Hl. Pfarrer
von Ars
Berichte aus seiner Arbeit für das Heil der Seelen
Mit kirchlicher Erlaubnis
Diese wahren Berichte sind aus französischen Dokumenten übersetzt. Sie
wollen den Menschen zeigen, wie man sich durch die guten Ratschläge des
Pfarrers von Ars in diesem Leben vor Schaden bewahren kann. Besonders
aber im Jenseits ersparen wir uns viele Fegfeuerqualen, wenn wir hier
die Sünde meiden und unsere Seele nicht beflecken. Denn Gott will uns
im Fegfeuer nicht quälen, sondern reinigen, bevor wir zu Ihm in die
Ewigkeit kommen....
Heiliger Pfarrer von Ars
(1786-1859, Ars Frankreich)
Wenn man die Religion vernichten will
Die Würde des Priestertums muß wieder neu entdeckt werden.
Jesus ist der Gesandte des Vaters, die Brücke zu Gott. Der Priester ist
der Gesandte Christi, er handelt im Namen und Auftrag Christi und zwar
so, dass Christus im Priester gegenwärtig ist, wenn er die
Wandlungsworte spricht, bzw. die Sünden erlässt.
Lassen wir den
Heiligen des Priesterjahres, Johannes-Maria Vianney zu Wort kommen:
"Wenn der Priester Sünden vergibt, sagt er nicht: „Gott möge dir
vergeben." Er sagt: „Ich spreche dich los." Bei der heiligen Wandlung
sagt er nicht: „Dies ist der Leib unseres Herrn." Er sagt: „Dies ist
Mein Leib." Der hl. Bernhard sagt, dass uns alles durch Maria gekommen
ist, man kann aber auch sagen, dass uns alles durch den Priester
gekommen ist. Wenn wir nicht das Sakrament der Priesterweihe hätten, so
besäßen wir nicht den lieben Heiland; denn wer ist es, der Ihn in den
Tabernakel dort setzt? Es ist der Priester. Wer ist es, der eure Seele
beim Eintritt ins Leben aufgenommen hat? Der Priester. Wer nährt sie, um
ihr Kraft zu geben für die Pilgerreise? Der Priester. Wer bereitet sie
vor auf den Hintritt zu Gott, indem er diese Seele zum letzten Mal rein
wäscht im Blute Jesu Christi? Der Priester, immer der Priester...
Geht
ihr zur allerseligsten Jungfrau oder zu einem Engel beichten, werden
sie euch lossprechen? Nein. Werden sie euch den Leib und das Blut des
Herrn reichen? Nein. Die heiligste Jungfrau kann nicht bewirken, dass
die Hostie in Ihren göttlichen Sohn verwandelt wird. Hättet ihr
zweihundert Engel da, sie könnten euch nicht lossprechen. Ein Priester,
so einfältig er auch sein mag, kann es; er kann euch sagen: „Geht in
Frieden; ich vergebe euch."
Oh, wie ist der Priester etwas so
Großes! Der Priester wird sich erst im Himmel begreifen. Begriffe man
ihn auf Erden, so würde man sterben, nicht vor Schrecken, sondern vor
Liebe... Der Priester hat den Schlüssel zu den himmlischen Schätzen; er
ist der Türhüter; er ist der Schatzmeister des Lieben Gottes, der
Verwalter Seiner Güter.
Der Priester ist nicht Priester für sich;
er gibt nicht sich die Absolution, spendet sich nicht die Sakramente.
Er ist nicht Priester für sich, er ist es für euch, Nach Gott ist der
Priester alles... Lasst eine Gemeinde an die zwanzig Jahre ohne
Priester, und sie wird die unvernünftigen Tiere anbeten...
Wenn
ich einem Priester und einem Engel begegnete, so würde ich den Priester
vor dem Engel grüßen. Der Engel ist ein Freund Gottes, der Priester aber
Sein Stellvertreter... Der Priester ist die Liebe des Herzens Jesu.
Wenn ihr einen Priester seht, so denket an unseren Herrn Jesus
Christus".
Nicht Unreines kann zu Gott kommen.
Der Apostel Paulus sagt: “Nicht Unreines kann zu Gott kommen.”
Vorwort
Helft den Armen Seelen im Fegefeuer
Allerheiligen und Allerseelen: Vom 1. bis 8. November kann täglich
einmal ein vollkommener Ablass für die Verstorbenen gewonnen werden.
Dieser Sammlung interessanter Tatsachen und Begebenheiten
aus dem Leben des heiligen Pfarrers von Ars nach Berichten glaubwürdiger
Zeugen zusammengestellt. Sie zeigen in vielfacher Weise auf, wie Gott
durch seine Auserwählten spricht. Seine außerordentliche Gabe befähigte
ihn, mühelos in den Seelen zu lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch.
"Als sein Blick den meinen traf, - berichtet ein Beichtkind - drang er
mir buchstäblich bis auf den Grund der Seele." Die Ereignisse, welche
er voraussah, gaben ihm in der Folge ausnahmslos recht. Wir werden
hören, wie er den Schleier von der Zukunft hob, ob es sich nun um Laien,
Ordensleute und Priester oder Missionare handelte; wir erfahren, wie
vertraut er mit den verschiedensten Angelegenheiten war, mochte es sich
um eine Bekehrung, um einen Abfall von Gott, um Krankheit, Tod und
Genesung handeln. "Kann ich mich auf Ihr Wort verlassen", wagte ihm
ein junges Mädchen zu sagen, das er in einen Orden verwiesen hatte, "Sie
kennen mich doch gar nicht. " "Wie, ich kenne Sie nicht?" erwiderte er
lebhaft; "aber ich lese doch in Ihrem Innern so als hätte ich Sie Ihr
Leben lang beichtgehört." Menschlich betrachtet, sind diese Visionen
nicht erklärlich. Nach einem Urteil von Papst Benedikt XIV. handelt
es sich hier um eine Wissenschaft und eine Weisheit, die vom Heiligen
Geist stammen und sind eine offensichtliche Belohnung und eine Frucht
des lebhaftesten Glaubens. Das Apostolat des Heiligen von Ars reicht
weit über sein Grab hinaus. Es gibt keine Lebenslage, in der die Seele
guten Willens bei der Lektüre dieser Aufzeichnungen nicht finden könnte,
wessen sie bedarf: Ratschläge, Mahnungen, Warnungen, Worte des Trostes,
eine Anregung zu lebendigem Glauben und kindlichem Vertrauen und eine
heilsame Ermutigung, unverzagt voranzuschreiten, hinein in das ewige
Leben. Gebe Gott, daß es vielen Seelen zum Heile gereiche, den
Frommen, den Ungläubigen, den Irrenden, den Zweifelnden, den Verzagten,
den Ratlosen, und allen Unglücklichen, die da meinen, es gäbe für sie
keine Rettung mehr. So wirkt Gott durch seine Heiligen.
Wie eine Trauernde getröstet wurde
Herr und Frau Chervet, ausgezeichnete Christen, hatten aus
eigenen Mitteln eine Schule eröffnet, die von ihrer Tochter Josephine
geleitet wurde. Als Lehrkraft erhielten sie eine Ordensfrau namens
Saint-Joseph, mit der sie vorzüglich zusammenarbeitete. Alles ging gut
bis zum März 1852, als Katastrophe über Katastrophe über sie
hereinbrach. Frau Chervet erkrankte an Typhus und starb, während ihre
Tochter, die sich bei der Pflege ihrer Mutter infiziert hatte, ihr 10
Tage später folgte. Herr Chervet vermochte dem Ansturm dieser Prüfungen
nicht standzuhalten und starb kurz darauf mit 62 Jahren. Schwester
Saint-Joseph blieb allein zurück. Was konnte sie anderes tun als für
ihre edlen Freunde zu beten um selbst auf diese Weise Trost und Frieden
zu finden. Eines Tages kam sie nach Ars und traf den Pfarrer in der
Sakristei an. Kaum hatte sie die Schwelle überschritten, als er ausrief:
"O mein Kind, wie glücklich sind sie doch alle! (Ihre Verstorbenen)
Weinen Sie nicht! Sie würden sie bestimmt nicht wieder zurückholen auf
diese Welt so voll des Elends, jetzt nachdem sie ihr Ziel erreicht
haben!" Sie hatte kein Wort gesprochen, er kannte weder ihren Namen,
noch wußte er, woher sie kam. Wie konnte er Kenntnis von diesen Dingen
erlangt haben, wenn nicht auf übernatürliche Weise! Als die Schwester
ihn so reden hörte, faßte sie Mut, die Freude erfüllte ihre Seele und
sie kehrte getröstet und Gott preisend nachhause zurück. (Dokument 8)
Zwei auserwählte Seelen
Die Baronin Prosper des Garets, die Gattin des
Bürgermeisters von Ars gab beim Heiligsprechungsprozeß folgendes
bekannt: Der Pfarrer liebte die Armen Seelen über alles. Ich bin
überzeugt davon, daß er in direkter Verbindung mit ihnen stand und daß
das Fegfeuer ein Ort war, an dem er gut Bescheid wußte. Frl. Ecrivieux
aus Bourg machte sich schwere Sorgen um ihren plötzlich verstorbenen
Vater, der sich sein ganzes Leben lang jedem religiösen Einfluß
widersetzt hatte. Sie wandte sich an den Pfarrer, der ohne zu zögern
antwortete: "Er ist gerettet, bleibt aber für eine undefinierbar lange
Zeit im Fegfeuer.” Für meine Mutter, die eine sehr fromme Frau gewesen
war, glaubte ich nach ihrem Tode nicht beten zu brauchen. Ich sprach mit
dem Pfarrer darüber. "Im Gegenteil sagte er, beten Sie viel für sie."
Und zu meiner Schwester gewandt: "Seien Sie beruhigt, Ihre Mutter ist an
einem guten Platz” “Heißt das, daß sie im Paradies ist?" "Nein, das
meinte ich nicht.” Wir begriffen, daß er uns damit sagen wollte, daß sie
nicht lange zu leiden brauchte. Nach einem Leben voll von guten
Werken, war Frl. Adele Murinais an einer langwierigen und schmerzhaften
Krankheit gestorben. Ich empfahl sie dein Gebet des Pfarrers. "Für sie
braucht man nicht zu beten", antwortete er mir und als eine Verwandte
ihn bat, heilige Messen für ihre Seelenruhe zu lesen, lehnte er ab und
sagte: "Sie bedarf ihrer nicht." Frl. De Bar, eine meiner Verwandten,
beklagte den Tod ihrer Mutter, deren Leben voll von Prüfungen gewesen
war: Der Pfarrer sprach sie an und sagte zu ihr: "Sie haben Ihre Mutter
verloren, sie ist im Himmel.” "Ich wage es zu hoffen, Herr Pfarrer.”
"Jawohl, sie ist im Himmel." Und als sie ihm den Rosenkranz ihrer Mutter
reichte, damit er ihn segne, führte er ihn voll Ehrfurcht an die
Lippen. Ich habe viele Begebenheiten ähnlicher Art erlebt und bin
überzeugt, daß er wußte, was im Fegfeuer geschah.
Ja, aber er ist sehr tief unten
Ein junges Mädchen aus Saoneet-Loire war in eine
Kongregation ihres Heimatortes eingetreten, vermochte sich aber bei
bestem Willen nicht hineinzufinden. Von Mutlosigkeit erfaßt, war sie
bereit aufzugeben, was sie für ihre Berufung gehalten hatte. Gleich so
vielen anderen in ähnlicher Lage, kam ihr der Gedanke, den Pfarrer von
Ars zu befragen. Die Unterredung war nur kurz. Kaum kniete sie im
Beichtstuhl, als der Pfarrer zu ihr sagte: "Mein Kind, Sie sind nicht
dort, wo der liebe Gott Sie haben will. Sie müssen in jene Kongregation
eintreten.” "Aber ich habe bereits mehrere Probe Monate hinter mir. Wird
man mich anderswo aufnehmen?" - "Ja mein Kind, begeben Sie sich sofort
in das genannte Kloster.” "Soll meine Schwester, die ebenfalls
Postulantin ist wie ich, auch mit mir kommen?" "Nein, sie nicht, sie
soll bleiben, wo sie ist.” Noch etwas wüßte ich gern: "Unser Vater starb
durch einen Unfall. Ist er gerettet?" "Ja, er ist gerettet, aber er ist
sehr tief unten.” Das junge Mädchen befolgte die Weisungen des
Pfarrers. Sie wurde in die angegebene Kongregation aufgenommen und
wandelte fröhlich auf dem Wege, den der Heilige ihr gewiesen hatte.
Entgegen der Weisung des Heiligen, war ihre Schwester denselben Weg
gegangen. Sie starb bereits als Novizin.
Er ist gerettet
"Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken", sagt der Herr.
Seine Absichten sind in der Tat undurchdringlich. Dort wo ein Mensch
zuweilen verdammt, kann Gott hingegen lossprechen. Sein Erbarmen ist
ohne Grenzen. Manche Todesfälle lassen uns schaudern, da alle Anzeichen
zu einem schlimmen Ende gegeben scheinen; und Gott, der das für uns
Verborgene durchdringt, verzeiht. Wie tröstlich ist doch dieser Gedanke!
Der folgende Bericht ist ein rührender Beweis dafür. M. Guillaumet,
langjähriger Superior eines Klosters in Saint-Dizier begab sich nach
Ars. In seinem Abteil sprach man von nichts anderem als von den Wundern,
die in dem heiligen Dorf geschahen. Der Name Vianney war in aller
Munde. Neben dem Geistlichen saß eine schwarzverschleierte Dame und
hörte schweigend zu. Als die Pilger in Ars ausstiegen, wandte sie sich
an M. Guillaumet und sagte: "Erlauben Sie, daß ich Ihnen nach Ars folge.
Es ist ja gleich, wohin ich mich begebe, ich reise um mich abzulenken. "
Er versprach sein möglichstes zu tun, um sie dem Heiligen zuzuführen.
Er geleitete sie auf den Weg zwischen Kirche und Pfarrhof. Der Heilige
erschien, noch mit dem Chorrock bekleidet. Er ging langsam, gesenkten
Hauptes. Plötzlich blieb er vor dieser Dame in Trauer stehen und sagte
leise zu ihr: "Er ist gerettet." Sie war in höchstem Maße überrascht und
nochmal sagte er: Er ist gerettet. Dann fügte er, jedes Wort betonend
hinzu: "Er ist im Fegfeuer und Sie müssen viel für ihn beten. Zwischen
dem Brückengeländer und dem Wasser hatte er soviel Zeit, daß er einen
Akt der Reue erwecken konnte. Die Mutter des Herrn hat ihm diese Gnade
erlangt. Im Monat Mai hatten Sie eine Marienstatue in Ihrem Zimmer
stehen und Ihr ungläubiger Gatte ließ es geschehen; er hat sogar
manchmal mit gebetet. Dadurch hat er die Verzeihung im Tode erlangt.”
Guillaumet verstand von alledem nichts. Erst am darauffolgenden Tag
erfuhr er den Zusammenhang. Sie dankte ihm für seine Hilfe und sagte:
"Ich verlasse Ars und kehre geheilt nachhause zurück. Die Ärzte hatten
mich der Gesundheit wegen auf die Reise geschickt, aber in mir nagte ein
verzweifelter Schmerz. Mein ungläubiger Mann hat Selbstmord begangen
und ich hatte doch so ganz in der Hoffnung gelebt, ihn Gott zuzuführen.
Nach dem was geschehen war, konnte ich ihn nur für ewig verloren halten.
Nie mehr würde ich ihn wiedersehen! Und nun haben Sie selbst gehört,
wie der Heilige sagte: Er ist gerettet. Ich werde ihn im Himmel
wiederfinden, ich bin geheilt.
Fahren Sie fort, für ihn zu beten
Betet
Anfangs 1859 verließ Frau Ladreyt aus Lyon eben den
Beichtstuhl, als Vianney sie nochmals zurückrief mit der Frage: "Haben
Sie viel für M. Neyrand gebetet? Warum fahren Sie nicht damit fort?"
Neyrand war ihr früherer Beichtvater gewesen und vor 3 Monaten
gestorben. Nach einigen Wochen hörte sie auf für ihn zu beten, da sie es
im Falle dieses heiligen Priesters nicht für nötig hielt. "Ich wähnte
ihn im Himmel" erwiderte sie "und habe deshalb nicht mehr für ihn
gebetet." - "Nein, mein Kind, seit er in Ajaccio gestorben ist, leidet
er im Fegfeuer Qualen, weil er mit seinen Beichtkindern zu nachsichtig
gewesen ist. " (Dokument Nr. 51)
Der Glöckner
Am 1. Juli 1855, als ein junger Mann während eines heftigen
Gewitters die Kirchenglocken läutete, um den Blitz abzulenken, wurde er
zusammen mit dem Mesner der Pfarrei im Glockenturm erschlagen. Die arme
Mutter war untröstlich. Sie trug ihren Schmerz dem Pfarrer vor. Er
dachte eine Weile nach und sagte dann: "Ihr Sohn war doch der jüngere
der beiden Männer, die läuteten? Nun, trösten Sie sich. Sein ewiges Heil
ist gesichert. Er verdankt dies der treuen Erfüllung seiner
Christenpflichten und der guten Gewohnheit, monatlich und an den
Marienfesten die hl. Kommunion zu empfangen, wie Sie es ihn gelehrt
hatten. Erinnern Sie sich an seine letzte Beicht und Kommunion am
Festtag unserer Lieben Frau vom Karmel, 14 Tage vor seinem Tode? Dieses
gute Kind hat sich bis zu seinem letzten Seufzer im Stande der Gnade
befunden. Also beruhigen Sie sich, aber beten Sie für ihn und lassen Sie
für ihn beten." “O,” schloß der Heilige das Gespräch, “wie
ausgezeichnet ist es doch, den häufigen Sakramentenempfang in den
Familien zu pflegen."
Trauer um ein Kind
Im Jahre 1846 kam eines Tages eine junge Frau in Trauer in
Ars an. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, denn seit sie das frische
Grab ihres Töchterchens verlassen und ihrem kleinen entflohenen Engel
Lebewohl gesagt hatte, waren ihre Tränen nicht mehr versiegt. - Sie
erreichte Ars wunden Herzens und von heimlicher Auflehnung gegen Gottes
Ratschluß erfüllt. Wie war es möglich, daß ihr der gute Gott dieses
heißgeliebte Kind wegnehmen konnte! Sie wird diese unlösbare Frage dem
Pfarrer vorlegen, der in den Seelen lesen und die verzweifelten Herzen
wieder aufrichten konnte. Als sie vor ihm erschien, wollte sie ihm alles
berichten, ihre Trauer, ihren Schmerz. Er ließ sie aber gar nicht zu
Wort kommen, sondern fragte sie sogleich, nachdem sich die Sakristeitüre
hinter ihr geschlossen hatte: "Beten Sie auch viel für Ihre Kleine? Sie
muß sehr im Fegfeuer leiden!" - "Mein Vater, Sie wissen also, daß ich
sie verloren habe?" - "Danken Sie dem guten Gott, daß er sie
hinweggenommen hat, denn sie wäre verloren gegangen, sie war allzu
frühreif und zum Bösen geneigt. " - Warum ihre Tochter gestorben war,
das hatte sie nun erfahren und daß sie frühreif gewesen war, diese
Tatsache hatte sie mehr als einmal beunruhigt. Nie aber hätte sie
geglaubt, daß ein 5-jähriges Kind mit Wissen sündigen könne. An den
Worten des Heiligen war indes nicht zu zweifeln. Sie zog sich in einen
Winkel der alten Kirche zurück und fand vorerst nicht die Kraft zu
beten, aber sie begann nachzudenken. Kein Mensch hatte mit dem Pfarrer
über sie gesprochen, dessen war sie sicher, dennoch hatte er durch eine
menschlich unerklärliche Offenbarung vom Tode und der frühreifen
Entwicklung des kindlichen Verstandes Kenntnis gehabt. Wenn er das
wußte, konnte er sich kaum über das Fegfeuer geirrt haben. Ja, es war in
der Tat besser, daß die kindliche Seele durch ein vorübergehendes
Sühneleiden geläutert wurde als ewig verdammt zu werden. Ein Schauder
erfaßte sie bei dem Gedanken, daß ihr Kind auf ewig verloren wäre, wenn
das Erbarmen Gottes es nicht gerettet hätte. Sie murrte nicht mehr, sie
dankte Gott und betete eifrig um seine Befreiung.
Himmel, Fegfeuer und Hölle
Eine ehrenwerte Bewohnerin von Lyon hatte fünfmal das Glück,
den Pfarrer von Ars zu sprechen. Sie berichtet interessante Dinge. "Ich
war 18 Jahre alt und schon hatte sich der Ruf des Pfarrers weithin
verbreitet. Ich war Krankenpflegerin geworden und beabsichtigte, ins
Kloster einzutreten. Als ich eine günstige Gelegenheit fand, fuhr ich
mit Freunden nach Ars, wo ich eine Generalbeichte abzulegen wünschte.
Wir kamen gegen Abend an, aber da wir nur einen Tag und zwei Nächte hier
bleiben sollten, waren die Aussichten, den Pfarrer zu sprechen, äußerst
gering. Am besten war es wohl auf ihn zu warten, wenn er sich durch den
Glockenturm in seinen Beichtstuhl begab." Da kam er auch schon des
Weges, von vielen umdrängt. Jeder erbat sich ein Gebet oder einen guten
Rat. Er antwortete voll Güte. Plötzlich richtete er seinen
durchdringenden Blick auf mich. "Folgen Sie mir, - sagte er - Sie haben
keine Zeit zu warten. " Er bahnte sich einen Weg durch die Menge bis zu
seinem Beichtstuhl. "Sie sind nach Ars gekommen und Gott hat Ihnen eine
große Gnade geschenkt, eine sehr große Gnade; Sie werden sich später
daran erinnern, denn es wird eine Zeit kommen, in der sie von
Ungläubigen umgeben sind. Sie wollen eine Generalbeichte ablegen, das
ist nicht notwendig. Sie haben eine sehr gute erste hl. Kommunion
gefeiert." "Was meinen Beruf betraf, so sagte er: Gott ruft Sie in die
Welt und Sie werden dort Ihr Heil wirken. " - So widmete ich mich denn
der Krankenpflege. Eine Kusine von mir lag am Typhus darnieder und dem
Tode nahe. Ihre Mutter ließ sich bewegen, eine Pilgerfahrt nach Ars zu
geloben, falls ihre Tochter am Leben bliebe. So suchten wir denn nach
erfolgter Genesung zu zweit den heiligen Pfarrer auf. "Danken Sie Ihrer
Kusine dafür, daß Sie Ihnen den Weg hierher gewiesen hat. Ohne sie wären
Sie in der Hölle. Und nachdem er ihr die Gründe genannt hatte, fügte er
nach der Beichte hinzu: Übrigens, wie undankbar Sie doch sind! Seit 10
Jahren schmachtet Ihr Vater im Fegfeuer. Sie leben von seinem Vermögen
und denken nicht daran, die einzige hl. Messe lesen zu lassen, die ihn
befreien würde." Bei diesen Worten dachte ich an meine Großmutter und
wollte ihn eben fragen, als er mir zuvorkam und antwortete: Ihre
Großmutter bedarf Ihrer Gebete nicht, sie ist es, die für Sie betet. Das
war eine Heilige, die nicht einmal durch die Flammen des Fegfeuers
hindurch mußte. " Da ich ohne Stellung war, verwies mich der Pfarrer an
eine Dame in Lyon. Aber unterwegs lernte ich eine Frau aus St. Etienne
kennen und ließ mich überreden, mit ihr zu kommen. In ihrem Hause hatte
ich viel zu leiden und fand mich gefährlichen Gelegenheiten zur Sünde
gegenüber. Als ich den Pfarrer wiederum traf, rief er aus: "So sind Sie
also nach S. Etienne gegangen. Wenn Sie mich um Rat gefragt hätten, wäre
dies nicht geschehen. Sie werden viel, sehr viel Unglück erleben. Sie
müssen diese Person sofort verlassen. Sie verlangt 15 francs von Ihnen,
obwohl sie Ihnen weit mehr schuldig ist. Aber geben Sie ihr, was sie
fordert sobald Sie zurück sind, sie wird Ihnen sonst allerlei antun."
Bei meiner Rückkehr erledigte ich die Angelegenheit, wie er mich
geheißen hatte und nahm Stellung bei einer frommen Dame. Eines Tages kam
mir der Gedanke, ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft mit nach Ars
zu nehmen. Als ich den Beichtstuhl betrat, sagte der Pfarrer, ohne daß
ich ein Wort gesprochen hätte: "Sie haben ein junges Mädchen hierher
geführt, von dem nichts zu hoffen ist. Gott wird Sie trotzdem für Ihre
gute Tat belohnen, aber es wird Ihnen nicht gelingen, sie auf den
rechten Weg zu bringen, Sie werden im Gegenteil durch sie gefährdet.
Brechen Sie diese Beziehungen sofort ab!" Später habe ich erfahren, daß
diese traurige Prophezeiung sich erfüllte.
Armer Familienvater
1849 begab sich Frau Meunier aus Perreux nach Ars um zu
beichten und dem heiligen Pfarrer ihre Sorgen anzuvertrauen. Eben hatte
sie begonnen: Mein Vater... als er sie unterbrach mit den Worten: "Mein
Kind, Ihr Gatte arbeitet am Sonntag. Sagen Sie ihm, er soll diese
schlimme Gewohnheit unterlassen. Es wird ein Augenblick kommen, an dem
er froh ist, auf mich gehört zu haben. " Höchst erstaunt über diese
Offenbarung, kehrte sie nachhause zurück um ihrem Gatten Bescheid zu
sagen. "Nie wieder werde ich sonntags arbeiten.'' sagte er und hielt
Wort. Ein Jahr später, als er am Dreifaltigkeitssonntag aus der Kirche
zurückkehrte, scheute sein Pferd, er stürzte und starb ohne das
Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Welch ein Kummer für die fromme
Gattin! Der Gedanke, daß er plötzlich und ohne Sakramente gestorben war,
erfüllte sie mit unerträglicher Qual. Wieder in Ars, erklärte ihr der
Pfarrer, noch ehe sie ein Wort geäußert hatte: "Sie sind der Meinung,
daß in Ihrer Familie ein Verlorner ist. Ich nicht." - Sie erzählte ihm
nichts von dem schrecklichen Unfall und erwähnte ihren Gatten nicht
einmal. Sie sagte nur: "Mein Vater, wird die Person, um die es sich
handelt, lange Zeit im Fegfeuer zu leiden haben?" - Er dachte schweigend
einige Minuten nach, dann sagte er: "Der arme Familienvater, - seufzte
er - welch ein Unglück!" Es war aber bei dem Gespräch weder von dem
Unfall noch von der traurigen Lage der Witwe die Rede gewesen, die fast
mittellos 5 Kinder zu ernähren hatte. "Armer Familienvater! Er braucht
mehrere hl. Messen um in den Himmel zu kommen. In drei Jahren wird er am
Ziel sein und Sie werden es durch eines Ihrer Kinder erfahren. Drei
Jahre später befand sich eines ihrer Kinder bei einer Tante weit weg.
Eines Tages träumte sie, daß dieses Kind tot war, sie sah es in
Begleitung ihres Mannes in den Himmel aufsteigen. Das Kind hatte Perreux
in bester Gesundheit verlassen. Nun erinnerte sie sich an das Wort des
Heiligen: "Der Himmel... in 3 Jahren.. Sie werden es durch eines Ihrer
Kinder erfahren." (Dokument NR. 38)
Der Schutzengel
"Mein Großvater Maurice Vernay war Fuhrunternehmer in Roanne
und hatte reichlich zu tun, denn seine Wagen waren bequem und seine
Pferde kräftig. Er war ein frommer Mann, der niemals eine lange Reise
unternahm, ohne den Gottesdienst besucht zu haben. Eines Tages ersuchte
ihn eine Generalswitwe, sie mit ihrer Zofe nach Ars zu fahren. Großvater
fand die Zeit denkbar ungünstig, denn die Flüsse führten Hochwasser und
man mußte eine Fähre überqueren; die Sache war also nicht ohne Gefahr.
Aber trotz aller Einwendungen bestand die befehlsgewohnte Dame auf ihrem
Vorhaben. Man bricht also auf. Angesichts des reißenden Flusses, den es
zu überqueren gilt, zögerte mein Großvater abermals, aber die Dame
schwingt sich auf den Sitz des Kutschers und befiehlt loszufahren. Das
Pferd kämpfte kräftig gegen die Strömung an, verlor aber bald den Boden
unter den Füßen und wurde mitsamt dem Gefährt abgetrieben. Mein
Großvater, der machtlos war, rief mit der ganzen Inbrunst seines Herzens
seinen Schutzengel zu Hilfe. Plötzlich war ihm als faßte eine kräftige
Hand die Zügel des Pferdes und geleite es ans andere Ufer. Das Tier
verdoppelte seine Anstrengungen und erreichte das Ufer. Großvater wandte
sich diesmal mit Autorität in der Stimme an die Damen: "Danken wir
Gott, wir sind eben auf wunderbare Weise dem Tode entronnen.” Alle
warfen sich ergriffen zu Boden um Gott zu danken. In Ars angekommen,
begaben sich die beiden Damen in ein Hotel, während Großvater sofort zur
Kirche ging, wo er als einer der ersten in die Sakristei gelangte. Ehe
er noch zu beichten begann, sagte der Pfarrer zu ihm: "Aber Vater
Maurice, wie konnten Sie nur! Was war das doch für eine
Unvorsichtigkeit, sich in einen derart reißenden Strom zu begeben! Sie
wären alle zugrunde gegangen, wenn Ihnen Ihr Schutzengel nicht zu Hilfe
gekommen wäre." - Man kann sich die Überraschung meines Großvaters
vorstellen. Außer ihm und den beiden Frauen hatte kein Mensch eine
Ahnung von dem Ereignis gehabt.
Spiritismus: “Julius, bleib stehen”
Es war zu der Zeit als viele Leute sich mit Spiritismus
befaßten und an Sitzungen teilzunehmen pflegten, um mit Geistern in
Verbindung zu treten. Bei der besseren Gesellschaft gehörte dies
geradezu zum guten Ton. Der folgende Bericht beweist wieder einmal, was
von solchen Spielereien zu halten ist. Graf Jules de Maubou, der in
Villefranche Güter besaß, verbrachte einen Teil des Jahres in Paris. Er
war der Typ des Weltmenschen und dennoch guter Christ. Wann immer er
nach Ars kam, besuchte er den Pfarrer und beichtete bei ihm; so waren
sich Priester und Edelmann nahe gekommen. Wiedereinmal begab er sich
nach Ars und freute sich im voraus darauf, seinen Seelenführer, seinen
ehrwürdigen und heiligen Freund wiederzusehen. Fröhlichen Mutes geht er
geradewegs auf die Kirche zu. Welch ein Glück! Da steht ja der gute
Pfarrer vor seiner Tür. Es sieht so aus als wollte er etwas Luft
schöpfen zwischen zwei Beichten. Bei seinem Anblick beschleunigt unser
Graf die Schritte. Lächelnd streckt er dem Pfarrer die Hände entgegen.
Schmerzliche Überraschung! Der Pfarrer nimmt sie nicht, er nagelt ihn
mit einer Handbewegung fest und sagt mit trauriger und zugleich strenger
Stimme: "Julius, bleiben Sie stehen! Vorgestern haben Sie mit dem
Teufel ein Geschäft gemacht. Gehen Sie beichten!" Verblüfft bleibt der
Graf stehen, stumm wie angewurzelt und überlegt, was er wohl angestellt
haben konnte. Er erinnert sich gar nicht mehr daran, an einer
spiritistischen Sitzung teilgenommen zu haben. Vianney lädt ihn mit
sanften Worten ein, ihm zu folgen. Gehorsam kniet er im Beichtstuhl
nieder und muß sich erzählen lassen, was sich zwei Tage zuvor im Salon
der Gräfin zugetragen hatte. Er läßt auch nicht einen Umstand aus.
Schließlich erklärt er ihm, daß derlei Dinge des Teufels sind und nahm
ihm das Versprechen ab, in alle Zukunft die Finger davon zu lassen.
Geisterbeschwörung
Antoine Saubin war 15 Jahre alt, als seine Mutter starb.
Obwohl er im christlichen Geist erzogen worden war, machte er bald mit
allen religiösen Übungen schluß. Er war kein schlimmer Junge. In seinem
Herzen glomm der Glaube unter der Asche. Wenn er an einer Kirche
vorbeiging, erfaßte ihn eine Art Heimweh. 27 -jährig nahm er Verbindung
mit mehreren Familien auf, die dem Spiritismus ergeben waren.
Fürchterliche Haluzinationen verfolgten ihn. Er beschloß, den Pfarrer
von Ars aufzusuchen, um sich über diese Vorgänge Klarheit zu
verschaffen. Er fand ihn in der Kapelle der hl. Philomena, wo er sein
Brevier zu beten pflegte. Antoine harrte eine Viertelstunde aus und
wurde ungeduldig. "Wenn dieser Priester den Geist Gottes hätte, wie man
von ihm sagt, dann wüßte er genau, daß ich ihn sprechen möchte und daß
ich es eilig habe." In diesem Augenblick wandte sich der Pfarrer um,
schaute den verblüfften Antoine an und sagte: "Geduld, mein Freund,
gleich stehe ich Ihnen zur Verfügung." Als er dem Pfarrer sein Anliegen
auseinander gesetzt hatte, sagte dieser: "Alle Ihre Visionen sind nur
Vorspiegelungen des Satans um Sie zu täuschen. Besuchen Sie jene Häuser
nicht mehr! Halten Sie eine Novene zu unserer Lieben Frau von Fourviere
und all dies wird aufhören. " Schon empfand der junge Mann einen
ungekannten Frieden und doch war seine Seele noch mit Schuld beladen.
"Soll ich nicht beichten", fragte er den Heiligen. "In Fourviere"
erwiderte dieser, "werden Sie einen guten Priester finden, der Ihnen
sagen wird, was Sie zu tun haben. Das war anfangs 1859. Am Feste des hl.
Joseph trat der junge Mann bei den Trappisten von Notre Dame des Dombes
ein und erhielt den Namen Bruder Joachim. Später wurde er durch
Auflegung einer Reliquie des heiligen Pfarrers von einer tödlichen
Krankheit geheilt. Er starb eines heiligmäßigen Todes.
Was er Geistlichen sagte
Mehrere Priester besuchten gemeinsam den Heiligen in Ars.
Einer von ihnen M. Dewatine erzählt, daß er kein rechtes Vertrauen hatte
in all das, was er zu hören bekam und als der Pfarrer von seinem
Pfarrhof zur Kirche ging, hielt er sich abseits. Wie groß aber war seine
Erregung, als der Heilige auf ihn zuging, ihm auf die Schulter klopfte
indem er sagte: "Haben Sie Vertrauen, mein Freund!" - M. Lefranc
berichtet, daß ihm der Pfarrer nach der Beichte sagte: "Sie sollten sich
bald auf den Tod vorbereiten. Sie werden in Kürze mit einer kranken
Schulter zu tun haben und daran sterben. " Lefranc fügte hinzu, er
bereitete sich zwar vor, glaubte jedoch nicht an die Prophezeiung, da er
sich in ausgezeichneter Gesundheit befand. Wenige Monate später aber
starb er tatsächlich an dem vom Pfarrer genannten Leiden.
Was einer Weltdame gesagt wurde
Wie war diese junge Dame nur unter die frommen Pilger von
Ars geraten? Ohne Zweifel war sie von der Neugierde getrieben und auch
von den Gewissensbissen wegen ihres eitlen Daseins, das so fruchtbar
hätte sein können. Kurz, sie gelangte in den Beichtstuhl, empfand
keinerlei innere Erregung und sagte sich: Was wird dieser kleine
Bauernpfarrer mir schon beibringen! Plötzlich begann sie zu zittern. Der
Pfarrer hatte sie beim Namen genannt. "Oh Sie armes Kind, wann werden
Sie Ihr nutzloses und ausschweifendes Leben aufgeben? Wann werden Sie
aufhören, die Geduld Gottes zu mißbrauchen? Er will Sie bei den
Maristenschwestern haben. Er hat Ihr Versprechen, ihm ganz zu gehören,
nicht vergessen." - Richtig, sie war einmal sehr fromm gewesen und hatte
sich durch dieses Versprechen gebunden, war aber von ihrem Eifer
abgefallen und suchte sich in einem Wirbel von Eitelkeit, Lustbarkeit
und Festlichkeiten zu betäuben. Die Worte des Pfarrers trafen sie zu
tiefst, dennoch brachte sie den Mut nicht auf zu jenem energischen
Entschluß, den der Heilige für notwendig hielt. Sie fiel wieder in ihre
früheren Lebensgewohnheiten zurück und heiratete. Um ihr Gewissen
einzuschläfern, versprach sie, falls Gott ihr ein. Mädchen schenken
sollte, es der heiligen Jungfrau zu weihen und christlich zu erziehen.
10 Jahre später wurde ihr Wunsch erfüllt. Sie gab dem Kind den Namen
Maria, aber es erkrankte nach einigen Monaten und war dem Tode nahe. So
nahm sie es in die Arme und trug es zum Altar von Notre-Dame in Paris.
Dort gelobte sie ihrer kleinen Maria ein wahrhaft christliches Beispiel
zu geben. Das Kind wurde gesund. Aber durch eine unbegreifliche
Leichtfertigkeit geriet sie abermals an den Rand des Unglaubens. Da nahm
eine ihrer Schwestern die Kleine kurzerhand zu sich und übergab die
7-jährige den Maristenschwestern in Saint-Etienne zur Erziehung. Dort
feierte sie ihre erste hl. Kommunion in engelgleicher Unschuld, weihte
sich später der hl. Jungfrau und trat in den Orden ein. Da sie um die
sühnende Kraft des Leidens wußte, bot sie sich als Opfer an für die
Rettung ihrer allzu lebenslustigen Mutter und Gott erhörte sie. Von
unbeschreiblichen Leiden gequält, die sie ohne Klage ertrug, machte sie
aus ihrem Leben einen ununterbrochenen Akt der Liebe. Vor ihrem Tode
hatte sie die Freude, ihre Mutter für Gott wiedergewonnen zu haben. Sie
war zum ersten Eifer ihrer Jugend zurückgekehrt.
An der Kommunionbank
Frl. E. Poignard aus dem anmutigen Lande von Blace begab
sich eines Morgens mit einer Gruppe fröhlicher Gefährtinnen nach Ars.
Sie war von aufrichtiger Frömmigkeit und kommunizierte häufig. Der
Gedanke, diesen guten Pfarrer wiederzusehen, versetzte sie in den
Zustand einer etwas ausgelassenen Freude, so daß sie unterwegs
plauderte, sang und lachte. Man langte in Ars an, gerade als der Pfarrer
seine hl. Messe zu lesen begann. Sie suchte sich zu sammeln, was ihr
nicht gelingen wollte und ging als Einzige ihrer Gruppe zum Tisch des
Herrn. Als der Pfarrer bei ihr angekommen war, begann er wohl die
üblichen Worte: Corpus Domini... aber er beendete sie nicht. Unbeweglich
blieb er vor ihr stehen, die Hostie zwischen den Fingern. Als sie die
Augen erhob, sah sie ein strenges Gesicht. Entsetzt betete sie still für
sich einen Akt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, womit sie
täglich ihr Morgengebet beschloß. Dann erst reichte ihr der Pfarrer die
hl. Kommunion. Sie zog sich zurück, aber sie wurde von Unruhe gequält.
Gegen Mittag gelang es ihr, dem Pfarrer auf seinem Weg zwischen Kirche
und Pfarrhof nochmals zu begegnen. Er wußte sogleich mit wem er zu tun
hatte und daß die Lektion fruchten würde. "Wenn man kein Morgengebet
verrichtet hat, wenn man auf der ganzen Fahrt ausgelassen lustig gewesen
ist, wird man zum Kommunizieren kaum geeignet sein." Sie begriff und
vergaß es nicht wieder. Vom Heiligen Pfarrer von Ars wird folgendes
berichtet: Zwei ungläubige Professoren der Universität Lyon beschlossen,
nach Ars zu gehen, um den bekannten Pfarrer genau zu beobachten. Als im
Augenblick der heiligen Wandlung die anwesenden Gläubigen sich knieten,
sagten jene zueinander, wie es nur möglich sein könne, daß vernünftige
Leute vor einem Stückchen Brot niederknien. Als dann der Heilige
Johannes Maria Vianney, wie der Name des Pfarrers von Ars lautete, die
erste Hostie vor dem Austeilen an die Gläubigen zeigte, entschwebte sie
seinen Fingern und legte sich von selbst auf die Lippen des ersten
Kommunizierenden. Einer der beiden Zweifler kehrte um und wurde später
Priester und Dominikanermönch.
Aus der Tiefe des Abgrunds
Der folgende Fall beweist mit aller Deutlichkeit, daß der
verehrungswürdige Pfarrer von Ars ganz und gar von übernatürlichem Licht
erhellt war, um derart auf dem Grund einer Seele die intimsten
Geheimnisse und die verborgensten Gedanken zu lesen und um genauestens
anzugeben was ihr passieren würde und außerdem auch noch die Heilmittel
zu nennen, deren sie sich bedienen mußte, um aus dem Abgrund, in den sie
gestürzt war, herauszukommen. Er besaß keinerlei Kenntnis vom
Innenleben dieser Seele, noch kannte er das Land, wo sie lebte, noch
jenes, in das sie zurückkehren wollte. Es handelte sich um eine in Paris
lebende liederliche Frauensperson, die gegen die Religion und die
Geistlichen voreingenommen war. Aus Neugierde begab sie sich nach Ars.
Als sie die Sakristeitüre offen sah, bemerkte sie Vianney, der von
Pilgern umgeben war, die ihm Almosen und Mess-Stipendien überreichten.
"Wieder so einer, der auf Geld aus ist", sagte sie sich zu sich selbst.
Kaum hatte sie diesen verwegenen Gedanken zu Ende gedacht, als sie ein
durchdringender, vorwurfsvoller Blick traf, so daß sie glaubte, vom
Blitz getroffen worden zu sein; sie erkannte, daß der Pfarrer ihre
Gedanken gelesen hatte. Im Laufe des Nachmittags war sie mit einer
Gefährtin auf der Straße zusammen, als der Pfarrer, der von einem
Krankenbesuch kam, direkt auf sie zustrebte. "Folgen Sie mir", sagte er
kurzerhand zu der Pariserin. "Was Sie betrifft, bedeutete er der
anderen, so haben Sie meine Hilfe nicht nötig." Die beiden Damen
trennten sich und die Sünderin ging neben dem Pfarrer her. Unter einem
der Nußbäume blieb er stehen und entschleierte Punkt um Punkt ihres
Lebens vor ihren Augen. Zum Schluß erinnerte er sie an die Begebenheit
am Morgen (in der Sakristei, als sie Vianey in Gedanken wegen der
Entgegennahme von Messstipendien und Almosen verurteilt hatte) und
sagte: "Sie haben einen Diener des Herrn verurteilt, Sie hielten ihn für
fähig, Vorteile zu ziehen aus Geldmitteln, die ihm anvertraut wurden."
Sie war sprachlos. Kein Mensch wusste um ihre innersten Gedanken. Aus
Verlegenheit fragte sie, ob er ihre Beichte hören wollte. "Ihre Beichte"
- sagte er - "wäre unnütz. Ich lese in Ihrer Seele und sehe zwei
Dämonen, die Sie gefangen halten: den Dämon des Ehrgeizes und den der
Unreinheit. Ich kann Sie nur lossprechen, wenn Sie nicht nach Paris
zurückkehren und da ich Ihre Neigungen kenne, weiß ich, daß Sie dorthin
gehen werden. Der schmerzliche Blick, die angstvolle Stimme zeigten ihr,
wie weit sie "bis in die letzten Abgründe des Bösen hinabsteigen
würde." - "Aber" - rief die Sünderin, "ich bin unfähig, derartig
abscheuliche Dinge zu tun. So bin ich also verdammt?" "Das habe ich
nicht gesagt, aber es wird schwer für Sie sein, Ihre Seele zu retten.
Sie werden Paris verlassen und sich an jenen Ort begeben, aus dem Sie
kamen, und wenn Sie der Verdammnis entgehen wollen, müssen Sie die
folgenden Bußübungen auf sich nehmen! (Sie waren außerordentlich schwer
und streng, wie ein Priester bestätigte.) Da sie keinen
Gesinnungswechsel zeigte, verließ sie Ars, ohne die Lossprechung
erhalten zu haben. Und wieder begab sie sich auf den verbotenen Weg
zurück nach Paris und beging dort alle Schändlichkeiten, deren sie sich
für unfähig gehalten hatte. Schließlich wurde sie von einem
unüberwindlichen Abscheu ergriffen. Sie dachte nur noch an Flucht und
war von Entsetzen über sich ergriffen. Nach Nice zurückgekehrt, traf sie
den Priester wieder, der ihr geraten hatte, Ars aufzusuchen und sagte
ihm, daß sie sich den Vorschriften des Pfarrers nie und nimmer
unterwerfen könne. "Sie haben sich daran zu halten, koste was es wolle.
Ich befehle es Ihnen meinerseits", bekam sie zur Antwort. Sie versprach
es, strengte sich an und hielt drei Monate lang durch. Gott segnete ihre
mutigen Anstrengungen. Geist und Herz wandelten sich auf solche Weise,
daß sie nicht mehr begreifen konnte, wie sie ehedem lieben konnte, was
sie heute mit Abscheu erfüllte. - Der Pfarrer hatte nach ihrem Besuch in
Ars eine ganze Nacht im Gebete mit Bußübungen verbracht, um dieser
Seele die Gnade der Bekehrung zu erlangen.
Emile Combes: Trennung
von Kirche und Staat befand sich mit 3 Mitbrüdern im Priesterseminar
von Albi. Sie beschlossen, zusammen den Pfarrer in Ars aufzusuchen, um
sich Rat bei ihm zu holen. Combes Freunde waren die Kleriker Fabre,
Pillac und Donnet. Vianney empfing sie mit gewohnter Herzlichkeit und
richtete ermutigende Worte an sie. Sie baten ihn, doch einen Blick in
ihre Zukunft zu tun und ihnen Näheres mitzuteilen. Nachdem er sich
gesammelt hatte, sagte er zu dem Kleriker Fabre: Sie werden den
Priesterberuf nicht ergreifen, denn Ihre Eltern widersetzen sich Ihrem
Entschluß; Zu Pillac und Donnet: Aus euch werden 2 gute Priester werden.
Nachdem er den Kleriker Combes scharf ins Auge gefaßt hatte, sagte er:
"Und Sie werden der Kirche großen Schaden zufügen." Sämtliche
Prophezeiungen erfüllten sich. Combes hat später die Trennung von Staat
und Kirche vorbereitet und auch bewerkstelligt.
Der verlorene Sohn
Guillaumet, Superior des Kollegs von der Unbefleckten
Empfängnis in Saint- Dizier machte mit einem 17-jährigen jungen Mann
eine Pilgerfahrt nach Ars. Dieser Junge, der einer ausgezeichneten
Familie entstammte und eine gute Erziehung genossen hatte, war ungläubig
geworden. Vordem war er Beichtkind des Geistlichen gewesen, der sich um
ihn sorgte. Der Superior beichtete beim Heiligen und sagte dann: "Ich
habe einen jungen Mann dabei, den ich Ihnen empfehle. " Der frühreife
junge Mann ließ sich auf eine Unterredung mit Vianney ein. Während des
Abends wunderte sich Guillaumet über die Schweigsamkeit seines
Gefährten. Die Gnade hatte ihn angerührt, dachte er, als der andere das
Schweigen brach und zornig zu ihm sagte: "Mit Ihnen bin ich durchaus
nicht zufrieden. Sie haben dem Pfarrer alle meine Beichten geoffenbart. "
"Aber nein. Ich habe mich nur darauf beschränkt zu sagen: Ich empfehle
Ihnen den jungen Mann." "Aber Sie waren der Einzige, der meine
Vergangenheit kannte. Der Pfarrer aber hat mir alles vorgehalten, was
ich getan habe. Nur Sie konnten ihm dies mitgeteilt haben. " Daraufhin
erhob er sich und ging ungehalten hinaus. Guillaumet wollte diese
peinliche Sache nicht auf sich ruhen lassen, war er doch seiner
absoluten Verschwiegenheit sicher. Es gelang ihm, den Heiligen nochmals
zu sprechen. Er erzählte ihm, was vorgefallen war und bat ihn, den
jungen Mann aufzuklären. "Ach", erwiderte der Pfarrer, "mit diesem
jungen Mann ist auf lange Zeit hinaus nichts zu machen. Er wird seinen
Weg weitergehen und wird an einer schweren Krankheit sterben. Aber wenn
dies geschieht, werden Sie immer noch Superior in Saint- Dizier sein.
Man wird Sie zu ihm rufen und Sie werden ihn mit Gott versöhnen und ihn
dazu bringen, eines heiligen Todes zu sterben,” Und so geschah es. Nach
einem gottfernen Leben starb er 50-jährig und genau unter den vom
Pfarrer vorhergesagten Umständen.
Die Zuflucht der Verzweifelten.
Im Laufe des Jahres 1857 wurde Frl. Antoinette Metrat,
23-jährig, vom Typhus befallen, der in ein Gehirnfieber ausartete.
Ärztlicher Seite war nicht mehr zu helfen. So entschloß sich die
Familie, den Heiligen von Ars aufzusuchen. Eine Schwester der Kranken
begab sich dorthin und kam gar nicht dazu, ihm ihr Anliegen vorzutragen.
"Mein Kind", sagte er als er vor ihr stehen blieb, "geben Sie diese
Medaille der Kranken; halten Sie eine Novene zur hl. Philomena und alles
wird wieder gut." Frl. Metrat kehrte voll Freude mit der Medaille heim.
Ihre Schwester befand sich bereits außer Gefahr und war in kurzer Zeit
wieder hergestellt.
Himmlische Beziehungen
Eine fromme, dem Kanonikus Ball als sehr vertrauenswürdig
bekannte Dame berichtet: "Ich hatte ein großes Vertrauen zum hl. Pfarrer
von Ars, dem ich viele übernatürliche Erleuchtungen verdanke. Eines
Tages, nachdem ich all mein Elend vor ihm ausgebreitet hatte, sagte ich
seufzend: Wenn ich mich doch in jeder Schwierigkeit sofort um Rat an Sie
wenden könnte! Unglücklicherweise sind die Entfernungen zu groß." "Nun,
erwiderte der Heilige, "wenn Sie mich sprechen wollen, schicken Sie mir
ganz einfach Ihren Schutzengel!" Ich hielt mich an diesen guten Rat und
machte zum erstenmal davon Gebrauch, als mir eine besondere
Schwierigkeit ernstlich zu schaffen machte. Mehrmals schickte ich meinen
Schutzengel mit einem Auftrag an den Heiligen. Als ich das Glück hatte
ihn wieder persönlich zu treffen, meinte er lächelnd: "Wissen Sie, daß
Sie mir an Weihnachten ziemlich zusetzten! Ich hatte reichlich zu tun,
Ihrem Schutzengel Rede zu stehen. Wie oft haben Sie ihn denn zu mir
geschickt?” "Ich habe es gar nicht gezählt", sagte ich. "Zehnmal ist es
geschehen!" Als ich darüber nachdachte, stellte ich fest, daß der
Pfarrer ein gutes Gedächtnis hatte. - Offenbar führte er mit den
Geistern der anderen Welt vertrauten Umgang.
Ein Hindernis für die Vollkommenheit
Eine Angestellte aus der Gegend von Lyon hatte beim Pfarrer
einen seltsamen Auftrag zu erfüllen. "Mein Vater", sagte sie zu ihm,
"meine Herrin schickt mich her um Sie zu fragen, ob sie sich auf dem
rechten Weg befinde. " - "Ja mein Kind", antwortete er sogleich. Sie ist
Gott angenehm, nur wäre sie ihm noch viel angenehmer, wenn sie nicht
bei jeder Schwierigkeit, die ihr unterkommt, ein so großes Geschrei
machen würde.” Die junge Angestellte hatte mit keinem Wort verraten, wer
ihre Herrin war und doch wußte der Pfarrer alles. Der heilige
Pfarrer von Ars, Johannes B. Maria Vianney, gestorben 1859, Patron aller
Seelsorger, bekennt: “Wenn die Heiligen, die im Himmel sind und unserer
Hilfe nicht bedürfen, um unser Heil besorgt sind, wieviel mehr noch die
Seelen des Fegfeuers, die unsere geistigen Wohltaten empfangen nach
Maßgabe unserer Heiligkeit. Es ist sicher: Diese armen Seelen im
Fegfeuer können nichts für sich selber tun, aber sie vermögen viel für
uns. Die Erfahrung lehrt, daß es fast niemanden gibt, der die Seelen des
Fegfeuers angerufen hätte, ohne die erbetene Gnade zu erhalten. Wollen
wir von Gott wahren Reueschmerz über unsere Sünden erbitten? Wenden wir
uns an die Armen Seelen, die seit so vielen Jahren in den Flammen des
Fegfeuers ihre Sünden bereuen, die sie begangen haben. Wenn wir uns den
Himmel sichern wollen, so müssen wir einen großen Eifer besitzen, für
die Armen Seelen im Fegfeuer zu beten... Man muß viel für sie beten,
damit sie viel für uns beten. O, wenn man wüßte, welche Macht diese
guten armen Seelen über das Herz Gottes haben, und wenn man wüßte,
welche Gnaden man durch ihre Fürbitten erlangen kann, sie wären nicht so
sehr verlassen!” Er selbst hatte Gott gebeten, am Tag für die Bekehrung
der Sünder zu leiden, des Nachts für die Befreiung der armen Seelen.
Der heilige Pfarrer von Ars hatte die Gabe der Seelenschau. Auch Pater Pio hatte diese Gabe und er trug noch dazu die Wundmale Jesu Christi. Hier
einige Ereignisse: Pater Pio überging öfters einzelne Gläubige bei der
Spendung der Hl. Kommunion, da ihr Seelenzustand nicht in Ordnung war.
Eine Dame um die Vierzig kniete einmal an der Kommunionbank. P. Pio
herrschte sie streng an: "Weg, weg mit dir!" Weinend und totenbleich
verließ sie die Kirche. Warum wohl wurde sie vor aller Augen von ihm
weggeschickt? Sie selber wußte es: Sie erzählte, sie habe bei einem
anderen Pater gebeichtet und sogar des öfteren ihren Ehebruch bekannt –
dies jedoch ohne Reue und ohne den Vorsatz, von ihrem Jugendfreund zu
lassen. Dieser Pater freilich konnte ihr nicht in die Seele schauen und
glaubte so ihren Worten und Vortäuschungen. Pater Pio aber hatte sie
sofort durchschaut und ihr diesen heilsamen Schock versetzt. Tagelang
rang sie nun mit sich, bis sie den Entschluß faßte, ein neues Leben zu
beginnen. Nach einer reuigen Beichte kniete sie wieder bei P. Pio an der
Kommunionbank und empfing aus seiner Hand dankbar den Heiland. Ein
junger Mann wurde ebenso von P. Pio vorerst von der Kommunionbank
verwiesen. Er legte dabei die hl. Hostie in den Kelch zurück und
verwarnte ihn: "Du hast zuerst die Beichte nötig! Weg, weg!" Hier sind nur einige Begebenheiten aufgezählt, es gibt dieser Art unendlich viele. Diese aber seien zur Mahnung erwähnt.
Lebenslauf des hl. Pf. von Ars Jean-Marie Vianney
Heiliger Pfarrer von Ars
(1786-1859, Ars Frankreich)
Am Abend des 19. Februar 1818 fragte Jean-Marie Vianney, ein
junger Priester, nachdem er die dreißig Kilometer zwischen Ecully und
dem Dorf Ars (in der Nähe von Lyon) zu Fuß zurückgelegt hatte, einen
kleinen Hirten nach dem Weg zu seiner neuen Pfarrgemeinde. Dieser wies
dem Unbekannten den richtigen Weg und bekam als Dank folgende Worte zu
hören: ,,Mein kleiner Freund, du hast mir den Weg nach Ars gezeigt; ich
werde dir den Weg in den Himmel zeigen". Jean-Marie Vianney, eine der
Fackeln, die unseren Weg erleuchten, hilft uns durch sein Vorbild,
unserer christlichen Berufung gemäß zu handeln.
Ein kleiner Hirte unter der Schreckensherrschaft
1793. Die Schreckensherrschaft. In
Lyon steht auf der Place des Terreaux die Guillotine nicht still. Die
Kirchen sind geschlossen. An den Wegen stehen nur noch die Sockel der
Kruzifixe: Die Kreuze sind von den Revolutionären zerschlagen worden.
Einzig das Heiligtum der Herzen bei den wirklich Gläubigen bleibt
unverletzt. Der 1786 geborene Jean-Marie Vianney verbringt seine
Kinderjahre in diesem Revolutionsklima. Er bewahrt unter vielen
Vorsichtsmaßnahmen eine kleine Statue der allerseligsten Jungfrau auf
und nimmt sie sogar in einer Tasche seines Hemdes auf die Felder mit.
Dort stellt er sie in den Stamm eines alten Baumes, umgibt sie mit Moos,
Ästen und Blumen, kniet dann im Gras nieder und betet den Rosenkranz.
Das Bachufer ist an die Stelle der zweckentfremdeten Kirchen getreten,
wo niemand mehr betet. In der Umgebung hüten auch andere Hirten ihre
Herden. Es ist nicht immer vernünftig, daß sie sich versammeln; doch
Jean-Marie kann sie nicht davon abhalten, zu ihm zu kommen. So wird er,
ohne auch nur daran zu denken, zum Apostel. Er wird zum Katecheten
seiner Gefährten, erzählt weiter, was er in der Stille der Nacht selbst
gehört hat und bringt ihnen die Gebete bei, die er von seiner Mutter
gelernt hat. Seine Berufung zum Priester blüht immer deutlicher auf: In
der Tiefe seiner Seele ertönt jenes Folge mir nach (Mt 8, 22), das am Ufer des Sees von Galiläa Petrus, Andreas, Jacobus und Johannes in die Nachfolge Jesu berufen hat. Mit
19 Jahren nimmt er seine Studien als Seminarist auf. Wie widerspenstig
erscheint ihm die lateinische Grammatik! Der junge Mann hat einen
lebhaften und feinen Ausdruck beim Sprechen; man hört ihn gerne reden,
doch die Studien fallen ihm schwer; sobald er eine Feder in den Fingern
hält, wird er langsam, gehemmt. Im Priesterseminar von Lyon scheinen
seine Bemühungen fruchtlos zu bleiben. Die Anfechtung ist groß, als er
nach fünf oder sechs Monaten von den Vorstehern gebeten wird,
aufzugeben, da sie glauben, daß er unmöglich bestehen kann. Viele seiner
Mitschüler sind sehr betroffen, als sie ihn das Seminar verlassen
sehen. Auch selbst tief betrübt, vertraut er sich der Vorsehung an. Nach
einer langen und arbeitsreichen Wartezeit wird er von seinem Mentor
einem der Generalvikare, Herrn Courbon, der die Erzdiözese von Lyon
verwaltet, vorgestellt: ,,Ist der Geistliche Vianney fromm?" fragt
dieser. ,,Verehrt er die heilige Jungfrau? Betet er den Rosenkranz?" -
,,Ja, er ist ein Vorbild an Frömmigkeit." - ,,Ein Vorbild an
Frömmigkeit! Nun gut, ich berufe ihn. Die Gnade Gottes wird den Rest
bewirken... Die Kirche braucht nicht nur gelehrte Priester, sondern auch
und vor allem fromme Priester". Herr Courbon ist wohlberaten. Dank
der Gnade Gottes und seiner beharrlichen Arbeit erzielt Jean-Marie
Vianney wirkliche Fortschritte in seinen Studien. Bei der kanonischen
Prüfung für das Priesteramt wird er vom Prüfer eine Stunde lang über die
schwierigsten Punkte der Moraltheologie befragt. Seine klaren und
genauen Antworten sind vollauf zufriedenstellend. Sein ganzes Leben lang
wird dieser heilige Priester der Kenntnis der richtigen Lehre eine
große Bedeutung beimessen und seine Predigten sorgfältig vorbereiten. Um
seine Kenntnisse aufzufrischen, wird er jeden Abend im Winter dem
Studium widmen.
Die quälende Sorge um das Heil der Seelen
Dem Kandidaten Vianney steht nun der Zugang zum Priesteramt offen: Er wird am 13. August 1815 zum Priester geweiht. Gott sandte den Sohn... in die Welt, daß die Welt gerettet werde durch ihn
(Joh 3,17). Die Mission der Priester besteht genau darin, dieses
Heilswerk überall in der Welt präsent und wirksam werden zu lassen.
Deshalb wird der Pfarrer von Ars sagen können: ,,Ohne den Priester
dienten der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts. Der Priester
führt das Erlösungswerk auf Erden fort". Nach dem Vorbild des guten
Hirten verbringt er sein ganzes Leben damit, verlorene Schafe zu suchen
und in den Stall zurückzuführen. ,,Wenn ein Seelsorger stumm bleibt,
sobald er sieht, daß Gott beleidigt wird und Seelen auf Irrwege
geraten", sagt er eines Tages, ,,so Unglück über ihn!" Er fühlt sich
besonders zur Bekehrung von Sündern berufen. Seine Klagen über den
Verlust von Seelen sind herzzerreißend: ,,Wenn der liebe Gott nicht so
gut wäre, aber Er ist so gut!... Rettet eure arme Seele!... Wie schade
wäre es, eine Seele zu verlieren, die unseren Herrn soviel gekostet hat!
Welches Unrecht hat er euch denn angetan, daß ihr ihn so behandelt?"
Eines Tages hält er eine denkwürdige Belehrung über das Letzte Gericht
und wiederholt dabei mehrfach im Hinblick auf die Verdammten: ,,Von Gott
verflucht!... Von Gott verflucht!... Welches Unglück, welches Unglück!"
Die Anwesenden werden nicht mehr durch Worte, sondern durch sein
Schluchzen zu Tränen gerührt. Soweit er kann, hält er sich stets
verfügbar, um reumütigen Seelen die Vergebung Gottes zu spenden. Er hat
in der Tat großen Abscheu vor dem Bösen: ,,Durch die Sünde jagen wir den
lieben Gott aus unseren Seelen, wir verachten den lieben Gott, wir
kreuzigen ihn, wir fordern seine Gerechtigkeit heraus, wir betrüben sein
väterliches Herz, wir berauben Ihn der Anbetung, der Ehrerbietung, die
nur Ihm zukommen... Die Sünde wirft schreckliche Schatten in unseren
Geist, die die Augen der Seele verschließen; sie verdunkelt den Glauben,
wie dunkle Nebel die Sonne vor unseren Augen verdunkeln... Sie hindert
uns, auf den Himmel zuzugehen. Oh! Welch großes Übel die Sünde ist!" Aus
diesem Grunde verwendet er beträchtliche Zeit darauf, das Sakrament der
Buße zu spenden, das übliche Mittel, um den Zustand der Gnade und die
Freundschaft des Herrn wiederzufinden.
Ein umgedrängter Beichtstuhl
Das
große Wunder des Pfarrers von Ars, konnte man sagen, ist sein Tag und
Nacht besetzter Beichtstuhl. Der Heilige verbringt drei Viertel seines
Lebens in diesem engen Verschlag: Von November bis März sitzt er jeden
Tag mindestens 11 bis 12 Stunden lang darin, während der schönen
Jahreszeit sogar 16 bis 18 Stunden. Wenn im Winter seine von Frostbeulen
verunstalteten Hände zu sehr einschlafen, so entflammt er, komme, was
wolle, ein Stück Zeitungspapier, um sie zu wärmen. In Bezug auf seine
Füße gibt er selber zu: ,,Von Allerheiligen bis Ostern fühle ich sie gar
nicht!" Das ist so wahr, daß er mitunter, wenn er abends seine Strümpfe
auszieht, gleichzeitig auch die Haut von seinen Fersen herausreißt.
Aber was kümmern ihn seine Schmerzen; um Seelen zu retten, ist er zu
allem bereit. ,,Um seine Sünden richtig auszulöschen, muß man richtig
beichten!" pflegt er zu sagen. ,,Richtig beichten": Das heißt zunächst,
man muß sich durch eine ernsthafte Gewissenserforschung darauf
vorbereiten. Papst Johannes-Paul II. hat daran erinnert, daß ,,die
Beichte insofern vollständig zu sein hat, als sie alle Todsünden
aufzählen muß... Heute klagen sich viele Gläubige, die sich dem
Sakrament der Buße nähern, nicht vollständig sämtlicher Todsünden an und
leisten dem Beichtvater manchmal Widerstand, wenn er sie seiner Pflicht
gemäß befragt, um eine ausführliche und notwendige Beschreibung der
Sünden zu erhalten, als würde er sich ein ungerechtfertigtes Vordringen
in das Heiligtum des Gewissens erlauben. Ich wünsche und bete dafür, daß
diese wenig erleuchteten Gläubigen davon überzeugt werden, daß die
Regel, nach der man die spezifische und erschöpfende Aufzählung der
Sünden fordert, in dem Maße, in dem das ehrlich befragte Gewissen sich
daran erinnern kann, keine Last darstellt, die ihnen willkürlich
auferlegt wird, sondern ein Mittel zur Befreiung und zum inneren Frieden
ist" (Mitteilung an S.E. Kardinal W. Baum, am 22. März 1996). ,,Die
Sünde fesselt den Menschen mit ihren schändlichen Ketten", lehrt der
heilige Jean-Marie Vianney. Wie unser Herr Jesus sagt: Jeder, der die Sünde tut, ist Sklave der Sünde
(Joh 8,34). Denn die Sünde erzeugt wirklich einen Hang zur Sünde; sie
führt zum Laster und verdunkelt das Gewissen (vgl. Katechismus der
Katholischen Kirche, 1865). Die in der erforderlichen seelischen
Verfassung empfangene sakramentale Absolution gibt der Seele ihre wahre
innere Freiheit zurück und schenkt ihr die Kraft, schlechte Gewohnheiten
zu besiegen. ,,Es ist schön, daran zu denken, daß wir ein Sakrament
haben, das die Wunden unserer Seele heilt!" ruft der heilige Pfarrer von
Ars. ,,Im Sakrament der Buße zeigt und teilt uns Gott seine bis ins
Unendliche gehende Barmherzigkeit mit... Ihr habt meine Kerze gesehen:
Diese Nacht, diesen Morgen hat sie aufgehört zu brennen. Wo ist sie? Es
gibt sie nicht mehr, sie ist vernichtet: Ebenso gibt es die Sünden, von
denen man losgesprochen worden ist, nicht mehr: Sie sind vernichtet." Das
Sakrament der Versöhnung mit Gott bringt eine wahrhafte ,,geistige
Auferstehung", eine Wiederherstellung der Freundschaft mit Gott mit
sich. Zu seinen sekundären Früchten zählt die seelische Freude, der
Frieden des Gewissens. Die Pönitenten von Ars, die das erfahren durften,
sind zahlreich. Einer von ihnen, ein ungläubiger Greis, der seit mehr
als dreißig Jahren nicht gebeichtet hatte, gestand, daß er nach der
Bekenntnis seiner Verfehlungen ,,ein unbeschreibliches Wohlgefühl"
empfunden habe. Die Güte unseres Heiligen den Sündern gegenüber wird
nie zur Schwäche. Bevor er die Absolution erteilt, verlangt er
hinreichende Anzeichen für eine Umkehr. Zwei Dinge sind dabei absolut
notwendig: zunächst die Reue, d.h. ,,der auf übernatürlichen Motiven
gründende Schmerz darüber, gesündigt zu haben, denn die Sünde verletzt
die Liebe zu Gott, dem höchsten Gut, sie verursacht dem Erlöser Leid und
für uns bedeutet sie den Verlust der ewigen Güter" (Johannes-Paul II., ibid.).
Der heilige Jean-Marie Vianney tadelt eines Tages einen schlecht
vorbereiteten Pönitenten mit folgenden Worten: ,,Ihre Reue kommt nicht
von Gott, auch nicht aus Schmerz über Ihre Sünden, sondern nur aus Angst
vor der Hölle". In gleichem Maße notwendig ist der feste Vorsatz, nicht
mehr zu sündigen. ,,Zudem muß das Beklagen der Sünden
selbstverständlich auch die ernste Absicht beinhalten, in Zukunft keine
Sünden mehr zu begehen. Wenn diese seelische Einstellung fehlen sollte,
kann es in Wirklichkeit keine Reue geben" (Johannes-Paul II., ibid.).
Die Absicht, nicht mehr zu sündigen, beinhaltet auch den Willen,
geeignete Maßnahmen zu ergreifen und, wenn nötig, auf bestimmte
Verhaltensweisen zu verzichten. In dieser Hinsicht fordert der Pfarrer
von Ars mit Festigkeit von seinen Pönitenten den Verzicht auf das Tanzen
und auf unschickliche Kleidung.
Vertrauen in die Gnade
,,Die
Absicht, nicht zu sündigen, muß auf der göttliche Gnade begründet sein,
die der Herr demjenigen niemals verweigert, der das in seiner Macht
Stehende tut, um redlich zu handeln. Wir erwarten von der Güte Gottes
auf Grund der Verheißungen und der Verdienste Jesu Christi das ewige
Leben sowie die notwendige Gnade, um es zu erlangen" (Johannes-Paul II.,
ibid.). Unser Heiliger ermuntert seine Pönitenten, aus den
Quellen der Gnade zu schöpfen: ,,Es gibt zwei Dinge, um sich mit unserem
Herrn zu vereinen und das ewige Heil zu erlangen: das Gebet und die
Sakramente". Mit der Gnade wird alles möglich und sogar leicht. Vor
allen Dingen zur eucharistischen Kommunion will der heilige Jean-Marie
Vianney die Gläubigen führen. Die Kommunion empfangen, bedeutet, Jesus
Christus selbst zu empfangen und unsere Vereinigung mit Ihm zu
intensivieren. Das setzt den Stand der Gnade voraus: ,,Wer Christus in
der eucharistischen Kommunion empfangen will, muß im Stande der Gnade
sein. Falls jemand sich bewußt ist, daß er eine Todsünde begangen hat,
darf er die Eucharistie nicht empfangen, ohne vorher im Bußsakrament die
Lossprechung empfangen zu haben" (Katechismus, 1415). Den gut
vorbereiteten und nach weiteren Fortschritten dürstenden Seelen rät der
Pfarrer von Ars im Gegensatz zu den Gepflogenheiten seiner Zeit, häufig
zur Kommunion zu gehen: ,,Die Nahrung der Seele ist der Leib und das
Blut eines Gottes! O schöne Nahrung! Die Seele kann sich nur von Gott
ernähren! Nur Gott kann sie erfüllen! Nur Gott kann ihren Hunger
stillen! Sie braucht ihren Gott absolut! Geht also zur Kommunion, geht
mit Liebe und Vertrauen zu Jesus!" Er selbst macht die Eucharistie
zum Mittelpunkt seines Lebens. Man kennt die Bedeutung, die die Messe in
seinem Tagesablauf einnimmt, mit welcher Sorgfalt er sich darauf
vorbereitet und sie feiert. Er ermutigt auch vielfach zu Besuchen beim
Allerheiligsten und erzählt gern folgende Anekdote: ,,Es gab hier in der
Gemeinde einen Mann, der vor einigen Jahren verstorben ist. Als er
einmal in die Kirche trat, um sein Gebet zu sprechen, bevor er auf die
Felder ging, ließ er seine Hacke an der Kirchentür zurück und vergaß
sich ganz vor Gott. Ein Nachbar, der am gleichen Ort arbeitete und der
ihn gewöhnlich sah, wunderte sich über seine Abwesenheit. Als er wieder
nach Hause ging, fiel es ihm ein, in der Kirche vorbeizuschauen, da er
dachte, der andere könnte vielleicht dort sein. Er fand ihn auch. ,,Was
machst du hier so lange?" fragte er ihn. Der andere antwortete: ,,Ich
sehe den lieben Gott an, und der liebe Gott sieht mich an".
Meine älteste Liebe
Der
heilige Pfarrer von Ars führt die Seelen nicht nur zur heiligen
Eucharistie, sondern gleichzeitig auch zur heiligen Jungfrau, der Mutter
der Barmherzigkeit und der Zuflucht der Sünder. Er verharrt viele
Stunden zu Füßen ihres Altars in Gebet. In seinen Katechismusstunden,
seinen Predigten und seinen Unterhaltungen spricht er mit überfließendem
Herzen von ihr: ,,Die Allerseligste Jungfrau steht zwischen ihrem Sohn
und uns. Je sündiger wir sind, desto mehr Zärtlichkeit und Mitleid hat
sie für uns. Das Kind, das seine Mutter die meisten Tränen gekostet hat,
ist ihrem Herzen das teuerste. Läuft eine Mutter nicht immer zum
Schwächsten und Gefährdetsten? Hat ein Krankenhausarzt nicht mehr
Aufmerksamkeit für die am schwersten Erkrankten?" Er vertraut eines
Tages Catherine Lassagne, einer seiner geistigen Töchter, an: ,,Ich habe
Maria geliebt, noch bevor ich sie kannte; das ist meine älteste Liebe!"
Die Allerseligste Jungfrau ist das Licht seiner dunkelsten Tage. Am 8.
Dezember 1854 verkündet Papst Pius IX. das Dogma der Unbefleckten
Empfängnis. Trotz seiner Müdigkeit besteht der Pfarrer von Ars darauf,
selbst das Hochamt zu halten. Am Nachmittag begibt sich die ganze
Gemeinde nach der Vesper in einer Prozession zur Schule der Brüder, wo
der Priester eine im Garten aufgestellte Statue der Unbefleckten segnet,
deren Stifter er selbst ist. Am Abend werden im Dorf der Glockenturm,
die Wände der Kirche und die Hausfassaden erleuchtet. Dieses Fest ist
wirklich einer der schönsten Tage in seinem Leben. Beinahe
siebzigjährig, sieht er plötzlich um zwanzig Jahre jünger aus. Nie war
ein Kind glücklicher, seine Mutter triumphieren zu sehen: ,,Welches
Glück, welches Glück! Ich habe immer gedacht, daß dieser Strahl dem
Glanz der katholischen Wahrheiten gefehlt hat. Diese Lücke im Glauben
konnte nicht länger bestehen."
Die Angriffe des Teufels auf den HI. Pfarrer von Ars
Dämonische
Beunruhigungen und Quälereien sowie schwere Anfeindungen und
Verleumdungen blieben dem weltberühmtesten Pfarrer nicht erspart. Schon
in seinen ersten Priesterjahren wird Jean-Bapist Marje Vianney gepeinigt
von grosser Verzweiflung. Unter seinen Füssen sieht er immerzu die
Hölle und eine innere Stimme redet ihm ein, dass dort unten schon ein
Platz für ihn vorherbestimmt sei. Zu dieser inneren Bedrängnis kommt die
Bosheit der Menschen, und nur allzubald die äusseren Belästigungen und
Quälereien des Teufels und seiner Gesellen. Zur Zeit, als der
Pfarrer die Mädchenschule gründen will, wird sein Pfarrhaus von
seltsamen Geräuschen heimgesucht. Er hört nachts mächtige Keulenschläge
an der Hoftür und später heftige Schläge durch das Haus dröhnen. Auf die
Frage wer ist denn da?“ antwortet niemand. Vianney fürchtet Diebe, da
er im Pfarrhaus prächtige Gewänder aufbewahrt. Darum nimmt er einen
starken, lebenslustigen Wagnergesellen im Hause auf. Nachts hört dieser
im Pfarrhaus ein Donnergepolter, als ob alle Wagen Lyons über die Diele
führen. Das ganze Haus zittert und bebt, als ob es jeden Augenblick
einstürzen wollte. Der arme Geselle vibriert am ganzen Leibe mitsamt
Gewehr. Später meldet er dem Pfarrer: ,,Herr Pfarrer, ich glaube, es ist
der Teufel.“ Der Klerus lacht nur über diese Teufelsgeschichten und
sagt: ,,Der Pfarrer von Ars soll essen und sich die nötige Ruhe gönnen,
wie jeder normale Mensch, dann wird das Rumoren in seinem Hause, das
heisst, in seinem Kopf, gleich aufhören!“ Immer wenn sich ein grosser
Sünder Ars nähert, verdoppelt der Teufel seine wütenden Angriffe. ,,Der Grappin (so
nennt er den Teufel) ist dumm, er meldet mir selbst die Ankunft der
Sünder“, erklärt der Pfarrer lachend. Sein Widersacher will sich auch
rächen für die vielen Seelen, die ihm der Heilige täglich entreisst.
Doch in all seiner Bosheit vermag er nur so weit zu gehen, wie GOTT es
ihm in seiner unerforschlichen Weisheit und Güte gestattet. In der
Katechese sagt Vianney eines Tages seinen Schülern: ,,Der Teufel ist
auch sehr schlau, aber er ist nicht stark. Schon ein Kreuzzeichen
schlägt ihn in die Flucht!" Vor seinem Zimmer hat der Pfarrer ein
grobgemaltes Marienbild hängen, das die Verkündigung Mariens darstellt
und das er sehr verehrt. Dieses Bild beschmutzt der Teufel nun täglich
auf die gemeinste Art und Weise mit Kot. Man mag es noch so gut säubern,
am nächsten Morgen ist es schmutziger denn je. Es bleibt dem Pfarrer
nun nichts anderes übrig, als es zu entfernen. Am 23. Januar 1840 kommt
es zu einem aufschlussreichen Gespräch zwischen dem Pfarrer und einer
Besessenen in Gegenwart von acht Personen. Daraus seien ein paar
Ausschnitte zitiert: Garstige, schwarze Kröte, was lässt du mich leiden.
Wären drei wie du auf Erden, wäre mein Reich zerstört.... Warum hältst
du mit deinen Beichtkindern Gewissenserforschung? Du hältst deine Leute
für vorbereitet und sie sind es nicht.. Du bist ein Lügner. Schon lange
hast du gesagt, du wollest von hier weggehen und bleibst nach wie vor.
So viele andere ziehen sich zurück, um auszuruhen; du hast mehr als
genug gearbeitet... Warum predigst du so einfach? Man hält dich für
einen Nichtwisser. Ha, was ich mich über diese grossartigen Reden freue,
die niemandem lästig fallen und die Leute nach ihrer Weise leben und
tun lassen, was sie wollen! Im Februar zündet ihm der Böse das Bett
an, während er im Beichtstuhl sitzt. Darauf erwidert Vianney spontan:
,,Endlich hat GOTT mein Gebet erhört und ich bin nun der ärmste in der
Pfarrei. Alle haben ihr Bett, und ich habe GOTT sei Dank keines mehr“.
Auf die Frage, ob der Teufel der Brandstifter gewesen sei, antwortet er
kaltblütig: ,,Das ist doch klar, Freund!" Da jener den Mann nicht
verbrennen konnte, wollte er sich wenigstens das Vergnügen machen, sein
Bett zu verbrennen. Erst in den letzten vier Jahren seines Lebens
lassen die dämonischen Verfolgungen merklich nach, und der Pfarrer hat
mit mancher Krankheit zu ringen. In den sechs Monaten vor seinem Ende
wagt es der Satan überhaupt nicht mehr wiederzukommen; vor allem nicht
in der Sterbestunde.
Der Pfarrer von Ars in der Begegnung mit dem Teufel
In
einer Welt, wo Gebet und Opfer immer weniger werden, zeigt der Teufel
seine Fratze immer offener. Dabei eignet sich der heilige Pfarrer von
Ars als Lehrmeister der Dämonologie. Sein Diözesanbischof gab dem
Pfarrer von Ars alle Machtbefugnisse, um als Exorzist zu wirken. Der
heilige Priester durfte darum, wo es die Umstände geboten, den Teufel
austreiben.
Die unbezahlte Traube
Um 1850
brachte man eine alte Frau nach Ars, die alle Anzeichen von Besessenheit
an sich trug. Sie hüpfte, tanzte und redete wirres Zeug. Bald
umstellten sie neugierige Gaffer. Jedem aus der Schar enthüllte sie ein
Stück seines Lebens. Da erschien Pfarrer Vianney. Zu ihm sagte die Frau,
aus welcher der Teufel sprach: „Dir, dir habe ich nichts vorzuwerfen.
Doch“ – besann sie sich – „Du hast früher einmal eine Traube genommen.“
„Richtig, aber um sie zu bezahlen, habe ich unter den Stock an der Mauer
einen Sou gelegt.“ „Den der Eigentümer nicht gefunden hat“, erwiderte
die Geplagte. Pfarrer Vianney berichtete, daß er diese Traube wirklich
genommen, als er sich vor Jahren wegen der militärischen Einziehung
verstecken mußte und von Durst verzehrt war.
Exorzismus vor dem Hochaltar
Ein
Mann brachte seine unglückliche Gattin von weither nach Ars. Die Frau
schnaubte vor Wut und stieß unverständliche Schreie aus. Man ließ den
Heiligen kommen, der sie beobachtete und dann erklärte, man müsse sie
ihrem Diözesanbischof vorführen. „Gut! Gut!“ sprach es aus der Frau, die
plötzlich die Sprache wiederfand: „Sie wird schon wieder zurückkommen.
Wenn ich die Macht Jesu Christi hätte, würde ich euch alle in die Hölle
hinunter verschlingen.“ „Du kennst also Jesus Christus?“ erwiderte
Pfarrer Vianney dem Dämon, der durch die Frau sprach: „Gut, dann möge
man sie an die Stufen des Hauptaltares tragen.“ Vier Männer brachten sie
trotz ihres Widerstandes dorthin. Der Priester legte der Besessenen ein
Reliquienkästchen auf das Haupt, worauf sie wie tot hinfiel. Nach einer
kurzen Zeit richtete sie sich auf und ging eilig zur Kirche hinaus.
Nach einer Stunde kehrte sie völlig ruhig zurück, nahm Weihwasser und
kniete sich nieder.
Die Macht des Segens
Eine arme
Greisin aus der Gegend von Clermon-Ferrand tanzte den ganzen Tag auf dem
Kirchenplatz. In einer Art von Wutanfall scharrte sie mit den Zähnen an
der Kirchenmauer. Sie war in Begleitung ihres Sohnes, der sich nicht zu
helfen wußte. Ein fremder Priester führte sie zum Durchgang zwischen
Pfarrhaus und Kirche, wo Pfarrer Vianney vorbeikommen mußte. Der Heilige
erschien tatsächlich und sprach über die Unglückliche, aus deren Mund
Blut tropfte, einige Segensworte. Auf der Stelle wurde die Alte ganz
ruhig. Seit diesem Zeitpunkt waren ihre Anfälle für immer verschwunden.
Teufelsaustreibung in der Sakristei
Am
Abend des 27. Dezembers 1857 brachte der Vikar von Sankt Peter in
Avignon und die Oberin der Franziskanerinnen von Orange eine junge
Lehrerin nach Ars. Diese zeigte alle Anzeichen von Besessenheit. Der
Erzbischof von Avignon hatte den Fall persönlich untersucht und den Rat
gegeben, die Lehrerin zu Pfarrer Vianney zu bringen. Am nächsten Morgen
führte man sie in die Sakristei. Pfarrer Vianney war gerade dabei die
heiligen Gewänder anzulegen. Sofort stürzte die Besessene zum Ausgang. „Hier sind zu viele Menschen“, schrie der Dämon in ihr. Zu viele Menschen?“ erwiderte der Diener Gottes, „dann geht hinaus.“ Die Anwesenden verschwanden auf ein Zeichen. Der Priester blieb alleine mit dem armen Opfer des Teufels. Der Vikar von Avignon lausche an der Tür und hörte einen Teil der Zwiesprache. „Du willst also um jeden Preis ausfahren?“ „Ja!“ – antwortete der Dämon in der Frau. „Und warum?“ „Weil ich mit einem Menschen zusammen bin, den ich nicht ausstehen kann.“ „Du hast mich also nicht gern?“ – fragte der Pfarrer zurück. Ein schneidiges Nein war die einzige Antwort des Dämons.
Dämonische Beschimpfung im Beichtstuhl
Am
23. Januar 1840 hörten einige Leute in der Pfarrkirche von Ars aus dem
Beichtstuhl folgendes lautes Gespräch. Eine Frau aus der Gegend von
Puyen-Velay hatte sich zur Beichte begeben. Mehrere Male forderte
Pfarrer Vianney die schweigende Frau auf, mit ihrem Bekenntnis zu
beginnen. Plötzlich erklang eine geifernde, laute Stimme: „Ich habe
nur eine Sünde begangen und teile jedem, der es wünscht, von dieser
schönen Frucht mit. Heb deine Hand und sprich mich los. Aha, du mußt sie
oft meinetwegen heben. Denn ich bin häufig in deiner Nähe im
Beichtstuhl.“ „Tu quis es?“ – Wer bist du?, frage der Heilige auf Lateinisch. „Magister
Caput!“ – Meister Haupt, antwortete der Dämon, und beschimpfte den
Priester dann in französischer Sprache: „Ah, du schwarze Kröte, was du
mich leiden machst! Immer sagt du, du willst fortgehen. Warum führst du
es nicht aus? Es gibt schwarze Kröten, die mich weniger leiden machen
als du.“ „Um dich zu vertreiben, werde ich an den Bischof schreiben.“ „Ja,
aber ich werde dir ein solches Zittern in die Hand setzen, daß du nicht
schreiben kannst. Ich kriege dich schon, geh nur! Ich habe stärkere,
als du bist, überwunden. Du, du bist noch nicht gestorben. Ohne diese
[der Teufel beschimpfte die jungfräuliche Gottesmutter] dort oben,
hätten wir dich. Aber sie behütet dich, mit diesem großen Drachen [dem
Hl. Erzengel Michael] an deiner Kirchenpforte. Warum stehst du morgens
so früh auf? Du folgst deinem Blaurock [dem Bischof] nicht. Warum
predigst du so schlicht? Das bringt dir dazu noch den Ruf eines
Ignoranten ein. Warum predigst du nicht im feierlichen Stil wie in den
Städten? „ In dieser Weise setzte sich diese dämonische Begeiferung mehrere Minuten lang fort.
Da sagte der Teufel die Wahrheit
Der
Pfarrer von Ars fuhr Anhänger des Okkultismus und Spiritismus sehr
scharf an: „Wer läßt die Tische drehen und kreisen und sprechen?“ frage
er eines Tages eine vom Teufel Gequälte, die auf dem Dorfplatz die
Vorübergehenden beschimpfte. „Ich“, antwortete die Frau, „das alles ist mein Geschäft!“ Der Pfarrer von Ars war davon überzeugt, daß der teuflische Betrüger dieses eine Mal die Wahrheit gesagt hatte.
,,Ich werde mich im Paradies ausruhen"
Doch
Seelen werden nicht ohne viel Leid gerettet. Widersprüche, Kreuze,
Kämpfe und Fallen lauern von allen Seiten dem heiligen Pfarrer auf, und
zwar sowohl von Seiten der Menschen als auch von Seiten des ,,Grappin" (Enterhaken - ein
Beiname, mit dem er den Teufel zu bezeichnen pflegt). Sein Leben ist
ein Kampf gegen die Kräfte des Bösen. Um ihn zu führen, hat er keine
anderen Mittel als seine Geduld, seine Gebete und sein Fasten, das
mitunter über die Grenzen der menschlichen Vernunft hinausgeht. Er
entwickelt die Tugend der Sanftmut soweit, daß er den Eindruck erweckt,
er sei ohne Leidenschaften und unfähig, sich hinreißen zu lassen. Doch
die Personen, die ihn näher und häufiger sehen, merken recht schnell,
daß er eine lebhafte Phantasie und einen hitzigen Charakter hat. Unter
den erstaunlichen Beweisen für seine Geduld wird erzählt, daß sich
einmal ein Mann aus Ars zum Pfarrhaus begab, um ihn zu beleidigen: Er
empfing ihn, hörte ihm ohne ein Wort zu, begleitete ihn dann aus
Höflichkeit hinaus und gab ihm den Bruderkuß, bevor er ihn verließ. Das
Opfer kostete ihn soviel, daß er sogleich in sein Zimmer hinaufgehen und
sich aufs Bett legen mußte. Sein Körper war wegen der Gewalt, die er
sich hatte antun müssen, mit Pusteln übersät. Diese heldenhafte
Geduld verdankt der Heilige seiner Liebe zu Jesus Christus. Unser Herr
ist sein Leben, sein Himmel, seine Gegenwart, seine Zukunft, und die
anbetungswürdige Eucharistie ist das einzig mögliche Mittel, um seinen
verzehrenden Durst zu löschen. ,,O Jesus!" ruft er oft mit Augen voller
Tränen. ,,Dich kennen heißt: dich lieben... Wenn wir wüßten, wie unser
Herr uns liebt, würden wir vor Freude darüber sterben! Ich glaube nicht,
daß es Herzen gibt, die so hart sind, daß sie nicht lieben, wenn sie
sich so sehr geliebt sehen... Die Liebe ist so schön! Sie fließt aus dem
Herzen Jesu, der ganz Liebe ist... Das einzige Glück, das wir auf Erden
haben, besteht darin, Gott zu lieben und zu wissen, daß Gott uns
liebt..." Am Ende seines Lebens angekommen, von dem wir nur einige
Züge erwähnt haben, verlangt es den heiligen Pfarrer von Ars heftig nach
dem Himmel. ,,Wir werden ihn sehen! Wir werden ihn sehen!... O meine
Brüder, habt ihr je daran gedacht? Wir werden Gott sehen! Wir werden ihn
allen Ernstes sehen! Wir werden ihn so sehen, wie er ist... Von
Angesicht zu Angesicht!... Wir werden ihn sehen! Wir werden ihn
sehen!!!" sagt er glühend eines Tages. Wie ein Arbeiter, der seine
Aufgabe wohl erfüllt hat, geht er am 4. August 1859 Gott schauen und
sich im Paradies ausruhen. ,,Die Kirche betrachtet sein Erbe nicht als
einen Schatz aus einer längst vergangenen Zeit, sondern als einen
kräftigen Ansporn, um in der Pilgerschaft des Glaubens auf immer neuen
Wegen vorwärtszukommen" (Johannes-Paul II. in Reims am 22. September
1996). Das Leben des Pfarrers von Ars ist ein Schatz für die Kirche.
,,Heiliger Jean-Marie Vianney, der du während deines Lebens einen großen
Eifer für die Rettung der Seelen und eine grenzenlose Liebe für die
armen Sünder besessen hast, mehre die Opferbereitschaft in uns und
bereite uns einen Platz im Himmel vor, damit wir mit dir Gott in
Ewigkeit schauen können". Keine Gnade kommt vom Himmel, die nicht durch
die Hände Mariens ginge.
Das einzige Glück dass wir auf Erden haben: Gott kennen und ihn lieben
Weiterführende Themen:
Exorzismus Anneliese Michel
/ Pater Amort / Ein Priester wird verdammt
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ist die Liebe - Hinweise
» Leben
mit Gott
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Hilfen fürs Leben
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- Leserbriefe - links
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Jeder Atemzug sei Anbetung!
"Gott liebt dich.
Er ist die Liebe. Rede es dir vor, schreibe es auf, singe davon,
dann wird dein Herz von der Liebe Gottes überflutet und du LEBST".
Zähler und Statistik
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