Johannes Maria Vianney wurde am 8. Mai 1786 in
Dardilly in der Nähe von Lyon als viertes von sechs Kindern geboren. Die
Mutter hatte ihn nach dem Brauch der Zeit schon dem lieben Gott geweiht, als
sie ihn noch unter dem Herzen trug. Johannes Maria wurde bereits am Tag der
Geburt getauft und erhielt den Namen seiner Paten, Johannes Maria. Seine
Mutter weihte ihn schon ganz früh in die religiösen Dinge ein. Schon im
Alter von 18 Monaten kniete er beim Abendgebet und betete mit seinen
Geschwistern.
Die ersten Worte, die seine Mutter ihm beibrachte,
waren die heiligen Namen „Jesus“ und „Maria“. Eines Tages bekam er eine
Muttergottesstatue geschenkt. Diese wurde von nun an seine „große Liebe“.
Sechzig Jahre später, kurz vor seinem Tod, sagte er: „O wie ich diese Statue
geliebt habe! Ich konnte mich Tag und Nacht nicht von ihr trennen und hätte
nicht ruhig schlafen können, wenn ich sie nicht neben mir im Bett gehabt
hätte“, und er fügte noch die Worte hinzu, die von einer geheimnisvollen
Poesie erfüllt sind: „Die Mutter Gottes ist meine älteste Liebe. Ich habe
sie geliebt, noch bevor ich sie gekannt habe.“
Ein besonderes Ereignis wurde für ihn, als er zum
ersten Mal zur heiligen Messe mit der Mutter mitgehen durfte. Bereits im
Alter von vier Jahren begleitete er regelmäßig seine Mutter zur Hl. Messe.
1799 erhielt er mitten im Gewirre der Folgen der französischen Revolution in
einem Privathaus von Ecully von einem der verbannten Priester die
Erstkommunion.
1801 schloss Napoleon mit dem Papst ein Konkordat
ab. Inzwischen kehrte auch nach Dardilly wieder ein Priester zurück. Aus dem
kleinen Johannes-Maria war inzwischen ein Jugendlicher geworden. In ihm
wuchs immer mehr der Wunsch, ganz dem lieben Gott zu dienen und Seelen zu
retten. Er wollte Priester werden. Johannes Maria weihte bald darauf seine
Mutter in seinen Wunsch ein, die ihn darin bestärkte. Eines Tages erfuhr es
auch der Vater, doch der war am Anfang strikt dagegen.
Als 1804 in Ecully Karl Balley die Pfarrei übernahm,
eröffnete sich plötzlich eine neue Perspektive. Die Hauptsorge von Pfarrer
Balley galt vom ersten Tag an dem Priesternachwuchs, sodass er eine kleine
Priesterschule eröffnete. Johannes Maria wurde nach einigen Verzögerungen in
der Schule aufgenommen. Bald stellte sich heraus, dass er große
Schwierigkeiten mit dem Erlernen von Latein hatte. Die harte Arbeit auf dem
Bauernhof hatte zwar seine Beobachtungsgabe und sein Urteilungsvermögen
geschärft, das theoretische Denken war dabei aber zu kurz gekommen.
Inmitten der „Trostlosigkeit des Lernens“ bekam er
den Trost der Firmung zu spüren, den ihm der Oberhirte von Lyon, Joseph
Fesch, der Bruder der Mutter Napoleons, spendete. Als Firmpatron erwählte er
sich Johannes den Täufer und unterschrieb fortan mit ‘Jean Marie Baptiste
Vianney’. In der späteren Kirche in Ars bekam Johannes der Täufer sogar eine
eigene Kapelle.
Die Lernschwierigkeiten machten ihm immer mehr zu
schaffen. Im Sommer 1806 machte er eine Pilgerfahrt zum Grab des heiligen
Franz Regis. Johannes Maria bat den Heiligen, ihm beim Studium zu helfen.
Die Wallfahrt bewirkte zwar kein sofortiges Wunder, aber das Lernen ging
jetzt doch etwas leichter.
Inzwischen gab es ein neues Hindernis. Napoleon
brauchte für seine Schlachten immer mehr Soldaten. Im Herbst 1809 sollten
sogar die Seminaristen in den Krieg ziehen. Auch Johannes-Maria erhielt den
Stellungsbefehl. Er zog ins Lager, wo ihn allerdings sofort verschiedene
Krankheiten ergriffen. Nach der Gesundung bekam er den Befehl, an die
spanische Grenze zu gehen. Durch ein Missverständnis versäumte er die eigene
Truppe. Johannes Maria wurde beauftragt, der Truppe sofort zu folgen. So
machte er sich alleine auf den Weg. Durch verschiedene Umstände erreichte er
die Truppe nicht und wurde in einem Dorf aufgenommen, die ihn vor den
Soldaten Napoleons versteckten. Die "Erlösung" kam 1810, als Napoleon
erklärte, dass die desertierten Rekruten amnestiert seien. 1811 kehrte er in
das Pfarrhaus von Ecully zurück. Bald darauf starb seine Mutter am 8.
Februar 1811.
Johannes kehrte nun ins Pfarrhaus nach Ecully
zurück, wo Pfarrer Balley immer mehr sein Vorbild wurde. Am 28. Mai 1811
empfing er die Tonsur. Von nun an war er Kleriker. Im nächsten Jahr schickte
ihn Balley nach Verrières ins Kleine Seminar zum Philosophiestudium. Im
Herbst kam er dann ins Große Seminar nach Lyon. Leider blieben dort die
Erfolge seiner Studien aus, sodass er wieder zurückgeschickt wurde. Er ging
wieder zu Pfarrer Balley, der ihn jedoch ermutigte, weiterzumachen. Einige
Monate später trat Johannes-Maria erneut zu einer Prüfung an. Auch diesmal
war die lateinische Sprach ein großes Hindernis. Ein Prüfungsbeisitzer
veranlasste schließlich, dass man den Prüfling auf Französisch befragte. Das
Ergebnis war etwas besser, aber ebenfalls noch nicht genügend. Am nächsten
Tag ging Pfarrer Balley gemeinsam mit Groboz, dem erzbischöflichen Sekretär,
zum Generalvikar Courbon. Den beiden Männern gelang es, Bochard zur Zusage
zu einer neuen Prüfung zu bewegen. Am nächsten Tag kam der Generalvikar
selbst mit dem Seminarvorstand nach Ecully, um an Ort und Stelle die Prüfung
abzunehmen. Für den armen Vianney stellte dies wahrlich eine Erleichterung
dar, da er in gewohnter Umgebung seine Prüfungsangst ablegen konnte. Die
Prüfer fragten ihn auf Französisch, und er gab überraschend gute Antworten.
Man war mit ihm zufrieden.
Die Entscheidung lag nun beim Generalvikar. Folgende
berühmte Fragen sollte nun Courbon, der Generalvikar, der seit der
Verbannung des Bischofs die Diözese leitete, stellen: "Ist Vianney fromm?
Verehrt er die Gottesmutter? Kann er den Rosenkranz beten? - Ja, er ist ein
Vorbild an Frömmigkeit. - Ein Vorbild! Gut, ich berufe ihn. Die Gnade Gottes
wird den Rest machen." Damit bewies der Bischofsvertreter eine "Genialität
des Herzens", die im Rückblick alle Anerkennung verdient, wenn sie auch das
Kopfschütteln sämtlicher Examinatoren hervorrief.
Im Mai 1815 kehrte Johannes Maria ins
Priesterseminar zurück, um Exerzitien zu machen. Am 23. Juni wurde er zum
Diakon geweiht. Am Mittwoch, dem 9. August, holte der Weihekandidat im
Erzbischöflichen Sekretariat zu Lyon seine Papiere ab. Darin hieß es, dass
ihn der Bischof von Grenoble für die Diözese Lyon weihen könne, jedoch mit
der Einschränkung, dass er erst zu einem späteren, dem Ermessen seines
kirchlichen Oberen gutdünkenden Zeitpunkt die Sündenvergebungsgewalt
erlangen sollte. „Man traute ihm die Fähigkeit der Unterscheidung der Sünden
nicht zu. Vianney hatte diesen kränkenden Vorbehalt entgegenzunehmen, er,
der später der größte Beichtvater des Jahrhunderts werden sollte!“ Am 13.
August 1815 wurde er dann in Grenoble von Bischof Msgr. Simon zum Priester
geweiht.
Johannes Maria wurde nach der Weihe zum Vikar in
Ècully ernannt. Der junge Kaplan hatte das seltene Glück, einen Heiligen als
Lehrer und Vorgesetzten zu haben. Die beiden beteten meist gemeinsam, und
soweit es sich machen ließ, auch zur offiziellen Stunde das Brevier. Eine
herzliche Freundschaft verband die Priester. Pfarrer Balley wurde immer mehr
Vianneys geistlicher Vater. „Ohne diese prachtvolle Priestergestalt gäbe es
keinen heiligen Pfarrer von Ars. Georges Bernanos setzte ihm im ‘Tagebuch
eines Landpfarrers’ in der Figur des Pfarrers von Torcy kein historisches,
aber dafür ein dichterisches Denkmal von unvergänglichem Wert.“ Zweieinhalb
Jahre durfte Johannes Maria Vianney als Vikar an der Seite von Pfarrer
Balley wirken. Der Pfarrhaus von Ecully wurde zum Schauplatz eines "heiligen
Wettstreites". Die beiden Priester wollten einander im Bußetun übertreffen.
Diese ungewöhnliche Herzensfreundschaft zwischen Kaplan und Pfarrer sollte
aber nicht mehr lange währen. Der körperliche Zustand von Pfarrer Balley
verschlechterte sich mit jedem Tag. Im Winter 1817 wurde er schwer krank.
Johannes-Maria Vianney spendete ihm die Sterbesakramente. Das letzte, was er
für den zu seinen Füßen schluchzenden Kaplan als schönste und edelste Frucht
seines ganzen Priesterwirkens hatte, war sein Segen. "Behüt Dich Gott,
liebes Kind! ... Hab’ Mut! ... Hör’ nicht auf, den Herrn zu lieben und Ihm
zu dienen! Denk’ im heiligen Opfer an mich! ... Dort oben werden wir uns
wieder sehen ...!" Wenig später hauchte er seine Seele aus. Vianney beweinte
seinen priesterlichen Freund wie ein Sohn seinen Vater.
Zwei Monate nach dem Tod von Balley wurde
Johannes-Maria vom Generalvikar zum Pfarrer von Ars ernannt. Von nun an
sollte sein Wirken ganz andere Dimensionen bekommen. Bei seiner Ernennung
sagte der Generalvikar zu ihm: „Gehen Sie, mein Freund, es ist nicht viel
Gottesliebe in dieser Pfarrei. Sie sollen ihr diese bringen.
Ars liegt etwas mehr als dreißig Kilometer nördlich
von Lyon und war - als Vianney dorthin berufen wurde - ein kleines Dorf mit
nur zweihundertdreißig Einwohnern. Am 3. Februar 1818 verrichtete Johannes
Maria seinen letzten Dienst in Écully . Am 9. Februar 1818 machte sich
Johannes Maria Vianney, ehemaliger Vikar von Écully, frühmorgens auf den Weg
in seine neue Pfarre, sein neues Dorf Ars. Kurz vor Ars verirrte sich
Johannes Maria. Er traf wenige hundert Meter von Ars entfernt den
Hirtenjungen Antoine Givre, der ihm den Weg nach Ars zeigte. Im Anschluß an
diese Handlung erfolgte eine der wohl berühmtesten Aussagen des
Johannes-Maria Vianney: "Du hast mir den Weg nach Ars gezeigt; ich werde Dir
den Weg zum Himmel zeigen." Antoine Givre sollte später der erste Bewohner
von Ars sein, der nach dem Heiligen starb. Beim Anblick des Dorfes sank
Johannes-Maria in die Knie und begann zu seinem Schutzengel zu beten. Dabei
dachte er sich: "Wie klein das Dorf doch ist!" und sogleich wurde er wieder
von einer jener Visionen, die ihn sein Leben lang erleuchten sollten,
erfasst, die ihm sagte: "Diese Pfarre wird die Menschen nicht fassen, die
später einmal hierher kommen werden."
Sofort nach der Ankunft in Ars besuchte Vianney die
Kirche. Verödet lag das Heiligtum, in dem seit Wochen kein Gottesdienst mehr
gehalten wurde, da. Die Kirche war lange ohne Beter, der Altar ohne Schmuck.
Das ewige Licht war erloschen, doch das Allerheiligste gab es noch. Johannes
Maria warf sich auf die Stufen nieder und verweilte lange im Gebet. Beim
Besichtigen des Pfarrhofs wuchs seine Unzufriedenheit, da sich einerseits
eine verwahrloste Kirche in Ars befand, gleichzeitig aber das Pfarrhaus mit
den feinsten Möbeln ausgestattet war. Am nächsten Tag läutete er zur Messe,
was aber vorerst nur ganz wenige wahrhaben wollten. Trotzdem erfuhr auch
bald der letzte Mensch im Dorf, dass ihr Pfarrer angekommen war, und jetzt
an jedem Morgen die hl. Messe in der Kirche gefeiert wurde. Am gleichen Tag
fuhr Vianney zu dem Schlossfräulein, um sich vorzustellen und um ihr all die
schönen Möbel aus dem Pfarrhaus wieder zu bringen. Nach einem kurzen
Gespräch verließ er das Schloss wieder. Im Anschluß an dieses Treffen sagte
das Schlossfräulein zu ihrem Diener: "Der Bischof hat uns einen guten und
eifrigen Priester geschickt. Er will nichts für sich, aber alles für seine
Kirche und den Heiland. Ars kann sich Glück wünschen zu einem solchen
Seelsorger." Beim Einführungsgottesdienst am 13. Februar 1818 versammelte
sich fast die ganze Gemeinde, um ihn zumindest einmal gesehen zu haben.
Johannes Maria Vianney wurde gleich bei der ersten Messfeier von so manchem
bewundert. Seine tiefe Art, wie er die Messe feierte, ließ schon am Beginn
keinen unbewegt. "Wir haben eine arme Kirche, aber wir besitzen einen
heiligen Priester", meinte Bürgermeister Mandy.
Johannes Maria war relativ rasch über den Zustand
seiner Gemeinde im Bilde. Die Einwohner zeigten ihrem Pfarrer die kalte
Schulter; sie waren an einem kirchlichen Leben nicht im Geringsten
interessiert. Vianney wusste, dass er seine Pfarrei zur Umkehr bewegen
musste. In der ersten Zeit seines Wirkens versuchte er auf verschiedene
Weise ein Leben in Heiligkeit zu gestalten. Er verbrachte viele Stunden auf
den Knien in der Kirche und lebte in den ersten Jahren ein ungewöhnlich
asketisches Leben. Seine Hauptmahlzeit bestand aus Kartoffeln, die er
jeweils für eine ganze Woche kochte. Es störte ihn nicht, wenn sie am Ende
der Woche schimmelig waren. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit in Ars
versuchte Johannes Maria, seine Pfarrkinder kennenzulernen und absolvierte
viele Besuche bei den Familien. Der Kampf um die „Seele von Ars“ sollte zwar
ein Leben lang dauern, trotzdem war es vor allem das erste Jahrzehnt, in dem
sich in Ars die wichtigsten Veränderungen ergaben. Neben dem Gebet und dem
Verzicht auf Schlaf und Nahrung verwendete Johannes-Maria auch eine
Bußgeißel, um bei Gott die Bekehrung der Seelen von Ars zu erwirken. Später
bezeichnete er aber das Geißeln selbst als "jugendliche Torheit" und meinte
dazu: "Der Teufel macht sich wenig aus der Bußgeißel und anderen
Bußinstrumenten. Was ihn aber zur Raserei bringt, das sind Enthaltsamkeit im
Trinken, Essen und Schlafen. Nichts fürchtet der Teufel mehr als gerade das
- nichts aber ist auch Gott angenehmer."
Das Gebetsleben der Pfarrei lag in den ersten Jahren
darnieder. Eines Tages, als Johannes Maria Vianney wieder einmal am frühen
Morgen zur Kirche ging, sah er in der Kirche den Bauern, Vater Louis
Chaffangeon, wie er im Gebet vor dem Allerheiligsten verweilte. Louis
Chaffangeon war eine der Ausnahmen von Ars; er besuchte ganz von Anfang an
regelmäßig vor Beginn seiner Arbeit die Kirche. Seinem Nachbarn, der
ebenfalls auf dem Feld arbeitete, fiel das lange Fehlen auf, und er stellte
ihn zur Rede. Bei Trochu findet man dazu folgende Dialoge: "Ich schaue den
guten Gott an und der gute Gott schaut mich an." Der Pfarrer war dadurch
noch mehr motiviert, den Leuten das Gebet beizubringen. Er reaktivierte für
die Männer eine Sakramentsbruderschaft und für die Frauen eine
Rosenkranzbruderschaft.
Ein wichtiges Anliegen waren ihm auch die Kinder.
Schon in seiner Tätigkeit in Écully hatte Johannes Maria Vianney einen
ungewöhnlichen Zugang zu Kindern. Er schaffte dadurch besser den Zugang zu
den Eltern.
Ein besonderes Anliegen in den ersten Jahren war für
Johannes Maria Vianney auch die Ausstattung der Kirche. Diese wurde von nun
an ständig erneuert. Am 20. Juni 1821 wurde Ars zur Pfarre erhoben, und
Johannes Maria Vianney war nun auch formell Pfarrer von Ars. Die erste
Seitenkapelle in der Kirche widmete er der Muttergottes. 1823 ließ er zu
Ehren von Johannes dem Täufer eine Kapelle errichten. Später errichte
Johannes Maria weitere Seitenkapellen, die heute noch vorhanden sind.
Das Tanzen und das Wirtshausleben waren von Anfang
an einer der Hauptangriffspunkte seiner Tätigkeit in Ars. Obwohl Ars ein
kleines Dorf war, gab es vier Wirtshäuser, wo sich am Wochenende auch die
Menschen aus den Nachbarorten trafen. In diesen Gaststätten floss der
Alkohol in Strömen. Außerdem trafen sich zu jedem Anlass die Menschen zum
Tanz. Fünfundzwanzig Jahre brauchte er, um dieses „Tanzlaster“ aus Ars zu
verbannen. Natürlich traf seine Einstellung zum Tanz auf sehr viel Spott,
dem er aber trotzte. Mit Vehemenz griff er in seinen Predigten immer wieder
den Tanz auf. Mit einer großen Geistesschärfe erklärte er: "Eines Tages
stand ich vor einem großen Feuer. Ich nahm eine Handvoll ganz trockenen
Strohes und warf dies hinein mit der Bemerkung, nicht zu verbrennen. Die
dabei standen und alles beobachteten, lachten mich aus und spöttelten: Das
haben Sie zwar gut sagen, aber das wird nicht verhindern, dass das Stroh
dennoch verbrennt. - Und was sollte ich diesen Menschen darauf zur Antwort
geben? Und Sie, gute Mutter, was denken Sie darüber? Erkennen Sie sich in
dieser Sache nicht selbst wieder? ... Geschah es nicht, dass Sie Ihrer
Tochter erklärten: Meinetwegen kannst Du wohl zum Tanzen gehen, aber schicke
Dich! Der Teufel umgibt eine Tanzveranstaltung gleich einer Mauer um einen
Garten. Der Tanz ist jener Strick, mit dem der Teufel die meisten Seelen in
die Hölle zieht. Wer zum Tanzen geht, lässt vielfach seinen Schutzengel an
der Türe zurück und der Teufel ersetzt ihn, so dass es im Tanzsaal alsbald
ebensoviel Teufel wie Tänzer und Tänzerinnen gibt."
Mit gleicher Heftigkeit griff Vianney auch immer
wieder die Wirtshäuser an: "Das Wirtshaus, das ist die Werkstatt des
Teufels, jene Schule, wo die Hölle ihren Unterricht gibt, der Ort, wo man
die Seelen verkauft, wo die Ehen zerstört werden, wo die Gesundheit
untergraben wird, wo der Streit anfängt und die Morde begangen werden." Im
Laufe der Zeit mussten schließlich alle Wirtshäuser schließen.
Anfang 1823 fand in Trévoux eine Volksmission statt,
wo der Pfarrer von Ars das erste Mal außerhalb seiner Pfarre - abgesehen von
seinem Wirken als Kaplan in Écully - als Beichtvater auftrat. Damals wurde
sein Beichtcharisma erstmals außerhalb seiner Pfarre bekannt. Je länger er
in Ars wirkte, desto mehr nahm im Laufe der Zeit die Zeit fürs Beichthören
zu.
Neben seinem Ruf als Beichtvater wurde bereits in
den ersten Jahren auch sein Predigdienst immer mehr gefragt. Beim Predigen
sprach er in Écully noch ziemlich leise, in Ars selber wurde er aber in
seiner Anfangszeit oft ziemlich laut. Gefragt darüber, warum er die Gebete
so leise spreche und die Predigt herausschreie, antwortete er: "Gott hört
mich bei der leisesten Äußerung, aber meine Gemeinde ist taub." Seine
Predigten waren nicht frei von Moralismus, oft verwendete er auch sehr harte
Ausdrücke. Nie kam er irgendwelchen Trends der Zeit entgegen. Er sprach sich
beispielsweise vehement gegen das Fluchen der Männer und das Tanzen der
jungen Frauen aus. Das Seltsame ist aber, dass er trotz dieser scheinbar
„schwachen“ Predigten das Volk von Ars berühren konnte.
In den ersten Jahren gab es auch einen Versuch, die
Ehre des Hl. Pfarrers von Ars zu ruinieren. Gegen Ende des Jahres 1826 starb
die Witwe Matin, deren Tochter Christine dem Tanzfieber verfallen war.
Christine geriet daraufhin in eine Lethargie, die auch vom Pfarrer von Ars
wahrgenommen wurde. Als sich herausstellte, dass das Mädchen ein Kind
erwartete, herrschte im ganzen Dorf ziemliche Unruhe. Doch Pfarrer Vianney
nahm sie in Schutz. „Weil ich die Sünde hasse, liebe ich den Sünder“,
antwortete er den Menschen von Ars. Es war eine dunkle Nacht im September,
als Christine ihr Kind zur Welt brachte. Dies erregte noch mehr den Spott
von einigen Dorfbewohnern, vor allem der jungen Burschen. Als der Pfarrer
von Ars sie beschützen wollte, wurde in einem der Wirtshäuser das Gerücht in
Umlauf gesetzt, dass vielleicht doch der Pfarrer von Ars der Vater sein
könne. Nach einiger Zeit war Christine plötzlich verschwunden. Sie hatte den
Druck der Mitmenschen nicht mehr ausgehalten und war in die Saône
gesprungen. Als der Pfarrer den Leichnam der Selbstmörderin auf dem Friedhof
begraben ließ, löste dies neue Proteste aus. Mutter Renard - die
Haushälterin des Pfarrers - weigerte sich ebenfalls, das Kind von Christine
zu behalten, worauf es der Pfarrer von Ars in das von ihm errichtete
Mädchenwaisenhaus Providence brachte und sagte: „Das schickt euch der liebe
Gott“. Selbst Katharina Lassagne, die Leiterin des Waisenhauses, plagten
Zweifel an Johannes Maria Vianney. Inzwischen wurden die Verleumdungen immer
mehr, und so wurden sogar niederträchtige Briefe vor dem Pfarrhaus
deponiert. Doch der Pfarrer von Ars schwieg beharrlich zu all den Vorwürfen
gegen seine Person, obwohl er dabei Furchtbares durchmachen musste. Er
sagte: „Ja, ich leide, wie ich nie zuvor gelitten habe. Gegen dieses Leid
war alles andere nichts."
Als Ausweg aus dieser Krise ließ der Dechant eine
Pfarrmission in Ars organisieren. Kartäusermönche aus Lyon predigten
tagelang auf der Kanzel und verteidigten den Pfarrer, doch die Leute von Ars
sagen sich: „Wenn er selbst nicht spricht, wie soll man ihm dann glauben?“
Am dritten Tag nach Beginn der Mission ereignete sich allerdings ein Unfall,
und es kam zur Wende. Ein Pferdeknecht des Bauern Trève, der sich über den
Pfarrer von Ars im Wirtshaus lauter als alle anderen lustig gemacht hatte,
wurde von einem Hufschlag getroffen und rief in seinem Todeskampf nach einem
Kartäuser. Nach der Beichte ließ der Priester sofort den Bürgermeister des
Dorfes und andere Ehrenmänner holen und forderte sie auf, das Geständnis des
Sterbenden zu hören: „Ich bin der Vater des Kindes, das Christine Matin
geboren hat. Ich habe es dem Pfarrer Vianney längst schon in der Beichte
bekannt, aber er hat nicht gesprochen ...“ Wenige Augenblicke nach dem
Geständnis starb er. „Er war es, der am meisten über den Pfarrer gelästert
hat!“, sagte der Bauer Trève - aufs tiefste erschüttert. Sofort verbreitete
sich die Nachricht im ganzen Dorf. Doch Johannes-Maria Vianney hatte
inzwischen den Rücktritt als Pfarrer eingereicht und wollte fliehen. Durch
dieses Ereignis wurde die Pfarre allerdings so erschüttert, dass die
Pfarrmission zu einem gigantischen Erfolg wurde. Fast das gesamte Dorf
bekannte seine Sünden und keiner sprach mehr schlecht über den Pfarrer. Nach
zehn Jahren Wirken konnte man sagen: „Ars ist nicht mehr Ars!“
Das Wirken des Pfarrers hatte sich inzwischen immer
weiter verbreitet. Bereits ab 1830 stieg der Pilgerstrom gewaltig an. Der
Bischof hatte dem Pfarrer von Ars inzwischen untersagt, an Exerzitien
teilzunehmen. Von 1836 an musste dreimal in der Woche zwischen Ars und
Trévoux ein Postwagen eingesetzt werden, und von 1840 an zwischen Ars und
Lyon sogar täglich. In Perrache, dem größten Bahnhof Lyons, wurde bald auch
ein eigener Schalter für den Verkauf der Fahrkarten nach Ars eröffnet. Da
man in Ars selber oft sehr lange auf die Beichte beim Pfarrer warten musste,
hatten diese Karten acht Tage Gültigkeit. Inzwischen gab es in Ars statt der
so genannten „wilden Wirtshäuser“, die nach und nach auf Druck des Pfarrers
schließen mussten, neue Gaststätten, die mit Erlaubnis des Pfarrers von Ars
eröffnet wurden, um für die Pilger sorgen zu können.
Immmer wieder passierten im Zusammenhang mit dem
Pfarrer von Ars Wunder und Heilungen. Für den Pfarrer von Ars waren diese
Wunder nicht unbedingt sehr willkommen, da sie zu sehr Aufsehen über seine
Person erregten, was ihm zuwider war. Er kam daher auf die Idee, in Ars eine
neue Heilige zu „installieren“, um von sich selbst abzulenken, und so bekam
er eines Tages von einer reichen Familie die Reliquie der heiligen Philomena
geschenkt, die zum Zeitpunkt vor allem in Italien und Frankreich stark
verehrt wurde. Johannes Maria baute ihr in der Kirche von Ars eine
Seitenkapelle und förderte nunmehr ihre Verehrung. Von diesem Zeitpunkt an
schrieb er jedes Wunder in Ars der Heiligen zu.
Im Jahre 1843 wurde Johannes Maria von einer
schweren Krankheit getroffen. Am Abend des 3. Mai 1843 wurde er von Fieber
und heftigen Atembeschwerden befallen und ins Pfarrhaus gebracht. Der
herbeigeholte Arzt, Dr. Saunier, erstellte die Diagnose: Lungen- und
Rippenfellentzündung. Sein Zustand aber verschlechterte sich weiters. Ganz
Ars zittert um seinen Pfarrer. Viele Pfarrangehörige und Pilger versammelten
sich vor der heiligen Philomena, die im Glanz unzähliger Kerzen erstrahlte.
Am 11. Mai begann die Agonie, und so erhielt Vianney die Sterbesakramente.
Zudem weihte er sich der heiligen Philomena. Am 12. Mai atmete der Pfarrer
noch immer. Plötzlich aber kam er wieder zu vollem Bewusstsein und sagte zu
seinem Schulleiter Pertinand, der an seinem Bett wachte: "Ich bin geheilt!"
Der Pfarrer von Ars schrieb diese seine Heilung der Fürsprache der heiligen
Philomena zu.
Im selben Jahr kam ihm erneut der Gedanke, von Ars
zu fliehen. Bereits 1840 hatte er einen Fluchtversuch unternommen und wollte
weggehen. Bei Hünermann wird die damalige Flucht so beschrieben: "Wohin
gehst du, Johannes Vianney?“ „Ich suche dich in der Einsamkeit, o Herr!“,
stammelte der Priester. „Ich bitte dich, lass mich gehen!“ Aber er vernahm
vom Kreuz, das in der Finsternis unsichtbar blieb, die Antwort des Herrn:
„Nicht in der Einsamkeit suche mich, Johannes Vianney, sondern in den
Seelen, die mein Erbarmen zu dir führt! Eine einzige Seele wiegt mehr als
alle Gebete, die du in der Einsamkeit verrichten könntest. Geh zurück,
Johannes Vianney! Geh in deine Kirche! Ihre Wunden warten auf den
barmherzigen Samariter." Da kehrte der Pfarrer von Ars um und ging nach Ars
zurück. Auch im Jahre 1843 passierte ähnliches. Vianney floh nach Dardilly,
um dort ein Leben in Einsamkeit zu führen. Doch auch dieser Plan ging
schief, und so kehrte Vianney nach ein paar Tagen wieder nach Ars zurück.
Walter Nigg schrieb zu den Fluchtversuchen des Pfarres: "Für Vianney wurde
die Sehnsucht nach Einsamkeit zur Versuchung; immer wieder trat sie an ihn
heran und wurde in nächtlichen Stunden übermächtig. Ist er der Versuchung
erlegen? Zum Teil ja, warum sollte ein Heiliger nicht schwach werden? Aber
der Allmächtige bewahrte ihn doch immer rechtzeitig davor, dem Willen des
Allerhöchsten zuwider zu handeln. Gott hatte ihn auf den Platz von Ars
gestellt, und deswegen gelang ihm die Flucht auch nie. Die Einwohner des
Dorfes vereitelten sie, umringten ihn und flehten ihn an: ‘Bleiben Sie doch
bei uns!’ In der ganzen Lebensgeschichte Vianneys gibt es vielleicht kein
rührenderes Wort als diese Bitte der einfachen Bewohner von Ars. Es war
weder ein tiefsinniges noch ein grandioses Flehen, und doch ergriff diese
Bitte sein Herz.
Die letzten Jahre im Leben des Pfarrers von Ars
wurden von drei „marianischen Ereignissen“ überschattet. Das erste Ereignis,
die Marienerscheinung von La Salette, fand 1846 statt. Im Jahre 1854 wurde
das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verkündet, und schließlich
begannen 1858 die Marienerscheinungen von Lourdes. Von gewissem Einfluss auf
einige Jahre seines Wirkens waren die Marienerscheinung von La Salette. Am
24. September 1850 kam überraschend der Hirtenjunge Maximin nach Ars. Als
der Pfarrer von Ars erfuhr, dass er ihn am nächsten Tag sehen würde, erlebte
er eine sehr unruhige Nacht, da er noch immer nicht genau wusste, was er von
den Marienerscheinungen halten sollte. Am nächsten Tag kam es zum
Aufeinandertreffen der beiden. Durch einen unglücklichen Zufall war der
junge Seher bereits vorher mit Kaplan Raymond zusammengetroffen, der ihn
nicht gerade freundlich behandelt hatte. So kam es dazu, dass ein gereizter
Maximin auf den Pfarrer von Ars traf. Durch einen missverständlichen Dialog
bzw. durch das Schweigen des jungen Menschen wurde Johannes Maria Vianney
schließlich ziemlich skeptisch. Am Schluss des mehr als unglücklichen
Zusammentreffens reiste Maximin überstürzt ab. Die Zweifel des Pfarrers von
Ars nahmen nun derart überhand, dass er sogar ein Bild von La Salette aus
dem Pfarrhaus abnehmen ließ. Der übereifrige Pfarrvikar Raymond verkaufte
nun die Skepsis des Pfarrers sofort an die Medien, die auch damals schon auf
derartige Sensationen warteten. So wurde bald bekannt gemacht, dass der
Pfarrer von Ars nicht mehr an die Erscheinungen von La Salette glaubte.
Doch bereits 1851 wurden die Erscheinungen von La
Salette vom Erzbischof von Grenoble und nicht viel später auch von Papst
Pius IX. anerkannt, so dass Vianney nun wirklich in eine „merkwürdige“
Situation geriet, indem die Kirche nun an „etwas“ glaubte, woran er noch
immer ziemliche Zweifel hegte. Fast acht Jahre litt er unter diesen
Zweifeln, bis wieder einmal Gott ihm auch in dieser Frage eine klare Antwort
gab. Eines Tages hatte er die jahrelange Unsicherheit satt und beschloss,
die Madonna um ein Zeichen zu bitten. Wieder einmal kam Vianney in einen
finanziellen Engpass. Es war ein Mietzins für dreißig arme Pächter in der
Höhe von 750 Franken fällig. So beschloss er, die Madonna von La Salette um
die Beschaffung dieser Geldsumme zu bitten. Als das Fest des hl. Martinus
immer näher rückte, an dem der Zins fällig war und merkwürdigerweise diesmal
keine Spenden durch die vielen Briefe eingingen, die er täglich erhielt,
durchsuchte er am Martinifest erneut die eingelangte Post. Doch keiner der
Briefe enthielt Geld. Müde erhob er sich vom Sessel und wollte in den
Beichtstuhl zurückkehren, als er am Fußboden noch einen Brief entdeckte. Auf
diesem war kein Absender zu entdecken, aber ein Poststempel: La Salette. Mit
zittriger Hand öffnete er den Brief und fand darin zahlreiche Geldscheine.
Als der Pfarrer von Ars die Scheine zählte, ergab sich die genaue Summe von
750 Franken. Voller Freude über das selbst für ihn unglaubliche Zeichen
stellte er sofort das Bild der Muttergottes von La Salette wieder auf und
hatte ab sofort seinen Glauben an La Salette wieder gefunden. Von nun an
empfahl er in seinen Predigten und Katechesen, an La Salette zu glauben.
In den Jahren vor seinem Tod erkrankte
Johannes-Maria Vianney immer häufiger. Vor allem plagte ihn ein
unaufhörlicher Husten. Bereits Monate vor seinem Tod hatte er ein Vorahnung
von seinem Ende. Im Frühjahr 1859 kniete er wieder einmal vor der heiligen
Philomena. „Es ist der letzte Lenz, der mich zu dir bringt! Den nächsten
feiern wir, will’s Gott, zusammen in der himmlischen Glorie." Am 24. April,
dem Abend des heiligen Osterfestes, versammelte der Pfarrer von Ars Vianney
seine Pfarrgemeinde noch einmal um sich. "Als Moses fühlte, dass er sterben
werde, ließ er sein Volk zusammenkommen. Er erinnerte es an die zahllosen
Wohltaten, mit denen es von Gott überhäuft worden war; er ermahnte es,
Gottes Gebote treu zu halten und dankbar zu sein; dann zeigte er ihm das
verheißene Land."
Im Juli 1859 herrschte in Frankreich eine
erdrückende Hitze. Die Luft im kleinen Kirchlein war so heiß und stickig,
dass die Pilger ständig ins Freie flüchten mussten, um nicht umzufallen. Nur
der arme Pfarrer saß wiederum bis zu 16 Stunden im Beichtstuhl. „Die Hitze
im Beichtstuhl gibt mir eine Vorstellung von der Hölle“, sagte er einmal zu
Catherine Lassagne. Am Freitag, dem 29. Juli, ging er wiederum bereits um
ein Uhr nachts zu seinem Beichtstuhl, hielt seinen Katechismusunterricht und
sprach auch noch das Abendgebet. Anschließend ging er ins Pfarrhaus. Als er
sich um ein Uhr nachts wieder erheben wollte, bemerkte er, dass er dazu
nicht mehr fähig war. Catherine Lassagne, die im Nebenzimmer verweilte,
hörte sein Klopfen und war sofort zur Stelle. "Das ist mein armes Ende! Geht
und holt meinen Beichtvater, den Pfarrer von Jassans." Im Morgengrauen kamen
dann der Arzt und der Pfarrer von Jassans. Vianney legte bei seinem
Beichtvater die Beichte ab. Anschließend brachte Pfarrer Beau das Viatikum.
Zwanzig Priester begleiteten das Allerheiligste mit Kerzen. Als er die hl.
Eucharistie empfing, begann er zu weinen. „Es ist so traurig, zum letztenmal
zu kommunizieren.“ Innerhalb von wenigen Stunden versammelten sich
zahlreiche Priester, Freunde und auch Pilger an seinem Sterbebett und nahmen
Abschied. Bischof Langalerie, der sofort verständigt worden war, kam
ebenfalls herbeigeeilt und war zutiefst erschüttert. Er beugte sich über den
Kranken, und die Tränen Vianneys benetzten sein Brustkreuz.
Am 2. August betrat Pfarrer Raymond, Vianneys
ehemaliger Kaplan, das Zimmer. Unter Tränen brach er neben dem armseligen
Strohsack nieder, auf den man Vianney auf dessen ausdrücklichen Wunsch
gebettet hatte. „Verzeihen Sie mir!“, schluchzte er, der dem greisen Pfarrer
so viel Leid angetan hatte. Vianney umarmte ihn mit großer Herzlichkeit.
„Ihr Besuch ist mir ein guter Trost! ... Ich habe auf Sie gewartet.“
Am gleichen Tag kam ein kleines Mädchen in die
Krankenstube. Sie teilte dem armen Pfarrer mit, dass ihr Großvater im
Sterben liege und um den Segen bitte. „Wer ist dein Großvater, Kind?“, fragt
Vianney. „Anton Givre heißt er! ... Er erzählte immer, er hätte Ihnen den
Weg nach Ars gezeigt, und Sie hätten gesagt, Sie würden ihm dafür den Weg
zum Himmel zeigen.“ „Ja, ich weiß!“, lächelte der Pfarrer von Ars. „Sag
deinem Großvater, morgen bringe ich ihn vor das Himmelstor!“
Am Mittwoch, dem 3. August, gegen zehn Uhr abends,
schien das Ende zu kommen. Toccanier sprach die Sterbegebete und erteilte
den Sterbeablass. Um Mitternacht reichte ihm Monnin das Missionskreuz zum
Kuss und begleitete mit Gebeten den Todeskampf. Am frühen Morgen des 4.
August 1859 starb Johannes-Maria Vianney.
Am Samstag, dem 6. August, wurde der Leib des
Johannes Maria Vianney bestattet. Dreihundert Priester und Ordensleute und
mehr als sechstausend Gläubige gaben Johannes Maria Vianney das letzte
Geleit. Man trug ihn im Triumph durch den Ort. Die Menge, die die Straßen
säumte, sank vor dem Toten in die Knie wie einst vor dem Lebenden. In der
Rede des Bischofs hieß es: „Wohlan denn, du guter und getreuer Knecht, geh’
ein in die Freude deines Herrn! ... In wievielen Jahren, in wievielen
Jahrhunderten hatte man je einen solchen Priester gesehen, einen Priester,
der so viel Frucht brachte, der so heilig war und sich für die Rettung der
Seelen verzehrte? Wir haben viel verloren, so hieß es! Nein, den Pfarrer von
Ars konnte niemand ersetzen.... Ganz Frankreich hatte nunmehr einen Priester
verloren, der ihm zur Ehre gereichte ... Die armen Sünder, ach, was hatten
sie doch in ihm verloren ...!“
Nach dem "Libera" des Bischofs wurde der Sarg in der
Täuferkapelle aufgestellt und am 14. August in einer mitten in der Kirche
von Ars ausgehobenen Gruft beigesetzt.
Drei Jahre später, 1862, wurde der
Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1872 wurde der Pfarrer von Ars von Pius
IX. als verehrungswürdig eingestuft. Am 17. Juni 1904 wurde sein Leib
exhumiert, und man entdeckte seine körperliche Unverwestheit. 1905 sprach
ihn Pius X. vor mehr als 30 000 Gläubigen im Petersdom selig.
Am Pfingstfest des Heiligen Jahres 1925, und zwar am
31. Mai, wurde der Pfarrer von Ars heilig gesprochen. Vor fünfunddreißig
Kardinälen und zweihundert Erzbischöfen und Bischöfen verkündete Papst Pius
XI. die von Gott durch Wunder beglaubigte und von der Kirche amtlich
festgestellte Heiligkeit des „armen Pfarrers von Ars“ und trug ihn in das
Verzeichnis der Heiligen ein.
1929 wurde Johannes Maria Vianney zum Patron aller
Pfarrer der Welt ernannt. „Nun wirkt er vom Himmel aus als ‘Patron aller
Pfarrer und Seelsorger des ganzen Erdkreises’, still und verborgen wie einst
in seinem armen und doch so geliebten Ars - eine brennende Lampe, nein, eine
lodernde Fackel, die hell leuchtet auch im Dunkel unserer Zeit.
Dazu der Kardinal von Paris auf die Frage: Was würde
der Pfarrer von Ars Ihnen und den Pfarrern wohl heute sagen? S.E. André
Vingt-Trois: "Wir sind gerufen, in der Kirche von heute zu leben, in den
Pfarreien von heute. Was den Pfarrer von Ars so vorbildlich machte, waren
nicht der Ort und die Zeit, in der er gelebt hatte, sondern die pastorale
Liebe zu seinem Volk; die Katechese, die er durch seine Predigten, den
Katechismus für groß und klein jeden Tag angeboten hatte; die durch das
Bußsakrament und die Umkehr in seinem Leben dargebotene, auch den anderen
gespendete Barmherzigkeit, die sich darin zeigte, dass er allen Sündern sein
Herz öffnete. Das sind aktuelle Bezugspunkte, ganz gleich, ob man nun der
Dorfpfarrer von Ars ist oder der Erzbischof von Paris. Die Pfarrer des 21.
Jahrhunderts haben die Pflicht, ihr Volk zu lieben, es zu unterweisen, ihm
zu vergeben, die Menschen zur Umkehr zu rufen. Genau deshalb ist der Pfarrer
von Ars ja auch ein so wertvoller Patron für alle Diözesanpriester.
Im Leben Vianneys - wie wir wissen - spielte auch
immer der Teufel eine gewisse Rolle. Die unerklärbarsten und unheimlichsten
Dinge, die in Ars passierten,waren vermutlich auf jenen zurückzuführen, den
Johannes Maria Vianney „Grappin“ nannte. Von 1824 an bis 1858 hatte der
Pfarrer von Ars unter den Nachstellungen des Satansam ärgsten zu leiden. So
erfassten durch die Angriffe Satans unvorstellbare Verzweiflungsakte den
armen Pfarrer, der dadurch ein Martyrium der schlimmsten Art zu erleiden
hatte. Besonders der Glaube, dass er ewig verloren sei, sollte Johannes
Maria Vianney immer wieder zusetzen. Um zu sehen, wie real der Teufel in Ars
gewirkt hatte, sollte man den Erzählungen von Katharina Lassagne Glauben
schenken: „In jenem Jahr, da Pfarrer Vianney sich anschickte, die
Mädchenschule zu gründen - ich glaube, es war 1824 - und wir, Benedikta
Lardet und ich, uns bei den Schwestern vom heiligen Joseph in Fareins
befanden, kamen wir eines Samstags nach Ars zurück, um dort den Sonntag zu
verbringen. An einem dieser Tage erzählte mir der Pfarrer, dass er sich sehr
beunruhigt fühle, weil er nachts im Pfarrhaus Geräusche wahrnehme. Er nehme
an, es handle sich um Diebe oder um jemanden, der ihm Böses antun wolle ...“
Gerade zu dieser Zeit wurden auch Schmähungen und
Verleumdungen gegen Pfarrer Vianney in die Welt gesetzt. „Es dauert nicht
lange, da entschlossen sich mehrere junge Männer aus Ars, nachts das
Pfarrhaus mit Gewehren zu bewachen, um so den Pfarrer zu schützen. Die einen
saßen im Glockenturm, die andern gingen um das Pfarrhaus.“ Einer der Männer,
die dabei waren, war ein gewisser Verchère. Bei Trochu findet sich dazu
folgender Bericht: "Die kommende Nacht begab ich mich ins Pfarrhaus. Wir
unterhielten uns - am Feuer wärmend - bis zehn Uhr. ‘Gehen wir zu Bett’,
sagte er dann. Er überließ mir sein Zimmer und ging in das anliegende
Zimmer. Ich schlief nicht ein. Gegen ein Uhr hörte ich ein gewaltiges
Rütteln am Türgriff sowie an der Türklinke, die in den Pfarrhof reichte.
Gleichzeitig ertönten Keulenschläge gegen die Tür, während im Pfarrhof ein
Donnerschlag, der sich wie das Dröhnen von vielen Fuhrwerken anhörte,
stattfand. Ich nahm mein Gewehr und stürzte zum Fenster, das ich öffnete.
Ich schaute und bemerkte nichts. Das Haus zitterte während ungefähr einer
Viertelstunde. ... Sobald der Lärm anfing, zündete der Herr Pfarrer ein
Licht an. Er kam zu mir. ‘Haben Sie das gehört?’, fragte er mich. ‘Sie sehen
gut, dass ich es gehört habe; darum bin ich aufgestanden und habe mein
Gewehr bei mir.’ Der Priester war ziemlich bewegt, wie die Erde zitterte.
‘Sie haben doch Angst?’, fragte der Pfarrer noch einmal. ‘Nein’, sagte ich,
‘Ich habe keine Angst, aber ich spüre meine Knie zittern.’ Das Pfarrhaus
drohte zusammenzubrechen. ‘Was glauben Sie, was das ist?’ ‘Ich glaube, dass
das der Teufel ist.’ Als der Lärm zu Ende ging, legten wir uns nieder. Am
folgenden Tag bat mich der Herr Pfarrer, wieder zu ihm ins Pfarrhaus zu
kommen. Ich antwortete ihm: ‘Herr Pfarrer, ich habe genug davon!’“
Am Anfang dieser Teufelserscheinungen dachte Vianney
oft, dass man diese Vorfälle natürlich erklären könne. Doch nach und nach
erkannte er, dass all diese Ereignisse, die ihn sein Leben lang begleiteten,
nur von einem kommen konnten, nämlich vom Teufel, dem „Grappin“. Jeden
Abend, wenn er nun einschlief, begann der ganze Teufelsspuk von neuem. Es
hämmerte gegen die Türe, gellende Schreie ertönten, Stühle und der Schrank
bewegten sich, und das ganze Haus bebte. Eine eiskalte Hand fuhr ihm über
das Gesicht, und er vernahm die entsetzliche Stimme: „Vianney! Vianney! ...
Du Kartoffelfresser! Ah, du bist noch nicht tot! ... Ich werde dich schon
kriegen!“ Der Pfarrer blieb tapfer, machte das Kreuzzeichen und sagte nur:
„Dummer, alter Grappin.“
Der Diözesanbischof erteilte Pfarrer Vianney alsbald
die Erlaubnis, jederzeit von den ihm zustehenden Vollmachten Gebrauch zu
machen. Von Katharina Lassagne wird dazu ein Fall geschildert, der
besonderes Aufsehen erregte. Wieder einmal kam nämlich ein Besessener nach
Ars. Als ihn der Pfarrer erblickte, ergab sich folgender Dialog zwischen dem
Besessenen und dem Pfarrer: Der Pfarrer in lateinischer Sprache: „Tu, qui
es? - Wer bist du?“ Der Dämon: „Magister caput! - der Oberteufel! Du
schwarze Kröte, wie peinigst du mich! Immer wieder willst du dich davon
machen. Weshalb gehst du denn nicht deiner Wege! Warum machst du dich nicht
schleunigst aus dem Staube?“ Der Pfarrer: „Ich habe keine Zeit!“ Der Dämon:
„Die andern nehmen sich die Zeit reichlich. Warum predigst du so schlicht
und einfach? Du wirst als Dummkopf angesehen! Der violette Rock (Bischof von
Belley) hat dir geschrieben. ... Ich werde auch dich noch bekommen! Ich habe
schon ganz andere erledigt als dich ... Noch bist du nicht gestorben. Wenn
nicht die ... da oben wäre (hier gebrauchte der Teufel eine Schmähung gegen
die Gottesmutter), dann hätten wir dich schon! Aber sie wacht zu gut über
dich mit diesem großen Drachen über dem Eingang der Kirche (Kapelle des hl.
Michael und der hl. Agnes am Eingang der Kirche).
Im Jahre 1986 verfasste Papst Johannes Paul II.
seinen Gründonnerstag-Brief an die Priester der ganzen Welt, in dem er ihnen
den Pfarrer von Ars als unerreichtes Vorbild für alle Priester vor Augen
stellte:
"Einer von Ihnen ist dem Gedächtnis der Kirche sehr
gegenwärtig geblieben und wird in diesem Jahr wegen des zweihundertsten
Jahrestages seiner Geburt besonders gefeiert: der heilige Jean Marie
Vianney, Pfarrer von Ars. Wir möchten alle Christus, dem ersten der Hirten,
für dieses außerordentliches Beispiel eines priesterlichen Lebens und
Wirkens danken, wie es der heilige Pfarrer von Ars der ganzen Kirche und vor
allem uns Priestern darbietet. Wie viele von uns haben sich auf das
Priesteramt vorbereitet oder üben heute ihren schwierigen Dienst als
Seelsorger aus, indem sie dabei die Gestalt des heiligen Jean Marie Vianney
vor Augen haben? Sein Beispiel sollte nicht in Vergessenheit geraten. Mehr
denn je haben wir sein Zeugnis und seine Fürbitte notwendig, um der
Situation unserer Zeit begegnen zu können, in der sich die Verkündigung
trotz einer gewissen Zahl von Hoffnungszeichen einer wachsenden
Verweltlichung gegenübersieht, man die übernatürliche Aszese vernachlässigt,
viele die Ausrichtung auf das Reich Gottes aus den Augen verlieren, und man
sich oft, sogar in der Pastoral, zu ausschließlich um den sozialen Aspekt
und um irdische Ziele kümmert. Der Pfarrer von Ars musste im vergangenen
Jahrhundert gegen Schwierigkeiten angehen, die vielleicht anders aussahen,
aber nicht weniger groß als die heutigen waren. Durch sein Leben und Wirken
war er für die Gesellschaft seiner Zeit gleichsam eine starke evangelische
Herausforderung, die erstaunliche Früchte der Bekehrung gebracht hat.
Zweifellos stellt er auch heute noch für uns diese große evangelische
Herausforderung dar.
Im vorliegenden Brief möchte ich lediglich eure
Aufmerksamkeit auf einige wesentliche Aspekte richten, die uns helfen
können, unser Priestertum neu und tiefer zu entdecken und es besser zu
leben.
Der Pfarrer von Ars ist für alle Seelsorger ein
Beispiel an priesterlichem Eifer. Das Geheimnis seiner Hochherzigkeit liegt
ohne Zweifel an seiner grenzenlos gelebten Liebe zu Gott, mit der er ständig
auf jene Liebe antwortete, die sich im gekreuzigten Herrn Jesus Christus
offenbart hat. Dort gründet sein sehnliches Verlangen, alles zu tun, um die
durch Christus zu einem so hohen Preis erlösten Seelen zu retten und zur
Liebe Gottes zurückzuführen. Erinnern wir uns an eines seiner knappen Worte,
für die er ein Geschick hatte: 'Das Priestertum, das ist die Liebe des
Herzens Jesu. Immer wieder kam er in seinen Predigten und Katechesen auf
diese Liebe zurück: 'Mein Gott, ich möchte lieber sterben in der Liebe zu
dir, als nur einen einzigen Augenblick zu leben, ohne dich zu lieben ... Ich
liebe dich, mein göttlicher Erlöser, weil du für mich gekreuzigt worden bist
...
Um Christi willen suchte er wortwörtlich den
radikalen Forderungen zu entsprechen, die Jesus im Evangelium den Jüngern,
die er zur Mission aussendet, stellt: Gebet, Armut, Demut,
Selbstverleugnung, freiwillige Buße. Und wie Christus empfindet er für seine
Pfarrkinder eine Liebe, die ihn zur letzten pastoralen Hingabe und zum Opfer
seiner selbst führt. Selten ist sich ein Seelsorger seiner Verantwortung so
sehr bewusst gewesen, indem er sich vor Sehnsucht verzehrte, seine Gläubigen
ihrer Sünde oder ihrer Lauheit zu entreißen. "Mein Gott, gewähre mir die
Bekehrung meiner Pfarre: Dafür lass mich erleiden, was du möchtest, mein
ganzes Leben lang."
Liebe Brüder im Priesteramt, belehrt durch das II.
Vatikanische Konzil, das die Weihe des Priesters auf so glückliche Weise in
seine pastorale Sendung eingefügt hat, wollen wir den Elan unseres
pastoralen Eifers mit Jean-Marie Vianney im Herzen Jesu suchen, in seiner
Liebe zu den Seelen. Wenn wir nicht aus der selben Quelle schöpfen, liefe
unser Dienst Gefahr, recht wenig Früchte zu tragen! Gerade im Falle des
Pfarrers von Ars sind die Früchte erstaunlich gewesen, fast wie bei Jesus im
Evangelium. Der Heiland, dem Jean Marie Vianney all seine Kräfte und sein
ganzes Herz weihte, schenkte ihm gleichsam die Seelen. Ihm vertraute er sie
an, in überreichem Maße. Da ist zunächst seine Pfarrei - bei seiner Ankunft
zählte sie nur 230 Personen -, die sich tief veränderte....
Sehr schnell wurde der hl. Pfarrer von Ars weit über
diese Pfarrei, weit über sein Dorf hinaus zum Seelsorger ungezählter
Menschen, die aus der ganzen Gegend, aus verschiedenen Teilen Frankreichs
und aus anderen Ländern herbeiströmten. Man sprach sogar von 80 000 Personen
im Jahre 1858! Mehrere Tage warteten die Pilger, um ihn zu treffen und bei
ihm zu beichten. Was die Menschen anzog, war nicht so sehr die Neugierde und
auch nicht sein Ruf, der durch Wunder und außerordentliche Heilungen
erfolgte. Es war vielmehr die Vorahnung, einem Heiligen zu begegnen, so
erstaunlich durch sein Bußleben, so vertraut mit Gott im Gebet, so auffällig
in seiner Friedfertigkeit und Demut inmitten seiner Erfolge bei den Leuten
und vor allem so einfühlend, um der seelischen Verfassung der Menschen zu
entsprechen und sie von ihrer Last zu befreien, besonders im Beichtstuhl.
Ja, Gott hatte und hat als Beispiel für die Seelsorger den erwählt, der in
den Augen der Menschen armselig, schwächlich, wehrlos und verachtet hätte
erscheinen mögen. Er hatte ihn überreich beschenkt mit seinen besten Gaben:
als Hirte und Arzt der Seelen. Auch wenn man die besondere Begnadung des
Pfarrers von Ars berücksichtigt, liegt doch gerade darin ein Zeichen der
Hoffnung für die Seelsorger, die auch heute an einer gewissen geistigen
Wüste leiden.''
Worte des hl. Pfarrers von Ars:
"Der liebe Gott liebt es, belästigt zu werden."
"Wenn es im Himmel einen Tag ohne Anbetung gäbe,
wäre das nicht mehr der Himmel. Und wenn die Verdammten trotz ihrer Qualen
Gott anbeten könnten, gäbe es keine Hölle."
"Wer wenig betet, gleicht den Hühnern, die große
Flügel haben und mit ihnen nichts Rechtes anfangen können. Wer innig und
ausdauernd betet, wird einer Schwalbe ähnlich, die sich vom Winde tragen
lässt."
"Gott ist mehr bereit, einem reuigen Sünder zu
verzeihen, als eine Mutter, ihr Kind aus dem Feuer zu retten."
"Der Mensch ist aus Liebe erschaffen und kann nicht
ohne Liebe leben. Entweder liebt er Gott oder er liebt die Welt. Wer Gott
nicht liebt, hängt sein Herz an Dinge, die wie Rauch vergehen. Je mehr wir
die Menschen kennenlernen, desto weniger lieben wir sie. Bei Gott ist das
Gegenteil der Fall: Je mehr wir ihn erkennen, desto mehr lieben wir ihn.
Diese Erkenntnis entzündet in unserer Seele ein solches Feuer der Liebe,
dass sie nichts stärker lieben und ersehen kann als Gott ..."
"Die Mutter Gottes ist meine älteste Liebe. Ich habe
sie geliebt, noch bevor ich sie gekannt habe."
"Möchtet ihr wissen, wie der Zustand einer lauen
Seele ist? Eine laue Seele ist in den Augen Gottes noch nicht völlig tot,
weil der Glaube, die Hoffnung und die Liebe, die ihr geistliches Leben
ausmachen, in ihr noch nicht völlig erloschen sind. Aber es ist ein Glaube
ohne Eifer, eine Hoffnung ohne Festigkeit, eine Liebe ohne Glut ... Nichts
rührt oder erschüttert den lauen Christen. Er hört das Wort Gottes, ja, aber
er langweilt sich oft dabei. Er hört mit Unlust, aus Gewohnheit, wie einer,
der schon genug davon weiß oder schon genug tut. Längere Gebete gefallen ihm
nicht ..."
"Die Demut ist die große Hilfe zur Gottesliebe, der
Stolz das große Hindernis zur Heiligkeit. Er ist das Bindeglied in der Kette
der Laster, die Demut das gemeinsame Band aller Tugenden."
"Die Heiligen erkannten sich selbst besser, als dies
bei den übrigen Menschen der Fall ist; denn sie waren demütig. Es ist
unbegreiflich, wie und worauf so kleine Geschöpfe wie wir stolz sein können
... Weniger als eine Handvoll Staub sind wir nach unserem Tode. Das ist
nicht sehr viel, um überheblich zu sein. Unsere Freunde sind die, die uns
demütigen, nicht die, die uns loben. Die Demut ist nämlich wie eine Waage:
Je mehr sie sich auf der einen Seite senkt, desto mehr steigt die andere."
"Meine Kinder, es gibt nichts Größeres als die
Eucharistie. Wie ein Staubkorn vor einem Gebirge sind alle guten Werke auf
Erden im Vergleich zu einer einzigen würdigen Kommunion. Könnte das
Menschenherz alle in der heiligen Kommunion eingeschlossenen Reichtümer
ausschöpfen, so benötigte es nichts weiter, um glücklich und zufrieden zu
sein. Der Geizige liefe nicht mehr dem Gelde nach, und den Ehrgeizigen
triebe es nicht mehr nach äußeren Ehren. Jeder würde gerne die Erde
verlassen, den Staub von seinen Schuhen schütteln und dem Himmel
entgegeneilen."