DIE DEMUT, DIE KÖNIGIN DER
TUGENDEN, DAS FUNDAMENT.
Die Demut ist auf dem Weg zu
Gott die erste und wichtigste Tugend, verbunden mit der Liebe zu Gott. Denn
der Hochmütige lässt Gott nicht in sich wirken. Deshalb versuche bitte
unbedingt nach dieser Tugend zu streben! Dann kann Gott in dir wirken. Werde
Kind vor Gott!
Warum ist die Demut so enorm wichtig?
Weil sie dem Hochmut, dem Ursprung jeder
Sünde, genau entgegengesetzt ist. Der Demütige vertraut und erhofft alles
von Gott, sein ICH übergibt er Gott, er weiß, dass Gott alles zum Guten
führt, er ist vor Gott wie ein kleines Kind und es ist Zuversicht.
Alle anderen Tugenden sind mit der Liebe und der Demut verbunden.
Wenn jemand diese zwei Tugenden nicht besitzt, dann kann er keine andere
Tugend im vollkommenen Maße haben, denn er hat die Demut nicht. Wenn aber
die Seele diese beiden hat, dann werden die anderen Tugenden fast
automatisch folgen. Ähnlich bei den Geboten: Wer die Gottes- und
Nächstenliebe befolgt, der hält die anderen Gebote automatisch. Deshalb, oh
Seele, sei bestrebt diese Tugend, die Maria in so reichem Maße besaß, zu
erringen. Strebe nach dieser Königen, die dir den Weg zur Heiligkeit, die
unser aller Ziel sein sollte, aufzeigt. Ohne diese Tugend bist du auf dem
falschen Weg. Und: In der Demut können wir nie groß genug sein, also immer
danach streben und sie leben.
Wie kann ich die Tugend der Demut erlangen?
Der Weg, den Franz von Sales empfiehlt, beginnt so, wie man sich das
wahrscheinlich erwartet: Mach dir klar, dass du im Vergleich zur Größe und
Herrlichkeit Gottes ein Nichts bist. Sieh auf deine Fehler und Schwächen und
erkenne, dass du ohne Gottes Hilfe überhaupt keine Chance hast. Franz von
Sales geht aber noch einen Schritt weiter, und darin unterscheidet er sich
wesentlich von den Ansichten seiner Zeitgenossen. Er meint nämlich: Betrachte
auch deine guten Seiten, deine Fähigkeiten und Stärken, sei dir aber bewusst,
dass diese nicht aus dir selbst kommen, sondern Geschenke Gottes sind. Damit
entspricht Franz von Sales ganz einer modernen Definition über die Demut, die
besagt: „Demut ist Wahrheit“. Demut ist jene
Tugend, die dir die Kraft gibt, dich selbst so anzunehmen, wie du bist:
Deine Fehler und Schwächen ebenso wie deine Stärken. Weder vor dir selbst noch
vor deinen Mitmenschen und schon gar nicht vor Gott ist es notwendig,
irgendwelche Masken aufzusetzen. Der demütige Mensch lebt so wie er ist. Er
hat überhaupt keinen Grund, eitel oder stolz zu sein, denn weder der Blick auf
seine Fehler und Schwächen, noch der Blick auf seine Vorzüge und Talente
würden einen solchen Stolz rechtfertigen.
Falsche Demut (ist Hochmut oder Selbstmitleid)
Achtung aber vor der falschen Demut, die sich selbst nur schlecht macht, um
dann gelobt zu werden oder die sich selbst bemitleidet.
Das ist nicht Demut!
Wahre Demut will nicht
demütig erscheinen und äußert sich kaum in demütigen Worten. Ein wirklich
demütiger Mensch hört lieber andere sagen, dass er unbedeutend, armselig und
zu nichts nütze ist, als es selbst von sich zu sagen. Deshalb
keine vorgetäuschte Demut, die immer noch
Stolz ist, sondern wahrhaft demütig sein und nicht von anderen Lob
erwarten (siehe
Selbstmitleid)
Demut ist eine unscheinbare und
kleine Tugend, die aber täglich unzählige Male geübt werden kann. Am besten
übt man sie, wenn man schlicht und einfach bei der Wahrheit bleibt:
Ich bin so wie ich bin, nicht mehr
und nicht weniger. Die Übung der Demut darf nie zur Selbstverachtung und zum
völligen Misstrauen gegen sich selbst führen, denn damit würden wir das
Schöpfungswerk und Heilswirken Gottes verneinen. Wir Menschen sind ja Gottes
Ebenbild, wenn wir uns selbst verachten,
verachten wir Gott. Aber er schreibt das Gute Gott zu. Sehr wichtig!
Der Demütige legt sein Vertrauen
in Gott, seine Hoffnung, deshalb nimmt er sich so an, weil der Herr seine
Zuversicht ist.
So schreibt daher auch Franz von Sales an
eine Ordensschwester: „Die Art, wie Sie sich demütigen, ist gut. Wenn Ihre
Demut Sie jedoch zu Mutlosigkeit, Unruhe, Ärger oder Melancholie führen
sollte, dann üben sie eine falsche Demut, dann beschwöre ich sie, diese
Versuchung zurückzuweisen.“ Wahre Demut hat eine befreiende Wirkung: Ich
darf so sein wie ich bin. Demut weckt in
uns ein großes Vertrauen in Gottes Liebe zu uns Menschen.
Hochherzigkeit
Demut ohne Hochherzigkeit ist
zweifellos falsche Demut. Wohl soll sie bekennen: Ich bin nichts und kann
nichts, aber dann sofort der Hochherzigkeit das Wort lassen, die sagt:
Unmögliches gibt es für mich nicht, wird es auch nie geben, denn ich
vertraue auf Gott, er vermag alles.
Achtung: Ja nicht mit Hochmut
verwechseln! Hochherzigkeit und Demut gehören zusammen und münden im Vertrauen
auf Gott. Vertrauen heißt in dem Sinne: Gott alles zutrauen, auf seine
Allmacht glauben, ihn als Vater lieben und walten lassen. Aber ja nicht mit
Hochmut, die sich immer über Gott stellen möchte und das eigene ich
hervorhebt, verwechseln!
Sich selber annehmen
Ein demütiger Christ weiß
sich als Kind Gottes. Er weiß sich von Gott beschenkt mit einer Fülle an
guten Stärken und Fähigkeiten. Und er dankt Gott dafür jeden Tag.
Ein demütiger Christ weiß aber auch um seine Fehler und Schwächen, er
weiß, dass er noch auf dem Weg ist. Er wird sich daher nicht zum Herren über
die Menschen machen, auch wenn sie vielleicht nicht so klug, stark oder
fromm sind.
Ein demütiger Christ trägt weder vor Gott, noch vor den Mitmenschen,
noch vor sich selbst Masken. Er nimmt sich so, wie er ist, und gewährt auch
seinen Mitmenschen die Möglichkeit, dass sie so sein dürfen wie sie sind.
Ein demütiger Christ spielt kein Theater, er spielt sich nicht auf,
sondern überlässt Gott in seinem Reden, Denken und Tun und vor allem in
seinem Herzen den Ehrenplatz.
Deshalb, oh Seele, die du das gelesen hast: Strebe nach der wahren Demut, die
alle anderen Tugenden nach sich zieht. Sie ist das Fundament, an dem es gut
und besonnen zu bauen gilt, denn ohne dieses Fundament kann der geistige Bau
der Heiligkeit nicht gebaut werden.
Herr, bitte führe uns zur
wahren Demut, die das Vertrauen ganz in dich setzt, die auf dich vertraut,
dich liebt und alles von dir erwartet. Hilf uns jeglichen Stolz zu überwinden,
der oft noch im Verborgenen in und ist. Heile, uns oh Herr, damit alle Wurzeln
dieses Hochmuts ausgerissen werden. Dann Herr, hilf uns die wahrhafte Demut zu
erlangen und zu vermehren. Amen.
Weiterführende
Themen:
Die Barmherzigkeit
/
Nächstenliebe
/
Ich und mein Nächster /
Das
Leid-Verletzungen-Depressionen /
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