Aus
dem Zeugnis der Sabatina James sieht man, wie der Islam vor allem mit
Frauen umgeht und wie falsch das Gottesbild des Islam ist. Es zeigt
aber auch, wie wichtig unsere Liebe auch zu ihnen ist denn die hat zur
Bekehrung dieser Frau geführt! Lassen wir uns nicht durch die
zunehmende Gewalt zum Hass gegen den Islam aufstacheln! „Gott, wer bist du eigentlich? Warum hilfst du mir nicht?“ waren
ihre brennenden Fragen. Dann schlägt sie das Buch irgendwo auf und
liest: „Wenn ihr mich aus ganzem Herzen sucht, werde ich mich finden
lassen.“ Sie ist elektrisiert...
Bildhübsch, temperament- und humorvoll, fröhlich, scheinbar unbeschwert, so wirkt
Sabatina James bei einem Vortrag, den sie in Wien gehalten hat, aber
auch bei unserem Treffen am nächsten Tag auf mich. Bei beiden
Gelegenheiten ging es um ihren Lebensweg: von ihrer Zwangsverheiratung,
gegen die sie sich gewehrt hat, über ihre Bekehrung zum Christentum, die
darauf folgenden Morddrohungen – deshalb reist sie nicht ohne Bewachung
– bis zur Gründung der Hilfsorganisation Sabatina-ev. Ihre beiden
Bücher (‘Sterben sollst du für dein Glück’ und ‘Nur die Wahrheit macht
uns frei’) hatte ich bereits gelesen und mir vorgenommen, diese
couragierte junge Frau zu interviewen.
Sabatina verbringt die ersten
10 Jahre ihres Lebens mit ihrer Familie in Pakistan. Ihre Eltern, vor
allem ihr Vater und ihr Großvater – ein muslimischer Geistlicher - sind
stolz auf das intelligente Mädchen, das so herrlich Suren des Koran
aufsagen kann. Nachdem ihr Vater einige Jahre als Kranführer in
Österreich gearbeitet hatte, holt er seine Familie zu sich nach
Oberösterreich.
Lachend erzählt sie von ihren ersten Eindrücken
hier: „Vater wieso ist es bei den Ungläubigen so sauber? Warum sind sie
so reich?“ Den Ungläubigen gehe es nur hier so gut, erklärt der Vater,
die gläubigen Muslime würden dafür im Jenseits reich belohnt. Sabatina
fragt sich aber auch, warum die Nachbarin, die uneheliche Kinder hat,
nicht schon längst mit dem Tod bestraft worden sei. Sie habe doch die
Ehre der Familie verletzt – offenbar ein selbstverständlicher Gedanke
für ein eher liberal, muslimisch erzogenes Mädchen.
Schon bald merkt
Sabatina, dass sie in der Hauptschulklasse eine Außenseiterin ist: ihre
Kleidung ist altmodisch, weil stets langärmlig, bei manchem darf sie
aus religiösen Gründen nicht mitmachen (Schwimmunterricht), auch soll
sie sich keine Freundin unter den Österreicherinnen suchen… Im Gymnasium
möchte sie aber endlich dazugehören: Sie „erfindet“ zusätzliche
Unterrichtsstunden, um nach der Schule noch mit Freunden zusammen zu
bleiben und trägt ein – heimlich erworbenes – cooleres Outfit, unter der
von der Mutter angeordneten Kleidung. Kaum dem Blick der Mutter
entschlüpft, wird auf dem Schulweg die obere Schicht abgelegt und in die
Tasche gestopft. Es dauert nicht lange und die Mutter entdeckt die – in
ihren Augen anrüchigen – Kleidungsstücke und verprügelt die Tochter.
Bei
jeder kleinsten Abweichung von der muslimischen Norm hagelt es von da
an Schläge: Die Mutter schleift ihre Tochter an den Haaren quer durch
die Wohnung, setzt sich auf sie drauf, traktiert sie mit Hieben.
Sabatinas Freundinnen, die vor allem Boyfriend-Sorgen haben, können ihre
schwierige Situation nicht nachvollziehen. Sie wissen auch nicht, dass
z.B., wenn sie Sabatina besuchen, deren Eltern nach dem Aufbruch der
„Ungläubigen“ das von diesen benützte Geschirr mit sorgfältigem Abwasch
und Gebet erst wieder rein machen. Sabatina weint viel und oft in der
Schule.
Sie ist 16 als die Tante aus Pakistan sich meldet, um die
baldige Hochzeit mit ihrem Sohn, wie seit Jahren mit den Eltern
abgesprochen, einzufordern. Daher fällt die Prügelstrafe diesmal
besonders heftig aus, als die Mutter entdeckt, dass ihre Tochter eher
einen Schulkollegen im Sinn hat. Eine Nachbarin, zu der Sabatina
flüchtet, bringt sie zur Notschlafstelle für Jugendliche. Dort schildert
das Mädchen ihre Ängste – insbesondere: Sie befürchtet während des
bevorstehenden Pakistanurlaubs zwangsverheiratet zu werden.
Die
Eltern werden vorgeladen, leugnen alles, können sich die Aufregung nicht
erklären, stellen sie als Lügnerin hin. Da sich in Linz sowieso keiner
etwas unter Zwangsheirat vorstellen kann und die Eltern doch so nett
wirken, wird Sabatina heimgeschickt. Zu Hause heißt es dann: Wenn du so
weitermachst, werden wir dich verstoßen. Ohne Familie ist man aber in
Pakistan, insbesondere als Frau, weniger als nichts. „Die Frau, das
Mädchen, ist in dieser Kultur, in der die Ehre das Wichtigste ist, immer
die Schuldige,“ erklärt mein Gegenüber. „Wird eine Frau vom Mann
geschlagen oder gar vergewaltigt, ist stets sie die Schuldige. Sie hat
eben sicher eine Regel gebrochen, sich falsch verhalten. Anders als hier
stellen sich in Pakistan Familie und Gesellschaft stets hinter den
Schläger oder Vergewaltiger.“
In den Ferien fährt die Familie also
nach Pakistan. Weil Sabatina es kategorisch ablehnt, ihren Cousin zu
heiraten, gibt es Psychoterror. Der reicht von „Ich bring mich um, wenn
du nicht heiratest“, über Ausgehverbot bis zur Sichel, die sie am Hals
zu spüren bekommt, damit sie sieht, welches Schicksal ihr blühen könnte,
falls sie nicht einwilligt. Dank ihres gesunden Selbstbewusstseins und
ihrer Zivilcourage bleibt sie auch nach Wochen bei ihrem Nein; Es kommt
zur Eskalation: Der Vater bekommt den schweren Vorwurf des Großvaters
wegen der schlechten Erziehung zu spüren worauf die Mutter vor allen
Anwesenden wie eine Furie über Sabatina herfällt, bis die jüngere
Schwester und der Cousin die Mutter von der Tochter wegzerren können.
Kurz danach bricht die Mutter zusammen – und dem Mädchen wird nun der
mögliche Tod der Mutter zur Last gelegt. Der Bräutigam in spe kann
gerade noch verhindern, dass sich Sabatina daraufhin das Leben nimmt.
Die
Mutter erholt sich und die Eltern kehren nach Österreich zurück – aber
ohne die ungehorsame Tochter, die in Pakistan zur ordentlichen
pakistanischen Frau erzogen werden soll. Sabatina ist verzweifelt. Bald
darauf wird sie in einer der strengsten Koranschulen angemeldet wird.
„Dieses Internat war wohl mehr ein Gefängnis,“ erinnert sie sich: als
Schlafstätten schmutzige Teppiche, unhygienische und äußerst dürftige
sanitäre Anlagen. „Um 4 Uhr früh mussten wir aufstehen. Der Mullah, der
Koranlehrer, saß immer hinter einem Vorhang – wir durften ja keinen Mann
anschauen. Als Aufsicht hatten wir eine strenge Lehrerin. Mit einem
Stock in der Hand, den sie zu benutzen wusste, passte sie auf, dass wir
tatsächlich im Koran lesen. Wir sollten Unterwerfung gegenüber dem
Propheten – nichts anderes bedeutet Islam – und den späteren Ehemännern
lernen. Dazu mussten wir stundenlang in der brütenden Hitze die Suren
auswendig lernen. Eine Art Gehirnwäsche,“ resümiert Sabatina.
Noch
will Sabatina ja gläubige Muslimin werden, aber wenn sie an ihre
liebgewordenen Freunde in Österreich denkt, (Freundschaft mit
Ungläubigen ist ja verboten) fühlt sie sich innerlich zerrissen. Sie
weint viel, ist oft krank, kann bald nichts mehr essen. Was ihre Heirat
betrifft, machen ihr auch die anderen Mädchen klar, es gehe nur um
Gehorsam. Die Belohnung käme dann im Paradies. Als sie das erzählt,
bricht Sabatinas Humor – wie übrigens oft während ihrer Schilderungen -
durch: „Also darüber habe ich im Koran nichts gelesen. Bei den Männern
ist es ja klar. Na ja vielleicht bekommen die Frauen im Paradies
Weintrauben.“ Und gleich wieder ernst: „Die Frauen in Pakistan, dem Land
mit den meisten Ehrenmorden (über 1000 registrierte Fälle von Mord an
Frauen im vorigen Jahr), müssen sich eben so etwas als
Überlebensstrategie einreden.“
Ihr selbst geht es mittlerweile so
schlecht, dass die Schulleitung der Tante nahe legt, sie abzuholen. Das
Thema Schule ist damit aber nicht beendet: Es folgt eine gemäßigtere
Wahabiten-Koranschule. Nun darf sie ab und zu auch zur Tante nach Hause.
Vielleicht gar keine so gute Idee, denn nun beginnen die sexuellen
Übergriffe des Cousins. Da sie ja von Kindheit an weiß, dass der Mann
immer recht hat, kann sie sich bei niemandem darüber beklagen. Ihre
Bulimie verstärkt sich drastisch. Ihre Verwandtschaft deutet das
allerdings als Fluch Allahs. Schließlich willigt Sabatina ein, sich zu
verloben. Vielleicht lässt man sie dann nach Österreich fliegen. Von
dort aus soll ja das vom Cousin ersehnte Visum für Österreich beantragt
werden.
Nach dem schlimmen halben Jahr in Pakistan endlich wieder in
Linz! In der Abendschule, die sie nun besucht, trifft sie Christian,
einen ehemaligen Schulfreund, der sich früher hauptsächlich mit Joints
rauchenden Jungs umgab. Er ist total verändert: hilfsbereit,
zuvorkommend, rücksichtsvoll – ganz anders als die pakistanischen Männer
im Umgang mit Frauen. Er habe Jesus kennengelernt, sei Christ geworden,
erzählt er. Ihr imponiert seine Überzeugung. Immer wieder zitiert er
aus der Bibel. Nach einiger Zeit gesteht sie ihm ihre große Sorge: Ihr
Vater dränge sie immer heftiger, die Heiratsurkunde zu unterzeichnen,
damit der Cousin endlich das Visum bekäme.
„Du musst beten“, erklärt
ihr Christian. Ja, beten würde sie ohnedies, „sogar fünf mal am Tag.
Aber es nützt nichts!“ Vielleicht wende sie sich nicht an den richtigen
Gott, erwidert Christian. Großes Entsetzen bei Sabatina: Ihr Freund
hatte soeben Allah in Frage gestellt! Jetzt würde ihn wohl dessen Fluch
treffen.
Seine Antwort lässt sie aber nicht mehr los – vor allem,
weil der junge Mann so viel Liebe ausstrahlt und eine entschiedene
Haltung einnimmt. „So kann man das Evangelium am besten predigen: die
Wahrheit verkünden, aber in Liebe, mit fester Überzeugung und Klarheit,“
meint sie jetzt. „Das wird Moslems am meisten bewegen. Es ist die beste
Art, wie man sie überzeugen kann.“ Bei ihr jedenfalls begann es damals
zu wirken. Die Bibel, die Christian ihr schenkt, nimmt sie, trotz der
Gefahr, sie könnte bei einer Taschenkontrolle entdeckt werden, mit heim,
versteckt sie – nachdem die Kontrolle ausgefallen war – auf ihrem
Hochbett.
„Gott, wer bist du eigentlich? Warum hilfst du mir nicht?“
sind ihre brennenden Fragen. Dann schlägt sie das Buch irgendwo auf und
liest: „Wenn ihr mich aus ganzem Herzen sucht, werde ich mich finden
lassen.“ Sie ist elektrisiert. Eine Antwort hatte sie im Koran noch nie
bekommen. So liest sie in den nächsten Monaten immer wieder im Neuen
Testament: Ein völlig anderes Weltbild als im Koran entsteht vor ihren
Augen. Sie vergleicht Jesu Handlungen mit denen Mohammeds. Etwa: Die
Ehebrecherin wird von Jesus beschützt und begnadigt – bei Mohammed
gesteinigt. Jesus sagt: Liebe deine Feinde, ja Er liebte sogar jene, die
ihn gekreuzigt haben – Mohammed hingegen führte Kriege und ließ Feinde
und Kritiker hinrichten. Schlagt den Ungläubigen den Kopf ab (Sure 46),
hatte sie im Koran gelernt.
„Doch vor allem hat mir die Art und
Weise, wie Jesus mit Frauen umgegangen ist, imponiert,“ fährt sie eifrig
fort. „So war eine Frau etwa die erste Zeugin der Auferstehung, zu
einer Zeit, wo das Zeugnis einer Frau bei Gericht nicht gegolten hat.
Hier lernte ich einen Gott kennen, der mit Recht Vater genannt wird.
Diese bedingungslose Liebe kannte ich weder von Allah, noch von meiner
Familie. Aber genau nach dieser Liebe sehnte ich mich. Liebe ist eben
Gottes Wesen.“
Anfangs versucht sie, zu Hause so zu tun, als
verrichtete sie weiterhin die islamischen Gebete, um Konflikten aus dem
Weg zu gehen. Sie will ja ihre Familie, die sie trotz allem liebt, vor
allem ihren Vater, nicht verlieren. Dennoch bleibt sie auch bei ihrer
Heiratsverweigerung. Die Folge: Kontrollen, Verdächtigungen,
Erniedrigungen („mit wem hast du gelegen?“) nehmen zu. Eines Nachts
schlägt sie folgenden Vers auf: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als
mich, ist meiner nicht wert.“ Es ist eindeutig: Gott kennt ihre
Gedanken, ist also da. Ihr wird bewusst: Sie muß sich entscheiden: Vater
und Mutter soll sie zwar ehren, aber ihnen nicht auf einen Weg in die
Finsternis folgen. Gottes Wort und das Beispiel des Freundes bringen
sie zum Entschluss, sich zu bekehren.
Um das irgendwo festzuhalten
und zu besprechen, geht sie in eine Kirche. Lachend erzählt sie: „Ich
habe dort einen Mann nach dem Papst gefragt. Ich würde ihn gerne
sprechen.“ Die Reaktion des Priesters, dem sie dann ihre Geschichte
erzählt, ist allerdings nicht zum Lachen: Er gibt zu verstehen, man
könne es auch so sehen: Vielleicht sei Mohammed doch auch irgendwie ein
Prophet des Dreieinigen Gottes. Wie bitte?!
Als Sabatina bei einem
erweiterten Familientribunal ihre Konversion zum Christentum kundtut,
fliegen ihre Sachen in zwei Plastiktaschen das Stiegenhaus hinunter,
begleitet von den Worten der Mutter: „Wenn ich gewusst hätte, dass du
eines Tages so wirst, hätte ich dich bei deiner Geburt erdrückt!“ Der
Vater und ein Onkel sprechen Morddrohungen aus. Muslime, die zum
Christentum konvertieren sind nämlich laut Koran zu ermorden oder
lebenslang einzusperren.
In ihrer entsetzlichen Not landet die junge
Frau wieder in der Notschlafstelle. Von dort aus besorgt man ihr eine
kleine Wohnung direkt gegenüber einer Polizeistation. Die von der
Polizei vorgeladenen Eltern erklären ihre Tochter für psychisch krank.
In der Folge wechseln einander Drohanrufe, Auflauern, Beschimpfungen und
Drohungen in aller Öffentlichkeit ab. Mehrmals verliert Sabatina ihre
Stelle wegen unmöglicher Auftritte des Vaters. Dieser hat mittlerweile
die Unterschrift der Tochter gefälscht und das Hochzeitsdokument selbst
unterschrieben. Der Cousin ist nun auch in Linz und bedroht sie
seinerseits.
Sabatina flieht entsetzt nach Wien, wo sie bei
verschiedenen katholischen Gemeinden Unterschlupf findet. Auf der Suche
nach Arbeit landet Sabatina in einem zweifelhaften Fotomodel-Milieu. Es
ist eine Rebellion gegen Unfreiheit und erlittener Unterdrückung.
Endlich fühlt sie sich befreit von den restriktiven Kleidervorschriften.
Und ihr Körper ist nun nicht mehr hässlich und ekelhaft wie es in der
Koranschule hieß. Niemand warnt sie vor den möglichen Konsequenzen. Als
sie 2002 die Möglichkeit bekommt, ein Buch über ihr Leben zu schreiben,
greift sie zu, auch weil sie hofft, damit ihrer Schwester ein ähnliches
Schicksal zu ersparen.
Nach Erscheinen des Buches wird sie in Wien
von Musliminnen, meist heimlich oder durch Briefe, kontaktiert. Mädchen
und Frauen in ähnlichen Notlagen (Zwangsverheiratung, verprügelt,
Kinderentzug…) erhoffen sich von der mutigen jungen Frau Hilfe. Was
soll ich tun? fragt sie den Herrn und bekommt folgenden Vers: „Blinde
sehen, Taube hören, Gefangene werden frei…“ Ein klarer Auftrag also,
diesen Menschen beizustehen. Doch ihre Möglichkeiten sind beschränkt,
obwohl sie nun auch ins Fernsehen kommt und bei Podiumsdiskussion über
das Thema Zwangsheirat sprechen kann. Von den Eltern jedoch, die sie
öffentlich als Lügnerin bezeichnen, wird sie wegen Verleumdung verklagt.
Der folgende Prozess, ein furchtbares Erlebnis, belastet sie extrem.
Zwar gewinnt sie in erster Instanz, aber die total verhärtete Haltung
der Familie ihr gegenüber belastet sie sehr.
Für Skandalblätter ist
das ein gefundenes Fressen: Fotos von Sabatina tauchen auf, bebildern
Storys rund um eine rassige Ex-Muslimin, die katholisch wird, der
Zwangsverheiratung entflieht, aber von ihren Eltern verklagt wird. Na
bravo! Kein Wunder, dass sich Bulimie – diesmal von Herzrasen begleitet –
wieder meldet. Einzige Stütze ist der Pfarrer von Seibersdorf, Rudolf
Schermann, der sie 2003 auch getauft hatte. Denn von der Kirche sonst
kommt so gut wie keine Hilfe.
Der Glaube an Jesus Christus ist ihr
wahrer Halt: „So allein, wie ich mich fühlte, konnte ich nur noch
gläubiger werden. Das Evangelium wurde für mich so lebendig wie nie
zuvor,“ erzählt sie mir. Immer mehr Bereiche ihres Lebens legt sie ganz
in Gottes Hände und macht damit wunderbare Erfahrungen: Die Bulimie wird
ohne Therapie geheilt, nachdem sie dieses Leiden Gott übergeben hatte.
Zuletzt beschließt sie, auch ihr Beziehungsleben ganz in Seine Hände zu
legen: Die große Bedeutung des Sakraments der Ehe, die Wertachtung
Gottes, das Thema Selbstdisziplin und die Befreiung, die diese schenkt,
führen sie zu dem Entschluss: kein Sex vor der Ehe – uncool? Ganz im
Gegenteil: urcool!
Mittlerweile ist ein Onkel, ein Hardliner, in
Österreich eingetroffen und wird auf ihre Spur gesetzt. Die Drohungen
nehmen wieder zu. Klar, dass sie die Gelegenheit, in Deutschland
Musikaufnahmen machen zu können, beim Schopf packt und weit weg in den
Norden des Landes entflieht. Dort weiß man ihre Erfahrungen und ihr
zunehmendes Engagement in Sachen Zwangsverheiratung besser zu schätzen:
Sie wird Botschafterin der Organisation „Terre des Femmes“, wird zu
Talkshows eingeladen und kann endlich muslimischen Frauen in
Notsituationen besser helfen.
Um sich ganz den Problemen der Frauen
widmen zu können, gründet sie 2006 die Hilfsorganisation Sabatina-ev:
Diese soll Frauen, die Opfer von Verbrechen wurden, in der
Öffentlichkeit eine Stimme geben. Mittlerweile unterstützt sie auch
verfolgte Christen in islamischen Ländern. Bei den Frauen (2012 waren es
70) handelt es sich um langfristigen Beistand, der von finanzieller und
rechtlicher Hilfe bis zu Schutzwohnungen reicht.
Da Sabatina selbst
einer dauernden Bedrohung ausgesetzt ist, wird sie 2006 in das deutsche
Opferschutzprogramm aufgenommen und seitdem vom Landeskriminalamt
begleitet. Obwohl dieses abrät, unternimmt die wagemutige Frau 2008 eine
für sie lebensgefährliche Reise nach Pakistan, um das Los der Kinder,
Mädchen und Frauen wie auch der christlichen Gemeinden (ca. 1,2 Mill.
Katholiken leben unterdrückt in Pakistan, das 184 Mill. Einwohner hat)
besser kennenzulernen. Viele Christen arbeiten z.B. als Sklaven in
Ziegelbrennereien. Diese Sklavinnen können sich aber freikaufen. Das
soll ihnen nun durch Nähkurse und dem Erwerb von Nähmaschinen (für nur
30 Euro Spende) dazu verhelfen, sich loszukaufen. Auch Kinder, die von
Kidnapping für den blühenden Organhandel, bedroht sind, konnten schon
gerettet werden (nachzulesen in ihrem Buch und auf www.sabatina-ev.de).
Dass
ihr Aufenthalt dort nicht unbemerkt über die Bühne geht, merkt sie
bald: Man wirft eine Leiche auf das Auto, mit dem sie und ihre
Begleitung. unterwegs sind. Eine üble Warnung! Auch der Geheimdienst ist
ihnen auf den Fersen, wie sie viel später feststellen wird.
Ob sie
bei all diesen Vorhaben keine Angst habe, frage ich verständlicherweise.
„Mein Leben hängt nicht davon ab, was Regierungen tun oder was die
Moslems gegen mich planen,“ entgegnet Sabatina, „entscheidend ist, was
Gott für Pläne für mich hat. Seinen Plan nicht auszuführen, käme einer
Untreue gleich.“ Sich von Seinen Plänen leiten zu lassen, betont sie,
das tue sie aus Liebe zu Ihm: „Meine größte Erfüllung ist zu wissen,
wofür ich lebe und wofür ich stehe: Der einzige Sinn meines Lebens ist
meine Verbindung zu Jesus. Dafür würde ich auch sterben können. Den Sinn
in Christus allein zu finden, ist das größte Geschenk, das ein Mensch
bekommen kann. Darin möchte ich noch wachsen.“
Es ist ihr Glaube an
den Dreieinen Gott, der ihr offensichtlich die Kraft gibt, sich über die
vielen Bedrohungen hinwegzusetzen und immer wieder öffentlich
aufzutreten. „In Europa herrscht immer noch so viel Nichtwissen, was den
Islam betrifft,“ bedauert sie und betont: „Die Christen in den
islamischen Ländern brauchen dringend unsere Solidarität.“ Und diese zu
wecken, sieht sie als eine ihrer Aufgaben an.
Wie sie sich ihre
Zukunft vorstellt? „Ich wünsche mir, eines Tages ein eigene Familie zu
haben. Aber je stärker ich mich mit Gott verbinde, desto mehr werden mir
Seine Bedürfnisse wichtiger als meine eigenen. Und das Eigenartige
ist: Es macht mich auch zufriedener. Ich lebe zwar im Untergrund,
bekomme immer wieder Drohbriefe, muss immer wieder Wohnung wechseln,
kann mich daher nicht in Pfarren integrieren, aber in Zeiten der
Verfolgung erlebe ich Gott viel intensiver. Gottes Wirken und Seine
Weisheit offenbaren sich da viel mehr.“
Ein Beispiel dafür: In einem
Ort in Deutschland, in den sie gerade übersiedelt war, hört sie, was
sie „Führung Gottes“ nennt: rasch diesen Ort verlassen. Und das, wo sie
doch gerade erst angekommen ist? Ungläubig schlägt sie die Bibel auf und
liest: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester, aber der
Menschensohn hat keinen Platz, wo er sich ausruhen kann…“ Noch in
derselben Nacht verlässt sie die Wohnung. Später findet sie heraus, dass
ein Moslem, der sie verfolgt hatte, gerade zu diesem Zeitpunkt ihre
Adresse ausfindig gemacht hatte.
So macht Sabatina immer wieder die
Erfahrung des lebendigen Gottes, der sie liebt und beschützt, sie vor
Gefahren bewahrt. Er schickt sie zwar in gefährliche Gebiete, wie 2008
nach Pakistan, schützt sie aber gleichzeitig auch. „Er spricht immer
wieder durch Sein Wort. Aber da muss natürlich das Wort auch in mir
wohnen, wie Jesus gesagt hat.“ Der Hl. Geist erinnere uns an das
lebendige Wort Gottes in der Bibel, das Sabatina durchs Leben führt.
„Der Glaube ist mein Fundament, meine ganze Identität. Für Gott lebe
ich, Er ist mein Antrieb und meine Kraft für die Hilfe, die ich z.B. bei
den Frauen leiste. Denn man kann nicht geben, wenn man selber nicht
empfängt.“
Sabatina ist zwar einsam in ihrem Kampf, aber nicht
allein: „Mein Ratgeber sind nicht Menschen, sondern Jesus. Als ich die
Rede für die Pressekonferenz hier in Wien geschrieben habe, hat mir ein
Freund geraten, nicht über den Islam zu sprechen. Aber ich habe gespürt,
als würde der Hl. Geist sagen: ,Sprich die Wahrheit in Klarheit’. Im
Flugzeug war ich dann doch wieder unsicher. Da hab ich das Wort bei
Jesus Sirach gelesen: ,Bleib fest in deiner Überzeugung und deine Rede
sei eindeutig.’ Dann war es für mich klar.“
„Wissen Sie,“ sagt sie
mir zum Schluss, „Ich liebe das Leben, aber ich halte nicht daran fest.
Es ist nämlich nicht das Kostbarste. Das Kostbarste ist die Wahrheit.
Und die ist Christus.“
Übrigens: Sie ist noch immer Österreicherin!
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