1. Sekten
(von Silvia Hähnel)
Der Begriff "Sekte" kommt
vom lateinischen Wort "secta", was soviel wie Schule oder
Partei bedeutet. Das
wiederum leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen Verb "sequi" ("folgen")
ab. Vom eigentlichen Wortsinn her bezeichnet "Sekte" also erst einmal nichts
Negatives. Tatsächlich meinen Religionswissenschaftler nur eine Minderheit von
Menschen, die sich durch ihren Glauben oder ihre Lehre von der
Religion der Mehrheit
abgrenzen, wenn sie von einer Sekte sprechen. Sie benutzen den Begriff zwar
eher neutral, trotzdem würde wohl keine Gruppe von sich behaupten, eine Sekte
zu sein.
Im Prinzip bildeten auch die Anhänger
von Jesus seinerzeit eine Sekte, denn sie haben sich von der Kirche der
Mehrheit abgegrenzt. Erst viel später ist das
Christentum zu einer
großen
Weltreligion geworden. Im
allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff "Sekte" aber eindeutig im
negativen Sinn verwendet. Wenn dort von einer Sekte gesprochen wird, ist oft
eine Religionsgemeinschaft (oder auch eine politische Gruppe) gemeint, von der
gewisse Gefahren ausgehen. Viele Menschen denken zum Beispiel gleich an
Satanssekten, deren Mitglieder den Teufel anbeten und gruselige Rituale
durchführen. Es gibt aber noch eine Vielzahl völlig anderer umstrittener oder
gefährlicher Glaubensbewegungen. Traurige Fälle von Sektenmitgliedern, die
sich alle gemeinsam das Leben nehmen, sorgten schon mehrfach für Schlagzeilen.
Das sind natürlich extreme Einzelfälle, aber das heißt nicht, dass von anderen
Sekten nicht auch erhebliche Gefahren ausgehen können.
Glaubensgemeinschaft oder Sekte?
Einige
Glaubensbewegungen wie die Mormonen haben sich an die moderne Gesellschaft
angepasst oder befinden sich auf dem Weg dorthin. Sie gelten nicht als
"Sekten". (Quelle: Wikipedia)
Manche großen Glaubensgemeinschaften, die über viele
Jahre gewachsen und relativ gut an die Gesellschaft angepasst sind, könnten
nach der neutraleren Definition zwar als Sekten bezeichnet werden. Ob sie nach
dem allgemeinen Verständnis auch als Sekte gelten, ist in vielen Fällen aber
umstritten. Solche Glaubensgemeinschaften sind zwar in sich geschlossen, haben
ihren eigenen Glauben und ihre Mitglieder befolgen meistens besondere Regeln.
Trotzdem werden sie im Allgemeinen nicht als "gefährlich" eingestuft. Das gilt
zum Beispiel für die Mormonen oder die Anhänger der Neuapostolischen Kirche.
Diese Religionsgemeinschaften haben sich über die Jahre weitgehend an die
moderne Gesellschaft angepasst oder befinden sich auf dem Weg dorthin. Neben
diesen beiden gibt es im Christentum auch noch viele weitere neureligiöse
Gemeinschaften - bekannt sind zum Beispiel die nicht unumstrittenen "Zeugen
Jehovas".
Viele Glaubensgruppierungen fallen heute unter den
Begriff "neue religiöse Bewegungen". Der Ausdruck "Psychogruppen" wird mit
einer negativen Wertung verwendet. Als solche sehen viele zum Beispiel die
bekannte und umstrittene Organisation "Scientology" an. Viele prangern an,
dass sie demokratiefeindlich sei und gegen
Menschenrechte verstoße.
Bei zahlreichen religiösen, esoterischen oder politischen Gruppen kann nicht
genau gesagt werden, ob es sich nun um "gefährliche Sekten" handelt oder nicht
- vor allem nicht auf den ersten Blick. Es entstehen immer wieder neue
Gruppen, von denen sicherlich viele harmlos sind, einige aber auch bedenklich.
Wie nun tatsächlich die Definition einer "Sekte" im Gegensatz zu anderen
Glaubensgemeinschaften ist, dazu gibt es in den einzelnen Wissenschaften wie
Theologie (befasst sich mit dem christlichen Glauben) und Soziologie (befasst
sich mit gesellschaftlichen Strukturen) verschiedene Ansätze. Der Begriff
"Sekte" ist allerdings umstritten und wird heute im wissenschaftlichen
Zusammenhang immer seltener gebraucht.
Woran erkennt man eine "Sekte"?
Viele
Sekten wirken zu Anfang noch harmlos und sehr reizvoll. Sie bieten Lösungen
für Probleme, versprechen Zusammengehörigkeit, Erfolg, Glück oder Erlösung.
(Quelle: Columbine | stock.xchng)
Verschiedene Wissenschaftler
haben einige Merkmale zusammengestellt, durch die sich eine Sekte im negativen
Sinn auszeichnet. Wenn einige dieser Merkmale auf eine Gruppe zutreffen, wird
allgemein von einer "gefährlichen Sekte" gesprochen. Zum Beispiel nehmen viele
Sekten für sich in Anspruch, dass nur sie allein die Wahrheit kennen und
wissen, wie jeder Mensch erlöst werden und ins Paradies kommen kann. In vielen
Sekten nimmt der Sektenführer eine besonders wichtige Rolle ein. Er wird oft
als eine Art Messias verehrt, als Prophet oder Seher ausgegeben und ist das
große Vorbild für alle seine Anhänger.
Ganz typisch ist, dass nach und nach von der Sekte
immer größere Teile des Lebens ihrer Mitglieder beeinflusst und auch
kontrolliert werden. Zum Beispiel wird von der Sekte vorgeschrieben, wie sie
sich zu kleiden haben, was sie essen und mit wem sie Umgang haben sollen.
Nicht selten werden Sektenmitglieder sogar bespitzelt oder überwacht! Viele
Sekten verlangen von ihren Anhängern auch Geld. Das können angebliche Spenden
oder auch Kosten für Rituale und Sitzungen sein, die das Sektenmitglied
unbedingt besuchen muss. Für Außenstehende ist es allerdings oft nicht ganz
leicht, einen Einblick in das Innere einer solchen Gruppe zu bekommen. Die
meisten Sekten sind nämlich nach außen hin stark abgeschottet und innerhalb
der Gruppe herrscht oft eine ziemlich strenge Rangordnung.
Es gibt auch einige esoterische Gruppen, die
gleichzeitig so genannte "Schenkkreise" sind. Das bedeutet, neue Teilnehmer
geben anderen Mitgliedern nach ihrem Eintritt Geld, in der Hoffnung, später
selbst einmal beschenkt zu werden. In diesen Gruppen herrscht eine strikte
Rangordnung - nur wer "aufsteigt", hat überhaupt eine Chance, eines Tages auch
Geld zu bekommen. Schon viele Menschen haben auf diese Weise eine Menge Geld
verloren, und nur die wenigsten profitieren in solchen Gruppen tatsächlich.
Ständig werden in Schenkkreisen neue Mitglieder angeworben. Häufig bieten
solche Gruppen gleichzeitig Lebenshilfen, Trost und Halt für Menschen, die
Probleme haben oder auf der Suche nach neuen Wegen sind. Rechtlich gelten
Schenkkreise als sittenwidrig.
Satanismus - Reiz für viele Jugendliche?
Satanistische
Gruppierungen verwenden als Symbol oft ein Pentagramm (fünfeckiger Stern), das
nach unten gerichtet ist. (Quelle: Wikipedia)
Es existieren
einige satanistische Gruppierungen, die ganz unterschiedlich ausgerichtet und
sowohl "harmlos" als auch gefährlich sein können. Es gibt sehr bekannte
Gruppierungen, die den Satanismus vertreten. Die "Church of Satan" (deutsch:
"Kirche des Satans") zum Beispiel, die 1966 gegründet wurde, ist in den
USA sogar offiziell als
Kirche anerkannt - ein "Ehrenmitglied" ist der Musiker Marylin Manson. Gerade
auf Jugendliche üben satanistische Strömungen oftmals einen Reiz aus. Fans der
Musikrichtung "Black Metal" oder Anhänger des "Dark Wave" sind aber noch lange
keine Satanisten - meist trennen sie klar zwischen Musik- oder Modegeschmack
und anderen Lebensbereichen.
Im "modernen" Satanismus gibt es zahlreiche Strömungen
mit ganz verschiedenen Einflüssen - unter anderen aus
Philosophien,
Geheimlehren oder fernöstlichen
Kulturen. Auch die Figur
des "Satans", die in der Kirche das rein Böse verkörpert, wird dabei
unterschiedlich gedeutet. Meist wird aber eine Lebenshaltung vermittelt, die
den einzelnen Menschen "egoistisch" in den Mittelpunkt stellt - oft sollen
dabei auch Macht- und Gewaltfantasien ausgelebt werden.
Einige Satanssekten führen umstrittene oder verbotene
Rituale durch. Ihre Anhänger ziehen zum Beispiel nachts auf Friedhöfe, zum
Teil beschädigen sie auch Gräber und Kapellen. Unter den zahlreichen
Gruppierungen gibt es auf jeden Fall sehr bedenkliche und gefährliche, die mit
Angst und Psychoterror arbeiten,
(sexuelle) Gewalt gegen
andere sowie Zwang auf ihre Mitglieder ausüben. Die Gefahr der seelischen
Manipulation und Abhängigkeit ist gerade bei jungen Menschen groß. Seltene
Extremfälle stellen satanistische Sekten wie die "Manson Family" dar, deren
Mitglieder unter dem Anführer Charles Manson in den 1960er Jahren zahlreiche
Morde begingen.
Geschäft mit der Angst
Nicht
wenige Menschen begeben sich ganz unbemerkt in die Hände einer Sekte und
geraten immer weiter unter ihren Einfluss. Jugendliche sowie Menschen in
schwierigen Lebenssituationen sind dafür anfälliger. (Quelle: Kora | Pixelio)
Viele
Sekten wirken zu Anfang noch harmlos und sind zunächst überhaupt nicht als
solche zu erkennen. Ganz im Gegenteil, die meisten Sekten erscheinen auf den
ersten Blick sehr reizvoll. Sie bieten oft einfache Lösungen für schwierige
Probleme, sie versprechen Zusammengehörigkeit, Erfolg, Glück oder Erlösung.
Nicht wenige Menschen begeben sich ganz unbemerkt in die Hände einer Sekte und
geraten immer weiter unter ihren Einfluss.
Besonders Jugendliche sowie Menschen, die krank oder
in einer schwierigen Lebenssituation sind, sind deutlich anfälliger dafür, an
eine Sekte zu geraten. Junge Menschen sind unerfahrener, neugieriger, offener
und häufig auf der Suche nach neuen Erfahrungen. Menschen, die Probleme haben,
suchen vor allem Halt, Trost und Beistand. Speziell das Zugehörigkeitsgefühl,
das Menschen in solchen Gruppen bekommen, spielt dabei eine große Rolle.
Viele der Menschen werden durch erste Beratungen und
Gespräche geködert, die in der Regel kostenlos sind. Einige Sekten haben es
gezielt auf Jugendliche abgesehen. Sie verteilen Broschüren, sprechen junge
Leute auf der Straße an veranstalten Konzerte und Feste. Das Interesse der
potentiellen Mitglieder an der Gruppe wird dadurch geweckt. Doch mit der Zeit
werden viele Betroffene immer abhängiger von der Sekte - zum Beispiel indem
sie ihr jedes Geld zahlen, das die Sekte von ihnen verlangt. Nicht wenige
verlieren sogar ihr ganzes Vermögen an solche Organisationen. Viele Sekten
machen ihren Anhängern auch ständig große Angst. Es wird zum Beispiel der
Weltuntergang vorausgesagt - als Folge spenden viele Gläubigen der Sekte
sämtliche Besitztümer. Es kam sogar schon vor, dass treue Sektenanhänger
Selbstmord begangen haben, weil sie dachten, das Ende der Welt würde nahen.
Weitere Gefahren
Zeichnung
aus dem Sektenkatalogs eines unbekannten Künstlers um 1647. (Quelle:
Wikipedia)
Die meisten Sekten sind darauf bedacht, ihre
Mitglieder "umzuorientieren" und immer abhängiger von der Organisation zu
machen. Die Anhänger werden nach und nach von ihrer gewohnten Umgebung, von
ihrer Familie und Freunden ferngehalten. In vielen Fällen wird den Mitgliedern
eingeredet, dass die Menschen außerhalb der Sekte schlecht oder zumindest
unwissend seien. Wenn sie neben der Sekte keine anderen Kontakte mehr haben,
sind die Sektenmitglieder der Gruppe völlig ausgeliefert und tun alles für
sie. Manche jungen Menschen brechen zum Beispiel ihre Ausbildungen ab, weil
die Sektenführer etwas dagegen haben, Erwachsene kündigen ihre Jobs und widmen
sich völlig der Gruppe.
Selbst wenn ein Mitglied einmal aus der Organisation
aussteigen will, ist das in vielen Fällen nur sehr schwer möglich: Einige
ehemalige Sektenanhänger haben Schulden, keinen Kontakt mehr zu Freunden und
Familie und oftmals auch weder Arbeitsplatz noch Versicherungsschutz. Wenn
bekannt wird, dass ein Mitglied die Gruppe verlassen will, wird es oft von
anderen Anhängern der Sekte unter Druck gesetzt, eingeschüchtert und so am
Ausstieg gehindert. Es gibt verschiedene Organisationen, die Betroffenen bei
ihrem Vorhaben helfen, aber viele Menschen sind psychisch am Ende und haben
nicht die Kraft, wirklich aus der Sekte auszusteigen.
Augen auf!
Weil immer wieder neue Gruppierungen auftauchen, ist
es unheimlich schwer, den Überblick zu behalten. Ob nun religiöse, esoterische
oder politische Gruppe - in jedem Fall ist Vorsicht geboten. Natürlich ist
nicht alles schlecht und viele Gruppen sind sicherlich unbedenklich. Weil
Sekten auf den ersten Blick meistens harmlos erscheinen, sollte man jederzeit
wachsam sein.
Vorsicht ist also angesagt, wann immer dich jemand
missionieren oder zum Beitritt einer Gruppe überzeugen will. Wenn auch nur
eine Sache an der Gruppe verdächtig erscheint, ist es besser, einen großen
Bogen um die mögliche Sekte zu machen. Schließlich kann es auch schon riskant
sein, aus Neugierde oder nur zum Spaß an einer Veranstaltung teilzunehmen.
Eine Sekte kann schneller Einfluss gewinnen, als man denkt, Vorsicht ist hier
also besser als Nachsicht, so abgedroschen es auch klingen mag.
2.
Die apokalyptischen Sekten
(Irène)
Ich stehe heute vor Ihnen, um als ehemaliges Mitglied einer apokalyptischen
Sekte Zeugnis abzulegen.
Ich stand dreißig Jahre, von meinem zwanzigsten bis zu meinem fünfzigsten
Lebensjahr, unter ihrem Einfluss. Eine apokalyptische Sekte hat zwangsläufig
einen mystischen Ansatz. Der Guru stellt sich als spiritueller Meister dar: Er
verfügt über eine Lehre und er lehrt Sie, dass alle großen religiösen und
philosophischen Religionen von einem goldenen Zeitalter sprechen, das durch
die Fehler der Menschen verloren ging, und dass es eines Tages eine Apokalypse
und ein neues Zeitalter geben werde.
Der Guru gibt vor, von göttlichen Kräften auserwählt zu sein. Er hört
Stimmen, die ihn leiten, und es wurde ihm als Mission geoffenbart, für das
Heil der Menschheit zu arbeiten. Wenn er Sie trifft, dann gibt er vor, dies
sei nicht Zufall, und Sie gehörten zu den Auserwählten, die ihm bei seiner
Mission helfen würden.
Wir würden vor der Apokalypse beschützt und wir würden dazu beitragen, ein
neues Zeitalter zu bauen, das von universellen göttlichen Gesetzen regiert
wird. Er stützt sich auf die Tatsache, dass sie Welt ihre m Untergang
entgegengeht und dass das Böse die Welt regiert.
Der Begriff der Reinheit ist sehr wichtig:
Durch unaufhörliche Reinigungsarbeit an sich selbst wird man durch die
göttlichen Kräfte vom Bösen erlöst. Er ist der Führer dazu, denn er befindet
sich in einem Zustand der Reinheit, der ihm erlaubt, göttliche Botschaften zu
empfangen.
Von dem Augenblick an, in dem Sie überzeugt sind, dass Sie ein wesentlicher
Teil im Kampf gegen das Böse sind, scheint es Ihnen unmöglich, in Ihrer
Mission zu scheitern. Trotz allem, was Sie durchmachen müssen, um sich
angeblich zu reinigen, bleiben Sie und bleiben Sie.
Wir haben alle unsere Schwächen und es genügt, dass wir von metaphysischen
Zweifeln befallen sind oder ein gewisses „Böses des Lebens“ fühlen, um für
diese Argumente ansprechbar zu sein.
Das Spiel besteht darin, sich auf das Kommen der Apokalypse vorzubereiten:
Wir müssen eine Gegend finden, in die wir uns flüchten können, wenn Unruhen
und Katastrophen uns das Bevorstehen der Apokalypse ankündigen.
Wir müssen den Kauf einer Liegenschaft mit Gebäuden finanzieren, um uns in
einer Gegend niederzulassen, die von den großen Verkehrswegen ausreichend
entfernt und in der Nähe von positiv geladenen Orten liegt wie den
Befehlsstellen der Templer oder den Schlössern der Katharer.
Wir müssen Vorräte an Nahrungsmitteln und von Material wie zum Beispiel
Notstromaggregate, Kraftstoff und vor allem Waffen anlegen, um uns gegen die
bewaffneten Banden zu verteidigen, die uns angreifen könnten, denn es wird ein
allgemeines Chaos und keine Institution mehr geben, die für Ordnung sorgt.
Der Guru besitzt also die Wahrheit und er hat alle Gewalt. Er lässt uns in
einem Zustand dauernder Belagerung leben.
Dreißig Jahre lang habe ich einen Rücksack bereit gehalten, der mit dem
Notwendigsten gefüllt war, für den Fall, dass wir eilig aufbrechen mussten, um
uns an unsere Rückzugsbasis zu begeben. Sie werden ständig beschuldigt. Er
gibt vor, alles zu wissen, und es ist Ihnen verboten, ihn infrage zu stellen.
Wenn Sie es wagen, Zweifel zu äußern, dann beschuldigt er Sie schlechter
Gedanken, die die Erhabenheit der Gruppe verunreinigen und den Erfolg der
Mission gefährden.
Er teilt, um zu herrschen: jedes Mitglied der Gruppe muss es melden, wenn
ein anderes Mitglied rechtswidrige Bemerkungen macht oder ein rechtswidriges
Verhalten aufweist.
Es gibt die Gruppe und die äußere Welt. Die äußere Welt wird als bedrohlich
und unrein empfunden. Bestimmte Anhänger sind natürlich gezwungen zu arbeiten,
um die Bedürfnisse der Gruppe zu unterstützen. Sie werden plötzlich mit
Misstrauen betrachtet, da sie für Verschmutzung der anderen verantwortlich
sind. Er befragt uns über unsere Tätigkeiten und unsere Begegnungen außerhalb
der Gruppe. Selbst unser Gefühlsleben ist unter seiner Kontrolle.
Wir haben in der Region Rennes Le Château, gegenüber von Bugarach, 18 Jahre
lang in permanenten Camps Ausgrabungen durchgeführt. Der Zweck war das Suchen
nach dem Schatz der Wisigothen, der die Beigaben des salomonischen Tempels
enthält, in erster Linie die Bundeslade. Gemäß dem Guru ist die Bundeslade von
höchstem Interesse, da sie nach einer außerirdischen Technologie hergestellt
wurde. Es gebe dort eine unterirdische außerirdische Basis und Zeitfenster,
die interstellare Reisen ermöglichten.
Die Menschen stünden unter dem Einfluss eines räuberischen außerirdischen
Volkes. Wir befänden uns unter ihrer Kontrolle und die Bundeslade sei eine
Waffe, um sie zu bekämpfen.
Woher die Bedeutung dieses Ortes?
Die Ausgrabungen wurden 1998 eingestellt, da der Guru behauptete, der Ort
werde nach einiger Zeit verwüstet. Er hat weiterhin seine Macht über uns
ausgeübt und uns angehalten, vor der Apokalypse zu warnen, und uns versichert,
die Grabungen würden wieder aufgenommen.
Der Zweifel begann ernst in mir zu arbeiten, und ich akzeptierte
schließlich die Idee, dass ich betrogen und während all dieser Jahr e wie ein
Sklave ausgenützt worden sein könnte.
2003 habe ich diese Gruppe verlassen und es gelang mir, drei Anhänger davon
zu überzeugen, mir zu folgen. Wenn Sie einer solchen Prüfung entkommen, dann
bleiben Sie verstört und Sie haben den Eindruck, dass Ihr Leben keinen Sinn
mehr hat.
Sie müssen sich wiederherstellen und sich wieder kennen lernen, denn Sie
wurden während dieser Jahre eine wahrhaften Gehirnwäsche unterzogen. Sie haben
den Eindruck einer enormen Klammer in Ihr em Leben, in ein phantastisches
Universum getaucht worden zu sein und schließlich in der Wirklichkeit wieder
Fuß zu fassen.
Es erfordert viel Zeit und Arbeit an sich, dass es einem gelingt, sich
soviel Leichtgläubigkeit zu vergeben.
Heute habe ich das alles von mir gewaschen und den Geschmack am Leben und
am Vorwärtsschreiten wieder gewonnen.
Ich hoffe, dass mein Zeugnis zu einiger Aufklärung über das Phänomen der
sektiererischen Vereinnahmung führen kann.
(Michael Bruder)
Schlägt man Seite 24 der Studienausgabe des
Wachtturm vom 15. Februar 2009 auf, springt einem ein
fettgeschriebener übergroßer Textauszug aus der Bibel ins Auge.
Diese sind es, die dem Lamm beständig
folgen.”
In dem sich daran anfügenden Leittext wird derselbe
Satz nochmal wiedergegeben und aus naheliegenden Gründen mit dem zweiten
Teil des Satzes vervollständigt:
…ungeachtet wohin es geht.” (Offenbarung 14:4)
Dieser letzte Teil bedarf der besonderen
Aufmerksamkeit. In den Absätzen 1-10 wird unter Verwendung zahlreicher
Zirkelschlüsse, die ich noch nennen werde, das Motiv dafür vorbereitet,
warum nichtgesalbte Zeugen Jehovas – der Teil, der nicht in den Himmel kommt
– ihrer geistigen Führung, der „Sklavenklasse“ (bestehend aus 144.000
Personen) rückhaltlos vertrauen sollen.
Noch eine Anmerkung zum Begriff „Sklavenklasse“:
Die Zeugen Jehovas glauben an die
Zweiklassen-Theorie. Diese besagt, dass nur 144.000 Personen in den Himmel
kommen; dieser Teil der Zeugen Jehovas nennt sich selber die
“Sklavenklasse”. Der andere Teil glaubt daran, dass er in Zukunft ewig auf
der Erde in einem Paradies leben wird und nennt sich die „große Volksmenge“
oder die „anderen Schafe”. Sie beweisen ihr Vertrauen zu Gott Jehova und
Jesus nur mittelbar, und zwar dadurch, dass sie der „Sklavenklasse“
vertrauen und ihr „beständig folgen, ungeachtet wohin [sie] geht“ (Off 14,
4). Der eigentliche nur von Männern besetzte geistige Führungsstab aber
sitzt in der Weltzentrale in Brooklyn, New York. Als „leitende
Körperschaft“, die sich ebenfalls zur „Sklavenklasse“ zählt, ist jedoch nur
sie weisungsbefugt und erlässt Richtlinien, die weltweit für alle
Zweigstellen und Versammlungen verbindlich sind. Hier in Brooklyn laufen
alle Fäden zusammen, von der globalen geistigen Aufsicht durch die “leitende
Körperschaft” bis zur weltweiten Verwaltung des Immobiliennetzes.
Kritik an der „leitenden Körperschaft“ ist
gleichbedeutend mit einem Mangel an Vertrauen in Jehova und Jesus. Der
Begriff des „Sklaven“ wird bei den Zeugen Jehovas in Wahrheit daher rein
kognitiv immer mit der Führerfigur, der „leitenden Körperschaft“ in Brooklyn
assoziiert. Die meisten der Zeugen Jehovas, die sich auch zu den „Gesalbten“
zählen (ca. 10.000 Personen), haben auf Entscheidungen der „leitenden
Körperschaft“ keinen Einfluss.
Das Vertrauen der Anhänger der Zeugen Jehovas in
ihre geistige Führung, den „geistgesalbten Christen“, in erster Linie aber
in die „leitenden Körperschaft“, ist ungebrochen. Die geistige Aufsicht sagt
von sich selber, sie sei der in der Bibel bezeichnete „treue und verständige
Sklave“, der Jesus, dem „Lamm beständig [folgt]“. Er steht in direkter
Kommunikation mit „Jehova Gott“ und Jesus Christus. Die übrigen Zeugen
Jehovas, also der nichtgesalbte Großteil der Mitglieder, stehen nicht in
diesem direkten kommunikativen wunderbaren Verhältnis zu Gott und Jesus. Das
ist auch nicht möglich, da nur den „Geistgesalbten“ die Augen geöffnet
werden, um die tiefen Geheimnisse der Bibel zu ergründen, wie sie von sich
selber sagen. Nur sie bekommen direkt von Jehova den nötigen Aufschluss
dazu. Der Artikel nennt „zwei Hauptgründe“, warum die „Sklavenklasse“
(gesalbte Christen) das Vertrauen der Nichtgesalbten verdient (Seite 24,
Absatz 3):
- Jehova vertraut der Sklavenklasse.
- Jesus vertraut ebenfalls dem ‚Sklaven‘.
Sodann werden im Anschluss daran „Beweise“ dafür
geliefert, dass dieses Verhältnis auch tatsächlich besteht. Die Argumente
dafür enden jedoch fatalerweise in einen Zirkelschluss, d.h. das zu
Beweisende(!) wird selbst zur Beweisgrundlage erhoben. Der sogenannte Beweis
soll ein Bibeltext aus Psalm 32:8 sein, worin sich der „treue und
verständige Sklave“ in hoher Selbstachtung als einzigen Adressaten sieht:
Ich werde dir Einsicht verleihen und dich
unterweisen in dem Weg … Mein Auge auf dich richtend.”
Aus diesem Grund, so heißt es sinngemäß weiter,
könne man sich „voll und ganz“ darauf verlassen, dass die Erklärung der
Bibeltexte („geistige Speise“) die “wir geben”, immer richtig ist (Absatz
4). Jedes selbstständige Erarbeiten selbsthergeleiteten Bibelwissens bleibt
den nichtgesalbten Zeugen Jehovas damit „erspart“. Ihnen bleibt nur die
Verwertung dessen, was ihnen der „Gesalbte“ in gefilterter Form als
Essensrest übrig lässt.
Die Selbstbeweihräucherung der „Sklavenklasse“ lässt
die nichtgesalbten Zeugen Jehovas dagegen wie Aussätzige erscheinen. Sie
blüht regelrecht auf in der Huldigung ihrer selbst. Jehova schenkt ihnen
heiligen Geist. Der Beweis: Die Wirkung des Heiligen Geistes hat sie
befähigt, dass „Königreich Gottes“ weltweit bekannt zu machen, was immer man
unter „bekannt machen“ auch verstehen mag, als ob andere Religionen das
nicht auch täten. Damit ist das Repertoire an Glanzleistungen längst nicht
erschöpft. Der Wachtturm-Leser soll wissen, dass die weltweite Versorgung
der Diener Jehovas „weitreichende Entscheidungen erfordert“ (Absatz 5). Was
hat die „Sklavenklasse“ noch, was die übrigen nicht haben? Selbst Jesus
Christus erblasst neben so einer selbstherrlichen Eigendarstellung des
„treuen Sklaven“.
Die nun folgende Beschreibung wird zukunftsweisend
in den metaphysischen Raum verlagert. Die Nichtgesalbten werden dann nicht
mehr gebraucht und verbleiben auf der Erde, die sie in ein Paradies
verwandeln werden. Das Vertrauen Jehovas zu ihnen ist einfach nicht groß
genug, um auch noch für sie einen Platz im Himmel freizuhalten. Die Größe
des Vertrauens Jehovas gegenüber dem „treuen Sklaven“ ist dagegen nur
fassbar in der Beschreibung dessen, was sich im metaphysischen Bereich
abspielen wird.
Er der „Sklave“ wird mit einem „vergänglichen Körper
sterben“ und erhält im Gegenzug dazu einen „Organismus, der nicht verweslich
ist und anscheinend über die Fähigkeit verfügt, sich selbst zu erhalten“.
Eine Erklärung, warum gerade Geistgeschöpfe einen sich „selbst erhaltenden
Organismus“ (Absatz 6) im biologischen Sinne bekommen, bleibt der Artikel
seinen Lesern schuldig. Dabei stellt sich noch die Frage, wie der Verfasser
des Artikels auf die Idee kommt, den biologischen Begriff „Organismus“ auf
Geistgeschöpfe anzuwenden. Die Bibel gibt darüber keinen Aufschluss. Der
lediglich die Wachtturminhalte reproduzierende nichtgesalbte Leser, wird
geduldig auf die Antwort warten müssen, bis Jehova seinen Gesalbten weitere
„Einsicht“ zukommen lässt.
Mit dem oben Beschriebenen ist das Ende der
Fahnenstange glücklicherweise für den „Sklaven“ noch nicht erreicht. Eine
große Hochzeit mit dem Lamm Jesus Christus steht noch an, während die
übrigen Zeugen Jehovas immer weiter ins Abseits trudeln. Auch hier begegnet
der aufmerksame Leser einem Zirkelschluss, der besagt, dass die dem
„Sklaven“ bereits versprochene „Hochzeit des Lammes“ Jesus Christus, bei der
besagter “Sklave” die „Braut“ sein soll, ein Beleg dafür sei, dass Gott den
„gesalbten“ Zeugen Jehovas vertraut, weil diese wiederum, so glauben sie
selber, „dem Lamm beständig folgen, ungeachtet wohin es geht“. Das klingt
eher nach einer himmlischen Zwangsheirat.
In Absatz 8 wird nun der Versuch unternommen, das
besondere Vertrauensverhältnis zu begründen, welches Jesus nur zu seinen
Gesalbten pflegt. Es soll klar werden, dass Nichtgesalbte davon ausgenommen
sind – mit Jesus also faktisch rein gar nichts zu tun haben. Entwickelt wird
die Begründung über die Einführung einer Analogie der Bundesschließung Jesu
mit den „11 Aposteln“ (Seite 26), die ebenfalls dem Kreise der 144 000
zuzurechnen sind. Außerdem hat diese elitäre Gruppe schwierige Prüfungen in
dieser Welt durchlaufen, weshalb Jesus von ihnen sagte :
Ihr … seid es, die in meinen Prüfungen mit mir
durchgehalten haben; und ich mache einen Bund mit euch, [...]“
So zitiert im Artikel. Als weiteren Beleg dafür,
dass Jesus nur den Gesalbten der Zeugen Jehovas vertraut und niemanden aus
einer anderen Religion, verweist der Artikel auf die weltweiten Immobilien
(Absatz 9) der amerikanischen Wachtower Society, die er mit Rückgriff auf
Matthäus 24:47 als Jesu „Habe“ bezeichnet: „Wer würde eine derart wertvolle
‚Habe‘ jemandem zur Verwaltung und Benutzung übergeben, dem er nicht
vertraut?“, fragt der Absatz rhetorisch. Nun ja, wertvoll ist diese „Habe“
im wahrsten Sinne des Wortes, erbaut und hochgezogen von den überwiegend
nichtgesalbten freiwilligen Helfern, die ihr Fachwissen und physische Kraft
jahrzehntelang in das weltweite Immobiliennetz investiert haben, die „Habe“
Jesu, was jedoch nicht ausreichte, um ebenfalls in diesen erlesenen Kreis
der Gesalbten aufgenommen zu werden.
„Ich werde bei euch sein alle Tage“
Jesus meinte damit alle Christen, die an ihn glauben
ohne eine Zweiklassenteilung. In dem Artikel wird Jesus allerdings
ordentlich über den Mund gefahren. Er sei nur bei seinen gesalbten
Nachfolgern, nicht bei den Nichtgesalbten (Absatz 10). Was bleibt den
Nichtgesalbten? Sofern sie auch heute nicht mal den Mut dazu aufbringen zu
untersuchen, was die Bibel in Wirklichkeit dazu sagt, bleibt ihnen nur, den
„treuen Sklaven“ blindlings zu vertrauen. Ein direktes Vertrauensverhältnis
der Nichtgesalbten zu Jesus ist vom „Sklaven“ nicht erwünscht.
Es ist die vollständige Aufteilung des geistigen
Raumes der beiden Klassen, in dem sich die Rahmenbedingungen manifestieren,
und der festlegt, in welcher Form die Hinwendung der Nichtgesalbten zu Jesus
zu erfolgen hat. Die Gesalbten bilden eine Art Enklavenkultur, die es
unmöglich macht, sich mit den „Nichtgesalbten“ zu vermischen. Die Gesalbten
bewegen sich innerhalb der linearen Zeit immer vorwärts, dass heißt, ihr
Zustand ist irreversibel, und zwar seit der Bundschließung Jesu mit seinen
Jüngern. Die Nichtgesalbten bewegen sich dagegen in einer profan zyklischen
Zeit. Mit der Umwandlung ihrer Erde in ein Paradies werden sie gewissermaßen
um 6.000 Jahre (Zeitrechnung der Zeugen Jehovas) in denselben Zustand
zurückgeworfen, in dem sich Adam und Eva befanden, sofern man die Metapher
des ersten Menschenpaares wörtlich nimmt. Gegenüber Adam und Eva hat sich
ihre Lage somit nicht verbessert. Sie erleben ihre Zeit zyklisch, müssen
also täglich ihren Gehorsam Gott gegenüber neu beweisen, um im Paradies
verbleiben zu können. Die Gesalbten im Himmel müssen Gott und Jesus gar
nichts beweisen, denn sie sind unsterblich. Die Wachtturmliteratur lässt das
jedoch so nicht direkt durchblicken. In der Ausgabe vom 1.10.2006 ist zu
lesen:
Würde man sich ein so wertvolles Geschenk — ewiges
Leben — nicht sehr wünschen? Wer es erhalten möchte, muss loyal und
gehorsam zum „König der Ewigkeit“ stehen. (Seite 6).
Der gläubige nichtgesalbte Zeuge Jehovas soll
zyklisch in den adamischen „Urzustand“ zurückwandern. Er hat sich damit
weder weiterentwickelt noch linear in der Zeit nach vorne bewegt. Man
beachte, dass hier gesagt wird „wer es erhalten möchte[!]“ Im Klartext: Das
„ewige Leben“ im irdischen Paradies steht unter Vorbehalt.
Was sagt derselbe Artikel über die „Gesalbten“? In
überheblicher Selbstreflexion sagen sie von sich, sie werden „die gleiche
Art der Auferstehung wie er [Jesus] haben“. Und nur „wer so auferweckt
wird[!], dem kann der Tod nicht mehr beikommen“ (eckige Klammern von mir).
Dass das auch tatsächlich so wörtlich gemeint ist, wird durch einen weiteren
Satz erst richtig klar:
Diese göttliche Offenbarung ist wirklich
bemerkenswert. Nicht einmal Engel, die Geistgeschöpfe sind, wurden
unsterblich erschaffen. (ibid. Seite 6).
Da also das „ewige Leben“ der normalen Zeugen
Jehovas im Paradies immer mit einem Unsicherheitsfaktor begleitet sein wird,
sollte diese Gruppe den Sinn des Loskaufsopfers Jesu vorsichtshalber nochmal
dahingehend hinterfragen, ob diese Lehre mit der Bibel wirklich harmoniert.
Den Rückfall in die adamische Phase werden sie deswegen erleben, weil sie
faktisch gar nicht Jesu Nachfolger sind; das sind nur die „Gesalbten“. Dass
nur die Gesalbten sich ausschließlich als Jesu Nachfolger sehen und die
„anderen Schafe“ davon ausgenommen sind, sagt der Absatz der hier
behandelten Studienausgabe ganz deutlich:
Genauso wie die gesalbten Christen Jesus folgen,
ganz gleich wohin er geht, möchten die Glieder der „großen Volksmenge“ mit
dem ‚treuen und verständigen Sklaven‘ mitgehen. (Absatz 13)
Die Nichtgesalbten befinden sich immer in der
Gefolgschaft der „Sklavenklasse“, aber nie in der von Jesus. Was bleibt
ihnen da noch übrig, als nur noch maßlosen Gehorsam gegenüber der
„Sklavenklasse“ zu bekunden, um wenigstens einen Teil des Segens Jesu
abzubekommen, der noch übrigbleibt. In der nächsten Überschrift auf Seite 28
wird mit offenen Karten gespielt:
Gesegnet, weil man auf den ‚Sklaven‘ hört“
Nicht der Gehorsam gegenüber Jesus ist entscheidend,
dafür umso mehr der Gehorsam gegenüber dem „Sklaven“. Von letzterem hängt
vieles ab. Der „Sklave“ erwartet von seiner Gefolgschaft weder eine
kritische Rückmeldung in Form von Leserrezensionen, noch ist erwünscht, dass
sich Zeugen Jehovas in organisatorische Entscheidungen mit einbringen. Von
ihnen wird nur erwartet, dass sie sich sinngemäß folgende Fragen stellen:
Nehme ich die Erklärungen der Bibel dankbar an und setzte sie bereitwillig
in meinem Leben um? Befolge ich gerne organisatorische Entscheidungen des
Sklaven? (Seite 28).
Ich hatte am Anfang etwas über den Begriff des
„Sklaven“ erwähnt und klar gemacht, dass er bei den Zeugen Jehovas in
Wahrheit rein kognitiv in erster Linie immer mit der Führerfigur, der
„leitenden Körperschaft“ in Brooklyn assoziiert wird. So will es die
„leitende Körperschaft“ auch wirklich verstanden wissen. Im Absatz 17 wird
daher nochmal scharf akzentuiert, wem in erster Linie der Gehorsam zu zollen
ist. Der „treue und verständige Sklave“ wird vertreten durch eine sogenannte
„leitende Körperschaft“. Ganz besonders ihnen, den Männern in Brooklyn,
gegenüber sollen die Nichtgesalbten gehorsam sein‚ weil sie es in erster
Linie sind, „die unter euch die Führung übernehmen“ (Hebräer 13:7) denn, so
begründen sie selbstlobend, sie…
… sind wirklich “allezeit reichlich beschäftigt im
Werk des Herrn” [...] Auf die Sklavenklasse zu hören erfordert somit von
uns, die leitende Körperschaft uneingeschränkt zu unterstützen.
Der Gehorsam gegenüber der zentralen Führung erfüllt
somit eine Doppelfunktion. Sie erfüllt den Gehorsamsanspruch Jehovas und
Jesu zugleich. In Wirklichkeit wird Jesu Rolle dadurch herabgestuft. Im
Ergebnis distanzieren sich die Zeugen Jehovas von Jesus Christus. Nun hören
sie nicht mehr auf seine Stimme. Nur noch die Stimme des Sklaven sollen sie
erkennen und darauf hören.
In Absatz 19 wird im ersten Satz gefragt:
Was erwartet die, die auf die Stimme des Sklaven
gehört haben, in der Zukunft, [...]?
Mit diesem Anspruch kann sich der Sklave oder
genauer gesagt, jene Männer, die die leitende Körperschaft bilden, jede
lehrmäßige Achterbahnfahrt erlauben, die durch sämtliche Irrungen und
Wirrungen des Lehrgebäudes führt, ohne jemals für ihre eigenen
Ungereimtheiten geradestehen zu müssen. Es liegt an den Einzelnen in der
Zeugen-Jehovas-Gemeinde, diese unbiblischen, ja fast schon jesusfeindlichen
Auswüchse zu erkennen und sich zu entscheiden, ob er lieber Jesus direkt
folgt oder einem Jesusvermittler in Gestalt einer sogenannten
„Sklavenklasse“ nachhängen will, um so zum blinden Gehorsam verdammt zu
bleiben.
Hermann:
Bezeichnend für Sekten ist eben dieser blinde Gehorsam (es wird nicht mehr
hinterfragt) der unweigerlich in die Irre führt, da eben nicht anhand der Hl.
Schrift geprüft wird, was ist Wahrheit. Das ist auch bei Privatoffenbarungen
so! Voraussagen sind IMMER mit Vorsicht zu genießen da sie sonst genauso in
eine Abhängigkeit und zu blindem Glauben derselben führen können! Und dann
gibt es sogar solche, die das Hinterfragen als Teufelswerk ansehen... Doch
haben wir nicht den freien Willen von Gott erhalten?
Gegrüßt seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus. -
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Weiterführende
Themen:
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