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nähere dich deinem Vater, der nichts als Liebe ist. Bei Ihm findest du wahren und echten Frieden, der alles Irdische überstrahlt

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Exorzismus

Pater Amorth, Exorzist

 

Wenige glauben noch an ihn: den Teufel. Und damit hat er viele schon für sich gewonnen. "Die sind mir die liebsten", musste der Teufel im Exorzismus der Anneliese Michel aussagen.
Klar, die sind schon fast in seinen Händen. Denn das Leben eines Christen ist geprägt vom Kampf gut gegen böse. Er wird die Sakramente pflegen, um den Weg des Heiles zu gehen, er wird beichten, um sich reinigen zu lassen, er wird sich in der Hl. Kommunion stärken und Zuflucht bei Jesus suchen, er wird Versuchungen meiden, er wird beten... Doch viele - allzu viele - leben heute in Gottesferne, glauben weder an Gott noch an den Teufel.

 

INHALT
 
 

Pater Amorth, Exorzist der Dioziöse Rom

Der Teufel ist unter uns

Das moderne Denken lässt die biblischen Aussagen vom Teufel und der Teufelsaustreibung (=Exorzismus, von griech. orkos= Eid, Schwur) kaum mehr gelten. Berichte über selbsternannte Exorzisten bringen die kath. Kirche in ein schiefes Licht. 1990 stellte der Vatikan allen Bischofskonferenzen ein Dokument zu, worin die künftige Handhabung des Exorzismus beschrieben ist. Von einem Exorzisten wird v.a. verlangt, dass er zwischen Krankheit, Umsessen- und Besessenheit unterscheiden kann. Der Priester Reto Nay hat uns aus Rom das folgende Gespräch mit dem bekannten Exorzisten Gabriele Amorth mitgebracht.


padre Amorth
Gabriele Amorth, seit 1985 Exorzist der Diözese Rom.

 

Pater Amorth, warum glauben die Leute nicht mehr an den Teufel?

«Ich persönlich bezweifle, dass die Leute heute nicht mehr an den Teufel glauben. Der Teufel existiert — und wie! Die Civiltà Cattolica (angesehene Zeitschrift der Jesuiten) hat auf einem Kongress eine Studie mit erschütternden Zahlen vorgestellt: ca. 12 Millionen Italiener wenden sich an Kartenleser, Zauberer, Hexer, satanische Sekten... Sie zahlen 100 Fr. für eine Antwort oder einen Rat und mehrere 1000 Fr. für eine Behexung.» Das ist ja ein Riesengeschäft. Wie kann man so etwas erklären? Wenn der Glaube abnimmt, nimmt der Aberglaube auch unter gebildeten Leuten zu. Heute existieren in Rom über 100 satanische Sekten. In Europa gibt es einen grossen spirituellen Niedergang. Der Glaube schwindet. Die Zahl der Kirchgänger fällt ins Bodenlose. Ich betrachte die Europäer als ein Volk von getauften Heiden. Scheidung, Abtreibung, Auflösung der Familien: eine Katastrophe.»

Glauben Sie, dass der Teufel real gegenwärtig sein kann?

Satan ist ein wirkliches, persönlichgeistiges Wesen. Er gehört zu den Abertausenden von Gott geschaffenen Engeln. Wie alle Engel war der Teufel einst glücklich und gut, erlag dann aber einer Versuchung. Es steht fest, dass sich Satan und seine Anhänger aus eigener Schuld in Dämonen verwandelten, weil sie sich nicht in den Dienst Christi stellen wollten. Die Dämonen sind persönliche Wesen, weil sie Freiheit und Willen besitzen. Sie sind geistige Wesen, reine Geister, weil sie keine Seele und keinen Leib haben wie der Mensch. Darum benützen sie manchmal den Körper der Menschen.»

Durch welche Ritzen der Persönlichkeit kann sich der Teufel einschleichen?

«Satan benützt 4 Wege, um von einer Person Besitz zu ergreifen: Die Erlaubnis Gottes, z.B. bei Heiligen, die von Dämonen besessen waren. Eine Verfluchung, die auch ohne den aktiven Beitrag der besessenen Personen wirksam werden kann. Diese Menschen sind Opfer ohne Schuld. Freilich wirkt eine Verfluchung viel seltener, wenn der Betroffene im Stand der Gnade ist, betet und regelmässig die Sakramente empfängt. Die anhaltende Todsünde. Der Einfallsort des Teufels ist hier offensichtlich. Das beste biblische Beispiel dafür ist Judos Iskariot. Wie oft wird Jesus versucht haben, Judas von seinen Mängeln zu reinigen. Judas war ein Dieb, und als er sich entschloss, Jesus zu verraten, sagt das Evangelium: «Und der Satan ergriff Besitz von Judas» (Lk 22,3). Wiederholt habe ich es mit Personen zu tun gehabt, die im Zustand der eingewurzelten Sünde lebten. Ein Rauschgifthändler hatte unter Drogeneinfluss ein Mädchen vergewaltigt und an einem bewaffneten Überfall teilgenommen. Er kam zu mir, um seiner Mutter und seiner Schwester, die ihn begleiteten, eine Freude zu machen. Ich hatte keine 30 Sekunden über ihn gebetet, da fiel er schon in Trance und begann fürchterlich zu schreien. Sofort brach ich den Exorzismus ab und sagte ihm, dass er von einem Dämon besessen sei. Er antwortete mir: «Das weiss ich, und es ist mir recht, weil ich es so haben will.»

Kontakte mit satanischen Sekten, Magiern, Hexern, teuflischen Bluthunden, Okkultismus, Spiritismus... Wenn jemand solchen Dingen nachgeht, öffnet er dem satanischen Einfluss und der Besessenheit Tür und Tor.»

In wievielen Fällen haben Sie die Gegenwart des Teufels festgestellt?

«Ich persönlich habe es bisher mit ungefähr 12 schweren Fällen zu tun gehabt. Doch die Personen, die bis zu mir gelangen, sind selektioniert. Jeden Montag erhalte ich Anrufe von Menschen, die um Hilfe bitten. Im Schnitt stelle ich bei zwei Drittel der Fälle fest, dass eine Audienz unnötig ist. Beim restlichen Drittel kann ich erst nach einem oder mehreren Exorzismen sehen, ob es sich um wirkliche Teufeleien oder um paranormale Phänomene handelt, die ein Exorzist natürlich auch kennen muss.»

 

Ein Exorzist im Einsatz

In einem Quartier der römischen Innenstadt unweit des Kolosseums erhebt sich in einer stark befahrenen Seitenstrasse eine unscheinbare Kirche. Es ist 8.00 Uhr, und drinnen steht die Frühmesse kurz vor dem Ende. Unter den Gläubigen, in der letzten Bank kniet ein Priester im schwarzen Talar. Noch dem Schlusssegen erhebt er sich und geht seitlich in die Sakristei. Einige Personen folgen ihm. Dieser Vorgang wiederholt sich jeden Dienstag- und Freitagmorgen: P. Gabriele Amorth, der berühmteste unter den Exorzisten der Diözese Rom ist bei der Arbeit. Der Pater ist ausgelassen und scherzt mit den Umstehenden, alles junge Leute, unter ihnen auch eine elegant gekleidete 25- bis 30 jährige Frau. Das Hinterzimmer der Sakristei, wo sich die Gruppe befindet, ist spartanisch ausgestattet. Eigentlich ist es mehr ein Abstellraum. In seiner Mitte ist ein Tisch, auf dem mit Wasser gefüllte Behälter bereitstehen. Zuerst wendet sich der Pater ihnen zu und segnet das Wasser. Weihwasser ist für einen Exorzisten ein wichtiges Instrument. In der Zwischenzeit haben sich die Leute niedergesetzt. Die elegante junge Frau hat in einem uralten Polstersitz Platz genommen, der von einem Halbkreis anderer Stühle umgeben ist. Offensichtlich ist sie die «Besessene». Pater Amorth tritt heran, spricht einige Gebete und bespritzt die kleine Gruppe mit Weihwasser. Angetan mit einer langen violetten Stola setzt er sich dem Mädchen gegenüber. Einige Scherze, wie geht‘s, wie steht‘s, die Arbeit, die Familie. Nochmals Weihwasser. Dann legt der Pater dem Mädchen die Enden seiner Stola über die Schultern, berührt mit den Händen ihr Haupt und beginnt mit den langen lateinischen Exorzismusgebeten. Die Frau, eben noch redselig und lachend, durchzuckt es wie ein Stromstoss. Sie fällt in einen tranceähnlichen Zustand. In ihren halboffenen Augen sind die Pupillen nicht mehr zu erkennen. Unruhe breitet sich aus. Links und rechts von ihr nähern sich zwei ältere Frauen, die sie diskret aber mit Kraft an Schultern und Armen zurückhalten. Später treten zwei Männer hinzu, um ihre Beine zu fixieren. Der Pater betet weiter, als ob nichts geschehen wäre. Er bespritzt das Mädchen, das inzwischen tobt, schreit und schäumt, mit Weihwasser und macht ihr mit Katechumenenöl das Kreuz auf die Stirn: «Fugite partes adversae“» — «Flieht ihr diabolischen Kräfte!» Pater Amorth ist hager und mit seinen 81 Jahren äusserst vital. Trotz seines Alters ist er erst seit 20 Jahren Exorzist. Vorher war er Redaktor und Schriftsteller. Er ist seit Jahren Mitglied der internationalen päpstlichen Marianischen Akademie. Seine Ernennung zum Exorzisten kam für ihn überraschend. Alles begann bei einer Zusammenkunft mit dem damaligen Vikar des Papstes für die Stadt Rom, Kardinal Ugo Poletti. Dabei kam der Kardinal auf einen gemeinsamen Bekannten, den Passionistenpater Candido Amantini, zu sprechen. P. Candido war der berühmteste Exorzist in Rom und hatte eine 36 jährige Erfahrung. Kardinal Poletti packte die Gelegenheit beim Schopf: ,,Sie sind ein Freund von P. Candido und wissen gewiss, dass er alt ist und einer Hilfe bedarf. Ich verleihe Ihnen darum das Recht zu exorzieren. ,,So wurde Pater Amorth zuerst der Gehilfe und Lehrhng ,später der Nachfolger von P. Candido. Seitdem hat er in weniger als sechs Jahren ca. 1 2‘OOO Exorzismen durchgeführt.

Pater Amorth spricht von einer Zunahme der Besessenen

Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe.

«Wir Exorzisten, die wir den Bösen bekämpfen, sind nur wenige», erklärt der bekannte römische Pauliner-Pater, Gabriele Amorth. «Um dem Satan entgegenzutreten genügt Weihwasser und ein Kruzifix, aber um ihn endgültig zu besiegen, kann es 14 Jahre dauern.»— «Von 1986 bis heute, haben sich 12‘OOO Personen an mich gewandt.»

Wie kann man eine Besessenheit erkennen?

«Die Hauptschwierigkeit besteht darin, ein dämonisches von einem psychischen Leiden zu unterscheiden. Hier müsste man weit ausholen. In einigen Fällen kann beides im Spiel sein. Das bedeutet, dass die Person sowohl den Exorzisten als auch den Psychiater braucht. Vereinfachend können wir sagen, dass das einleuchtendste Symptom der Besessenheit die Abneigung gegen das Heilige ist. Wenn eine Person, obwohl sie es möchte, nicht zur HI. Messe gehen kann, wenn jemand auf heilige Bilder aggressiv reagiert, dann sind das erste Hinweise. Man kann eine Person auch testen, indem man ihr, ohne das sie es weiss, einen Kaffee oder eine Suppe mit exorziertem Wasser zubereitet. Wenn die Person aufspringt oder die Speise ablehnt, besteht Verdacht auf Besessenheit. Oder man bereitet den Salat mit exorziertem Salz oder exorziertem Öl und prüft, ob die Person ausfällig wird und das Essen ablehnt. Ein anderer Hinweis kann eine medizinisch nicht diagnostizierbare Krankheit sein. Es kommt vor, dass bei einer Person nicht einmal der unmittelbare Effekt eines Medikamentes eintritt. Man versucht z.B. einen Kranken mit hohen Dosen von Schlaftabletten zu beruhigen, ohne dass sich bei ihm eine Wirkung zeigt. Auch die Tatsache, dass jemand an einer spiritistischen Sitzungen etc. teilgenommen hat, muss sehr ernst genommen werden. Um die Besessenheit einer Person zu erkennen, ist Verschiedenes zu berücksichtigen. Letztlich kann aber nur der Exorzismus eine eindeutige Diagnose liefern. Deshalb ist es wichtig, die Reaktion einer Personwährend und nach dem Exorzismus zu beobachten. Der Exorzismus kann nach einigen Tagen gewalttätige Reaktionen, Augenrollen oder Trancezustände auslösen. Oder es kann einer Person für einen Tag schlecht gehen und anschliessend wieder gut, bis das Übel nach einigen Tagen erneut eintritt. Um eine mögliche Einbildung auszuschalten, ist es wichtig, die Verhaltensweisen des Bedrängten während einer Reihe von Exorzismen aufzuzeichnen. Erst dann kann festgestellt werden, ob eine Besessenheit tatsächlich vorliegt oder nicht.»

Wie lange dauert es, um den Teufel zu vertreiben?

«Selten geht es schnell. Im allgemeinen braucht es 5-6 Monate (manchmal bis zu 12 oder 14 Jahren). Ich exorziere Personen, die schon bei meinem Vorgänger, Pater Candido, in Behandlung waren.»

Gab es in ihrer Tätigkeit einen besonders typischen Fall?

«Ich denke da an einen Jugendlichen, der zu mir kam, nachdem er von seiner Familie, den Ärzten, Spitälern und von verschiedenen Priestern zurückgewiesen worden war. Er litt furchtbar, Angst, Panik, weiche Knie, Versteifungen, Nervenzusammenbrüche, Angst vor Schizofrenie oder Epilepsie, Brechreiz, Schmerzen. Auch war er nicht mehr fähig, die Bewegungen der Arme und des übrigen Körpers zu kontrollieren). Keine Diagnose, keine Therapie und keine Medikamente konnten ihm die Gesundheit und Unbeschwertheit wieder schenken. Alle hielten ihn für verrückt. Er erzählte mir: «In meiner Verzweiflung wandte ich mich am Fest der Mutter des Guten Rates an einen sehr demütigen und frommen Pater. Dieser sprach mir von einem Geistesmann, der unter der strikten Aufsicht eines Bischofs wirke und die Gabe der Seelenschau habe. Ich suchte ihn auf und bekam folgende Antwort: «Man hat dich verhext, um dich an Leib und Seele zu treffen. Vor acht Monaten hast du einen verhexten Apfel gegessen.» Ich reagierte auf diese Diagnose mit einem müden Lächeln und glaubte natürlich kein Wort. Aber später dachte ich darüber nach und fühlte in mir eine neue Hoffnung. Ich machte mich auf die Suche nach einem Exorzisten und musste deswegen jede Menge Demütigungen, Ablehnungen und Spott einstecken. Jetzt bin ich bei ihnen angekommen, Pater Amorih, ich bitte Sie, helfen sie mir!» Der Jüngling erzählte mir auch von seiner Ex.Freundin, die davon überzeugt war, dass das Böse stärker wäre als das Gute. Dieses Mädchen sprach von verrückten Dingen wie Hexen und Magiern. Der Junge war davon überzeugt, dass sie der Ursprung seiner Besessenheit war. Ich exorzierte ihn während dreier Jahre, bis er seine alte Unbeschwertheit wiederfand.»

Was ist der Unterschied zwischen einem Priester und einem Laien im Kampf gegen den Teufel?

«Um diesen Unterschied zu verstehen, müssen wir beachten, dass der Teufel auf zwei Arten wirkt: durch die gewöhnliche und durch die aussergewöhnliche Beeinflussung des Menschen. Die gewöhnliche Art der dämonischen Einflussnahme auf unser Leben sind die Versuchungen, während der Teufel für seine aussergewöhnlichen Handlungen unheilbringende Kräfte benützt. Die richtige Unterscheidung, die weder im Kirchenrecht noch im alten römischen Rituale zu finden war, findet sich jetzt im jüngst publizierten Katechismus der Katholischen Kirche. Dieser spricht von der diabolischen Besessenheit einerseits und von Übeln diabolischen Ursprungs andererseits. Das ist eine wichtige Unterscheidung, denn während erstere eher selten ist, kommen Übel diabolischen Ursprungs häufiger vor.— Gegen die gewöhnlichen Versuchungen benützen Priester und Laien die gleichen Mittel, und natürlich können ihnen auch beide erliegen. Der Kampf gegen ausserordentliche Beeinflussungen des Teufels betrifft den Priester stärker, weil sich seine Tätigkeit, die Menschen zum Heil zu führen, ja schon an und für sich gegen den Teufel richtet. Zu den ersten Pflichten des Priesters gehört das Predigen und Beichtehören. Die Beichte ist das Sakrament, welches dem Teufel die Seelen entreisst. Darum dürfen wir uns nicht wundern, dass es der Teufel auf gute Beichtväter wie z.B. den Pfarrer von Ars, Padre Pio, Don Calabria... abgesehen hat.

Kann jeder Getaufte Befreiungsgebete sprechen?

«Jawohl. Denn Christus hat an jeden Christen die Verheissung gerichtet:

«...und durch die, welche zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben...» (Mk 16,17). Im 1 .-3. Jh. waren alle Gläubigen Exorzisten. Aber sie sprachen, um genau zu sein, keine Exorzismen, sondern Befreiungsgebete. Dagegen ist der Exorzismus ein von der Kirche eingesetztes Sakramental, das von einem durch den Bischof beauftragten Priester ausgeübt wird. Ein Laie kann aufgrund der kirchlichen Anordnung keine Exorzismen ausüben (diese Norm könnte auch verändert werden). Ein Laie, der Befreiungsgebete spricht, handelt im Namen Christi und macht vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen Gebrauch. Der vom Bischof beauftragte Priester handelt zusätzlich im Namen der Kirche und hat deshalb bei gleichen Voraussetzungen sicher die grössere Macht. Aber wir müssen beachten, dass der Herr kein Formalist ist. Ein Laie, der die Befreiungsgebete mit mehr Glauben spricht als ein Priester, hat mehr Macht als dieser. Erinnern wir uns an die HI. Katharina von Siena, welche die Besessenen empfing, die von den Exorzisten ihrer Zeit nicht geheilt werden konnten. Sie betete über sie und verschaffte ihnen Befreiung.

Dennoch ist festzuhalten, dass der Exorzismus als Instrument zur Befreiung eines Menschen erst an siebter Stelle steht. Folgende Maßnahmen gehen ihm im Kampf gegen den Teufel voraus:

Leben in der Gnade Gottes

  • Beichte
  • HI. Messe
  • Kommunion
  • eucharistische Anbetung
  • Gebete (Psalmen und Rosenkranz)
  • Exorzismus und andere Sakramente»

Welche Gebete rezitieren Sie während eines Exorzismus?

«Es handelt sich um lateinische Gebete aus dem römischen Rituale, die alle darauf abzielen, Satan im Namen Christi zu vertreiben. Manchmal reagiert der Leidende überhaupt nicht auf diese Gebete. In schwierigeren Fällen fällt er in Trance, sobald ich ihm die Hände auf lege. Danach erinnert er sich nicht mehr an das, was sich zugetragen hat. In anderen Fällen beginnt er zu heulen und zu schreien, wehrt sich und schäumt. Dann brauche ich Gehilfen, die ihn festhalten. Oft treten seltsame Symptome auf, weil sich der Teufel auf alle möglichen Weisen zu verstecken sucht. So verbirgt er sich nicht selten hinter einer merkwürdigen Form von Epilepsie, wobei die Personen aber Symptome zeigen, die der Epilepsie nicht entsprechen.» Welche Mittel verwenden Sie im Kampf gegen den Teufel? «Kruzifix, Weihwasser und Katechumenenöl: die gleichen Mittel, die man bei der Taufe benützt. Das Katechumenenöl wird am Hohen Donnerstag vom Diözesanbischof gesegnet. Bei uns in Rom ist das der Papst. Ferner lege ich dem Leidenden die Hände auf und lasse die Enden meiner langen Stola über seine Schultern fallen.»

Was tun Sie, wenn Sie meinen, dass eine Besessenheit vorliegt?

«Ich weise die Leute darauf hin, dass sie vor allem der Umkehr bedürfen. Es ist wichtig, die Gebote zu befolgen und Magier, Kartenleser und Zauberer zu meiden. Ich habe einen Unternehmer gekannt, der lange in Afrika gelebt und einem Hexer das Leben gerettet hatte. Aus Dankbarkeit hatte ihm dieser Riten beigebracht, die darauf abzielten, den Freunden Wohltaten und den Feinden Unglück zu bringen. Diese Riten waren natürlich dämonischen Ursprungs und deshalb gefährlich: Denn was nicht von GOTT kommt, stammt vom Satan. Der Unternehmer begann dem wirtschaftlichen Ruin entgegenzugehen und hatte in seiner Familie einen Todesfall nach dem anderen. Einem Mädchen, das nichts dabei fand, für ihre Freundinnen die Zukunft aus den Karten zu lesen, stellte ich die Frage: ,, Wer gibt dir die Kraft, Voraussagen zu machen?“ Das ist der springende Punkt. Denn ohne es zu merken, begeben sich viele Personen in grosse Gefahr. Das Kartenlesen kann der erste Ring einer Kette sein, deren Ende vom Teufel gehalten wird.»

Welche Personen sind den Gefahren am meisten ausgesetzt?

«Die Jugendlichen, die sogenannte «Erfahrungen» machen wollen. Früher benützte man dafür ein anderes Wort: «Sünde». Diese Jugendlichen gehen nach Afrika oder nach Indien zu den Gurus, die an die Reinkarnation glauben. Doch entweder glaubt man an die Auferstehung oder an die Wiedergeburt. Auch Diskotheken, wo man über die satanische Rockmusik unterschwellige Botschaften verbreitet, dienen der Beeinflussung wenig standhafter Geister.»

Ist es notwendig, dass ein Priester eine Person, die sich für besessen hält, empfängt und anhört?

«Es ist entscheidend, dass ein Priester einer Person, die sich an ihn wendet, Glauben schenkt und sie so ernstnimmt wie jemandem, der Glaubenszweifel hat. Ein solcher Mensch bedarf eines freundlichen Empfanges, denn wenn er merkt, dass er nicht ernst genommen wird, zieht er sich schnell zurück und bricht den Dialog ab. In diesem Fall begeht der Priester eine Unterlassungssünde, weil er an Liebe mangelt und der Person den Weg zur Gnade versperrt. Er muss dem Betreffenden auch sagen, dass die Heilung eine Bekehrung und den häufigen Sakramentenempfang voraussetzt. Wir Exorzisten können keinem helfen, der sich nicht selbst hilft.»

Was geschieht, wenn ein Priester Exorzismen ohne die Erlaubnis seines Diözesanbischofs spricht?

«Juristisch vollzieht er einen verbotenen Akt, weil er sich etwas anmasst, das die Erlaubnis seines Bischofs erfordert. Erst mit dessen Einverständnis ist die Durchführung eines Exorzismus rechtmässig. Ein Priester, der einen unerlaubten Exorzismus durchführt, setzt sich dem Zorn und der Rache Satans aus, weil er nicht den Schutz der Kirche besitzt.»

Glauben die Bischöfe an die Besessenheit und an die Wichtigkeit des Exorzismus?

«Seit etwa 200 Jahren sind die Exorzismen auf ein absolutes Minimum reduziert. Leider besitzen wir Bischöfe und Priester, welche die Traktate über die Dämonologie nicht studiert haben und sich folglich in der Materie nicht auskennen. Viele von ihnen sind nie mit Besessenen oder mit Exorzismen in Kontakt gekommen. Ausserdem sind sie von Theorien gewisser Bibelforscher und Theologen beeinflusst, die sogar die im Evangelium berichteten Teufelsaustreibungen Christi bezweifeln. Sie glauben zwar theoretisch an den Teufel, verneinen aber seine praktische Wirksamkeit.»

Doch der Papst ist nicht gegen die Exorzismen eingestellt. Stimmt es, dass Johannes Paul II. selbst Exorzismen vorgenommen hat?

«Ich weiss mit Sicherheit, dass der Heilige Vater im Jahre 1984 zwei Exorzismen durchführte (später sollen andere gefolgt sein. Schon als Kardinal von Krakau hat der jetzige Papst exorziert). Dagegen haben unsere Bischöfe nie Exorzismen durchgeführt. Beim Exorzismus gilt aber nichts anderes als bei so vielen Dingen im Leben: wenn einer etwas nicht selber gemacht und gesehen hat, dann glaubt er nicht.»

Besteht die Gefahr einer Exorzismus-Hysterie?

«Wie bei so vielen Dingen besteht die Gefahr von Hysterie auch beim Exorzismus. Aber das ist kein Grund, den Exorzismus zu tabuisieren. Den Leuten zu sagen, dass sie rechtzeitig zur Krebs-Vorsorge gehen sollen, kann vereinzelt Panik auslösen. Dennoch glaube ich, dass der grössere Fehler darin besteht, die Leute unwissend zu halten. Ich bin überzeugt, dass uns die Angst vor der Angst nicht davon dispensiert, die Wahrheit zu sagen.»

Welche Rolle spielt Maria im Kontext der Besessenheit?

«Maria ist die universale Gnadenmittlerin. Sie übt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Teufel aus. Die erste Nachricht über Maria finden wir im Protoevangelium: «Feindschaft setze ich zwischen dich und der Frau...» (Gen 3,15). Wenn wir Maria anrufen, dann ärgern wir die Schlange mehr als durch die Anrufung Christi. Denn der Teufel wird mehr gedemütigt, wenn er durch ein Geschöpf als durch den Schöpfer besiegt wird.»

Herr Pater, wir danken Ihnen für Ihre Worte.


Don Gabriele Amorth

Ursachen für Besessenheit

Es gibt vier Ursachen für teuflische Besessenheit oder Heimsuchungen teuflischen Ursprungs. Zwei Ursachen sind unverschuldet - für sie ist der Betroffene nicht verantwortlich. Die anderen beiden sind schuldhaft – für sie ist die menschliche Verantwortlichkeit ganz offensichtlich.

Es kann sich einfach um eine göttliche Zulassung handeln, so wie Gott auch eine Krankheit zulassen kann. Der Zweck ist, der Person eine Gelegenheit der Reinigung zu geben und die Möglichkeit, Verdienste zu erwerben. Ich könnte eine lange Liste von Heiligen und Seligen aufzählen, die zeitweise teuflisch besessen waren (die hl. Gemma Galgani, die sel. Angela von Foloigno, der sel. Don Calabria…) Es kann sich freilich auch einfach um teuflische Heimsuchungen handeln, wie Schläge, Stürze und Ähnliches. Davon gibt es bekannte Beispiele aus dem Leben des hl. Pfarrers von Ars und Pater Pios.

Die Ursache kann auch in einer Verwünschung liegen, die ein anderer über jemanden ausgesprochen hat: Das betroffene Opfer hat da keine Schuld, sondern Schuld hat derjenige, der sie hervorruft. Auch der unschuldigste Mensch (z.B. ein noch im Mutterschoß befindliches Kleinkind) kann Opfer einer Verwünschung sein, die das Ziel hat, jemandem durch den Teufel Böses anzutun.

Das kann auf vielerlei Weise geschehen: durch eine Behexung, dadurch dass man etwas auf den Körper legt, durch Verfluchung, durch den Bösen Blick, durch Macumba-Zauber usw. Hier kommt man in den umfangreichen Bereich der Magie und Hexerei, der uns allzu weit außerhalb unseres Themas bringen würde.

Ich beschränke mich darauf zu sagen, dass Gott den Menschen frei erschaffen hat und auch frei, dem Anderen Böses anzutun. Wie man einen Killer anheuern kann, einen Anderen umzubringen, so kann man auch einen mit dem Teufel Verbundenen anheuern, eine teuflische Verwünschung gegen einen Anderen auszusprechen.

Der Umgang mit gefährlichen Personen und das Aufsuchen solcher Orte.

Wer sich an Zauberer, Kartenleger, Hexer wendet, wer spiritistische Sitzungen und satanische Sekten aufsucht, wer Okkultismus, Totenbeschwörung (auch in Form automatischen Schreibens, die heute sehr verbreitet ist) betreibt. Alle diese Leute setzen sich der Gefahr aus (auch wenn sie in den meisten Fällen keine Folgen feststellen können), teuflische Einflüsse oder sogar eine Besessenheit zu erleiden. In diesen Fällen ist die Verantwortlichkeit der Betreffenden ganz offensichtlich. Manchmal wir das in der leichtsinnigsten Absicht in Kauf genommen zum Beispiel im Fall eines Blutspaktes mit Satan.

Auch die vierte Ursache macht den Handelnden voll dafür verantwortlich:

Man kann in teuflische Heimsuchungen verfallen, weil man beständig in schwerer und vielfacher Sünde lebt. Ich glaube, dass dies der Fall des Judas im Evangelium ist, über den uns schließlich gesagt wird: „Satan ging in ihn ein.“ Mir sind Fälle von Jugendlichen vorgekommen, die Drogen nahmen und sich gemeinschaftlich schwerer Verbrechen und sexueller Perversionen schuldig machten: schwere und andauernde Sünden, die sie zu Sklaven des Dämons machten. Ich habe auch große Schwierigkeiten festgestellt, Frauen zu befreien, die neben anderen Gründen, die die Besessenheit hervorgerufen hatten, abgetrieben hatten.

Zitat aus Gabriele Amorth: Exorzisten und Psychiater, S. 118f, Christiana Verlag


Exorzismus oder Unterscheidungsgabe

Don Gabriele Amorth, bekannter Exorzist des Vatikans, hat anlässlich einer Konferenz über eine wichtige Angelegenheit im Leben der Christen gesprochen, vor allem diese Zeit betreffend, in der sich offensichtlich Licht und Dunkel entgegenstellen. Das behandelte Thema "Exorzismus und Unterscheidungsgabe" kann in drei Punkte zusammengefasst werden.

 

1. Das Dasein des Teufels

Vor allem muss man das Problem der Existenz des Teufelsbetrachten, welche von einer großen Zahl Theologen, rationaler Ausrichtung in Frage gestellt wird, die Satan nur als Mythos oder Symbol des Bösen im allgemeinen ansehen möchten. Diese Gelehrten erinnern wir an die Lehre des Katechismus der katholischen Kirche: "Wenn man beim 'Vaterunser' zum Schluss betet 'erlöse uns von dem Bösen', unter Bösen' versteht man die Person des Bösen, nicht das Böse im allgemeinen (KKK Nr. 2851).

Papst Paul V. sagte in Bezug auf den Teufel: Satan ist ein perverser, verdorbener Agent...er ist nicht nur ein Teufel, sondern eine Furcht erregende Mehrzahl. Daher ist Satan Person, im Gegenteil, eine Mehrheit von Personen; er umfasst alle jene Engel, die, nachdem sie sich weigerten Gott zu gehorchen, zu Teufeln geworden sind, d.h. zu Rebellen und Verfluchte. Zur Untermauerung dieser Lehre der Kirche wäre es angebracht, jene Absätze der Bibel herauszusuchen, aus denen das Dasein Satans hervorgeht und sich deutlich offenbart; ferner kann man verstehen, spricht man vom Teufel, bedeutet das indirekt von Christus zu sprechen, denn die Bibel behauptet, dass Jesus der Retter ist, denn er ist gekommen, uns von der Macht des Bösen zu befreien. "Satan ist frei, intelligent und mit dem Geist der Initiative ausgestattet."

 

2. Das Wirkungsfeld Satans

Seine hauptsächlichste Aktivität, die wir als gewöhnlich bezeichnen können, besteht darin, den Menschen zum Bösen zu verführen, mit der Absicht, ihn von Gott zu entfernen. Deshalb genügt es nicht nur "an Gott zu glauben" - wie es in der Tat 90% der Italiener tun - sondern es ist notwendig, den Willen Gottes zu tun. "Während meiner 45.000 Exorzismen - erzählt ironisch Don Amorth - habe ich nie einen Teufel begegnet, der nicht an Gott glaubt. Glauben nützt nichts; vielmehr muss man das tun, was uns Jesus gesagt hat" (vgl. Jak 2,14-20; Mt 7,21). Dieser Aktion der Versuchung sind wir alle unterworfen, das ganze Leben lang, wie auch Jesus und Maria nicht ausgenommen waren; deswegen ist es nötig, wachsam zu sein, den Gelegenheiten zur Sünde auszuweichen, und, vor allem zu beten, denn alleine verlieren wir den Kampf gegen Satan, während wir ihn gemeinsam mit Christus durch das Gebet gewinnen.

Es gibt da auch eine außergewöhnliche Tätigkeit des Teufels, die darin besteht, dass er besondere, außerordentliche Störmanöver unternimmt; das passiert manchmal unserer Schuld wegen, manchmal auch aus Schuld anderer. Wir können diese in 4 Kategorien einteilen, auch wenn es unter den Exorzisten keine gemeinsame Sprache herrscht, um teuflische Phänomene zu beschreiben.

  • Besitzergreifung: Der Teufel kommt in den menschlichen Körper und äußert sich mit Gesten und Worten. In diesem Fall sei klar gesagt, dass Satan nicht der Seele Besitz ergreifen kann.
  • Schikanen: Der Teufel fügt einer Person Leiden und Flüche zu und wirkt auf die Gesundheit, Zärtlichkeit und Arbeit ein. Ein solcher Fall ist nicht leicht zu erkennen, denn diese Übel kommen von Satan auf indirekter Weise, nicht offensichtlich, so dass man glaube, sie haben natürlichen Ursprung. Deswegen wenden sich die betroffenen Personen, die oftmals nicht von Priestern und Bischöfen verstanden werden, die ihrerseits recht wenig von diesen Dingen wissen, an Zauberer, um bei ihnen Hilfe zu erfahren; die Probleme werden nur noch größer, denn alle Zauberei bezieht ihre Kraft vom Reich der Finsternis. Es ist eine banale Täuschung, zu glauben, dass die weiße Magie, jene, die theoretisch "für das Gute" gemacht ist, die Kraft des Bösen verwenden kann, um Wohlbefinden zu schaffen und das Böse auslösche. Die Magie ist und bleibt schwarz, immer nur schwarz, auch wenn sie als "gut" vorgestellt wird.
  • Besessenheit: Es handelt sich um dem Menschen zugefügte Störungen, die seine innere Ausgeglichenheit angreifen, sein psycho-gefühlsmäßiges Gleichgewicht. Satan greift an und verursacht Verwirrung, Kummer und innere Qualen.
  • Verseuchung: Darunter versteht man jene Bösartigkeiten, die Sachen und Tiere treffen. Der Katechismus der katholischen Kirche erklärt, dass man auch Exorzismen über Dinge (KKK Nr. 1673) ausführen kann, und in der Tat kommt es vor, dass man Häuser und Orte exorzieren muss. All diese besonderen Bösartigkeiten, die jedoch keine Macht über die Seele besitzen, empfängt man aus vier Gründen:

a) Aus freier Initiative des Teufels. Infolge der den Geschöpfen geschenkten Freiheit, lässt Gott zu, dass Satan das Böse wirkt, auch wenn das Böse nicht Wille Gottes ist. Das entspricht nicht so sehr einem Zulassen Gottes dem Bösen gegenüber, als vielmehr ein nicht-sofortiges-Eintreten Seinerseits. Die Gründe eines solchen, göttlichen Willens entziehen sich unserem Wissen; wir wissen jedoch, dass Gott die Macht hat das Böse in Gutes umzuwandeln. Viele Heilige waren von Besitzergreifung, Schikanen und Besessenheit betroffen, und haben sich durch diese Prüfungen hindurch geheiligt: Pater Pio, der Kurat von Ars, die hl. Gemma... Vergessen wir daher nicht den Wert des Kreuzes. Die satanischen Übel, Gott als Opfer dargebracht, haben eine unglaubliche Auferstehungskraft.

b) Infolge Besuches gefährlicher Orte: Zauberer, Kartenleser, satanische Gruppen, spiritistische Sitzungen.

c) Verharren in schwerer Sünde. Mit der Zeit "verhärtet" man sich in der Sünde und das Böse schlägt in uns tiefe Wurzeln.

d) Verfluchungen: Ist die meiste Ursache und betrifft 90% der Fälle und hängt nicht von dem ab, den die Flüche treffen. "Verfluchung" bedeutet ein begangenes Übel mit Hilfe des Teufels. Wer kann solches ausführen? Nicht alle, sondern nur die Zauberer, die tatsächlich mit dem Teufel in Verbindung sind. Es gibt mehrere Formen von Verfluchungen: Verwünschung, Fessel, 'böser Blick'... Schuld an solchen Übeln sind die Auftraggeber und Ausführenden.

 

3. Die von Christus der Kirche verliehene Autorität, um Satan auszutreiben

Jesus hat diese Macht zuvor den Zwölf, dann 72 Jüngern verliehen; schließlich hat er diese auf alle Gläubigen ausgedehnt: ...werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben (vgl. Mk 16,17). Heute aber kann der Exorzismus nur von einem durch seinen Bischof autorisierten Priester und nach Genehmigung des Ortsbischofs, ausgeführt werden. Jedenfalls kann jeder Gläubige Befreiungsgebete sprechen, für sich und für andere, ohne Erlaubnis des Bischofs, der nur die öffentliche Form verbieten kann, oder den Ort, wo diese Gebete gesprochen werden. Der Zweck dieser Gebete kommt jenem des Exorzismus gleich, d.h. Satan zu vertreiben; während jedoch der Exorzismus das offizielle und öffentliche Gebet im Namen der Kirche ist - und deshalb an sich wirksamer - bleibt das Befreiungsgebet immer ein privates Gebet, das jedenfalls in einigen Fällen große Wirksamkeit hat.

In der Tat, zur Zeit der hl. Katharina ist vorgekommen, dass ihr die schwierigsten Fälle von Besessenheit überlassen wurden; Katharina, die kein Priester war, sondern Heilige, hat die Befreiung erwirkt. So auch der hl. Franziskus, hl. Leopold Mandic und viele andere Heiligen, obwohl keine Exorzisten, haben viele Besessene befreit. Im allgemeinen hängt die Kraft der Teufelsaustreibung vom Glauben und Gebet ab.

F. Und die Kirche, was unternimmt sie gegenüber der Verbreitung dieses Phänomens (Satanismus)?

A. Sie ist total abwesend! Seit dreihundert Jahren hat man aufgehört, Exorzismen in der lateinischen Kirche durchzuführen (nicht so in der orthodoxen Kirche und Kirchen bestimmter, protestantischer Bekenntnisse). Und da Priester und Bischöfe, die nie Exorzismen gesehen haben, nicht darüber sprechen, die im katholischen Glauben persönliche Anwesenheit des Teufels, wie sie in Seminaren gelehrt wird, entfernt haben, glauben selbst nicht mehr daran. Ich glaube, dass 99% der Bischöfe nicht mehr an das außerordentliche Wirken des Teufels glaubt.

Es genügt das neue Exorzismus-Ritual, das vom hl. Stuhl vorbereitet wurde, zu betrachten: Es ist von absolut unkompetenten Personen ausgearbeitet worden, die obendrein von Exorzismen Angst haben. "Wenn keine Sicherheit über die Anwesenheit Satans besteht, führe man keine Exorzismen durch", sagt das neue Ritual. Das ist aber absurd: Satan versteckt sich, verkleidet sich auf alle mögliche Art. Das alte römische Ritual lehrte Vorsicht, damit man nicht psychische Krankheiten mit teuflischer Verseuchung verwechselt, aber lehrte auch die Tricks, die der Teufel anwendet, um seine Anwesenheit zu tarnen.

Ich sage auch noch: Das neue Ritual verbietet den Exorzismus im Fall von Teufelsbefall: die Fälle des Befalls betreffen jedoch mehr als 90% aller Fälle teuflische Verseuchung. Nach dem neuen Ritual also dürfte man nie einen Exorzismus durchführen! Diese liturgischen Neuregelungen sind unglaublich, die von der Voraussetzung ausgehen, dass die Kirche sich für viele Jahrhunderte getäuscht hat. Ja, Satan ist überall. Und er kann ungehindert arbeiten, denn die ihn am wenigsten hindern, sind gerade die Priester!

 


Der Chef-Exorzist des Papstes

Artikel über P. Gabriele Amorth, betreffend des Wirken des Teufel in der Welt.
 

Unerklärlich: Er wirkt im Verborgenen, seine Fälle stecken voller Rätsel. Pater Gabriel Amorth (81) will schon mehreren Tausend Menschen den Teufel ausgetrieben haben.

"Ich hielt Exorzismus für Hokuspokus", berichtet der Psychiater Dr. Vincenzo M., der in einem Fall mit Don Amorth 1993 zusammenarbeitete. "Ich glaubte weder an den Satan noch an Gott, aber ich akzeptierte. Die Patientin war eine junge Frau, sie kam in mein Behandlungszimmer, und ich schwöre, die nächste halbe Stunde war die schlimmste meines Lebens. Ich spürte sofort, dass etwas ganz Seltsames geschah, denn ich hatte vor einem Patienten panische Angst. Ich wollte nur, dass sie wieder geht, ich wollte, dass sie so schnell wie möglich mein Zimmer verlässt. Ich schrieb das Rezept auf und hoffte, dass sie gehen würde."

Was dann geschah, wiederholte der Arzt vor einer Untersuchungskommission unter Eid: "Ihre Arme verlängerten sich, von ihrem Stuhl aus wuchs ein Arm blitzschnell um etwa zwei Meter, ihre Hand war eine Kralle, sie zerfetzte meinen Rezeptblock, und die junge, attraktive Frau sagte mit der tiefen Stimme eines alten Mannes: ,Solchen Unsinn brauche ich nicht.' Dann schrumpfte der Arm wieder, ich rannte in Panik aus dem Raum."

Einen weiteren Fall von Don Amorth nahm die Polizeikommandantur der Toskana auf. Der 26 Jahre alte Automechaniker A. G. arbeitete in seiner Werkstatt, als er hörte, wie sich etwas Schweres über den Boden schleppte. Er sah in den vorderen Raum und erkannte den schweren Werkzeugschrank, der sich in seine Richtung über den Boden schob. Augenzeugen sahen von außen zu. Sie sahen auch, wie das Auto, dass der junge Mann reparieren wollte, sich plötzlich von allein um die eigene Achse drehte und sich quer vor den Eingang der Werkstatt stellte, so dass der Mann nicht fliehen konnte. Passanten riefen einen Streifenwagen, die Beamten holten den Mann aus dem Hinterzimmer. Auch die Beamten bestätigten, dass sie gesehen hatten, dass der sehr schwere Schrank sich von allein auf den Mann zuschob.

Die Mehrzahl der Kardinäle im Vatikan hält solche Fälle für blanken Unsinn und Exorzismus für einen Ritus des Mittelalters. Seit dem Jahr 1999 ist Exorzismus in der katholischen Kirche nur in extremen Einzelfällen möglich, ansonsten aber verboten. Theologisch ist das ein großes Problem, denn der Stifter der Religion, Jesus von Nazareth, vollzog zweifellos Exorzismus.

Die katholische Kirche kann kaum etwas verbieten, was Jesus offensichtlich für richtig hielt. Im Evangelium (Lukas, Kapitel 8, Vers 27-31) heißt es: "Als Jesus an Land ging, lief ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. (. . .) Als er Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und rief laut: ,Ich bitte dich, quäle mich nicht.' Jesus hatte dem unreinen Geist befohlen, den Mann zu verlassen. (. . .) Jesus fragte ihn: ,Wie heißt du?' Er antwortete: ,Legion.' Denn er war von vielen Dämonen besessen. Und die Dämonen baten Jesus, sie nicht zur Hölle zu schicken." Die Geschichte endet in der Bibel damit, dass Jesus den Dämonen gestattet, in Schweine zu fahren, die sich in einen See stürzen. Diese Praxis verbietet aber Amorth jungen Exorzisten, denn in einem solchen Fall, einem tödlichen Unfall, müssten die Exorzisten vor Gericht als Zeugen auftreten.

In einem Gutshaus in Umbrien hatte der römische Exorzist, der mittlerweile verstorbene Pater Candido, 1971 in einem Bauernhaus bei einem alten Mann einen Exorzismus vorgenommen und dem Geist befohlen, in das Hausschwein zu fahren. Am Abend fütterte die Bäuerin das Schwein wie immer. Das bisher unauffällige Tier tötete die Frau, und es kam zu einem Prozess in Perugia.

Papst Johannes Paul II. duldet die Arbeit der Exorzisten, mehr aber auch nicht. Das Anliegen der Exorzisten, einen Weltkongress im Vatikan zu organisieren, lehnte er ab. Den Appellen zahlreicher Bischöfe, das Exorzistenzentrum endlich zu schließen, gab er aber auch nicht nach.

"Es gibt den Teufel, er agiert manchmal hier auf dieser Welt", sagte der Papst zu Don Amorth. Amorth bekommt aber nicht nur von Gläubigen Unterstützung, sondern auch von Atheisten. Das Sprachwissenschaftliche Institut der Universität Rom bestätigte Don Amorth 1998 einen wissenschaftlich unerklärlichen Fall. Eine junge Bäuerin, die schlecht Italienisch sprach, fluchte während eines Exorzismus stundenlang grammatikalisch korrekt in acht Sprachen, darunter die nahezu ausgestorbenen Sprache der Zeit Jesu Christi, die nur ein paar Dutzend Menschen auf dem Globus beherrschen: Alt-Aramäisch. In dem Gutachten heißt es: Es ist unerklärlich, wie die Frau diese Sprachen erlernen konnte.

 

Die Einleitung zu obigen Artikel

Rom - Der rätselhafteste Ort der katholischen Kirche liegt versteckt inmitten von Supermärkten und Hochhäusern in der Via Alessandro Severo am römischen Stadtrand. Wenn es nach dem Willen der meisten Bischofskonferenzen der Welt, auch der deutschen ginge, dann dürfte es dieses Kloster und einige seiner Bewohner eigentlich gar nicht geben. Denn hier liegt das Hauptquartier einer uralten Einrichtung der Kirche, von der heute aber viele Priester nichts mehr wissen wollen. Hier residiert der Chef der Weltorganisation der Exorzisten der katholischen Kirche, Pater Gabriel Amorth (81).

Es ist ein unheimlicher Ort. Die normale Welt scheint zu verschwinden, sobald man das Kloster betreten hat. Besucher werden von der Klosterpforte durch lange, dunkle, fensterlose Korridore zu einer mit Tüchern verhängten Glastür geführt. Dahinter liegt das Wartezimmer von Don Gabriel Amorth. Eine Wasserflasche steht auf dem Tisch, abgeschabte Stühle stehen an der Wand. Die Wände sind durch zentimeterbreite Risse entstellt, der Raum wirkt, als habe er ein Erdbeben knapp überstanden.

Don Amorth kommt herein, er hat ein düsteres Gesicht, ein Kruzifix in der Hand, über dem Priestergewand trägt er eine lila Stola. Er öffnet die Tür zu dem Raum, in dem er den Exorzismus betreibt. Es ist ein neun Quadratmeter kleines Zimmer, ähnlich einer Kapelle. Überall hängen Heiligenbildchen, an der Wand steht ein Bett, daneben liegen Fesseln in einem Kasten - für das, was Pater Amorth schwere Fälle nennt. Diese Menschen werden an das Bett gefesselt, die leichteren Fälle sitzen in einem Sessel gegenüber. Hier hat er 40 Jahre lang Tausende von Exorzismen vorgenommen, fast nur schwere Fälle. Als Fesseln benutzt Pater Amorth, was er im Kloster finden kann - meist alte Leinen, die einmal dazu dienten, Rollläden hochzuziehen.

Die Exorzistenorganisation beschäftigt sich nicht einfach mit unerklärlichen, übernatürlichen Phänomenen, sondern ganz präzise mit dem Eingriff Satans in diese Welt. Manchmal etwa bitten Ärzte oder Psychiater Exorzisten um Hilfe, weil sie befürchten, mit Patienten zu tun zu haben, die nicht an einer Krankheit leiden, sondern vom Satan besessen sind. Der Umgang ist in solchen Fällen äußerst diskret. Alle Beteiligten versuchen, so wenig wie möglich nach außen dringen zu lassen.

Ein Exorzismus ist erst dann erlaubt, wenn medizinisch keine Einwände bestehen, dass es sich um einen Patienten handelt, der unter völlig unerklärlichen Phänomen leidet. Die in der römischen Ärztekammer organisierten Psychiater erstellen die Gutachten vor Exorzismen, bis auf einige wenige: Sie weigern sich, weil sie Angst haben. Angst vor dem Teufel.

 


Interview FACTS mit Pater Gabriele Amorth

 

Hardrocker Marilyn Manson ist besessen, Harry Potter verführt zur Magie, und Satan weiss, ob Inter Mailand gewinnt:

Der Teufelsaustreiber Gabriele Amorth über seine Arbeit.

Interview: Doris Ladstaetter

FACTS: Pater Gabriele, wie wird man Exorzist?

Gabriele Amorth: Man muss Geistlicher sein und die Erlaubnis des Bischofs haben. Exorzismus ist ein Sakrament. Jesus hat uns Priestern drei Aufgaben gegeben: Predigen, Dämonen verscheuchen und Kranke heilen. Beschränkten wir uns aufs Predigen, vernachlässigten wir unsere Pflicht.

FACTS: Es gibt keine Ausbildung?

Amorth: Nein. Deshalb habe ich 1992 die internationale Vereinigung der Exorzisten gegründet. Auf den Treffen können wir uns gegenseitig etwas beibringen. Anfangs waren wir zwölf, heute sind wir Hunderte.

FACTS: Warum operieren in Italien über 300 Exorzisten – und in der Schweiz traut sich niemand, darüber zu sprechen?
Amorth: Nach den Hexenverfol-gungen wagte drei Jahrhunderte lang niemand mehr, Exorzismus zu praktizieren. Deutschsprachige Theologen fingen sogar an, die Exorzismen von Jesus Christus zu leugnen. Das hat die Bischöfe und Geistlichen zusätzlich entmutigt. In Italien hingegen hat 1972 die Rede von Papst Paul VI. das Eis gebrochen. Ausserdem haben meine Bücher, Interviews und Fernsehauftritte viel bewegt.

FACTS: Sie haben keine psychiatrische Ausbildung. Wie können Sie unterscheiden, ob jemand vom Teufel besessen oder psychisch krank ist?
Amorth: Ich studiere die Person, suche nach verdächtigen Anzeichen, frage nach der Ursache der Beschwerden. Erzählt jemand, die Symptome seien nach einer spiritistischen Sitzung aufgetreten, nach dem Besuch bei einer satanistischen Sekte, bei einem Magier oder Kartenleser, werde ich hellhörig. Auf Besessenheit deutet auch, wenn jemand auf heilige Symbole allergisch reagiert, wenn er nicht mehr zur Messe kann, ohne in Ohnmacht zu fallen, wenn er sich wütend auf dem Boden wälzt, sobald er gesegnet wird.

FACTS: Dann ist er ein neuer Patient für Sie?
Amorth: Ob der Mensch tatsächlich besessen ist, finde ich erst während des Exorzismus heraus. Ein Besessener hat eine doppelte Persönlichkeit. Die des Individuums schläft während des Exorzismus. Deshalb kann sich ein Patient im Nachhinein an nichts erinnern. Mit Gebeten locke ich den Dämon aus dem Patienten, der sich dessen Stimme und Körper bedient. Dann spreche ich mit ihm.

FACTS: Worüber?
Amorth: Ich frage nach seinem Namen, nach dem Wann und wie er in den Menschen geschlüpft ist und wann er wieder gehen will. Hat er das Opfer auf Grund einer Verfluchung heimgesucht? Alle diese Fragen nutzen der Befreiung. Ich stelle sie nicht aus Neugier. Das ist verboten.

FACTS: Wie lautet eine verbotene Frage?
Amorth: Ob Inter Mailand oder Milan gewinnt.

FACTS: Wüsste der Teufel die Antwort?
Amorth: Ja. Aber der Teufel lügt. Und er ist wortkarg, weil er sich verstecken will. Er ist glücklich über alle, die nicht an seine Existenz glauben, ihn lächerlich machen und ihn mit Schwanz, Hörnern und Fledermausflügeln abbilden.

FACTS: Und wie sieht er wirklich aus?
Amorth: Der Teufel ist nur ein Geist. Er ist ein Engel, der sich gegen Gott aufgelehnt hat.

FACTS: Haben Sie Angst vor dem Teufel?
Amorth: Niemals. Er hat Angst vor uns.

FACTS: Bedroht er Sie?
Amorth: Er sagt mir höchstens mal: «Heute werfe ich dich aus dem Bett» oder «Heute komme ich mit einer Schlange in dein Bett».

FACTS: Drohen Sie ihm auch?
Amorth: Ich bete. Der Exorzismus ist ein Gebet. Dazu spricht man die Befehle «In meinem Namen, vertreibt die Dämonen!», oder auch «Im Namen Gottes, Satan weiche!». Und es werden Psalme rezitiert.

FACTS: 1999 hat der Vatikan ein neues Ritual für Teufelsaustreibungen abgesegnet. Es empfiehlt unter anderem, einen Psychiater hinzuzuziehen.
Amorth: Das alte Ritual stammte aus dem Jahr 1614. Ich praktiziere es weiter mit den alten Gebeten. Das kann man mit Erlaubnis des Bischofs. Leider sind in den neuen Kodex die Vorstellungen von deutschen und Schweizer Bischöfen eingeflossen. So ist es jetzt verboten, im Fall einer Verfluchung zu exorzieren. Das sind aber die häufigsten Fälle. Ausserdem sind Austreibungen nur erlaubt, wenn die Präsenz des Dämons sicher ist. Es ist aber unmöglich, das vorher zu wissen. Unsere Arbeit wird mit diesem Kodex fast verhindert.

FACTS: Gibt es heute noch viele Besessene?
Amorth: Die Verführungen sind gross, denn der Glaube ist nicht mehr stark vertreten. In Italien gehen nur 10 Prozent der Bevölkerung in die Kirche. Die restlichen 90 Prozent sind gefährdet, irgendwelchen Magiern, Kartenlesern oder dem Satanisten-Boom zu verfallen. 37 Prozent der italienischen Jugendlichen nehmen an spiritistischen Sitzungen teil, an denen sie mit Toten zu kommunizieren versuchen. Viele hören satanischen Rock von Marilyn Manson. Das sind gefährliche Momente, in denen der Dämon Besitz vom Menschen ergreifen kann.

FACTS: Ist der Rocker Marilyn Manson vom Teufel besessen?
Amorth: Aber sicher! Und wie!

FACTS: Haben Sie ihn getroffen?
Amorth: Nein, aber ich habe seine Texte gelesen. Sie sind voller sublimer Nachrichten, wenn man sie rückwärts liest. Sie verherrlichen Satan, «Du bist mein Gott», heisst es da. Sie verherrlichen den Selbstmord und plädieren für eine Welt ohne Moral.

FACTS: Wer verführt uns noch?
Amorth: Harry Potter. Er verführt zur Magie.

FACTS: Waren Hitler und Stalin auch vom Teufel besessen?
Amorth: Sicher waren sie das. Der ganze Nationalsozialismus stand unter dem Einfluss des Teufels. Der Dämon hat Hitler suggeriert, was zu tun ist. Auch Marx war vom Teufel besessen.

FACTS: Wie viele Behandlungen hätten Sie da gebraucht, um den Teufel loszuwerden?
Amorth: Viele. Wenn jemand wirklich besessen ist, braucht es Jahre. Manche Patienten benötigten Hunderte von Sitzungen.

FACTS: Ein Vollzeitjob.
Amorth: Früher habe ich täglich 15 Exorzismen gemacht. Auch an Weihnachten und Ostern. Heute sind es weniger. Ich werde alt. Aber insgesamt habe ich wohl so zwischen 50'000 und 60'000 Austreibungen hinter mir.

FACTS: Wollten Sie dieses Leben?
Amorth: Aber nein! Ich hatte 1986 zufällig ein Gespräch mit dem damaligen Kardinal Poletti von Rom. Ich erzählte ihm, dass ich Roms einzigen Exorzisten kannte, der damals sehr krank war. «Sie sind jetzt sein Gehilfe», hat Kardinal Poletti geantwortet. Ich protestierte. Aber es hat nichts genützt.

 


Von wegen, den gibt es nicht


In 21 Jahren hat er über 70.000 Exorzismen durchgeführt. Ein Porträt von Don Gabriele Amorth. Von Alexander Smoltczyk - exklusiv für das VATICAN-magazin.

Wenn es um den Teufel geht, kennt sich Don Gabriele Amorth bestens aus. In 21 Jahren hat er über siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Da gibt es eine Menge zu berichten. Gegenüber dem VATICAN magazin hat das Italiens führender Dämonenaustreiber ausführlichst getan. -

Don Gabriele Amorth wohnt in einem großen Wohnheim für Geistliche, einem Neubau aus den Siebzigern unterhalb der Basilika San Paolo im Ostiense-Viertel. Das Gelände ist der Sitz des Paoliner-Ordens, gegründet, um die frohe Botschaft mit modernster Technik zu verbreiten "Sie haben mich eine Stunde gekostet", ist sein erster Satz. Der 82-jährige Priester trägt eine Soutane mit den 33 Knöpfen. Sein Schädel ist nahezu kahl, bis auf einige weiße Stoppel. Er trägt eine Bifokalbrille, seine Augen sind graublau und lassen einen nicht los.

Der Raum sieht aus wie eine Teeküche. Er ist zur Hälfte gekachelt, mit Spüle, einem kleinen Altar und in der Mitte einem Tischchen, auf dem, für Seancen, nicht für uns, Plastikbecher und eine Flasche Mineralwasser der Marke "San Benedetto" stehen. An den Wänden hängen Bilder von Padre Pio, Johannes Paul II. und Amorths Lehrer. Das ganze ähnelt dem Behandlungsraum eines Dritte-Welt-Hospizes. Es ist nichts Unheimliches zu bemerken, keine Schwefelbecken, Peitschen, Streckbänke. Amorth ist promovierter Jurist. Er gründete 1990 die "Internationale Gesellschaft der Exorzisten", deren Ehrenpräsident er bis heute ist. "Wir waren neun Exorzisten hier in Rom. Einer ist krank, einer ist befördert worden und einer umgezogen." Im Vatikan war Padre Davide tätig. Er hat seine Arbeit aufgeben müssen, aus Altersgründen. "Im Vatikan ist seither kein Exorzist mehr tätig. Dafür gibt es satanische Sekten dort. Auch im Vatikan sind satanische Sekten aktiv. Sie sind überall. Man sieht sie nicht. Aber es gibt sie, ci sono." Aber woher weiß man das? "Man weiss es. Si sa. Machen Sie weiter."

Also mache ich weiter. Fragen habe ich genug. Wo die Teufel wirken, will ich wissen. "Der Dämon arbeitet überall. Einmal hat mir die Madonna von Medjugorje gesagt, sobald sich jemand dem Herrn anvertraut, eilt sogleich der Dämon herbei. Der Teufel ist in Fatima, in Lourdes, überall. Und ganz sicherlich ist er im Vatikan, dem Zentrum des Christentums."

Welche Haltung hat Papst Ratzinger dem Exorzismus gegenüber? "Er ist sehr dafür. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen und er hat mich bei den Audienzen immer sehr ermutigt." Es gab also keinen Bruch nach Wojtyla?"Nein, nein, nein, keinerlei Bruch. Allerdings glaube ich nicht, dass er jemals einen Exorzismus durchgeführt hat, anders als Wojtyla."

Geht die Nachfrage nach Teufelsaustreibungen zurück? "Im Gegenteil. Ich bekomme sehr viel mehr Anfragen als früher. Das liegt am Rückgang des Glaubens. Das hat die Zahl der Hexer ansteigen lassen. Der Kartendeuter, die man inzwischen selbst im Fernsehen sieht. Zwölf Millionen Italiener gehen zum Kartendeuter. Nehmen wir an, dass mindestens acht Millionen zu Hexern gehen, dann heißt das, es gibt in Italien zweifellos mehr Kartendeuter und Hexer als Priester. Die haben den Fuß in der Tür, nicht wir Priester. Die Beichtstühle sind verwaist, und selbst in Wallfahrtsorten wie Santa Maria degli Angeli bei Assisi gibt es keinen Exorzisten."

Kommen Deutsche zu Ihnen? "In Deutschland gibt es keine Exorzisten. Deswegen schreiben mir so viele Priester und erbitten Hilfe. Aber ich gehe nicht auf sie ein, weil ein Exorzismus nicht eine Angelegenheit von einer Visite ist. Es bedarf Jahre." Was ist der Teufel? Nur eine Metapher? "Das ist zweifelsohne schwer zu erklären. Wie soll ich es jemandem erklären, der kein Christ ist und nichts von der Religion versteht, wie einer japanischen TV-Crew? Zu allen Zeiten hatten alle Kulturen einen Begriff vom Geist des Bösen. Sie versuchten sich mit Opfern dagegen zu wappnen, manchmal sogar mit Menschenopfern. Mit Kindern, vor allem kleinen Mädchen. Durch die Offenbarung Gottes wissen wir etwas über die bösen Geister. Wir wissen, dass die Geister des Bösen tatsächlich existieren und zwar als Dämonen. Es waren Engel, die sich gegen Gott erhoben haben und Dämonen geworden sind. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen in die Sünde zu ziehen. Jeder ist ihnen ausgesetzt, Christen wie auch Nichtchristen. Selbst Jesus Christus hat es auf sich genommen, vom Teufel versucht zu werden. Ich werde oft gefragt, ob auch die Madonna von Fatima vom Teufel versucht wurde. Gewiss."

Selbst Mutter Teresa sei exorziert worden, in ihren letzten Jahren..."Natürlich! Es gibt Heiliggesprochene, die noch auf ihrem Totenbett von Dämonen förmlich überfallen wurden. Ihr Leben lang konnten sie sich zur Wehr setzen, aber am Ende des Lebens nutzt der Dämon die Schwäche aus. Selbst mein Meister, der mich in den Exorzismus eingeführt hat, ist in seinen letzten Lebensmomenten stark von Dämonen heimgesucht worden." Das heißt, selbst Sie, Don Gabriele... "Natürlich nicht. Aber Kardinal Poletti hat mich, als er mich zum Exorzisten ernannte, der Madonna empfohlen. Der Dämon hat mir oft gesagt, ich sei zu gut beschützt, bei mir sei nichts zu machen. Nichts Außergewöhnliches. Denn die alltäglichen Versuchungen gibt es natürlich weiterhin."

Das Böse ist laut katholischer Lehrmeinung der Preis, der für die Freiheit des Menschen zu zahlen ist. Ohne Freiheit gibt es kein Böses... "Ein Geschenk Gottes, gewiss. Sie macht unsere Größe aus. Auch die Engel sind frei geschaffen worden. Natürlich kann die Freiheit gut oder böse verwendet werden. Zum Beispiel sagte mir der Dämon einmal, in der Hölle wimmele es von Frauen, die auf Erden als sehr schön bewundert wurden. Auch Schönheit ist ein Gottesgeschenk und kann zum Guten wie zum Schlechten verwendet werden. Die heilige Chiara von Assisi war eine sehr schöne Frau. Gott schickt niemanden in die Hölle. Es ist allein die Schuld des jeweiligen Menschen, wenn er sich gegen Gott auflehnt oder in Sünde lebt. Er geht auf seien eigenen Beinen in die Hölle."

Aber wie kann man von Besessenheit sprechen, wenn der Mensch frei ist? "Der Teufel hat die außergewöhnliche Fähigkeit, in manchen Fällen einen Körper zu besetzen. Den Körper, nicht die Seele. Es gibt Menschen, die verschreiben sich Satan, es ist ihr freier Wille."

Wenn ich einen freien Willen habe, ist es nicht möglich, dass der Dämon mich gegen meinen Willen ergreift? "Doch, es ist möglich. Wenn Sie sich willentlich dem Okkultismus verschreiben. Bei Magiern, Satanisten und so weiter. Dann öffnen Sie sich bereitwillig dem Dämon. Außerdem ist es möglich, dass jemand dich ohne dein Wissen verfluchen lässt. Vielleicht, weil er neidisch ist auf deinen Posten oder deinen Arbeitsplatz ruinieren möchte. Wenn er sich an einen Hexer wendet, der mit Satan im Bunde ist, dann kann er dich verfluchen. Sie werden krank, beispielsweise, und können nicht mehr arbeiten. Wenn sie dagegen in Einklang mit Gott leben, ist es sehr viel schwieriger, sie zu verfluchen. Es gibt auch Magier, die keine Verwünschungen gegen etwas aussprechen, sondern etwas herbeihexen. Man nennt das weiße Magie. Viele Hexer praktizieren keine schwarze Magie, weil sie Angst vor dem Bumerang-Effekt haben. Dass der Fluch nicht ankommt, sondern sich gegen sie selbst wendet. Das ist möglich." Es gibt also keinen vollkommenen Schutz gegen Verfluchungen? "Nein. Es gibt keinen perfekten Schutz. Zum Beispiel die heilige Mirjam, eine Karmeliterin, die einzige Araberin unter den Heiligen. Sie war zwei Mal während ihres Lebens besessen vom Dämon. Und brauchte Exorzisten. Es war gewiss nicht ihre Wahl."

Selbst der Heilige Vater könnte besessen werden? "Theoretisch Ja. Allerdings verfügt der Heilige Vater über einen Trupp von Schutzengeln. Wenn ein Papst natürlich in Todsünde lebt... Aber diesen Fall hat es in der Geschichte nie gegeben. Selbst Alexander VI., der als schlechtester aller Päpste angesehen wird, war der Jungfrau sehr ergeben und hat die meisten seiner Irrtümer vor seiner Ernennung zum Papst begangen. Als Papst hat er keine Dokumente verfasst, die der Lehre zuwiderlaufen. Als Papst war er großenteils korrekt. Aber in Theorie ist das möglich. Wenn Heilige besessen sein können, dann auch der Heilige Vater." Wie kann der Teufel jemanden daran hindern, eine Kirche zu betreten? "Die Besessenen sind physisch dazu nicht in der Lage. Der Dämon besetzt den Körper, auch die Stimme, die Intelligenz, auch die Freiheit. Aber nur physisch, nicht spirituell. Er kann die Seele nicht besetzen."

Aber der Dämon riecht nicht nach Schwefel? "Im Allgemeinen riecht man nichts. Aber manchmal spucken oder speien sie. Auch Dinge. Ich habe hier mehr als zwei Kilo Metallteile, die Menschen ausgespieen haben. So lange Nägel" - Amorth zeigt eine Fingerlänge -, "Rasierklingen. Diese Dinge materialisieren sich in dem Moment, wo sie aus dem Mund herauskommen. Selbst mit Röntgenstrahlen hätte man sie vorher nicht sehen können." Haben Sie das mit eigenen Augen gesehen? "Ja. Zum Beispiel einer, der auch ganz befreit werden konnte, ein großer junger Mann. Er kam gestern vorbei und ich sagte ihm, mit den ganzen Nägeln, die du ausgespuckt hast, könnten wir einen schönen Eisenwarenladen aufmachen."

Besitzt der Teufel Intelligenz? "Der Dämon ist überaus intelligent. Weil er die Intelligenz der Engel behalten hat. Auch deren Rangordnung übrigens. Wir kennen neun Engelschöre. Die letzten sind die Cherubim und Seraphim, die ersten sind die Erzengel, seit Paulus haben wir diese Rangfolge. Die Engel haben eine sehr starke Hierarchie. Der oberste ist Michael. Und der oberste der Dämonen ist Satanas. Aber unter den Engeln ist es eine Hierarchie der Liebe. Sie lieben sich untereinander, sie lieben Gott. Ihr Ziel ist das Gute, das Ziel der Dämonen dagegen ist das Böse. Wie oft habe ich einen Dämon gefragt: Warum gehst du nicht? Und er antwortete: Weil Satanas es mir verboten hat. Wenn ich gehe, ohne meine Aufgabe erfüllt zu haben, wird Satanas mich bestrafen."

Wie können Sie denn die Stimme des Dämons hören? "Durch die Stimme der Person. Sie ist meistens unverändert, vielleicht etwas höher als sonst, nur in Ausnahmefällen ist sie rau. Ich behandelte einmal eine Signora, die heute vollkommen geheilt ist. Mit mir waren Priester aus verschiedenen Sprachräumen anwesend. Sie befragten die Frau auf Latein, Deutsch, Arabisch, sogar auf Koreanisch. Die Frau hat immer geantwortet, in ihrer Stimme und auf Italienisch. Sie hat also verstanden.

Es wird gelegentlich von Levitationen erzählt... "Levitationen, ja, ja", sagt Amorth mit einer Stimme, als sei er gefragt worden, ob es Straßenverkehr gibt. "Die gibt es, selten, aber es gibt sie. ich erinnere mich an einen jungen Bauern, aus meiner Anfangszeit. Wir brauchten sechs Mann, um ihn zu halten. Es war im Februar. Er kam und sagte: I am Lucifer! König der Skorpione und der Schlangen. Und spuckte mir ins Gesicht. Er sprach nur Englisch, obwohl er sonst nur Dialekt sprach, noch nicht einmal richtig Italienisch. Er schwebte ungefähr so hoch..." Padre Amorth könnte jetzt beeindruckende Flughöhen angeben. Er tut es nicht. "So hoch", sagt er und hält die Hand eine Flaschenhöhe über den Tisch. "Er rief: Ich werde am 21. Juli gehen. Das wäre sehr kurz gewesen. Man braucht normalerweise Jahre und Jahre der Behandlung. Bei drei bis vier Jahren bin ich schon zufrieden. Ich hatte Fälle von sechzehn, achtzehn Jahren. Manche sind auchdann nicht vollständig erlöst, sondern kommen noch zwei Mal im Jahr. Sie können aber ihr Leben weiterführen, manchmal gibt es kleinere Störungen, aber sonst...

Bei einer anderen Signora sagte mir der Dämon, er würde am 8. Dezember verschwinden, dem Fest der Madonna. Wir hatten eine sehr lange Sitzung am 8. Dezember, fünfeinhalb Stunden lang, und alles schien vorbei zu sein. Alle lagen sich in den Armen. Aber eine Woche später war wieder alles wie vorher. Ich fragte den Dämon: Warum hast du mir das falsche Datum genannt? Er antwortete" - Don Gabriele macht eine hohe Stimme nach -: "Ich habe dich reingelegt. Weißt Du nicht, dass ich von Natur aus ein Lügner bin? Hat man dir nie beigebracht, dass ich nicht die Wahrheit sage? Ich stand da wie ein Dummkopf."

Gibt es das Böse in der Politik? "Sehr häufig! Der Dämon bemächtigt sich mit Vorliebe derer, die große Verantwortung tragen, Industrieller, Politiker. Am liebsten hat er die Priester. Wenn ein Priester der Sünde verfällt, hat das einen Dominoeffekt. Hitler und Stalin waren mit Gewissheit besessen vom Dämon." Woher wollen Sie das wissen? "Sie haben Millionen umgebracht. Im Evangelium heißt es: An den Früchten erkennst du die Pflanze." Hätte ein Exorzist da helfen können? "Es hätte nichts genutzt, weil Hitler und Stalin sich völlig über ihr Tun klar waren. Es war keine Besessenheit im eigentlichen Sinne, sondern ein ständiges Befolgen der Einflüsterungen des Dämons. Ich würde es eine Vexation nennen."

Warum ist es wichtig, den Dämon während einer Behandlung bei seinem Namen zu rufen? "Das ist das erste, was ich den Dämon frage:Wie heißt du? Oft will er es nicht sagen.Man braucht mehrer Sitzungen. Denn sobald er seinen Namen nennt, ist er schon angreifbarer." Welche Namen hat der Dämon? "Es gibt natürlich die Fachbegriffe aus der Bibel, Satanas, Beelzebub, das sind die mächtigsten. Es gibt andere, die nicht aus der Bibel kommen, sondern aus anderer Tradition. Luzifer etwa kommt in der Bibel nicht vor. Zebulon, in der Bibel der Name eines der zwölf Stämme Israels. Hier ist es auch der Name eines Dämons. Es gibt die unterschiedlichsten Namen."

Was fragen Sie den Dämon? "Man darf nie idiotische Fragen stellen, etwa ob Roma gegen Lazio gewinnt und so weiter. Man stellt nur Fragen, die unmittelbar mit der Heilung zu tun haben. Also zuerst den Namen, dann den Tag des Eintritts, den Grund dafür, wer ihn geschickt hat, ob es eine Person war, die sich Satan verschrieben hat, ob es ein Fluch war. In neunzig Prozent der Fälle von Besessenheit war eine Verwünschung die Ursache. Der Rest geht auf Satanssekten, Teilnahme an einer spiritistischen Sitzung oder Magie zurück.

Zu den Flüchen will ich mehr wissen. "Es gibt Fälle, in denen jemand schon vor seiner Geburt verflucht worden ist", erläutert Amorth. "Die Flüche können später wieder aufgeladen werden, so dass sie zu großen Erkrankungen führen können. Eine Siebzehnjährige kam zu mir, der von bedeutenden psychiatrischen Kliniken nicht geholfen werden konnte. Es war kein psychisches Leiden, sondern ein Fluch. Ich sage allen, sie sollen zuerst die Ärzte und Psychologen um Rat fragen. Denn in den allermeisten Fällen gibt es psychische oder physische Ursachen, natürliche Ursachen wie Schizophrenie, Hysterie... Oft sind es Psychiater, die mir ihre Patienten schicken. Nur wenn keine Therapie und keine Medizin mehr hilft, wenn das Übel nur noch stärker wird, sollen sie kommen. Ehrlich gesagt sind auch das nicht immer Fälle von Verfluchungen, sondern natürliche Krankheiten, für die die Medizin noch keine wirksame Behandlung gefunden hat." Es gibt also keine Konkurrenz zwischen Psychiater und Exorzist? "Nein, es sind unterschiedliche Symptome. Wir arbeiten zusammen. Der Psychiater sagt, ob es sich um Symptome einer psychischen Krankheit handelt. Der Exorzist sagt, ob es sich um spezifische Symptome eines Fluchs handelt. Er kann unterscheiden, ob es sich um geweihtes oder nicht geweihtes Wasser handelt, ob ein Bild gesegnet oder verflucht worden ist. Denn man kann auch Gegenstände verfluchen."

Nehmen wir mich als Beispiel, sage ich. Könnten Sie bestimmen, ob ich verflucht bin? "Ja, es dauert nur wenige Minuten, nur ein einfaches Gebet." Kalt und schwer wie Marmor liegt die Greisenhand auf der Stirn. Amorth spricht ein lateinisches Gebet. Ein Verfluchter müsste jetzt auf die Knie fallen.

Wo arbeiten Sie? "Man hat mir verboten, hier Exorzismen durchzuführen, weil ich den Leuten zu laut bin. Die Schreie stören. Sie befürchten, dass die Leute es mit der Angst zu tun bekommen. Also benutze ich jetzt ein Gebäude der Benediktiner in der Via Baldelli, bei der San Paolo-Gemeinde, das ist etwas abgelegener. Der dortige Priester ist mir dankbar. Die Schreie würden seine Mönchsbrüder immer an die Existenz der Dämonen erinnern, sagt er. Früher hat man die Exorzismen öffentlich durchgeführt, jetzt ist es den Priestern unangenehm, sie machen sie unter größter Geheimhaltung. Das ist ein Irrtum. Für meine starken Exorzismen habe ich jetzt eine Kirche in der Via Emmanuele Filiberti, die nach der Morgenmesse schließt und am Nachmittag erst wieder öffnet. Dienstag und Freitag habe ich dort die schweren Fälle. Dort habe ich fünf, sechs Helfer. Das ist für die Leute, die schreien und gewalttätig werden. Also mache ich hier nur Exorzismen mit Leuten, die nicht brüllen und nicht wild werden, um nicht zu stören."

Wie viele Patienten haben Sie? "Ich bin der einzige Exorzist, der sieben Tage die Woche arbeitet, einschließlich Heiligabend und Ostern, von morgens bis nachmittags. Ich habe in 21 Jahren bisher über siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Als ich jünger war, im Schnitt fünfzehn, sechzehn Exorzismen am Tag. Jetzt habe ich ein wenig nachgelassen. Sehen Sie meinen Terminkalender. Alles ist voll. Ich müsste Fälle einmal die Woche sehen, und kann sie nur einmal im Monat empfangen." Haben Sie die Fähigkeit, eine Besessenheit sofort zu spüren? "Nein, jeder Fall ist eigen. Es gibt keine gleichen Fälle - ich fühle mich jedes Mal wie ein Anfänger. Natürlich habe ich mehr Erfahrung als andere. Ich empfehle mich jedes Mal dem heiligen Geist als nützlicher Diener."

Was hilft gegen die Dämonen? "Das beste Mittel ist: Messe, mindestens am Sonntag einschließlich Kommunion, und möglichst täglich einen Besuch in der Kirche. Wenn jemand in Sünde lebt oder abgetrieben hat, dann sage ich ihm: Bekehre dich, beichte erst einmal. Man kann keinen Exorzismus mit Leuten machen, die in der Sünde leben."

Was ist eigentlich in Ihren Kollegen Bischof Milingo gefahren? "Ach, ein so guter Freund... Wir beten alle für ihn. Wir haben so oft zusammengearbeitet. Ich glaube, er ist hereingelegt worden, eine Art von Hypnose. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das alles bei vollem Bewusstsein getan hat. Man kann einmal fehlen und zurückgeworfen sein, aber ein zweites Mal... Er hat sich immer mehr als Afrikaner statt als Christ gefühlt. Daher die Idee, eine Gruppe verheirateter Priester zu gründen. Denn in Afrika ist die Keuschheit sehr schwer zu leben. Weil sie daran gewöhnt sind, das Gebot nicht einzuhalten. Auch nachdem er von seiner Flucht zurückgekehrt war, blieb Milingo ständig in Kontakt mit Moon, hat sogar Exorzismen mit ihm gemacht. Moon ist sehr reich, er hat den Wahlkampf von Bush mitfinanziert. Milingo wollte das Geld haben für Sozialarbeit in Afrika, er wollte Krankenhäuser bauen."

Ist Milingo besessen? "Nein, er ist nicht besessen." Und Bush? Er ist bereit, einen zweiten Krieg im Mittleren Osten anzufangen. "Johannes Paul II. hat ihm gesagt, er solle diesen Krieg nicht beginnen. Ich begreife nicht, wie die Amerikaner ihn wiederwählen konnten. Ein sehr, sehr, sehr schlechter Präsident."

 

Der letzte Exorzist

Rom (kath.net/as): Gabriele Amoth ist der bekannteste Exorzist der „Una Sancta Catholica et Apostolica Ecclesia“. Er ist promovierter Jurist und gründete 1990 die „Internationale Gesellschaft der Exorzisten“, deren Ehrenpräsident er bis heute ist. Am 11. Juni 1986 ernannte ihn der damalige Kardinalvikar des Papstes für die Diözese Rom Ugo Poletti zum Exorzisten des Bistums des Papstes. In fast 26 Jahren dieses besonderen seelsorglichen Dienstes führte Pater Amorth weit über 70.000 Exorzismen durch.

Mit der Hilfe des Vatikanexperten der italienischen Zeitung „Il Foglio“, Paolo Rodari, verfasste Amorth sein neues Buch unter dem Titel „L’Ultimo Esorcista. La mia battaglia contro Satana“ („Der letzte Exorzist. Meine Schlacht gegen Satan“; Edizioni Piemme, Mailand 2012, 266 Seiten). Das Buch erscheint am 7. Februar. Ausführlich beschreibt der Streiter Gottes gegen die Heere der Unterwelt den Weg, der ihn zu diesem besonderen Auftrag geführt hatte, sowie eine Vielzahl komplexer Fälle, mit denen er in den letzten Jahrzehnten zu tun hatte.

Besonders stechen zwei Exorzismen hervor. Bei dem einen handelt es sich um den bereits in der Öffentlichkeit bekannten von Johannes Paul II. durchgeführten Exorzismus. Der zweite geht auf das Jahr 2009 zurück und ereignete sich während einer Generalaudienz, bei der Papst Benedikt XVI. zwei junge Männer exorzierte. Wie Pater Amorth bereits in der Vergangenheit berichtet hatte, habe er mit Benedikt XVI. mehrmals über seine Tätigkeit gesprochen und vom Papst große Ermunterung erfahren.

Im Vorwort seines Buches schreibt Gabriele Amorth über die große Schlacht zwischen den Heeren der Finsternis und dem Heer Christi und betont die Schlüsselfunktion, die der Papst in diesem schier endlosen Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen einnimmt:

„Die Schlacht zwischen Gut und Böse, zwischen Satan und Christus, schlägt ihre Wurzeln in der Nacht der Zeiten. Zwei Heere kämpfen von jeher um die Herrschaft über die Welt: das Heer Satans und das Heer Christi. Warum Satan existiert, warum einer der schönsten und edelsten Engel des Paradieses an einem gewissen Punkt beschlossen hat, gegen Gott aufzubegehren und zum Fürsten der Finsternis zu werden – das weiß keiner. Tatsache ist: Er – Satan – existiert. Er will nur eines: die Welt zur Selbstzerstörung, die Menschen zur ewigen Verdammnis führen.

In diesem Kampf, der ohne Ende zu sein scheint, nimmt der Papst eine Schlüsselfunktion ein. Er ist es, der vielleicht vor allen anderen und mehr als alle anderen kämpfen muss, damit die Mächte der Unterwelt die Kirche nicht überwältigen. Zusammen mit ihm gibt es Menschen guten Willens, die zur Kirche gehören. Unter diesen Menschen haben die Exorzisten eine besondere Rolle. Sie sind die Diamantspitze dieses Heeres, das dem Bösen das Gute entgegenstellt. Ausgewählte Priester, um aus dem Menschen und somit aus der Welt die außerordentliche Gegenwart Satans und seines Heeres, die Satan hierarchisch unterworfenen Dämonen auszutreiben“.

Marco und Giovanni hießen die beiden Männer, die Amorth zusammen mit zwei seiner Assistentinnen im Mai 2009 zu Benedikt XVI. gebracht hatte. Keiner habe an jenem Tag gewusst, wen er da vor den Papst bringen wollte.

Marco und Giovanni seien immer unruhiger geworden: „Es ist kein Geheimnis, dass die alleinige Gegenwart des Papstes in Unruhe versetzt und in gewisser Weise den Besessenen bei ihrem Kampf gegen die Dämonen hilft“. Die beiden Assistentinnen wollten sich so weit wie möglich dem Papst nähern. Nach Überwindung einiger Hindernisse sei es gelungen, die beiden Männer in dem für Behinderte reservierten Bereich unterzubringen: „Die beiden sprechen nicht. Sie sind merkwürdig still. Es ist, als würden jene, die sie besitzen (es handelt sich um zwei verschiedene Dämonen), zu verstehen beginnen, wer da nun bald auf den Platz kommen wird“.

Als Benedikt XVI. wie üblich auf dem Papamobil eingezogen sei und die Audienz ihren Anfang genommen habe, „drehten sich die beiden Frauen zu Marco und Giovanni und stützen sie instinktiv“. Die beiden Männer „zeigten ein ungewöhnliches Verhalten“. Während die Zeit verstreiche, „verstehen die beiden Frauen, dass jemand in den Leibern von Marco und Giovanni immer unruhiger wird“.

Die beiden Frauen riefen die Männer beim Namen und ermunterten sie, die Selbstkontrolle zu bewahren, so Amorth, bis einer von diesen sich umgewandt und gesagt habe: „Ich bin nicht Giovanni“. Ab dem Moment hätten die Frauen nichts mehr gesagt: „Sie wissen, dass mit dem Teufel allein der Exorzist sprechen darf. Würden sie es tun, so wäre dies gefährlich“.

Die beiden Besessenen hätten sich dann auf dem Boden gewunden, während der Papst wie üblich die Pilger vom Papamobil aus gesegnet habe. Als das Auto auf dem Sagrato vor der Petersbasilika seine Fahrt durch die Pilger beendet habe und der Papst ausgestiegen sei, um die Menschen in der ersten Reihe zu segnen, hätten die beiden Männer zu schreien begonnen.

Eine der beiden Assistentinnen habe versucht, die Aufmerksamkeit des Papstes auf sich zu ziehen: „Benedikt XVI. dreht sich um, kommt jedoch nicht näher. Er sieht die beiden Frauen, und er sieht die beiden jungen Männer auf dem Boden, die schreien, geifern, zittern, von Wut ergriffen sind. Er sieht den Blick voller Hass der Männer. Ein Blick ist direkt gegen ihn gerichtet.

Der Papst bleibt ruhig. Er schaut aus der Ferne. Er hebt den Arm und segnet die vier. Für die beiden Besessenen ist dies wie ein wütender Schlag. Ein Peitschenhieb, der über den ganzen Körper geht. So stark, dass sie drei Meter nach rückwärts geworfen und wieder auf den Boden geschleudert werden. Jetzt schreien sie nicht mehr. Doch sie weinen und weinen und weinen. Sie stöhnen während der ganzen Audienz. Als der Papst weggeht, kommen sie wieder zu sich. Sie kehren in sich zurück. Und erinnern sich an nichts“.

Satan fürchte Benedikt XVI. sehr, so Amorth. Seine Messen, seine Segnungen, seine Worte seien wie mächtige Exorzismen. Für den Exorzisten ist der ganze Pontifikat Benedikts XVI. „ein einziger großer Exorzismus gegen Satan“.

„Die Weise, wie Benedikt XVI. die Liturgie lebt. Sein Respekt vor den Regeln. Seine Strenge. Seine Haltung: all dies ist extrem wirksam gegen Satan. Die vom Papst gefeierte Liturgie ist mächtig. Immer wenn der Papst die Eucharistie feiert, wird Satan verletzt.

Satan hat die Wahl Ratzingers auf den Stuhl Petri sehr gefürchtet. Denn er sah in ihm die Fortführung der großen Schlacht, die über 26 Jahre hinweg sein Vorgänger Johannes Paul II. gegen ihn geschlagen hatte“.
http://www.kath.net/detail.php?id=35031

 

Zeugnis einesUmsessenen

Alles begann im Alter von 16 Jahren. Bis dahin war ich ein glücklicher Junge, lebhaft und heiter, obwohl mich auch eine gewisse Bedrückung, eine Schwermut verfolgte. Ich verstand das nicht, machte mir aber damals auch kein Problem daraus. Ich lebte in einem Städtchen am Meer, und das Meer, der Himmel und die Landschaft waren mir eine beachtliche Hilfe, meine Melancholie zu vertreiben. Mit 16 Jahren kam ich nach Rom, verließ die Kirche und begann alles das auszukosten, was einen Neuankömmling in einer Großstadt fasziniert. Ich machte alle jene extremen Erfahrungen, die auf dem Lande unbekannt sind. Bald schon lernte ich Drogenabhängige, Lang- haarige, Diebe, leichte Mädchen usw. kennen. Und ich hatte eine gewisse Ungeduld, diesen Umgang zu lernen, der meinen bisherigen Frieden enorm störte. Ich lebte nun in diesem neuen, künstlichen, übersättigten, ekelerregenden Milieu. Ich hatte einen sehr despotischen Vater, der mich streng kontrollierte und immer mit mir unzufrieden war.

Die vielen Unannehmlichkeiten und all die Demütigungen von seiner Seite trieben mich wie eine Feder auf die Straße. Ich ging von Zuhause fort und lernte Hunger, Kälte, Müßiggang und Schlechtigkeit kennen. Ich lebte mit leichten Mädchen und schweren Jungen zusammen. Bald schon quälte mich eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste: ,,Warum lebe ich auf der Straße? Warum bin ich so, während andere die Kraft haben, zu arbeiten und froh zu sein?" Damals ging ich mit einem Mädchen, das das Böse für stärker hielt als das Gute; es sprach von Hexern und Magiern und schrieb Dinge, dass einem ganz schwindlig wurde. Ich hielt sie für sehr intelligent, denn es schien mir fast übermenschlich, solche Theorien über die Welt und das Leben zu schreiben. Ich las alle ihre Hefte und verlangte dann, dass sie sie vor mir verbrennt, denn sie handelten nur vom Bösen, und ich hatte ein wenig Angst, sie im Haus so herumliegen zu haben. Danach hasste mich das Mädchen, und ich verstand das gar nicht. Ich versuchte doch, ihr aus diesem schwarzen Loch herauszuhelfen, aber es gelang mir nicht. Sie lachte mich aus und damit auch das Gute, das ich ihr vorschlug. Als ich nach Hause zu den Meinen zurückkehrte, traf ich ein anderes Mädchen, das noch schlimmer war als das erste.

Die folgenden Jahre war ich traurig und unglücklich und fühlte mich von allen verfolgt. Eine Art Dunkelheit umgab mich, ich lachte nicht mehr und weinte häufig. Ich war verzweifelt und fragte mich wieder: ,,Warum lebe ich? Wer bin ich? Was macht der Mensch auf der Welt?" Natürlich interessierte das niemanden in meiner Umgebung, aber innerlich schrie ich in einem Augenblick schlimmster Verzweiflung mit schwacher Stimme: ,,Mein Gott, ich kann nicht mehr! Hier stehe ich vor dir Hilfe!" Ich hatte den Eindruck, dass ich erhört wurde. Denn nach einigen Tagen ging meine Freundin in eine Kirche, kommunizierte und bekehrte sich in Rekordzeit. Um nicht nachzustehen, machte ich es ebenso. Dabei geriet ich in eine Kirche, wo sie gerade eine Statue der Muttergottes von Lourdes in Prozession trugen. Sie riefen mich, ihnen beim Tragen zu helfen, und obwohl ich mich schämte, tat ich es und war dann sehr stolz. Ich ging auch zur Kommunion und war sehr erstaunt über den Beichtvater, weil er so gütig und verständig war. Beim Hinausgehen sagte ich: ,,Ich habe es geschafft. Ich bin auf den guten Weg zurückgekehrt." Und auch wenn ich bisher nicht wusste, was das Gute war, so fühlte ich jetzt, was es war. Einige Wochen später hörte ich von Medjugorje, wo die Madonna seit 1981 erschien. Ich reiste sofort mit jenem Mädchen dorthin, geleitet von einem inneren Antrieb, einem Wunder, das ich nicht beschreiben kann. Wir kehrten daraufhin in aller Form in die Kirche zurück und änderten unser Leben. Jetzt liebten wir Gott mehr als uns selbst, so dass das Mädchen sogar in ein Kloster eintrat und ich daran dachte, Priester zu werden. Wie glücklich war ich, dass ich wieder eine Lebensmotivation hatte und das Leben nicht zu Ende war. Aber dies war nur der Anfang, denn da war noch ,,jemand", der mit all dem nicht zufrieden war.

Im folgenden Jahr pilgerte ich wieder nach Medjugorje, und als ich nach Rom zurück- kehrte, begann ich wieder diese Dunkelheit zu spüren wie in der Zeit, bevor ich Gott entdeckt hatte. Im Verlauf einiger Wochen wurde diese Ahnung zur Gewissheit, die ich zunächst dem Verhalten meines Vaters, den unglücklichen Verhältnissen, in denen ich aus verschiedenen Gründen gelebt hatte, sowie einer gewissen Unruhe zuschrieb, die ich für normal hielt, ohne zu begreifen, dass sie für andere keineswegs normal war. Ich fing an zu leiden, wie es mir noch nie passiert war. Ich schwitzte, fieberte und hatte überhaupt keine Kraft mehr, so dass ich nicht einmal mehr alleine essen konnte und gefüttert werden musste. Ich hatte die Vorstellung, an etwas zu leiden, das nicht körperlich, irgendwie fremd war. Ich spürte eine starke Verzweiflung und sah — ich weiß nicht, mit welchen Augen — eine Finsternis, die nicht nur mein Zimmer, in dem ich wohnte, oder das Bett, auf dem ich seit Monaten liegen musste, verdunkelte, sondern auch die Zukunft, den Lebenswillen und die Hoffnung auf morgen. Ich kam mir vor, wie von einem unsichtbaren Messer getötet, und spürte, dass jener, der dieses Messer führte, mich hasste und mehr wollte als meinen Tod. Es ist sehr schwer, das alles in Worten auszudrücken, aber es war so, wie ich es beschrieben habe. Nach einigen Monaten war ich verrückt geworden und nicht mehr zurechnungsfähig, so dass man mich in eine Heilanstalt bringen wollte. Ich verstand nicht mehr, was ich sagte, denn ich lebte bereits in einer anderen Dimension, in jener, an der ich litt. Die Wirklichkeit schien von mir' getrennt. Es war, als ob nur mein Körper in der Zeit und an dem Ort war, meine Seele aber sich woanders befand, an einem schrecklichen Ort, wo es kein Licht und keine Hoffnung gibt. Mehrere Monate blieb ich so zwischen Leben und Tod und wusste nicht mehr, was ich denken soll. Ich verlor Freunde, Verwandte und das Verständnis der Angehörigen. Ich war außerhalb der Welt, die mich nicht mehr verstand, was ich auch nicht verlangen konnte, da ich wusste, was in mir war, was ich aber nicht beschreiben konnte. Ich vergaß beinahe Gott, und obwohl ich mich mit Tränen und unaufhörlichen Klagen an ihn wandte, spürte ich ihn weit weg, in einer Entfernung, die man nicht nach Kilometern misst, sondern nach Ablehnungen. Irgendetwas sagte nein zu Gott, zum Guten, zum Leben, zu mir. Ich dachte daran, mich an ein Krankenhaus zu wenden, denn ich meinte, dass das Fieber, das ich seit Monaten hatte, eine physische Ursache haben müsse, und wenn diese behoben wäre, dann würde es mir besser gehen. Und irgendetwas musste ich doch unternehmen.

In Rom wollte mich nur wegen des Fiebers kein Krankenhaus aufnehmen. So musste ich mich an ein 300 Kilometer weit entferntes wenden, wo ich 20 Tage blieb und allerlei Untersuchungen über mich ergehen lassen musste. Dann wurde ich ohne Befund und mit einem klinischen Krankenbericht entlassen, der einen Athleten vor Neid hätte platzen lassen: Ich sei gesund wie ein Fisch. Nur ein Nachsatz sagte, dass sich niemand das Fieber und die leichenblasse Gesichtsfarbe erklären könne. Ich war tatsächlich so weiß wie ein Blatt Papier. Kaum war ich aus dem Krankenhaus entlassen, wo sich meine Beschwer- den etwas gebessert hatten, begann eine ganz starke Krise. Ich musste öfters erbrechen und litt alles, was zu leiden menschenmöglich ist. Außerdem befand ich mich in einer Gegend der Stadt, die ich nicht kannte. Wie ich dorthin gekommen bin, weiß ich nicht. Die Beine bewegten sich von selbst, die Arme und auch der übrige Körper waren vom Willen unabhängig. Es war ein schreckliches Gefühl. Ich befahl meinen Gliedern, die mir nicht mehr gehorchten. Diese Erfahrung wünsche ich niemand. Als ob das alles nicht genug wäre, kehrte diese Dunkelheit zurück, die sich diesmal sowohl auf die Seele als auch auf den Körper legte. Alles schien mir dunkel, wie bei Nacht, obwohl es heller Tag war.

Die Qual hatte einen Höhepunkt erreicht. Ich schrie, wälzte mich am Boden, so als hätte ich Feuer in mir, und flehte schreiend zur Muttergottes: ,,Habe Erbarmen. .. Mutter, ich flehe dich an! Meine Mutter, Gnade für mich, denn ich sterbe." Die Schmerzen ließen nicht nach, und die Qual war so hoffnungslos, dass ich auch das Orientierungsvermögen verlor. Ich streifte an einer Mauer entlang und erreichte eine Telefonzelle. Es gelang mir, eine Nummer zu wählen, während mein Kopf gegen die Scheibe und gegen das Telefon schlug. Die einzige Person, die ich kannte, kam tatsächlich und brachte mich zurück nach Rom. Bevor ich noch dort ankam, erkannte ich, dass ich die Hölle gesehen hatte. Ich war nicht dort gewesen, ich hatte sie auch nicht berührt, ich hatte sie nur von weitem gesehen. Diese Erfahrung änderte mein Leben mehr als die Bekehrung von Medjugorje.

Ich glaubte immer noch nicht an eine außerirdische Macht und erklärte alles mit psychologischen Ursachen: mangelnde Anpassungsfähigkeit, autoritärer Vater, kindliche Traumata, Emotionsschock und andere Dinge, die wie eine schöne Zeichnung das Vorgefallene erklären konnten. Ich hatte mich fünf Jahre lang als Autodidakt mit Psychologie beschäftigt und mir ein Schema zurechtgelegt, aus dem man ersehen konnte, woran ich litt. Am Tag der Madonna vom Guten Rat - ich glaube, ich betete um einen solchen - riet mir ein Mönch, mit einem Charismatiker zu telefonieren, der unter der strengen Aufsicht eines Bischofs stand und die Gabe der Seelenschau hatte. Dieser sagte zu mir: ,,Man hat dich verwünscht, um deinen Verstand und dein Herz zu treffen. Und vor acht Monaten hast du eine verwünschte Frucht gegessen.“ Ich musste laut lachen, da ich kein einziges Wort glaubte. Aber dann wurde ich nachdenklich und spürte wieder die Hoffnung in mir. Ich hatte dieses Gefühl schon ganz vergessen und dachte an die Frucht und an die Zeit vor acht Monaten. „Ja, es stimmt“, sagte ich, „ich habe vor acht Monaten tatsächlich eine solche Frucht gegessen.“ Und ich erinnerte mich, dass ich die Frucht zunächst nicht essen wollte, aus einer instinktiven Abneigung gegen die Person, die sie mir angeboten hatte. Alles passte zusammen, und so hörte ich auch auf den Rat und akzeptierte die mir vorgeschlagenen Heilmittel, nämlich die Segnungen. Ich suchte einen Exorzisten und fand, nachdem ich von Priestern und Bischöfen ausgelacht und gedemütigt worden war und so das von den eigenen Hirten entstellte Antlitz der Kirche gesehen hatte, endlich Pater Amorth. Ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag. Noch wusste ich nicht, was eine besondere Segnung ist; ich dachte an ein Kreuzzeichen, wie es der Priester am Ende der Messe macht. Ich setzte mich, er legte die Stola auf meine Schultern und eine Hand auf meinen Kopf. Dann begann er lateinisch zu beten, wovon ich nichts verstand. Nach einer Weile spürte ich ein frisches, ja eiskaltes Rieseln vom Kopf herab durch den ganzen Körper. Zum ersten Mal hatte ich nach fast einem Jahr kein Fieber mehr. Ich sagte nichts. Er machte weiter, und ganz langsam lebte die Hoffnung in mir wieder auf, das Tageslicht wurde wieder hell, der Gesang der Vögel glich nicht mehr dem Krächzen der Raben und äußere Geräusche waren nicht mehr bedrückend, sondern waren einfach Geräusche. Ich hatte bis dahin tatsächlich mit Watte in den Ohren leben müssen, denn schon die geringsten Geräusche hatten mich in die Luft springen lassen. Pater Amorth forderte mich auf wiederzukommen, und schon beim Hinausgehen hatte ich große Lust zu lachen, zu singen und zu scherzen. „Wie schön“, sagte ich, „dass es vorbei ist.“ Tatsächlich war an allem, was ich gelitten hatte, „jemand“ schuld, der mich hasste. Es war nicht meine Verrücktheit, die mir all das Böse angetan hatte. „So ist es“, sagte ich mir, allein im Auto sitzend, „das ist wahr.“

Heute sind drei Jahre vergangen, und ganz langsam, Schritt für Schritt, Segnung für Segnung, bin ich wieder normal geworden und habe erkannt, dass das Glücklich-sein von Gott kommt, nicht von unseren Eroberungen und Erfolgen. Das Böse, das sogenannte Unglück, die Traurigkeit, der Kummer, das Zittern der Beine, die Erstarrungen, die nervöse Erschöpfung, die Schlaflosigkeit, die Angst vor der Schizophrenie und vor der Epilepsie (ich hatte wirklich einige Anfälle) und viele andere Krankheiten, die ich mitgemacht hatte, verschwanden nach einem einfachen Segen. Seit drei Jahren habe ich noch und noch Beweise, die mir zeigen - natürlich nur mir -, dass es den Dämon gibt, dass er tätig ist, mehr als wir glauben, und dass er alles tut, um nicht entdeckt zu werden. Wir sollen nämlich glauben, dass wir an diesem und jenem erkranken, während er die Ursache jeden Übels ist. Aber er zittert vor einem Priester, der einen Weihwasserwedel in der Hand hat.

Das ist meine Erfahrung, die ich niederschreiben wollte, um alle, die es lesen werden, einzuladen, diesen Aspekt unseres Lebens zu bedenken, den ich leider zur Genüge erlebt habe. Aber ich bin im Nachhinein doch glücklich, dass Gott mir diese große Prüfung geschenkt hat, denn jetzt beginne ich die Früchte so vieler Leiden zu genießen. Meine Seele ist jetzt reiner, und ich sehe, was ich vorher nicht gesehen habe. Vor allem bin ich weniger skeptisch und bin aufgeschlossener gegenüber der Realität, die mich umgibt. Ich glaubte schon, dass Gott mich verlassen hätte, und doch war es gerade damals, dass er mich bearbeitete, um mich auf seine Begegnung mit ihm vorzubereiten. Mit dieser Niederschrift will ich auch jene aufmuntern, die krank sind, wie ich es war, dass sie nicht den Mut verlieren, auch wenn es den Anschein hat, von Gott verlassen zu sein. Aber so ist es nicht, und dafür gibt es Beweise. Man muss nur ausharren, auch jahrelang.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass die Exorzismen umso wirksamer sind, je mehr Gott es will. Das hängt weder vom Willen des Exorzisten noch vom Willen des Exorzierten ab. Und die Wirksamkeit hängt nach meiner Erfahrung sehr viel mehr vom Bekehrungswillen des Exorzierten als von der exorzistischen Praxis ab. Die Beichte und die Kommunion wiegen so schwer wie ein großer Exorzismus. Bei den außergewöhnlichen Beichten - wenn es gute Beichten waren - habe ich sofort das Verschwinden der oben beschriebenen Quälereien gespürt; und bei den Kommunionen eine neue Süße, die ich nicht für möglich gehalten habe. Vor Jahren schon, bevor alle diese Leiden auftraten, ging ich zur Beichte und zur Kommunion, aber da ich nicht litt, erkannte ich nicht, wenn ich so sagen darf, weshalb ich so immun war. Nun weiß ich es und lade vor allem die Gleichgültigen ein zu glauben, dass Gott wirklich anwesend ist an der Tür des Beichtstuhls und in der Hostie, die wir oft mit großer Zerstreuung empfangen. Überdies lade ich die Skeptiker ein zu glauben, bevor ihnen „jemand“ mit Gewalt helfen muss, wie es mir passiert ist. Am Schluss wende ich mich an die Armen, denn gerade unter ihnen, den Besessenen und vom Satan Gehassten, bedient sich der Dämon ihrer eigenen Bekannten, um sie zu töten oder sie zu unterdrücken. Verliert nicht den Glauben und die Hoffnung und ergebt euch nicht den bösartigen Einflüssen und den falschen Vorspiegelungen des Bösen. Denn dies ist sein eigentliches Ziel. Sein letztes Ziel ist nicht Leiden zu verursachen oder das Böse zu veranlassen. Er sucht nicht unseren Schmerz, sondern mehr: Er sucht unsere Seele, bis sie sagt: „Genug, ich bin besiegt, ich bin ein Spielzeug in der Hand des Bösen; Gott kann mich nicht befreien; Gott vergisst seine Kinder, wenn er solche Qualen zulässt; Gott liebt mich nicht, der Böse ist ihm überlegen.“ Dies ist der wahre Sieg des Bösen, dem wir widersprechen müssen, auch wenn wir keinen Glauben mehr haben, weil der Schmerz ihn trübt.

„Wir müssen den Glauben wollen.“ Wir müssen wollen! Diesen Willen kann der Dämon nicht angreifen, der Wille gehört uns; er gehört weder Gott noch dem Teufel, denn Gott hat uns den Willen gegeben, als er uns schuf. Also müssen wir immer nein sagen zu dem, der uns niederdrücken will, und müssen glauben (wie der hl. Paulus), dass „im Namen Jesu Christi jedes Knie sich beuge, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde“. Dies ist unsere Rettung. Wenn wir nicht fest glauben, dann kann das Böse, das uns durch Verwünschungen und ähnliches auferlegt wurde, Jahre dauern, ohne Aussicht auf Besserung. Für jene, die sich schon für verrückt halten und keinerlei Hilfe sehen, kann ich bezeugen, dass dieses Übel nach vielen Exorzismen verschwindet, als ob es nie existiert hätte. Deswegen dürfen wir keine Angst haben, sondern müssen Gott loben für das Kreuz, das er uns auferlegt hat; denn nach dem Kreuz kommt immer die Auferstehung, so wie auf die Nacht der Tag folgt. Alles ist so erschaffen. Gott lügt nicht und hat uns auserwählt, Jesus nach Getsemani zu begleiten, ihm Gesellschaft zu leisten in seinem Schmerz, mit ihm aufzuerstehen.

Ich opfere dieses Zeugnis der Gottesmutter auf, damit sie es fruchtbar mache für das Wohl meiner Leidensgefährten. Ich antworte jenen mit Liebe, Verzeihen, Lächeln und Segen, die mir als Werkzeuge des Teufels das Martyrium gegeben haben, das ich leiden musste. Ich bete, dass mein Leiden ihnen das Licht bringe, das auch ich von unserem wunderbaren Gott geschenkt bekommen habe.

G.G.M.

 

 

Herr, befreie uns vom Bösen.
Glorreicher Fürst der himmlischen Heerscharen,
heiliger Erzengel Michael,
beschütze uns im Kampfe gegen die Mächte,
Gewalten und Herrscher der Finsternis
und die Geister der Bosheit unter dem Himmel!
Komm den Menschen zu Hilfe,
die Gott nach seinen Ebenbild erschaffen
und um einen so hohen Preis
aus der Tyrannei Satans erkauft hat!
Dich verehrt ja die Kirche als ihren Schutzherrn;
dir übergrab der Herr die Seelen der Erlösten,
um sie zur himmlischen Seligkeit zu führen.
Bitte den Gott des Friedens,
er möge Satan vernichten,
damit er nicht länger die Menschen gefangen halte
und der Kirche Schaden zufüge.
Bringe unser Gebet vor das Antlitz des Allerhöchsten:
Er wolle uns mit seinem Erbarmen eilends zuvorkommen.
Er greife den Drachen, die alte Schlange,
den Teufel, den Satan, und stürze ihn gefesselt in die Hölle,
 damit er nicht weiter das Menschengeschlecht verführe!

 

Weiterführende Themen: 

Exorzismus Anneliese Michel /  Offenbarung Hölle / Gott liebt dich  /  Garabandal 

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