Exorzismus
Pater Amorth, Exorzist
Wenige glauben noch an ihn: den Teufel. Und damit hat er viele schon für sich
gewonnen. "Die sind mir die liebsten", musste der Teufel im Exorzismus der Anneliese
Michel aussagen.
Klar, die sind schon fast in seinen Händen. Denn das Leben eines Christen ist
geprägt vom Kampf gut gegen böse. Er wird die Sakramente pflegen, um den Weg des
Heiles zu gehen, er wird beichten, um sich reinigen zu lassen, er wird sich in
der Hl. Kommunion stärken und Zuflucht bei Jesus suchen, er wird Versuchungen
meiden, er wird beten... Doch viele - allzu viele - leben heute in Gottesferne,
glauben weder an Gott noch an den Teufel.
INHALT
Pater Amorth, Exorzist der Dioziöse Rom
Der Teufel ist unter uns
Das moderne Denken lässt
die biblischen Aussagen vom Teufel und der Teufelsaustreibung (=Exorzismus,
von griech. orkos= Eid, Schwur) kaum mehr gelten. Berichte über selbsternannte
Exorzisten bringen die kath. Kirche in ein schiefes Licht. 1990 stellte der
Vatikan allen Bischofskonferenzen ein Dokument zu, worin die künftige
Handhabung des Exorzismus beschrieben ist. Von einem Exorzisten wird v.a.
verlangt, dass er zwischen Krankheit, Umsessen- und Besessenheit unterscheiden
kann. Der Priester Reto Nay hat uns aus Rom das folgende Gespräch mit dem
bekannten Exorzisten Gabriele Amorth mitgebracht.
Gabriele Amorth, seit 1985 Exorzist der Diözese Rom.
Pater Amorth, warum
glauben die Leute nicht mehr an den Teufel?
«Ich persönlich bezweifle,
dass die Leute heute nicht mehr an den Teufel glauben. Der Teufel existiert —
und wie! Die Civiltà Cattolica (angesehene Zeitschrift der Jesuiten) hat auf
einem Kongress eine Studie mit erschütternden Zahlen vorgestellt: ca. 12
Millionen Italiener wenden sich an Kartenleser, Zauberer, Hexer, satanische
Sekten... Sie zahlen 100 Fr. für eine Antwort oder einen Rat und mehrere 1000
Fr. für eine Behexung.» Das ist ja ein Riesengeschäft. Wie kann man so etwas
erklären? Wenn der Glaube abnimmt, nimmt der Aberglaube auch unter gebildeten
Leuten zu. Heute existieren in Rom über 100 satanische Sekten. In Europa gibt
es einen grossen spirituellen Niedergang. Der Glaube schwindet. Die Zahl der
Kirchgänger fällt ins Bodenlose. Ich betrachte die Europäer als ein Volk von
getauften Heiden. Scheidung, Abtreibung, Auflösung der Familien: eine
Katastrophe.»
Glauben Sie, dass der
Teufel real gegenwärtig sein kann?
Satan ist ein wirkliches,
persönlichgeistiges Wesen. Er gehört zu den Abertausenden von Gott
geschaffenen Engeln. Wie alle Engel war der Teufel einst glücklich und gut,
erlag dann aber einer Versuchung. Es steht fest, dass sich Satan und seine
Anhänger aus eigener Schuld in Dämonen verwandelten, weil sie sich nicht in
den Dienst Christi stellen wollten. Die Dämonen sind persönliche Wesen, weil
sie Freiheit und Willen besitzen. Sie sind geistige Wesen, reine Geister, weil
sie keine Seele und keinen Leib haben wie der Mensch. Darum benützen sie
manchmal den Körper der Menschen.»
Durch welche Ritzen
der Persönlichkeit kann sich der Teufel einschleichen?
«Satan benützt 4 Wege, um
von einer Person Besitz zu ergreifen: Die Erlaubnis Gottes, z.B. bei Heiligen,
die von Dämonen besessen waren. Eine Verfluchung, die auch ohne den aktiven
Beitrag der besessenen Personen wirksam werden kann. Diese Menschen sind Opfer
ohne Schuld. Freilich wirkt eine Verfluchung viel seltener, wenn der
Betroffene im Stand der Gnade ist, betet und regelmässig die Sakramente
empfängt. Die anhaltende Todsünde. Der Einfallsort des Teufels ist hier
offensichtlich. Das beste biblische Beispiel dafür ist Judos Iskariot. Wie oft
wird Jesus versucht haben, Judas von seinen Mängeln zu reinigen. Judas war ein
Dieb, und als er sich entschloss, Jesus zu verraten, sagt das Evangelium: «Und
der Satan ergriff Besitz von Judas» (Lk 22,3). Wiederholt habe ich es mit
Personen zu tun gehabt, die im Zustand der eingewurzelten Sünde lebten. Ein
Rauschgifthändler hatte unter Drogeneinfluss ein Mädchen vergewaltigt und an
einem bewaffneten Überfall teilgenommen. Er kam zu mir, um seiner Mutter und
seiner Schwester, die ihn begleiteten, eine Freude zu machen. Ich hatte keine
30 Sekunden über ihn gebetet, da fiel er schon in Trance und begann
fürchterlich zu schreien. Sofort brach ich den Exorzismus ab und sagte ihm,
dass er von einem Dämon besessen sei. Er antwortete mir: «Das weiss ich, und
es ist mir recht, weil ich es so haben will.»
Kontakte mit satanischen
Sekten, Magiern, Hexern, teuflischen Bluthunden, Okkultismus, Spiritismus...
Wenn jemand solchen Dingen nachgeht, öffnet er dem satanischen Einfluss und
der Besessenheit Tür und Tor.»
In wievielen Fällen
haben Sie die Gegenwart des Teufels festgestellt?
«Ich persönlich habe es
bisher mit ungefähr 12 schweren Fällen zu tun gehabt. Doch die Personen, die
bis zu mir gelangen, sind selektioniert. Jeden Montag erhalte ich Anrufe von
Menschen, die um Hilfe bitten. Im Schnitt stelle ich bei zwei Drittel der
Fälle fest, dass eine Audienz unnötig ist. Beim restlichen Drittel kann ich
erst nach einem oder mehreren Exorzismen sehen, ob es sich um wirkliche
Teufeleien oder um paranormale Phänomene handelt, die ein Exorzist natürlich
auch kennen muss.»
Ein
Exorzist im Einsatz
In einem Quartier der
römischen Innenstadt unweit des Kolosseums erhebt sich in einer stark
befahrenen Seitenstrasse eine unscheinbare Kirche. Es ist 8.00 Uhr, und
drinnen steht die Frühmesse kurz vor dem Ende. Unter den Gläubigen, in der
letzten Bank kniet ein Priester im schwarzen Talar. Noch dem Schlusssegen
erhebt er sich und geht seitlich in die Sakristei. Einige Personen folgen ihm.
Dieser Vorgang wiederholt sich jeden Dienstag- und Freitagmorgen: P. Gabriele
Amorth, der berühmteste unter den Exorzisten der Diözese Rom ist bei der
Arbeit. Der Pater ist ausgelassen und scherzt mit den Umstehenden, alles junge
Leute, unter ihnen auch eine elegant gekleidete 25- bis 30 jährige Frau. Das
Hinterzimmer der Sakristei, wo sich die Gruppe befindet, ist spartanisch
ausgestattet. Eigentlich ist es mehr ein Abstellraum. In seiner Mitte ist ein
Tisch, auf dem mit Wasser gefüllte Behälter bereitstehen. Zuerst wendet sich
der Pater ihnen zu und segnet das Wasser. Weihwasser ist für einen Exorzisten
ein wichtiges Instrument. In der Zwischenzeit haben sich die Leute
niedergesetzt. Die elegante junge Frau hat in einem uralten Polstersitz Platz
genommen, der von einem Halbkreis anderer Stühle umgeben ist. Offensichtlich
ist sie die «Besessene». Pater Amorth tritt heran, spricht einige Gebete und
bespritzt die kleine Gruppe mit Weihwasser. Angetan mit einer langen violetten
Stola setzt er sich dem Mädchen gegenüber. Einige Scherze, wie geht‘s, wie
steht‘s, die Arbeit, die Familie. Nochmals Weihwasser. Dann legt der Pater dem
Mädchen die Enden seiner Stola über die Schultern, berührt mit den Händen ihr
Haupt und beginnt mit den langen lateinischen Exorzismusgebeten. Die Frau,
eben noch redselig und lachend, durchzuckt es wie ein Stromstoss. Sie fällt in
einen tranceähnlichen Zustand. In ihren halboffenen Augen sind die Pupillen
nicht mehr zu erkennen. Unruhe breitet sich aus. Links und rechts von ihr
nähern sich zwei ältere Frauen, die sie diskret aber mit Kraft an Schultern
und Armen zurückhalten. Später treten zwei Männer hinzu, um ihre Beine zu
fixieren. Der Pater betet weiter, als ob nichts geschehen wäre. Er bespritzt
das Mädchen, das inzwischen tobt, schreit und schäumt, mit Weihwasser und
macht ihr mit Katechumenenöl das Kreuz auf die Stirn: «Fugite partes adversae“»
— «Flieht ihr diabolischen Kräfte!» Pater Amorth ist hager und mit seinen 81
Jahren äusserst vital. Trotz seines Alters ist er erst seit 20 Jahren
Exorzist. Vorher war er Redaktor und Schriftsteller. Er ist seit Jahren
Mitglied der internationalen päpstlichen Marianischen Akademie. Seine
Ernennung zum Exorzisten kam für ihn überraschend. Alles begann bei einer
Zusammenkunft mit dem damaligen Vikar des Papstes für die Stadt Rom, Kardinal
Ugo Poletti. Dabei kam der Kardinal auf einen gemeinsamen Bekannten, den
Passionistenpater Candido Amantini, zu sprechen. P. Candido war der
berühmteste Exorzist in Rom und hatte eine 36 jährige Erfahrung. Kardinal
Poletti packte die Gelegenheit beim Schopf: ,,Sie sind ein Freund von P.
Candido und wissen gewiss, dass er alt ist und einer Hilfe bedarf. Ich
verleihe Ihnen darum das Recht zu exorzieren. ,,So wurde Pater Amorth zuerst
der Gehilfe und Lehrhng ,später der Nachfolger von P. Candido. Seitdem hat er
in weniger als sechs Jahren ca. 1 2‘OOO Exorzismen durchgeführt.
Pater Amorth spricht von einer
Zunahme der Besessenen
Der Teufel geht umher
wie ein brüllender Löwe.
«Wir Exorzisten, die wir
den Bösen bekämpfen, sind nur wenige», erklärt der bekannte römische
Pauliner-Pater, Gabriele Amorth. «Um dem Satan entgegenzutreten genügt
Weihwasser und ein Kruzifix, aber um ihn endgültig zu besiegen, kann es 14
Jahre dauern.»— «Von 1986 bis heute, haben sich 12‘OOO Personen an mich
gewandt.»
Wie kann man eine
Besessenheit erkennen?
«Die Hauptschwierigkeit
besteht darin, ein dämonisches von einem psychischen Leiden zu unterscheiden.
Hier müsste man weit ausholen. In einigen Fällen kann beides im Spiel sein.
Das bedeutet, dass die Person sowohl den Exorzisten als auch den Psychiater
braucht. Vereinfachend können wir sagen, dass das einleuchtendste Symptom der
Besessenheit die Abneigung gegen das Heilige ist. Wenn eine Person, obwohl sie
es möchte, nicht zur HI. Messe gehen kann, wenn jemand auf heilige Bilder
aggressiv reagiert, dann sind das erste Hinweise. Man kann eine Person auch
testen, indem man ihr, ohne das sie es weiss, einen Kaffee oder eine Suppe mit
exorziertem Wasser zubereitet. Wenn die Person aufspringt oder die Speise
ablehnt, besteht Verdacht auf Besessenheit. Oder man bereitet den Salat mit
exorziertem Salz oder exorziertem Öl und prüft, ob die Person ausfällig wird
und das Essen ablehnt. Ein anderer Hinweis kann eine medizinisch nicht
diagnostizierbare Krankheit sein. Es kommt vor, dass bei einer Person nicht
einmal der unmittelbare Effekt eines Medikamentes eintritt. Man versucht z.B.
einen Kranken mit hohen Dosen von Schlaftabletten zu beruhigen, ohne dass sich
bei ihm eine Wirkung zeigt. Auch die Tatsache, dass jemand an einer
spiritistischen Sitzungen etc. teilgenommen hat, muss sehr ernst genommen
werden. Um die Besessenheit einer Person zu erkennen, ist Verschiedenes zu
berücksichtigen. Letztlich kann aber nur der Exorzismus eine eindeutige
Diagnose liefern. Deshalb ist es wichtig, die Reaktion einer Personwährend und
nach dem Exorzismus zu beobachten. Der Exorzismus kann nach einigen Tagen
gewalttätige Reaktionen, Augenrollen oder Trancezustände auslösen. Oder es
kann einer Person für einen Tag schlecht gehen und anschliessend wieder gut,
bis das Übel nach einigen Tagen erneut eintritt. Um eine mögliche Einbildung
auszuschalten, ist es wichtig, die Verhaltensweisen des Bedrängten während
einer Reihe von Exorzismen aufzuzeichnen. Erst dann kann festgestellt werden,
ob eine Besessenheit tatsächlich vorliegt oder nicht.»
Wie lange dauert es,
um den Teufel zu vertreiben?
«Selten geht es schnell.
Im allgemeinen braucht es 5-6 Monate (manchmal bis zu 12 oder 14 Jahren). Ich
exorziere Personen, die schon bei meinem Vorgänger, Pater Candido, in
Behandlung waren.»
Gab es in ihrer
Tätigkeit einen besonders typischen Fall?
«Ich denke da an einen
Jugendlichen, der zu mir kam, nachdem er von seiner Familie, den Ärzten,
Spitälern und von verschiedenen Priestern zurückgewiesen worden war. Er litt
furchtbar, Angst, Panik, weiche Knie, Versteifungen, Nervenzusammenbrüche,
Angst vor Schizofrenie oder Epilepsie, Brechreiz, Schmerzen. Auch war er nicht
mehr fähig, die Bewegungen der Arme und des übrigen Körpers zu kontrollieren).
Keine Diagnose, keine Therapie und keine Medikamente konnten ihm die
Gesundheit und Unbeschwertheit wieder schenken. Alle hielten ihn für verrückt.
Er erzählte mir: «In meiner Verzweiflung wandte ich mich am Fest der Mutter
des Guten Rates an einen sehr demütigen und frommen Pater. Dieser sprach mir
von einem Geistesmann, der unter der strikten Aufsicht eines Bischofs wirke
und die Gabe der Seelenschau habe. Ich suchte ihn auf und bekam folgende
Antwort: «Man hat dich verhext, um dich an Leib und Seele zu treffen. Vor acht
Monaten hast du einen verhexten Apfel gegessen.» Ich reagierte auf diese
Diagnose mit einem müden Lächeln und glaubte natürlich kein Wort. Aber später
dachte ich darüber nach und fühlte in mir eine neue Hoffnung. Ich machte mich
auf die Suche nach einem Exorzisten und musste deswegen jede Menge
Demütigungen, Ablehnungen und Spott einstecken. Jetzt bin ich bei ihnen
angekommen, Pater Amorih, ich bitte Sie, helfen sie mir!» Der Jüngling
erzählte mir auch von seiner Ex.Freundin, die davon überzeugt war, dass das
Böse stärker wäre als das Gute. Dieses Mädchen sprach von verrückten Dingen
wie Hexen und Magiern. Der Junge war davon überzeugt, dass sie der Ursprung
seiner Besessenheit war. Ich exorzierte ihn während dreier Jahre, bis er seine
alte Unbeschwertheit wiederfand.»
Was ist der
Unterschied zwischen einem Priester und einem Laien im Kampf gegen den Teufel?
«Um diesen Unterschied zu
verstehen, müssen wir beachten, dass der Teufel auf zwei Arten wirkt: durch
die gewöhnliche und durch die aussergewöhnliche Beeinflussung des Menschen.
Die gewöhnliche Art der dämonischen Einflussnahme auf unser Leben sind die
Versuchungen, während der Teufel für seine aussergewöhnlichen Handlungen
unheilbringende Kräfte benützt. Die richtige Unterscheidung, die weder im
Kirchenrecht noch im alten römischen Rituale zu finden war, findet sich jetzt
im jüngst publizierten Katechismus der Katholischen Kirche. Dieser spricht von
der diabolischen Besessenheit einerseits und von Übeln diabolischen Ursprungs
andererseits. Das ist eine wichtige Unterscheidung, denn während erstere eher
selten ist, kommen Übel diabolischen Ursprungs häufiger vor.— Gegen die
gewöhnlichen Versuchungen benützen Priester und Laien die gleichen Mittel, und
natürlich können ihnen auch beide erliegen. Der Kampf gegen ausserordentliche
Beeinflussungen des Teufels betrifft den Priester stärker, weil sich seine
Tätigkeit, die Menschen zum Heil zu führen, ja schon an und für sich gegen den
Teufel richtet. Zu den ersten Pflichten des Priesters gehört das Predigen und
Beichtehören. Die Beichte ist das Sakrament, welches dem Teufel die Seelen
entreisst. Darum dürfen wir uns nicht wundern, dass es der Teufel auf gute
Beichtväter wie z.B. den Pfarrer von Ars, Padre Pio, Don Calabria... abgesehen
hat.
Kann jeder Getaufte
Befreiungsgebete sprechen?
«Jawohl. Denn Christus hat
an jeden Christen die Verheissung gerichtet:
«...und durch die, welche
zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen
werden sie Dämonen austreiben...» (Mk 16,17). Im 1 .-3. Jh. waren alle
Gläubigen Exorzisten. Aber sie sprachen, um genau zu sein, keine Exorzismen,
sondern Befreiungsgebete. Dagegen ist der Exorzismus ein von der Kirche
eingesetztes Sakramental, das von einem durch den Bischof beauftragten
Priester ausgeübt wird. Ein Laie kann aufgrund der kirchlichen Anordnung keine
Exorzismen ausüben (diese Norm könnte auch verändert werden). Ein Laie, der
Befreiungsgebete spricht, handelt im Namen Christi und macht vom allgemeinen
Priestertum aller Gläubigen Gebrauch. Der vom Bischof beauftragte Priester
handelt zusätzlich im Namen der Kirche und hat deshalb bei gleichen
Voraussetzungen sicher die grössere Macht. Aber wir müssen beachten, dass der
Herr kein Formalist ist. Ein Laie, der die Befreiungsgebete mit mehr Glauben
spricht als ein Priester, hat mehr Macht als dieser. Erinnern wir uns an die
HI. Katharina von Siena, welche die Besessenen empfing, die von den Exorzisten
ihrer Zeit nicht geheilt werden konnten. Sie betete über sie und verschaffte
ihnen Befreiung.
Dennoch ist festzuhalten,
dass der Exorzismus als Instrument zur Befreiung eines Menschen erst an
siebter Stelle steht. Folgende Maßnahmen gehen ihm im Kampf gegen den Teufel
voraus:
Leben in der Gnade Gottes
- Beichte
- HI. Messe
- Kommunion
- eucharistische Anbetung
- Gebete (Psalmen und Rosenkranz)
- Exorzismus und andere Sakramente»
Welche Gebete
rezitieren Sie während eines Exorzismus?
«Es handelt sich um
lateinische Gebete aus dem römischen Rituale, die alle darauf abzielen, Satan
im Namen Christi zu vertreiben. Manchmal reagiert der Leidende überhaupt nicht
auf diese Gebete. In schwierigeren Fällen fällt er in Trance, sobald ich ihm
die Hände auf lege. Danach erinnert er sich nicht mehr an das, was sich
zugetragen hat. In anderen Fällen beginnt er zu heulen und zu schreien, wehrt
sich und schäumt. Dann brauche ich Gehilfen, die ihn festhalten. Oft treten
seltsame Symptome auf, weil sich der Teufel auf alle möglichen Weisen zu
verstecken sucht. So verbirgt er sich nicht selten hinter einer merkwürdigen
Form von Epilepsie, wobei die Personen aber Symptome zeigen, die der Epilepsie
nicht entsprechen.» Welche Mittel verwenden Sie im Kampf gegen den Teufel?
«Kruzifix, Weihwasser und Katechumenenöl: die gleichen Mittel, die man bei der
Taufe benützt. Das Katechumenenöl wird am Hohen Donnerstag vom Diözesanbischof
gesegnet. Bei uns in Rom ist das der Papst. Ferner lege ich dem Leidenden die
Hände auf und lasse die Enden meiner langen Stola über seine Schultern
fallen.»
Was tun Sie, wenn Sie
meinen, dass eine Besessenheit vorliegt?
«Ich weise die Leute
darauf hin, dass sie vor allem der Umkehr bedürfen. Es ist wichtig, die Gebote
zu befolgen und Magier, Kartenleser und Zauberer zu meiden. Ich habe einen
Unternehmer gekannt, der lange in Afrika gelebt und einem Hexer das Leben
gerettet hatte. Aus Dankbarkeit hatte ihm dieser Riten beigebracht, die darauf
abzielten, den Freunden Wohltaten und den Feinden Unglück zu bringen. Diese
Riten waren natürlich dämonischen Ursprungs und deshalb gefährlich: Denn was
nicht von GOTT kommt, stammt vom Satan. Der Unternehmer begann dem
wirtschaftlichen Ruin entgegenzugehen und hatte in seiner Familie einen
Todesfall nach dem anderen. Einem Mädchen, das nichts dabei fand, für ihre
Freundinnen die Zukunft aus den Karten zu lesen, stellte ich die Frage: ,, Wer
gibt dir die Kraft, Voraussagen zu machen?“ Das ist der springende Punkt. Denn
ohne es zu merken, begeben sich viele Personen in grosse Gefahr. Das
Kartenlesen kann der erste Ring einer Kette sein, deren Ende vom Teufel
gehalten wird.»
Welche Personen sind
den Gefahren am meisten ausgesetzt?
«Die Jugendlichen, die
sogenannte «Erfahrungen» machen wollen. Früher benützte man dafür ein anderes
Wort: «Sünde». Diese Jugendlichen gehen nach Afrika oder nach Indien zu den
Gurus, die an die Reinkarnation glauben. Doch entweder glaubt man an die
Auferstehung oder an die Wiedergeburt. Auch Diskotheken, wo man über die
satanische Rockmusik unterschwellige Botschaften verbreitet, dienen der
Beeinflussung wenig standhafter Geister.»
Ist es notwendig, dass
ein Priester eine Person, die sich für besessen hält, empfängt und anhört?
«Es ist entscheidend, dass
ein Priester einer Person, die sich an ihn wendet, Glauben schenkt und sie so
ernstnimmt wie jemandem, der Glaubenszweifel hat. Ein solcher Mensch bedarf
eines freundlichen Empfanges, denn wenn er merkt, dass er nicht ernst genommen
wird, zieht er sich schnell zurück und bricht den Dialog ab. In diesem Fall
begeht der Priester eine Unterlassungssünde, weil er an Liebe mangelt und der
Person den Weg zur Gnade versperrt. Er muss dem Betreffenden auch sagen, dass
die Heilung eine Bekehrung und den häufigen Sakramentenempfang voraussetzt.
Wir Exorzisten können keinem helfen, der sich nicht selbst hilft.»
Was geschieht, wenn
ein Priester Exorzismen ohne die Erlaubnis seines Diözesanbischofs spricht?
«Juristisch vollzieht er
einen verbotenen Akt, weil er sich etwas anmasst, das die Erlaubnis seines
Bischofs erfordert. Erst mit dessen Einverständnis ist die Durchführung eines
Exorzismus rechtmässig. Ein Priester, der einen unerlaubten Exorzismus
durchführt, setzt sich dem Zorn und der Rache Satans aus, weil er nicht den
Schutz der Kirche besitzt.»
Glauben die Bischöfe
an die Besessenheit und an die Wichtigkeit des Exorzismus?
«Seit etwa 200 Jahren sind
die Exorzismen auf ein absolutes Minimum reduziert. Leider besitzen wir
Bischöfe und Priester, welche die Traktate über die Dämonologie nicht studiert
haben und sich folglich in der Materie nicht auskennen. Viele von ihnen sind
nie mit Besessenen oder mit Exorzismen in Kontakt gekommen. Ausserdem sind sie
von Theorien gewisser Bibelforscher und Theologen beeinflusst, die sogar die
im Evangelium berichteten Teufelsaustreibungen Christi bezweifeln. Sie glauben
zwar theoretisch an den Teufel, verneinen aber seine praktische Wirksamkeit.»
Doch der Papst ist
nicht gegen die Exorzismen eingestellt. Stimmt es, dass Johannes Paul II.
selbst Exorzismen vorgenommen hat?
«Ich weiss mit Sicherheit,
dass der Heilige Vater im Jahre 1984 zwei Exorzismen durchführte (später
sollen andere gefolgt sein. Schon als Kardinal von Krakau hat der jetzige
Papst exorziert). Dagegen haben unsere Bischöfe nie Exorzismen durchgeführt.
Beim Exorzismus gilt aber nichts anderes als bei so vielen Dingen im Leben:
wenn einer etwas nicht selber gemacht und gesehen hat, dann glaubt er nicht.»
Besteht die Gefahr
einer Exorzismus-Hysterie?
«Wie bei so vielen Dingen
besteht die Gefahr von Hysterie auch beim Exorzismus. Aber das ist kein Grund,
den Exorzismus zu tabuisieren. Den Leuten zu sagen, dass sie rechtzeitig zur
Krebs-Vorsorge gehen sollen, kann vereinzelt Panik auslösen. Dennoch glaube
ich, dass der grössere Fehler darin besteht, die Leute unwissend zu halten.
Ich bin überzeugt, dass uns die Angst vor der Angst nicht davon dispensiert,
die Wahrheit zu sagen.»
Welche Rolle spielt
Maria im Kontext der Besessenheit?
«Maria ist die universale
Gnadenmittlerin. Sie übt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Teufel
aus. Die erste Nachricht über Maria finden wir im Protoevangelium:
«Feindschaft setze ich zwischen dich und der Frau...» (Gen 3,15). Wenn wir
Maria anrufen, dann ärgern wir die Schlange mehr als durch die Anrufung
Christi. Denn der Teufel wird mehr gedemütigt, wenn er durch ein Geschöpf als
durch den Schöpfer besiegt wird.»
Herr Pater, wir danken
Ihnen für Ihre Worte.
Don
Gabriele Amorth
Ursachen
für Besessenheit
Es gibt vier Ursachen für
teuflische Besessenheit oder Heimsuchungen teuflischen Ursprungs. Zwei
Ursachen sind unverschuldet - für sie ist der Betroffene nicht verantwortlich.
Die anderen beiden sind schuldhaft – für sie ist die menschliche
Verantwortlichkeit ganz offensichtlich.
Es kann sich einfach um
eine göttliche Zulassung handeln, so wie Gott auch eine Krankheit zulassen
kann. Der Zweck ist, der Person eine Gelegenheit der Reinigung zu geben und
die Möglichkeit, Verdienste zu erwerben. Ich könnte eine lange Liste von
Heiligen und Seligen aufzählen, die zeitweise teuflisch besessen waren (die
hl. Gemma Galgani, die sel. Angela von Foloigno, der sel. Don Calabria…) Es
kann sich freilich auch einfach um teuflische Heimsuchungen handeln, wie
Schläge, Stürze und Ähnliches. Davon gibt es bekannte Beispiele aus dem Leben
des hl. Pfarrers von Ars und Pater Pios.
Die Ursache kann auch in
einer Verwünschung liegen, die ein anderer über jemanden ausgesprochen hat:
Das betroffene Opfer hat da keine Schuld, sondern Schuld hat derjenige, der
sie hervorruft. Auch der unschuldigste Mensch (z.B. ein noch im Mutterschoß
befindliches Kleinkind) kann Opfer einer Verwünschung sein, die das Ziel hat,
jemandem durch den Teufel Böses anzutun.
Das kann auf vielerlei
Weise geschehen: durch eine Behexung, dadurch dass man etwas auf den Körper
legt, durch Verfluchung, durch den Bösen Blick, durch Macumba-Zauber usw. Hier
kommt man in den umfangreichen Bereich der Magie und Hexerei, der uns allzu
weit außerhalb unseres Themas bringen würde.
Ich beschränke mich darauf
zu sagen, dass Gott den Menschen frei erschaffen hat und auch frei, dem
Anderen Böses anzutun. Wie man einen Killer anheuern kann, einen Anderen
umzubringen, so kann man auch einen mit dem Teufel Verbundenen anheuern, eine
teuflische Verwünschung gegen einen Anderen auszusprechen.
Der Umgang mit
gefährlichen Personen und das Aufsuchen solcher Orte.
Wer sich an Zauberer,
Kartenleger, Hexer wendet, wer spiritistische Sitzungen und satanische Sekten
aufsucht, wer Okkultismus, Totenbeschwörung (auch in Form automatischen
Schreibens, die heute sehr verbreitet ist) betreibt. Alle diese Leute setzen
sich der Gefahr aus (auch wenn sie in den meisten Fällen keine Folgen
feststellen können), teuflische Einflüsse oder sogar eine Besessenheit zu
erleiden. In diesen Fällen ist die Verantwortlichkeit der Betreffenden ganz
offensichtlich. Manchmal wir das in der leichtsinnigsten Absicht in Kauf
genommen zum Beispiel im Fall eines Blutspaktes mit Satan.
Auch die vierte Ursache
macht den Handelnden voll dafür verantwortlich:
Man kann in teuflische
Heimsuchungen verfallen, weil man beständig in schwerer und vielfacher Sünde
lebt. Ich glaube, dass dies der Fall des Judas im Evangelium ist, über den uns
schließlich gesagt wird: „Satan ging in ihn ein.“ Mir sind Fälle von
Jugendlichen vorgekommen, die Drogen nahmen und sich gemeinschaftlich schwerer
Verbrechen und sexueller Perversionen schuldig machten: schwere und andauernde
Sünden, die sie zu Sklaven des Dämons machten. Ich habe auch große
Schwierigkeiten festgestellt, Frauen zu befreien, die neben anderen Gründen,
die die Besessenheit hervorgerufen hatten, abgetrieben hatten.
Zitat aus Gabriele
Amorth: Exorzisten und Psychiater, S. 118f, Christiana Verlag
Exorzismus oder Unterscheidungsgabe
Don Gabriele Amorth,
bekannter Exorzist des Vatikans, hat anlässlich einer Konferenz über eine
wichtige Angelegenheit im Leben der Christen gesprochen, vor allem diese Zeit
betreffend, in der sich offensichtlich Licht und Dunkel entgegenstellen. Das
behandelte Thema "Exorzismus und Unterscheidungsgabe" kann in drei Punkte
zusammengefasst werden.
1. Das Dasein des Teufels
Vor allem muss man das
Problem der Existenz des Teufelsbetrachten, welche von einer großen Zahl
Theologen, rationaler Ausrichtung in Frage gestellt wird, die Satan nur als
Mythos oder Symbol des Bösen im allgemeinen ansehen möchten. Diese Gelehrten
erinnern wir an die Lehre des Katechismus der katholischen Kirche: "Wenn man
beim 'Vaterunser' zum Schluss betet 'erlöse uns von dem Bösen', unter Bösen'
versteht man die Person des Bösen, nicht das Böse im allgemeinen (KKK Nr.
2851).
Papst Paul V. sagte in
Bezug auf den Teufel: Satan ist ein perverser, verdorbener Agent...er ist
nicht nur ein Teufel, sondern eine Furcht erregende Mehrzahl. Daher ist Satan
Person, im Gegenteil, eine Mehrheit von Personen; er umfasst alle jene Engel,
die, nachdem sie sich weigerten Gott zu gehorchen, zu Teufeln geworden sind,
d.h. zu Rebellen und Verfluchte. Zur Untermauerung dieser Lehre der Kirche
wäre es angebracht, jene Absätze der Bibel herauszusuchen, aus denen das
Dasein Satans hervorgeht und sich deutlich offenbart; ferner kann man
verstehen, spricht man vom Teufel, bedeutet das indirekt von Christus zu
sprechen, denn die Bibel behauptet, dass Jesus der Retter ist, denn er ist
gekommen, uns von der Macht des Bösen zu befreien. "Satan ist frei,
intelligent und mit dem Geist der Initiative ausgestattet."
2. Das Wirkungsfeld Satans
Seine hauptsächlichste
Aktivität, die wir als gewöhnlich bezeichnen können, besteht darin, den
Menschen zum Bösen zu verführen, mit der Absicht, ihn von Gott zu entfernen.
Deshalb genügt es nicht nur "an Gott zu glauben" - wie es in der Tat 90% der
Italiener tun - sondern es ist notwendig, den Willen Gottes zu tun. "Während
meiner 45.000 Exorzismen - erzählt ironisch Don Amorth - habe ich nie einen
Teufel begegnet, der nicht an Gott glaubt. Glauben nützt nichts; vielmehr muss
man das tun, was uns Jesus gesagt hat" (vgl. Jak 2,14-20; Mt 7,21). Dieser
Aktion der Versuchung sind wir alle unterworfen, das ganze Leben lang, wie
auch Jesus und Maria nicht ausgenommen waren; deswegen ist es nötig, wachsam
zu sein, den Gelegenheiten zur Sünde auszuweichen, und, vor allem zu beten,
denn alleine verlieren wir den Kampf gegen Satan, während wir ihn gemeinsam
mit Christus durch das Gebet gewinnen.
Es gibt da auch eine
außergewöhnliche Tätigkeit des Teufels, die darin besteht, dass er besondere,
außerordentliche Störmanöver unternimmt; das passiert manchmal unserer Schuld
wegen, manchmal auch aus Schuld anderer. Wir können diese in 4 Kategorien
einteilen, auch wenn es unter den Exorzisten keine gemeinsame Sprache
herrscht, um teuflische Phänomene zu beschreiben.
- Besitzergreifung: Der Teufel kommt in den
menschlichen Körper und äußert sich mit Gesten und Worten. In diesem Fall
sei klar gesagt, dass Satan nicht der Seele Besitz ergreifen kann.
- Schikanen: Der Teufel fügt einer Person Leiden und
Flüche zu und wirkt auf die Gesundheit, Zärtlichkeit und Arbeit ein. Ein
solcher Fall ist nicht leicht zu erkennen, denn diese Übel kommen von Satan
auf indirekter Weise, nicht offensichtlich, so dass man glaube, sie haben
natürlichen Ursprung. Deswegen wenden sich die betroffenen Personen, die
oftmals nicht von Priestern und Bischöfen verstanden werden, die ihrerseits
recht wenig von diesen Dingen wissen, an Zauberer, um bei ihnen Hilfe zu
erfahren; die Probleme werden nur noch größer, denn alle Zauberei bezieht
ihre Kraft vom Reich der Finsternis. Es ist eine banale Täuschung, zu
glauben, dass die weiße Magie, jene, die theoretisch "für das Gute" gemacht
ist, die Kraft des Bösen verwenden kann, um Wohlbefinden zu schaffen und das
Böse auslösche. Die Magie ist und bleibt schwarz, immer nur schwarz, auch
wenn sie als "gut" vorgestellt wird.
- Besessenheit: Es handelt sich um dem Menschen
zugefügte Störungen, die seine innere Ausgeglichenheit angreifen, sein
psycho-gefühlsmäßiges Gleichgewicht. Satan greift an und verursacht
Verwirrung, Kummer und innere Qualen.
- Verseuchung: Darunter versteht man jene
Bösartigkeiten, die Sachen und Tiere treffen. Der Katechismus der
katholischen Kirche erklärt, dass man auch Exorzismen über Dinge (KKK Nr.
1673) ausführen kann, und in der Tat kommt es vor, dass man Häuser und Orte
exorzieren muss. All diese besonderen Bösartigkeiten, die jedoch keine Macht
über die Seele besitzen, empfängt man aus vier Gründen:
a) Aus freier Initiative
des Teufels. Infolge der den Geschöpfen geschenkten Freiheit, lässt Gott zu,
dass Satan das Böse wirkt, auch wenn das Böse nicht Wille Gottes ist. Das
entspricht nicht so sehr einem Zulassen Gottes dem Bösen gegenüber, als
vielmehr ein nicht-sofortiges-Eintreten Seinerseits. Die Gründe eines solchen,
göttlichen Willens entziehen sich unserem Wissen; wir wissen jedoch, dass Gott
die Macht hat das Böse in Gutes umzuwandeln. Viele Heilige waren von
Besitzergreifung, Schikanen und Besessenheit betroffen, und haben sich durch
diese Prüfungen hindurch geheiligt: Pater Pio, der Kurat von Ars, die hl.
Gemma... Vergessen wir daher nicht den Wert des Kreuzes. Die satanischen Übel,
Gott als Opfer dargebracht, haben eine unglaubliche Auferstehungskraft.
b) Infolge Besuches
gefährlicher Orte: Zauberer, Kartenleser, satanische Gruppen, spiritistische
Sitzungen.
c) Verharren in schwerer
Sünde. Mit der Zeit "verhärtet" man sich in der Sünde und das Böse schlägt in
uns tiefe Wurzeln.
d) Verfluchungen: Ist die
meiste Ursache und betrifft 90% der Fälle und hängt nicht von dem ab, den die
Flüche treffen. "Verfluchung" bedeutet ein begangenes Übel mit Hilfe des
Teufels. Wer kann solches ausführen? Nicht alle, sondern nur die Zauberer, die
tatsächlich mit dem Teufel in Verbindung sind. Es gibt mehrere Formen von
Verfluchungen: Verwünschung, Fessel, 'böser Blick'... Schuld an solchen Übeln
sind die Auftraggeber und Ausführenden.
3. Die von Christus der Kirche verliehene
Autorität, um Satan auszutreiben
Jesus hat diese Macht
zuvor den Zwölf, dann 72 Jüngern verliehen; schließlich hat er diese auf alle
Gläubigen ausgedehnt: ...werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen
werden sie Dämonen austreiben (vgl. Mk 16,17). Heute aber kann der Exorzismus
nur von einem durch seinen Bischof autorisierten Priester und nach Genehmigung
des Ortsbischofs, ausgeführt werden. Jedenfalls kann jeder Gläubige
Befreiungsgebete sprechen, für sich und für andere, ohne Erlaubnis des
Bischofs, der nur die öffentliche Form verbieten kann, oder den Ort, wo diese
Gebete gesprochen werden. Der Zweck dieser Gebete kommt jenem des Exorzismus
gleich, d.h. Satan zu vertreiben; während jedoch der Exorzismus das offizielle
und öffentliche Gebet im Namen der Kirche ist - und deshalb an sich wirksamer
- bleibt das Befreiungsgebet immer ein privates Gebet, das jedenfalls in
einigen Fällen große Wirksamkeit hat.
In der Tat, zur Zeit der
hl. Katharina ist vorgekommen, dass ihr die schwierigsten Fälle von
Besessenheit überlassen wurden; Katharina, die kein Priester war, sondern
Heilige, hat die Befreiung erwirkt. So auch der hl. Franziskus, hl. Leopold
Mandic und viele andere Heiligen, obwohl keine Exorzisten, haben viele
Besessene befreit. Im allgemeinen hängt die Kraft der Teufelsaustreibung vom
Glauben und Gebet ab.
F. Und die Kirche, was
unternimmt sie gegenüber der Verbreitung dieses Phänomens (Satanismus)?
A. Sie ist total abwesend!
Seit dreihundert Jahren hat man aufgehört, Exorzismen in der lateinischen
Kirche durchzuführen (nicht so in der orthodoxen Kirche und Kirchen
bestimmter, protestantischer Bekenntnisse). Und da Priester und Bischöfe, die
nie Exorzismen gesehen haben, nicht darüber sprechen, die im katholischen
Glauben persönliche Anwesenheit des Teufels, wie sie in Seminaren gelehrt
wird, entfernt haben, glauben selbst nicht mehr daran. Ich glaube, dass 99%
der Bischöfe nicht mehr an das außerordentliche Wirken des Teufels glaubt.
Es genügt das neue
Exorzismus-Ritual, das vom hl. Stuhl vorbereitet wurde, zu betrachten: Es ist
von absolut unkompetenten Personen ausgearbeitet worden, die obendrein von
Exorzismen Angst haben. "Wenn keine Sicherheit über die Anwesenheit Satans
besteht, führe man keine Exorzismen durch", sagt das neue Ritual. Das ist aber
absurd: Satan versteckt sich, verkleidet sich auf alle mögliche Art. Das alte
römische Ritual lehrte Vorsicht, damit man nicht psychische Krankheiten mit
teuflischer Verseuchung verwechselt, aber lehrte auch die Tricks, die der
Teufel anwendet, um seine Anwesenheit zu tarnen.
Ich sage auch noch: Das
neue Ritual verbietet den Exorzismus im Fall von Teufelsbefall: die Fälle des
Befalls betreffen jedoch mehr als 90% aller Fälle teuflische Verseuchung. Nach
dem neuen Ritual also dürfte man nie einen Exorzismus durchführen! Diese
liturgischen Neuregelungen sind unglaublich, die von der Voraussetzung
ausgehen, dass die Kirche sich für viele Jahrhunderte getäuscht hat. Ja, Satan
ist überall. Und er kann ungehindert arbeiten, denn die ihn am wenigsten
hindern, sind gerade die Priester!
Der Chef-Exorzist des Papstes
Artikel über P. Gabriele Amorth, betreffend des
Wirken des Teufel in der Welt.
Unerklärlich: Er
wirkt im Verborgenen, seine Fälle stecken voller Rätsel. Pater Gabriel Amorth
(81) will schon mehreren Tausend Menschen den Teufel ausgetrieben haben.
"Ich hielt Exorzismus für Hokuspokus", berichtet der Psychiater Dr. Vincenzo
M., der in einem Fall mit Don Amorth 1993 zusammenarbeitete. "Ich glaubte
weder an den Satan noch an Gott, aber ich akzeptierte. Die Patientin war eine
junge Frau, sie kam in mein Behandlungszimmer, und ich schwöre, die nächste
halbe Stunde war die schlimmste meines Lebens. Ich spürte sofort, dass etwas
ganz Seltsames geschah, denn ich hatte vor einem Patienten panische Angst. Ich
wollte nur, dass sie wieder geht, ich wollte, dass sie so schnell wie möglich
mein Zimmer verlässt. Ich schrieb das Rezept auf und hoffte, dass sie gehen
würde."
Was dann geschah,
wiederholte der Arzt vor einer Untersuchungskommission unter Eid: "Ihre Arme
verlängerten sich, von ihrem Stuhl aus wuchs ein Arm blitzschnell um etwa zwei
Meter, ihre Hand war eine Kralle, sie zerfetzte meinen Rezeptblock, und die
junge, attraktive Frau sagte mit der tiefen Stimme eines alten Mannes:
,Solchen Unsinn brauche ich nicht.' Dann schrumpfte der Arm wieder, ich rannte
in Panik aus dem Raum."
Einen weiteren Fall von
Don Amorth nahm die Polizeikommandantur der Toskana auf. Der 26 Jahre alte
Automechaniker A. G. arbeitete in seiner Werkstatt, als er hörte, wie sich
etwas Schweres über den Boden schleppte. Er sah in den vorderen Raum und
erkannte den schweren Werkzeugschrank, der sich in seine Richtung über den
Boden schob. Augenzeugen sahen von außen zu. Sie sahen auch, wie das Auto,
dass der junge Mann reparieren wollte, sich plötzlich von allein um die eigene
Achse drehte und sich quer vor den Eingang der Werkstatt stellte, so dass der
Mann nicht fliehen konnte. Passanten riefen einen Streifenwagen, die Beamten
holten den Mann aus dem Hinterzimmer. Auch die Beamten bestätigten, dass sie
gesehen hatten, dass der sehr schwere Schrank sich von allein auf den Mann
zuschob.
Die Mehrzahl der Kardinäle
im Vatikan hält solche Fälle für blanken Unsinn und Exorzismus für einen Ritus
des Mittelalters. Seit dem Jahr 1999 ist Exorzismus in der katholischen Kirche
nur in extremen Einzelfällen möglich, ansonsten aber verboten. Theologisch ist
das ein großes Problem, denn der Stifter der Religion, Jesus von Nazareth,
vollzog zweifellos Exorzismus.
Die katholische Kirche
kann kaum etwas verbieten, was Jesus offensichtlich für richtig hielt. Im
Evangelium (Lukas, Kapitel 8, Vers 27-31) heißt es: "Als Jesus an Land ging,
lief ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war. (. .
.) Als er Jesus sah, schrie er auf, fiel vor ihm nieder und rief laut: ,Ich
bitte dich, quäle mich nicht.' Jesus hatte dem unreinen Geist befohlen, den
Mann zu verlassen. (. . .) Jesus fragte ihn: ,Wie heißt du?' Er antwortete:
,Legion.' Denn er war von vielen Dämonen besessen. Und die Dämonen baten
Jesus, sie nicht zur Hölle zu schicken." Die Geschichte endet in der Bibel
damit, dass Jesus den Dämonen gestattet, in Schweine zu fahren, die sich in
einen See stürzen. Diese Praxis verbietet aber Amorth jungen Exorzisten, denn
in einem solchen Fall, einem tödlichen Unfall, müssten die Exorzisten vor
Gericht als Zeugen auftreten.
In einem Gutshaus in
Umbrien hatte der römische Exorzist, der mittlerweile verstorbene Pater
Candido, 1971 in einem Bauernhaus bei einem alten Mann einen Exorzismus
vorgenommen und dem Geist befohlen, in das Hausschwein zu fahren. Am Abend
fütterte die Bäuerin das Schwein wie immer. Das bisher unauffällige Tier
tötete die Frau, und es kam zu einem Prozess in Perugia.
Papst Johannes Paul II.
duldet die Arbeit der Exorzisten, mehr aber auch nicht. Das Anliegen der
Exorzisten, einen Weltkongress im Vatikan zu organisieren, lehnte er ab. Den
Appellen zahlreicher Bischöfe, das Exorzistenzentrum endlich zu schließen, gab
er aber auch nicht nach.
"Es gibt den Teufel, er
agiert manchmal hier auf dieser Welt", sagte der Papst zu Don Amorth. Amorth
bekommt aber nicht nur von Gläubigen Unterstützung, sondern auch von
Atheisten. Das Sprachwissenschaftliche Institut der Universität Rom bestätigte
Don Amorth 1998 einen wissenschaftlich unerklärlichen Fall. Eine junge
Bäuerin, die schlecht Italienisch sprach, fluchte während eines Exorzismus
stundenlang grammatikalisch korrekt in acht Sprachen, darunter die nahezu
ausgestorbenen Sprache der Zeit Jesu Christi, die nur ein paar Dutzend
Menschen auf dem Globus beherrschen: Alt-Aramäisch. In dem Gutachten heißt es:
Es ist unerklärlich, wie die Frau diese Sprachen erlernen konnte.
Die
Einleitung zu obigen Artikel
Rom - Der rätselhafteste
Ort der katholischen Kirche liegt versteckt inmitten von Supermärkten und
Hochhäusern in der Via Alessandro Severo am römischen Stadtrand. Wenn es nach
dem Willen der meisten Bischofskonferenzen der Welt, auch der deutschen ginge,
dann dürfte es dieses Kloster und einige seiner Bewohner eigentlich gar nicht
geben. Denn hier liegt das Hauptquartier einer uralten Einrichtung der Kirche,
von der heute aber viele Priester nichts mehr wissen wollen. Hier residiert
der Chef der Weltorganisation der Exorzisten der katholischen Kirche, Pater
Gabriel Amorth (81).
Es ist ein unheimlicher
Ort. Die normale Welt scheint zu verschwinden, sobald man das Kloster betreten
hat. Besucher werden von der Klosterpforte durch lange, dunkle, fensterlose
Korridore zu einer mit Tüchern verhängten Glastür geführt. Dahinter liegt das
Wartezimmer von Don Gabriel Amorth. Eine Wasserflasche steht auf dem Tisch,
abgeschabte Stühle stehen an der Wand. Die Wände sind durch zentimeterbreite
Risse entstellt, der Raum wirkt, als habe er ein Erdbeben knapp überstanden.
Don Amorth kommt herein,
er hat ein düsteres Gesicht, ein Kruzifix in der Hand, über dem Priestergewand
trägt er eine lila Stola. Er öffnet die Tür zu dem Raum, in dem er den
Exorzismus betreibt. Es ist ein neun Quadratmeter kleines Zimmer, ähnlich
einer Kapelle. Überall hängen Heiligenbildchen, an der Wand steht ein Bett,
daneben liegen Fesseln in einem Kasten - für das, was Pater Amorth schwere
Fälle nennt. Diese Menschen werden an das Bett gefesselt, die leichteren Fälle
sitzen in einem Sessel gegenüber. Hier hat er 40 Jahre lang Tausende von
Exorzismen vorgenommen, fast nur schwere Fälle. Als Fesseln benutzt Pater
Amorth, was er im Kloster finden kann - meist alte Leinen, die einmal dazu
dienten, Rollläden hochzuziehen.
Die Exorzistenorganisation
beschäftigt sich nicht einfach mit unerklärlichen, übernatürlichen Phänomenen,
sondern ganz präzise mit dem Eingriff Satans in diese Welt. Manchmal etwa
bitten Ärzte oder Psychiater Exorzisten um Hilfe, weil sie befürchten, mit
Patienten zu tun zu haben, die nicht an einer Krankheit leiden, sondern vom
Satan besessen sind. Der Umgang ist in solchen Fällen äußerst diskret. Alle
Beteiligten versuchen, so wenig wie möglich nach außen dringen zu lassen.
Ein Exorzismus ist erst
dann erlaubt, wenn medizinisch keine Einwände bestehen, dass es sich um einen
Patienten handelt, der unter völlig unerklärlichen Phänomen leidet. Die in der
römischen Ärztekammer organisierten Psychiater erstellen die Gutachten vor
Exorzismen, bis auf einige wenige: Sie weigern sich, weil sie Angst haben.
Angst vor dem Teufel.
Interview
FACTS mit Pater Gabriele Amorth
Hardrocker Marilyn Manson
ist besessen, Harry Potter verführt zur Magie, und Satan weiss, ob Inter
Mailand gewinnt:
Der Teufelsaustreiber
Gabriele Amorth über seine Arbeit.
Interview: Doris
Ladstaetter
FACTS: Pater Gabriele, wie wird man Exorzist?
Gabriele Amorth: Man muss
Geistlicher sein und die Erlaubnis des Bischofs haben. Exorzismus ist ein
Sakrament. Jesus hat uns Priestern drei Aufgaben gegeben: Predigen, Dämonen
verscheuchen und Kranke heilen. Beschränkten wir uns aufs Predigen,
vernachlässigten wir unsere Pflicht.
FACTS: Es gibt keine Ausbildung?
Amorth: Nein. Deshalb habe
ich 1992 die internationale Vereinigung der Exorzisten gegründet. Auf den
Treffen können wir uns gegenseitig etwas beibringen. Anfangs waren wir zwölf,
heute sind wir Hunderte.
FACTS: Warum operieren in
Italien über 300 Exorzisten – und in der Schweiz traut sich niemand, darüber
zu sprechen?
Amorth: Nach den Hexenverfol-gungen wagte drei Jahrhunderte lang niemand mehr,
Exorzismus zu praktizieren. Deutschsprachige Theologen fingen sogar an, die
Exorzismen von Jesus Christus zu leugnen. Das hat die Bischöfe und Geistlichen
zusätzlich entmutigt. In Italien hingegen hat 1972 die Rede von Papst Paul VI.
das Eis gebrochen. Ausserdem haben meine Bücher, Interviews und
Fernsehauftritte viel bewegt.
FACTS: Sie haben keine
psychiatrische Ausbildung. Wie können Sie unterscheiden, ob jemand vom Teufel
besessen oder psychisch krank ist?
Amorth: Ich studiere die Person, suche nach verdächtigen Anzeichen, frage nach
der Ursache der Beschwerden. Erzählt jemand, die Symptome seien nach einer
spiritistischen Sitzung aufgetreten, nach dem Besuch bei einer satanistischen
Sekte, bei einem Magier oder Kartenleser, werde ich hellhörig. Auf
Besessenheit deutet auch, wenn jemand auf heilige Symbole allergisch reagiert,
wenn er nicht mehr zur Messe kann, ohne in Ohnmacht zu fallen, wenn er sich
wütend auf dem Boden wälzt, sobald er gesegnet wird.
FACTS: Dann ist er ein
neuer Patient für Sie?
Amorth: Ob der Mensch tatsächlich besessen ist, finde ich erst während des
Exorzismus heraus. Ein Besessener hat eine doppelte Persönlichkeit. Die des
Individuums schläft während des Exorzismus. Deshalb kann sich ein Patient im
Nachhinein an nichts erinnern. Mit Gebeten locke ich den Dämon aus dem
Patienten, der sich dessen Stimme und Körper bedient. Dann spreche ich mit
ihm.
FACTS: Worüber?
Amorth: Ich frage nach seinem Namen, nach dem Wann und wie er in den Menschen
geschlüpft ist und wann er wieder gehen will. Hat er das Opfer auf Grund einer
Verfluchung heimgesucht? Alle diese Fragen nutzen der Befreiung. Ich stelle
sie nicht aus Neugier. Das ist verboten.
FACTS: Wie lautet eine
verbotene Frage?
Amorth: Ob Inter Mailand oder Milan gewinnt.
FACTS: Wüsste der Teufel
die Antwort?
Amorth: Ja. Aber der Teufel lügt. Und er ist wortkarg, weil er sich verstecken
will. Er ist glücklich über alle, die nicht an seine Existenz glauben, ihn
lächerlich machen und ihn mit Schwanz, Hörnern und Fledermausflügeln abbilden.
FACTS: Und wie sieht er
wirklich aus?
Amorth: Der Teufel ist nur ein Geist. Er ist ein Engel, der sich gegen Gott
aufgelehnt hat.
FACTS: Haben Sie Angst vor
dem Teufel?
Amorth: Niemals. Er hat Angst vor uns.
FACTS: Bedroht er Sie?
Amorth: Er sagt mir höchstens mal: «Heute werfe ich dich aus dem Bett» oder
«Heute komme ich mit einer Schlange in dein Bett».
FACTS: Drohen Sie ihm
auch?
Amorth: Ich bete. Der Exorzismus ist ein Gebet. Dazu spricht man die Befehle
«In meinem Namen, vertreibt die Dämonen!», oder auch «Im Namen Gottes, Satan
weiche!». Und es werden Psalme rezitiert.
FACTS: 1999 hat der
Vatikan ein neues Ritual für Teufelsaustreibungen abgesegnet. Es empfiehlt
unter anderem, einen Psychiater hinzuzuziehen.
Amorth: Das alte Ritual stammte aus dem Jahr 1614. Ich praktiziere es weiter
mit den alten Gebeten. Das kann man mit Erlaubnis des Bischofs. Leider sind in
den neuen Kodex die Vorstellungen von deutschen und Schweizer Bischöfen
eingeflossen. So ist es jetzt verboten, im Fall einer Verfluchung zu
exorzieren. Das sind aber die häufigsten Fälle. Ausserdem sind Austreibungen
nur erlaubt, wenn die Präsenz des Dämons sicher ist. Es ist aber unmöglich,
das vorher zu wissen. Unsere Arbeit wird mit diesem Kodex fast verhindert.
FACTS: Gibt es heute noch
viele Besessene?
Amorth: Die Verführungen sind gross, denn der Glaube ist nicht mehr stark
vertreten. In Italien gehen nur 10 Prozent der Bevölkerung in die Kirche. Die
restlichen 90 Prozent sind gefährdet, irgendwelchen Magiern, Kartenlesern oder
dem Satanisten-Boom zu verfallen. 37 Prozent der italienischen Jugendlichen
nehmen an spiritistischen Sitzungen teil, an denen sie mit Toten zu
kommunizieren versuchen. Viele hören satanischen Rock von Marilyn Manson. Das
sind gefährliche Momente, in denen der Dämon Besitz vom Menschen ergreifen
kann.
FACTS: Ist der Rocker
Marilyn Manson vom Teufel besessen?
Amorth: Aber sicher! Und wie!
FACTS: Haben Sie ihn
getroffen?
Amorth: Nein, aber ich habe seine Texte gelesen. Sie sind voller sublimer
Nachrichten, wenn man sie rückwärts liest. Sie verherrlichen Satan, «Du bist
mein Gott», heisst es da. Sie verherrlichen den Selbstmord und plädieren für
eine Welt ohne Moral.
FACTS: Wer verführt uns
noch?
Amorth: Harry Potter. Er verführt zur Magie.
FACTS: Waren Hitler und
Stalin auch vom Teufel besessen?
Amorth: Sicher waren sie das. Der ganze Nationalsozialismus stand unter dem
Einfluss des Teufels. Der Dämon hat Hitler suggeriert, was zu tun ist. Auch
Marx war vom Teufel besessen.
FACTS: Wie viele
Behandlungen hätten Sie da gebraucht, um den Teufel loszuwerden?
Amorth: Viele. Wenn jemand wirklich besessen ist, braucht es Jahre. Manche
Patienten benötigten Hunderte von Sitzungen.
FACTS: Ein Vollzeitjob.
Amorth: Früher habe ich täglich 15 Exorzismen gemacht. Auch an Weihnachten und
Ostern. Heute sind es weniger. Ich werde alt. Aber insgesamt habe ich wohl so
zwischen 50'000 und 60'000 Austreibungen hinter mir.
FACTS: Wollten Sie dieses
Leben?
Amorth: Aber nein! Ich hatte 1986 zufällig ein Gespräch mit dem damaligen
Kardinal Poletti von Rom. Ich erzählte ihm, dass ich Roms einzigen Exorzisten
kannte, der damals sehr krank war. «Sie sind jetzt sein Gehilfe», hat Kardinal
Poletti geantwortet. Ich protestierte. Aber es hat nichts genützt.
Von
wegen, den gibt es nicht
In 21 Jahren hat er über 70.000 Exorzismen durchgeführt. Ein Porträt von Don
Gabriele Amorth. Von Alexander Smoltczyk - exklusiv für das VATICAN-magazin.
Wenn es um den Teufel
geht, kennt sich Don Gabriele Amorth bestens aus. In 21 Jahren hat er über
siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Da gibt es eine Menge zu berichten.
Gegenüber dem VATICAN magazin hat das Italiens führender Dämonenaustreiber
ausführlichst getan. -
Don Gabriele Amorth wohnt
in einem großen Wohnheim für Geistliche, einem Neubau aus den Siebzigern
unterhalb der Basilika San Paolo im Ostiense-Viertel. Das Gelände ist der Sitz
des Paoliner-Ordens, gegründet, um die frohe Botschaft mit modernster Technik
zu verbreiten "Sie haben mich eine Stunde gekostet", ist sein erster Satz. Der
82-jährige Priester trägt eine Soutane mit den 33 Knöpfen. Sein Schädel ist
nahezu kahl, bis auf einige weiße Stoppel. Er trägt eine Bifokalbrille, seine
Augen sind graublau und lassen einen nicht los.
Der Raum sieht aus wie
eine Teeküche. Er ist zur Hälfte gekachelt, mit Spüle, einem kleinen Altar und
in der Mitte einem Tischchen, auf dem, für Seancen, nicht für uns,
Plastikbecher und eine Flasche Mineralwasser der Marke "San Benedetto" stehen.
An den Wänden hängen Bilder von Padre Pio, Johannes Paul II. und Amorths
Lehrer. Das ganze ähnelt dem Behandlungsraum eines Dritte-Welt-Hospizes. Es
ist nichts Unheimliches zu bemerken, keine Schwefelbecken, Peitschen,
Streckbänke. Amorth ist promovierter Jurist. Er gründete 1990 die
"Internationale Gesellschaft der Exorzisten", deren Ehrenpräsident er bis
heute ist. "Wir waren neun Exorzisten hier in Rom. Einer ist krank, einer ist
befördert worden und einer umgezogen." Im Vatikan war Padre Davide tätig. Er
hat seine Arbeit aufgeben müssen, aus Altersgründen. "Im Vatikan ist seither
kein Exorzist mehr tätig. Dafür gibt es satanische Sekten dort. Auch im
Vatikan sind satanische Sekten aktiv. Sie sind überall. Man sieht sie nicht.
Aber es gibt sie, ci sono." Aber woher weiß man das? "Man weiss es. Si sa.
Machen Sie weiter."
Also mache ich weiter.
Fragen habe ich genug. Wo die Teufel wirken, will ich wissen. "Der Dämon
arbeitet überall. Einmal hat mir die Madonna von Medjugorje gesagt, sobald
sich jemand dem Herrn anvertraut, eilt sogleich der Dämon herbei. Der Teufel
ist in Fatima, in Lourdes, überall. Und ganz sicherlich ist er im Vatikan, dem
Zentrum des Christentums."
Welche Haltung hat Papst
Ratzinger dem Exorzismus gegenüber? "Er ist sehr dafür. Ich habe mehrmals mit
ihm gesprochen und er hat mich bei den Audienzen immer sehr ermutigt." Es gab
also keinen Bruch nach Wojtyla?"Nein, nein, nein, keinerlei Bruch. Allerdings
glaube ich nicht, dass er jemals einen Exorzismus durchgeführt hat, anders als
Wojtyla."
Geht die Nachfrage nach
Teufelsaustreibungen zurück? "Im Gegenteil. Ich bekomme sehr viel mehr
Anfragen als früher. Das liegt am Rückgang des Glaubens. Das hat die Zahl der
Hexer ansteigen lassen. Der Kartendeuter, die man inzwischen selbst im
Fernsehen sieht. Zwölf Millionen Italiener gehen zum Kartendeuter. Nehmen wir
an, dass mindestens acht Millionen zu Hexern gehen, dann heißt das, es gibt in
Italien zweifellos mehr Kartendeuter und Hexer als Priester. Die haben den Fuß
in der Tür, nicht wir Priester. Die Beichtstühle sind verwaist, und selbst in
Wallfahrtsorten wie Santa Maria degli Angeli bei Assisi gibt es keinen
Exorzisten."
Kommen Deutsche zu Ihnen?
"In Deutschland gibt es keine Exorzisten. Deswegen schreiben mir so viele
Priester und erbitten Hilfe. Aber ich gehe nicht auf sie ein, weil ein
Exorzismus nicht eine Angelegenheit von einer Visite ist. Es bedarf Jahre."
Was ist der Teufel? Nur eine Metapher? "Das ist zweifelsohne schwer zu
erklären. Wie soll ich es jemandem erklären, der kein Christ ist und nichts
von der Religion versteht, wie einer japanischen TV-Crew? Zu allen Zeiten
hatten alle Kulturen einen Begriff vom Geist des Bösen. Sie versuchten sich
mit Opfern dagegen zu wappnen, manchmal sogar mit Menschenopfern. Mit Kindern,
vor allem kleinen Mädchen. Durch die Offenbarung Gottes wissen wir etwas über
die bösen Geister. Wir wissen, dass die Geister des Bösen tatsächlich
existieren und zwar als Dämonen. Es waren Engel, die sich gegen Gott erhoben
haben und Dämonen geworden sind. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen
in die Sünde zu ziehen. Jeder ist ihnen ausgesetzt, Christen wie auch
Nichtchristen. Selbst Jesus Christus hat es auf sich genommen, vom Teufel
versucht zu werden. Ich werde oft gefragt, ob auch die Madonna von Fatima vom
Teufel versucht wurde. Gewiss."
Selbst Mutter Teresa sei
exorziert worden, in ihren letzten Jahren..."Natürlich! Es gibt
Heiliggesprochene, die noch auf ihrem Totenbett von Dämonen förmlich
überfallen wurden. Ihr Leben lang konnten sie sich zur Wehr setzen, aber am
Ende des Lebens nutzt der Dämon die Schwäche aus. Selbst mein Meister, der
mich in den Exorzismus eingeführt hat, ist in seinen letzten Lebensmomenten
stark von Dämonen heimgesucht worden." Das heißt, selbst Sie, Don Gabriele...
"Natürlich nicht. Aber Kardinal Poletti hat mich, als er mich zum Exorzisten
ernannte, der Madonna empfohlen. Der Dämon hat mir oft gesagt, ich sei zu gut
beschützt, bei mir sei nichts zu machen. Nichts Außergewöhnliches. Denn die
alltäglichen Versuchungen gibt es natürlich weiterhin."
Das Böse ist laut
katholischer Lehrmeinung der Preis, der für die Freiheit des Menschen zu
zahlen ist. Ohne Freiheit gibt es kein Böses... "Ein Geschenk Gottes, gewiss.
Sie macht unsere Größe aus. Auch die Engel sind frei geschaffen worden.
Natürlich kann die Freiheit gut oder böse verwendet werden. Zum Beispiel sagte
mir der Dämon einmal, in der Hölle wimmele es von Frauen, die auf Erden als
sehr schön bewundert wurden. Auch Schönheit ist ein Gottesgeschenk und kann
zum Guten wie zum Schlechten verwendet werden. Die heilige Chiara von Assisi
war eine sehr schöne Frau. Gott schickt niemanden in die Hölle. Es ist allein
die Schuld des jeweiligen Menschen, wenn er sich gegen Gott auflehnt oder in
Sünde lebt. Er geht auf seien eigenen Beinen in die Hölle."
Aber wie kann man von
Besessenheit sprechen, wenn der Mensch frei ist? "Der Teufel hat die
außergewöhnliche Fähigkeit, in manchen Fällen einen Körper zu besetzen. Den
Körper, nicht die Seele. Es gibt Menschen, die verschreiben sich Satan, es ist
ihr freier Wille."
Wenn ich einen freien
Willen habe, ist es nicht möglich, dass der Dämon mich gegen meinen Willen
ergreift? "Doch, es ist möglich. Wenn Sie sich willentlich dem Okkultismus
verschreiben. Bei Magiern, Satanisten und so weiter. Dann öffnen Sie sich
bereitwillig dem Dämon. Außerdem ist es möglich, dass jemand dich ohne dein
Wissen verfluchen lässt. Vielleicht, weil er neidisch ist auf deinen Posten
oder deinen Arbeitsplatz ruinieren möchte. Wenn er sich an einen Hexer wendet,
der mit Satan im Bunde ist, dann kann er dich verfluchen. Sie werden krank,
beispielsweise, und können nicht mehr arbeiten. Wenn sie dagegen in Einklang
mit Gott leben, ist es sehr viel schwieriger, sie zu verfluchen. Es gibt auch
Magier, die keine Verwünschungen gegen etwas aussprechen, sondern etwas
herbeihexen. Man nennt das weiße Magie. Viele Hexer praktizieren keine
schwarze Magie, weil sie Angst vor dem Bumerang-Effekt haben. Dass der Fluch
nicht ankommt, sondern sich gegen sie selbst wendet. Das ist möglich." Es gibt
also keinen vollkommenen Schutz gegen Verfluchungen? "Nein. Es gibt keinen
perfekten Schutz. Zum Beispiel die heilige Mirjam, eine Karmeliterin, die
einzige Araberin unter den Heiligen. Sie war zwei Mal während ihres Lebens
besessen vom Dämon. Und brauchte Exorzisten. Es war gewiss nicht ihre Wahl."
Selbst der Heilige Vater
könnte besessen werden? "Theoretisch Ja. Allerdings verfügt der Heilige Vater
über einen Trupp von Schutzengeln. Wenn ein Papst natürlich in Todsünde
lebt... Aber diesen Fall hat es in der Geschichte nie gegeben. Selbst
Alexander VI., der als schlechtester aller Päpste angesehen wird, war der
Jungfrau sehr ergeben und hat die meisten seiner Irrtümer vor seiner Ernennung
zum Papst begangen. Als Papst hat er keine Dokumente verfasst, die der Lehre
zuwiderlaufen. Als Papst war er großenteils korrekt. Aber in Theorie ist das
möglich. Wenn Heilige besessen sein können, dann auch der Heilige Vater." Wie
kann der Teufel jemanden daran hindern, eine Kirche zu betreten? "Die
Besessenen sind physisch dazu nicht in der Lage. Der Dämon besetzt den Körper,
auch die Stimme, die Intelligenz, auch die Freiheit. Aber nur physisch, nicht
spirituell. Er kann die Seele nicht besetzen."
Aber der Dämon riecht
nicht nach Schwefel? "Im Allgemeinen riecht man nichts. Aber manchmal spucken
oder speien sie. Auch Dinge. Ich habe hier mehr als zwei Kilo Metallteile, die
Menschen ausgespieen haben. So lange Nägel" - Amorth zeigt eine Fingerlänge -,
"Rasierklingen. Diese Dinge materialisieren sich in dem Moment, wo sie aus dem
Mund herauskommen. Selbst mit Röntgenstrahlen hätte man sie vorher nicht sehen
können." Haben Sie das mit eigenen Augen gesehen? "Ja. Zum Beispiel einer, der
auch ganz befreit werden konnte, ein großer junger Mann. Er kam gestern vorbei
und ich sagte ihm, mit den ganzen Nägeln, die du ausgespuckt hast, könnten wir
einen schönen Eisenwarenladen aufmachen."
Besitzt der Teufel
Intelligenz? "Der Dämon ist überaus intelligent. Weil er die Intelligenz der
Engel behalten hat. Auch deren Rangordnung übrigens. Wir kennen neun
Engelschöre. Die letzten sind die Cherubim und Seraphim, die ersten sind die
Erzengel, seit Paulus haben wir diese Rangfolge. Die Engel haben eine sehr
starke Hierarchie. Der oberste ist Michael. Und der oberste der Dämonen ist
Satanas. Aber unter den Engeln ist es eine Hierarchie der Liebe. Sie lieben
sich untereinander, sie lieben Gott. Ihr Ziel ist das Gute, das Ziel der
Dämonen dagegen ist das Böse. Wie oft habe ich einen Dämon gefragt: Warum
gehst du nicht? Und er antwortete: Weil Satanas es mir verboten hat. Wenn ich
gehe, ohne meine Aufgabe erfüllt zu haben, wird Satanas mich bestrafen."
Wie können Sie denn die
Stimme des Dämons hören? "Durch die Stimme der Person. Sie ist meistens
unverändert, vielleicht etwas höher als sonst, nur in Ausnahmefällen ist sie
rau. Ich behandelte einmal eine Signora, die heute vollkommen geheilt ist. Mit
mir waren Priester aus verschiedenen Sprachräumen anwesend. Sie befragten die
Frau auf Latein, Deutsch, Arabisch, sogar auf Koreanisch. Die Frau hat immer
geantwortet, in ihrer Stimme und auf Italienisch. Sie hat also verstanden.
Es wird gelegentlich von
Levitationen erzählt... "Levitationen, ja, ja", sagt Amorth mit einer Stimme,
als sei er gefragt worden, ob es Straßenverkehr gibt. "Die gibt es, selten,
aber es gibt sie. ich erinnere mich an einen jungen Bauern, aus meiner
Anfangszeit. Wir brauchten sechs Mann, um ihn zu halten. Es war im Februar. Er
kam und sagte: I am Lucifer! König der Skorpione und der Schlangen. Und
spuckte mir ins Gesicht. Er sprach nur Englisch, obwohl er sonst nur Dialekt
sprach, noch nicht einmal richtig Italienisch. Er schwebte ungefähr so
hoch..." Padre Amorth könnte jetzt beeindruckende Flughöhen angeben. Er tut es
nicht. "So hoch", sagt er und hält die Hand eine Flaschenhöhe über den Tisch.
"Er rief: Ich werde am 21. Juli gehen. Das wäre sehr kurz gewesen. Man braucht
normalerweise Jahre und Jahre der Behandlung. Bei drei bis vier Jahren bin ich
schon zufrieden. Ich hatte Fälle von sechzehn, achtzehn Jahren. Manche sind
auchdann nicht vollständig erlöst, sondern kommen noch zwei Mal im Jahr. Sie
können aber ihr Leben weiterführen, manchmal gibt es kleinere Störungen, aber
sonst...
Bei einer anderen Signora
sagte mir der Dämon, er würde am 8. Dezember verschwinden, dem Fest der
Madonna. Wir hatten eine sehr lange Sitzung am 8. Dezember, fünfeinhalb
Stunden lang, und alles schien vorbei zu sein. Alle lagen sich in den Armen.
Aber eine Woche später war wieder alles wie vorher. Ich fragte den Dämon:
Warum hast du mir das falsche Datum genannt? Er antwortete" - Don Gabriele
macht eine hohe Stimme nach -: "Ich habe dich reingelegt. Weißt Du nicht, dass
ich von Natur aus ein Lügner bin? Hat man dir nie beigebracht, dass ich nicht
die Wahrheit sage? Ich stand da wie ein Dummkopf."
Gibt es das Böse in der
Politik? "Sehr häufig! Der Dämon bemächtigt sich mit Vorliebe derer, die große
Verantwortung tragen, Industrieller, Politiker. Am liebsten hat er die
Priester. Wenn ein Priester der Sünde verfällt, hat das einen Dominoeffekt.
Hitler und Stalin waren mit Gewissheit besessen vom Dämon." Woher wollen Sie
das wissen? "Sie haben Millionen umgebracht. Im Evangelium heißt es: An den
Früchten erkennst du die Pflanze." Hätte ein Exorzist da helfen können? "Es
hätte nichts genutzt, weil Hitler und Stalin sich völlig über ihr Tun klar
waren. Es war keine Besessenheit im eigentlichen Sinne, sondern ein ständiges
Befolgen der Einflüsterungen des Dämons. Ich würde es eine Vexation nennen."
Warum ist es wichtig, den
Dämon während einer Behandlung bei seinem Namen zu rufen? "Das ist das erste,
was ich den Dämon frage:Wie heißt du? Oft will er es nicht sagen.Man braucht
mehrer Sitzungen. Denn sobald er seinen Namen nennt, ist er schon
angreifbarer." Welche Namen hat der Dämon? "Es gibt natürlich die Fachbegriffe
aus der Bibel, Satanas, Beelzebub, das sind die mächtigsten. Es gibt andere,
die nicht aus der Bibel kommen, sondern aus anderer Tradition. Luzifer etwa
kommt in der Bibel nicht vor. Zebulon, in der Bibel der Name eines der zwölf
Stämme Israels. Hier ist es auch der Name eines Dämons. Es gibt die
unterschiedlichsten Namen."
Was fragen Sie den Dämon?
"Man darf nie idiotische Fragen stellen, etwa ob Roma gegen Lazio gewinnt und
so weiter. Man stellt nur Fragen, die unmittelbar mit der Heilung zu tun
haben. Also zuerst den Namen, dann den Tag des Eintritts, den Grund dafür, wer
ihn geschickt hat, ob es eine Person war, die sich Satan verschrieben hat, ob
es ein Fluch war. In neunzig Prozent der Fälle von Besessenheit war eine
Verwünschung die Ursache. Der Rest geht auf Satanssekten, Teilnahme an einer
spiritistischen Sitzung oder Magie zurück.
Zu den Flüchen will ich
mehr wissen. "Es gibt Fälle, in denen jemand schon vor seiner Geburt verflucht
worden ist", erläutert Amorth. "Die Flüche können später wieder aufgeladen
werden, so dass sie zu großen Erkrankungen führen können. Eine Siebzehnjährige
kam zu mir, der von bedeutenden psychiatrischen Kliniken nicht geholfen werden
konnte. Es war kein psychisches Leiden, sondern ein Fluch. Ich sage allen, sie
sollen zuerst die Ärzte und Psychologen um Rat fragen. Denn in den
allermeisten Fällen gibt es psychische oder physische Ursachen, natürliche
Ursachen wie Schizophrenie, Hysterie... Oft sind es Psychiater, die mir ihre
Patienten schicken. Nur wenn keine Therapie und keine Medizin mehr hilft, wenn
das Übel nur noch stärker wird, sollen sie kommen. Ehrlich gesagt sind auch
das nicht immer Fälle von Verfluchungen, sondern natürliche Krankheiten, für
die die Medizin noch keine wirksame Behandlung gefunden hat." Es gibt also
keine Konkurrenz zwischen Psychiater und Exorzist? "Nein, es sind
unterschiedliche Symptome. Wir arbeiten zusammen. Der Psychiater sagt, ob es
sich um Symptome einer psychischen Krankheit handelt. Der Exorzist sagt, ob es
sich um spezifische Symptome eines Fluchs handelt. Er kann unterscheiden, ob
es sich um geweihtes oder nicht geweihtes Wasser handelt, ob ein Bild gesegnet
oder verflucht worden ist. Denn man kann auch Gegenstände verfluchen."
Nehmen wir mich als
Beispiel, sage ich. Könnten Sie bestimmen, ob ich verflucht bin? "Ja, es
dauert nur wenige Minuten, nur ein einfaches Gebet." Kalt und schwer wie
Marmor liegt die Greisenhand auf der Stirn. Amorth spricht ein lateinisches
Gebet. Ein Verfluchter müsste jetzt auf die Knie fallen.
Wo arbeiten Sie? "Man hat
mir verboten, hier Exorzismen durchzuführen, weil ich den Leuten zu laut bin.
Die Schreie stören. Sie befürchten, dass die Leute es mit der Angst zu tun
bekommen. Also benutze ich jetzt ein Gebäude der Benediktiner in der Via
Baldelli, bei der San Paolo-Gemeinde, das ist etwas abgelegener. Der dortige
Priester ist mir dankbar. Die Schreie würden seine Mönchsbrüder immer an die
Existenz der Dämonen erinnern, sagt er. Früher hat man die Exorzismen
öffentlich durchgeführt, jetzt ist es den Priestern unangenehm, sie machen sie
unter größter Geheimhaltung. Das ist ein Irrtum. Für meine starken Exorzismen
habe ich jetzt eine Kirche in der Via Emmanuele Filiberti, die nach der
Morgenmesse schließt und am Nachmittag erst wieder öffnet. Dienstag und
Freitag habe ich dort die schweren Fälle. Dort habe ich fünf, sechs Helfer.
Das ist für die Leute, die schreien und gewalttätig werden. Also mache ich
hier nur Exorzismen mit Leuten, die nicht brüllen und nicht wild werden, um
nicht zu stören."
Wie viele Patienten haben
Sie? "Ich bin der einzige Exorzist, der sieben Tage die Woche arbeitet,
einschließlich Heiligabend und Ostern, von morgens bis nachmittags. Ich habe
in 21 Jahren bisher über siebzigtausend Exorzismen durchgeführt. Als ich
jünger war, im Schnitt fünfzehn, sechzehn Exorzismen am Tag. Jetzt habe ich
ein wenig nachgelassen. Sehen Sie meinen Terminkalender. Alles ist voll. Ich
müsste Fälle einmal die Woche sehen, und kann sie nur einmal im Monat
empfangen." Haben Sie die Fähigkeit, eine Besessenheit sofort zu spüren?
"Nein, jeder Fall ist eigen. Es gibt keine gleichen Fälle - ich fühle mich
jedes Mal wie ein Anfänger. Natürlich habe ich mehr Erfahrung als andere. Ich
empfehle mich jedes Mal dem heiligen Geist als nützlicher Diener."
Was hilft gegen die
Dämonen? "Das beste Mittel ist: Messe, mindestens am Sonntag einschließlich
Kommunion, und möglichst täglich einen Besuch in der Kirche. Wenn jemand in
Sünde lebt oder abgetrieben hat, dann sage ich ihm: Bekehre dich, beichte erst
einmal. Man kann keinen Exorzismus mit Leuten machen, die in der Sünde leben."
Was ist eigentlich in
Ihren Kollegen Bischof Milingo gefahren? "Ach, ein so guter Freund... Wir
beten alle für ihn. Wir haben so oft zusammengearbeitet. Ich glaube, er ist
hereingelegt worden, eine Art von Hypnose. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
er das alles bei vollem Bewusstsein getan hat. Man kann einmal fehlen und
zurückgeworfen sein, aber ein zweites Mal... Er hat sich immer mehr als
Afrikaner statt als Christ gefühlt. Daher die Idee, eine Gruppe verheirateter
Priester zu gründen. Denn in Afrika ist die Keuschheit sehr schwer zu leben.
Weil sie daran gewöhnt sind, das Gebot nicht einzuhalten. Auch nachdem er von
seiner Flucht zurückgekehrt war, blieb Milingo ständig in Kontakt mit Moon,
hat sogar Exorzismen mit ihm gemacht. Moon ist sehr reich, er hat den
Wahlkampf von Bush mitfinanziert. Milingo wollte das Geld haben für
Sozialarbeit in Afrika, er wollte Krankenhäuser bauen."
Ist Milingo besessen?
"Nein, er ist nicht besessen." Und Bush? Er ist bereit, einen zweiten Krieg im
Mittleren Osten anzufangen. "Johannes Paul II. hat ihm gesagt, er solle diesen
Krieg nicht beginnen. Ich begreife nicht, wie die Amerikaner ihn wiederwählen
konnten. Ein sehr, sehr, sehr schlechter Präsident."
Der letzte Exorzist
Rom (kath.net/as): Gabriele Amoth ist der bekannteste Exorzist der „Una
Sancta Catholica et Apostolica Ecclesia“. Er ist promovierter Jurist und
gründete 1990 die „Internationale Gesellschaft der Exorzisten“, deren
Ehrenpräsident er bis heute ist. Am 11. Juni 1986 ernannte ihn der
damalige Kardinalvikar des Papstes für die Diözese Rom Ugo Poletti zum
Exorzisten des Bistums des Papstes. In fast 26 Jahren dieses besonderen
seelsorglichen Dienstes führte Pater Amorth weit über 70.000 Exorzismen
durch.
Mit der Hilfe des Vatikanexperten der italienischen Zeitung „Il Foglio“,
Paolo Rodari, verfasste Amorth sein neues Buch unter dem Titel „L’Ultimo
Esorcista. La mia battaglia contro Satana“ („Der letzte Exorzist. Meine
Schlacht gegen Satan“; Edizioni Piemme, Mailand 2012, 266 Seiten). Das
Buch erscheint am 7. Februar. Ausführlich beschreibt der Streiter Gottes
gegen die Heere der Unterwelt den Weg, der ihn zu diesem besonderen
Auftrag geführt hatte, sowie eine Vielzahl komplexer Fälle, mit denen er
in den letzten Jahrzehnten zu tun hatte.
Besonders stechen zwei Exorzismen hervor. Bei dem einen handelt es sich um
den bereits in der Öffentlichkeit bekannten von Johannes Paul II.
durchgeführten Exorzismus. Der zweite geht auf das Jahr 2009 zurück und
ereignete sich während einer Generalaudienz, bei der Papst Benedikt XVI.
zwei junge Männer exorzierte. Wie Pater Amorth bereits in der
Vergangenheit berichtet hatte, habe er mit Benedikt XVI. mehrmals über
seine Tätigkeit gesprochen und vom Papst große Ermunterung erfahren.
Im Vorwort seines Buches schreibt Gabriele Amorth über die große Schlacht
zwischen den Heeren der Finsternis und dem Heer Christi und betont die
Schlüsselfunktion, die der Papst in diesem schier endlosen Kampf zwischen
dem Guten und dem Bösen einnimmt:
„Die Schlacht zwischen Gut und Böse, zwischen Satan und Christus, schlägt
ihre Wurzeln in der Nacht der Zeiten. Zwei Heere kämpfen von jeher um die
Herrschaft über die Welt: das Heer Satans und das Heer Christi. Warum
Satan existiert, warum einer der schönsten und edelsten Engel des
Paradieses an einem gewissen Punkt beschlossen hat, gegen Gott
aufzubegehren und zum Fürsten der Finsternis zu werden – das weiß keiner.
Tatsache ist: Er – Satan – existiert. Er will nur eines: die Welt zur
Selbstzerstörung, die Menschen zur ewigen Verdammnis führen.
In diesem Kampf, der ohne Ende zu sein scheint, nimmt der Papst eine
Schlüsselfunktion ein. Er ist es, der vielleicht vor allen anderen und
mehr als alle anderen kämpfen muss, damit die Mächte der Unterwelt die
Kirche nicht überwältigen. Zusammen mit ihm gibt es Menschen guten
Willens, die zur Kirche gehören. Unter diesen Menschen haben die
Exorzisten eine besondere Rolle. Sie sind die Diamantspitze dieses Heeres,
das dem Bösen das Gute entgegenstellt. Ausgewählte Priester, um aus dem
Menschen und somit aus der Welt die außerordentliche Gegenwart Satans und
seines Heeres, die Satan hierarchisch unterworfenen Dämonen auszutreiben“.
Marco und Giovanni hießen die beiden Männer, die Amorth zusammen mit zwei
seiner Assistentinnen im Mai 2009 zu Benedikt XVI. gebracht hatte. Keiner
habe an jenem Tag gewusst, wen er da vor den Papst bringen wollte.
Marco und Giovanni seien immer unruhiger geworden: „Es ist kein Geheimnis,
dass die alleinige Gegenwart des Papstes in Unruhe versetzt und in
gewisser Weise den Besessenen bei ihrem Kampf gegen die Dämonen hilft“.
Die beiden Assistentinnen wollten sich so weit wie möglich dem Papst
nähern. Nach Überwindung einiger Hindernisse sei es gelungen, die beiden
Männer in dem für Behinderte reservierten Bereich unterzubringen: „Die
beiden sprechen nicht. Sie sind merkwürdig still. Es ist, als würden jene,
die sie besitzen (es handelt sich um zwei verschiedene Dämonen), zu
verstehen beginnen, wer da nun bald auf den Platz kommen wird“.
Als Benedikt XVI. wie üblich auf dem Papamobil eingezogen sei und die
Audienz ihren Anfang genommen habe, „drehten sich die beiden Frauen zu
Marco und Giovanni und stützen sie instinktiv“. Die beiden Männer „zeigten
ein ungewöhnliches Verhalten“. Während die Zeit verstreiche, „verstehen
die beiden Frauen, dass jemand in den Leibern von Marco und Giovanni immer
unruhiger wird“.
Die beiden Frauen riefen die Männer beim Namen und ermunterten sie, die
Selbstkontrolle zu bewahren, so Amorth, bis einer von diesen sich
umgewandt und gesagt habe: „Ich bin nicht Giovanni“. Ab dem Moment hätten
die Frauen nichts mehr gesagt: „Sie wissen, dass mit dem Teufel allein der
Exorzist sprechen darf. Würden sie es tun, so wäre dies gefährlich“.
Die beiden Besessenen hätten sich dann auf dem Boden gewunden, während der
Papst wie üblich die Pilger vom Papamobil aus gesegnet habe. Als das Auto
auf dem Sagrato vor der Petersbasilika seine Fahrt durch die Pilger
beendet habe und der Papst ausgestiegen sei, um die Menschen in der ersten
Reihe zu segnen, hätten die beiden Männer zu schreien begonnen.
Eine der beiden Assistentinnen habe versucht, die Aufmerksamkeit des
Papstes auf sich zu ziehen: „Benedikt XVI. dreht sich um, kommt jedoch
nicht näher. Er sieht die beiden Frauen, und er sieht die beiden jungen
Männer auf dem Boden, die schreien, geifern, zittern, von Wut ergriffen
sind. Er sieht den Blick voller Hass der Männer. Ein Blick ist direkt
gegen ihn gerichtet.
Der Papst bleibt ruhig. Er schaut aus der Ferne. Er hebt den Arm und
segnet die vier. Für die beiden Besessenen ist dies wie ein wütender
Schlag. Ein Peitschenhieb, der über den ganzen Körper geht. So stark, dass
sie drei Meter nach rückwärts geworfen und wieder auf den Boden
geschleudert werden. Jetzt schreien sie nicht mehr. Doch sie weinen und
weinen und weinen. Sie stöhnen während der ganzen Audienz. Als der Papst
weggeht, kommen sie wieder zu sich. Sie kehren in sich zurück. Und
erinnern sich an nichts“.
Satan fürchte Benedikt XVI. sehr, so Amorth. Seine Messen, seine
Segnungen, seine Worte seien wie mächtige Exorzismen. Für den Exorzisten
ist der ganze Pontifikat Benedikts XVI. „ein einziger großer Exorzismus
gegen Satan“.
„Die Weise, wie Benedikt XVI. die Liturgie lebt. Sein Respekt vor den
Regeln. Seine Strenge. Seine Haltung: all dies ist extrem wirksam gegen
Satan. Die vom Papst gefeierte Liturgie ist mächtig. Immer wenn der Papst
die Eucharistie feiert, wird Satan verletzt.
Satan hat die Wahl Ratzingers auf den Stuhl Petri sehr gefürchtet. Denn er
sah in ihm die Fortführung der großen Schlacht, die über 26 Jahre hinweg
sein Vorgänger Johannes Paul II. gegen ihn geschlagen hatte“.
http://www.kath.net/detail.php?id=35031
Zeugnis einesUmsessenen
Alles begann im Alter von
16 Jahren. Bis dahin war ich ein glücklicher Junge, lebhaft und heiter, obwohl
mich auch eine gewisse Bedrückung, eine Schwermut verfolgte. Ich verstand das
nicht, machte mir aber damals auch kein Problem daraus. Ich lebte in einem
Städtchen am Meer, und das Meer, der Himmel und die Landschaft waren mir eine
beachtliche Hilfe, meine Melancholie zu vertreiben. Mit 16 Jahren kam ich nach
Rom, verließ die Kirche und begann alles das auszukosten, was einen
Neuankömmling in einer Großstadt fasziniert. Ich machte alle jene extremen
Erfahrungen, die auf dem Lande unbekannt sind. Bald schon lernte ich
Drogenabhängige, Lang- haarige, Diebe, leichte Mädchen usw. kennen. Und ich
hatte eine gewisse Ungeduld, diesen Umgang zu lernen, der meinen bisherigen
Frieden enorm störte. Ich lebte nun in diesem neuen, künstlichen,
übersättigten, ekelerregenden Milieu. Ich hatte einen sehr despotischen Vater,
der mich streng kontrollierte und immer mit mir unzufrieden war.
Die vielen
Unannehmlichkeiten und all die Demütigungen von seiner Seite trieben mich wie
eine Feder auf die Straße. Ich ging von Zuhause fort und lernte Hunger, Kälte,
Müßiggang und Schlechtigkeit kennen. Ich lebte mit leichten Mädchen und schweren
Jungen zusammen. Bald schon quälte mich eine Frage, auf die ich keine Antwort
wusste: ,,Warum lebe ich auf der Straße? Warum bin ich so, während andere die
Kraft haben, zu arbeiten und froh zu sein?" Damals ging ich mit einem Mädchen,
das das Böse für stärker hielt als das Gute; es sprach von Hexern und Magiern
und schrieb Dinge, dass einem ganz schwindlig wurde. Ich hielt sie für sehr
intelligent, denn es schien mir fast übermenschlich, solche Theorien über die
Welt und das Leben zu schreiben. Ich las alle ihre Hefte und verlangte dann,
dass sie sie vor mir verbrennt, denn sie handelten nur vom Bösen, und ich hatte
ein wenig Angst, sie im Haus so herumliegen zu haben. Danach hasste mich das
Mädchen, und ich verstand das gar nicht. Ich versuchte doch, ihr aus diesem
schwarzen Loch herauszuhelfen, aber es gelang mir nicht. Sie lachte mich aus und
damit auch das Gute, das ich ihr vorschlug. Als ich nach Hause zu den Meinen
zurückkehrte, traf ich ein anderes Mädchen, das noch schlimmer war als das
erste.
Die folgenden Jahre war ich
traurig und unglücklich und fühlte mich von allen verfolgt. Eine Art Dunkelheit
umgab mich, ich lachte nicht mehr und weinte häufig. Ich war verzweifelt und
fragte mich wieder: ,,Warum lebe ich? Wer bin ich? Was macht der Mensch auf der
Welt?" Natürlich interessierte das niemanden in meiner Umgebung, aber innerlich
schrie ich in einem Augenblick schlimmster Verzweiflung mit schwacher Stimme:
,,Mein Gott, ich kann nicht mehr! Hier stehe ich vor dir Hilfe!" Ich hatte den
Eindruck, dass ich erhört wurde. Denn nach einigen Tagen ging meine Freundin in
eine Kirche, kommunizierte und bekehrte sich in Rekordzeit. Um nicht
nachzustehen, machte ich es ebenso. Dabei geriet ich in eine Kirche, wo sie
gerade eine Statue der Muttergottes von Lourdes in Prozession trugen. Sie riefen
mich, ihnen beim Tragen zu helfen, und obwohl ich mich schämte, tat ich es und
war dann sehr stolz. Ich ging auch zur Kommunion und war sehr erstaunt über den
Beichtvater, weil er so gütig und verständig war. Beim Hinausgehen sagte ich:
,,Ich habe es geschafft. Ich bin auf den guten Weg zurückgekehrt." Und auch wenn
ich bisher nicht wusste, was das Gute war, so fühlte ich jetzt, was es war.
Einige Wochen später hörte ich von Medjugorje, wo die Madonna seit 1981
erschien. Ich reiste sofort mit jenem Mädchen dorthin, geleitet von einem
inneren Antrieb, einem Wunder, das ich nicht beschreiben kann. Wir kehrten
daraufhin in aller Form in die Kirche zurück und änderten unser Leben. Jetzt
liebten wir Gott mehr als uns selbst, so dass das Mädchen sogar in ein Kloster
eintrat und ich daran dachte, Priester zu werden. Wie glücklich war ich, dass
ich wieder eine Lebensmotivation hatte und das Leben nicht zu Ende war. Aber
dies war nur der Anfang, denn da war noch ,,jemand", der mit all dem nicht
zufrieden war.
Im folgenden Jahr pilgerte
ich wieder nach Medjugorje, und als ich nach Rom zurück- kehrte, begann ich
wieder diese Dunkelheit zu spüren wie in der Zeit, bevor ich Gott entdeckt
hatte. Im Verlauf einiger Wochen wurde diese Ahnung zur Gewissheit, die ich
zunächst dem Verhalten meines Vaters, den unglücklichen Verhältnissen, in denen
ich aus verschiedenen Gründen gelebt hatte, sowie einer gewissen Unruhe
zuschrieb, die ich für normal hielt, ohne zu begreifen, dass sie für andere
keineswegs normal war. Ich fing an zu leiden, wie es mir noch nie passiert war.
Ich schwitzte, fieberte und hatte überhaupt keine Kraft mehr, so dass ich nicht
einmal mehr alleine essen konnte und gefüttert werden musste. Ich hatte die
Vorstellung, an etwas zu leiden, das nicht körperlich, irgendwie fremd war. Ich
spürte eine starke Verzweiflung und sah — ich weiß nicht, mit welchen Augen —
eine Finsternis, die nicht nur mein Zimmer, in dem ich wohnte, oder das Bett,
auf dem ich seit Monaten liegen musste, verdunkelte, sondern auch die Zukunft,
den Lebenswillen und die Hoffnung auf morgen. Ich kam mir vor, wie von einem
unsichtbaren Messer getötet, und spürte, dass jener, der dieses Messer führte,
mich hasste und mehr wollte als meinen Tod. Es ist sehr schwer, das alles in
Worten auszudrücken, aber es war so, wie ich es beschrieben habe. Nach einigen
Monaten war ich verrückt geworden und nicht mehr zurechnungsfähig, so dass man
mich in eine Heilanstalt bringen wollte. Ich verstand nicht mehr, was ich sagte,
denn ich lebte bereits in einer anderen Dimension, in jener, an der ich litt.
Die Wirklichkeit schien von mir' getrennt. Es war, als ob nur mein Körper in der
Zeit und an dem Ort war, meine Seele aber sich woanders befand, an einem
schrecklichen Ort, wo es kein Licht und keine Hoffnung gibt. Mehrere Monate
blieb ich so zwischen Leben und Tod und wusste nicht mehr, was ich denken soll.
Ich verlor Freunde, Verwandte und das Verständnis der Angehörigen. Ich war
außerhalb der Welt, die mich nicht mehr verstand, was ich auch nicht verlangen
konnte, da ich wusste, was in mir war, was ich aber nicht beschreiben konnte.
Ich vergaß beinahe Gott, und obwohl ich mich mit Tränen und unaufhörlichen
Klagen an ihn wandte, spürte ich ihn weit weg, in einer Entfernung, die man
nicht nach Kilometern misst, sondern nach Ablehnungen. Irgendetwas sagte nein zu
Gott, zum Guten, zum Leben, zu mir. Ich dachte daran, mich an ein Krankenhaus zu
wenden, denn ich meinte, dass das Fieber, das ich seit Monaten hatte, eine
physische Ursache haben müsse, und wenn diese behoben wäre, dann würde es mir
besser gehen. Und irgendetwas musste ich doch unternehmen.
In Rom wollte mich nur wegen
des Fiebers kein Krankenhaus aufnehmen. So musste ich mich an ein 300 Kilometer
weit entferntes wenden, wo ich 20 Tage blieb und allerlei Untersuchungen über
mich ergehen lassen musste. Dann wurde ich ohne Befund und mit einem klinischen
Krankenbericht entlassen, der einen Athleten vor Neid hätte platzen lassen: Ich
sei gesund wie ein Fisch. Nur ein Nachsatz sagte, dass sich niemand das Fieber
und die leichenblasse Gesichtsfarbe erklären könne. Ich war tatsächlich so weiß
wie ein Blatt Papier. Kaum war ich aus dem Krankenhaus entlassen, wo sich meine
Beschwer- den etwas gebessert hatten, begann eine ganz starke Krise. Ich musste
öfters erbrechen und litt alles, was zu leiden menschenmöglich ist. Außerdem
befand ich mich in einer Gegend der Stadt, die ich nicht kannte. Wie ich dorthin
gekommen bin, weiß ich nicht. Die Beine bewegten sich von selbst, die Arme und
auch der übrige Körper waren vom Willen unabhängig. Es war ein schreckliches
Gefühl. Ich befahl meinen Gliedern, die mir nicht mehr gehorchten. Diese
Erfahrung wünsche ich niemand. Als ob das alles nicht genug wäre, kehrte diese
Dunkelheit zurück, die sich diesmal sowohl auf die Seele als auch auf den Körper
legte. Alles schien mir dunkel, wie bei Nacht, obwohl es heller Tag war.
Die Qual hatte einen
Höhepunkt erreicht. Ich schrie, wälzte mich am Boden, so als hätte ich Feuer in
mir, und flehte schreiend zur Muttergottes: ,,Habe Erbarmen. .. Mutter, ich
flehe dich an! Meine Mutter, Gnade für mich, denn ich sterbe." Die Schmerzen
ließen nicht nach, und die Qual war so hoffnungslos, dass ich auch das
Orientierungsvermögen verlor. Ich streifte an einer Mauer entlang und erreichte
eine Telefonzelle. Es gelang mir, eine Nummer zu wählen, während mein Kopf gegen
die Scheibe und gegen das Telefon schlug. Die einzige Person, die ich kannte,
kam tatsächlich und brachte mich zurück nach Rom. Bevor ich noch dort ankam,
erkannte ich, dass ich die Hölle gesehen hatte. Ich war nicht dort gewesen, ich
hatte sie auch nicht berührt, ich hatte sie nur von weitem gesehen. Diese
Erfahrung änderte mein Leben mehr als die Bekehrung von Medjugorje.
Ich glaubte immer noch nicht
an eine außerirdische Macht und erklärte alles mit psychologischen Ursachen:
mangelnde Anpassungsfähigkeit, autoritärer Vater, kindliche Traumata,
Emotionsschock und andere Dinge, die wie eine schöne Zeichnung das Vorgefallene
erklären konnten. Ich hatte mich fünf Jahre lang als Autodidakt mit Psychologie
beschäftigt und mir ein Schema zurechtgelegt, aus dem man ersehen konnte, woran
ich litt. Am Tag der Madonna vom Guten Rat - ich glaube, ich betete um einen
solchen - riet mir ein Mönch, mit einem Charismatiker zu telefonieren, der unter
der strengen Aufsicht eines Bischofs stand und die Gabe der Seelenschau hatte.
Dieser sagte zu mir: ,,Man hat dich verwünscht, um deinen Verstand und dein Herz
zu treffen. Und vor acht Monaten hast du eine verwünschte Frucht gegessen.“ Ich
musste laut lachen, da ich kein einziges Wort glaubte. Aber dann wurde ich
nachdenklich und spürte wieder die Hoffnung in mir. Ich hatte dieses Gefühl
schon ganz vergessen und dachte an die Frucht und an die Zeit vor acht Monaten.
„Ja, es stimmt“, sagte ich, „ich habe vor acht Monaten tatsächlich eine solche
Frucht gegessen.“ Und ich erinnerte mich, dass ich die Frucht zunächst nicht
essen wollte, aus einer instinktiven Abneigung gegen die Person, die sie mir
angeboten hatte. Alles passte zusammen, und so hörte ich auch auf den Rat und
akzeptierte die mir vorgeschlagenen Heilmittel, nämlich die Segnungen. Ich
suchte einen Exorzisten und fand, nachdem ich von Priestern und Bischöfen
ausgelacht und gedemütigt worden war und so das von den eigenen Hirten
entstellte Antlitz der Kirche gesehen hatte, endlich Pater Amorth. Ich erinnere
mich sehr gut an diesen Tag. Noch wusste ich nicht, was eine besondere Segnung
ist; ich dachte an ein Kreuzzeichen, wie es der Priester am Ende der Messe
macht. Ich setzte mich, er legte die Stola auf meine Schultern und eine Hand auf
meinen Kopf. Dann begann er lateinisch zu beten, wovon ich nichts verstand. Nach
einer Weile spürte ich ein frisches, ja eiskaltes Rieseln vom Kopf herab durch
den ganzen Körper. Zum ersten Mal hatte ich nach fast einem Jahr kein Fieber
mehr. Ich sagte nichts. Er machte weiter, und ganz langsam lebte die Hoffnung in
mir wieder auf, das Tageslicht wurde wieder hell, der Gesang der Vögel glich
nicht mehr dem Krächzen der Raben und äußere Geräusche waren nicht mehr
bedrückend, sondern waren einfach Geräusche. Ich hatte bis dahin tatsächlich mit
Watte in den Ohren leben müssen, denn schon die geringsten Geräusche hatten mich
in die Luft springen lassen. Pater Amorth forderte mich auf wiederzukommen, und
schon beim Hinausgehen hatte ich große Lust zu lachen, zu singen und zu
scherzen. „Wie schön“, sagte ich, „dass es vorbei ist.“ Tatsächlich war an
allem, was ich gelitten hatte, „jemand“ schuld, der mich hasste. Es war nicht
meine Verrücktheit, die mir all das Böse angetan hatte. „So ist es“, sagte ich
mir, allein im Auto sitzend, „das ist wahr.“
Heute sind drei Jahre
vergangen, und ganz langsam, Schritt für Schritt, Segnung für Segnung, bin ich
wieder normal geworden und habe erkannt, dass das Glücklich-sein von Gott kommt,
nicht von unseren Eroberungen und Erfolgen. Das Böse, das sogenannte Unglück,
die Traurigkeit, der Kummer, das Zittern der Beine, die Erstarrungen, die
nervöse Erschöpfung, die Schlaflosigkeit, die Angst vor der Schizophrenie und
vor der Epilepsie (ich hatte wirklich einige Anfälle) und viele andere
Krankheiten, die ich mitgemacht hatte, verschwanden nach einem einfachen Segen.
Seit drei Jahren habe ich noch und noch Beweise, die mir zeigen - natürlich nur
mir -, dass es den Dämon gibt, dass er tätig ist, mehr als wir glauben, und dass
er alles tut, um nicht entdeckt zu werden. Wir sollen nämlich glauben, dass wir
an diesem und jenem erkranken, während er die Ursache jeden Übels ist. Aber er
zittert vor einem Priester, der einen Weihwasserwedel in der Hand hat.
Das ist meine Erfahrung, die
ich niederschreiben wollte, um alle, die es lesen werden, einzuladen, diesen
Aspekt unseres Lebens zu bedenken, den ich leider zur Genüge erlebt habe. Aber
ich bin im Nachhinein doch glücklich, dass Gott mir diese große Prüfung
geschenkt hat, denn jetzt beginne ich die Früchte so vieler Leiden zu genießen.
Meine Seele ist jetzt reiner, und ich sehe, was ich vorher nicht gesehen habe.
Vor allem bin ich weniger skeptisch und bin aufgeschlossener gegenüber der
Realität, die mich umgibt. Ich glaubte schon, dass Gott mich verlassen hätte,
und doch war es gerade damals, dass er mich bearbeitete, um mich auf seine
Begegnung mit ihm vorzubereiten. Mit dieser Niederschrift will ich auch jene
aufmuntern, die krank sind, wie ich es war, dass sie nicht den Mut verlieren,
auch wenn es den Anschein hat, von Gott verlassen zu sein. Aber so ist es nicht,
und dafür gibt es Beweise. Man muss nur ausharren, auch jahrelang.
Ich möchte noch darauf
hinweisen, dass die Exorzismen umso wirksamer sind, je mehr Gott es will. Das
hängt weder vom Willen des Exorzisten noch vom Willen des Exorzierten ab. Und
die Wirksamkeit hängt nach meiner Erfahrung sehr viel mehr vom Bekehrungswillen
des Exorzierten als von der exorzistischen Praxis ab. Die Beichte und die
Kommunion wiegen so schwer wie ein großer Exorzismus. Bei den außergewöhnlichen
Beichten - wenn es gute Beichten waren - habe ich sofort das Verschwinden der
oben beschriebenen Quälereien gespürt; und bei den Kommunionen eine neue Süße,
die ich nicht für möglich gehalten habe. Vor Jahren schon, bevor alle diese
Leiden auftraten, ging ich zur Beichte und zur Kommunion, aber da ich nicht
litt, erkannte ich nicht, wenn ich so sagen darf, weshalb ich so immun war. Nun
weiß ich es und lade vor allem die Gleichgültigen ein zu glauben, dass Gott
wirklich anwesend ist an der Tür des Beichtstuhls und in der Hostie, die wir oft
mit großer Zerstreuung empfangen. Überdies lade ich die Skeptiker ein zu
glauben, bevor ihnen „jemand“ mit Gewalt helfen muss, wie es mir passiert ist.
Am Schluss wende ich mich an die Armen, denn gerade unter ihnen, den Besessenen
und vom Satan Gehassten, bedient sich der Dämon ihrer eigenen Bekannten, um sie
zu töten oder sie zu unterdrücken. Verliert nicht den Glauben und die Hoffnung
und ergebt euch nicht den bösartigen Einflüssen und den falschen Vorspiegelungen
des Bösen. Denn dies ist sein eigentliches Ziel. Sein letztes Ziel ist nicht
Leiden zu verursachen oder das Böse zu veranlassen. Er sucht nicht unseren
Schmerz, sondern mehr: Er sucht unsere Seele, bis sie sagt: „Genug, ich bin
besiegt, ich bin ein Spielzeug in der Hand des Bösen; Gott kann mich nicht
befreien; Gott vergisst seine Kinder, wenn er solche Qualen zulässt; Gott liebt
mich nicht, der Böse ist ihm überlegen.“ Dies ist der wahre Sieg des Bösen, dem
wir widersprechen müssen, auch wenn wir keinen Glauben mehr haben, weil der
Schmerz ihn trübt.
„Wir müssen den Glauben
wollen.“ Wir müssen wollen! Diesen Willen kann der Dämon nicht angreifen, der
Wille gehört uns; er gehört weder Gott noch dem Teufel, denn Gott hat uns den
Willen gegeben, als er uns schuf. Also müssen wir immer nein sagen zu dem, der
uns niederdrücken will, und müssen glauben (wie der hl. Paulus), dass „im Namen
Jesu Christi jedes Knie sich beuge, im Himmel, auf der Erde und unter der Erde“.
Dies ist unsere Rettung. Wenn wir nicht fest glauben, dann kann das Böse, das
uns durch Verwünschungen und ähnliches auferlegt wurde, Jahre dauern, ohne
Aussicht auf Besserung. Für jene, die sich schon für verrückt halten und
keinerlei Hilfe sehen, kann ich bezeugen, dass dieses Übel nach vielen
Exorzismen verschwindet, als ob es nie existiert hätte. Deswegen dürfen wir
keine Angst haben, sondern müssen Gott loben für das Kreuz, das er uns auferlegt
hat; denn nach dem Kreuz kommt immer die Auferstehung, so wie auf die Nacht der
Tag folgt. Alles ist so erschaffen. Gott lügt nicht und hat uns auserwählt,
Jesus nach Getsemani zu begleiten, ihm Gesellschaft zu leisten in seinem
Schmerz, mit ihm aufzuerstehen.
Ich opfere dieses Zeugnis
der Gottesmutter auf, damit sie es fruchtbar mache für das Wohl meiner
Leidensgefährten. Ich antworte jenen mit Liebe, Verzeihen, Lächeln und Segen,
die mir als Werkzeuge des Teufels das Martyrium gegeben haben, das ich leiden
musste. Ich bete, dass mein Leiden ihnen das Licht bringe, das auch ich von
unserem wunderbaren Gott geschenkt bekommen habe.
G.G.M.
Herr, befreie uns vom Bösen.
Glorreicher Fürst der himmlischen
Heerscharen,
heiliger Erzengel Michael,
beschütze uns im Kampfe gegen die Mächte,
Gewalten und Herrscher der Finsternis
und die Geister der Bosheit unter dem Himmel!
Komm den Menschen zu Hilfe,
die Gott nach seinen Ebenbild erschaffen
und um einen so hohen Preis
aus der Tyrannei Satans erkauft hat!
Dich verehrt ja die Kirche als ihren Schutzherrn;
dir übergrab der Herr die Seelen der Erlösten,
um sie zur himmlischen Seligkeit zu führen.
Bitte den Gott des Friedens,
er möge Satan vernichten,
damit er nicht länger die Menschen gefangen halte
und der Kirche Schaden zufüge.
Bringe unser Gebet vor das Antlitz des Allerhöchsten:
Er wolle uns mit seinem Erbarmen eilends zuvorkommen.
Er greife den Drachen, die alte Schlange,
den Teufel, den Satan, und stürze ihn gefesselt in die Hölle,
damit er nicht weiter das Menschengeschlecht verführe!
Weiterführende
Themen:
Exorzismus Anneliese Michel / Offenbarung Hölle /
Gott liebt dich
/
Garabandal /
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