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Das
Gleichnis von den zwei Söhnen
(Mt 21,28-32)
"Der Friede sei mit euch. Euch allen, die ihr mich
umgebt, möchte ich ein Gleichnis erzählen, und ein jeder mache sich die Lehre
daraus und den für ihn passenden Teil zu eigen.
Hört. Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zu dem einen
und sagte: "Mein Sohn, komm und arbeite heute im Weinberg deines Vaters." Es
war dies ein Zeichen der Anerkennung vonseiten des Vaters. Er hielt den Sohn
für fähig, dort zu arbeiten, wo bisher der Vater selbst gearbeitet hatte. Es
war auch ein Zeichen dafür, dass der Vater im Sohn guten Willen,
Standhaftigkeit, Fähigkeit, Erfahrung und Liebe zum Vater sah.
Aber der Sohn wurde von irdischen Angelegenheiten
abgelenkt; er schämte sich auch, im Arbeitsgewand zu erscheinen (Satan
bedient sich solcher Ansichten, um vom Guten abzuhalten) und fürchtete den
Spott und vielleicht auch Racheakte seitens der Feinde des Vaters, die
gegen ihn selbst nicht die Hand zu erheben wagten, wohl aber gegen seinen
schwächeren Sohn. So antwortete er: "Ich gehe nicht. Ich habe keine Lust
dazu." Da ging der Vater zum anderen Sohn und sagte ihm dasselbe, was er
zum ersten gesagt hatte. Der zweite antwortete sofort: "Ja Vater, ich gehe
sogleich."
Was geschah?
Der erste Sohn war an sich von guter Gesinnung, aber im ersten Augenblick der
Versuchung zur Auflehnung erlegen; er bereute jedoch, seinen Vater
beleidigt zu haben, und ging ohne ein Wort zu sagen in den Weinberg und
arbeitete den ganzen Tag bis zu später Stunde. Dann kehrte er nach Hause
zurück mit Frieden im Herzen wegen der erfüllten Pflicht. Der zweite hingegen,
lügnerisch und schwächlich wie er war, ging aus dem Haus, schlenderte
dann aber im Dorf herum und machte unnütze Besuche bei einflussreichen
Freunden, von denen er irgendetwas erhoffte, und sagte sich in seinem Herzen:
"Der Vater ist alt und geht nicht aus dem Haus. Ich werde ihm sagen, dass ich
ihm gehorcht habe, und er wird es glauben..."
Als der Abend auch für ihn kam kehrte er mit dem
gelangweilten Gesicht eines Müßiggängers, jedoch mit sauberen Kleidern nach
Hause zurück. Der Vater bemerkte den unsicheren Gruß und verglich ihn mit dem
des ersten Sohnes, der müde, schmutzig und abgearbeitet, aber heiter war und
einen aufrichtigen, demütigen und liebevollen Blick hatte, der, ohne sich mit
der erfüllten Pflicht zu brüsten, sagen wollte: "Ich liebe dich, und zwar
aufrichtig. Um dich zufriedenzustellen, habe ich mich überwunden." Der
Vater umarmte den müden Sohn und sprach: "Sei gesegnet, denn du hast die
Liebe verstanden."
Was haltet ihr davon?
Welcher von den beiden hat den Vater geliebt? Sicher werdet ihr sagen: "Der,
der den Willen seines Vaters erfüllt hat." Und wer hat ihn erfüllt, der erste
oder der zweite Sohn?"
"Der erste", antwortet die Menge einstimmig.
"Ja, der erste. Auch in Israel gibt es so etwas.
Nicht die sind die Guten, die da sagen: "Herr, Herr!" und sich an die Brust
schlagen, ohne im Herzen Reue über die begangenen Sünden zu empfinden. Sie
werden sogar immer hartherziger. Nicht die sind die Guten, die fromme Riten
zur Schau tragen, um als Heilige zu erscheinen, dann aber in ihrem Leben ohne
Liebe und Gerechtigkeit sind. Sie handeln gegen den Willen Gottes, der mich
entsandt hat und den sie bekämpfen, als ob ich im Auftrag Satans käme. Das
wird nicht verziehen.
Sie sind keine Heiligen in den Augen
Gottes; vielmehr sind es die, die anerkennen, dass Gott alles gut macht, was
er tut, die den Gesandten Gottes aufnehmen und sich sein Wort anhören, um zu
wissen, wie man besser wird, und immer mehr zu erkennen, was der Vater will.
Das sind die wahren Heiligen, die dem Allerhöchsten wohlgefällig und teuer
sind. (...)"
Herr, lehr uns Dein Wort für UNS verstehen!
MIR willst du damit etwas mitteilen. Amen.
Weiterführende Themen:
Die Eucharistie
/
Leben in Gottes Gegenwart
/
Die Liebe Gott Vaters
/ Spiritualität
/
Die Liebe Gottes (Gloria Polo)
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