Kirche Weitental

†  Gott ist die Liebe - Er liebt dich  †
 Gott ist der beste und liebste Vater, immer bereit zu verzeihen, Er sehnt sich nach dir, wende dich an Ihn
nähere dich deinem Vater, der nichts als Liebe ist. Bei Ihm findest du wahren und echten Frieden, der alles Irdische überstrahlt

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Madam Guyon (3)

 

Rechtfertigungen der Lehre

 

„Rechtfertigungen“ (Justifications) – so der Titel der vorliegenden Broschüre – sind zu Recht den wahren Christusnachfolgern alter und neuer Zeit fremd. Erinnern sie doch nicht zuletzt an weltförmige Selbstbehauptung, Leugnung vorhandener Schuld, an ichhaftes Aufbäumen des fleischlich gesonnenen Menschen. Die vorliegende Textauswahl aus dem im französischen Original über 1200 Seiten umfassenden Werk entstammt jedoch einem anderen Grunde und eröffnet eine andere Absicht.

 

Asuzug:

Wie tiefgehend sind wir gewillt, unseren eigenen Willen an Gott zu überlassen? Und wie weit ist solches angemessen? Wo sind die Grenzen des Gehorsams zu ziehen, die Endpunkte der Überlassung auszuloten, und wie abgrundtief kann die letztendliche Ergebenheit des Willens gehen? Das Hohelied gibt uns hiezu einen möglichen Anhaltspunkt in Kapitel 5, denn dort sehen wir eine Seele, die sogar ihre Hoffnung auf das ewige Leben aufgibt.

Damit ist nicht gesagt, daß dieser Seele das ewige Leben nun auch genommen wäre. Sie ging in ihrer Hingabe lediglich so weit, daß sie sogar diese Hoffnung Gott darbrachte. Nun blieb ihr nichts anderes als ihre gegenwärtig Gott hingegebene Liebe. Jede Hoffnung auf irgendeine persönliche Belohnung für die Liebe zu Gott hat sie dahingegeben und geopfert.

Vom menschlichen und irdischen Standpunkt aus gesehen scheint es so, als ob sich die Seele in den Händen des grimmig wütenden Feindes befände. Es hat sogar den Anschein, als hätte Gott sie verlassen und verworfen. Sie mag sich sogar selbst für verloren halten Ohne Zweifel ist auch sichtbar, daß sie ihre Hoffnung auf Erlösung aufgegeben hat.

Hier sehet ihr ein wahrhaftiges und großmütiges Opfer, nämlich das gewaltige Unterwerfen einer Seele, die sich selbst in Gott verliert. Es wird uns hier anschaulich ein strahlend reines Opfer gezeigt. Diese Opferhingabe ist aus lauterer Liebe geboren, ja aus überströmend verzehrender Liebe. Die Seele verliert ihre bisherigen selbstsüchtigen Bestrebungen.

Wir entdecken dabei, daß sie lieber die Hölle als die Sünde wählt! Trotzdem kann sie dabei nach wie vor das Gefühl haben, eine schreckliche Sünde zu begehen – was natürlich nicht der Fall ist. Dieses Schmerzgefühl kann ungewöhnlich tief eindringen. Der Schmerz ist deshalb vorhanden, weil sie nun ein feineres Empfindungsvermögen dafür hat, daß sie Gott beleidigt haben könnte. Sie mag sogar laut ausrufen: „Zerbrich und zerstöre mich, o mein Herr, aber lass nicht zu, daß ich gegen dich sündige!"

Andere Gläubige mögen Furcht vor der Hölle hegen, weil sie darin die Strafe für ihre Sünden sehen. Aber hier ist eine Seele, die danach verlangt, lieber in die Hölle gestoßen zu werden, als willentlich gegen ihren Gott zu sündigen. Wenn sie geistlich mehr gefördert ist, wird dieses Gefühl der Unwürdigkeit vor dem Herrn schwinden. Es verliert sich aber als Frucht der Übergabe, der Geduld und der inwendigen Stille.

Lasst uns diese außerordentliche Sichtweise von Hingabe und Überlassung vor Augen haben, wenn wir uns auf die Wege des inneren Lebens begeben.

Madam Guyon - Rechtfertigungen der Lehre

 

 
 

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