Es geht hier darum, wahrhaft zu vergeben und wahrhaft zu verzeihen. Ich habe
letzthin immer wieder die Erfahrung gemacht, dass wir Menschen uns da sehr
sehr schwer tun. Oberflächlich wird Frieden geschlossen oder die Hand
gereicht, das ist aber noch nicht die richtige Verzeihung. Deshalb wollen wir
hier: einmal selber vergeben lernen, wenn andere uns verletzt haben und auch
dem anderen die Versöhnung anbieten, wenn wir ihn gekränkt haben. Sehr oft
glauben wir alles vergeben zu haben, aber sehr oft war das nicht die RICHTIGE,
WAHRE Vergebung! Wir werden hier versuchen, richtig vergeben zu lernen.
Wahre Vergebung zeigt sich dadurch, dass sich das Verhältnis zum anderen
Menschen, der uns verletzt hat, nicht ändert!
Und wahre Vergebung führt zur wahren Liebe, zur Nächstenliebe und zur
richtigen Liebe zu Gott!
Schließlich führe ich noch die 3 Schritte der Vergebung nach einem Vortrag von
P. Tomislav Ivancic an der genau die Vergebung auf den Punkt bringt:
Gott vergeben (das Leben so annehmen), sich vergeben ( sich annehmen), anderen
vergeben (andere annehmen wie sie sind).
I
N H A L T
1. Einführung
Wie oft betont die Muttergottes: Friede! Friede!
Friede! Friede zwischen Gott und den Menschen und den Menschen
untereinander.
Vergebung und Friede hängen zusammen. Gott ist die
Liebe. Wahre Liebe setzt somit wahre Vergebung voraus, dann ist wahrhaft
Frieden. Die Ausstrahlung eines Menschen, der wahrhaft liebt, ist anders als
jene des nach außen gekehrten Menschen. Wir sind nach Gottes Bild und
Gleichnis erschaffen. Wir sind für die wahre Liebe geschaffen, denn Gott ist
die Liebe. Wir sind aufgerufen zur Liebe zum Nächsten aber nicht nur,
sondern auch zur Liebe dem gegenüber, der uns böses tut. Nur in der Liebe
kann man auch das vollbringen, was uns als unmöglich erscheint.
Wahre Vergebung zeigt sich dadurch,
dass sich das Verhältnis zum anderen Menschen, der uns verletzt hat, nicht
ändert d.h. wir meiden IHN NICHT, wir WEICHEN IHM NICHT AUS!
Sonst haben wir NICHT RICHTIG VERZIEHEN.
Wenn der andere uns ausweicht, obwohl wir uns mit ihm versöhnt haben, ist
das seine Sache, dann sollten wir versuchen, mit Geduld auf ihn zuzugehen.
2. Waffenstillstand,
verletzter Stolz
Beispiel: Ein Kind fällt hin, verletzt sich am Arm und
kommt schreiend nach Hause. Ein Erwachsener schreit aber nicht mehr, eher
sagen wir: macht ja nichts… Schwamm darüber. Das ist so, als klebt man ein
Pflaster am Kopf, obwohl das Kind am Knie verletzt wurde. Damit ist das Kind
erstmal beruhigt, es nützt auf Dauer aber nichts.
Denn hier belügen wir uns selbst: Der Schmerz
ist da, es braucht Heilung, also sollten wir mal zugeben, dass wir verletzt
sind. Nicht stur sein, zugeben!!! Ich muss als Erwachsener zugeben:
das hat mich getroffen, das tat weh. Ohne Zugeben wird die Sache vor sich
her geschoben und mein Stolz lässt es nicht zu, dass ich getroffen, verwundet
bin! Eine körperliche Verletzung tut ja auch weh, so auch eine
innere Verletzung, eine Bloßstellung oder Verleumdung zum Beispiel. Also
darüber reden.
Das ist wie ein Waffenstillstand: es ist zwar scheinbar
Friede, doch nur ein Waffenstillstand, es ist noch keine richtige Vergebung!
Denn man will mit der Gegenpartei, der Person oder wem auch immer, nichts
mehr zu tun haben. Man geht sich aus dem Weg. Das ist kein Friede! Und schon
gar keine Vergebung.
Im Grunde hasse ich noch den anderen. Denken wir gut
darüber nach! Die Standpunkte sind nach wie vor verhärtet. Wenn man sich
trifft, geht es wieder los. Die Wunde ist nach wie vor offen, die Fronten
sind verhärtet.
Typisches, praktisches Beispiel: Nachbarschaft. Zwei
Nachbarn bekriegen sich, weil der eine dem anderen den Müll im Garten des
anderen wirft.
So eskaliert das ganze immer mehr aber schlussendlich geben sie Ruhe. Sie
gehen sich aber aus dem Weg. Der eine will vom anderen nichts wissen. Das
ist KEINE VERGEBUNG.
3. Zudecken
Beispiel: Beim Kind sehe ich jetzt
die Wunde am Knie. Oft sagen wir dann: "mach das nie wieder"… Das wäre so, als
klebten wir ein Pflaster darüber. Damit ist das Kind beruhigt ABER
die Wunde eitert und es kann dramatisch werden bis hin zum Tod.
Beim Vergeben ist es genau so: Pflaster (Schwamm) drüber GEHT NICHT! Die
Verletzung bleibt.
Es scheint Frieden zu sein aber alle Ungereimtheiten werden zugedeckt,
man sieht sie nicht mehr. Unter der Oberfläche stecken die Konflikte
immer noch, auch das ist NICHT die richtige Vergebung! Man redet nicht mehr
darüber, um sich nicht ärgern zu müssen. Man bekriegt sich nicht mehr,
sondern gibt Ruhe aber der Groll bleibt, die Vorwürfe würgt man hinunter,
die Standpunkte bleiben, die Fronten bleiben verhärtet. Trifft man
den anderen, kommt man zwar ins ungewollte Gespräch, aber nicht über diese
Sache, man meidet den anderen und reicht ihm z.B. nur gezwungenermaßen
die Hand.
Viele Auseinandersetzungen enden
leider hier. Man bekriegt sich nicht direkt, man deckt aber diese Sache zu. Gelöst
ist sie damit nicht. Sie brodelt weiter. Die Wunde ist nicht verheilt.
Äußerlich ist Frieden, innerlich aber nicht, da herrscht Krieg.
Typisches, praktisches Beispiel:
Nachbarschaft. Zwei Nachbarn bekriegen sich, wie oben geschildert, schließen
Frieden. Sie geben
sich die Hand, grüßen sich zwar aber das war’s auch schon. Wenn sich ein Gespräch
ergibt, dann nicht über ihr Problem, sondern sie weichen aus. Nach außen
möchte man meinen, sie verstehen sich sehr gut. Vonwegen, sie halten sich auf
Distanz, sie bekriegen sich nicht, sie lieben sich aber auch nicht. Das ist
auch KEINE VERGEBUNG und keine richtige Nächstenliebe.
Das ist, wie oben beschrieben, die
am meisten angewandte Vergebung und dann glauben wir auch noch, wie toll wir
vergeben können. Im Grunde halten wir uns diese Menschen vom Hals. Da sind wir
aber weit von der Vergebung entfernt, die Jesus uns gelehrt und vorgelebt hat!
Er hat allen und alles richtig vergeben!
Die Prüfung,
ob wir richtig vergeben haben oder nicht, ist folgende:
Hat sich die
Beziehung zu diesem Menschen geändert oder nicht? Gehe ich ihm aus dem Weg?
- Wenn die 2 Nachbarn sich aus dem
Weg gehen, obwohl sie früher oft zusammen redeten, dann haben sie nicht
richtig vergeben!
Und solche Beispiele gibt es in
Hülle und Fülle!
Partnerschaften, wo aus Liebe Hass
wird, Verwandtschaftskonflikte, Konflikte am Arbeitsplatz…
Die Menschen gehen sich aus dem Weg, sie lieben sich nicht wirklich!
4. RICHTIGE VERGEBUNG
Beispiel: Beim Kind wasche ich die
Wunde, reinige sie und klebe ein Pflaster drüber. Das wäre die richtige
Vergebung oder der Beginn der Vergebung.
An Wundbrand leidende Menschen sind arg verletzte Menschen die kein Vertrauen
mehr in die Mitmenschen haben, gerne depressiv sind und alles ins negative
drehen. Und so verletzte Menschen gibt es sehr sehr viele, wir sehen das so von
außen nur nicht!
Die richtige Vergebung wäre: Gott
handeln lassen, daran heißt es aber arbeiten. Wir bekommen sie aber geschenkt,
wenn wir nur wollen. DAS erst ist die richtige Vergebung. Das ist nicht nur
ein Waffenstillstand, wo ich den anderen noch hasse, das ist auch kein
Zudecken und ausweichen, wo ich den anderen meide, nein, sondern hier wasche
ich die Wunde und dann tritt von innen her Heilung ein. Und dann rede ich
mit diesem Menschen genauso wie früher. Das ist das sichere Zeichen dafür,
dass ich wahrhaft vergeben habe.
LANGES UNTERFANGEN
Das kann ein langes, sogar
lebenslanges Unterfangen sein. Es kann viele Tränen beim Verletzten
hervorrufen, doch genau diese Tränen waschen die Wunde und reinigen
sie. Die Tränen verwandeln sich in Liebe und aus Liebe zu Gott wird
wieder Liebe zu diesem Menschen, der mich so verletzt hat, denn ich sehe mehr
und mehr die Seele dieses Menschen, der ja auch von Gott geliebt wird. Und
wenn der Freund z.B. die Frau des Freundes verführt hat so wird er diesem
Freund doch mit der Zeit verzeihen, auch wenn die Wunde lange, lange braucht
um zu heilen. Gott bitten, denn nur Er kann und wird heilen. Wir sind
hier am Ende und es kommt Hass, Feindschaft und Abneigung hervor, Hass gegen
die Frau und Hass gegen den Freund. Misstrauen kommt herauf. Aber hier
heißt es kämpfen, kämpfen um den Sieg der Liebe, trotz Ströme der Tränen, die
dieses Ereignis verursacht.
KÄMPFEN GEGEN DEN HASS
Trotz der Anfechtungen Satans, der
dich zum Hass gegen die Frau und den Freund führen möchte. Nein! Vergeben.
Denn sonst frisst dich der Hass und die Bosheit auf und du hasst dich selbst im
Grunde immer mehr; du hasst sonst schließlich dich selbst, das Leben und alles
um dich.
Kämpfe um diesen Sieg, dass der Hass dich nicht vergiftet, kämpfe um die wahre Vergebung, kämpfe um die wahre
Liebe, die alles vergibt. Kämpfe, denn das Leben ist ein Weg nach Kalvaria.
Soll es uns anders ergehen als Jesus der verfolgt, verleumdet, beschimpft,
verworfen und schließlich getötet wurde? Nein. Am Ende steht das Leben, das
Ewige Leben, die Glückseligkeit, die Vereinigung mit Gott. Das soll auch hier
dein Ziel sein, über alle bitteren Erfahrungen hinweg, über alles Leid, über
alle Enttäuschungen und Nöte.
HASS IST WIE
BLUTVERGIFTUNG
Denn wo Menschen aufeinandertreffen,
da geschehen Verletzungen, da brechen Wunden auf und diese schmerzen. Doch nur
wenn wir Jesus um Heilung bitten, dann werden sie geheilt, wahrhaft geheilt.
Ansonsten vergiften sie uns, wie eine Blutvergiftung und greifen uns im
Inneren an, wir hassen, werden böse, empfinden Abneigung, gehen dem Anderen aus dem
Weg und ohne dass wir es merken, trennen wir uns von Gott denn dies missfällt
Gott.
Wir werden verbittert bis hin zur Depression und misstrauen jedem
Menschen. Das ist dann denkbar schlecht, hier braucht es unbedingt Heilung,
siehe
Leid - Verletzungen - Heilung -
Depression
.
Lass es am besten nicht soweit
kommen! Wenn du aber dort bist, dann bete und LASS FÜR DICH AUCH BETEN.
Aus einer kleinen Sache unter
Nachbarn z.B. kann es sein, dass wir diese Ursache, diesen Streit zum Sinn und Zweck unseres
Lebens erklärt haben.
Alles dreht sich in unserem Leben nur mehr um diese
„Ungerechtigkeiten“, um diesen bösen Nachbarn, diesen bösen Freund. So haben
wir uns vom wahren Zweck des Lebens entfernt und das ist sehr schade.
Wir sind der List Satans unterlegen, der genau dieses eine Ziel verfolgt:
Dich
von Gott zu trennen! Dem wahren Ziel, Gott, zu entfernen und ein Mittel ist es eben solche
Streitigkeiten so zu schüren, bis Hass und Bosheit unser Herz vergiften, was
uns von Gott trennt.
Denken wir sehr gut über uns
nach, denn Menschen, die gerne andere kritisieren oder verwerfen, sind
entweder dem Stolz verfallen oder wurden selbst innerlich irgendwann im Leben
derart verletzt, dass sie sich und die anderen nicht mehr richtig lieben
können. Auch hier bedarf es der Heilung und Vergebung.
DER UNS VERLETZT HAT
MERKT ES OFT GAR NICHT
Es kann auch sein, dass der, der uns
verletzt hat, es gar nicht mal merkt! Das kann eine Bloßstellung des
Lehrers in der Klasse sein, die ein Kind sehr verletzt und der Lehrer merkt
das nicht mal. Der eine Nachbar merkt gar nicht, dass er den anderen verletzt
und ärgert, wenn er seinen Müll in dessen Garten wirft, er denkt darüber nicht
nach. Der Freund sieht gar nicht, dass, wenn er mit der Frau des Freundes
schläft, diesen im Innersten trifft. Oft ist es leider so, dass der andere gar
nicht diese Verletzung des anderen wahrnimmt. Und Schwester Olga, die unten im
angeführten link über die Vergebung spricht, sagt: „Wenn der andere gar
nicht merkt, dass er den anderen derart verletzt hat, dann hat dieser eine
noch viel verletztere Seele“.
Und so ist es effektiv: Der
Nachbar erwartet vom anderen eine Entschuldigung, Wiedergutmachung, erhält sie
aber nicht, da diesem sein Verhalten gar nicht bewusst ist. Oder der Freund
merkt gar nicht, dass er seinen Freund betrübt, oder die Frau, die ihren
Mann betrügt. Das ist sehr oft der Fall. Und ein Zeichen dafür, dass diese
Menschen in ihrem Innersten sehr verletzt und weit von Gott entfernt leben,
also eine verletzte, oft gottferne Seele in sich haben.
Deshalb dürfen wir nicht die
Vergebung von der Vergebung des anderen abhängig machen!
Da warten wir ein Leben lang und kommen auf dem Weg zu Gott nie richtig
weiter!
Jesus hat ALLEN
vergeben, das muss auch unser Ziel sein!
MERKEN WIR ES, wenn wir
andere verletzt haben?
Und wenn wir ehrlich sind: ist das
nicht auch bei uns der Fall, wenn wir andere verletzen oder verletzt haben?
Oft denken wir, es sei eine Kleinigkeit, aber dem ist oft nicht so: ein böses
Wort kann dem anderen sehr zu schaffen geben. Ein direkter, zorniger,
grober Charakter kann sehr verletzen, da er vorher nicht überlegt, was er
sagt! Oder wenn ein Kind bloßgestellt wird vor den anderen, oder wenn ich
die Frau vor den Kindern bloßstelle… Und es gibt bestimmt vieles, was uns gar
nicht bewusst ist! Schon deshalb müssen wir unbedingt den anderen vergeben,
denn wir machen uns selber oft schuldig an anderen, und merken es an uns
selber auch nicht oder nicht immer.
Immer heißt es auch für mich selber: den anderen um Verzeihung bitten, sich
ändern, die Härte ablegen, liebevoller umzugehen versuchen…ein Lebensauftrag!
EIGENSTOLZ und
SELBSTMITLEID
Oft tun wir uns schwer zu vergeben
wegen unserem Eigenstolz: Die Frau war untreu, was sagen die Leute?
Freilich wäre dies eine Demütigung, aber wächst man nicht gerade daran? Oft
sind auch bei einer Trennung beide Partner irgendwie schuld, doch die eigene
Schuld sieht man nicht oder nicht gerne. Und wenn man wirklich ohne Schuld
wäre oder ist, was vielleicht auch sein kann, dann trotzdem vergeben!
Doch
meist ist jeder mit schuldig, deshalb demütig die Sache annehmen, den
Eigenstolz, die verletzte Ehre fallen lassen, die ist ohnehin ein Stolperstein
auf dem Weg zu Gott.
Auch das
Selbstmitleid,
sein lassen. Es nützt nichts, sich selbst zu bemitleiden.
Freilich kann das eine Zeit lang so sein, ich kann wirklich sehr betroffen und
verletzt worden sein, dass ich eine Zeitlang hadere, ganz am Boden liege, aber
steh dann wieder auf, denn sich selbst bemitleiden führt ins depressive,
nehmen wir die Situation, die nun mal so ist – und als erstes ist es wichtig,
sie so anzunehmen – an und machen das beste daraus, lernen wir daraus, erheben
wir uns und gehen den Weg weiter. Sehr wichtig! Aufschauen, das Ziel, Gott,
immer wieder vor Augen haben.
GOTT VERGIBT, ALSO MÜSSEN
AUCH WIR VERGEBEN
Denn es ist so: Gott vergibt uns ja
auch und es ist uns oft ja gar nicht bewusst, dass wir gegen Ihn und den
Nächsten gefehlt haben. Wir beichten, sehen aber oft bestimmte Sünden gar
nicht. Trotzdem vergibt Gott. Schlimmer ist es, wenn wir lange nicht mehr beichten waren, dann sehen
wir die Sünden oft gar nicht mehr. So sind wir alle auf die Barmherzigkeit
Gottes angewiesen.
Das muss uns sehr bewusst sein! Und Gott liebt uns
alle. Aus diesem Grund heraus müssen wir unbedingt auch vergeben, voll und
ganz. Denn wenn unser Leben zu Ende geht, wollen wir dann, dass Gott uns ganz
vergibt oder nur teilweise? Wohl ganz, denkt sich jeder. Gut, aber dann müssen
auch wir DASSELBE tun!
Machen wir also
Auseinandersetzungen nicht zum Mittelpunkt unseres Lebens.
Vergeben wir wahrhaftig. Es tut
gut, über das GESAMTE Leben nachzudenken, denn es gibt da oft Bereiche, die
nicht richtig verheilt sind. Oft ohne dass wir es derzeit wissen.
BITTEN UM VERGEBEN ZU
KÖNNEN, UM HEILUNG
Bitten wir darum, vergeben zu
können! Es gibt oft derart böse, tiefe Verletzungen, wo wir nicht verzeihen
können. BITTEN wir Gott darum. Er hilft. Und wahre Vergebung kann dir nur
durch Ihn gelingen. Aber es heißt zu WOLLEN, zu bitten.
Man kann ruhig so beten:
Herr, ich möchte I. vergeben,
aber sie hat mich so verletzt, dass ich es nicht kann, noch nicht kann. Ich
möchte aber vergeben, da auch du mir vergibst. Ich weiß, dass du auch I.
liebst, sie ist auch dein Kind, den Geschöpf. Doch sie hat mich so verletzt,
dass ich das noch nicht vergeben kann. Ich möchte aber vergeben! Bitte heile
meine Verletzung und hilf mir, dass ich vergeben kann.
Wenn wir so beten, dann wird Gott
dir helfen, da kannst du dich 100%ig darauf verlassen. Es kann dauern, denn
eine Wunde heilt auch nicht an einem Tag. Aber sie heilt. Es kann sein, dass
du oft weinst und ich gebe dir den Rat zu weinen, denn genau diese Tränen
verhindern oft den Hass und die Verhärtung des Herzens.
Ein Herz, das weint,
wäscht sich rein und die Tränen heilen die Wunde. Das Leid wird sich einmal
in Freude verwandeln. Unser Ziel ist Gott.
5. Drei Schritte der Vergebung
(vgl
P. Tomislav Ivancic)
Wenn wir den
Menschen, die uns verletzt haben, vergeben, so entsteht in uns eine neue
Welt. Gott hat uns alles vergeben.
Damit liegt es an uns, auch den
anderen zu vergeben. Auf diese Weise werden wir auch dankbarer Gott gegenüber
der uns unsere Sünden vergibt. Denn wenn wir den Mitmenschen nicht vergeben oder an ihnen rächen wollen, bleibt
das Böse in uns. Wenn wir anderen nicht vergeben, zerstören wir uns im Grunde selbst.
1.
Schritt: Gott „vergeben“ (die eigene Lebens-situation annehmen)
Warum Gott vergeben? Weil wir gerne Gott
anklagen wegen des eigenen Lebens, Ihm Vorwürfe machen, Ihm die Schuld geben
an Schmerzen, Ohnmacht und Krankheit, an Tod, Unglück und Not in der Welt.
Gegen die eigene Lebenssituation zu murren
heißt, Gott anzuklagen, er sei daran schuld oder ohnmächtig, diese Situation
zu lösen.
Und wenn wir ehrlich sind, passiert uns das doch oft: es kommt eine
Unzufriedenheit in uns hoch, wir sind mit unserem Leben unzufrieden,
unglücklich und verstehen dabei gar nicht, dass wir gegen Gott, der uns in
diese Position gesetzt hat oder es zugelassen hat, murren. Gott will immer das
beste für uns, daran denken wir wenig, er ist immer bei uns, auch wenn es uns
schlecht geht. Statt murren sollte wir also unsere Lebenssituation annehmen.
Wir werden sehen, dass wir dann glücklicher werden. Er kann uns aus der
verkorktesten Situation herausführen.
Gott vergeben heißt
deshalb:, Gott
die Hand entgegenzustrecken und zu sagen: „Ja, Vater, es ist alles gut, was du
machst, ich vertraue dir und stütze mich ganz auf dich.“ Auf diese
Weise verschwinden die vielen Vorwürfe, Aggressionen, Hass und Feindseligkeit
gegen Gott.
Denken wir an den
geduldigen Hiob und seine Frau. Solange sie reich und gesund waren, vertrauten
beide Gott. Doch als Gott zuließ, dass Unglück über Hiob kam, wollte ihn die
Frau überreden, Gott zu verfluchen und dann zu sterben. Doch Hiob erwiderte:
„Wenn wir das Gute von Gott annehmen, sollen wir dann nicht auch das Böse
annehmen?“ (vgl. Jiob 2,10) Mit anderen Worten, Hiob hat Gott „vergeben“.
Deswegen hat Gott seine Treue hundertfach belohnt.
2.
Schritt: Sich selbst vergeben (sich selbst annehmen)
Sich selbst vergeben heißt, sich selbst als
ein Geschenk von Gott anzunehmen und sich liebzugewinnen. Sich selbst
zu lieben bedeutet: Ich nehme mich an, wie Gott mich geschaffen hat, und ich
liebe mich gerade als den Menschen, der ich bin. Wenn ich mich nun annehme als
jemanden, der schwach ist, als jemanden, der Gott braucht, dann gebe ich Gott die Möglichkeit, mich zu ändern und
mich zu einem starken, echten Kind Gottes zu machen.
Ich vergebe mir, wenn es
vorkommt,
-
dass ich mich blamiert habe,
-
dass ich keinen Erfolg habe,
- dass ich
nicht so tüchtig bin wie andere,
- dass ich manches nicht habe, was andere
haben.
...
Gott liebt dich als den, der du bist. Und eben als dieser, aber von
Gott Geliebter, kannst du alles erreichen, was du ersehnst.
3. Schritt: Anderen vergeben (andere annehmen wie sie sind)
Anderen vergeben bedeutet einzusehen, dass Gott es war, der den Anderen erschaffen hat
– dass auch sie Gottes Schöpfung und ein Geschenk von ihm sind. Jeder Mensch
ist in eine Welt der Sünde, der Krankheit, der Ohnmacht und des Todes
eingetaucht. Wir alle sind Versuchungen ausgesetzt und der Versucher – der
Böse – will nur eines: uns jeglichen Vertrauen zu Gott und zueinander zu
rauben.
Wir sind schwach, durch die Sünde gehemmt und werden ständig vom Bösen
angefochten. Mit anderen Worten, zu vergeben
heißt, demütig zu sein und Mitleid mit den Menschen zu haben,
so wie Gott es auch mit uns hat. Vergeben bedeutet zu sehen, dass
zwischen Sünde und Sünder ein Unterschied ist. Es bedeutet zu verstehen dass
die Sünde und das Böse in einem Menschen eigentlich seine geistliche Krankheit
sind. Der Name seine Krankheit lautet: „Sünde“. Und von dieser Krankheit
können wir ihn nur befreien, wenn wir nicht der Bosheit in ihm glauben,
sondern der Liebe, die Gott zu ihm hat.
Wir befreien ihn also, indem wir ihm
vergeben.
Wie
eine ansteckende Krankheit von einem anderen auf mich übergehen kann, genauso
überträgt sich auch das Böse auf mich, sobald ich mich zum Hass gegen diesen
Menschen verleiten lasse, ihn verstoße und keine Liebe mehr für ihn habe. Eine
solche Situation ist ein Bereich, wo ich ungeschützt dieser ansteckenden
geistlichen Krankheit ausgesetzt bin.
Wenn ich vergebe, betrete ich aber die
„Quarantäne“ – das heißt einen Raum, wo ich vor der geistlichen Infektion
geschützt bin.
Durch meine Vergebung breche ich den negativen Einfluss des
anderen auf mich und ermögliche ihm die Genesung.
Der Hass
vernichtet denjenigen, den wir hassen, aber noch vielmehr vernichtet er uns!
Hass und Unversöhnlichkeit sind ein Opfer auf dem Altar der Sünde und des
Todes.
Jemand, der nicht vergeben will, gibt sich selber in die Hand des
Bösen, der sich dann sozusagen die Hände reibt und triumphiert, weil wir so
naiv und unreif sind. Wenn man vergibt, bedeutet das darum auch, dass man ein
freier, reifer und gesunder Mensch ist. Wer vergibt, tritt in den Bereich des
Guten ein, wo Gesundheit, Liebe, Vertrauen und Glück herrschen – damit geht er
eigentlich aus der Hand des Bösen in die Hände Gottes über – aus dem Reich des
Todes, der Sünde, des Hasses und der Finsternis in das Reich des Lichtes, der
Liebe und des Guten.
Um jemanden wirklich vergeben zu können, reicht
es nicht aus, nur vor Gott hinzutreten und zu sagen: „Ja, Herr, ich vergebe“.
Zuerst müssen wir einmal den guten Willen
dazu haben und sagen: „Ja, ich will es!“
Danach ist es notwendig, für diejenigen, denen wir vergeben wollen,
zu beten und dann Gott für unsere
Beleidiger zu danken.
Im Gebet durch das eigene Leben gehen und allen
vergeben darf man nie alleine, sondern immer bewusst und zusammen mit Jesus,
dem wir dabei immer ins Angesicht schauen und unaufhörlich beten,
dass er uns
die Kraft zur Vergebung gibt. Es ist gewissermaßen ein Triumphzug Jesu durch
unser Leben, wobei er unser ganzes Leben in sein Reich hinüberbringt und
bewirkt, dass in uns und durch uns eine neue Welt entsteht.
-----
Ich wünsche dir
dass du wahrhaft vergeben kannst, ALLEN Menschen. Nicht die Vergebung von
der Vergebung des anderen abhängig machen! Das führt dich dann zur wahren
Liebe zu Gott und zur wahren Liebe allen Menschen gegenüber, was dann erst die
wahre Nächstenliebe wäre. Somit haben die Bosheit und der Hass keine Gewalt
mehr über dich. Denk daran, dass nach dem Weg nach Kalvaria die Auferstehung
kommt. Freu dich darauf.
Bedenke auch,
dass der Kampf und der Sieg d.h. wenn du wahrhaft vergeben konntest (was Gott
dir geschenkt hat) ein kürzeres Fegfeuer bedeutet denn du hast dich hier auf
der Erde durch diesen Kampf, durch deinen Willen und deine Tränen
reingewaschen.
Herr,
unser Vater, wir bitten Dich: Lehre uns richtig zu vergeben. Du vergibst uns
auch alles und wären unsere Sünden rot wie Purpur, dann vergibst du uns
doch. Deshalb müssen auch wir vergeben. Aber wir schaffen es oft nicht,
lieber Vater. Deshalb hilf uns, dass wir richtig vergeben können, hier, auf
dieser Welt, um dann schneller zu dir zu kommen. Wir möchten oft vergeben,
können es aber nicht. Führe du uns zur wahren Vergebung.
Vergib uns auch das, was wir nicht einmal wissen. So vieles ist und war uns
gar nicht bewusst, wenn wir jemanden verletzt haben.
Heile unsere Verletzungen, die uns hindern, zu Dir weiterzugehen.
Nur in der wahren Vergebung werden wir auch zur wahren Liebe finden, die Du
uns schenken möchtest, schon auf dieser Erde. Amen.
In diesem Zusammenhang lege ich dir sehr ans Herz auch
in diesen Seiten zu lesen oder zu hören:
Vergebung - zum anhören
(Sr. Olga - Gem. der Seligpreisungen)
Die
Beichte (Gewissenerforschung)
(mit Beispielen)
Drei
Schritte der Vergebung
(orignial Vortrag P. Ivancic)
Leid - Verletzungen - Heilung -
Depression
Diagnose Krebs -
warum ich?
(Petra vergibt dem Arzt und wächst zu Gott
hin)
Nächstenliebe
(wahre Vergebung und wahre Nächstenliebe geben
sich die Hand)
Weiterführende
Themen:
Das Leid
/ Der
wahre Herzensfriede /
Das Leiden in Freude
/
Die Sterbestunde
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