Es ist wohl das Paradebeispiel für die Liebe des Vaters zum Sohn, der Liebe
Gottes für all Seine Kinder! Es war eigentlich dieses Gleichnis bei dessen Lesen
mir vor Jahren bewußt wurde: ICH bin der verlorene Sohn! Wie ein Blitz kam diese
Erkenntnis und dann fühlte ich mich in einer Art und Weise in Gott geborgen das
zu beschreiben ich nicht fähig bin. Diese übergroße Barmherzigkeit Gottes sollte
wirklich tief in uns eindringen denn oft haben wir - bedingt auch durch unsere
Vergangenenheit, unser Verhältnis zum irdischen Vater - das falsche Vaterbild,
das falsche Verhältnis zu Gott der uns dann immer fern bleibt, was sehr schade
ist...
Und siehe da, im Familienseminar im Juli 2014 war das Thema was? DIE LIEBE DES
VATERS! Und ich besann mich wieder mehr auf Ihn und es war wie Seine Einladung,
in Seinem Haus zu wohnen, was im Gleichnis weder der jüngere noch der ältere
taten, denn Sie verstanden beide den Vater nicht...
INHALT
5.
Eine Auslegung (was mich ansprach)
Als 1. lade ich euch ein, dieses Bild einige Zeit in
Ruhe zu betrachten.
Die von hier aus gesehen linke Hand ist die Hand
einer Mutter und die rechte ist kräftiger, es ist die Vaterhand. Gott
ist uns Vater und Mutter in einem! Der Vater bückt sich und drückt ihn als Vater
und Mutter an sich. Der Bruder rechts steht aufrecht da und sieht teilnahmlos
zu.
11 Weiters sagte
Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere von ihnen sagte zu seinem
Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das
Vermögen auf.
Das Erbteil verlangen hieß damals soviel wie dem Vater den Tod wünschen, denn
das Erbteil konnte damals erst nach dem Tode bekommen werden. Der jüngere Sohn
legt hier die ganze Ablehnung zum Vater hin offen, er verachtet ihn total. Das
heißt auch, dass er von ihm nichts mehr wissen will.
Der Vater hingegen respektiert den freien Willen Sohnes. Er teilt das Vermögen
auf.
13 Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein
fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein
Vermögen.
Der Sohn zieht mit seinem Vermögen weg, weg vom Vater. Auch dies ein Zeichen der
Entfremdung von Vater und Sohn. Und er führte ein zügelloses Leben. ein Leben,
so wie er es sich vorgestellt hat, frei vom Blick des Vaters.
14 Als er alles
durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm
sehr schlecht.
Alles hat er verpraßt und er hat nun nichts mehr, auch keine Freunde mehr, die
nur seine Freunde waren, solange er Geld hatte. Und jetzt kommt die Notlage des
Sohnes, die durch die allgemeine Hungersnot noch verschlimmert wurde.
15 Da ging er zu
einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum
Schweinehüten.
Um nicht zu
verhungern, muss er sich jemanden aufdrängen und dieser schickt ihn wohl durch
seine Aufdringlichkeit zum Schweinhüten, was eine Erniedrigung ohnegleichen ist,
denn Schweine galten als unrein... Ein Abstieg bis in die äußerste Erniedrigung.
Mehr tot als lebendig ist dies zu deuten, ein verfluchtes Dasein für einen
Juden...
16 Er hätte gern
seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber
niemand gab ihm davon.
Es gab ihm niemand
davon. Keiner wollte ihm helfen. Die ganze Würde als Mensch ist dahin.
17 Da ging er in
sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen
und ich komme hier vor Hunger um.
Hier die
entscheidende Wende: Jetzt denkt er an den Vater. Jetzt, durch die Not und den
Hunger wird ihm bewußt, was er verloren hat. Jetzt kommt die Einsicht, die Reue,
die Umkehr. Er denkt nach. Lange hat es gedauert, bis er sich auf den Vater
besann.
18 Ich will
aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich
gegen den Himmel und gegen dich versündigt.
Er faßt das
Schuldbekenntis und will aufbrechen. Jetzt kommt der Wille zum Vater zu gehen.
Er sieht sein Schuld ein!
19 Ich bin nicht
mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.
Er will nicht mehr
Sohn sein, sondern Tagelöhner des Vaters im Bewußtsein, dass er gegen den Vater
gesündigt hat.
20 Dann brach er
auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er
hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und
küsste ihn.
Und er brach auf und
der Vater sieht ihn schon von weitem kommen das heißt, der Vater hat die ganze
Zeit auf ihn gewartet! Er hatte Mitleid mit seinem Sohn! Und er lief ihm
entgegen, was früher nie der Fall war, denn ein Vater war würdevoll, doch der
Vater wirft alles über Bord und in seiner Freude lief er auf den Sohn zu und
fiel ihm um den Hals und küßte ihn sogar. Welch eine Freude ihn wiederzuhaben!
21 Da sagte der
Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin
nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Dies das bekenntis
des Sohnes, der die Schuld eingesteht, der einsieht, was er gemacht hat, dass er
falsch gehandelt hat und er möchte nicht weiter Sohn sein.
22 Der Vater aber
sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an,
steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an.
Doch der Vater
reagiert ganz anders. Er läßt ihn neu einkleiden und das versinnbildlicht wohl
das, was wir auch nach der Beichte sind: ganz rein, die Sünde ist abgewaschen,
wir erhalten ein weißes Kleid denn die Seele ist strahlend weiß. Dann erhält er
den Ring als Zeichen der Sohnschaft das heißt er ist wieder Sohn und damit
wieder Erbe, wie auch wir nach der Beichte.
23 Bringt das
Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.
24 Denn mein Sohn
war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie
begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Der in der Sünde
lebende Mensch ist tot, der Sohn war verloren. Erhat bereut und lebt wieder. Er
ist wieder ganz Kind des Vaters. Deshalb das Fest
als Zeichen der Freude des Vaters, der seinen Sohn wiederhat, es ist
dies die Freude über die Rückholung des verlorenen Schafes, wovon Jesus sprach.
25 Sein älterer
Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses
kam, hörte er Musik und Tanz.
Der ältere Sohn war
nicht zu Hause, als das ganze passierte das heißt er war nicht im Hause des
Vaters. Obwohl er ihm diente war er doch dem Herzen des Vaters nicht nahe.
26 Da rief er
einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle.
Er wendet sich nicht
an den Vater, sondern an einen der Knechte. Hier regt sich Mißtrauen gegenüber
dem Vater an den er sich hätte ruhig wenden können.
27 Der Knecht
antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten
lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat.
28 Da wurde er
zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm
gut zu.
Dieser ältere Bruder
hält sich für gerecht. Er wird zornig, weil der Vater so gut zum jüngeren Sohn
war. Er ärgert sich im Grunde über die große Barmherzigkeit des Vaters! Er will
nicht zum Vater hineingehen. In seinem Erbarmen kommt der Vater nun zu ihm heraus,
auch das ein Zeichen, wie Gott auf uns zugeht! Und er redet ihm gut zu.
Daraus sieht man wie Gott um jede Seele wirbt! Es bleibt letztlich aber jeder
Seele überlassen, ob sie eintreten will oder nicht. Der Vater tut alles dafür,
läßt ihm aber die freie Wahl (freien Willen).
29 Doch er
erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen
deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock
geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.
Der ältere Sohn will
sich rechtfertigen und erklärt, er habe nie gegen seinen Willen gehandelt. Doch
warum sollte dieser mit seinen Freunden ein Fest feiern, wo er doch vorgab, eins
mit dem Vater zu sein?
30 Kaum aber ist
der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da
hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Es steht nirgends
geschrieben, dass der jüngere etwas mit Dirnen zu tun hatte. Es kommen
Vorurteile und Vorwürfe gegenüber dem jüngeren Bruder hervor. Und er bezeichnet
ihn nicht als Bruder sondern als "dein Sohn" und macht dem Vater im Grunde
Vorwürfe. Er ist berechnend und glaubt Anrecht zu haben.
Hier wird wohl auch auf die Pharisäer der damaligen Zeit hingewiesen in ihrer
Selbstgerechtigkeit und uns geht es wohl auch oft so, dass wir gern in diese
Rolle des älteren Bruders schlüpfen...
31 Der Vater
antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist
auch dein.
Da erklärt ihm der
Vater dass all sein Besitz auch ihn gehöre. Dass er ruhig ein Fest hätte feiern
können...
32 Aber jetzt
müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und
lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Über einen
verlorenen und wiedergefunden Sohn MUSS man sich freuen...
Fazit:
Dieses Gleichnis sollte uns allen Mut machen, Mut umzukehren,
Mut, zum Vater zu gehen und vor allem: auf Gottes Barmherzigkeit zu
vertrauen! Nicht sagen: meine Schuld ist so groß, Gott kann mir nicht
verzeihen! NIE SO DENKEN! Sofort weg mit solchen Gedanken! Das ist
grundlegend falsch und sind Einflüsterung des Teufels der nichts anderes im Sinn
hat als uns unseres Erbes zu berauben, das der Himmel ist!
Und wir sollen auch nicht sein wie der ältere Sohn, der diese Barmherzigkeit des
Vaters argwöhnisch verfolgt. Im Himmel werden wir viele Seelen treffen und
heute, hier auf Erden denken wir: Was, der ist auch da? Verwerft bitte solche
Gedanken, denn GOTT BESTIMMT, wer eintritt und seien wir selber froh,
dass wir eintreten dürfen (was wir hoffen). Manche glauben schon drinnen zu sein
und sprechen das Urteil über andere und das geht einfach nicht, denn uns gehört
der Himmel nicht! Gott ist es, der entscheidet und wir sollen uns über jeden
freuen, der dort hin kommt und zeit Lebens hoffen, dass möglichst alle dieses
Ziel erreichen, denn furchtbar ist die Hölle, in die leider viel zu viele Seelen
kommen, weil sie alle Angebote des lieben Vaters ausschlagen und dann ist es
effektiv zu spät.
Wir sollten wirklich von ganzen Herzen versuchen Gott zu verstehen, in
Ihm zu sein, nicht nur zu Ihm plappern oder genau die Schrift kennen. Es gilt
sie auch umzusetzen, im Herzen zu erwägen und vor allem die Liebe umzusetzen.
Nur so werden wir nach und nach in diese Liebe Gott Vaters hineinwachsen und sie
verstehen und dann werden wir uns immer freuen, wenn jemand sich bekehrt...
Also nicht urteilen oder neidisch sein und immer auf
die übergroße Barmherzigkeit Gottes vertrauen!
2.
Gute Auslegung eines Pfarrers in einer Predigt
(gut hinsehen, damit wir das beste
nicht übersehen)
Wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn steht der verlorene Sohn im Mittelpunkt,
genau genommen kniet der Sohn im Mittelpunkt des Gleichnisses. Vater und Sohn
sind wieder vereinigt. Diese Vereinigung gibt dem Bild einen tiefen inneren
Frieden. Das Gesicht des Vaters strahlt diesen Frieden aus. Der Vater ist
zufrieden, weil er den Sohn wieder bei sich hat. Eine jahrelange schmerzliche
Sehnsucht ist erfüllt worden. Er drückt den heruntergekommenen Sohn liebevoll an
sein sehnsüchtiges Herz. Die Augen sind fast geschlossen. Man kann an ihnen noch
den Schmerz über den Verlust des Sohnes erkennen. Hier treffen sich zwei
Gegensätze, wie sie größer nicht sein können: Der Vater trägt einen weiten roten
Umhang, das ist ein Zeichen für Würde, eine Königswürde, ein Zeichen für
Wohlstand. Der Bart und das graue Haar drücken Weisheit und Lebenserfahrung aus.
Im Hintergrund sehen wir Diener. Der Sohn kniet. Er demütigt sich vor dem Vater.
Die Kleider sind zerrissen, sie bedecken einen ausgezehrten Körper. Seine
Fußsohlen und die kaputten Schuhe erzählen die Geschichte eines langen Weges. Es
muss ein demütigender Weg gewesen sein.
Der Kopf des Sohnes ist kahlgeschoren. Gefangenen werden häufig die Haare
geschoren, z.B. in KZ’s. Damit raubt man ihnen ihr letztes Stück Identität.
Henri Nouwen sieht in diesem kahlen Kopf aber auch etwas ganz anders: Es könnte
auch der Kopf eines Neugeborenen sein. In der Tat, die Züge des Gesichtes haben
etwas kindliches, etwas babyhaftes. Das passt zu der Aussage des Vaters im
Gleichnis: „Mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden.“ Vielleicht
dachte Rembrandt an Johannes 3, an die Begegnung mit Nikodemus, wo Jesus sagt:
„Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht
sehen.“ Der verlorene Sohn ist neu geboren. Er ist zum Vater umgekehrt. Der
Vater hat den Sohn angenommen und an sein Herz gedrückt. Das ist die Neugeburt,
von der Jesus in Johannes 3 spricht.
Nun geht es in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn aber nicht nur um den
verlorenen Sohn. Genau genommen müsste das Gleichnis ganz anders heißen. Die
Überschrift in den meisten Bibeln 2 ist irreführend, sie lassen uns das
Gleichnis sehr einseitig sehen. Die eigentliche Aussage dieses Gleichnisses geht
in eine ganz andere Richtung. Das Gleichnis ist zunächst kein Aufruf an
verlorene Sünder. Es will nicht in erster Linie Sünder zur Umkehr rufen. Als
Jesus dieses Gleichnis erzählt hat, da waren bereits viele Sünder umgekehrt und
zu ihm gekommen. Die Sünder brauchte er nicht zur Umkehr rufen, sie waren schon
bei ihm. Das Gleichnis richtet sich in erster Linie an die Frommen. Die
Pharisäer und die Schriftgelehrten waren aufgebracht, weil Jesus sich mit diesen
schlechten Leuten abgegeben hat. In der Einleitung zu diesem Gleichnis schreibt
Lukas: Jesus war ständig umgeben von Zolleinnehmern und anderen Leuten, die als
Sünder galten; sie wollten ihn alle hören. Die Pharisäer und die
Schriftgelehrten waren darüber empört. »Dieser Mensch gibt sich mit Sündern ab
und isst sogar mit ihnen!«, sagten sie. Darauf folgt eine Trilogie in der die
Freude über das Verlorene ein gemeinsamer Grundgedanke ist. Es sind die drei
Gleichnisse vom verlornen Schaf, vom verlorenen Geldstück und vom verlorenen
Sohn. Die Zielgruppe für diese drei Gleichnisse sind treue, tiefgläubige Leute,
die sich daran stören, dass Jesus sich mit Sündern abgibt. Jesus wirbt um die
Liebe derer, die schon lange gläubig sind, die sich treu an die Gebote halten
und ihren Glauben sehr ernst nehmen. Im Gleichnis vom verlornen Sohn, das
eigentlich ganz anders heißen muss, bekommen diese Leute ihren Platz. Der ältere
Sohn in dem Gleichnis übernimmt die Rolle der Gläubigen. So wie Jesus um die
Liebe der Pharisäer zu den Sündern wirbt, so wirbt im Gleichnis der Vater um die
Liebe des älteren Sohnes. Der ältere Bruder ist die tragische Figur in diesem
Gleichnis. Rembrandt hat ihn an den rechten Rand seines Bildes gestellt.
Wenn wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn betrachten, dann müssen wir beide
Söhne sehen. Eigentlich sind beide „verlorene Söhne“. Richtigerweise müssten wir
vom Gleichnis von den verlorenen Söhnen sprechen. Jeder ist auf seine Weise
verloren. Der Jüngere ist heimgekehrt, wieder lebendig geworden. Der ältere Sohn
steht noch abseits. Er steht außerhalb der hellen Fläche in dem Bild. Obwohl er
immer beim Vater war, ist er doch distanziert – er ist im Dunkeln.
Was geht in dem Kopf dieses älteren Bruders vor? Daniela Hast hat sich in die
Figur der älteren Sohnes hineingedacht. Sie wird uns jetzt in seine Gedanken
hineinschauen lassen. Wir hören auf die Gedanken des älteren verlorenen Sohnes:
Das Kind, das blieb Jeden Tag stehst du am Tor und wartest auf ihn. Auf ihn,
der dich verlassen hat, fröhlich von dannen zog, mit der Hälfte deines Geldes.
Du guckst dir die Augen aus. Von Ferne sehe ich, wie du bebst. Weil du weinst,
um ihn weinst. Der dich verließ um zu huren um zu saufen, um sonst was zu tun.
Jeden Tag seh ich nur deinen Rücken. Deine tränenverquollenen Augen. Du hast
mich aus dem Blick verloren Weil du nur nach ihm schaust, nach ihm, der dir so
weh tat. Wenn ich dich am Tor stehen seh Deine Tränen, deinen Schmerz sehe Dann
zerreißt es mir das Herz. Dann schmerzt es so sehr. weil du mich nicht mehr
siehst. Du siehst nicht, wie ich arbeite. Wie ich mich abrackere und schwitze.
In der Sonne, wenn die Hitze mich verbrennt. In der Kälte, wenn mein Körper
gefriert. Du siehst nicht, was ich für dich tue. Ich tue mein Bestes damit der
Hof läuft. Damit wir Nahrung haben. Doch du siehst mich nicht. Siehst nicht
meinen zerschundenen Körper? Siehst nicht meine tägliche Erschöpfung? Kein Lob,
kein gutes Wort bekomme ich. Nur deine Tränen, die ich sehe. Keine Umarmung die
zu lässt, dass ich mich ausweinen kann. Keine Zeit die du mir schenkst. Deine
Zeit gilt dem Fortgelaufenen. Hast du mich je gesehen? Hast du mich je geliebt?
Bist du stolz auf meine Arbeit? Froh, dass ich da bin? Abends möchte ich meinen
Kopf in deinen Schoß legen. Nur für eine Weile. Möchte deine Hände spüren, die
mich streicheln. Eine feste, liebevolle Umarmung, in die ich mich fallen lassen
kann. Ein Lob für meine Arbeit. Ein Lächeln, ein Gedanke, Zeit allein für mich.
Doch alles gehört ihm – selbst deine Tränen. Es schmerzt zu sehen, wie sehr du
ihn liebst. Deine Sehnsucht nach ihm zerreißt mich! Manchmal möchte ich
weglaufen. Aber was, wenn ich dich dann nie wiedersehe? Fiele es dir überhaupt
auf? Weißt du, dass du noch ein Kind hast? Ich spüre deine Liebe nicht. Fühle
mich mehr als Knecht denn als Kind. Bezahle mich, vielleicht endet mein Schmerz.
Dein Kind ist weggelaufen – du hattest nur eins. Doch meine Liebe zu dir. Ist
größer als mein Schmerz, der mir täglich das Herz durchbohrt. Ist größer als
mein Hass, auf ihn und deine Liebe zu ihm. Ich versuchte dich zu trösten, doch
du trauerst weiter. Spät abends ruf ich nach dir, damit du nicht am Tor
schläfst. Es tut so weh! Meine Tränen in der Nacht siehst du nicht. Meine
Sehnsucht nach Nähe, bemerkst du nicht. Mein Verlangen nach deiner Zärtlichkeit,
spürst du nicht. Nichts bekomme ich von dir. Keine Anerkennung für meine Taten.
Kein Streicheln für meinen Körper. Kein lieber Blick für meine Seele. Keine
Liebe für mein Herz. Keine Zeit, die nur mir gilt. Er bekommt alles und schätzt
es nicht. Deine Sehnsucht nach ihm. Deine Gedanken für ihn. Deine Zeit im Warten
auf ihn. Deine Liebe für ihn. Er verließ und verletzte dich. Und wird dafür
belohnt. Ich blieb und arbeite .Und werde bestraft Mit deiner Nichtbeachtung,
deinem Liebesentzug. Mit meinem Hass auf ihn, auf dich, auf mich!
Hören wir jetzt auf den zweiten Teil des Gleichnisses. Die tragische
Geschichte des älteren Sohnes und wie der Vater ihn gewinnen möchte.
25 Der ältere Sohn war auf dem Feld gewesen. Als er jetzt zurückkam, hörte er
schon von weitem den Lärm von Musik und Tanz. 26 Er rief einen Knecht und
erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. 27 ›Dein Bruder ist zurückgekommen‹,
lautete die Antwort, ›und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er
ihn wohlbehalten wiederhat.‹ 28 Der ältere Bruder wurde zornig und wollte nicht
ins Haus hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm gut zu. 29 Aber er
hielt seinem Vater vor: ›So viele Jahre diene ich dir jetzt schon und habe mich
nie deinen Anordnungen widersetzt. Und doch hast du mir nie auch nur einen
Ziegenbock gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können! 30 Und
nun kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren
durchgebracht hat, und du lässt das Mastkalb für ihn schlachten!‹ – 31 ›Kind‹,
sagte der Vater zu ihm, ›du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört,
gehört auch dir. 32 Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen13; denn
dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und
nun ist er wiedergefunden.‹«
Der Vater und der ältere Sohn sind sich sehr ähnlich auf diesem Bild.
Rembrandt war es wohl wichtig zu zeigen, dass der Vater und der ältere Sohn sehr
viel gemeinsam haben. So wie es der Vater in dem Gleichnis ja auch sagt: Du bist
immer bei mir und alles war mir gehört, gehört auch dir. Beide haben einen Bart,
beide tragen einen großen roten Umhang, ein königliches Zeichen von Würde und
Reichtum. Vater und älterer Sohn haben viel gemeinsam. Rembrandt unterstreicht
das auch mit dem Licht. Das Gesicht des Sohnes strahlt so wie das Gesicht des
Vaters. Nur die Blicke der beiden sind sehr verschieden. Auch sonst werden
wesentliche Unterschiede deutlich: Der Vater beugt sich über den heimgekehrten
Sohn. Der Ältere steht steif und starr, der Stock in seiner Hand, betont die
starre, geradlinige Haltung. Seine Hände sind verschlossen. Die Hände des Vaters
dagegen sind ausgestreckt, sie liegen wie segnende Hände auf dem Heimkehrer. Der
Mantel des Vaters fällt weit. Der gleiche Mantel am Sohn liegt eng am Körper.
Auf beiden Gesichtern ist Licht. Das helle Gesicht des Vaters strahlt Wärme und
Liebe aus. Obwohl das Gesicht des Älteren hell ist, wirkt es doch kalt und
erstarrt. Obwohl er mit dem Vater viel gemeinsam hat, steht er doch im Dunkeln.
Obwohl er zum Vater gehört ist er nicht beim Vater, sondern verloren – anders
verloren.
Der jüngere Sohn war verloren in der Gier, verloren in der Gier nach
Freiheit, nach Genuss, nach Selbstverwirklichung, nach Sex. Der ältere Sohn ist
verloren in seinem Groll und in seiner Bitterkeit. Jesus berührt mit diesem
Gleichnis die vielen älteren Söhne und Töchter in seiner Gemeinde. In der
Gemeinde gibt es ältere Söhne und Töchter, die immer lieb zu Hause waren und
trotzdem verloren sind. Ihre Verlorenheit zeigt sich darin, dass sie verärgert
sind, sie fühlen sich zurückgesetzt. „Für den da wird ein Kalb geschlachtet!“ Er
kommt von weitem und hört die Musik. „Was ist da los? – Habe ich was verpasst?
Warum hat man mir nichts davon gesagt, dass da ein Fest stattfindet?“ Verlorene
ältere Söhne und Töchter fühlen sich vernachlässigt, übergangen, gekränkt, sie
nörgeln, sind neidisch und ihr Herz ist bitter geworden. Die Bibel nennt das
eindeutig Sünde. Die Sünde des jüngeren Sohnes kann man leicht feststellen. Er
hat sein Geld, seine Zeit und seinen Körper eigensüchtig missbraucht. Er hat
offensichtlich gegen Gottes gute Ordnungen verstoßen und wusste dabei genau,
dass das nicht gut war. Statt nach Gottes Willen zu fragen, ließ er sich von
seiner Gier und seiner Lust treiben. Als er merkte, dass dieses Leben nicht zum
Erfolg führt, sondern ins Elend, als er merkte, dass er so, ohne den Vater
kaputt geht kehrt er um. Er kehrte um, bat um Vergebung und durfte neu anfangen.
Das Verlorensein des älteren ist schwerer zu fassen. Er hat ja Dinge getan,
die richtig waren. Er war gehorsam, pflichtbewusst, gesetzestreu und fleißig.
Nach außen sah sein Leben richtig heilig aus, ein vorbildlicher Christ, ein
treuer Mitarbeiter in der Gemeinde. Als er aber erlebt, wie ausgelassen und froh
der Vater ist, weil der jüngere Sohn wieder da ist, da bricht in ihm das Böse
auf. Plötzlich zeigt sich hinter dieser makellosen Fassade ein stolzes,
herzloses egoistisches Wesen. Was ist schlimmer? Was richtet den größeren
Schaden an? Die Gier, die Gottes gute Gaben eigensüchtig verbraucht? Oder die
Bitterkeit, die ein Leben nach und nach innerlich vergiftet? Was richtet
größeren Schaden in einer Gemeinde an? Hemmungslose Genussmenschen, die
unbefriedigt umkehren und ihre Sünden bereuen? Oder scheinheilige Heilige,
perfekt, selbstgerecht, hartherzig und kalt. In welcher Umgebung fühlen sie sich
wohler? Links auf dem Bild beim schmutzigen Sohn, der penetrant nach Schwein
stinkt? Oder rechts bei dem geradlinigen älteren Sohn? Bei ihm ist es hygienisch
rein aber eiskalt. Die grenzenlose Güte des Vaters lässt beim Älteren die fromme
Maske fallen. Er greift den Vater an, macht ihm massive Vorwürfe. Damit verdreht
er die Wahrheit: „Du hast mir nie auch nur einen Ziegenbock gegeben!“ Die
Wahrheit lautet: „Alles was du hier siehst, gehört dir!“ Der ältere Sohn ist
blind für den Reichtum. Der ältere Sohn ist blind für die Güte des Vaters. Er
sieht im Vater einen, der immer nur fordert. Jetzt, wo sich dieser fordernde
Gott so grenzenlos barmherzig zeigt, gerät er völlig aus der Fassung.
Wie kann der ältere Sohn heimkommen? Der Jüngere kehrte um, als er merkte,
wohin die Gier führt. Der Jüngere ist an seiner Gier gescheitert. Muss der
Ältere an seiner Selbstgerechtigkeit und Bitterkeit scheitern? Wie kann der
Ältere aus seinem Neid befreit werden? Jesus sagte damals dem Nikodemus: „Wenn
jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Um
das Reich Gottes sehen zu können, muss etwas mit uns passieren. Da muss etwas
von außen, wörtlich von oben kommen, damit wir das Reich Gottes sehen können. Du
älterer Sohn kannst nicht erkennen, was der Vater für dich bereit hält, wenn er
dir nicht eine neue Sicht dazu schenkt. Aus eigener Kraft kommst du nicht zu
dieser Einsicht. Im Gleichnis geht der Vater hinaus zu seinem älteren Sohn. Der
Vater bewegt sich auf den Sohn zu. Es ist nicht so, dass der Vater nur Sehnsucht
nach dem Jüngeren hat. Der Vater möchte auch den Älteren bei sich haben. Da kam
sein Vater heraus und redete ihm gut zu. … ›Kind‹, sagte der Vater zu ihm, ›du
bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt
mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot,
und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹« Der
Vater geht zu seinem verlorenen älteren Sohn hinaus in den kalten Abend in die
Dunkelheit. Der Vater spricht den Sohn an, er geht auf ihn zu, während der
zornig in seiner Schmollecke steht.
Wir müssen genau hinhören, wie der Vater den älteren Sohn anspricht: „Mein
Kind!“ Das hat er zum Jüngeren nicht gesagt. Der Vater sagt nicht „Mein Sohn!“
In „mein Sohn“ klingt bereits eine Erwartung an. Ich erwarte von dir, dass du
dich eines Sohnes würdig benimmst usw. Mein Kind heißt, du bist mein Kind, du
darfst einfach Kind sein. Der Vater sieht nicht den Leistungsträger, der
würdevoll mit Sohn angesprochen wird. Nein der Vater sieht einfach das Kind im
älteren Sohn. Wie sehe ich mich beim Vater? Bin ich der ältere Sohn, von dem
etwas erwartet wird? Oder fühle ich mich als das geliebte Kind. Ein Kind wird
einfach geliebt, ohne dass es irgendwelche Leistungen bringt. Im Kind wird auch
nicht die potentielle Haushaltshilfe gesehen, sondern eben nur das Kind, das um
seiner selbst willen geliebt wird.
Der ältere Sohn greift den Vater hart ein. Aber der Vater kontert nicht mit
Gegenvorwürfen, er verteidigt sich nicht, ja er reagiert nicht einmal auf diese
bitteren Vorwürfe. Der Vater verliert kein Wort über die lieblose Art des
Älteren. Stattdessen sagt er: Du bist immer bei mir. Damit macht der Vater
unmissverständlich deutlich: „Ich liebe deinen jüngeren Bruder kein bisschen
mehr als dich. Ich habe mein Leben mit dir geteilt. Ich habe dir nichts
vorenthalten. Der Vater liebt seine beiden Söhne, aber er liebt sie
unterschiedlich. So unterschiedlich wie sie sind, so unterschiedlich begegnet
ihnen auch der Vater. Er sieht die Leidenschaft der jüngeren Sohnes, auch wenn
er sich durch seine überschwängliche Lebensfreude nicht immer im Griff hat. Und
er sieht mit der gleichen Liebe und Güte, wie der Ältere gewissenhaft und treu
dem Vater dient und wie er ihm damit beeindrucken möchte.
Der Ältere möchte gerne den Vater beeindrucken. Der Jüngere hat nichts, womit
der den Vater beeindrucken kann. Henri Nouwen schreibt in seinem Buch:
„Verbitterung ist die bittere Frucht des Bedürfnisses, gefallen zu wollen.“ (S.
103) Der Ältere möchte dem Vater gefallen, ihn beeindrucken. Er möchte durch
Gewissenhaftigkeit und durch Fleiß, durch seine Leistung möchte er dem Vater
gefallen. Aber der Vater liebt ihn so, wie er ist. Der Vater sieht in ihm das
Kind, nicht den Leistungsträger. Der Vater legt an keinen der Söhne irgendwelche
Maßstäbe an. Das heißt, es gibt nichts, wonach er seinen Söhne beurteilt. Keiner
der beiden Söhne bekommt für sein Verhalten irgendwelche Vorwürfe gemacht. Es
gibt keinen Maßstab, an dem der das Verhalten der Söhne prüft. Der Vater ist
einfach nur gütig und er vergibt beiden, er will beide bei sich haben. Jesus hat
gesagt: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.“ Das bedeutet, jedes Kind
bekommt sein eigenes Zimmer. Der Vater hat für jedes Kind seinen eigenen Platz
im Haus. Der ältere Sohn muss sich einfach vom Vater lieben lassen, ohne auf den
Jüngeren zu schielen.
Er muss anfangen, darauf zu vertrauen, dass der Vater ihn als Kind
uneingeschränkt angenommen hat und liebt. Egal, was er tut. Vertrauen ist der
eine Schritt in das Haus des Vaters. Der andere Schritt ist Dankbarkeit. Wer
„Danke“ sagen kann, erkennt, dass er sich die Dinge nicht verdient hat.
Vielleicht konnte der Sohn keinen Ziegenbock nehmen, weil er nicht Danke sagen
wollte. Vielleicht hat er darauf gewartet, dass der Vater als Belohnung einen
Bock rausrückt. Aber der Vater möchte, dass wir dankbar seine Gaben genießen. Er
möchte nicht, dass wir berechnend auf Bonuszahlungen warten, sondern dankbar die
Gaben nehmen und genießen. „Haltet fest am Gebet und wacht darin mit Danksagung“
schreibt Paulus an die Kolosser (4,2) Wenn wir aus einer Haltung der Dankbarkeit
heraus den Vater bitten, dann wird sich unsere innere Einstellung zum Vater
verändern. Wir werden nicht misstrauisch und argwöhnisch denken, dass er uns
kurz halten will. Wir werden vertrauen, dass er uns liebt und uns gerne das
gibt, was wir nötig haben.
Über dem Gleichnis von den beiden verlorenen Söhnen liegt eine gewisse
Spannung. Wir wissen nicht, wie die Geschichte weitergeht, ob der ältere Sohn
hereinkommt und mit feiert. Wir wissen auch nicht, ob der jüngere Sohn jetzt
immer artig zuhause bleibt und ob er sich bessert. Vielleicht geht seine
Leidenschaft wieder mit ihm durch. Wir wissen nur eines ganz sicher, der Vater
hat beide uneingeschränkt liebt. Das ist das einzig sichere in diesem Gleichnis.
Daher müsste eigentlich folgende Überschrift über das Gleichnis: Das Gleichnis
vom liebenden Vater. Last euch von ihm lieben, egal ob ihr ältere oder jüngere
Söhne und Töchter seid. Amen.
1. Strophe
Vater, ich komme jetzt zu Dir,
als Dein Kind lauf ich in Deine Arme.
Ich bin geborgen, Du stehst zu mir,
lieber Vater.
Vater, bei Dir bin ich zu Hause.
Refrain
Vater, bei Dir berge ich mich.
Vater, bei Dir finde ich Ruhe,
o mein Vater, ich liebe Dich.
Vater, Du gibst mir, was ich brauch',
2. Strophe
Du empfängst mich mit offenen Armen.
Du füllst all meine Sehnsucht aus,
lieber Vater.
Vater, bei Dir bin ich zu Hause.
Vater, bei Dir berge ich mich.
Vater, bei Dir finde ich Ruhe,
o mein Vater, ich liebe Dich.
Urheberrechte
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Gebet
an den Vater:
Lieber Vater, ich
danke dir für mein Leben.
Als ich noch lange
nicht war, hast du schon an mich gedacht, dich an mir erfreut.
Dann kam sie, die
Zeit, wo du mir die Seele einhauchtest und schon ersehntest,
dass ich nach dem
irdischen Pilgerweg zu dir komme.
Dann wurde ich
getauft. Danke, oh Vater, für diese Gnade, die mir so wenig bewusst ist: damit
wurde mein Fleck, die Erbsünde ausgelöscht.
Nun war ich ganz weiß
und du erfreutest dich an mir, deinem Geschöpf.
Ich wurde älter und
leider ging ich viel aus Gewohnheit zur Hl. Messe,
in die Kirche, wir
beteten, doch es war mir zu lang und ich war nicht innig dabei.
Verzeih mir, oh Vater,
dass ich so viele Male deinen Namen aussprach,
aber ihn nicht in
meinem Herzen trug.
Ich verließ immer mehr
deinen Weg und es kam eine Zeit,
wo ich eine sündhafte
Beziehung hatte, wo ich nicht mehr in die Kirche ging,
wo ich meinen Eltern
Kummer bereitete,
wo ich zuviel
Vergnügungen folgte.
Verzeih, oh lieber
Vater, denn du bliebst immer bei mir und wartetest
auf meine Umkehr,
deine Liebe zu mir blieb ungebrochen.
Dann kam die Zeit der
Besinnung, ich erkannte durch deine Gnade
den Irrweg und du
führtest mich zurück zum wahren Leben.
Danke, oh Vater, für
deine Treue zu mir,
trotz meiner Untreue
und Abweisung gingst du den Weg neben mir,
du schicktest mir
immer wieder Begegnungen und Worte.
Danke, lieber Vater,
dass du mich später nach wiederholtem Fall
wieder gerufen hast,
du hast dich immer wieder meiner erbarmt.
Nie und nimmer würde
ich es verdienen,
denn ich bin ein
sündiger Mensch.
Mein Verdienst ist die
Sünde und wenn etwas gutes durch mich geschieht,
dann bist wiederum du
es, der es vollbrachte.
Ich vertraue mich dir
an in der Gewissheit,
dass du mich so
annimmst, wie ich bin.
Du kennst meine
Untugenden, an denen ich immer wieder versage.
Im Vertrauen auf dich,
oh Vater, bitte ich dich um Umwandlung
dieser meiner
Untugenden in Tugenden.
Ich vermag es nicht,
oh Vater, aber du vermagst es.
Ich vertraue auf dich,
du bist meine Zuversicht.
Mir misstraue ich,
aber dir schenke ich mein ganzes Vertrauen.
Lenke du mein Leben,
das ich so oft nicht losgelassen habe, nach deinem lieben Willen.
An mir würde ich
verzweifeln, zu oft falle ich und sündige ich,
doch du bist meine
Hoffnung und meine Zuversicht.
Ich werfe mich in
deine barmherzigen Arme.
Vater, erfülle mich
schon hier mit deiner Liebe
und lass mich dann
ewig bei dir sein,
denn das ist dein
innigster Wunsch und dein Verlangen:
für ewig mein Vater zu
sein.
Ich liebe dich, oh
Vater, habe Geduld mit deinem störrischen Kinde,
ich will dich nicht
mehr beleidigen und ungehorsam sein.
Erbarme dich, oh
Vater, meines zum Teil sehr sündigen Lebens,
heile die
Verletzungen, die durch meine Schuld
an anderen entstanden
sind und heile auch die Verletzungen,
die andere mir
zugefügt haben.
Im Vertrauen au deine
Barmherzigkeit lege ich mich nun zur Ruhe
und übergebe dir
meinen freien Willen,
auf dass du mein Leben
lenken mögest nach deinem heiligen Willen.
Danke Vater für all
deine Vorsorge, Liebe und Geduld mit mir.
Danke dass du immer
bei mir geblieben bist und mich liebst,
obwohl ich deine Liebe
so oft verschmäht habe.
Das reut mich am
meisten: deine Liebe, oh Vater, so oft verschmäht zu haben.
Verzeih deinem Kinde
und lass mich von nun an
an deiner Hand deinen
Weg gehen.
Dein Kind
Amen.
Weiterführende
Themen:
Demut
/ Der
freie Wille /
Erbsünde
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