Bahnsteig
2, Süd-Ostbahnhof in Wien: Der Zug aus Bratislava ist gerade
eingefahren. Aufmerksam betrachte ich die Frauen, die an mir
vorbeigehen. Einen grauen Mantel wird sie anhaben, schrieb Zuzana
Babálová im E-Mail. Also versuche ich, eine Frau mit grauem Mantel unter
denen, die da aussteigen auszumachen. Was für Anhaltspunkte habe ich
noch? Sie sei eine achtfache Mutter, strahle große innere Ruhe und
Gelassenheit aus, wurde mir von verschiedenen Seiten gesagt. Sie und
ihre Vorfahren hätten unter dem Kommunismus trotz aller Schwierigkeiten
ihren Glauben zu bewahren gewusst.
Nein! Keine von denen, die da
vorbeihasten, traue ich nach einem kurzen Blick acht Kinder oder gar
Gelassenheit zu. Erst ganz zum Schluß lächelt mich, ganz lieb jemand
schon von weitem an – ich hatte mich mit einer VISION in der Hand
geoutet. Ganz zart, fährt es mir durch den Kopf. Sie ist es trotzdem.
Und inneren Frieden strahlt sie wirklich aus, obwohl, wie ich bald bei
unserem Gespräch zu Hause erfahren werde, ihr Mann derzeit arbeitslos
ist und sie sich nach Arbeit umschauen muß. Aber trotz der Sorgen, die
eine so große Familie und Arbeitslosigkeit mit sich bringen bleibt
Zuzana beneidenswert ausgeglichen, ja zuversichtlich, wie ich bald
merke.
Sie stammt selbst aus einer großen Familie, hat noch fünf
Brüder – nachdem einer, viel zu früh, heuer gestorben ist – und drei
Schwestern. Zuzana, in Bratislava geboren, ist das achte Kind von Marta
und Marcel Babál. Der Alltag der Eltern war stark vom Glauben getragen.
Gerne erinnert sich Zuzana an wöchentliche Gebetsabende mit Singen und
Musizieren in der großen Familie. Bei verschiedenen Ordensgemeinschaften
verbringt die Familie Tage des Gebetes, des Auftankens, aber auch des
fröhlichen Beisammenseins.
Der Vater, Arzt und Dozent an der Uni
Bratislava ist vor vier Jahren gestorben. Wegen seiner, dem totalitären
kommunistischen Regime bekannten christlichen Aktivitäten konnte er
nicht Professor werden. Erst posthum wurde ihm auf Grund seiner
Verdienste als Dozent und als Berater der Bischofskonferenz in Sachen
Ethik die Professur verliehen.
In der kommunistischen Ära – vor
allem in den 50er Jahren – genügten schon regelmäßige Messbesuche, um
ins Visier der Behörden zu kommen. Alle Lehrkräfte mussten ja bis zur
Wende das Versprechen ablegen, Kinder und Jugendliche im „Geist“ des
Kommunismus zu unterrichten. Wer sich als Christ deklarierte, war für
Spitzenpositionen automatisch ungeeignet. Christen konnten also nicht
Karriere machen, sondern riskierten eher Verfolgung und Gefängnis.
Dennoch setzten sich schon Zuzanas Großeltern furchtlos für ihren
Glauben ein. So versteckten sie lange Zeit hindurch, immer wieder
Priester, die vom kommunistischen Regime mit Verfolgung, Gefängnis und
Tod bedroht wurden, in ihrem Haus. Viele von diesen konnten so – indem
sie schwimmend die March überquerten – nach Österreich in die Freiheit
gelangen. Obwohl dieses Versteck nie aufgeflogen ist, mussten die
Großeltern wegen ihrer Haltung doch Repressalien erdulden.
Auch bei
Zuzanas Eltern gingen ausländische Priester, die christliche Schriften
bis zu ihnen ins Haus schmuggelten, ein und aus. Zuzana erinnert sich an
Heiligengeschichten, die die Kinder mit Begeisterung lasen. Diese und
andere Bücher sowie Hefte wurden von den Eltern dann weitergegeben.
Namen von Priestern wurden nie genannt. So wollte man verhindern, dass
man sich bei Befragung durch die Polizei verriet. Auch weiß Zuzana
nicht, welchen Weg die christliche Literatur vom elterlichen Haus aus
jeweils nahm.
Sind Priester zu Gast, wird zu Hause – natürlich
heimlich – Heilige Messe gefeiert. Für Zuzana ist daher von Kind auf
klar, dass die Messe etwas Besonderes, Wertvolles ist, für das es sich
lohnt, Gefahren auf sich zu nehmen. Auch sehen die Kinder, mit wieviel
Respekt Eltern und Großeltern – diese wohnen im selben Haus und
übernehmen auch die Kinder wenn die Mutter in Zeiten der Geldknappheit
mitverdienen muss – den Priestern begegnen. Die verschiedenen Sprachen,
die da zu Hause mit den Priestern gesprochen wurden, spornen die Kinder
zum Sprachenlernen an.
Durch diese Begegnungen lernen die Kinder
übrigens auch, dass es schön ist, sich für andere zu engagieren, auch
wenn damit Verfolgung verbunden ist. Daher sind auch sie zum Engagement
bereit: für körperbehinderte Kinder, deren sich ein Jesuitenpater
annimmt und auf Erstkommunion und Firmung vorbereitet. Mit ihren
Geschwistern hilft Zuzana, die Geige spielt, Feste zu gestalten: mit
Liedern, Gedichten, aber auch mit lustigen Geschichten.
Außerdem
organisiert Zuzanas unerschrockene Mutter mit Familie und Freunden –
trotz des offiziellen Verbots – einen christlichen Chor. Er singt bei
geheimen Primizfeiern, religiösen Festen oder Hochzeiten. Zuzana singt
mit. Instrumente werden kaum verwendet, um nicht aufzufallen.
Die
Kommunisten versuchen Näheres über den Chor zu erfahren. Doch alle
halten dicht. Also werden Spitzeln in den Chor eingeschleust, um die
Namen der „Verschwörer“ auszuforschen. Man entdeckt schnell, wer die
Spitzel sind. Vom Charakter her unterscheiden sie sich von den Christen:
keine Geduld, keine Nächstenliebe. Also trickst man sie aus: Stets
gehen nur zwei, drei Chormitglieder gemeinsam zur Probe, die jeweils an
geheim gehaltenen Orten stattfindet. So wird es den Spitzeln unmöglich
gemacht, am Ball zu bleiben.
Einer von Zuzanas Brüdern und der
Leiter des Chors werden mehrmals zu Verhören vorgeladen. Trotz des
Drucks, der auf sie ausgeübt wird, nennen auch sie keine Namen, machen
keine Angaben. Man lässt sie wieder frei, droht dem Bruder aber, er
werde nicht Medizin studieren dürfen, wenn er sich weiter christlich
betätigt. Das hält die jungen Leute aber nicht ab, weiterzumachen.
So
fahren die „Ursus Singers“ einfach als Freundesgruppe getarnt, auch
nach Rumänien, Bulgarien und Makedonien, um dort bei religiösen Feiern
aufzutreten. Die Reisen sind verbunden mit Wandern und Baden im Meer.
Weil ein Priester sie begleitet, feiern sie Heilige Messen in der Natur.
So wurde der Glaube selbstverständlich ins Leben integriert. „Es war
eine schöne Zeit mit dem Chor: Einmal haben wir einen ganzen Tag lang
bei Pfarrer Anton Srholec (Porträt VISION 1/00) trotz der Verbote eine
Kassette mit unseren christlichen Liedern aufgenommen. Niemand dort im
Dorf hat uns verraten,“ erinnert sich Zuzana dankbar an die Solidarität
ihrer Landsleute. Es gelingt, die Kassette außer Landes zu schmuggeln.
Sie gelangt in den Vatikan. Wie groß war dann die Freude, als sie
hörten, dass Radio Vatikan – das sie zwar nur schwer, aber doch
empfangen konnten – zwei Wochen lang ihre Lieder spielt.
Aber auch
sonst lassen sich die tapferen jungen Christen nicht ins Bockshorn
jagen: So werden 1977 von der christlichen Gemeinschaft „Oase“
Jugendtreffen organisiert. 15 Tage lang kommt man zum Rosenkranzgebet
zusammen und es wird viel gemeinsam gesungen. In diesem Rahmen lernt
Zuzana Bischof Paul Hnilica kennen. Er macht den Jugendlichen Mut und
erzählt ihnen von seinem Besuch bei Schwester Lucia – sie war eines der
Seherkinder in Fatima –, die alle im Glauben bestärken möchte, dass das
unbefleckte Herz Mariens über das Böse siegen wird.
1977 gelingt es
dem Chor auch, beim „Sacrosong“-Festival in der Nähe von Krakau
teilzunehmen. Ein unvergessliches Erlebnis für Zuzana, denn Kardinal
Karol Wojtyla erklärt bei der Begrüßung der jungen Leute, er freue sich
besonders darüber, dass eine Gruppe aus der Slowakei am Festival
teilnehme. Selbst dieser Besuch in Polen war in der kommunistischen Ära
keine Selbstverständlichkeit: Man benötigte eine eigene Einladung und
die nötigen Devisen. Langsam aber bessert sich die Lage: „Mit dem
Pontifikat Johannes Paul II. konnten wir spüren, dass alles leichter
wurde,“ erzählt Zuzana und fügt lächelnd hinzu: „Seine Mutter Emilia war
ja Slowakin. Also war er ein halber Slowake. Die Begeisterung für ihn
war bei uns riesengroß.“
Und so kann der Chor 1981 einer Einladung
der im Ausland lebenden Slowaken nach Rom folgen. Dort verschafft ihnen
Kardinal Jozef Tomko eine Audienz beim Papst, der sie ermutigt, keine
Angst zu haben. Sie sollten durch Gesang weiter ihren Glauben verkünden
und anderen Menschen ihre Freude vermitteln. Mit großer Dankbarkeit
denkt Zuzana heute noch an diese Reise.
Gegen Ende der Schulzeit
lernt sie einen jungen Mann kennen. Sehr sympathisch. Spätestens damals
verblasst der Wunsch, den sie als Mädchen hatte, in einen Orden
einzutreten. Ordensschwestern, die sie bei deren liebevollem Umgang mit
behinderten Kindern beobachtet hatte, hatten ihr damals sehr imponiert.
Aber, wie gesagt, der junge Bohumil bringt sie auf neue Gedanken, wie
sie mir lachend gesteht.
Er ist fertiger Bauingenieur und kommt aus
der Ostslowakei. Dort wurde christliches Engagement noch strenger
geahndet: Schon in der Schule wird Bohumil gedroht, er werde nicht
studieren dürfen, sollte er Ministrant bleiben. Dass er weiterhin zu
seinem Glauben gestanden ist, hat ihm – wie man sieht – letztlich doch
nicht geschadet.
Groß war die Liebe der Beiden offenbar, dass sie
beschließen, so bald zu heiraten. Zuzana hat eben erst die Schule
beendet und beginnt an der Universität für Chemie und Technik zu
studieren. Ihr Fach: Lebensmittelkonservierung und Fleischtechnologie.
Was es alles gibt, denke ich. Für Gartenarbeit, Obst- und Gemüseanbau
habe sie sich schon von klein auf begeistert, meint sie.
Während
ihr Mann das Doktorat macht, warten sie immer noch auf Kindersegen. Er
stellt sich erst nach Beendigung ihres Studiums und einem halben Jahr
Berufstätigkeit ein. Dann aber wächst die Familie rasch: Auf Daniel
folgen Gabriel und Cyril. Dann kommt das erste Mädchen: Miriam, an die
sich Simon, Marcel, Emilia anschließen. Zuletzt freuen sich die Eltern
über den Nachzügler Bohdan. Er ist jetzt vierjährig. „Jedes Kind haben
wir mit großer Freude und Liebe erwartet. Und mit jedem ist unsere Liebe
gewachsen,“ lächelt mein Gegenüber versonnen und fügt in ihrer ruhigen
Art hinzu: „Natürlich gab es auch Probleme. Doch wenn ich Probleme mit
den älteren Kindern hatte, so habe ich Ruhe und Frieden bei den
kleineren getankt. Das gab mir Kraft.“
Zuerst lebt die Familie in
einer großen Siedlung. Die vielfache Mutter hat sehr gute Erinnerungen
an diese Zeit: „Es war unglaublich. Gott hat es da sehr gut mit uns
gemeint, denn es waren lauter christliche Familien auf unserer Stiege.
Fast jede hatte mehrere Kinder, manche sogar mehr als wir. Wir haben uns
gegenseitig unterstützt, haben einen eigenen ,Kindergarten’ gegründet:
Jede Familie übernahm alle zwei Wochen die Kinder für einen Tag und hat
ein Programm für sie zusammengestellt.“
Die Familien verstehen sich
so gut, dass sie eine eigene christliche Gemeinde bilden. Sie kommen
zum Gebet zusammen und verbringen – 10 Jahre hindurch – die
Sommerurlaube miteinander: Gemeinsam mit einem Priester mieten sie eine
im Sommer leerstehende Schule. Mit fröhlichem Gesichtsausruck erinnert
sie sich: „ Manchmal war es zwar eng und laut – es waren ja Kinder von
10 bis 15 Familien mit –, aber es war unbeschwert, lustig, einfach sehr
nett. Dank des Priesters hatten wir auch eigene Hl. Messen. Unsere
Kinder haben bis heute sehr gute Erinnerungen an diese Urlaube und auch
viele Freunde aus dieser Zeit.“ Ich stimme Zuzana voll und ganz zu, als
sie betont, dass es so wichtig für Kinder sei, mit gleichgesinnten
Freunden zusammen zu kommen – heute mehr denn je. Sie müssen eben sehen,
dass auch für andere der Glaube wichtig ist, ja dass es Kinder gibt,
die riskieren seinetwegen ausgelacht zu werden. Auch zu Sylvester fahren
die Babals meist gemeinsam mit befreundeten Familien zum Schifahren.
Den Jahreswechsel verbringen sie miteinander in der Kirche. Allerdings
wurde ihnen das Schifahren mittlerweile zu teuer.
Auch wenn die 80er
Jahre für Christen nicht mehr so gefährlich sind, ist es auch dann noch
verboten, christliche Zeitungen zu drucken. Eine von diesen kursiert
dennoch: die Familiengemeinde. Um in deren Genuss zu kommen, wird ein
ausgeklügeltes System entwickelt. Anschaulich erläutert mir Zuzana den
Vorgang: Die Druckerei liefert jeweils einzelne Seiten der Zeitung. 10
Mitglieder der Gemeinde setzen sich zusammen: einer hat z.B. 100 Stück
Seite 1, der nächste nur die Seite 2, usw. Reihum werden sie nun
zusammengelegt bis beim Letzten alle Seiten, jeweils einer Nummer,
zusammengeheftet werden. Die Zeitungen werden gebündelt und Zuzana
erfährt nie, wer sie dann abholt und weitertransportiert: „Alles musste
schnell gehen, um die Gefahr des Auffliegens so gering wie möglich zu
halten. Wenn es an der Tür klingelte, egal wann, ist man sowieso immer
erschrocken,“ schildert mein Gegenüber die Ängste in dieser Zeit.
Dank der Zeitung können sie sich im Glauben vertiefen, erfahren aber
auch, mit welchen Problemen oder Sanktionen die christlichen Führer im
Untergrund, etwa Jan Carnogursky oder Frantisek Miklosko (siehe Porträt
VISION 6/95) zu kämpfen haben und welche Solidaritätskundgebungen
notwendig sind. Solche Medien waren das Vehikel, mit dem slowakische
Christen ihren Glauben gepflegt und durchgehalten haben trotz der
Repressalien, erzählt Zuzana.
Der Pflege des Glaubens diente auch
eine einfache, größere Holzhütte, die Zuzanas Vater im Heimatdorf seiner
Mutter gebaut hatte. Sie diente der Familie als Unterkunft bei Besuchen
bei der Großmutter, dort wurden jedoch auch jede Menge Exerzitien und
Einkehrtage abgehalten. Die Schlüssel wurden an Interessenten
weitergegeben, und – um niemanden zu gefährden – auch nicht lange nach
dem Namen gefragt. So weiß meist niemand, wer sich dort gerade aufhält.
Auch der Chor kam dort zu Proben zusammen.
Zum Glauben zu stehen,
war auf jeden Fall immer gefährlich. „Um während des kommunistischen
Regimes seinem Glauben zu folgen, musste man schon in gewisser Hinsicht
ein Held sein,“ resümmiert Zuzana die Zeit vor der Wende, fügt aber
hinzu: „Wer heutzutage in höheren Positionen in einem Betrieb seinen
christlichen Glauben öffentlich bekundet, hat es aber auch nicht
leicht.“ Und wir stimmen überein, dass man wohl bald überall auf der
Welt ein Held wird sein müssen, wenn man sich zum Christsein bekennt.
„Die Welt ist wirklich ganz anders orientiert,“ konstatiert Zuzana
nüchtern. Das malerische Dorf, Vlkolínec, in dem die väterliche
Holzhütte gelegen ist, wurde übrigens mittlerweile zum Weltkulturerbe
erklärt.
Erst als die Vier-Zimmer-Wohnung zu klein wird – damals
hatten die Babals schon sieben Kinder) – verlassen sie die vertraute
Siedlung und ziehen in ein 15 Kilometer entferntes Haus, in dem sie bis
heute wohnen. Es ist groß genug für die Familie ist. Allerdings ist ihre
neue Umgebung nicht wirklich christlich eingestellt.
Wenn Zuzana
von ihren Kindern spricht, klingt viel Freude und Stolz mit: Der älteste
Sohn hat Informatik studiert und ist auf Arbeitsuche, der zweite
studiert Medizin und ist Mitglied einer Band. Mit 11 Jahren hat er
übrigens im Sommer in der Wiener Staatsoper in „Werther“ sogar einen
Soloauftritt gehabt. Der dritte Sohn studiert Maschinenbau. Die anderen
Kinder gehen noch in die Schule. Alle waren auf der Musikschule, sie
singen und spielen mindestens ein Musikinstrument, erzählt die zu Recht
stolze Mutter. Ich staune, umso mehr als der Nachwuchs auch noch
sportlich ist: Da höre ich von Tischtennis und Volleyball, von
Kanufahren und Leichtathletik. Vor allem aber wollen die Eltern Babal
ihren Kindern den Glauben, moralische Werte, wie die Kirche sie lehrt,
und ihre Liebe zu Gott und den Menschen weitergeben.
Wie sehr sich
Zuzana und ihr Mann bemühen, den Kindern die Freude am Glauben
nahezubringen, zeigt die Reise, die sie letzten Sommer mit sechs Kindern
unternommen haben. Drei Wochen durch Frankreich, Spanien, Portugal.
Angepeilt wurden vor allem – aber nicht nur – Wallfahrtsorte: La
Salette, Ars, Nevers, Santiago de Compostella, Fatima, Montserrat… Um
die Kosten niedrig zu halten, wird naturverbunden in Schlafsäcken auf
Wiesen oder am Strand gleich neben dem Meeresrauschen übernachtet. Kein
Regen, keine Räuber, keine verärgerten Polizisten oder lästige
Zeitgenossen wie Skorpione oder Schlangen stören die Idylle.
Über
alle zu besichtigenden, Orte gut informiert, betätigt sich Zuzana als
Fremdenführer. In Garabandal führt sie ein streunender Hund zu dem –
kirchlich nicht anerkannten – Erscheinungsort der Muttergottes, den sie
von selbst nicht finden konnten. Nach der letzten Kreuzwegstation
verlässt sie der vierbeinige „himmlische Bote“ wieder. Eine nette
Episode. Dort, in Garabandal fühlt sich Zuzana dank der Ruhe und des
Friedens, den der Ort ausstrahlt, besonders wohl. Natürlich hinterlässt
bei den jüngeren Kindern das Meer mit seinen Stränden, den imposanten
Wellen und Dünen den tiefsten Eindruck – und selbstverständlich die
Affen auf dem Felsen von Gibraltar.
Mehr denn je, davon ist Zuzana
überzeugt, ist es heute wichtig, den Kindern den Glauben auf vielfältige
und ansprechende Art näher zu bringen. Sie und ihr Mann holen sich
Kraft für ihren Alltag bei Exerzitien, die bei der Gemeinschaft „Familie
Mariens“ abgehalten werden.
„Die weltlichen Medieneinflüsse setzen
sich auch bei uns immer mehr durch. Nach der Wende 1989 war eine große
Euphorie und viel Enthusiasmus spürbar: Alles, was mit Kirche
zusammenhing, erlebte einen ungeahnten Aufschwung. Da war viel Hoffnung
zu spüren! Doch nun wendet man sich auch in der Slowakei immer mehr dem
Wohlstand zu und kehrt der Kirche den Rücken zu.“
Dennoch ist
Zuzana ist nicht pessimistisch „Ich bin fest überzeugt, dass Glaube,
Liebe und das Vertrauen zu unserem Herrn und Schöpfer uns beim Überleben
helfen werden. Ich möchte dazu beitragen, indem ich einen Kinderchor in
unserem Dorf gründen möchte. Er wird ,Zrnko’ heißen, ,Körnchen’.
Hoffentlich wird er eine große Ernte ermöglichen!“ Freude macht auch das
jährliche Treffen der vier früher verbotenen Chöre, die mit dem
Erzbischof eine wunderschöne Messe, mittlerweile mit vielen
Instrumenten, feiern dürfen.
Zuzana strahlt eigentlich stets gute
Laune und Freude aus. Woher das kommt? Sie versucht einfach, alles was
Freude macht, zu registrieren: „Kleine Aufmerksamkeiten, ein Lächeln,
ein liebes Wort, oder wenn ich merke, dass eine Bemühung nicht
vergeblich war. Auch singen gibt mir Kraft. Kraft geben mir vor allem
aber die Sakramente, Gebete, Wallfahrten, unsere christliche Gemeinde,
gleichgesinnte Freunde, mit denen wir Ausflüge machen.“
Zum Schluss
hat sie noch einen Auftrag an mich: Ich soll ihren Dank an alle
Menschen – Priester, Ordensleute oder Laien – ausrichten, die den
Slowaken in den schweren Zeiten geholfen haben, ihnen zur Seite
gestanden sind und zur unblutigen Wende beigetragen haben.