eines von diesen sein
bevorzugtes, sein Augenstern ist und getötet wird, leidet dann jener
Vater nicht mehr, als wenn ein anderes seiner Kinder getötet worden
wäre? So dürfte es zwar nicht sein, denn der Vater müsste allen Kindern
gegenüber gerecht sein. Doch es kommt vor, weil der Mensch unvollkommen
ist. Gott kann dies in Gerechtigkeit tun, denn der Mensch ist das
einzige Geschöpf unter den Erschaffenen, das gemeinsam mit dem
Schöpfer-Vater eine geistige Seele hat, ein unleugbares Zeichen
göttlicher Vaterschaft.
Wenn man einem Vater das Kind tötet, versündigt
man sich dann nur gegen das Kind? Nein, auch gegen den Vater! Der
Tod trifft im Fleisch das Kind, im Herzen den Vater, und beiden wird
eine Wunde zugefügt. Wenn man einen Menschen tötet, sündigt man dann nur
gegen den Menschen? Nein, auch gegen Gott! Man sündigt gegen den
Menschen im Fleisch, gegen Gott aber in seinem Recht, weil Leben und
Tod von ihm allein gegeben und genommen werden.
Töten heißt
Gewalt antun: Gott und dem Menschen.
Töten ist Eindringen in den Bereich Gottes. Töten ist Fehlen gegen das
Gebot der Liebe. Wer tötet, liebt Gott nicht, denn er zerstört eines
seiner Werke: einen Menschen.
Wer tötet, liebt den Nächsten
nicht, denn er nimmt dem
Nächsten das, was der Mörder für sich selbst beansprucht: das Leben.