«Meine
Schafe werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand
entreißen.» (Joh 10,28) «Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz siegen.» (U.L.F.
vom Rosenkranz, Fatima, 13.07.1917).
INHALT
In seiner unendlichen Barmherzigkeit
hat uns Gott in der Person von Benedikt XVI. gerade einen neuen Papst
geschenkt. Ihm sei Dank! In der langen Reihe der Päpste hat er in seiner
unaussprechlichen Weisheit soeben den Papst eingesetzt, den unsere Zeit und
unsere Menschheit nötig hat. Um dieses Ereignis richtig zu begreifen, ist es
gut zu wissen, wer der neu gewählte Papst ist, warum die Vorsehung ihn uns
gibt, welche Mittel er einsetzen und wohin er uns führen wird. Der Heilige
Geist leitet uns bei diesen ersten Fragen zu Beginn eines neuen Pontifikates,
das vermutlich kurz, aber sicher intensiv sein wird in Anbetracht der Zeichen
der Zeit.
Ein brillanter Theologe im Dienst an der Wahrheit
Die Wahl
Nach dem schmerzlichen Verlust von
Johannes Paul II. hat das Konklave, das am Montag, den 18. April einberufen
worden war, im vierten Wahlgang am 19. April gegen 17 Uhr 30 Kardinal Joseph
Ratzinger zum 265. Papst der Heiligen Kirche gewählt. Er hat den Namen
Benedikt XVI. angenommen.
Sein Leben
Joseph Ratzinger wurde am Karsamstag,
den 16. April 1927 in Bayern geboren und getauft. Dieses Datum war ihm eine
bedeutungsvolle Vorahnung: «Mein Leben war in das Ostergeheimnis eingetaucht.»
Sein Vater war Polizist und stand dem Nationalsozialismus feindlich gegenüber,
so dass die Familie einigen Schwierigkeiten begegnete. Sein Bruder Georg wurde
ebenfalls Priester. Joseph trat 1939 ins Priesterseminar ein und nahm sein
Studium nach dem Krieg wieder auf. Er studierte katholische Kirchenlehre bei
einem bemerkenswerten Schweizer Theologen und späteren Kardinal Hans Urs von
Balthasar. Die beiden Brüder wurden am 29. Juni 1951 zu Priestern geweiht. Er
vertiefte gründlich das Geheimnis der göttlichen Offenbarung und wurde 1953 an
der Universität München zum Doktor in Theologie promoviert und veröffentlichte
seine ersten Forschungen über die Lehre des heiligen Augustinus und die
Theologie des heiligen Bonaventura. Von 1959 an entfaltete er seine
theologische «Karriere». Als Professor für Fundamentaltheologie in Bonn begann
er Vorträge zu halten und veröffentlichte zahlreiche (etwa 40!) Bücher. Am
Konzil nahm er unaufdringlich als theologischer Berater von Kardinal Frings
aus Köln teil, der als Reformist galt. 1963 lehrte er Dogmatik in Münster, von
1966 an dann in Tübingen, wo er seinen Kollegen Hans Küng kennen lernte, von
dem er sich eines Tages wegen seiner von der kirchlichen Lehre abweichenden
Positionen trennen sollte. Die große Wende kam im Jahr 1968, das die
kirchliche Lehre (Beispiel: die «Befreiungstheologie») sowie die Sittenlehre
in Kirche und Welt trübte. Von da an legte er sich auf die reine und sichere
Lehre fest, da er in den Ideen der 68er Jahre die Ursache für die heutige
Auflösung sah.
Er lehrte dann in Regensburg, kletterte die Stufenleiter der
Hierarchie empor und wurde Berater der deutschen Bischöfe. 1972 stellt einen
neuen Meilenstein dar: Zusammen mit Urs von Balthasar und Henri de Lubac
gründete er die bedeutende theologische Zeitschrift Communio. Seine deutsche
Karriere wurde mit dem Bischofsamt gekrönt. Am 24. März 1977 ernannte Paul VI.
ihn zum Erzbischof von München und Freising. Seinen Wahlspruch nahm er aus dem
dritten Johannesbrief: «In der Wahrheit leben.» Am 27. Juni ernannte ihn der
Papst bei seinem letzten Konsistorium zum Kardinal, zehn Jahre nach Karol
Wojtyla. Bei der denkwürdigen Reise des Letzteren mit der polnischen
Delegation, um die deutsch-polnische Versöhnung zu besiegeln, empfing ihn
Kardinal Ratzinger am 23. September 1978 in München. Die deutschen Kardinäle
gaben dann bei der Papstwahl am 16. Oktober 1978 den Ausschlag zu seinen
Gunsten…
Johannes Paul II. beruft ihn in den Vatikan
Papst Johannes Paul II. kannte seine
Talente und die damit verbundenen Nutzen. Er berief ihn zu mehreren Aufgaben
und vertraute ihm den entscheidenden Posten in der Kurie an als «Präfekt der
Kongregation für die Glaubenslehre». Dort trat sein Auftrag und sein Ruf als
Hüter der Reinheit des Glaubens und der Sitten in seinen Texte und
Stellungnahmen klar zutage, die den Papst unterstützten. (Von der Instruktion Donum vitae gegen die künstliche Befruchtung, 1987, bis zu Dominus Iesus über
Überordnung des katholischen Glaubens über die anderen Konfessionen, 2000.)
Von da an vertiefte sich der Graben zwischen den «Konservativen» und den
«Progressiven», deren führender Kopf der ehemalige Kardinal und Jesuit C.M.
Martini war, der für den Todesfall von Johannes Paul II. lange als Favorit
galt.
Worum es bei dieser Wahl geht
Eine seit langem vorbereitete Wahl
Die Wahl von Kardinal Ratzinger ist
kein Zufall. Diesmal ist ein Mann als möglicher Papst ins Konklave gegangen
und auch tatsächlich als Papst daraus hervorgegangen. Seit dem Jubiläumsjahr
hat die seelsorgerliche Kraft von Johannes Paul II. wegen seiner schrecklichen
Krankheit sehr nachgelassen, da er selbst hat wissen lassen, dass er sich
überlegt hatte, zu diesem Zeitpunkt zurückzutreten. Da begann es in seiner
Umgebung in den Kulissen zu brodeln. Doch da man die Stunde nicht kannte und
durch die verschiedenen Strömungen der Kirche sowie den «Wettlauf» große
Spannungen entstanden, war der stets zurückhaltende, aber überaus
intelligente, klarsichtige, ruhige und geduldige Kardinal Ratzinger am besten
platziert.
Nachdem er die Übel der modernen Gedankengänge entlarvt hat, die Johannes Paul
II. nicht mehr unter Kontrolle gebracht hatte, weil ihm die Zeit gefehlt hatte
und man ihm nicht mehr treu gefolgt war, kommt Benedikt XVI. also zu gegebener
Stunde, der Stunde des Heiligen Geistes. Wie ich in meinem Buch «Johannes Paul
II. der Große, Prophet des dritten Jahrtausends» dargelegt habe, wird «das
Leben der Welt nicht von dem des Staaten, sondern von der Liebe Jesu
gestaltet, die sich durch seine Kirche ausdrückt, die auf Petrus und seine
Nachfolger gegründet ist. Und es sind die Pontifikate, die das Leben der Welt
und der Kirche gestalten. Jedes Pontifikat entspricht einer genauen Zeitspanne
der Geschichte und der Bedürfnisse der Kirche. Und jeder Papst spiegelt das
Angesicht Gottes über den zu erlösenden Menschen wider. Als «Brücke» zwischen
Ihm und ihnen entspricht er den Bedürfnissen des Augenblicks…»
Wovon müssen wir erlöst werden, welches sind unsere Bedürfnisse des
Augenblicks gemäß der Vorsehung, die Papst Benedikt XVI. erwählt hat? Das hat
er durch sein Leben, sein Gedankengut, seinen Auftrag im Dienst des Heiligen
Stuhls gezeigt. Er hat es gerade in seinen beiden letzten Predigten als
Kardinal und Präfekt bei der Beerdigung von Johannes Paul II. und bei der
Einleitungsmesse zum Konklave gezeigt. Die Wahrheit ist in Gefahr – nicht nur
die Wahrheit über den Menschen, sondern auch die Wahrheit über Gott. Johannes
Paul II. war vor allem ein Humanist, ein Verteidiger der grundlegenden
Menschenrechte, ein Ethiker, ein Riese der Liebe (und dabei noch ein
ausgezeichneter Theologe), ein unvergleichlicher Hirte. Benedikt XVI. ist zwar
menschlich, nächstenliebend und sanft, doch er will die Anpassung der
Menschenrechte im Verhältnis zu den Rechten Gottes fördern. Die Zehn Gebote
beginnen mit Gott und werden mit dem Menschen fortgesetzt, aber immer im
Verhältnis zu Gott, seinem Schöpfer. Im Gedankengut Ratzingers muss der Mensch
wieder seinen angemessenen Platz im Plan Gottes finden. Er muss vor den großen
irrtümlichen Strömungen des Augenblicks bewahrt werden: Vor der «Diktatur des
geistlichen und sittlichen Relativismus», vor dem Irrtum, der darin besteht,
«es als Fundamentalismus darzustellen, wenn jemand einen klaren Glauben gemäß
dem Credo der Kirchen hat». Bereits bei der Betrachtung der Kreuzwegstationen
am Karfreitag, die der verstorbene Papst ihm anvertraut hatte, sprach er von
dem «anfälligen Boot der Kirche», das «beschmutzt» ist, «von einem Extrem zum
anderen geworfen wird, vom Marxismus zum Liberalismus bis zur Zügellosigkeit,
vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus, vom Atheismus zu einer
mystisch-religiösen Welle, von der Leugnung des Glaubens bis zur Vermischung
der Religionen usw.» Er stützt sich auf den heiligen Paulus wenn er zurecht
«den wechselhaften Wind der Irrlehren, die vergänglichen und verlogenen
Wirkungen der Mode, die Tyrannei des Ich und seiner Verlangen, das Wimmeln der
Sekten…» anprangert. «In der Freundschaft mit Christus müssen wir zwischen dem
Wahren und dem Falschen unterscheiden und zum Glauben des Erwachsenen
heranreifen…» Er erklärt zudem — und das ist wichtig — dass man «die Wahrheit
in der Liebe fördern muss.»
Die Mittel und die Ziele
Dieses Unternehmen übersteigt die
Kräfte des neuen Papstes, der bereits alt und selbst anfällig ist («Ich bin
ein demütiger Diener im Weinberg des Herrn.») und der unfehlbar nach Ablauf
der «hundert Tage» der satanischen Furie ausgeliefert sein wird, die genau
spürt, dass «die Stunde der Finsternis» am Ende angelangt ist. Seine Mittel
sind die Macht der Wahrheit («Sie wird euch frei machen», sagt der heilige
Johannes), seine eigenen Qualitäten und Möglichkeiten mit der Hilfe Gottes:
«Wir gehen voran, der Herr hilft uns, und Maria, seine Heiligste Mutter ist an
unserer Seite.» Er wird sich auf die neuen Kräfte der Kirche stützen, die von
Johannes Paul II. erweckt wurden, die geistlichen Bewegungen, die vor und
während seines so reichen Pontifikates aufgeblüht sind, das Opus Dei, die
Legionäre Christi, Gemeinschaft und Befreiung, die Fokolari, Sant’Egidio usw.
Aber er hat kaum Hirten…
Wir können gleich festhalten, dass der neue Papst nicht neben, oder schlimmer
noch gegen den vorhergehenden Papst steht. Beide schätzten einander («Nach dem
großen Papst Johannes Paul II….») und arbeiteten in derselben Richtung.
Benedikt XVI. sagte in Dankbarkeit und in Liebe: »Johannes Paul II. schaut nun
vom Fenster des Hauses des Vaters auf uns, er sieht uns und segnet uns.» Doch
der neue Papst wird das riesige Werk seines Vorgängers auf seine Weise und
gemäß seinem Charisma weiterführen und seine Aufgabe ist immens, um die
großartige Prophetie von Fatima zu vollenden. Deshalb ist er wie Johannes Paul
II. auf die bedingungslose Unterstützung der Christenheit und der Katholiken
insbesondere angewiesen. Das sind seine Mittel.
Kurzfristig geht es darum, den Menschen wieder auf die richtige Bahn zu
bringen, die Satan unablässig umleitet: die Bahn der Wahrheit, um die Kirche
und die Menschheit zur Erlösung und zum Sieg der göttlichen Liebe zu führen.
«Ein großer Prophet» bestätigte Kardinal Etchegaray in seinem Brief an mich
bezüglich des Titels meines Buches. «Johannes Paul II. hat eine breite Straße
eröffnet», hatte mir Kardinal Etsou zwei Tage vor dem Konklave anvertraut.
Seine Nachfolger müssen diese Straße benützen: in Richtung auf die
Neuevangelisierung in und außerhalb der Kirche, bis nach China; in Richtung
auf den Frieden im Nahen Osten und an anderen Orten (die Weissagung des Malachias nennt diesen Papst
«Von der Herrlichkeit des Ölbaums»); von der
Ökumene und vom Interreligiösen Dialog ohne verstümmelnde Zugeständnisse für
die einzige Religion, die von Christus eingesetzt wurde: die katholische, das
heißt allumfassende Religion, und nicht das «New Age» oder die wechselnden
Universalheilmittel Luzifers. In dieser Hinsicht ist alles, was seit dem
Todestag des Papstes bis zur Wahl des neuen Papstes geschehen ist, wirklich
von der großen göttlichen Barmherzigkeit geprägt. Aber man muss sie
«unterstützen», vor allem wenn die Zeiten sich hinziehen und hart werden, wie
es zur Zeit der Fall ist. Zweifeln wir nicht daran!
Benedikt XVI., das «Werkzeug» Gottes
Wir werden später die Aktionen vom
Beginn dieses Pontifikates betrachten, angefangen bei der Einsetzung am
Sonntag, den 24. April bis zur Neuorganisation der Kurie und dem genauen
Programm…
Bis dahin ist es sicher nützlich — als Abschluss zu dieser kurzen Vorstellung
des Pontifikates — die neuen Zeichen eingehend zu untersuchen, die mit dem
gewählten Papst zu tun haben.
Abgesehen vom Zeitpunkt (dem des großen «Passah»: Auch wir vollziehen gerade
das «Passah», den «Übergang» von der Finsternis des Irrtums zum Licht der
Wahrheit) und den Orten (aus Deutschland kommt jener, durch den der Frieden in
die vom Terrorismus erschütterte Welt zurückkehren soll), ist auch der Name
des Papstes bedeutungsvoll.
Warum der Name «Benedikt»? Dafür muss man etwas die Geschichte kennen, um das
beantworten und verstehen zu können.
Der heilige Benedikt (480-547) ist einer der großen Begründer des
abendländischen Mönchtums, das auf dem Gebet («ora») und der Arbeit («labora»)
beruht. Es prägte bereits die Frömmigkeit und das Wirken von Karol Wojtyla und
auch der neue Papst wird es übernehmen. Benedikt XVI. ist also auch als Mann
der Tiefe, der Geradheit, der Ernsthaftigkeit, der Festigkeit der Lehre, der
liturgischen Frömmigkeit einzuordnen.
Der heilige Benedikt wurde von Johannes Paul II. zum Co-Patron Europas
ernannt: Der neue Papst wird die Berufung, die Einheit und die Wurzeln der
Christen unseres Kontinents neu beleben. Er hat sich klar und deutlich gegen
die Eingliederung der Türkei in die Europäische Union ausgesprochen.
Benedikt ist auch die Wiederaufnahme des Namens von Papst Benedikt XV., weil
er der Papst des Friedens ist, der vom Himmel den Frieden erfleht und von der
Dame des Rosenkranzes (1917) erhalten hat. Jeder kann leicht begreifen, dass
dies ein Zeichen der Hoffnung und der Stärkung ist im Hinblick auf den
verheißenen Sieg: «Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz siegen.» Ich habe mit
Leidenschaft in meinem Buch «Fatima, message extraordinaire pour notre temps»
(«Fatima, eine außergewöhnliche Botschaft für unsere Zeit»1) aufgezeigt, wie
sehr die Jungfrau vom Rosenkranz den marxistischen Atheismus, die größte
Gefahr für den Glauben des 20. Jahrhunderts gebrandmarkt hat. Durch ihre
«Werkzeuge» vertreibt Maria weiterhin die Irrlehren, die unsere modernen
Irrtümer darstellen. Damit weihen wir ein ebenfalls prophetisches Pontifikat
ein.
Mögen Gott, Maria und Johannes Paul II. Papst Benedikt XVI. zu Hilfe kommen!
Geizen wir nicht mit der unseren durch Gebet, durch Einsatz und Opfer!
Bernard BALAYN
Anmerkung:
1. Nur auf Französich erhältlich
Wir beten für unseren
Papst Benedikt XVI:
Dass Gott ihm beistehe
und dass er die Hl. Kirche
im Sinne Christi führen möge
Amen.
Weiterführende
Themen:
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