Ich
wachte mit folgenden Worten auf: "just be, just rest, just allow" (Sei
, wer du bist, ruhe einfach, laß einfach zu). Ich war damals nämlich
sehr geschäftig und plötzlich hieß es: bleib ruhig! Verschlafen wie ich
war, fragte ich: Ruhig bleiben und nichts tun? Und was ist mit dem
Liebesgebot? Da hatte ich den Eindruck, daß Gott sagte: Du selbst
kannst nicht lieben. Aber du kannst mir erlauben, daß ich die Menschen
durch dich liebe. Die Worte "just be, just rest, just allow" haben
alles verändert."
V2000 (2010)
Alle Sorgen, alle Ängste und Befürchtungen, vor allem die um Kinder
und Enkel loszulassen und Gott zu übergeben: Ein Gedanke, der sich mir
in letzter Zeit immer wieder aufgedrängt hat. Da bekomme ich den Tip,
Veronica Williams zu interviewen. Ich hatte noch nie von ihr gehört,
obwohl ihre Bewegung “Mütter beten" bereits in 90 Ländern verbreitet ist
und weltweit mehrere tausend Gruppen existieren.
Ein kurzes Interview in der Wiener Pfarre St. Rochus vor ihrem Vortrag
überzeugt mich völlig, daß sie mein nächstes Portrait werden soll. Wir
verstehen uns auf Anhieb gut: ich finde sie ungemein sympathisch und
überzeugend. Als mein Aufnahmegerät eine Stunde später dann verschwunden
ist, ist sie sehr betroffen, hilft mir beim Suchen bis wir gemeinsam
die leere Hülle des Gerätes am Gang finden. Ob sich der Dieb bekehren
wird, wenn er das Band abhört, fragt sie sich - da dort ja mehrere
Interviews von Portraits gespeichert sind?
Beim nächsten Interview ein paar Tage später - das erste war ja
verschwunden - sind wir schon recht vertraut, entdecken einige
Gemeinsamkeiten. Bei ihrem anschließenden Vortrag - wieder sehr
engagiert, obwohl sie schon mehrere Wochen unterwegs ist -, treffen
manche ihrer Worte genau meine Probleme, sprechen mich direkt an.
Zufall? Was ist so besonders an ihr?
Veronica Williams ist 1940 als drittes von sechs Kindern in Kent
geboren, wo sie auch aufwächst. Die Mutter war mit 19 vom anglikanischen
zum katholischen Glauben übergetreten und hat dann einen Katholiken
geheiratet. Innerhalb von 9 Jahren bekommt das Ehepaar 6 Kinder. Nach
der Geburt des sechsten verläßt der Vater die Familie. Von da an sehen
die Kinder den Vater nur einmal jährlich.
Der Krieg ist gerade zu Ende und es gibt nicht viel Hilfe. Trotzdem hat
Veronica ihre Kindheit in schöner Erinnerung, fühlt sie sich doch von
der Mutter geliebt und behütet. Mit leiser Stimme erzählt sie: “Wir
waren die einzigen Kinder in der Schule, die keinen Vater hatten. Damals
war das bei uns noch ganz unüblich, daß Väter die Familie verlassen.
Aber spirituell waren wir sehr reich," Veronica ist ihrer Mutter, die
den Kindern ihren Glauben vermittelt hat, sehr dankbar.
Obwohl die Mutter mit ihren 6 Kindern nicht arbeiten gehen kann - die
Großmutter hilft, so gut sie kann -, macht sie sich keine allzu große
Sorgen um Materielles. “Ich denke, heute ist es umgekehrt. Damals aber
hat unsere Mutter die geistigen Sorgen über die materiellen gestellt.
Jeden Abend haben wir Rosenkranz gebetet und sehr oft die Hl. Messe
besucht. Dreimal in der Woche gingen wir zum Segen, nicht nur weil die
Mutter es so wollte, sondern weil sie ein wunderbares Beispiel für uns
war. Ihr verdanke ich es, daß ich gläubig bin."
Ihr Leben lang bleibt die Mutter das große Beispiel. Vor allem in den
letzten Jahren, als sie, ans Bett gefesselt, für ihre Kinder ein
Beispiel totaler Hingabe wird. “Alle, die bei ihr waren in dieser Zeit
und mit ihr gebetet haben, sind spirituell sehr gewachsen. Sie haben
viele Gnaden erhalten."
Veronica erzählt weiter aus ihrer Kindheit: “Ich war in einer
Klosterschule. Da habe ich viel Liebe erfahren, eine gute Erziehung
bekommen, keine negativen Erfahrungen gemacht. Im Religionsunterricht
haben wir viel über den Glauben, die Bibel mitbekommen. Materiell hat
sich heute vieles verbessert. Man hat genug zu essen. Aber das Brot des
Lebens, den Glauben, bekommen die Kinder nicht mehr so vermittelt.
Materiell war das Leben hart, aber das war ein gutes Trainingsfeld fürs
Leben."
Lachend fügt sie hinzu: “Ich habe in meiner Jugend nur einmal ein neues
Kleid bekommen. Alles andere war getragene Kleidung von anderen Leuten:
etwa die Schuhe meiner Großmutter, die mir viel zu groß waren. Aber das
war nicht wichtig."
Sie wäre gern Lehrerin geworden, doch die Mutter kann sich die
Ausbildung nicht leisten. So muß Veronica mit 16 die Schule verlassen,
in einer Bank arbeiten, um für die Familie mitzuverdienen. Mit 21
heiratet sie und bekommt in rascher Folge ihre drei Kinder: einen Buben
und zwei Mädchen. Auch sie bleibt bei ihren Kindern zuhause.
Dann macht Veronica in der Erzählung einen großen Sprung: Sie ist Ende
40, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die Kinder sind aus dem Haus,
privat erlebt sie eine sehr schmerzliche Periode ihres Lebens. Möchte
aber wieder glücklich werden. Versucht allen gerecht zu werden, allen zu
gefallen. Bald jedoch hat sie den Eindruck zu viele Masken zu tragen,
zu viele Kompromisse eingehen zu müssen.
“Ich
verstand, daß ich durch verschiedene, schwierige Lebensumstände,
Schicksalsschläge mich stark verändert hatte. Ich hatte das Bild eines
Schiffsrumpfes vor mir, über und über mit Muscheln bedeckt, der die
ursprüngliche Form verloren hatte. Genau so fühlte ich mich: Wie mit
einem Panzer umgeben, nicht mehr der Mensch, als der ich geschaffen
worden war. Ich erinnere mich, daß ich mir eines Tages dachte: Ich weiß
eigentlich gar nicht mehr, wer ich bin. Aber wenn auch ich es nicht weiß
- Er, Gott, weiß es. Und so sagte ich: ,Herr, egal, was es kosten mag,
ich möchte so sein, wie du mich erschaffen und gewollt hast und nicht
das, was ich geworden bin. So gab ich Gott die 100prozentige Erlaubnis,
mich umzuwandeln - egal, ob ich arm oder reich, krank oder gesund sein
würde."
Von nun an sollte Gottes Wille Vorrang haben, und sie beginnt mit 50
einen neuen Weg, der anfangs manch Schmerzhaftes bringt. Bei Exerzitien,
an denen sie teilnimmt, schenkt ihr der Herr eine besondere Wegweisung:
“Ich
wachte mit folgenden Worten auf: ,just be, just rest, just allow' (Sei ,
wer du bist, ruhe einfach, laß einfach zu). Ich war damals nämlich sehr
geschäftig und plötzlich hieß es: bleib ruhig! Verschlafen wie ich war,
fragte ich: Ruhig bleiben und nichts tun? Und was ist mit dem
Liebesgebot? Da hatte ich den Eindruck, daß Gott sagte: Du selbst kannst
nicht lieben. Aber du kannst mir erlauben, daß ich die Menschen durch
dich liebe. Die Worte “just be, just rest, just allow" haben alles
verändert."
“Gott
wollte, daß ich in Seiner Liebe ruhe, Ihm dadurch erlaube, mich zu dem
Menschen zu machen, zu dem Er mich erschaffen hatte, Er wollte mich
führen - in schwierigen und in guten Zeiten. Ich meine, das ist wirklich
das Geheimnis des Glücklichseins: Gott totale Handlungsfreiheit in
allen Bereichen meines Lebens zu gewähren, mich zu führen, mir den Weg
vorwärts zu zeigen." Um den guten Weg müßten wir nicht kämpfen oder
Theologie studieren, um mehr zu verstehen, erläutert sie, außer Gott
will es ausdrücklich.
In den Jahren seither hat sie viel über diesen Appell zur Ganzhingabe
nachgedacht. Einfühlsam meint sie dazu: “Es bedeutet: Gott in allen
Bereichen des Lebens 100prozentig zuzulassen, Ihn in unserem Leben
wirklich Gott sein zu lassen. Er weiß am besten , was uns gut tut. Woran
wir am meisten festhalten, das kann das größte Hindernis für Ihn sein,
uns Seinen vollen Segen zu geben. Aller Wahrscheinlichkeit nach möchte
Er sogar, daß wir dort bleiben, wo wir sind, um dort Zeugen Seiner Liebe
für unsere Freunde, Nachbarn, Kollegen zu sein."
Was Gott dann bewirkt? Daß man langsam seine Gewohnheiten, ja sich
selbst verändert, daß manches, was früher wichtig war, an Bedeutung
verliert und anderes an Bedeutung gewinnt. Und vor allem: Gott weiß, was
Er uns zumuten kann. Behutsam führt Er uns an unseren wahren Platz."
Lächelnd fügt sie hinzu: “Das Wichtigste ist, die Sicherheit zu haben,
daß Gott uns liebt. Dann wird die Freude beim Rendez-vous mit Ihm sein.
Erkennen wir diese Liebe aber nicht, sollten wir den Hl. Geist bitten,
sie uns zu zeigen: Im täglichen Leben, im Lesen der Schrift, während des
Gebetes..."
Mit dem “Erlauben" und “Loslassen" macht Veronica sehr schnell die
besten Erfahrungen. Sie weiß noch nicht, daß Gott Großes mit ihr vorhat.
Zunächst zeigt Er ihr durch ein inneres Bild - sie bekommt immer wieder
Bilder oder Worte, die direkt zu ihrem Herzen sprechen - eine erste
Aufgabe: Sie soll ein Festival des Lobpreises für alle christlichen
Gemeinden der Stadt veranstalten. Unmöglich, denkt sie. Doch der Herr
fügt alles, sobald sie sich auf Seinen Auftrag einläßt: die ursprünglich
schon vermietete Halle wird frei, die anfangs zurückhaltenden Vertreter
anderer christlichen Gemeinden machen mit. Das Treffen wird ein Erfolg
und trägt viele Früchte. Für sie heißt das: Es ist Sein Werk, Er ist da.
Nach diesem “Probelauf" führt Gott sie 1995 zu Seinem großen Anliegen:
Veronica stößt auf ein Buch, das die schlimme Lage der Kinder in England
beschreibt. Da liest sie etwa, daß sich täglich 10.000 Kinder bei der
Kindernotrufnummer melden. Und was ist mit denen, die nicht telefonieren
können oder zuviel Angst haben, fragt sie sich, und: “In welcher
Gesellschaft werden da meine Enkel groß?"
Ihre Schwägerin wiederum, Mutter von 8 Kinder, wird zweimal nachts
durch die Worte “Betet für eure Kinder" geweckt. Die beiden Mütter
beschließen, miteinander für die Kinder zu beten. Sie sind sicher, der
Herr will es so: “Wenn Gott uns bittet, etwas zu tun, ist es besser,
sich nicht selbst den Kopf zu zerbrechen, was zu tun sei, sondern Ihn zu
fragen."
Einen Monat lang beten sie um Wegweisung. Sie sind die Sekretärinnen,
der Herr ist der Chef. So entstehen die Grundregeln von “Mothers
Prayers", an denen weltweit bis heute festgehalten wird. Als sich ihnen
drei weitere Frauen anschließen, entsteht 1995 die erste Gebetsgruppe
von Mothers Prayers (Mütter beten, MP).
Was ist die Grundidee dieser Gebetstreffen? Die Überzeugung, daß Gott
die Kinder weitaus mehr liebt, als deren Mütter es jemals könnten. Er
allein weiß, was für sie gut ist. Sie, die Mütter sollen für ihre Kinder
nur beten und sie ganz dem Herrn anvertrauen. Loslassen! - so das
Stichwort. Wie schwer ist das! Dieses Vertrauen muß man erst erlernen,
wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Genau das erleichtern aber die
Richtlinien der Gebetsgruppen.
Und die Verbreitung dieses Anliegens wird Gott nun selbst in die Hand
nehmen. Veronica erzählt: “Von Anfang an spürte ich: Wenn wir Gott
wirken lassen, wird Er uns leiten, alle Türen öffnen und die Menschen zu
uns bringen." Und so geschieht es auch. Obwohl die fünf Frauen selbst
nie Werbung für MP gemacht haben, hat sich diese Bewegung mittlerweile
auf alle Kontinente ausgebreitet. “Der Herr ist der beste PR-Agent,"
erklärt mir Veronica trocken. Und: “Wenn wir Ihm nicht hektisch in die
Quere kommen und alles auf unsere Art zu regeln versuchen, können wir
Seine Macht kennenlernen."
Wie sich das abgespielt hat? Eines Tages bringt sie einen Bekannten zu
einer Pro-life-Veranstaltung und bleibt gleich dort. Der Mann stellt sie
dem Reporter einer katholischen Zeitung vor, damit Veronica von den
Anfängen von MP erzählt. Sie erinnert sich: “Im November hatten wir
angefangen, und zu Weihnachten hat der Journalist einen Artikel, den
eine anglikanische Zeitung prompt übernommen hat, über uns geschrieben.
Darauf ruft mich der Pastor einer Baptistengemeinde an und lädt mich
ein, in ,Radio Kent' über MP zu sprechen." In kürzester Zeit beginnt die
Lawine zu rollen - nur weil sie bereit war, jemanden im Auto
mitzunehmen?! (Übrigens erkennt man daran auch, daß der Herr MP dazu
verwendet, die Einheit der Christen zu fördern.)
Ein anderes Mal kehrt sie aus London heim. Im Zug kommt sie mit einem
Ehepaar ins Gespräch, das den vorherigen Zug versäumt hatte. Veronica
erzählt von der Gründung von MP. Die Frau ist begeistert und erklärt,
daß sie diese Idee nach Kuweit und Mexiko bringen werde. Dort habe sie
viele Kontakte. Wenige Tage später ruft eine andere Frau an, die von MP
gehört hat und es nach China bringen will. Auch die “Union katholischer
Mütter" meldet sich - ohne ihr Zutun. Sie braucht nur Gottes Anregungen
aufzugreifen. So schafft der Herr in knapp einer Woche Mexico, Kuweit,
China und die Union katholischer Mütter. Allein hätte sie das nie
geschafft, gibt sie gerne zu.
“Ist
das nicht wunderbar ?" freut sich Veronica. “Darum spreche ich so gern
über die Hingabe. Sie ist die Spiritualität, die hinter MP steht, und
das Geheimnis der Freude in meinem Leben." Daß das keine leere Phrase
ist, merkt man deutlich an ihrem Gesichtsausdruck: froh und gelöst wirkt
sie auf mich. Sie ruht eben - in Ihm.
Dazu paßt das innere Bild, von dem sie erzählt: Vor ihr ein schlammiger
Fluß mit vielen Booten. Das eine Flußufer stellt die Erde dar, das
andere den Himmel. Der Fluß ist das Leben. Da sieht sie jemanden am Ufer
Erde stehen. Sie selbst? Sie springt ins Wasser und beginnt gegen alle
Hindernisse anzukämpfen, strampelt und schlägt um sich. Der Atem geht
ihr aus, sie ist total erschöpft, als sie endlich am anderen Ufer
ankommt. “Dann sah ich ein zweites Bild. Dieselbe Person ließ sich
langsam nach hinten ins Wasser gleiten. Da kam eine große Welle, auf der
sie sich ausstreckte. Alle Hindernisse überwindend setzte die Welle sie
dann sachte am anderen Ufer ab."
Eindringlich erklärt sie: “Das ist für mich Ganzhingabe. Wir können
unser Ziel erreichen, indem wir uns selbst durchschlagen und nur ab und
zu Gott um Hilfe bitten, oder indem wir uns Gott überlassen, damit Er
wie die große Welle uns über alle Schwierigkeiten des Lebens
hinwegträgt." Wohlgemerkt: die Schwierigkeiten sind da. Aber Gott trägt
uns, hilft uns über sie hinweg.
Ein weiteres Bild hat mir gut gefallen: Ein Zug muß in einem Tunnel
anhalten. Es ist finster. Voll Zorn ereifern sich in einem Waggon zwei
Männer, laufen auf und ab, sind gereizt. In einem anderen lehnt sich ein
Mann gemütlich zurück, wartet ab und bekommt vom Schaffner einen Tee
serviert. In der Dunkelheit, erklärt mir Veronica, kann man verschieden
reagieren: auf andere oder auf Gott zornig werden oder ruhig bleiben,
Gott walten lassen, damit Er sich, wie der Schaffner, um uns kümmern
kann, bis man wieder ins Licht kommt.
Wegen der Ermutigung zu dieser Haltung verbreitete sich die Bewegung in
wenigen Jahren von Kontinent zu Kontinent. Für Veronica wird es immer
schwieriger, selbst überallhin zu reisen, um die Koordinatoren zu
sprechen und vor den Müttern zu reden. Daher haben sich vor 5 Jahren
mehrere betende Mütter zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen - der
Solace Community (trostspendende Gemeinschaft) - und gemeinsam ein Haus
bezogen. Nun können die Koordinatoren aus den einzelnen Ländern dorthin
eingeladen werden, um diese Spiritualität der Einfachheit, der
Ganzhingabe, des freudigem Gehorsams zu vertiefen. Dezidiert fügt
Veronica hinzu: “Es ist meine Verantwortung vor Gott, die Vision genau
so weiterzugeben, wie Gott sie mir gezeigt hat."
Niemand braucht da eigene Ideen zu entwickeln. Sonst gäbe es wohl nicht
soviel Wunder, die in den Gebetsrunden geschehen: Kinder, die von
Drogen, Alkohol oder Spielsucht loskommen, nach langer Abwesenheit
wieder heimkehren oder endlich wieder mit den Eltern sprechen; Kinder,
die von scheinbar unheilbaren Erkrankungen geheilt werden, die trotz
vorhergesagter Behinderungen - die Mütter hatten sich geweigert
abzutreiben - gesund auf die Welt kommen.
Werden etwa alle Bitten so erhört, wie die Mütter es wollen? Nein. Doch
auch wessen Bitten nicht oder noch nicht erhört wurden, der bekommt
besondere Gnaden, wird von Hoffnung und Frieden erfüllt. Denn kein Gebet
ist umsonst.
Veronikas Schwiegersohn beispielsweise war Atheist aus Überzeugung.
Seiner Frau hatte er angedroht: “Wenn Du so wie Deine Mutter wirst,
lasse ich mich scheiden." Veronica übergab diese Sorge dem Herrn, betete
lange für ihn... Nach einem Bekehrungserlebnis ist er nun ein eifriger
Mitarbeiter, zuständig für alle Computerfragen.
Für Veronica ist das zweifellos ein Wunder. Mit ihrer sanften Stimme
meint sie: “Ich glaube, daß Gott uns auf diesem Weg führt, weil Er unser
Herz kennt. Er erlaubt diese Wunder, um zu bestätigen, daß Er uns ruft,
Menschen des Glaubens zu werden. Viele Mütter, die eine laue Beziehung
zu Ihm hatten, finden so zu einer neuen Gottesbeziehung."
Noch etwas Hoffnungsvolles fügt sie hinzu: “Wer meint, keine perfekte
Mutter zu sein, viele Fehler gemacht zu haben, dem sei gesagt: es gibt
weder perfekte Mütter, noch perfekte Väter. Aber es gibt Einen, der aus
all unseren Schwächen Gutes wirken kann." In einem Bild hat sie gesehen,
wie Gott mit Zement und Spachteln hinter ihr her geht und verspricht,
alles zu reparieren, was sie selbst falsch macht - wenn sie es Ihm nur
übergibt. Das ist es! Wir müssen also nicht nur unsere Kinder sondern
auch all unsere Schwächen Gott übergeben.
Über
all das spricht Veronica in vielen Ländern der Erde. Mich beeindruckt,
daß sie stets ohne Notizen spricht. Auch das ist eine Anweisung “von
oben": Statt sich Notizen zu machen, soll sie mit dem Herzen sprechen.
Beängstigend, unrealistisch? Nein, denn Veronica hat das nötige
Vertrauen in den Heiligen Geist. Für sie ist diese Vorgangsweise
befreiend.
So muß sie einmal vor 700 Priestern und Ordensschwestern in Moskau das
Wort ergreifen, ein anderes Mal vor 40 Millionen Fernsehzuschauern in
Brasilien sprechen. Lachend : “Ich wäre vor Angst erstarrt, hätte die
Nacht davor wohl nicht geschlafen, wenn ich meine Wortmeldungen hätte
selbst vorbereiten müssen. So aber wußte ich: Du mußt nur beten und
vertrauen, damit deine Worte gesegnet sind." Das ist zweifellos ein
besonderes Charisma. Aber auf den Hl. Geist zu vertrauen, sollte wohl
jeder, der zu anderen spricht - auch wenn nicht jeder gleich die Notizen
zu Hause lassen sollte.
Weil sie sich ganz dem Geist Gottes - Er kennt ja die Nöte der Zuhörer -
überläßt, erlebt Veronica immer wieder, daß sie das sagt, was für die
Anwesenden nötig ist - etwa bei einem Vortrag vor einer total
zerstrittenen Gruppe, von deren Zerwürfnis sie nichts wußte. Ihre Worte
berührten die Zuhörer so, daß sie sich versöhnen konnten.
Noch ein Beispiel für ihr Vertrauen. Bei ihrem ersten Besuch in Moskau
gesteht der einladende Priester, noch keine Übersetzerin zu haben.
“Machen Sie sich keine Sorgen," meint Veronica. Als sie in der Kapelle
der Kirche sitzt und ihr Problem dem Herrn übergibt, öffnet sich die Tür
und eine Frau kommt herein. Sie ist Jüdin, Englischprofessorin und auf
der Suche nach jemanden, der ihr die Bibel erläutern kann. Alle anderen
Kirchentüren sind verschlossen, und so landet sie in der Kapelle. Sie
haben es natürlich erraten: Sie hat später die Vorträge übersetzt.
Warum tut es so gut der neunfachen Groß- und dreifachen Urgroßmutter
Veronica Williams zuzuhören? Wohl weil sie vor allem eine sehr
überzeugende Botschafterin des Herrn ist - nicht nur Seine Sekretärin -
und sehr viel Hoffnung und Liebe auf die Zuhörer überspringen läßt.
“Ich
habe so viele Beweise für die Macht des Loslassens, ich erlebe immer
wieder mit welcher unglaublichen Sorgfalt Gott sich um alles kümmert,
daß ich keinerlei Zweifel habe, daß die Hingabe das Weiseste war, was
ich jemals in meinem Leben gemacht habe." Und fügt abschließend hinzu :
“Man gewinnt dadurch auch die Freiheit, sich nicht vor der Zukunft zu
fürchten, vor Veränderungen, vor Entscheidungen, die zu treffen sind
oder gar vor der Meinung der anderen."
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