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† Gott ist die Liebe - Er liebt dich †
Gott ist der beste und liebste Vater, immer bereit zu verzeihen, Er sehnt sich nach dir, wende dich an Ihn
nähere dich deinem Vater, der nichts als Liebe ist. Bei Ihm findest du wahren und echten Frieden, der alles Irdische überstrahlt
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KINDER
sind ein Segen
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Jahrzehntelang
wurde uns eingehämmert, wir stünden vor einer weltweiten
Bevölkerungsexplosion. Man müsse die Zahl der Kinder beschränken, hieß
es. Europa hat sich die Slogans zu Herzen genommen. Die Geburtenzahlen
sanken und sanken - und zwar auf Werte, die man bis dahin nicht für
möglich gehalten hätte ... Schon lange war ein bevorstehender
Bevölkerungskollaps abzusehen, bereits zu Zeiten, da die Medien noch
brav Geburtenbeschränkung predigten.
I N H A L T
Einleitung
Nunmehr hat sich das Thema “Uns gehen die Kinder aus - wer wird die
Pensionen zahlen?!" in Politik und Medien herumgesprochen. Im Anschluß
an die Veröffentlichung des Buches Minimum von FAZ-Herausgeber
Frank Schirrmacher, das den Niedergang der Familie thematisiert, findet
nun seit Wochen eine angeregte Debatte zum Thema Kinderlosigkeit und
Familie statt. Die deutsche Regierung hat sich des Themas angenommen.
Eine heftig umstrittene neue Kindergeld-Regelung soll insbesondere
karrierefreudige Akademikerinnen dazu animieren, nicht weiterhin
kinderlos zu bleiben. Ankurbelung der Geburten wird wieder zum
politischen Thema.
Auf diesem Hintergrund haben wir den folgenden Schwerpunkt gestaltet.
Er versucht etwas Klarheit in die kreuz- und querlaufenden Debatten zu
bringen. Dabei geht es uns vor allem um einen zentralen Punkt: die
Aufwertung des Kindes als kostbares, eigenständiges Wesen, das eine
Herausforderung an die moderne, von Egoismus und Erfolgsstreben geprägte
Gesellschaft darstellt.
Um es kurz zu sagen: Versuche, die “Kinderproduktion" anzuregen, um
künftig Pensionen zahlen zu können, werden scheitern. Es geht nämlich
letztlich darum, den Wert des Kindes als Lehrer des Lebens und als
Quelle der Freude zu entdecken. Nicht umsonst fordert Jesus uns auf,
“wie die Kinder zu werden".
Unsere Welt ist nicht kindergercht
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Lange
Abhandlungen, runde Tische, Statistiken, Leitartikel, Leserbriefe zu
den Themen Familie und Förderung der Geburtenfreudigkeit prägten das
Mediengeschehen der letzten Wochen. Sind wir klüger geworden? Ich bin
nicht sicher. Viele haben das Thema mittlerweile satt, abgehakt, wenden
sich anderen Fragen zu...
Im Medienzeitalter ist die Versuchung, so zu reagieren groß. Aus
Gründen der Aktualität wird ein Thema hochgejubelt, jeder thematisiert
es, aus allen Ecken werden Argumente hervorgeholt... Jeder scheint
irgendwie rechtzuhaben, bis ein neuer Aspekt aufgetischt wird. Der
Normalbürger resigniert bald, umso mehr als er den Verdacht hegt, daß
sich ohnedies nichts wirklich ändern wird.
Wir stehen hier vor einem großen Problem: Debatten über entscheidende
Fragen des Lebens werden vielfach so abgeführt, als ginge es um die
Unterhaltung des Medienkonsumenten - und nicht um einen für unser
Überleben notwendigen Lernprozeß.
Typisches Beispiel Der Spiegel.
In einer Titelstory zum einschlägigen Thema war unter anderem folgendes
zu lesen: “Familie ist die erfolgreichste Formation, gerade in
Krisenzeiten. Ausgerechnet diese belastbarste Form für das Überleben der
Gattung wurde von unserer Babyboomer Gesellschaft, den in den fünfziger
Jahren Geborenen, zertrümmert ... Wir haben uns die eigenen
Lebensgrundlagen entzogen. Dabei geht es um die knapp gewordene
Ressource ,Kind' ... um die Ressource ,Liebe'."
Klingt gut, nicht wahr? Allerdings wird drei Wochen später (am 27. April) im Spiegel online
unter dem Titel “Eine Hölle namens Familie" folgendes nachgeliefert:
“Ein Gespenst geht um in Deutschland. Die gute alte Familie wird
angesichts des Geburtenschwunds zur neuen Gesellschaftsutopie erklärt.
Anscheinend haben wir alles vergessen: die autoritäre Enge, die
Seelenqualen und Gewaltexzesse in den Terrorgemeinschaften der eigenen
vier Wände." Im selben Medium total unvereinbare Positionen - das ist
reiner Zynismus. Was gilt jetzt also? Versuchen wir eine Faktensammlung:
* Tatsache ist, daß derzeit in keinem europäischen Land ausreichend
viele Kinder geboren werden, um das Bevölkerungsniveau
aufrechtzuerhalten. In Deutschland und Österreich ist die
Geburtenfreudigkeit so gering, daß man mit einem Rückgang von rund 40
Prozent von einer Generation zur nächsten rechnen muß. Größere Familien
(mit drei Kindern oder mehr) werden zu Ausnahmeerscheinungen (nur mehr
acht Prozent der Haushalte in Österreich beherbergen fünf oder mehr
Personen). Schweden wegen seiner Politik der außerhäuslichen Betreuung
von Kindern als vorbildlich hinzustellen, ist irreführend. Auch
Schwedens Bevölkerung wird langfristig schrumpfen.
* Tatsache ist, daß Familie im Wertegefüge der Menschen einen ganz
hohen Stellenwert einnimmt. Mit 89% liegt Familie im Jahr 2000 deutlich
an erster Stelle, wenn die Österreicher nach dem in ihrem Leben sehr
Wichtigen befragt werden (1991 waren es 86 %). Im Rahmen der
Shell-Studie (2002) meinten 75 Prozent der weiblichen und 65 Prozent der
männlichen Jugendlichen man brauche Familie “zum Glücklichsein".
* Befragt man Kinder, wie sie sich Familie vorstellen, so wird
deutlich, daß sie sehr “konservative" Ansichten vertreten: 50% der
10jährigen finden eine Schwester oder einen Bruder am schönsten, 20%
zwei, 7% drei und 11% finden mehr als drei Geschwister als Optimum.
* Tatsache ist, daß Kinder den materiellen Wohlstand der Eltern
verringern. Untersuchungen haben ergeben, daß Frauen, die während ihrer
Erziehungstätigkeit außerhäuslich nicht berufstätig sind, mit einem
Verdienstentgang von rund 223.000 Euro rechnen müssen.
* Tatsache ist, daß Familie in den Medien überwiegend problematisiert
und das Scheitern herausgestellt wird. Erfolg im Berufsleben, ein hohes
Konsumniveau und aufwendige Freizeitvergnügen werden als lohnender
Lebensinhalt attraktiv gemacht. Nicht zu übersehen ist weiters, daß das
Berufsleben die Kräfte der Menschen immer mehr in Anspruch nimmt. Die
Absicherung am Arbeitsplatz nimmt ab. Vom Mitarbeiter werden
Flexibilität, Mobilität, lebenslanges Lernen (sprich Bereitschaft, sich
neu auszurichten) erwartet. Halbwegs gesicherte Arbeitsplätze und für
die Erhaltung einer Familie ausreichende Bezahlung werden zur
Mangelware.
* Tatsache ist, daß die mit großem Aufwand betriebene Werbung
tagtäglich zum Egoismus und zur Genußsucht animiert: “Geiz ist geil",
“Ich will alles", “Geld macht glücklich" und ähnliche Slogans begleiten
den Alltag.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum die immer noch
vorhandene Sehnsucht der jungen Menschen nach Familie und Kindern so oft
nicht verwirklicht wird. Unsere Gesellschaft produziert einen
Lebensentwurf, in den Kinder nicht passen. Ihn gilt es zu ändern. Die
Stoßrichtung einer Neuausrichtung wird erkennbar, wenn wir die Frage
stellen, was der Mensch zur Entfaltung seiner Persönlichkeit braucht.
Die einschlägige Forschung liefert dazu Denkanstöße (siehe S. 5 und 6).
Sie läßt die Stoßrichtung erkennen: Wer Kinder haben will, muß an einer
kindgerechten Welt bauen.
Um die Kinder muss es gehen
Ein Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft
Endlich
erkennt Europa ein in der Geschichte bisher nicht bekanntes Problem: Es
wachsen nicht genug Kinder nach. Es wird nach Auswegen aus der
Bedrohung gesucht. Sie werden nur tragfähig sein, wenn sie das Problem
kindergerecht lösen. Was das heißt, skizziert der folgende Beitrag.
Europa schrumpft. Die Großfamilien sterben aus, Jugendkriminalität und
psychische Erkrankungen boomen. Immer deutlicher wird, daß eine große
Zahl von Eltern und schließlich sogar von Lehrern mit den Kindern nicht
mehr zurechtkommen - die Eltern haben nicht mehr genug Zeit für sie, die
Lehrer kämpfen nicht selten vergeblich gegen eine lärmende,
unkonzentrierte Masse von Schülern, die Jugendarbeitslosigkeit ist
unerträglich hoch.
Was tun? Dem jungen Europa fällt in dieser Situation ein alter
ideologischer Lieblingsgedanke ein: Weg mit dem Unsicherheitsfaktor
Familie samt ihrem Unsicherheitsfaktor individueller Erziehung: Laßt
Vater Staat die Sache übernehmen, einheitlich (und deshalb gerecht),
durchorganisiert und mit klaren Chancen für alle. Kinderkrippen für die
Säuglinge und Kleinkinder, Kindertagesstätten für die 3- bis 6jährigen,
und ab dann ein einheitliches Ganztagsschulsystem.
Je mehr bedrängt die Nationen sind, umso lieblicher erscheinen ihnen
diese Schalmeien; erstens fällt dann die “Falle Mutterschaft" für die
emanzipierte Frau aus. Sie kann - kontinuierlich, mit kurzen
Unterbrechungen als Wirtschaftsfaktor erhalten bleiben. Die Fessel der
Eltern an ihre Brut - besonders auch für die Väter - verringert sich.
Ausgebildete Erzieher böten eine größere Gewähr für erzieherischen
Erfolg, meint man.
Gut gedacht - aber auch gut gewußt? Fällt nicht vielleicht
irgendjemandem ein, daß diese Idee bereits einmal als Großexperiment der
Sowjetunion 70 Jahre lang durchgepaukt worden ist? So lange, bis alles
nachhaltig am Boden lag, so lange, bis Gorbatschow bilanziert: Die
Kollektiverziehung war es, die uns zerstört hat.
Welche Erziehungsform ist nun aber erfolgreicher? Und - was vor allem
gefragt werden müßte: Wie erleben denn die Kinder diese Erziehungsform?
Was ist für sie bekömmlich, was nicht?
Um das zu beurteilen, stehen mehrere Wissenschaften parat, die sich -
oft schon über Jahrhunderte - hauptberuflich mit dem Kind beschäftigen:
Die Pädagogik, die Enwicklungspsychologie und - jüngeren Datums - die
Kinderpsychotherapie, die Psychopathologie sowie (weniger
ideologieanfällig) die Neurobiologie und die Hirnforschung. Die Aussagen
dieser Wissenschaften geben ein anderes, sehr viel gewichtigeres Bild
über die Notwendigkeiten ab, die es der kostbaren Pflanze Mensch möglich
macht, sich seelisch gesund zu entfalten.
Abrißhaft soll versucht werden, diese Ergebnisse zusammenzufassen.
Erst vor etwa 30 Jahren ist in der Medizin die Erkenntnis aufgekeimt,
wie groß die Bedeutung schon der Schwangerschaft für das Wohlbefinden
des Kindes ist und damit für den Tenor seiner weiteren Entwicklung. Neu
mußte gelernt werden, daß erschreckende Erlebnisse der Mutter schon
wenige Wochen nach der Zeugung - von dem Augenblick an, an dem das sich
bildende Nervensystem und das Herz zu arbeiten beginnen - mit ihr auch
das Kind in Angst und Schrecken zu versetzen vermögen.
Die Contergankatastrophe lenkte zum ersten Mal die Mediziner mit einem
tiefen Schock darauf hin, daß die Plazenta keineswegs - wie lange
angenommen - eine undurchlässige Schutzhülle ist. Das bewirkte, daß eine
neue Vorsicht entstand: Gegen Gifte wie Alkohol, Rauschgift und die
Fülle der Medikamente, die den Markt bevölkern.
Ein neuer Schreck ist z. B. im Hinblick auf die Tranquilizer
aufgetaucht: Die beruhigenden Wundermittel gegen Streß sind in den
Verdacht geraten, das sich konstituierende Gehirn des Kindes nachhaltig
zu schädigen! Eine weitere Nachricht kommt aus der Gynäkologie: 50% der
Schwangerschaften in Deutschland enden mit einem Abort, nicht nur, weil
man diese Kinder nicht haben will und Abtreibendes in Szene setzt,
sondern weil die Mütter einfach zu dünn sind, um Mutterleib sein zu
können, oder weil physische Störungen geschahen.
Was also braucht das Kind in den ersten neun Lebensmonaten im
Mutterleib? Möglichst wenig Streß, möglichst viel Gesunderhaltung seiner
Mutter und ihre ausschließlich gesunde, ausreichende Ernährung unter
Ausschluß von Giftstoffen - und möglichst viel Rücksicht der Umwelt.
Haben wir diesen neuen Forschungsergebnissen bisher Rechnung getragen?
Sind wir bereit, diese Erkenntnisse so zu verbreiten, daß zumindest die
werdenden Eltern diese Grundnotwendigkeiten für ihr Kind umsetzen
können? Davon kann keine Rede sein.
Nicht weniger leichtfertig und ignorant wird häufig mit den Problemen
um die Geburt umgegangen. Narkosen während des Geburtsvorgangs können
den Kindern schaden. Ein Kaiserschnitt ebenso wie eine
Periduralanästhesie - ohne zwingenden lebensnotwendigen Grund und nur um
die Schmerzen nicht aushalten zu wollen - können sich als ebenso ungut
herausstellen wie die Einleitung der Geburt lediglich aus terminlichen
Gründen.
Wir haben zu respektieren, daß es bestimmt ist, wann das Kind das Licht
der Welt erblickt. Wer sich darüber hinwegsetzt, kann unter Umständen
einen Streßpegel im kindlichen Gehirn hervorrufen, der es unruhig und
unausgeglichen werden läßt - nicht nur in den ersten Lebensmonaten.
Aber wie erst bestätigen sich die schon lang vorhandenen Vermutungen
der Entwicklungspsychologen über die Bedeutung der frühen Kindheit für
die Persönlichkeitsentwicklung durch die Ergebnisse der neuen
Hirnforschung!
Viel Nähe durch die Mutter, viel Nahrung aus ihrem Leib, viel
Zärtlichkeit, viel Ansprache durch sie braucht das Kind in seinen ersten
beiden Lebensjahren, wenn sich der Computer in seinem Kopf zur
Höchstleistungsfähigkeit aufbauen soll! Erstaunlich sind die
Forschungsergebnisse, die bestätigen, daß die leibliche Mutter in der
ersten Lebenszeit ihres Kindes als die optimale Bezugsperson gemeint
ist. Denn Mutter und Kind sind auch nach der Geburt in einem
feingliedrigen System aufeinander eingestellt. Das Kind kennt, wenn es
geboren wird, den Herzschlag seiner Mutter, ihre Stimme, ja sogar den
Geschmack ihrer individuellen Milch, der dem des Fruchtwassers ähnlich
ist. Es ist in einer speziellen Weise zufrieden, wenn das eintritt, was
es gewissermaßen erwartet.
So erwartet es, wenn es sich meldet, angelegt zu werden und sich satt
zu trinken, aus einer Quelle, die sich automatisch auf die Bedürfnisse
des Kindes einstellt, nach Angebot und Nachfrage. Es wird von Todesangst
erfüllt, wenn das über lange Zeit nicht geschieht, wenn man z.B. das
Neugeborene, um es “artig zu machen", nächtelang schreien läßt. Es wird
dann auch artig - aber mit der Grundstimmung von Resignation und dem
Keim zu einer lebenslang währenden Anfälligkeit zur Depression.
In dem Augenblick, wo das Gehirn den Gesichtsinn des Kindes
fertiggestellt hat - also einige Wochen nach der Geburt - prägt sich das
Kind das Gesicht der Mutter mit einer wie darauf fixierten
Nachhaltigkeit ein. Es muß ihr Gesicht wissen; dieses ist die Garantie
dafür, sich an die zu halten, die ihm sein Überleben garantiert.
Wenn dieser Garant lange Zeit ausfällt, empfindet das Kind das als
Lebensbedrohung und antwortet darauf - so sehen die Forscher jetzt - mit
erhöhtem Cortisolspiegel, was der Umwelt durch anhaltendes Schreien und
schlaflose Unruhe deutlich wird.
Nicht irgendjemand - nicht der Vater, nicht die Großmutter, erst recht
nicht irgendwelche noch so gut ausgebildeten Säuglingsbetreuerinnen -
kann die leibliche Mutter vollgültig ersetzen. (Allenfalls in der Not;
denn dann frißt selbst der Teufel Fliegen).
Die leibliche Mutter ist jedenfalls hormonell auf diesen ersten
strengen Dienst am Kind eingestellt. Sie verfügt über einen automatisch
funktionierenden sogenannten “Ammenrapport", d.h. sie wird aktiviert,
wenn das Kind sich meldet, und sie wird mit einer solchen Liebe, einer
solchen Zuwendungsbereitschaft ausgestattet, daß sie darüber sogar ihren
Ehemann geradezu aus dem Blickfeld verlieren kann. Der Vater kann das
allerdings auch alles mit viel Bereitschaft und Mühewaltung lernen, aber
keineswegs mit der gleichen Unmittelbarkeit, wie sie der leiblichen
seelisch gesunden Mutter nach der Geburt ihres Kindes zur Verfügung
steht.
Was geschieht, wenn man Kindern darüberhinaus in dieser ersten
Lebenszeit fortgesetzt Trennungen von seinem Lebensgaranten zumutet? Das
wissen wir nicht erst seit gestern durch die Bindungsforschung: die
Kinder werden zunächst unwirsch, (ja, sie vermeiden es, ihrer Mutter
strahlend lächelnd ins Gesicht zu sehen!). Später sind sie
überempfindlich, ohne Selbstwertgefühl, oft nimmersatt in Bezug auf
Materialien (inklusive Essen und Trinken) und sind von gleichgültiger
Dickfällig- und Erfolglosigkeit, was sich alles im Teufelskreis
verstärkt.
Diese Forschungsergebnisse sind umso gewichtiger, als sich durch
zahlreiche Studien herausgestellt hat, wie wichtig es für die gesamte
weitere Entwicklung ist, daß diese Entfaltungsbedingungen erfüllt
werden. Kinder, denen die Urerwartungen während der Aufbauphase des
Gehirns erfüllt wurden, sind nämlich zufriedener und damit ruhiger,
gleichzeitig aber auch von unbändiger Neugier auf das Leben erfüllt. Das
bewirkt, daß sie wesentlich lernfähiger sind. Ihre Synapsen, diese
Milliarden von Verbindungen zwischen den Neuronen, entfalten sich in
optimaler Fülle. Kinder, deren Bedürfnisse am Lebensanfang befriedigt
wurden, sind somit im Alter von zehn Jahren den weniger natürlich
gepflegten intellektuell um zwei Jahre voraus. Außerdem sind sie weniger
anfällig, bei Superstreß zu dekompensieren, sie sind maßvoller,
glücklicher, ausgeglichener und deshalb gemeinschaftsfähiger und auf der
ganzen Linie erfolgreicher.
Wollen wir glückliche Kinder? Wollen wir Eltern sein, deren Einsatz für
die Kinder sich durch liebevolle Nachkommen bezahlt macht? Wollen wir
auf ein gedeihliches, christliches Abendland mit einer Hochkultur und
einer gesunden Wirtschaft hoffen durch Menschen, die so viel Lebenskraft
mitbekommen haben, daß sie in der Lage sind, über den Tellerrand ihres
kraftvollen Ego hinauszuschauen und sich für die vielen einzusetzen?
Dann sollten wir schleunigst auf ein sorgfältiges, natürliches
Aufwachsen unserer Kinder - besonders während der Entfaltungsphase des
Gehirns - bedacht sein. Das heißt, dem Kind seine natürlichen
Grundbedürfnisse zu erfüllen, also: Mutter und Kind eine ungestörte
Phase zu gönnen, in der die Basis gelegt wird, die das Kind für ein
erfolgreiches, befriedigendes Leben unabdingbar braucht.
Natürlich ist mit Erziehungskunde und einer Familienpolitik, die sich
um die Ermöglichung eines gesunden Lebensansatzes bemüht, noch nicht
alles getan. Es muß grundsätzlich in unser aller Bewußtsein, daß Kinder
Geschöpfe sind, die ähnlich wie unsere Obstbäume einer sorgsamen
phasenspezifischen Betreuung bedürfen, wenn sie gute Früchte tragen
sollen. Für die Spezies Mensch gehört dazu, daß sie individuell angelegt
sind und allein über die Beachtung ihrer Individualität
gemeinschaftsfähig werden. Nicht dadurch, daß man sie als Säuglinge
zusammenrottet, gelingt das, sondern indem man sie durch konstante
Betreuung, wie die Familie sie bietet, liebesfähig macht, so haben die
Langzeitstudien an Krippenkindern in den USA ergeben.
Phasenspezifisch erziehen heißt, auch die Dreijährigen aus diesem
Gefüge nicht ganztägig herauszureißen, sondern sie allmählich an
Gleichaltrige zu gewöhnen. Das sollte behutsam geschehen, mit nur
allmählichem Aufstocken der Stunden, in denen die Kinder familienfern
bleiben. Und auch die Grundschulzeit sollte - bei gesunden
Familienstrukturen - noch eine Zeit sein, in der man auch wieder aus der
Lerngemeinschaft entlassen wird, um in Freizeitbeschäftigungen eine
Ahnung zu bekommen, wo die individuellen Begabungen angesiedelt sind.
Nur eine Gesellschaft, die das Glück, und das heißt die seelische
Gesundheit der jungen Generation, fest als eine unaufgebbare Priorität
in den Blick nimmt, wird Zukunft haben.
Denn das hat sich längst erwiesen: Wer bei seinen politischen
Programmen nur kurzsichtige Ziele der Erwachsenen im Blick hat, kann auf
Dauer nur Niedergang hervorrufen. Der Mensch im künstlichen Leben der
Industrienationen darf es sich nicht herausnehmen, die Menschen über die
ihm gesetzten natürlichen Grenzen hinaus zu manipulieren.
Das sollte sich das junge Europa schnellstens auf seine Fahnen schreiben.
Christa Meves
Über die schöne, schwere Berufung der Frau (Von Jo Croissant)
Mutterschaft
- paßt das überhaupt noch in unsere Zeit? Ist sie nicht eine Zumutung
für die moderne Frau? Nein, sagt Jo Croissant, es ist ihre eigentliche
und schönste Berufung:
Die Frau sah keine andere Lösung, der Allmacht des Mannes zu entrinnen,
als so zu werden wie er, ohne zu bemerken, daß sie dadurch ihre
Weiblichkeit verleugnen müßte. So wurde die Mutterschaft zu einem
Haupthindernis, das es unbedingt in den Griff zu bekommen galt: Es ist
unmöglich, wie ein Mann zu arbeiten, wenn man ein Kind erwartet.
Machen wir uns die menschlichen und geistigen Folgen dieser Tatsache
für unsere Gesellschaft klar? Die Frauen wollen nicht länger Leben
schenken. Sie sind nicht mehr bereit, sich dafür zu opfern, daß ihre
Kinder richtige Männer und Frauen werden, und keine verletzten Wesen,
die zwar mit materiellen Dingen vollgestopft sind, aber das
Wesentlichste entbehren mußten: eine Mutter, die sie so sehr liebt, daß
sie ihr Leben für sie einsetzt.
Keine Zukunft ohne Mütter
Die Frauen weigern sich, Leben zu geben. Das hat tiefere Auswirkungen
auf die Zukunft unserer Welt, als man zugeben möchte. Ihre Weigerung,
leiblich zu gebären, macht sie geistlich unfruchtbar, unfruchtbar für
die Menschheit, weil Gott sich dann keine Söhne und Töchter mehr
erwerben kann.
Jemand hat einmal gesagt, der Böse sei viel eifersüchtiger auf die Frau
als auf den Mann; denn sie habe zuallernächst den Auftrag, Leben zu
sein, Leben zu schenken und Kinder zur Welt zu bringen und dadurch
engstens am Plan Gottes teilzuhaben. Die Schlange wisse, daß sie sich
nur der Frau zu bemächtigen und ihre lebensspendenden Fähigkeiten zu
verringern braucht, um Gott in Seinem Plan zu behindern.
Wenn die Frau sich ihrer unersetzlichen Berufung nicht stellt und die
Gnade der Mutterschaft nicht annimmt, wenn sie nicht wieder Mutter wird,
rennt die Welt ins Verderben. Wie wird unsere Zukunft aussehen, wenn es
keine Mütter mehr gibt? Was wird dann aus unseren Kindern? Wie will
Gott sie sich zu eigen machen, wenn niemand sie zur Welt bringt?
Jedes Kind ist ein Segen
Ich habe nie ein Kind gesehen, das nicht ein Segen gewesen wäre.
Anfänglich wirft ein unerwartetes Kind alle unsere Pläne über den Haufen
und verwirrt uns. Und doch ist es immer eine Gottesgabe, und wenn es
als solche angenommen wird, dann vereinigt es die Familie. Alle schart
es um sich, und jeden bringt es von seiner Selbstsucht ab. Es versöhnt
Vater und Mutter und führt die Geschwister zusammen.
Gott ist der Vater jedes Kindes; Er gibt es nicht auf. Die Eltern können Ihm vertrauen und sich Seiner Vorsehung überlassen.
Unbestritten ist unsere Gesellschaft gegenwärtig in einem solchen
Zustand, daß es manchmal heldenhaft erscheint, eine große Familie zu
haben. Viele meiner Freundinnen sahen sich den Angriffen der Ärzteschaft
ausgesetzt, wenn sie ihr viertes Kind erwarteten. Sobald sich die
geringste Wahrscheinlichkeit für ein möglicherweise auftauchendes
Problem ergab, wurde gleich eine Abtreibung vorgeschlagen. Daß sie das
Kind wollten, wurde überhaupt nicht verstanden. Dank sei Gott, sie alle
bekamen prächtige Babys und hatten eine unerwartet große Freude daran.
Eine Gnadengabe
Ein Kind im Schoß zu tragen und in der Gabe des eigenen Fleisches und
Blutes so innig an der Schöpfung teilhaben zu können, ist für die Frau
eine großartige Gnadengabe. Ihr ganzes Wesen ist auf die Berufung zur
Mutterschaft hin angelegt. Das zu leugnen und ihren biologischen
Rhythmus anzutasten, um alles Hinderliche aus dem Leben einer Frau
auszuschalten, damit sie dem Mann gleich wird, ist im Grunde eine
schwere Verstümmelung bis hinein in die tiefen Schichten ihres
Unbewußten. Damit macht man sie unfruchtbar.
Die Frau ist aber dazu geschaffen, leiblich und seelisch Mutter zu
werden. Nur wenn sie ihrer Berufung treu ist, kann sie sich voll
entfalten. Wenn sie nicht das Glück hat, einen Ehemann zu finden, kann
sie das noch größere Glück haben, ihrem Herrn zu begegnen und sich mit
ihrem Gott zu vermählen. Sie wird dann nicht leiblich Mutter werden,
sondern geistlich.
Es ist furchtbar, sein Leben lang Mädchen zu bleiben, ein “altes
Mädchen" zu werden. Jede Frau ist dazu geschaffen, Mädchen, Ehefrau und
Mutter zu sein: Mädchen als Tochter Gottes, Ehefrau als Braut Christi
und Mutter der Menschen, ja der Menschheit, in einer Mütterlichkeit, die
über das Fleisch hinausreicht und für ihr tiefstes Wesen grundlegend
ist.
Das Leben einsetzen
Wenn man von Mutterschaft spricht, ist damit nicht nur die Tatsache
gemeint, Kinder zu haben. Es handelt sich um jene Fähigkeit der Frau,
ihr Leben einzusetzen, indem sie sich selbst einsetzt, ganz gleich, ob
sie ledig, geweiht oder verheiratet ist oder keine Kinder bekommen kann.
Jede Frau hat den Leib einer Mutter, den Verstand und das Herz einer
Mutter, und ihre Mütterlichkeit ist dazu berufen, sich mehr und mehr zu
entfalten und allumfassend zu werden. Aber man muß wieder einen Sinn für
das Opfer entwickeln, man muß sich mit all diesen Worten versöhnen, die
uns so allergisch gemacht haben, und die doch geistig und religiös so
Wunderbares meinen.
Die Überlegenheit des Menschen über das Tier beruht in der Tat auf
seiner Fähigkeit zum Opfer aus Liebe, und nicht aus Pflicht oder
Notwendigkeit.
Gott hat jeden Menschen zur Teilnahme an Seinem Schöpferwerk berufen,
jeden nach seiner besonderen Berufung. Die Frau hat Er berufen, in all
ihren Beziehungen zur Schöpfung Mutter zu sein, und Mutter sein
bedeutet, sein Leben einzusetzen. Gott wollte die Frau nötig haben, um
Sein eigenes Leben weiterzugeben, so wie Er des Mannes bedarf, um Seine
Väterlichkeit weiterzugeben.
Viele Frauen haben ihre Identität als Mutter aufgrund aller damit
verbundenen Zwänge und des von ihr erwarteten Verzichts zurückgewiesen.
Kein Wort ist unserem Empfinden heute fremder als das Wort “Opfer". Wenn
man es unglücklicherweise ausspricht, wird gleich ein mystisches
Delirium vermutet und man bekommt den guten Rat, einen Psychiater
aufzusuchen. Ich mache keine Scherze; einigen meiner Freundinnen, die
eine Zeit der Prüfung durchmachten und dabei trotz allem ganz
ausgewogene Menschen waren, ist das tatsächlich passiert. Denn die
Sprache des Glaubens wird nicht geduldet, und man wird sofort für einen
Schwärmer gehalten.
Trotzdem, wer liebt, ist bereit, für das Glück seiner Lieben alles
aufzuopfern, sogar das eigene Leben. Daran erkennt man übrigens die
wahre Liebe.
Auszüge aus Die priesterliche Frau - oder das Priestertum des Herzens, siehe Buchbesprechung.
Die Enkel - welche Freude
Episoden aus dem Alltag einer engagierten Großmutter
Kinder
sind nicht nur Geschenk an ihre Eltern, sondern an die gesamte Familie.
Wieviele Paare warten doch heute sehnsüchtig darauf, Großeltern zu
werden! Enkel zu haben, ist tatsächlich einge wunderbare Erfahrung:
Erster Schauplatz:
Die Schulhalle zu Mittag. Ich warte auf meine beiden jüngeren Enkel.
Eigentlich hätte auch meine Tochter Zeit, die beiden zu holen, doch ich
komme her, um ihre leuchtenden Augen zu sehen, wenn sie mich entdecken,
und genieße ihre Arme um meinen Hals und ihre Begrüßungsbussis. Jede
Großmutter sollte sich diese Freude, zumindest von Zeit zu Zeit,
vergönnen. Haben die beiden nicht zur gleichen Zeit Schulschluß, freue
ich mich darauf, mit einem der beiden die Zeit in gemütlicher
Zweisamkeit beim Austausch der eben erlebten Freuden und Sorgen im Café
nebenan zu verbringen, bis wir dann gemeinsam den Bruder holen.
2. Schauplatz:
Adventsingen in der ersten Klasse Volksschule. Aufgeregt sind die
Kleinen und warten brav aufgereiht auf den Beginn ihrer Darbietung. Voll
Liebe betrachte ich unseren jüngsten Enkel, Benjamin, und denke an die
vielen schönen Erlebnisse, die wir miteinander haben durften, etwa an
die ersten Schwimmversuche im gemeinsam verbrachten Urlaub. Oder an die
Aufregungen, die der kleine Sturzpilot der Familie schon beschert hat:
an den Vorderzahn, den er beim Versuch, mit der Schaukel das Fliegen zu
erlernen, in den Parkettboden gerammt hat...
Das Singen beginnt. Benni schaut zu seiner Mutter und zu mir: Ob wir
auch alles mitverfolgen? Na klar - und wie! Entspannt wie selten,
genieße ich, wie die Kinder mit Freude und Eifer ihre Lieder vortragen.
Und wenn nicht jeder Ton getroffen wird , ist es noch herziger.
3. Schauplatz:
Osternacht in Wien, St. Rochus. Feierlich, ernst und voll Ehrfurcht
hält Pauli (9) die Statue des Auferstandenen: mit der einen Hand den
Sockel, mit der anderen den Rücken des Heilands. Als jüngster
Ministrant, an der Spitze der Osterprozession schreitend, trägt er den
Heiland in seinen Händen. Das Stehen dauert länger als erwartet. Wie
lange kann er die Statue noch halten, schießt es mir durch den Kopf.
Voll Sorge deute ich: Nimm beide Hände! Ein kurzes Kopfschütteln: nur
auf diese Art ist der Heiland zu tragen, gibt er mir zu verstehen. Und
daran hält er sich.
Ich bin stolz auf meinen Enkel, bitte seinen Schutzengel ihm doch beim
Tragen zu helfen. Die Prozession setzt sich in Bewegung, Pauli voran.
Offensichtlich läßt ihn nun die ehrenvolle Aufgabe das Gewicht
vergessen. Seine behutsame ehrerbietige Haltung dem Herrn gegenüber
überträgt sich auf mich und so erfahre auch ich des Auferstandenen
Anwesenheit in besonderer Weise. Ja, Kinder können uns wirklich Jesus
näherbringen.
4. Schauplatz:
Ostersonntag im Garten. Der Jüngste der Familie, der bald zweijährige
Maxi hält sich fest an Paulis Hand. Er hilft dem Großen beim Eiersuchen.
Liebevoll kümmert sich der Größere um den Kleinen und läßt diesen immer
wieder etwas finden. Ganz neidlos freut sich Maxi über jede Entdeckung
des Cousins und klatscht begeistert in die Hände. Nichts will er für
sich haben, nicht einmal das, was für ihn selbst versteckt war. Alles
soll Pauli gehören, den er doch so verehrt. “Sind die beiden nicht ein
wunderbares Vorbild für uns?", überlege ich und denke an den Satz: “Wenn
ihr nicht werdet wie die Kinder..."
5. Schauplatz:
Fußballtmatch im Garten der Schwiegermutter am Ostersonntag. Wie so oft
spielen da mehrere Generationen mit: Großvater, Großonkel, Onkel, zwei
Väter und ihre drei Söhne. Alle sind mit großem Eifer bei der Sache,
besonders die Buben. Sie wollen den Großen zeigen, wie vollwertig ihre
Mitwirkung ist. Aber auch die erwachsenen Männer wollen beweisen, daß
sie noch nicht zum alten Eisen zählen. Es wird also hart gekämpft aber
doch mit Rücksicht auf die Jüngsten. Und mit Lob und Ansporn - auch wenn
es “Gegner" sind - wird nicht gespart. Mit Maxi an der Seite, losgelöst
von den Alltagssorgen, verfolge ich, zufrieden und froh, dieses für
mich berührende Spiel dreier Generationen, das die Familienbande stärkt.
Für wen soll ich Daumen halten?
6. Schauplatz:
Internationales Basketball-Osterturnier in Floridsdorf: Unser ältester
Enkel, Adrien (fast 14), spielt gegen eine deutsche Mannschaft. Nie
hätte ich gedacht, daß Basketball so aufregend sein kann. Im Zentrum
meiner Aufmerksamkeit steht natürlich Adrien: Er ist wendig, schnell,
geschickt mit dem Ball - einfach “cool", wie seine Cousins sagen würden.
Als er den ersten Korb wirft, klatsche ich begeistert. Schade, daß ich
nicht auch so ein trompetendes Miniinstrument habe, wie meine Nachbarin,
um meiner Freude Ausdruck zu verleihen.
Wie groß er schon geworden ist und wie sportlich! Es ist noch gar nicht
solange her, daß er, an mich gekuschelt, begeistert meinen
selbsterfundenen Geschichten gelauscht hat. Und so wißbegierig war er:
So vieles gab es da zu erklären. Nun ist er es, der mir Fragen
beantwortet: So weiß ich mittlerweile, was ein “Threesixty-dunk" und ein
“Rebound" beim Basketball ist.
Ich muß aber auch erkennen, daß er ein junger Mann geworden ist für den
ich zwar da bin, wenn er die Großmutter braucht, der aber auch recht
gut ohne mich auskommt. Ja, alles schon dagewesen.
So bin ich sehr dankbar für meine Kinder, dafür, daß wir Enkel haben
dürfen, die unser Leben nicht nur sehr bereichern sondern uns auch
helfen, Wesentliches über das Leben, die Liebe und Gott wieder neu zu
erfahren.
Sie sind meine Lehrer geworden
Die Kinder als große Herausforderung
Vor einiger Zeit schon hat mir der Herr ein großes Geschenk gemacht:
die Freude am Dasein meiner Kinder! Viele fragen sich, ob das nicht
selbstverständlich ist. Für mich war es das jedenfalls nicht. Meine
Kinder waren eine große Herausforderung; ich war oft nicht mehr fähig,
das Gute zu sehen.
Aber der Herr schenkte mir eine Freude, die mich trägt. Ich suchte, und
Er ließ mich finden: daß die Kinder da sind! Sie auf ihrem Start ins
Leben begleiten zu dürfen, für sie dasein zu dürfen, ihnen Mutter sein
zu dürfen, zwei einmaligen Geschöpfen! An ihrer Freude am Leben
teilhaben zu dürfen, an ihrem Lernen!
Sie sind meine Lehrer geworden, was Kindschaft - noch mehr
Gotteskindschaft bedeutet: sich dem Vater ganz anzuvertrauen, offen zu
sein für alles, was sie bekommen, neugierig, mit ihrem ganzen Verstand
das Leben, Gott, die Welt erforschend.
Und sind es nicht die Augen Jesu, die mich täglich voll Liebe
anblicken, meine ganze Liebe und Hingabe fordernd, erbittend? Ist es
nicht Er, der gesagt hat: “Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen
gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben, ich war
nackt, und ihr habt mich bekleidet, ich war krank und ihr seid zu mir
gekommen..."? Was anderes kann der Dienst der Mutter sein?
Eine Mutter kann sichtbar nach außen oft nicht viel tun, sie hat oft
(vor allem bei kleinen Kindern) keine andere Wahl, als dem Herrn zu
vertrauen, daß Er ihren Dienst an den Kindern und an der Familie als
Dienst an Ihm selbst annimmt. Das ist ihre Armut und das ist ihre
Hoffnung, ihr Reichtum, ihre Freude!
Melanie Lutterotti
Jetzt bleibt mehr Zeit für die Kinder...Kein leichter Abschied vom Karrieredenken
Erfolgreich
im Beruf, glücklich verheiratet, zwei Kinder - und dennoch... Er nimmt
eine Auszeit, ein Jahr, um sein Leben neu zu ordnen und erkennt: Ehe und
Kinder sollen einen größeren Stellenwert im Leben bekommen.
Du hast von Mitte 2004 an ein Sabbatjahr eingelegt, also Dein Berufsleben für ein Jahr unterbrochen. Was war der Anlaß dafür?
Johannes Reinprecht:
Wir haben uns dafür entschieden, weil ich folgendes gemerkt hatte:
Mache ich so weiter wie bisher, so wird es mich “zerbröseln" - sprich:
ich zerbreche. Mir war klar, ich würde dann nicht mehr auf dem Weg sein,
den ich eigentlich ursprünglich gehen wollte. Konkret: Nach etwa zehn
stressigen Berufs- und fünf Ehejahren habe ich gespürt: Mein Gebets- und
mein Eheleben leiden, die Beziehung zu den Kindern - Johanna war vor
kurzem geboren und Clemens knapp zwei Jahre alt - kommt zu kurz. In
Gedanken habe ich mir ausgemalt: Wie schaut das in 25 Jahren aus, wenn
ich so weitermache (intensive, belastende 50 Stundenwochen,
zeitaufwendige andere Beschäftigungen)? Meine Kinder sind dann junge
Erwachsene, ich kenne sie eigentlich gar nicht wirklich, sie haben mich
nie gefragt, wenn es um für sie relevante Fragen ging, irgendwie war ich
ein Fremder für sie geblieben. Hingegen hätte ich gut für ihren
materiellen Wohlstand gesorgt... Diese Vorstellung hat mich
abgeschreckt. Wenn ich langfristig mit meinen Kindern eine intensive
Beziehung haben will, muß ich sie auf ein solides Fundament stellen. Und
dieses erfordert, daß ich Zeit für sie habe. Es kommt auf die Zeit
miteinander an. Sie ist der wesentliche Faktor, weil Voraussetzung für
die Qualität der Beziehung.
Sind das Erkenntnisse, die Dir im Sabbatjahr gekommen sind?
Reinprecht:
Als ich mich zu dem Sabbatjahr entschlossen habe, hatte ich eine
gewisse Sorge, daß manches in Brüche gehen könnte. In meinem Umfeld habe
ich ja erlebt, daß Ehen zerbrechen, “unsinkbare Schiffe" untergehen.
Andererseits hatte ich Sehnsucht nach einer tragenden
Familiengemeinschaft, die für jeden von uns bereichernd ist und
Entwicklung ermöglicht.
Wie ist das Sabbatjahr dann gelaufen?
Reinprecht:
Da war vieles nicht so, wie ich es mir erwartet hatte. In den ersten
fünf Monaten mußte das Haus, in dem wir jetzt wohnen, saniert werden,
und wir haben unter äußerst beengten Verhältnissen gelebt - alles sehr
belastend. Nach dieser Zeit war ich so richtig “sabbatjahrreif". Dann
erst hat sich ein guter Rhythmus eingespielt: des Gebetes, der
Familienzeit... Aber auch das war nicht die Idylle, von der ich geträumt
hatte, kein monatelanger Höhenflug.
Also eher ein Flop oder doch wichtige Erkenntnisse?
Reinprecht:
Ich habe mich - auch in einem Seminar - mit meiner “Visionsfindung"
auseinandergesetzt. Wie sollte es in Beruf, Familie, Freizeit, Kirche
für mich weitergehen? Das war insgesamt sehr bereichernd - auch wenn
dabei kein fix-fertiges Ergebnis herausgekommen ist. Da ist nach wie vor
vieles erst im Werden. Allerdings habe ich mich in diesem Jahr
entschlossen, von da an Teilzeit zu arbeiten, drei Tage in der Woche.
Das macht einen bedeutenden Unterschied zu früher aus. Ich bin nicht
mehr im selben Arbeitsstreß. Jetzt bleibt Zeit für die Kinder und für
andere Engagements, etwa für eine katholische Familiengruppe. Gewachsen
ist in diesem Jahr eine große Sehnsucht nach Gott. Vorher habe ich
Stille kaum ausgehalten. Heute ist für mich die Zeit der Stille, der
Anbetung wichtig geworden, ein großer Gewinn.
Hat sich das Jahr auch auf Eure Ehe ausgewirkt?
Reinprecht:
Ja. Unsere Beziehung ist viel intensiver, was nicht heißt, daß wir
nicht auch Konflikte und nicht bewältigte Probleme haben. Aber eines
steht fest: Das Jahr hat uns gut getan.
Wie wirkt sich das nun konkret auf die Beziehung zu den Kindern aus?
Reinprecht:
Ich bin für sie jetzt viel vertrauter als früher, bin einer, der fehlt,
wenn ich einmal länger in der Arbeit bin. Bei längerer Abwesenheit
merke ich jetzt auch, daß ich die Kinder irgendwie wieder neu “erobern"
muß. Dabei ist wichtig, daß mich Marietta den Kindern in den Zeiten
meiner Abwesenheit als fehlend vermittelt, als einer, der aber bald
kommt.
Wie kommst du mit der veränderten Berufssituation zurecht?
Reinprecht:
Das ist schwierig. Ich bin 38 und in einer Lebensphase, in der man
schon auf dem Weg ist, Karriere zu machen. Ich war vorher in einer
Funktion mit Führungsverantwortung. Der Ausstieg aus dem Karrierepfad -
obwohl ich kein Aussteiger im engeren Sinn bin - wurde vielfach nicht
verstanden. Es gibt eben unterschiedliche Lebenskonzepte: Karriere- oder
Familienorientierung. Damit sage ich nicht, daß Karriere und gelungene
Familie nicht vereinbar seien - aber es ist sicher sehr anstrengend und
schwierig. Man muß viel Energie einsetzen, Kompromisse machen, muß Glück
und vor allem viel Gnade Gottes haben. Um es klar zu sagen: Der
Verzicht auf die Karriere schmerzt, weil man als Mann in meinem Alter ja
der Welt einen Hax'n ausreißen will.
Und was hast Du gewonnen?
Reinprecht:
Manchmal habe ich mir gedacht - und es auch gesagt: Ich leiste mir den
Luxus, Zeit für Frau und Kinder zu haben. Heute sage ich das nicht mehr.
Mittlerweile weiß ich: Es ist kein Luxus, sich diese Zeit zu nehmen. Es
ist lebensnotwendig, eine Frage des Überlebens unserer Ehe, der
Beziehung zu den Kindern. Was ich hier lebe, ist ein ganz normales
Vatersein. Das bedeutet: Meiner Familie Priorität einzuräumen.
Verglichen mit der Karriere, den vielen Annehmlichkeiten, die unsere
westliche Welt bietet (Urlaub, Wellness, sportliche Betätigung,
materieller Überfluß...) haben für mich Frau und Kinder Vorrang. Das war
nicht immer so. Mein Bewußtseinsprozeß diesbezüglich hat eine Zeit
gedauert. Denn erst wie mir Marietta begegnet ist, wurde mir bewußt, wie
wichtig die Ehe ist, erst in der Beziehung zu meinen Kindern ist mir
halbwegs klar geworden, was es heißt, Vater zu sein, für diese Kleinen
Verantwortung zu tragen...
... aber doch auch viel Freude zu erleben...
Reinprecht:
Da gibt es immer wieder Momente, in denen ich als Vater tiefes Glück
empfinde. Ich erinnere mich da an einen Abend vor ein oder zwei Wochen.
Ich kam nach einem längeren Arbeitstag heim, Marietta und die Kinder
waren noch auf. Johanna und Clemens sind auf mich zugestürmt, haben mich
umarmt. Dann haben wir uns auf eine Matratze, die im Kinderzimmer ist,
gelegt, ein Kind links unter dem Arm, eines rechts und langsam ist
Johanna in meinem Arm eingenickt und auch Clemens hat sich sichtlich bei
mir wohlgefühlt. In diesem Moment habe ich tief empfunden: Das ist
wunderschön... Solche Momente sind es, die in meinem Herzen die immer
wieder aufkommende Zweifel: lege ich zu wenig wert auf Karriere, auf
Beruf, vernachlässige ich die Pflege meiner Fähigkeiten...?, ganz in den
Hintergrund treten lassen.
Wunderbar ist ihre OffenheitKinder sind die beste Lebensschule
Für mich ist das Schönste an den Kindern, daß ich das, was ich von der
Gnade Gottes bisher erfahren habe, an sie weitergeben kann. Ich habe
schon in meiner frühesten Kindheit mit meiner Großmutter und meinen
Eltern zu beten gelernt. So wurde das Gebet für mich das wichtigste im
Leben, um die Beziehung zu Gott aufrecht zu erhalten: Stoßgebete und ein
immerwährendes Gebet im Alltag. Und das möchte ich meinen Kindern
weitergeben: Wenn wir in der Natur sind, loben wir Gott, wenn ich etwas
Schönes sehe, preise ich den Herrn dafür. Diese Dankbarkeit, die
Fröhlichkeit aus dem Glauben, die Freude an der Schöpfung und über
Gottes Liebe möchte ich weitergeben.
Wichtig ist mir auch, daß sie spüren, wie sehr ich die katholische
Kirche liebe. In dieser Kirche habe ich alles gefunden, was mich
glücklich macht. Die Sakramente sind mein Lebensinhalt geworden. So
nehme ich sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit in die Kirche.
Meinen Jüngeren, der noch nicht in den Kindergarten geht, nehme ich
täglich in die Messe mit. Beide Kinder gehen gerne in die Messe, wo sie
einen Segen empfangen. So wachsen sie mit Gott auf.
Was Gott dann aus all dem macht, liegt natürlich an Ihm. Aber ich
möchte den Acker so bestellen, daß Gott dann säen, wachsen und reifen
lassen kann.
Wunderbar an den Kindern ist, daß sie noch so offen sind. Man kann
ihnen so viel mitgeben. Darum lesen wir auch täglich Bibelgeschichten.
Ganz wichtig sind die Kinder für mich: Sie sind ein Heilmittel gegen
den Egoismus. Ich bin einfach gezwungen, nicht mehr für mich zu leben,
sondern eben für andere. So lerne ich auf eigene Wünsche zu verzichten.
Die Partnerschaft ist diesbezüglich schon ein erster Schritt gewesen.
Aber mit Kindern wird diese Herausforderung noch größer. Insgesamt bin
ich froh, daß ich in diese Schule gehe - auch wenn es oft sehr schwer
ist und ich eigentlich flüchten möchte.
Kinder zu haben, ist die beste Lebensschule. Gott hat das sicher so
eingerichtet, damit wir als Menschen wachsen, vor allem in der Liebe, in
der Fürsorge füreinander.
Christine Z.
Umkehr - werden wie ein Kind?Das Kind im Erwachsenen freimachen: Weg einer guten Erziehung
Wer
strebt nicht danach, die Dinge im Griff zu haben? Die Welt zu
durchschauen und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, ist heute
sogar Maß des Fortschritts. Anders Jesus. Als die Jünger stritten, wer
der größte unter ihnen sei, rief er ein Kind herbei, berichtet der
Evangelist Matthäus...
Wahrlich ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die
Kinder, so werdet ihr nicht in die Himmelsherrschaft hineinkommen. Wer
sich klein macht wie dieses Kind, der ist der größte." Man muß sich ein
wenig in die Paradoxie der Situation hineinfühlen. Die Nachfolger Jesu
sind mit Komparativa und Superlativa beschäftigt. Worin übertrifft der
eine den anderen? Wer hat die Fähigkeiten, Verdienste und damit den
erlesensten Platz im kommenden Reich?
Und plötzlich finden sie sich einem von der Straße herbeigerufenen,
ungewaschenen Kind gegenüber. Im Blick auf dieses Kind wird ihnen
gesagt, ihre Umkehr stehe noch aus. Sie, die zukünftigen Autoritäten des
Reiches, finden sich plötzlich vor die Tore dieses Reiches gestellt.
Ihnen gegenüber steht dieses Etwas, das nichts aufzuweisen hat als
erwartungsvoll zu Jesus aufschauende Augen. Dieses Kind ist es, das die
Größe darstellt, nach der die Apostel fragen. Drastischer konnte die
Blickwende nicht sein, zu der Jesus sie - und jeden Leser dieser Stelle -
veranlaßt.
Zur Umkehr hatte schon der Täufer aufgerufen und auch Jesus selbst.
Hatten die Apostel dieser Aufforderung nicht schon längst entsprochen?
Hatten sie nicht alles verlassen und waren Ihm nachgefolgt? Gab es für
sie eine bessere Orientierung als die am Meister selbst? Und jetzt rückt
Er ein Kind an diese Stelle, wo Er, Jesus, früher für sie stand! Was
für eine merkwürdige Gleichsetzung! Umkehr, das war doch bis jetzt für
sie: werden wie Jesus. Und nun soll es heißen: werden wie ein Kind?
Wenn darin für sie ein Widerspruch bestand, so haben sie Entscheidendes
im Leben Jesu noch nicht verstanden. “So lange bin ich schon bei euch
und ihr habt mich noch nicht gesehen", lautet Jesu Vorwurf im
Johannes-Evangelium. Offensichtlich sieht man Ihn nicht, wenn man Ihn
nicht mit den unvoreingenommenen Augen eines Kindes sieht.
Was meint das? Daß man seine eigenen Vorstellungen und Gedanken nicht
in die von Jesus hineinträgt. Und das ist nicht denkbar, ohne daß man
zunächst selbst ein Kind wird. Nur das Kind sieht den Sohn. Und: “Wer
mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat." So gelangt man mit
dieser unscheinbaren Zuwendung zum Kind zum urbildlichen Kind selbst,
das Jesus ist - und zum Vater.
Mit einer prophetischen Geste stellt Jesus das Kind in die Blickmitte
derer, die nach dem Reich Gottes fragen, um sie in diesem Kind die
gegenwärtige Gottesherrschaft erahnen zu lassen. Die Jünger mußten sich
dabei als Anfänger erleben, so als ob sie noch nie begonnen hätten,
ernsthaft Jesus wahrzunehmen. Diese Erfahrung war allerdings ihre Chance
einzusehen: Ihn zu sehen, hängt nicht von ihren Fähigkeiten, ihrer
Tüchtigkeit, ihren Verdiensten ab, sondern von ihrer Armut - der eines
Kindes.
Das Kind im Erwachsenen ist gefährdet. Aber wenn einer wieder zum
Anfänger wird, so als ob er nie begonnen hätte, und danach dürstet, daß
Gott den neuen Anfang mit ihm mache und er ihn ohne Widerstand
mitvollziehe, dann ist es licht auf dieser Erde und die Erlösung
schreitet voran.
Das lebendige Kind in den Erwachsenen, auch in den Eltern, wäre der
beste Garant für eine gute Kindererziehung. Denn dann würden sich die
Eltern mit ihren Kindern zusammen Gott, dem gemeinsamen Vater zuwenden.
Dadurch würden die Eltern die Kinderliebe im Lichte dieser absoluten
Liebe sehen.
Das Kindsein ist somit der Weg des Erwachsenen. Es bedeutet Anfänger
werden, anfangen dürfen, immer wieder anfangen dürfen. Und glauben
bedeutet dann: zum Anfänger geworden zu sein und immer wieder zum
Anfänger werden und dürsten, daß Gott uns den Anfang, den der Mensch
nötig hat, schenkt - immer wieder neu.
Bernhard Dolna
Um harte Herzen zu rührenKinder sind bevorzugte Boten der Liebe Gottes (Von Urs Keusch)
Im
Laufe der Jahre und Jahrzehnte begegnet man als Religionslehrer und
Priester vielen Kindern: aber es sind nur wenige, an die man sich noch
nach Jahren erinnert, weil sie einem irgendwie besonders aufgefallen
sind...
Ein solches Kind sehe ich jetzt noch vor mir, obgleich das, was ich
jetzt von ihm erzähle, 17 Jahre zurückliegt. Das Kind war damals acht
Jahre alt: ein kleines, scheues, hageres Büblein mit einem bleichen,
schmalen Gesichtchen. Es sitzt mit etwa 10 anderen Kindern im Halbkreis
vor mir und ich frage die Kinder: “Wo ist der liebe Gott?" - “Er ist im
Himmel... Er ist überall... Er ist..." Da schaut mich der Kleine
verwundert an und ich meine, er möchte etwas sagen, was sonst nicht
seine Gewohnheit war.
“Was
meinst du?", frage ich ihn, “wo glaubst du, ist der liebe Gott?" Scheu
wie ein junges Vöglein, das auf dem Nestrand sitzt, piepst das Büblein
die Worte vor sich hin: “Wir sind der liebe Gott." - Ein Kichern geht
durch die Reihe. Ich selbst war zuerst einmal sprachlos. Aber dann
meinte ich auf einmal zu verstehen, was dieses Büblein sagen wollte. Ich
spürte, daß dieses Kind die Einheit mit dem wunderbaren göttlichen
Geheimnis des Lebens noch so stark, so intensiv spürte und erlebte, daß
man fast ein Jesuswort auf dieses Kind hätte anwenden können: “Ich und
mein Vater sind eins." (Joh 10,30)
Sind Kinder nicht eben doch auch noch ein wenig Mystiker? Ist ihnen
nicht etwas anvertraut und noch eigen, was den “Größerwerdenden" schon
bald abhanden kommt und was wir uns oft in Jahrzehnten der Umkehr und
Buße mühsam wieder erkämpfen müssen, wie Jesus sagt: “Das Himmelreich
leidet Gewalt" (Mt 11,11)? Warum hat uns Jesus das Kind als lebendiges
Beispiel vor Augen gestellt und gesagt: “Wenn ihr nicht umkehrt und
werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich gelangen"? ( Mt
18,3)
Es muß etwas unfaßbar Wunderbares um das Kind sein! Jesus nimmt in
seinem Leben für das Kind in einer Weise Partei, daß es uns bisweilen
erschüttern, ja, erschrecken muß. Er braucht für jene, die Kindern ein
schlechtes Beispiel geben, sie vom Guten ablenken, die härtesten Worte:
“Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt,
für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im
tiefen Meer versenkt würde" (Mt 18,6). Warum diese erschreckend harten
Worte, die vielleicht nur noch durch jene übertroffen werden, die Jesus
von der Sünde gegen den Heiligen Geist spricht?
Ich denke, weil die Sünde gegen das Kind der Sünde wider den Heiligen
Geist (fast) gleichkommt. Beides trifft Gott mitten ins Herz. Beides ist
Kampfansage gegen die erbarmende Zärtlichkeit der Liebe Gottes. Beides
verschließt und verhärtet das menschliche Herz gegenüber der Sehnsucht
der barmherzigen Zuwendung Gottes. Denn durch das Kind will Gott an das
verhärtete Herz der Erwachsenen rühren. Denn im Kinde spielt der Heilige
Geist vor den Augen der “Großen". Wo Kinder zum Bösen verführt werden,
dort ist der Liebe Gottes, dem Heiligen Geist, die Möglichkeit genommen,
an die Herzen der Erwachsenen zu rühren. “Die Schwachen und Kleinen
dieser Erde besitzen nicht nur - nach den Worten des Evangeliums - das
Himmelreich, sondern sie verkünden es auch, indem sie den Weg zu ihm
freimachen." (Gertrud v. Le Fort).
Ohne die Kinder würde sich das Angesicht der Erde kaum mehr erneuern,
weil der Heilige Geist keine Füße mehr hätte, um sich unter die
Erwachsenen zu mischen und keine Augen mehr, aus denen er strahlen
könnte. Ohne Kinder müßten wir ganz verderben. Und je weniger Kinder es
auf der Welt gibt, umso mehr breitet sich das Böse aus. Die Erinnerung
an eine bessere, schönere und ewige Welt ginge uns fast ganz verloren.
Wie wunderbar hat das der große Pädagoge Fr. W. Foerster zum Ausdruck
gebracht, der selbst über viele Jahre hinweg in Zürich Kindern ein
liebenswürdiger Erzieher war: “Kinder sind für das noch nicht ganz
verhärtete Menschenherz stets wie Osterglocken, die alles auferstehen
heißen, was nach oben will im Menschen.
“Hütet
euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch:
Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen
Vaters" (Mt 18,10). - Spüren wir die Leidenschaft, mit der sich Jesus
auf die Seite der Kinder, der Kleinen stellt? Warum diese so radikale
Parteinahme? Weil Jesus selbst das vollkommene Kind ist, das Kind Seines
himmlischen Vaters. Darum sagt Jesus in Vers 18 nicht: “Ihre Engel
sehen stets das Angesicht Gottes", nein, Er sagt: “... das Angesicht
meines Vaters". “Meines Vaters!" - Christus will hier unmissverständlich
zum Ausdruck bringen: Die Kinder gehören mir, sie sind, wie ich, Kinder
meines Vaters.
Denn nach rabbinischer Auffassung können die Engel Gottes Angesicht
nicht sehen. “Höchstens den allerobersten, den “Angesichtsengeln" ist
das vergönnt" (Hennoch 40). Doch die (Schutz-) Engel der Kinder sehen
das Angesicht Gottes: nicht nur Gottes, sondern des Vaters Jesu Christi!
Es sind die größten, die mächtigsten, die “allerobersten", die
herrlichsten Engel, die Gott der Vater den Kindern zuteilt, weil sie
Seine geliebten Kinder sind, die schutzbedürftigen kleinen Brüder und
Schwestern seines vielgeliebten Sohnes Jesu Christi.
Was für ein Geheimnis und Wunder ist um das Kind! Wie sind sie schön,
wahr und wahrhaftig und taufrisch ihre Seelen! Sie leben noch am
Ursprung. Kaum ein Hauch vom Geist dieser Welt hat sie ihrem Ursprung
entfremdet. Was die Bibel von der Weisheit spricht, die in Jesus
Christus Kind und Mensch geworden ist, können wir auch auf das Kind
anwenden, das noch am Ursprung spielt: “Ich bin Seine Freude Tag für Tag
und spiele vor Ihm allezeit." (vgl Spr 8,30).
Das weiß auch der heilige Starez Sosima in “Die Brüder Karamasow" von
F. Dostojewskij, der die Leute ermahnt: “Liebt besonders die Kinder,
denn auch sie sind sündlos wie Engel und leben, um uns zu rühren, um
unsere Herzen zu läutern und als ein Hinweis für uns. Wehe dem, der
einem Kinde etwas zu leide tut... Jeden Tag und jede Stunde, jede Minute
beobachte dich und gib acht, daß dein Aussehen würdig sei. Da bist du
beispielsweise an einem kleinen Kinde vorbeigekommen, du gingst erbost,
mit einem häßlichen Wort auf den Lippen und zornerfüllter Seele an ihm
vorüber, du hast das Kind vielleicht gar nicht bemerkt, aber das Kind
hat dich gesehen, und dein unschönes, ruchloses Angesicht mag sich in
seinem schutzlosen kleinen Herzen eingeprägt haben. Du weißt es nicht
einmal, hast aber damit vielleicht schon eine böse Saat in sein Herz
gestreut, und die wird am Ende aufgehen; und das alles nur, weil du dich
in Gegenwart des Kindes nicht in acht genommen und weil du dich nicht
zu umsichtiger, tätiger Liebe erzogen hast."
Gott allein weiß, wie wir Erwachsenen an Kindern schuldig geworden sind
und es vielleicht noch werden! Hätte das Kind von Bethlehem diese
Schuld nicht ans Kreuz getragen, wir wären fast ohne Hoffnung. Aber
darum, und gerade deswegen!, haben wir allen Grund, die Hoffnung in die
Zukunft nicht zu verlieren und voll Zuversicht in den Kindern und mit
den Kindern die Zukunft zu gestalten. Und vielleicht sind es gerade die
Schmerzen und Tränen der Kinder, die uns alle noch retten werden. Daran
mußte ich denken, als ich diese Tagebuchaufzeichnung der Hl. Faustyna
Kowalska las:
“Als
ich (Sr. Faustyna) eines Tages für mein Vaterland bette, wurde meine
Seele von einem großen Schmerz zerrissen, und ich sagte: ,Barmherziger
Jesu, ich flehe Dich an, im Namen Deiner Heiligen, aber vor allem durch
die Fürbitte Deiner liebsten Mutter, von der Du als Kind erzogen worden
bist, segne mein Vaterland! Jesus, schau nicht auf unsere Sünden. Schau
auf die Tränen der kleinen Kinder, schau wie sie hungern und frieren. Um
dieser Unschuldigen willen gewähre mir die Gnaden, die ich für mein
Vaterland erbitte.' Da sah ich Jesus mit Tränen in den Augen. Er sagte
zu mir: ,Du siehst, Meine Tochter, wie mir diese Kinder leid tun. Wisse,
daß sie die Welt tragen.'"
Wisse, daß sie die Welt tragen!
“Trockne, Jesuskind,
die Tränen der Kinder!
Du bist es,
göttliches Kind von Betlehem,
das uns rettet
und von der Sünde befreit.
Zieh ein in das Herz eines jeden Menschen
und jeder Familie.
Sei du unser Friede
und unsre Freude." (Johannes Paul II.)
Weiterführende Themen:
Das innerliche Leben
/ Internetsucht / Macht der Medien
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