Damit ist nicht gesagt, daß dieser Seele
das ewige Leben nun auch genommen wäre. Sie ging in ihrer Hingabe lediglich so
weit, daß sie sogar diese Hoffnung Gott darbrachte. Nun blieb ihr nichts anderes
als ihre gegenwärtig Gott hingegebene Liebe. Jede Hoffnung auf irgendeine
persönliche Belohnung für die Liebe zu Gott hat sie dahingegeben und geopfert.
Vom menschlichen und irdischen
Standpunkt aus gesehen scheint es so, als ob sich die Seele in den Händen des
grimmig wütenden Feindes befände. Es hat sogar den Anschein, als hätte Gott sie
verlassen und verworfen. Sie mag sich sogar selbst für verloren halten Ohne
Zweifel ist auch sichtbar, daß sie ihre Hoffnung auf Erlösung aufgegeben hat.
Hier sehet ihr ein wahrhaftiges und
großmütiges Opfer, nämlich das gewaltige Unterwerfen einer Seele, die sich
selbst in Gott verliert. Es wird uns hier anschaulich ein strahlend reines Opfer
gezeigt. Diese Opferhingabe ist aus lauterer Liebe geboren, ja aus überströmend
verzehrender Liebe. Die Seele verliert ihre bisherigen selbstsüchtigen
Bestrebungen.
Wir entdecken dabei, daß sie lieber die
Hölle als die Sünde wählt! Trotzdem kann sie dabei nach wie vor das Gefühl
haben, eine schreckliche Sünde zu begehen – was natürlich nicht der Fall ist.
Dieses Schmerzgefühl kann ungewöhnlich tief eindringen. Der Schmerz ist deshalb
vorhanden, weil sie nun ein feineres Empfindungsvermögen dafür hat, daß sie Gott
beleidigt haben könnte. Sie mag sogar laut ausrufen: „Zerbrich und zerstöre
mich, o mein Herr, aber lass nicht zu, daß ich gegen dich sündige!"
Andere Gläubige mögen Furcht vor der
Hölle hegen, weil sie darin die Strafe für ihre Sünden sehen. Aber hier ist eine
Seele, die danach verlangt, lieber in die Hölle gestoßen zu werden, als
willentlich gegen ihren Gott zu sündigen. Wenn sie geistlich mehr gefördert ist,
wird dieses Gefühl der Unwürdigkeit vor dem Herrn schwinden. Es verliert sich
aber als Frucht der Übergabe, der Geduld und der inwendigen Stille.