Der Ungehorsam wird
vielfach unterschätzt und als Kavaliersdelikt gesehen. Doch war nicht der
Ungehorsam daran schuld, dass wir alle mit dem Hang zur Sünde geboren werden?
Ungehorsam ist
Rebellion,
ist
Lieblosigkeit.
1.
Betrachtung
Im Buch der Könige steht
geschrieben: „Wertvoller als Opfer ist Gehorsam, Folgsamkeit besser als
Widderfett, Widerspenstigkeit ist Sünde wie Zauberei, Eigensinn ist Sünde wie
Götzendienst“.
Der Gehorsam. Die Tugend, die wir
Menschen nicht üben wollen. Kaum geboren und kaum dass wir ein Gefühl äußern
können, ist es ein solches des Aufbegehrens gegen den Gehorsam. Wir leben im
Ungehorsam. Wir sterben im Ungehorsam.
Die Taufe löscht zwar die Erbsünde, aber
sie löscht nicht den Hang zur Sünde.
Was war den eigentlich die Ursünde?
Ein Ungehorsam. Adam und Eva haben dem Schöpfervater nicht gehorchen
wollen. Der oberste Ungehorsame, der dem höchsten Gott den Liebesgehorsam
verweigerte, wurde zum Dämon. Der hetzte sie auf, diesen Akt der Lieblosigkeit
zu begehen. Dieses Gift brütet in unserem Blut und nur ein beständiger Wille
unsererseits hält es nieder, damit es unseren Geist nicht tödlich schadet.
Doch was gäbe es Verdienstlicheres als
im Gehorsam zu leben!
Es fällt noch leichter, ein Opfer zu
bringen, auf etwas zu verzichten, ein Werk der Barmherzigkeit zu tun, als
beständig dem Willen Gottes zu gehorchen. Der Wille Gottes ist unser
Lebenselement. Alles darin geht aus einer Liebesabsicht hervor.
Gehorchen heißt, den Willen Gottes
zu tun. Es ist der Wille, der geschehen soll, wie wir im Vaterunser bitten
und wie Jesus ihn in Wort und Beispiel bis zu seinem Tod gelehrt und erfüllt
hat.
Nicht gehorchen und aufbegehren heißt
die Sünde der Zauberei begehen, sagt das Buch. Was tun wir denn, wenn wir
rebellieren? Wir sündigen. Und was ruft die Sünde hervor? Unsere Vermählung
mit dem Dämon. Vollziehen wir also nicht Magie? Verwandeln wir uns nicht
magisch von Gotteskindern zu Kindern Satans?
Nicht gehorchen und sich nicht
unterwerfen ist wie die Sünde des Götzendienstes, sagt das Buch weiter. Was tun
wir, wenn wir uns nicht unterwerfen? Wir weisen Gott zurück, indem wir seinen
Willen abweisen. Wir stoßen ihn als Vater und als Herrn zurück. Da aber das
Herz des Menschen nicht ohne etwas anzubeten sein kann, das es an Stelle des
wahren, abgewiesenen Gottes anbetet, so beten wir unser Ich an, unser eigenes
Fleisch, unseren Stolz, unser Geld. Wir beten Satan in seinen akutesten
Bekundungen an. Und deswegen werden wir zu Götzendienern. Welcher Götzen?
Der schrecklichsten, die uns in ihrer Sklaverei halten, in der unglücklichsten
Sklaverei.
Kommen wir doch zu dem väterlichen
Joch, das nicht wehtut, das nicht unterdrückt, das nicht erniedrigt, das uns
vielmehr aufrichtet und lenkt, und uns Sicherheit gibt, in das selige Reich zu
gelangen, in dem es keinen Schmerz mehr gibt.
Die Welt, die nicht gehorchen will,
weiß nicht, dass dieser Gehorsamsakt genügen würde, sie zu retten. In die
Spur Gottes zurückkehren, der Stimme Gottes zu folgen, gehorchen, gehorchen, das
Haus des Vaters wiederzufinden, dem man hat entfliehen wollen, um einer Chimäre
von trügerischer Würde zu folgen; die Hand des göttlichen Vaters, die da segnet
und heilt, das Herz des göttlichen Vaters wiederzufinden, das liebt und
verzeiht.
Bedenken wir, dass, um uns die
verlorene Gnade wieder zu schenken, zwei ganz Unschuldige, zwei ganz Gute, den
höchsten Gehorsam haben leisten müssen. Die Rettung des Menschengeschlechtes
begann in der Zeit mit dem „Fiat“ Mariens vor dem Erzengel und fand ihren
Abschluss in dem „Es ist vollbracht!“ Jesu auf dem Kreuz. Es waren die beiden
schmerzlichsten Gehorsamsleistungen und die zugleich am wenigsten zwingendsten,
denn Jesus und seine Mutter waren jenseits jeder Notwendigkeit, durch Gehorsam
die Sünde zu sühnen.
Sie, die nicht gesündigt haben,
haben durch Gehorsam unsere Sünde durch den Loskauf gesühnt. Und wir armen
Kinder, möchten wir nicht unseren Meister nachahmen und durch Gehorsam, der
Beweis von Liebe und Treue ist, Barmherzigkeit erlangen?
Schöner und willkommener sogar als
Kirchen, die wir ihm in Gelübden bauen und alle anderen Gelübde, ist ihm
diese geistliche Seelenblüte, die auf Erden im Herzen des Menschen aufsprießt,
die aber im Himmel in Ewigkeit zu unserer Herrlichkeit blüht.
2. Betrachtung
In Genesis, Kapitel 3 sagt uns Gott, dass das
Leiden durch die Sünden des Menschen in
die Welt gekommen ist, als Folge der Versuchung durch Satan.
Gott hatte den Menschen vor der tödlichen Gefahr
gewarnt, die darin bestand, die Grenzen der Geschöpflichkeit
überschreiten zu wollen und vom «Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen»
(Gen 2,17) zu essen.
Der Stolz setzte sich darüber hinweg
unter dem Deckmantel der Freiheit.
Wenn der Mensch nicht die
von Gott gewollte und gesetzte Ordnung achtet, ruft er Unordnung hervor, ein
Übel, das uns alle in Mitleidenschaft zieht.
Die Folge davon war unmittelbar: Verwundbarkeit,
Angst vor Gott, Anschuldigung des Nächsten… bis hin zum Bruch des Bandes
zwischen den Gatten, in der Eltern-Kind-Beziehung, im Verhältnis des Menschen
zur Schöpfung.
Schliesslich die Vertreibung aus dem Paradies und nicht zuletzt der
Tod:
«Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen
hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden
deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. Dornen
und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes musst du essen.
Im Schweisse deines Gesichtes sollst du dein
Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja
genommen. Denn Staub bist du, zum Staub musst du zurück. (Gen 3,17-19)
Die Erde wurde aufgrund dieser ersten Sünde
verflucht und bringt eine Vielzahl von Heimsuchungen und Krankheiten hervor.
Die Schöpfung, das ist zuerst der Mensch, da er ihr König ist, aber auch die
Natur.
Die verweigerte Unterordnung des Menschen, der zum König der Schöpfung
eingesetzt worden war, hat unmittelbar die Unordnung der Schöpfung nach sich
gezogen!
Die Rebellion Adams hat sich in der Rebellion
der Natur durch ihre Elemente auf die gesamte Schöpfung übertragen…
Die Tiere, mit denen Adam vertrauten Umgang pflegte, haben ihre ursprüngliche
Gutheit verloren und sind rebellisch geworden, wie Adam seinem Schöpfer
gegenüber.
Jedoch ist das, was zu Adam gesagt wurde, von bleibendem Bestand und somit
weiterhin gültig.
Es wird bis zum Tag des Herrn so sein, wenn er
kommt, um sein Reich wieder herzustellen.
Gebet:
Lieber Vater, wir möchten gehorchen, schaffen es oft aber nicht,
wir möchten treu sein und sind es vielfach nicht.
Wie lieblos und untreu sind wir doch gegen Dich, den liebenden Vater und unseren
Schöpfer.
Bitte hilf uns Deinen Willen zu erkennen, der immer gut gemeint ist und ihn zu
befolgen.
Verzeih' uns, wenn wir fallen durch den Gehorsam Deines Sohnes.
Amen.
Weiterführende
Themen:
Demut
/ Der
freie Wille /
Erbsünde
/