Der lange Weg eines Kärntner Bauern vom Nationalsozialismus zum Glauben (V2000/2000)
Der Blick vom Bergbauernhof der Familie Fleißner hinunter ins Drautal ist wunderschön. “Man muß wohl ein ganz anderer Mensch werden, wenn man tagtäglich so eine Aussicht vor Augen hat," denke ich unwillkürlich laut. “Und doch," meint Arnulf Fleißner,-Bauer mit Leib und Seele- der neben mir steht, bedauernd, “hat mir das 40 Jahre hindurch nicht geholfen, Gott zu finden."
Vor 30 Jahren hatten wir gemeinsam Einkehrtage für Cursillo-Mitarbeiter besucht, uns aber später aus den Augen verloren. Ich kannte außerdem sein erstes Buch: “Wen Gott anspricht. Vom Nationalsozialismus zum Glauben", das mich sehr beeindruckt hat. Sein zweites Buch “Wie die Rückseite Gottes," war auslösend für meine Bitte um ein Interview.
Nun bin ich am Emberg, wo sich der Bauernhof befindet. Erst gibt es eine köstliche Jause, im Freien unter den Bäumen, mit seiner Frau Edith und der Familie seines Sohnes Bernhard, eine fröhliche Runde. Eine liebevolle, tiefe Vertrautheit unter den Familienmitgliedern ist spürbar. Im Haus Fleißner gibt es viele Begegnungen und oft Hilfe in Rat und Tat. Arnulf antwortet mir in seiner ruhigen, sanften Art auf meine Fragen, verteidigt aber auch leidenschaftlich seine Überzeugungen ..
Wie alles anfing? 1925 ist Arnulf hier als zweiter Bub von vier Kindern geboren. Seit acht Generationen leben die Fleißners am Emberg. Arnulf und seine Geschwister verbringen eine wunderschöne Kindheit, sie spüren nichts von den drückenden finanziellen Problemen der Weltwirtschaftskrise. Bei der Erstkommunion hat Arnulf, der bis dahin jeden Sonntag in die Messe geht - dafür sorgt die sehr religiöse Mutter - den Eindruck, “Christus aufzunehmen" und wartet darauf, daß etwas Neues, Großes in seinem Leben passiert. Doch es geht alltäglich weiter. Bald faszinieren andere Ideale den Jugendlichen. Mit 13 verliert Arnulf seinen Kinderglauben, der verordnete Kirchenbesuch, ohne den es keine guten Noten gibt, ist einer der Gründe.
Das Haus Fleißner - seit Großvaters Zeiten deutsch-national eingestellt - sieht Österreichs Schicksal unlösbar mit dem Deutschlands verbunden. Daher begrüßen die Fleißners auch den Anschluß 1938. Arnulf erinnert sich im Rückblick, daß er als Jugendlicher auch nur die positiven Seiten des Anschlusses mitbekommen hat: Jeder hatte eine Arbeit, die Preise stimmten, Kinderbeihilfe wurde eingeführt, die Existenznot des Bauernstandes behoben...
Zwei Monate nach Schulschluß bricht der Zweite Weltkrieg aus. Alle Hilfskräfte, die am Hof im Gurktal - der Vater hatte ihn zugekauft, damit jeder Sohn einen Hof erben kann - arbeiten, werden eingezogen. Nun muß der 14jährige Arnulf allein mit seinem 15jährigen Bruder den Winter über diesen Hof, mit 18 Kühen und 20 Schweinen bewirtschaften!
Mit 17 meldet sich Arnulf freiwillig zu den Fliegern, denn wie er lächelnd gesteht: “Fliegen war eines meiner Ideale." Humorvoll und mit blitzenden Augen erzählt er nun von den Aufnahmegesprächen, bei denen er nicht glänzen kann.
Trotzdem absolviert er die Flugzeugführerschule und ist selig: Fliegen vermittelt ein Gefühl der Freiheit. Die Spritsperre für Übungsflüge beendet die Ausbildung, er wird zu den Fallschirmjägern abgestellt und an die Ostfront versetzt. Vor Angermünde erwartet man die russische Offensive: 250 Geschütze pro Frontkilometer sind auf die deutschen Truppen gerichtet. Als das Trommelfeuer am 15. April einsetzt, lernt Arnulf die Todesangst kennen: eine Explosionswelle nach der anderen. Am 20. April wird er durch eine Granate am Knie schwer verletzt. Doch nicht einmal in dieser äußersten Not wendet er sich an Gott.
Mit der letzten Möglichkeit kommt er ins Lazarett, das zwei Tage später den Russen kampflos übergeben wird. Zwei Soldaten nehmen den frischoperierten Arnulf mit, obwohl das ihre eigenen Chancen fliehen zu können stark reduziert. Es gelingt, den Verletzten auf ein Wagendach zu hieven. Der Flüchtlingstreck wird jedoch von englischen Tieffliegern angegriffen. Hilflos auf dem Wagen liegend erlebt Arnulf, wie wehrlose Männer, Kinder und Frauen - die gehofft hatten, bei den Engländern Schutz vor den Russen zu finden - rund um ihn niedergemäht werden. “So lerne ich das erste Mal abgrundtief hassen," schreibt Arnulf in seinem Buch.
Wie durch ein Wunder überlebt er und landet in englischer Gefangenschaft: Hunger und Kälte bestimmen diese Zeit. Aber sie geht vorüber, und es kommt endlich die heißersehnte Entlassung. Was für eine Freude, als er zu Hause feststellen darf, daß alle seine Lieben den Krieg überlebt hatten! Aber welche Erschütterung, als er mitbekommt, welche Ungeheuerlichkeiten die Nazis auf dem Gewissen hatten und welch nicht wieder gutzumachendes, grauenvolles Leid mit den Verbrechen einhergingen.
In dieser Zeit lernt er im Gurktal Edith kennen und lieben. Als ausgebildete Landwirtschaftslehrerin arbeitet sie als Praktikantin bei den Fleißners. Aber von Heirat ist zunächst keine Rede. Der Vater verordnet eine harte zweijährige Probezeit, da Edith keine Bäuerin und außerdem etwas älter als Arnulf ist. In dieser Zeit dürfen sich die Jungverliebten nicht einmal sehen. Und so heiraten die beiden erst am 12. Mai 1948. In den nächsten Jahren stellen sich 6 Kinder ein.
Für Arnulf geht das Leben mit seinen praktischen Alltagsproblemen weiter: Es gilt nun, Geräte zu besorgen oder zu erfinden - die die Bewirtschaftung der steilen Hänge des Hofes - bis zu 80 Prozent - erleichtern sollen. Mit den Bauern der Umgebung gründet Arnulf die erste Bergbauerngemeinschaft. Sie soll durch Versuche und Vorführungen den Vergleich der auf dem Markt erhältlichen Maschinen ermöglichen. Einige Geräte entwickelt Arnulf selbst.
Die Arbeit in den Steilhängen ist gefährlich, und Arnulf hat eine Serie schwerer Unfälle, von denen jeder leicht hätte tödlich ausgehen können: Einmal versagt eine Seilwinde. Er rast mit dem schweren Bergsitzpflug talwärts und muß abspringen. Ein anderes Mal scheut sein Pferd, begräbt ihn samt Mistladung unter sich, und beide stürzen eine hohe Böschung hinunter. Und als er einmal beim Versagen der Materialseilbahn aus acht Meter Höhe abspringen muß, bleibt er mit schwersten Prellungen und Sehnenrissen bewußtlos liegen.
Als wäre all das noch nicht genug, kommen dazu noch die Folgen eines schweren Autounfalls: Wirbelsäule angebrochen, Dorn- und Querfortsätze zerquetscht, Nierenbeckenquetschung... An den Folgen laboriert er heute noch. Die gefährliche, äußerst anstrengende Arbeit in den Steilhängen wird zum Alptraum. So versucht er, selbst eine Maschine zu entwickeln, die auch im 80 prozentigen Steilhang die schwerste Arbeit leisten kann.
Glaubensmäßig lebt er damals in völliger Gottferne. Nirgends findet er Anhaltspunkte für die Existenz Gottes, obwohl er sich in westliche und östliche Religionen vertieft und auch in der Esoterik sucht. Dann aber stirbt sein Vater. Ehrfürchtig und liebevoll erzählt Arnulf: “Vielleicht war der Tod meines Vaters auslösend für die Erschütterung meines Unglaubens. Er ist an einer Gelbsucht, die nicht erkannt worden war, gestorben. Die Leber hat sich zersetzt, und er mußte verhungern. Ich fand sein qualvolles Leiden sinnlos. Als ich ihn endlich, nach einer Spritzmittelvergiftung, die ich mir zugezogen hatte, im Spital besuchen konnte, erzählte er - den ich nie in einer Sonntagsmesse gesehen hatte -, daß er beim Pfarrer eine Lebensbeichte abgelegt und die Kommunion empfangen habe. Eine Woche vor seinem Tod kam er so wie ein Kind glücklich und gläubig zu Gott." .
Jedenfalls betet Arnulf nun, auch ohne zu glauben, täglich: “O Gott, falls es Dich gibt, bitte mach' Du unseren Vater jetzt glücklich und zufrieden." Nachdem er das ein Jahr lang gebetet hat, geht er zu einem alten Pater beichten, muß ihm allerdings gestehen, daß er zwar nicht an Gott glauben könne, aber Sehnsucht nach der Kommunion habe. “Der Verstand weiß manchmal noch nicht, was das Herz will. Gott aber schaut auf das Herz," erklärt ihm darauf der Beichtvater und rät ihm: “Empfangen Sie den Leib des Herrn solange mit dem Herzen".
“Eines Tages habe ich die Ankündigung eines Cursillos, eines katholischen Glaubenskurses, in der Kirchenzeitung gelesen: ein Kurs, bei dem man Christus finden kann. Wenn jemand behauptet, hier könne ich Gott finden, muß ich da hin. 30 Jahre hatte ich gesucht und war doch ungläubig geblieben." Lächelnd erinnert er sich: “Ich bin mir dort wie ein bräunlicher Ungläubiger in einem pechschwarzen Haufen von Katholiken vorgekommen. Als der Priester das Gleichnis vom verlorenen Sohn erläutert, sind mir das erste mal die Tränen gekommen."
Priestern und Laienmitarbeitern des Kurses gelingt es, Arnulf für Gott einzunehmen. Heute noch von der Erfahrung berührt, schildert Arnulf weiter: “In der zweiten Nacht bin ich aufgestanden und in die Kapelle gegangen. Ich bin niedergekniet, habe den Kopf an den Tabernakel gelehnt und gesagt: ,Herr, bitte nimm mich'."
Und dennoch: Selbst nach dem Cursillo meint er, nicht wirklich glauben zu können. Allerdings nimmt er sich aus ganzem Herzen vor, von nun an ein gewisses Mindestprogramm an Gebeten einzuhalten. Es ist sein ganz persönlicher Bund mit Gott, der auf Treue aufbaut. Lächelnd erklärt er mir: “Lieben kann ich vielleicht nicht jeden Tag - vor allem damals konnte ich es noch nicht. Aber treu sein kann ich jeden Tag."
In der Folge spricht er - damals ist er Vizebürgermeister - vor verschiedenen Männerrunden über den Cursillo in der Hoffnung, auch andere dafür zu begeistern. Nach einem solchen Vortrag geht er eines Abends zu Hause in den Stall und denkt enttäuscht darüber nach, daß sich niemand angemeldet hatte.
Und plötzlich geschieht das große Wunder! Arnulf weiß selbst heute noch nicht recht, wie er das Unbegreifliche der Gotteserfahrung anderen begreiflich machen kann: “Ganz plötzlich, inmitten der Stallarbeit, nimmt mich Gott. War es in mir, außer mir, ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht wie lange. Jedenfalls außerhalb meines Bewußtseins. In Gott, im Paradies, in der Seligkeit, in der Gottesgewißheit. Ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Es waren vollkommen rein geistige Erfahrungen Gottes. Als ich zu mir gekommen bin - ich bin die ganze Zeit dabei stehengeblieben - ist dieses unvorstellbare, auf Erden nicht erfahrbare Glück über mir zusammengebrochen mit der absoluten Gewißheit: Gott ist, und es ist alles wahr. Ich hätte die Kühe, die Steine, alles umarmen können. Die ganze Welt war neu. 40 Jahre hatte ich sie gesehen und doch noch nie so gesehen."
Klar und einfach bekräftigt er: “Es ist ein großer Irrtum, wenn oft gesagt wird, es gäbe keine Gewißheit von Gott hier auf Erden... Diese Gewißheit, es gibt sie! Ich lege von ihr Zeugnis ab. Ich war ein neuer Mensch geworden, ein befreiter, unsagbar glücklicher, ein wissender Mensch. Seitdem kann ich an Seiner Wirklichkeit nicht mehr zweifeln!"
Fasziniert höre ich zu. Er spricht jetzt mit großer Intensität, Ehrfurcht und einer tiefen inneren Wärme. Ich habe keine Sekunde Zweifel an der Echtheit dieser Gottesbegegnung. Arnulf ist nämlich ein durch und durch erdverbundener Mann, mit beiden Beinen auf seinem geliebten Boden, mit Händen, die zupacken und helfen, wo immer Not am Mann ist.
Warum gerade er solche Erfahrung gemacht hat?
Eine Frage, die er immer wieder zu hören bekommt. Er schüttelt den Kopf: “Jedenfalls habe ich dieses Geschenk nicht verdient," meint er überzeugt. Gott hat eben für jeden Menschen einen ganz besonderen Weg. “Außerdem", fügt er hinzu, “Jesus hat auch gesagt: Selig, die nicht sehen und doch glauben. Daher werden im Reich Gottes diejenigen noch glücklicher sein, die an Gott glauben können, ohne Ihn erfahren zu haben."
In den Wochen nach diesem Erlebnis hat er neun weitere, sehr ähnliche Gotteserfahrungen. Eine davon beim Autofahren. “Wer hat dann gelenkt?", fragt er sich heute noch und ein breites Lächeln strahlt auf seinem Gesicht.
Nun mußte aber plötzlich der so lange dominierende Verstand nachziehen, um dorthin zu gelangen, wo das Herz mittlerweile gelandet war. Seinen Wissensdurst löscht er in der Heiligen Schrift, in Gebets- und Betrachtungsbücher. Er liest die Lebensgeschichten einiger Mystiker.
Die Zeit für ein solches Studium ergibt sich insbesondere nach einer schweren Nervenquetschung, die ihm ein halbes Jahr lang das Arbeiten unmöglich macht. Arnulf lächelt: “Sonst hätte ich nie so viel Zeit zum Studieren gehabt." Ja, so kann man eine schwere Erkrankung auch sehen!
Dankbar erinnert er sich: “Die ersten zehn Jahre waren ein einziges Getragensein, pure Glückseligkeit und Freude, das Kennenlernen eines neuen Kontinents." Bald gibt er die vielen Ehrenämter, in denen er sich 20 Jahre lang für die Gemeinde und die Bergbauern eingesetzt hatte, auf, um sich dem Apostolat zuzuwenden. Das sei nicht nur aus Dankbarkeit geschehen, wie er mir glaubhaft versichert, sondern aus dem Wunsche heraus, ein bißchen von dem Glück, das er bekommen hatte, auch anderen Menschen zu vermitteln. Denn: glaubhaft versichert, sondern aus dem Wunsche heraus, ein bißchen von dem Glück, das er bekommen hatte, auch anderen Menschen zu vermitteln. Denn: Wer Gott hat, der hat eben alles, wie Teresa von Avila gesagt hat. 20 Jahre hindurch sind Arnulf und seine Frau Mitarbeiter beim Cursillo. Er arbeitet in der Pfarre mit und wird in den Pfarrgemeinde- und den Diözesanrat gewählt..Seine Vorträge und Glaubensgespräche, die er nun in seinem 2. Buch festgehalten hat, sollen uns die Schönheiten des christlichen Glaubens vermitteln.
Doch: “Nach den ersten zehn Jahren des Glücks kamen zehn Jahre der Bewährung in Trockenheit, wohl mit Perlen dazwischen, wie bei einem Rosenkranz."
Eines Tages erklärt ihm sein ältester Sohn Bernhard - er sollte den Hof übernehmen und war mit allem vertraut - er möchte gerne Priester werden.. Für Arnulf zunächst ein schwerer Schlag. Doch bald schon ist er bereit, Gott seinen Sohn abzutreten. An die Stelle des großen Bruders tritt nun Wolfgang, der eine Mechanikerlehre abgeschlossen hatte.Voll Eifer stürzt er sich in die neue Aufgabe.
Und da geschieht es: Bei einer Fahrt mit seinem VW wird er 22-jährige von einem LKW erdrückt! Zwar lehnen sich die Eltern nicht gegen Gott auf und machen Ihm auch keinen Vorwurf - wohl eine Frucht ihrer unbedingten Treue zum Herrn -, der vernichtende Schmerz, den wohl nur einer ermessen kann, der schon ein Kind verloren hat, bleibt ihnen aber nicht erspart.
Als Arnulf vor der Bahre steht, den Blick auf das Kruzifix gerichtet, weiß er jedoch plötzlich: “Jetzt ist es gut. Jetzt ist Wolfgang bei Christus." Der fast erdrückende Schmerz ist mit einem Schlag verschwunden.
Die Mutter erfährt einen anderen wunderbaren Trost: Sie ist gerade als Mitarbeiterin beim Cursillo und hat sich in die Kapelle zurückgezogen. “Auf einmal war Wolfgang da," schreibt Arnulf in seinem Buch, “etwas erhöht und ein bißchen weiter entfernt, links vom Altar. Sie sah ihn in seiner ganzen Gestalt und in seiner üblichen Haltung vollkommen deutlich und ganz so, wie er von daheim weggefahren ist... Rund um Wolfgang war es hell, wie wenn er in einer weißen Wolke stünde. Und Wolfgang sagte zu ihr: “Weine nicht, Mutter, mir geht es gut".
Nach Wolfgangs Tod beschließt Bernhard nun doch den elterlichen Hof zu übernehmen. Er könne Gott hier wohl genauso dienen. Für den Vater eine große Erleichterung.
“Wie waren nun die letzten zehn Jahre?", frage ich Arnulf. Er überlegt kurz: “Da habe ich die Nähe Gottes am stärksten gespürt, vor allem in Situationen, wo ich sonst verzagt gewesen wäre, so etwa als ich eines Nachts, mit einer Gesichtslähmung aufwache. Da dachte ich, nun sei es wohl mit dem normalen Leben vorbei. Es wird nicht der einzige Schlaganfall bleiben. Bernhard hat mich sofort mit dem Auto ins Krankenhaus gefahren. Normalerweise entsteht in so einer Situation verständliche Panik und große Angst. Doch ich fühlte mich die ganze Zeit getragen wie ein Kind, ohne Sorge, ohne jede Verzweiflung. Jesus, wenn Du möchtest, dann gehe ich gerne, dachte ich nur.".
Glücklicherweise stellt sich heraus, daß es “nur" eine schwere Nervenentzündung ist. Die Genesung dauert ein Jahr. Doch seit diesem Erlebnis vertraut Arnulf darauf, daß Gott uns gerade in Todesnot helfen und tragen wird.
Ob er immer von der Erfahrung der Geborgenheit in Gott getragen gewesen sei, frage ich ihn. “Nein", ist Arnulfs Antwort und er erzählt mir von einer schwierigen Phase seines Lebens. Eines Tages verkühlt er sich den Ischias-Nerv und bekommt Infusionen. Und sie lösen bei ihm schwerste Todesdepressionen aus. Eine Gastritis stellt sich ein und eine eitrige Lungenentzündung. Er kann nichts mehr essen, wird künstlich ernährt. Er erzählt: “Vom Bewußtsein her war ich nicht mehr auf dieser Erde. Ich bin da gestorben. Eine Erfahrung, vollkommen von dieser Erde getrennt zu sein, wenn auch nicht außerhalb des Leibes. Wie soll ich die nächsten fünf Minuten überleben? Es gab nichts mehr, was mir Freude gemacht hat."
Gleichzeitig spürt er eine vollkommene Gottverlassenheit. Doch mit äußerster Anstrengung hält er jeden Tag sein Minimalprogramm an Gebeten ein. Daß er auch in dieser Phase keinen Moment an Gott zweifelt, ist wohl der größte Beweis für Arnulfs Glaubensweg der Treue. Fast ein Jahr wird es dauern, bis er mit Hilfe von Medikamenten die Depression und ihre Folgeerscheinungen überwunden hat.
Abschließend zieht Arnulf eine Bilanz voller Dankbarkeit: “Unsere Ehe ist so schön wie sie noch nie war. Bis in die letzten Tiefen denken wir gleich. Edith und ich sind im positiven Sinn lebenssatt. Ich habe für mein Leben mehr als genug Krieg, Gefangenschaft, Leid, Schmerzen, Unfälle erduldet. Ich habe aber auch mehr als man sich nur vorstellen kann an Liebe und Freude, an Schönheit, an Abenteuer, an Erfindungen und Anerkennung erleben dürfen. Mehr als man sich erträumen kann. Ich habe bis an die Grenzen meiner Möglichkeiten studiert, gelesen, erprobt und geforscht und habe manches Mal das Glück gehabt, daß ich etwas von der Gottesliebe weitergeben konnte."
Die Frucht seiner ganzen Glaubenserfahrungen und Ahnungen hat er für viele fragende Menschen in seinem Buch “..wie die Rückseite Gottes" weitergegeben. Seine beiden Bücher sind bei Arnulf Fleißner, Emberg17,A-9761 Greifenburg zu beziehen.
P.S. Der revolutionäre Steilhangtraktor ist längst fertig und einzigartig auf der ganzen Welt.