Über den Wert
unseres Lebens
Der Sinn des Lebens ist
für die weitaus meisten Menschen ein unlösbares Rätsel. Dennoch gibt Gottes
Geist Selbst in Offenbarungen eine klare und deutliche Antwort auf diese
Frage, die seit Menschengedenken als das vielleicht größte Mysterium
betrachtet wird. Gott hat den Menschen aus Liebe geschaffen, weil Er etwas
von Sich Selbst in Seiner Schöpfung wiederfinden wollte. Daher sagt die
Schrift, dass Gott den Menschen nach Seinem Bild und Gleichnis schuf. In
früheren Schriften habe ich deutlich gemacht, wie die Schöpfung, obgleich
sie von einer Göttlichen Intelligenz gesteuert wird, von den Kräften des
Bösen aus der Harmonie gebracht wird.
Die Sünde
Es ist die Sünde,
das Nachgeben des Menschen gegenüber den Eingebungen seitens der Kräfte des
Bösen, die für diese Störung des Göttlichen Gleichgewichts in der Welt
verantwortlich ist. Es ist Gottes Plan, dass Seine Schöpfung im
Gleichgewicht bleiben soll, damit in Übereinstimmung mit Seinem Willen und
Seinem Gesetz der Liebe alle Geschöpfe untereinander in Harmonie leben und
das wahre Glück kennen, wie es sich für Gottes Geschöpfe gehört. Der Mensch
als Krone der Schöpfung ist von Anfang an die Zielscheibe der
Vernichtungspläne Satans gewesen. Dadurch dass der Mensch durch die Kräfte
des Bösen unaufhörlich angeregt wird zu sündigen, das heißt, gegen Gottes
Gesetz der Liebe zu verstoßen, ist er der große Faktor in der Störung
des Gleichgewichts in der Schöpfung geworden. Alles, was von Gott ausgeht,
sucht aber immer nach dem Gleichgewicht, weil Gottes Merkmal darin
eingeprägt ist und es also eine angeborene Neigung zur Vollkommenheit in
sich trägt.
Göttliche Gerechtigkeit
Der Göttliche
Regelmechanismus, um dieses Gleichgewicht instand zu halten, ist die
Göttliche Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit ist ein System, gemäß welchem
alles, was von Gottes Gesetz abweicht, ausgeglichen wird. Dies kann während
des Lebens geschehen (z. B. durch Leiden, Gebet, Buße und Opfer, die Gott
dargebracht werden) oder danach (durch reinigende Leiden im Fegefeuer). Die
Göttliche Gerechtigkeit bringt zwar neues Gleichgewicht in die gestörte
Schöpfung, kann jedoch an sich nicht rechtfertigen, dass der Mensch nach der
ersten Sünde des Ungehorsams und Hochmuts (der Erbsünde) aufs Neue zur
ewigen Glückseligkeit des Himmels Zugang erhält. Daher musste Jesus, der
Sohn Gottes, Mensch werden, um durch Leiden und Tod am Kreuz die
überwältigend große Sündenschuld gegenüber der Gerechtigkeit auszugleichen.
Das Leben Jesu auf Erden ist die größte Äußerung von Gottes
Barmherzigkeit gewesen, gleichsam Gottes eigenes Zugeständnis, um Seine
Gerechtigkeit zu befriedigen.
Die Göttliche
Barmherzigkeit hat der Menschheit noch über andere Wege deutlich gemacht,
dass Gott kein Mittel unversucht lassen will, um den Menschen zur ewigen
Glückseligkeit zu führen. Schon von ihrer Erschaffung an hat unsere Seele
Gottes heiliges Feuer in sich erhalten: ein tief verwurzeltes Verlangen,
dass wir dort tief in unserem Herzen weiterhin aufgerufen sind, ein Leben zu
führen, das uns zu Gott zurückbringen soll.
Berufung
Um dieses Ziel
verwirklichen zu können, haben wir eine Anzahl Talente mitbekommen,
Fähigkeiten und Eigenschaften, die uns befähigen sollen, unserer genau
bestimmten Aufgabe, unserer Berufung innerhalb dieses Lebens Gestalt
zu geben in Übereinstimmung mit Gottes Erwartungen und zur Verwirklichung
des spezifischen Ziels, wozu unsere Seele in die Welt gesandt worden ist. Je
mehr wir in Übereinstimmung mit Gottes Gesetz leben, durch Entwicklung der
Heiligmachenden Tugenden, wird uns im Laufe unseres Lebens unsere wahre
Berufung deutlich gemacht werden.
Wert des Lebens
Unsere Berufung ist der
Beitrag, den Gott von uns erwartet, um Seinen Heilsplan für Seine Schöpfung
zu verwirklichen. Unsere Talente sind Gaben, um diesen Beitrag zu Stande zu
bringen. Dies kann nicht ohne Anstrengungen geschehen. Genau darin besteht
der Wert unseres Lebens: dass wir Gott unsere Liebe beweisen (also:
beweisen, dass wir vollkommen gemäß Seinem Gesetz der Liebe zu leben
wissen), indem wir uns anstrengen, unsere Lebensaufgabe vollkommen gemäß der
christlichen Lehre zu vollbringen und Früchte hervorzubringen, die dazu
beitragen, das Gleichgewicht in Gottes Schöpfung wieder zu finden, damit
die große Schuld der Menschheit gegenüber der Göttlichen Gerechtigkeit
abbezahlt wird.
Wie
können wir unserem Beitrag Gestalt geben und also unseren vollen Wert als
Mensch realisieren?
Die Talente
Ich will kurz das
Gleichnis aus dem Evangelium über die Talente in Erinnerung rufen. In der
ursprünglichen Bedeutung des Wortes waren Talente Geldstücke. Jesus
berichtet über den Herrn, der mit dem Diener nicht zufrieden war, der
während der Abwesenheit seines Herrn dessen Talente begraben hat, aber sehr
wohl mit jenen, die sie gewinnbringend angelegt hatten.
Diese Worte Jesu machen
deutlich, dass jeder Mensch innerhalb von Gottes Plan eine Pflicht zur
Selbstentfaltung hat.
Unsere Seele ist in
die Welt gesandt worden, um zu helfen, Gottes Plan zu verwirklichen.
Gott hat dazu Talente
gegeben. Wir können diese begraben, das heißt, sie nicht gebrauchen. Dann
bleiben unsere Gaben ohne Frucht. In diesem Fall empfindet Gott Seine Liebe
als unbeantwortet: Wir zeigen nicht, dass wir Seine Gaben würdigen, und wir
dienen Ihm nicht damit. Was schlimmer ist: Sie werden noch an Wert
verlieren; denn im Grunde werden sie von der Erde befallen (in unserem Bild
bedeutet dies: von Sünde und Versuchung angefressen).
Die Gnaden
Wir können unsere Talente
aber auch zur Bank bringen. Dort werden sie gleichsam auf einem Sparbuch
angelegt, um Zinsen zu bringen. Die Zinsen sind die Gnaden, die Gott
uns geben wird, sobald Er merkt, dass wir mit unseren Talenten etwas
anfangen wollen. Gnaden sind alle Mittel, womit Gott uns „einen Schubs in
den Rücken gibt“, um uns zu unterstützen, wenn unser Lebensweg schwer wird.
So werden unsere Talente größer und werden wir immer „zahlungskräftiger“: Je
mehr unsere Talente Gewinn bringen, indem sie durch das Einwirken von Gottes
Gnaden verstärkt werden, desto mehr Verdienste können wir erwerben, um einen
wertvollen Beitrag zur Verwirklichung von Gottes Plan zu leisten, für die
Abbezahlung von Schulden gegenüber Gottes Gerechtigkeit.
Was müssen wir tun, um
mit unseren Talenten zur Bank zu gehen?
An erster Stelle steht
der Wunsch, unsere Talente zu vermehren. Dieser Wunsch ist die Liebe zu Gott
und zu Seiner Schöpfung.
Und an zweiter Stelle
steht das Vertrauen.
Wenn wir wenig oder kein
Vertrauen in Gott und in uns selbst haben, werden wir zu viel
Schwellenangst haben, um die Reise zur Bank in Angriff zu nehmen. Der Wert
eines Menschenlebens wird also durch das geheimnisvolle Zusammenwirken
zwischen Gottes Geschenken (Talenten und
Gnaden) und unsere eigene Reaktion darauf
(Liebe und Vertrauen) bestimmt.
Schenken wir Ihm dieses;
denn Er hat es uns zuerst gegeben, und ein Leben ohne Anstrengung für Gottes
Plan ist für die Gerechtigkeit ein verlorenes Leben.