Die Armen Seelen
Zeugnis
Die religiöse Unwissenheit ist heutzutage groß, aber nirgends ist sie so
erschreckend wie auf dem Gebiete der Lehre von den
"letzten Dingen": Tod, Gericht, Himmel, Hölle, Fegefeuer.
Das kommt auch davon, da der Mensch diese Realitäten nicht wahrhaben will und
sie vor sich herschiebt, bis er eines schönen Tages davor steht und leider oft
nichts mehr machen kann, denn die Zeit darüber nachzudenken wäre
zeit Lebens...
Sich mit dem Tod, der Sterbestunde und den letzten Dingen zu beschäftigen ist
nämlich nicht Torheit, sondern
Torheit ist es, es nicht zu tun.
Es gibt viele Erlebnisse mit Armen Seelen, doch wer glaubt ihnen zu Lebzeiten?...
Ein Selbstmörder und der Ermordete
durften sich melden!
Arme Seelen erscheinen in der Hölle von Schlesien
(Von Elfriede Kudera)
Aus der Kleinschrift: «Erlebnisse mit Armen
Seelen» (Seite 69 …)
ISBN 3-85406-135-8 Mediatrix-Verlag
Bestellmöglichkeit Tel.: 08671 – 12015 / Altötting
Eidesstattliche Erklärung:
Hiermit erklären wir an Eidesstatt, dass sich in
unserer jetzigen Wohnung von Weihnachten 1945 ab bis Ende August 1946 Arme
Seelen (Verstorbene / Tote) gemeldet haben, die sich durch Klopfzeichen,
durch Werfen der verschiedensten Dinge und abnorme Handlungen ankündigten, sich
fast alle namentlich vorstellten und um Gebete und heilige Messen
baten. Es waren vorwiegend Verwandte und Bekannte von uns, aber auch uns
Unbekannte kamen. Die Namen und die Bitten hörte nur die hier unterzeichnete
Grete Wieland, das Klopfen hörten wir alle sahen auch die Gegenstände
herumfliegen. Nur einen nahen Verwandten von uns, der sich im August meldete,
hörten wir alle. Eine verschiedentlich vorgekommene Manifestation der Toten hat
auch wieder nur Grete Wieland wahrgenommen.
Diese Vorgänge in unserem Hause waren hier in
weiten Kreisen den zurückgebliebenen Deutschen bekannt.
Unterschriften: Margarete Wieland Max
Brand Maria Brand
N. N. – Oberschlesien, den 7. Dezember 1951
Die eigenhändige Unterschrift von Margarete
Wieland, Max Brand, Maria Brand, wird hierdurch amtlich bescheinigt.
NN, den 10. Dezember 1951
(Siegel)
Katholisches Pfarramt gez. NN (Erzpriester)
Ein
Selbstmörder findet keine Ruhe
…bittet um Gebet!
Nicht allen Toten war es erlaubt, sich so oft mit
uns in Verbindung zu setzen wie meiner Mutter (Verstorbene / Arme Seele).
Meistens kamen sie nur ein- oder zweimal, und nur ganz wenige sind öfter
gekommen. Von diesen will ich berichten. Da war der erwähnte Polizeioffizier M.,
der zu Lebzeiten drei Häuser entfernt gewohnt hatte und im Jahre 1932
Selbstmord verübte. Er kam mit noch zwölf anderen Toten am 6.
Januar 1946 (Hl. Drei Könige) ungefähr um 22.10 Uhr abends zu uns, warf auch mit
einem Gegenstand und antwortete auf Gretes Frage: «Ich bin der Mann von der M…,
meine Frau betet gar nicht für mich.»
Frau M … wohnte noch in derselben Wohnung und war
uns bekannt. Sie hatte aber vor, wieder zu heiraten.
Am 8. Mai (Fest des Hl. Erzengels Michael) durfte
er noch einmal kommen, und zwar meldete er sich damals an, indem er ein großes
Wäschepaket, das auf einem Korb im Schlafzimmer gelegen hatte, durch die Stube
auf das Bett warf. Da nicht sofort gefragt wurde, warf er noch zwei Hausschuhe
gegen das Fenster. Nun fragte Grete und erhielt die Antwort:
«Ich kann keine Ruhe finden.»
Grete fragte weiter: «Wer bist Du, sag’s uns doch,
nenn doch Deinen Namen.»
Darauf kam die Antwort: «Ich kann keine Ruhe
finden, weil ich Selbstmord begangen habe. Hermann M…» (es folgte der
ganze Name).
Hoffentlich haben auch ihm unsere Gebete geholfen
…
Ein
Ermordeter geht um …
Und nun kommt das letzte und schaurigste Erlebnis.
Vorausschicken muss ich jetzt, dass Herr Brand (einer der Geschehenszeugen)
einen Schwager hatte, der am Annaberg ein Friseurgeschäft hatte und dageblieben
war, als die Russen kamen, um das Geschäft zu retten. Seine Frau war nach dem
Westen geflohen. So war er allein zu Hause. Er trank gerne. Eines Tages war er
zu einem ebenfalls dagebliebenen Bekannten gegangen, der im Nachbardorf eine
Fleischerei und eine Gastwirtschaft betrieb. Bei allen seinen Gängen begleitete
ihn immer sein großer Schäferhund.
In dieser Gastwirtschaft verkehrten auch Polen.
Nun war es wohl zu einem Wortwechsel gekommen und im Rausch hatte er ihnen die
Wahrheit gesagt, die sie wohl nicht hören mochten. Jedenfalls fand man ihn am
nächsten Morgen tot in der Gaststube vor. Neben ihm saß sein Hund. Da die Leiche
Würgemale am Halse aufwies wurde sie von der polnischen Staatsanwaltschaft
beschlagnahmt. Nach acht Tagen gab man sie zur Beerdigung frei, da es sich
höchstwahrscheinlich herausgestellt hatte, dass Polen die Mörder waren. Das
Verfahren wurde eingestellt. Deutsche waren vogelfrei.
Zu Herr Brand kam die Nachricht vom Tode seines
Schwagers erst nach vier Wochen. Ein ebenfalls Zurückgebliebener teilte sie
brieflich mit, ohne natürlich genau alles anzugeben. Das wäre zu gefährlich
gewesen.
Sechs Wochen nach dem Tode des Schwagers, wir
schrieben den 25. Juli 1946.
Es war sehr heiß. Wir hatten wie immer nachts
Türen offen, da wir kein Fenster aufmachen durften, weil es gang und gäbe war,
durch offene Fenster einfach einzusteigen.
Um 23.50 Uhr nachts begann es leise, bei uns an
der Wohnungstüre zu klopfen. Wir hörten es alle. Unser Schlaf war selten
fest. Wir reagierten nicht, weil es oft vorkam, dass der Besuch der Polen, wenn
er nachts nach Hause ging, einfach angewiesen wurde, uns herauszuklopfen, damit
wir ihnen das Haus aufschließen sollten.
Nach einigen Minuten klopfte es wieder. Wir
verhielten uns still und dachten: Soll er sich einen Schlüssel holen. – (Hieraus
kann man ersehen, dass wir trotz der nun schon sieben Monate dauernden Klopferei
der Toten an unsere Türen und Fenster doch zuerst immer an die reale
Wirklichkeit dachten und niemals gleich von überirdischen Vorgängen überzeugt
waren.)
Jetzt klopfte es zum dritten Male, und zwar etwas
lauter. Wir hatten uns inzwischen leise miteinander unterhalten und nahmen an,
dass jemand aus dem Hause noch zu uns wollte. Frau Brand ging in die Diele und
fragte, wer da sei. Wir waren alle aufgestanden. Man konnte niemals wissen, was
wieder geschah. So standen wir alle hinter Frau Brand und hörten, wie es wieder
klopfte. Auf unsere Fragen kam keine Antwort. Wir dachten, der Betreffende hätte
sich wieder hinaufbegeben, und gingen in unsere Betten. Es war längst 00.00 Uhr
vorbei.
Grete schlief seit dem Tode des Großvaters in der
Küche auf der Couch. Da kam auf einmal durch die offene Küchentür ein Schuh von
Grete geflogen. Nicht lange darauf flog der andere Schuh hinterher.
Nun wussten wir, was es war. Wir ließen nicht
fragen, da wir endlich schlafen wollten. Doch es ging weiter.
Jetzt klopfte es ganz stark an die Balkontür der
Küche, die dicht neben Gretes Lager war. Grete fragte, ohne Antwort zu bekommen.
Da rüttelte es mit einem großen Topfdeckel. Wieder meldete sich niemand auf
Befragen. Unser Schlaf war selbstverständlich hin. Wir hatten in allen Zimmern
Licht brennen.
Auf einmal sah Grete eine Hand, die das 50
Zentimeter hohe Kreuz, das an der Küchenwand hing, von der Wand nahm und auf den
Tisch in der Mitte der Küche legte. Wieder fragte sie, und wieder kam keine
Antwort, was viel schlimmer ist, weil man sich die schrecklichsten Vorstellungen
macht, wer es sein könnte.
Nun nahm dieselbe Hand das Kreuz vom Tisch und
stellte es auf die weiße Küchenkommode und lehnte es dort gegen die Wand.
Wieder meldete sich niemand auf Befragen.
Auf einmal stand der Schemel auf dem Küchentisch,
und darauf lag ein Marienbild, das von der Wand genommen war.
Wieder niemand gemeldet.
Zwischen allen diesen Vorgängen blieben immer
einige Minuten Zeit, manche folgten aber auch direkt. Wir gingen indessen hin
und her, da wir uns nicht ins Bett trauten, blieben aber meist bei Grete in der
Küche, die in ihrem Bett lag, da sich alles um sie abspielte. Es waren fünf
erwachsene Menschen in der kleinen Wohnung.
Da schrie Grete auf: «Seht doch, seht doch, ein
Licht brennt vor dem Kreuz.» Und richtig, vor dem Kreuz brannte eine halbe
Kerze, die ganz hinten in der Küchenschublade gelegen hatte. Zwei
Streichholzschachteln lagen daneben, in der einen aber waren nur abgebrannte
Streichhölzer, die zum Gasanzünden gebraucht wurden. Beide Streichholzschachteln
lagen auf dem Küchenofen.
Nun knieten alle nieder und beteten für den, der
unter uns war. Niemals hat eine Arme Seele ein Gebet, also eine Unterredung mit
Gott, gestört. Hernach gingen wir, da wir alle nur sehr leicht bekleidet waren,
wieder in unsere Betten, ließen aber alle Lichter brennen. Nur meine Schwester,
die sehr misstrauisch war, blieb im Wohnungsflur in der Küchentür stehen und
beobachtete Grete weiter, musste aber feststellen, dass Grete sich nicht von
ihrem Lager erhob.
Die Ereignisse in der Küche überstürzten sich nun.
Wir hörten Handlungen vollziehen, die wir nicht
sahen, sondern nur an den Geräuschen erkannten. Zweimal hörten wir, wie mit der
Kohlenschaufel aus dem Kohlenkasten, der vor dem Küchenofen stand, Kohlen
aufgenommen wurden. Hernach rauschte vor unseren Augen die Wasserleitung. Auf
dem Fußboden waren weiße Flecken von Kalkseife, mit der sich jemand die Hände
wusch. Wir sahen alle genau, wie die Wasserleitung aufgedreht wurde, wie ein
Fleck nach dem andern auf dem Fußboden entstand, ohne aber denjenigen zu sehen,
der das tat. Dann knarrte die Tür vom Küchenbüfett. Vor unseren Augen wurde eine
Tasse mit Untertasse auf den Küchentisch gestellt, an dem wir alle Tage aßen.
Da es weit über Mitternacht war und alles grausig
genug, versuchten wir, auf humoristische Art uns darüber wegzuhelfen. Da es
zufällig meine eigene Tasse war, sagte ich: «Was nützt mir die Tasse, wenn
nichts darin ist.» Fast sofort wurde aus der Kaffeekanne, die auf dem Herd stand
und in der noch ein Rest Kaffe war, Kaffee eingegossen, alles vor unseren
Augen.
Gleich darauf wurde das Brot aus dem Brotkasten
auf den Tisch gelegt, ein Messer und ein Frühstücksbrettchen daneben gelegt und
auch eine Schüssel mit eingesalzenem Fleisch, das dicht neben der Balkontür auf
dem Fußboden stand, da es dort am kühlsten war, auf den Tisch gestellt. Dann
putzte sich der Geist die Schuhe. Laut und deutlich hörte man das Streichen der
Schuhbürste, ohne diese Handlung zu sehen. Wieder rauschte die Wasserleitung,
was man klar vor sich sah. Wieder erstanden auf dem Steinfußboden der Küche
weiße Flecken von der Kalkseife. Dann wurde das Licht, das neben dem Kreuz
brannte, ausgelöscht. Darauf schloss der Geist laut und vernehmlich die
Balkontür auf. Es war eine Doppeltür. Die Tür öffnete sich vor unseren Augen.
Man hörte das Knarren der ersten Tür und gleich darauf das Aufschließen der
zweiten Tür.
Die Balkontüren blieben weit offen, die kühle
Nachtluft kam herein. Hernach war Ruhe.
Langsam gingen wir wieder in unsere Betten. Sehr
spät erst nahm uns der Schlaf in seine Arme.
Zwei Tage war Ruhe, aber diese Vorgänge hatten uns
sehr aufgeregt, so dass wir uns vor den Nächten fürchteten.
Als es die beiden nächsten Tage und Nächte ruhig
blieb, hofften wir, dass nun alles vorbei wäre. Aber es war noch nicht vorbei.
Am 28. Juli ging es wieder los, noch grausiger als
zuvor. Wieder war es kurz vor 00.00 Uhr nachts. Wir lagen alle in unseren
Betten, hatten die Lichter gelöscht, die Türen aber der Hitze wegen alle weit
offen. Auch die Tür zum Badezimmer war offen.
Da fing es wieder an, an die Wohnungstüre zu
klopfen.
Wir wachten alle auf, reagierten aber nicht
darauf, weil wir wie das erste Mal annahmen, es will jemand aus dem Hause
herausgelassen werden. Dann fing die Wasserleitung in der Küche an zu rauschen
und Frau Brand fragte sofort: «Grete, wäscht Du dich jetzt?»
«Nein», sagte Grete, «ich schlafe ja», was auch
nicht ganz richtig war, aber sie wollte damit nur sagen, dass sie in ihrem Bett
in der Küche lag.
Wir waren alle hellwach, machten aber noch kein
Licht, um unseren Schlaf vielleicht zu retten.
Da hörten wir, wie in der Diele schwere Schritte
hin und hergingen. Uns allen standen buchstäblich die Haare hoch. Mein Herz
klopfte zum Zerspringen. Die Schritte gingen hin und her. Ich betete heiß, dass
sie nur nicht zu mir kämen. Niemand wagte ein Wort zu sagen, aber alle unsere
Sinne waren bei dem Vorgang im Gang. Und dann rief es auf einmal, aber wirklich
wie mit Grabesstimme, ganz tief dreimal hintereinander: «Hermann!
Hermann! Hermann!»
Der Rufende musste im Flur stehen, man konnte fast
den Platz bezeichnen. Zu sehen war nichts.
Uns grauste. Alle fünf hatten wir ganz deutlich
den Ruf vernommen. Ich durchbohrte die Finsternis mit meinem Blicken, sorgsam
das Bett bis zur Nase hochgezogen, um im Notfall gleich darunter verschwinden zu
können. Wirklich keine schöne Situation, mitten in der Nacht einen Toten
keine drei Schritte entfernt zu wissen und vor allem nicht zu wissen, wohin
er sich wenden würde, denn er war ja nur zu hören. Wir verboten auch Grete zu
fragen, denn wir hatten genug von den Aufregungen, wir wollten nichts mehr
wissen, gar nichts mehr.
Aber es ging nicht nach uns.
Jetzt kam wieder aus der Diele ganz laut der Ruf:
«Betet für mich!»
Gleich darauf hörten wir ein lautes Ächzen und
Stöhnen, ein Gurgeln und ein fürchterliches angstvolles Röcheln, so als ob
jemand erwürgt würde, und dann sagte eine dumpfe Stimme ganz laut:
«Ich bin so schlecht gestorben.»
Wir fuhren entsetzt hoch, drehten alle Lichter an,
warfen die Betten von uns und rannten zueinander, durch den Korridor hindurch,
so schrecklich es uns auch war. Niemand wollte allein bleiben. Frau Brand rannte
in die Küche und holte Grete. «Komm her zu uns», sagte sie. «Du musst bei uns
schlafen, wir wollen Ruhe haben». (Als ob dadurch Ruhe geworden wäre, aber wir
hatten uns eben die Hoffnung auf Ruhe nicht abgewöhnen könne.)
So waren wir nun alle im Schlafzimmer. Ich sagte
zu Herrn Brand: «Ist das ihr Schwager, der hier unter uns herumgeht?»
«Ja» sagte Herr Brand, «es ist Hermann, ich hab es
mir gleich gedacht. So ist er also doch ermordet worden.»
Und während wir noch so sprachen, sagte dieselbe
dunkle Stimme auf einmal genau zwischen uns so klar und deutlich, als ob
der Sprecher neben uns stünde: «Warum habt ihr solche Angst vor mir?»
Dann kam noch einmal das fürchterliche Würgen, so
als ob jemand ersticken und keine Luft mehr bekommt. Dann war Ruhe.
Wir knieten nieder und beteten für ihn. Dann
gingen wir in unsere Betten, aber die Lichter brannten die ganze Nacht, und oft
schreckten wir noch empor aus unruhigem Schlaf.
Doch es geschah in dieser Nacht nichts mehr.
«Warum habt Ihr solche Angst vor mir?» fragte der
Tote. Nun, wir fanden diese Frage sehr überflüssig, zumal das Wort «Angst» nicht
annähernd den Zustand ausdrückte, in dem wir uns befanden, als ein Toter, der
eigentlich schon sechs Wochen im Grab hätte liegen müssen, hier zwischen uns
herumging, laut und deutlich zu uns allen sprach, so dass wir es also alle zum
ersten Male auch verstehen konnten, wobei man aber den Sprechenden nicht sehen
konnte und dadurch jeden Augenblick gewärtigt sein musste, dass er einen
anfassen konnte, um vielleicht seinen Worten dadurch mehr Nachdruck zu geben.
Wir wären am liebsten einer in dem anderen verschwunden, nur um nicht in
Berührung mit dem Toten zu kommen, und waren in diesen Minuten nur von einem
Gefühl beherrscht: «Angst».
Außerdem bewies diese Frage wieder sehr deutlich,
dass dem Menschen nach dem Tode jedes Hineindenken in das menschlich kleine
Wesen der Lebenden verloren ging. Mama fragte (Verstorbene Mutter, die sich als
Arme Seele melden durfte): «Warum findet Ihr das so seltsam? (als wir uns
nämlich wunderten, dass sie an unserem Gespräch teilnahm) und Hermann fragte,
warum wir solche Angst vor ihm hätten.
Es muss ja für einen Toten sehr schwer sein, zu
sehen, dass seine Angehörigen sich jetzt vor ihm fürchten. Aber das liegt nun
mal in unserer menschlichen Natur, die nur eine sichtbare Welt anerkennt, weil
unsere Augen noch gehalten sind.
Hermann kam noch einmal am 8. August 1946 um 22.46
Uhr abends zu uns, als wir gerade zu Bett gegangen waren.
Um 22.40 Uhr klopfte es an die Wohnungstüre. Wir
haben zunächst nicht auf das Klopfen reagiert. Wir ahnten diesmal, dass es nicht
von menschlicher Hand hervorgerufen wurde.
Um 22.47 Uhr rief es wieder mit dunkler Stimme im
Korridor: «Hermann!»
Da begannen wir vor Angst zu zittern. Niemand ging
aus seinem Bette. Alles wartete noch ab.
Um 22.51 Uhr sprach dieselbe Stimme ganz tief und
laut:
«Ich wurde gemordet» (er sagte
gemordet, nicht ermordet).
Herr Brand sagte zu Grete: «Frag, wer ihn gemordet
hat.»
Und Grete fragte: «Wer hat dich gemordet?» (auch
Grete bediente sich dieser Formulierung).
Ganz dumpf antwortete die Stimme: «Dort, wo man
mich gefunden hat.»
Einige Minuten später, wir unterhielten uns aus
den Betten heraus über den Fall, also um 22.58 Uhr, schrie Grete laut auf. Wir
stürzten alle zu ihr und sahen ein Handtuch so fest um ihren Hals geschnürt,
dass es tiefe rote Streifen hinterließ. Wahrscheinlich wollte der Tote damit die
Art seiner Ermordung zeigen. Als sich Grete etwas erholt hatte und wir noch bei
ihr saßen, sagte Herr Brand: «Frag doch noch einmal, wer ihn ermordet hat», denn
er wollte doch Nachforschungen anstellen, und es ging ihm sehr darum, den Täter
zu kennen.
Grete fragte also noch einmal: «Wer hat Dich
ermordet?»
Darauf kam keine Antwort. Offenbar lag es nicht im
Willen Gottes, dass der Tote den Namen preisgab, Gott wollte selber der Rächer
sein. (Anm.: Die Rache ist MEIN!!!)
Frau Brand machte Grete noch immer Umschläge, Herr
Brand und meine Schwester gingen wieder in ihre Betten. Ich blieb bei Grete
sitzen. Als alles weiter ruhig blieb, wollte ich in mein Bett gehen. Frau Brand
ging ins Schlafzimmer, um ein sauberes Handtuch zum Abwechseln der Umschläge zu
holen. Während wir auf der Schwelle der offenen Küchentür, also dicht neben dem
Lager von Grete, standen, schrie Grete schrecklich auf. Wir drehten uns um und
sahen Grete auf der Erde neben ihrem Lager liegen. Ihre Hand war gewaltsam
geöffnet worden, und ein kleines Kreuz, das an der entgegengesetzten Wand hing,
ganz fest hineingedrückt. Wir betteten sie wieder auf ihr Lager. Als sie sich
erholt hatte, fragte sie:
«Was hat das zu bedeuten?»
Es kam die Antwort: «Mit diesem Kreuz sollst Du
Dich hingeben, indem Du Dich aufopferst für die Armen Seelen, und jeden Tag
die heilige Messe für die Armen Seelen beten. (Anm.: beiwohnen)»
Wir blieben lange bei Grete sitzen und beteten,
aber es war dann Ruhe, und niemals mehr kam Hermann zu uns.
Schlusswort
Dann hat Gott unsere Gebete erhört und den Toten
nicht mehr erlaubt, zu kommen.
Die Vorgänge sind über uns gekommen, wie
Naturereignisse über die Menschen kommen. Sie brechen herein, und man kann sie
nicht verhindern. Wir haben uns dem allen gegenüber recht menschlich benommen,
waren voller Furcht und Abwehr, zuerst sehr ungläubig und durchaus nicht würdig
dieser Gnade. Nur unsere Gebete für die Armen Seelen haben wir aus tiefsten
Herzen gesprochen. Das Mitleid mit ihnen beherrschte uns, und wir haben alle
ihre Wünsche erfüllt. Die Liebe und das Mitleid mit den Armen Seelen wird bis an
unser Lebensende uns beherrschen und das ist wohl für uns der größte Gewinn aus
diesen Erlebnissen.
Aus meinen Aufzeichnungen, die ein Leitfaden für
alle diesbezüglichen Fragen darstellen – denn mit Absicht hat Gott alle
möglichen Situationen beleuchtet –, ergibt sich folgendes.
Unser Irdisches Leben ist ein Übergang zu einem
vollkommeneren Leben, wo wir losgelöst von aller Erdenschwere, befreit von den
Sorgen für unseren Körper und seine Ansprüche, die ja unser irdisches Leben
regieren, in eine höhere, weit größere Welt eingehen, die für uns eine
Vervollkommnung darstellt. Das wäre aber nicht das Wichtigste, was wir daraus
lernen sollen, sondern das Wichtigste für uns Menschen ist, dass mit dem
irdischen Leben auch unsere Gnadenzeit aufhört und dass wir von unserem
Tode ab nichts mehr für unsere Seele tun können. Kein Gebet, keine guten
Gedanken, kein gutes Werk können wir mehr verrichten und damit unserer Seele
helfen, sondern wir sind von da ab ganz auf die Gnade Gottes und die Hilfe der
Menschen oder der schon Erlösten angewiesen. Und wie es mit der menschlichen
Hilfe steht, können wir uns vorstellen. Kein Wunder, dass die Toten an unseren
Türen stehen und um ein Gebet betteln. Aber wer weiß, dass sie dort stehen? Nur
ganz selten lässt Gott solche Wunder geschehen, wie wir sie erlebt haben,
abgesehen davon, dass solche Vorgänge für die Menschen immer sehr aufregend sind
und Gott nicht für versäumte Gnadenzeiten allen Toten erlauben kann, sich
hernach noch Gebete zu holen. Den Menschen aber hat er in Schrift und Lehre
immer wieder gesagt, wie sehr die Toten der Gebete bedürfen, so dass sich
keiner dereinst mit Unkenntnis entschuldigen kann.
Und mögen die Menschen bedenken, dass der Dank und
die Hilfe der Toten mächtiger ist als die Hilfe der Menschen, da die Toten über
ganz andere Kräfte verfügen. Außerdem sind sie unsere Fürsprecher bei Gott. Wenn
sie auch für sich selber nichts mehr tun können, so hat Gott ihnen doch
zugesagt, dass er ihre Gebete für andere erhören will.
Und die Toten sind dankbar, sehr dankbar.
Auch zu uns kann der Tod in jeder Minute kommen,
so schnell, wie wir es niemals glauben wollen, wenn wir gesund und jung
umhergehen. Aber der Tod geht immer mit uns und hat stets eine Hand auf unsere
Schulter gelegt. Er braucht nur zuzufassen.
Mögen deshalb auch alle diejenigen, denen Gott
Macht gab oder deren Macht Gott zulässt, daran denken, dass sie sich für jede
einzelne ihrer Taten und für jeden einzelnen, der ihnen in ihre Hand gegeben
ist, verantworten müssen, ganz gleich, ob sie Gott verworfen haben oder nicht.
Er kommt doch über sie.
Alles was hier auf Erden geschieht, ist begrenzt,
Leid ist begrenzt und Freude ist begrenzt, aber was nach dem Tode geschieht,
gilt für ewig. Für ewig die Freuden des Himmels, aber auch für - ewig
- , hier wirkt das Wort so grausig, dass man es nicht niederschreiben mag,
die Qualen der Hölle.
Gebet für die verlassensten
Seelen
Jesus, um der Schmerzen willen, die Du bei Deiner Todesangst im Garten
Gethsemani, bei der Geißelung und Dornenkrönung, auf dem Weg zum
Kalvarienberg, bei Deiner Kreuzigung und Deinem Hinscheiden erduldet hast,
erbarme Dich der Seelen im Fegfeuer, besonders jener, die ganz verlassen sind!
Erlöse sie aus ihren bitteren Qualen, rufe sie zu Dir und schließe sie im
Himmel liebevoll in Deine Arme! Vater unser..., Gegrüßet seist Du, Maria...
Herr, gib ihnen ...
Gebet für verstorbene Eltern
Gott, Du hast uns geboten, Vater und Mutter zu ehren. Erbarme Dich gnädig der
Seelen meines Vaters und meiner Mutter; verzeihe ihnen ihre Sünden und gib,
dass ich sie einst wieder sehe in der Freude des ewigen Lichtes! Durch
Christus, unsern Herrn. Amen.
3 Jahre Ablass. Vollkommener Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen, wenn
man das Gebet einen Monat lang jeden Tag verrichtet.
Wirksames Sturmgebet
O Maria, Mutter Gottes, überflute die ganze Menschheit mit dem Gnadenwirken
Deiner Liebesflamme, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Weiterführende
Themen:
Sexualität
/
Die Demut
/ Der
freie Wille /
Das wahre Glück / Bekehrung
einer Weltfrau /
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