Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
Apostel, Glaubensbote in Indien (?), Märtyrer (?)
Laienbruder, Mystiker
* 6. April 1726 in Muro Lucano
† 16. Oktober 1755 in Caposele
Laienbruder, Mystiker
* 6. April 1726 in
Muro Lucano in Italien
† 16. Oktober 1755 in
Materdomini, Ortsteil von Caposele bei Neapel in Italien
„"Gibt es jemand anderen Größeren, der uns
retten könnte? Was kann man Besseres tun, um Gott wohl zu gefallen, als stets
seinen heiligen Willen zu erfüllen, wie er es will, wo er es will und wann er
es will."!“
«Könnte es etwa
einen besseren Weg geben, der uns zu unserem ewigen Heil führt, als den Willen
Gottes zu erfüllen? Kann man ihm einen größeren Gefallen tun, als immer und in
allen Dingen seinen göttlichen Willen zu erfüllen?… Wir sollen also alle Dinge
für unwesentlich halten, damit wir immer und in allen Dingen den göttlichen
Willen erfüllen können mit dieser vollkommen reinen Absicht, die Gott von uns
verlangt.»
«Der Wille Gottes ist groß! Ein verborgener Schatz von unschätzbarem Wert!»
Hl. Gerhard Majella, April 1750.
Ein prädestiniertes Kind
«Mein kleiner Gerhard, wer hat dir dieses Brot
gegeben?», fragte Mama Benedetta.
«Der kleine Junge!», antwortete Gerhard.
Ohne seinen Namen zu sagen hatte ein kleiner Junge drei Tage hintereinander
Gerhard wunderbares Weißbrot gegeben. Dies sollte noch monatelang so
weitergehen. Es war im Jahr 1733. Im Alter von 20 Jahren sagte Gerhard dann zu
einer seiner Schwestern, dass dieses kleine Kind Jesus war. Doch zur Zeit
dieser Ereignisse war er sechs Jahre alt und stellte sich keine Fragen. Alles
schien ihm vollkommen natürlich.
Gerhard wurde am 6. April 1726 im Haus des Schneiders Domenico Majella und
seiner Frau Benedetta Galella geboren. Er wurde als viertes Kind nach drei
Töchtern geboren. Die Familie wohnte in Muro Lucano, einer kleinen Stadt von
etwa 5000 Einwohnern in der Provinz Podenza, etwa hundert Kilometer östlich
von Neapel. Die Kunden des fleißigen Schneiders waren nicht reich und zahlten
oft mit Verspätung, manchmal auch überhaupt nicht, so dass zu Hause recht oft
das Brot fehlte. Die Eltern waren gläubige Christen, und vor allem seine
Mutter war sehr fromm. Recht schnell merkte sie, dass ihr kleiner Junge von
den geistigen Dingen angezogen wurde. Sie sprach mit ihm über Gott, über
Jesus, über das Kreuz, über die heilige Jungfrau und über die Engel. Gerhard
saugte alle ihre Worte auf. Sie nahm ihn in die Kirche oder zu
Marienwallfahrten mit. Es war beglückend, ihn beten zu sehen. Man hätte meinen
können, einen Engel zu sehen. Sein Lieblingsspiel bestand darin, kleine Altäre
oder Anbetungsorte zu errichten, sie mit Blumen zu schmücken und dann kleine
Statuen der Jungfrau Maria oder von Heiligen darauf zu stellen.
Im Alter von sieben Jahren kam er in die Schule und lernte in allen Fächern
mit großer Leichtigkeit, besonders im Religionsunterricht, in den seine Mutter
ihn bereits eingeführt hatte. Gerhard war ein so guter Schüler, dass der
Lehrer ihn bat, seinen Kameraden zu helfen, die nicht mitkamen. Er nützte
seinen Einfluss auf sie aus, um sie in die Kirche mitzunehmen und Jesus im
Tabernakel einen Besuch abzustatten. Sehr bald hatte er den Wunsch, Jesus auch
in der heiligen Kommunion zu empfangen. Doch damals ging man gewöhnlich erst
im Alter von zehn oder elf Jahren zur Kommunion. Einmal versuchte er zwar,
sich mit den anderen Gläubigen zum Heiligen Tisch zu schleichen, aber der
Priester erkannte ihn und verweigerte ihm die Hostie. Das arme Kind kehrte an
seinen Platz zurück und weinte bitterlich. In der folgenden Nacht wurde sein
Zimmer von Licht durchflutet: Der heilige Michael erschien persönlich und
legte ihm die Hostie auf die Zunge, worüber Gerhard nicht im mindesten
erstaunt war.
Im Alter von zehn Jahren, ging er dann «offiziell» zur
Erstkommunion. In jener Zeit konnte man jedoch nur sonntags kommunizieren, und
nur ausnahmsweise auch während der Woche. Jedes Mal bereitete sich der kleine
Gerhard durch die Beichte (wie steht es damit im Jahr 2002?), das Gebet und
Opfer auf die Kommunion vor. Er geißelte sich, denn dieses großherzige Kind
hatte bereits den Wunsch, durch Gebet und Buße seinem Meister in allem gleich
zu werden. Außerdem fastete er mehrmals pro Woche bei Wasser und Brot.
Als er zwölf Jahre alt war, starb sein Vater. Gerhard
musste Geld verdienen, um für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Er konnte
also nicht mehr weiter zur Schule gehen, denn er musste den Beruf seines
Vaters erlernen. Seine Mutter hatte gesagt, dass er Schneider werden solle wie
sein Vater. Er selbst fühlte sich jedoch mehr und mehr vom Ordensleben
angezogen. So wurde er bei Meister Pannuto, einem anderen Schneider der Stadt,
als Lehrling aufgenommen. Dieser vertraute ihn einem besonders unangenehmen
Vorarbeiter an, welcher der Religion feindlich gegenüberstand und sogleich
Abneigung gegen Gerhard fasste. Er verleumdete ihn bei seinem Chef und klagte
ihn aller möglichen Fehler an. Als Meister Pannuto von Gerhard Erklärungen
verlangte, antwortete er nichts. (Hatte sich denn Jesus vor seinen Richtern
verteidigt?) Manchmal schlug ihn der Vorarbeiter brutal. Gerhard beklagte sich
nie. Er begnügte sich zu sagen: «Mein Gott, dein Wille geschehe. Vergib ihm.»
Auch seiner Mutter sagte er nichts und zeigte den Rohling nie bei seinem Chef
an. Doch eines Tages merkte Meister Pannuto, dass er getäuscht worden war und
entließ seinen unwürdigen Mitarbeiter.
Inzwischen war Gerhard 15 Jahre alt geworden und
empfing das Sakrament der Firmung. Er hatte drei Jahre bei Meister Pannuto
verbracht. Seine Lehre war nun beendet, er war ein ausgebildeter Schneider.
Doch seine Berufung zum Ordensleben machte sich immer deutlicher bemerkbar, so
dass er versuchte, bei den Kapuzinern einzutreten, anstatt sich als Schneider
selbständig zu machen. Da ein Bruder seiner Mutter Ordensoberer in der Provinz
Lukanien war, klopfte er an die Tür jenes Klosters. Aber Pater Galella fand,
dass er zu jung und vor allem zu schmächtig sei. Mit seinem ständigen Fasten
trug Gerhard natürlich zu seiner Konstitution bei. Da sein Onkel zudem fand,
dass er zu schlecht gekleidet sei, gab er ihm einen gut erhaltenen Umhang.
Doch beim Verlassen des Klosters traf Gerhard auf einen Armen, der halbnackt
war. Sofort schenkte er ihm seinen Umhang. Sein Onkel hatte diese Szene jedoch
durch das Fenster beobachtet. Er ging hinaus und tadelte ihn sanft. Aber das
großherzige Kind hatte für alles eine Antwort: «Werden Sie nicht zornig, mein
Onkel, dieser Arme hatte den Umhang viel nötiger als ich.»
Der Bischof von Lakedonien, der ihn gefirmt hatte,
suchte einen Bediensteten. Dazu ist zu sagen, dass er einen derart schlechten
Charakter hatte, dass es niemand bei ihm aushielt. Sobald Gerhard davon hörte,
dachte er, dass dies der ideale Meister für ihn sei. Denn so könnte er zum
Tabernakel gehen, so oft er wollte, und zudem würde ein strenger Herr ihm
zahlreiche Gelegenheiten bieten, seinem geliebten Jesus etwas aufzuopfern. Der
junge Mann legte in der Tat eine engelgleiche Geduld an den Tag und beklagte
sich nie. Die Abfuhren, die der Bischof ihm erteilte, genügten ihm nicht als
Abtötungen, und so fügte Gerhard noch Fasten und Geißelungen hinzu und
verbrachte viele Nächte im Gebet. Als er eines Tages erkrankte und ein Arzt
ihn abhören wollte, entdeckte er, dass er — mit 16 Jahren! — ein Büßerhemd
trug.
Eines Tages, als der Bischof weggefahren war, musste Gerhard Wasser im
Dorfbrunnen holen. Er schloss also die Tür ab und nahm den Schlüssel mit. Als
er den Eimer an die Kette hängen wollte, entglitt ihm der Schlüssel und fiel
in den Brunnen. Die Kinder, die das beobachtet hatten, begannen zu lachen und
fragten sich, wie er es anstellen würde, um den Schlüssel aus dem Brunnen zu
holen. Gerhard ging in die nächste Kirche, betete Jesus im Tabernakel an, nahm
dann eine Statue des Kindes Jesus unter den Arm und trug sie zum Brunnen.
Nachdem er den Eimer von der Kette losgemacht hatte, befestigte er die Statue
an der Kette und sagte zu dem Jesuskind: «Du allein kannst mir helfen. Du
musst mir den Schlüssel wiederfinden.» Gerhard ließ die Statue in den Brunnen
hinab, und als er sie wieder heraufzog, hielt das Jesuskind den Schlüssel in
der Hand. Gab es etwas Natürlicheres? Nun musste er nur noch die Statue in die
Kirche zurückbringen und den vollen Wassereimer ins Bischofshaus tragen.
Nach dem Tod des Bischofs versuchte Gerhard erneut,
bei den Kapuzinern einzutreten. Er hatte jedoch nicht mehr Erfolg als das
erste Mal. Da er meinte, dass in dieser Ablehnung der Wille Gottes zum
Ausdruck komme, eröffnete er eine Schneiderwerkstatt. Da er selbständig war,
konnte er jeden Tag zur Messe gehen und meistens dabei ministrieren. Ein
Chorherr, der ihm vertraute, hatte ihm den Schlüssel zur Kathedrale gegeben,
so dass er jede Nacht mehrere Stunden lang und manchmal sogar die ganze Nacht
Jesus im Tabernakel anbeten konnte. Dies gefiel Satan natürlich überhaupt
nicht, und so versuchte der Fürst der Finsternis mit allen Mitteln, ihm Angst
zu machen (Wölfe, bellende Hunde, umstürzende Statuen usw.) Doch der junge
Mann wusste, dass Jesus bei ihm war, und beachtete daher diese ganzen Vorfälle
nicht im mindesten.
Wegen seiner Frömmigkeit und seinen Kasteiungen galt
er in der Stadt als «verrückt». Darüber freute er sich sehr. Hatte nicht auch
sein göttliches Vorbild das Gewand der Verrückten angelegt? Er hatte zwei
«Henker» gefunden, die bereit waren, ihn mit Peitschen aus nassem Seil zu
geißeln, damit der Schmerz größer war. Er ließ sich geißeln, bis das Blut
floss. An einem Maisonntag 1747 war die Statue der Heiligen Jungfrau für die
Prozession auf eine Trage gestellt worden. Gerhard betrachtete sie schweigend.
Plötzlich stand er auf, riss den Ring von seinem Finger, steckte ihn der
Statue an den Finger und sagte laut: «Jetzt bin ich mit dir verlobt, Madonna!»
Als er nach Hause ging, kam er an einem Haus vorbei,
aus dem die Schreie eines Kindes drangen. Er trat ein. Dort schrie ein kleines
Kind, weil es sich vor zehn Tagen mit kochendem Wasser verbrüht hatte und
seither entsetzliche Schmerzen litt. Gerhard sagte: «Das ist nicht schlimm.»
Dann berührte er die Schulter des Kindes, und es war sofort geheilt. Ein
anderes Mal begegnete er auf dem Weg zur Kirche einer Frau, die er gut kannte
und die völlig niedergeschlagen wirkte. Er sprach sie an und fragte nach dem
Grund ihrer Traurigkeit. «Unsere gute Magd ist krank. Es gibt keine Hoffnung
mehr für sie. Ich will den heiligen Antonius um ein Wunder bitten.» «Vertraue
nur», antwortete er ihr, «Gott wird alles in Ordnung bringen. Zeichne ihr drei
Kreuzzeichen auf den Kopf, dann wird sie geheilt.» Da hatte die gute Frau den
heiligen Antonius bereits vergessen, ging nach Hause und tat, was Gerhard ihr
gesagt hatte… und die gute Magd war sofort geheilt.