Wir leben heute in einer Zeit, in der die
Fundamente wanken und die Orientierung fehlt. Wir sind oft unsicher und wissen
nicht mehr, wie wir uns verhalten sollen. Die meisten spüren, dass wir uns
wieder auf die Grundwerte des Lebens besinnen müssen. Diese Grundwerte des
Lebens aber finden sich in den Zehn Geboten...
INHALT
Beim dritten Gebot geht es um die besondere
Verehrung Gottes. Für diese Verehrung Gottes sind eigene Tage vorgesehen:
nämlich die Sonn- und Feiertage. An diesen Tagen sollen sich alle Christen zum
gemeinsamen Gottesdienst versammeln. Diese Tage sollen aber auch in
ihrem ganzen Ablauf geheiligt sein, damit der Mensch sich in besonderer
Weise auf Gott besinnen kann. Gleichzeitig sind diese Tage aber auch für die
Gemeinschaft, die Freude und die Erholung gedacht.
Der wichtigste Teil des Sonntags und der
kirchlichen Feiertage ist die Feier der heiligen Messe. Die katholische
Kirche hat die Wichtigkeit der heiligen Messe durch ein eigenes
Kirchengebot unterstrichen, das jeden Katholiken am Sonntag und an den
kirchlichen Feiertagen zum Besuch der Eucharistiefeier verpflichtet.
Für viele von uns ist die Bedeutung der heiligen Messe
oft nicht mehr recht klar. Deshalb wollen wir zunächst versuchen, die
Bedeutung der Eucharistiefeier in Erinnerung zu rufen:
a) Das Wort Gottes
Bei der heiligen Messe hören wir das Wort Gottes.
Durch die Lesung und das Evangelium spricht Gott zu uns und offenbart uns
seine Wahrheit und seinen Willen. Bei der Predigt erklärt uns
der Priester das Wort Gottes und gibt uns Anregungen, wie wir das Wort
Gottes auf unseren Alltag anwenden können. Auf diese Weise wird das Wort
Gottes für uns zum "Wort des Lebens".
b) Die Gemeinschaft mit Christus
Bei der heiligen Messe begegnen wir auch Christus. Bei
der Wandlung tritt Jesus in unsere Mitte und weilt in leibhaftiger
Weise unter uns. Er ist unser Mittler und versöhnt uns mit Gott Vater.
Durch die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers schenkt uns Christus auch
die Gnade der Erlösung. Bei der Kommunion kommt es zur persönlichen
Begegnung mit Christus, der für uns zum Brot des Lebens wird und uns seine
Kraft vermittelt. Diese persönliche Begegnung mit Christus gibt uns
auch die Möglichkeit, ihn um alles zu bitten und ihm für alles zu danken.
c) Die Gemeinschaft mit den Brüdern
und Schwestern
Bei der heiligen Messe kommt es schließlich auch zur
Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern. Wir versammeln uns mit
ihnen um den Altar, wir beten und feiern miteinander und empfangen mit ihnen
den Leib des Herrn. Auf diese Weise kommt es durch die Einheit mit Christus
auch zu einer tiefen Einheit unter uns Christen.
Die heilige Messe vermittelt uns also das Wort Gottes, die
Gemeinschaft mit Christus und die Gemeinschaft mit den Brüdern und
Schwestern. Da diese drei Dinge für unser Christsein lebenswichtig
sind, ist die heilige Messe für uns notwendig und verpflichtend. Ohne
heilige Messe fehlt uns die Wahrheit Gottes, die Kraft Christi und die
Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern. Ohne heilige Messe geht unser
Kontakt zu Gott immer mehr verloren, unser Glaube schläft langsam ein und
stirbt schließlich.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE BEDEUTUNG DER HEILIGEN MESSE
a) Das Wort Gottes
b) Die Gemeinschaft mit Christus
c) Die Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern
Nachdem wir nun die große Bedeutung der heiligen Messe
für unser Christsein erkannt haben, wollen wir uns mit dem Aufbau der heiligen
Messe befassen. Die heilige Messe besteht aus vier Teilen: der
Eröffnung, dem Wortgottesdienst, dem Opfergottesdienst und
der Entlassung:
a) Die Eröffnung
- Das Schuldbekenntnis
- Das Gloria
b) Der Wortgottesdienst
- Die Lesung
- Das Evangelium
- Die Predigt
- Das Glaubensbekenntnis
- Die Fürbitten
c) Der Opfergottesdienst
- Die Gabenbereitung
- Der Sanctus
- Die Wandlung
- Das "Vater unser"
- Der Friedensgruß
- Das "Lamm Gottes"
- Die Kommunion
d) Die Entlassung
- Der Segen
- "Gehet hin in Frieden"
ZUSAMMENFASSUNG:
DER AUFBAU DER HEILIGEN MESSE
a) Eröffnung
b) Wortgottesdienst
c) Opfergottesdienst
d) Entlassung
a) Verschiedene Gründe erschweren den
Zugang zur heiligen Messe
Nicht wenige Katholiken haben heute Schwierigkeiten
mit der heiligen Messe. Dafür gibt es mehrere Gründe: Viele junge Menschen
erleben keinen gemeinsamen Messbesuch mit der Familie. Der Vater und
die Mutter gehen entweder selbst nicht mehr zur Messe oder sie sind nur mehr
Gelegenheits-Christen. Auf diese Weise wird die heilige Messe für diese
Jugendlichen zu einer völlig fremden Sache. Ein weiterer Grund für die
Entfremdung gegenüber der Eucharistie ist das weitgehende Unverständnis für
das Geschehen am Altar: Viele Menschen haben keine klaren Vorstellungen
von der Bedeutung der einzelnen Handlungen während der Messe und können sie
daher auch nicht mit vollziehen. Viele bemängeln auch die fade Gestaltung
der Messe und die langweilige Predigt. Wieder andere sind derart
von ihren Vereinen und Hobbies in Anspruch genommen, dass sie
(angeblich) zu keiner Messe kommen: Sie sind mit ihrem Fußball-Verein und
ihrem Schach-Klub unterwegs oder gehen zum Schifahren und zum Klettern. Sie
finden einfach keine Zeit für die Messe oder sind zu erschöpft, um zu einer
Messe zu gehen.
b) Einige Maßnahmen gegen diese
Schwierigkeiten
Die wichtigste Maßnahme für einen regelmäßigen
Messbesuch der Jugendlichen ist die Erfahrung eines regelmäßigen
Messbesuchs in der eigenen Familie. Die Hinführung zur heiligen Messe und
die Eingewöhnung eines regelmäßigen Gottesdienstbesuchs durch die Familie sind
durch nichts zu ersetzen! Es ist dann aber auch sehr wichtig, dass die Eltern,
der Pfarrer und die Religionslehrer den Jugendlichen die heilige Messe
erklären und sie zu einem inneren Mitfeiern der Eucharistie anregen. Ganz
entscheidend ist auch die feierliche Gestaltung des Gottesdienstes:
eine gute Vorbereitung der Texte, eine klare und lebensnahe Predigt und eine
schöne Musik tragen wesentlich zur besseren Mitfeier der Eucharistie bei.
Bezüglich der Hobbies ist zu sagen, dass heute wirklich jeder die
Möglichkeit hat, trotz seiner verschiedenen Aktivitäten zu einer Messe zu
gehen. Und wenn einer ein echter Christ und ein echter Sportler ist, dann geht
er auch nach einer langen Bergtour noch in die Messe.
c) Spezielle Probleme mit
Jugendlichen
Viele gläubige Eltern klagen heute darüber, dass ihre
heranwachsenden Jugendlichen nicht mehr in die Messe gehen. Ja, es ist heute
oft nicht leicht mit den jungen Leuten! Aber sie haben es auch nicht leicht,
in unserer Gesellschaft praktizierende Christen zu sein. Viele von ihnen sind
von den grellen Lichtern und den heißen Rhythmen der Freizeitindustrie
dermaßen geprägt, dass ihnen die sakrale Feier einer Messe nichts mehr sagt.
Viele sind die ganze Nacht von Samstag auf Sonntag in den Diskotheken,
dass sie fast den ganzen Sonntag zur „Erholung“ brauchen. Andere Jugendliche
sind durch die Vereine so eingespannt, dass sie am Sonntag regelrecht
vom Gottesdienst abgehalten werden. Wieder andere suchen ihr Heil in
esoterischen Lehren. Diese Jugendlichen verehren Götzen statt Gott: Ihre
Liturgie ist das Rockkonzert, ihr Gottesdienst ist der Fußball, ihre Kirche
ist die Disko und das Stadion...
d) Verschiedene Möglichkeiten der
Eltern
Was können Eltern in solchen Situationen tun?
Entscheidend ist zunächst, dass die Eltern nicht kapitulieren! Sie
dürfen sich aber auch nicht aus ihrer religiösen Verantwortung
davonschleichen und sagen, dass der junge Mensch sich selbst entscheiden
soll: Die Erfahrung zeigt, dass die religiöse Freizügigkeit der Eltern zu
einer Entfernung der Jugendlichen von der Religion führt. Wichtig ist, dass
die Eltern die Jugendlichen immer wieder an die religiösen Pflichten
erinnern. Sie müssen ihre heranwachsenden Söhne und Töchter darauf
aufmerksam machen, dass ein gefirmter Christ für seine Religion auch zu
kleinen Opfern bereit sein muss. Es braucht von Seiten der Eltern eine
sanfte Festigkeit! Es ist klar, dass man heranwachsende Jugendliche nicht
an die Leine nehmen kann, aber Eltern dürfen auch nicht einfach aufgeben. Die
Eltern sollten auch Umschau halten, wo in ihrer Umgebung eine Messe
gefeiert wird, die die Jugendlichen anspricht. Sie sollten sich auch
darum bemühen, dass ihre Kinder in einen Kreis von Jugendlichen kommen,
die gemeinsam zur Messe gehen: Es zeigt sich immer wieder, dass junge Leute
lieber in die Messe gehen, wenn sie dort ihre Freunde treffen, mit denen sie
dann auch nach der Messe noch etwas unternehmen. Eltern sollten schließlich
auch dafür sorgen, dass ihre Kinder nicht bei Vereinen dabei sind, die
sie an jedem Sonntagvormittag bei Wettkämpfen und Veranstaltungen
einspannen. Und auch im Falle von Disko-Besuchen müssen Eltern
klarstellen, dass es für die Jugendlichen immer noch möglich ist, am Sonntag
zur Abendmesse zu gehen... Die manchmal zu Recht besorgten Eltern sollen ihre
Hoffnung nicht verlieren: Auch bei den widerspenstigsten Jugendlichen geht
die Pubertät irgendwann zu Ende. Und meistens kann man dann mit den jungen
Erwachsenen wieder recht vernünftige Gespräche führen, auch über religiöse
Themen. Wenn in der Kinderzeit eine solide religiöse Grundlage
geschaffen wurde, dann kommt diese auf kurz oder lang wieder zum Tragen. Aber
während der „Sturm und Drang“-Periode müssen die Eltern kräftig und
ausdauernd für ihre Kinder beten.
ZUSAMMENFASSUNG:
SCHWIERIGKEITEN MIT DER HEILIGEN MESSE
a) Verschiedene Gründe erschweren den Zugang zur
heiligen Messe
b) Einige Maßnahmen gegen diese Schwierigkeiten
c) Spezielle Probleme mit Jugendlichen
d) Verschiedene Möglichkeiten der Eltern
a) Echte Gründe für das Fernbleiben
von der heiligen Messe
Es gibt mehrere Gründe, die das Fernbleiben von der
heiligen Messe berechtigter Weise entschuldigen. Ein erster Grund ist eine
Krankheit, die es uns unmöglich macht, die Eucharistiefeier zu besuchen.
(Also nicht nur ein Kratzen im Hals!) Ein zweiter Grund sind bestimmte
Dienste über das ganze Wochenende, die es uns nicht erlauben, die
Dienststelle zu verlassen (z. B. der Bereitschaftsdienst eines Arztes oder die
Arbeit im Gastgewerbe). (Es gibt aber kaum einen Dienst, der durchgehend von
Samstag Abend bis Sonntag Abend dauert. Es besteht also meistens die
Möglichkeit, auch bei einem Wochenenddienst am Samstagabend, am frühen
Sonntagmorgen oder am Sonntagabend eine Messe zu besuchen.) Ein dritter Grund
ist ein Dienst, bei dem wir nicht ersetzt werden können (z. B. eine
allein stehende Mutter, die ein schwerkrankes Kind pflegt, und keine
Verwandten und Nachbarn hat, die sie ablösen.) Ein weiterer Grund ist eine
dringende Verpflichtung, die nicht aufgeschoben werden kann (z. B. wenn
jemand Zeuge eines Unfalls wird, so muss er für die Einlieferung der
verunglückten Person sorgen, auch wenn er dadurch die Messe versäumt.)
Entschuldigt sind wir auch, wenn wir in ein Land reisen, in dem weit
und breit keine katholische Messe gefeiert wird (wir dürfen dann aber
etwas länger beten). Und schließlich sind wir auch entschuldigt, wenn uns
höhere Gewalt am Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes hindert (z. B. im
Fall von Naturkatastrophen). Wenn wir durch solche Gründe am Besuch der
heiligen Messe gehindert werden, sollten wir dafür in den nächsten Tagen einer
Eucharistiefeier beiwohnen.
b) Das unentschuldigte Fernbleiben
ist eine Sünde
Nicht wenige Katholiken sind heute der Ansicht,
dass das zeitweilige Fernbleiben von der Messe keine Sünde sei.
Auch manche Seelsorger, Religionslehrer und katholische Jugendführer
beurteilen das Fernbleiben vom Gottesdienst recht locker. Das ändert aber
nichts daran, dass das Fernbleiben von der Messe eine Sünde ist. Da uns
die Messe die wichtigsten Güter unseres Glaubens vermittelt, handelt es sich
dabei um das zentrale und wichtigste Geschehen unseres Glaubens. Das
Fernbleiben von der Eucharistiefeier kann also keine Bagatelle sein!
Die Messe ist und bleibt das Zentrum unseres katholischen Glaubens. Wenn
wir in diesem Punkt nachgeben, dann kommt es zur Aushöhlung und schließlich
zum Ende unserer Glaubenspraxis. Ohne regelmäßigen Messbesuch von Seiten
der Gläubigen kommt es aber auch zum allmählichen Zusammenbruch der
kirchlichen Gemeinschaft. Der Besuch der Messe am Sonntag ist daher für den
eigenen Glauben und für die Kirche unverzichtbar!
ZUSAMMENFASSUNG:
ENTSCHULDIGUNGSGRÜNDE FÜR DAS FERNBLEIBEN
a) Echte Gründe für das Fernbleiben von der heiligen
Messe
b) Das unentschuldigte Fernbleiben ist eine Sünde
Das dritte Gebot verlangt von uns auch die
Sonntagsheiligung. Es geht dabei nicht nur um die Unterbrechung der Arbeit und
um eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Gemeint ist mit der
Sonntagsheiligung, dass der Mensch sich einmal in der Woche auf das Höchste
und Eigentliche in seinem Leben, nämlich auf Gott, besinnt. Wir erleben
heute, dass der moderne Mensch durch den ständigen Stress bei der
Arbeit und durch den (womöglich noch größeren) Freizeitstress seine eigene
Mitte verliert. Er hat nicht mehr die innere Ruhe, um sein Leben nach dem
Wesentlichen und Ewigen auszurichten. Er ist ein ständig Gehetzter und
Getriebener und verliert dabei sich selbst. Meistens braucht es eine Krankheit
oder einen Misserfolg, bis der Mensch in diesem Wahnsinn gestoppt wird. Dann
wird diesem Menschen bewusst, dass es etwas Höheres gibt, das wichtiger ist
als Erfolg, Geld, Karriere und Hobbies. Der Mensch spürt, dass er sich mit dem
Absoluten, mit Gott, auseinandersetzen muss, damit er sich selbst
finden kann. Er begreift nun die tiefere Bedeutung der Sonntagsheiligung
und sucht nun die Begegnung mit Gott, der sein Vater und sein letztes Ziel
ist.
Worin kann nun diese Ausrichtung auf Gott konkret
bestehen? Es gibt dazu mehrere Möglichkeiten. Eine erste Möglichkeit ist
zunächst eine Zeit der Besinnung, in der der Mensch vor Gott
über sein konkretes Leben nachdenkt. Er fragt sich dabei, ob seine Tätigkeiten
und seine mitmenschlichen Beziehungen vor Gott in Ordnung sind. Er fragt sich,
ob die Schwerpunkte in seinem Leben vor Gott richtig gesetzt sind. Auf diese
Weise merkt er, ob die Ausrichtung in seinem Leben vor Gott stimmt oder ob da
manches zu ändern ist. Eine zweite Möglichkeit ist ein tieferes Gespräch
über Fragen des Glaubens und über menschliche Fragen. Dieses Gespräch kann mit
dem Ehepartner, mit den Kindern oder mit Freunden geführt werden. Solche
Gespräche führen meistens zu einer Vertiefung des Glaubens und der
zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine weitere Möglichkeit bieten auch gute
Bücher und Zeitschriften, die uns über Glaubensfragen und menschliche
Fragen informieren. Dann gibt es in unserer Zeit auch die Möglichkeit, einen
guten Fernseh- oder Videofilm anzuschauen. Es lassen sich doch immer
wieder Filme entdecken, die religiöse Gestalten und Themen zum Inhalt haben.
Besonders für Kinder sind solche Medien oft sehr geeignet, einen Zugang zu
bestimmten christlichen Gestalten und religiösen Ereignissen zu finden. Es ist
aber wichtig, dass wir nach so einem Film mit den Kindern darüber reden.
Neben diesen mehr allgemeinen Möglichkeiten gibt es auch verschiedene
Praktiken, die in spezieller Weise die Sonntagsheiligung zum Ziel haben. Dazu
gehört in erster Linie das Gebet. Am Sonntag sollten wir uns die Zeit
nehmen, ein längeres persönliches Gebet zu sprechen. Am Sonntag haben wir auch
die Möglichkeit, in der Familie gemeinsam das Tischgebet und das Abendgebet zu
sprechen, das unter der Woche oft zu kurz kommt. Zur speziellen
Sonntagsheiligung gehört auch das Lesen der Heiligen Schrift. Wir
sollten uns am Sonntag die Zeit nehmen, wenigstens ein kleines Kapitel der
Bibel zu lesen. Dabei sollten wir überlegen, was uns die gelesene Stelle für
die kommende Woche zu sagen hat. Es besteht auch die Möglichkeit, in der
Familie gemeinsam eine Stelle aus der Hausbibel zu lesen und anschließend
darüber ein Gespräch zu führen. Zur speziellen Sonntagsheiligung gehört auch,
dass wir an besonderen Hochfesten am Nachmittag zu einer Andacht in die
Kirche gehen. Vielleicht wäre es möglich, dass zumindest ein Vertreter der
Familie bei den sonntäglichen Andachten dabei ist... Alle diese Formen der
Sonntagsheiligung verlangen eine gewisse Anstrengung. Aber wenn wir verstanden
haben, dass in unserer Zeit nur ein ganzes Christsein bestehen und überleben
kann, dann werden wir uns auch zu dieser vertieften Form der Sonntagsheiligung
aufraffen. Es gibt heute kein billiges Christentum, wir müssen heute
mehr tun als früher!
Zum Sonntag gehört auch das Beisammensein mit der
eigenen Familie. Da haben wir endlich genügend Zeit für uns selbst: Wir können
in Ruhe frühstücken, wir haben ausgiebig Zeit zum Mittagessen, es kommt
zu gemeinsamen Gesprächen und Spielen, wir unternehmen
miteinander einen Ausflug. Wir freuen uns, dass auch der Vater mit
dabei ist, der unter der Woche oft kaum Zeit hat; wir freuen uns über den
Besuch von Verwandten und Bekannten. Aber damit dann die Mutter nicht
noch mehr Arbeit hat als unter der Woche, sind wir gerne bereit, im Haushalt
mitzuhelfen: Der eine deckt den Tisch, der andere macht den Salat an, der
dritte serviert das Essen; nach dem Mittagessen lassen wir die Mutter ein
wenig ausrasten und spülen für sie das Geschirr in der Küche. Am Nachmittag
kochen wir den Kaffee und stellen wir den Kuchen auf den Tisch. Wenn alle
mithelfen, ist es für alle leichter. Auf diese Weise wird der Sonntag für alle
ein Tag des gemeinsamen Beisammenseins und der Erholung.
Der Sonntag ist auch sehr wichtig für die Pflege von
Freundschaften. Die Jungen treffen sich mit ihren Freunden bei Spiel
und Sport, die Erwachsenen spielen gerne eine Partie Karten, die
Senioren treffen sich in einem Kaffeehaus und plaudern miteinander. Die
gemeinsamen Gespräche und Unterhaltungen fördern die Freundschaft. Oft kommt
es auch zu einem regen Gedankenaustausch, der uns innerlich bereichert. Wir
können mit unseren Freunden auch über unsere persönlichen Probleme und Sorgen
sprechen und erhalten von ihnen manchen guten Rat. Unser Herz blüht wieder auf
und unsere Seele wird mit neuer Kraft erfüllt. Die Pflege der Freundschaft ist
für unser menschliches Wohlbefinden von allergrößter Wichtigkeit.
Der Sonntag dient auch unserer Entspannung. Wenn wir
die ganze Woche im Stress sind, brauchen wir dringend einen Tag, an dem wir
uns richtig entspannen. Dazu gehört vor allem, dass wir nicht unter Zeit-
und Termindruck stehen. Dazu gehört aber auch, dass wir etwas tun, was uns
Freude macht: Der eine geht gerne spazieren, der andere liest ein
interessantes Buch, der dritte widmet sich den Blumen im Garten. Der Sonntag
soll aber auch ein Tag des Ausgleichs sein: Wer die ganze Woche im Büro
sitzt, braucht dringend Bewegung und frische Luft; wer ständig mit dem Auto
unterwegs ist, ist froh, wenn er einmal nicht herumfahren muss; wer unter der
Woche ständig zu wenig schläft, muss sich einmal in der Woche ausschlafen
können. Die Entspannung und der Ausgleich sind für den modernen Menschen
sowohl in körperlicher als auch in psychischer Hinsicht von größter Bedeutung.
Nur wenn wir uns richtig entspannen können und den rechten Ausgleich finden,
sind wir für uns selbst und für die anderen genießbar. Nur durch eine echte
Entspannung haben wir die Kraft, die nächste Woche mit Schwung anzugehen.
Der Sonntag bietet uns auch Gelegenheit, Kranke und
Alte zu besuchen. Wir schauen bei einem Freund im Krankenhaus vorbei,
der vor kurzem operiert wurde. Wir besuchen eine allein stehende Tante, die im
Altersheim wohnt. Wir gehen zu einem Freund, der nach einem
Schlaganfall in einem Sanatorium für Langzeitkranke untergebracht ist.
Wir nützen den billigeren Sonntagstarif zu einem Telefonanruf bei einer
Bekannten, die unter Depressionen leidet. Wir nützen ein stilles Stündchen und
schreiben einen Brief an einen Gefangenen. Es gibt heute so viele
Menschen, die Trost und Hilfe brauchen!
Der Sonntag wird heute auf eine vielfache Weise
gefährdet. Es gibt in unserer Zeit immer mehr Wochenenddienste: Im
Krankenhaus, im Gastgewerbe, bei den öffentlichen
Verkehrsmitteln, in der Industrie, in der Freizeitbranche
sind viele Menschen fast jedes Wochenende im Einsatz. Jetzt kommt auch noch
die Gefahr einer ganztägigen Öffnung der Geschäfte auf uns zu: Das
Sonntags-Shopping rund um die Uhr ist offensichtlich nicht mehr aufzuhalten!
Aber auch innerhalb der Familien ist die Sonntagsheiligung bedroht: Die
berufstätige Frau muss am Sonntag die Arbeit nachholen, die unter der
Woche liegen geblieben ist; der Nebenerwerbsbauer macht die Feldarbeit,
die er unter der Woche nicht schafft; der gestresste Schüler muss Aufgaben
machen und für die Prüfung am Montag lernen; die jungen Paare treiben den
Bau des Eigenheims voran und schupfen den ganzen Sonntag Ziegel...
Angesichts solcher Entwicklungen müssen wir uns fragen, wie wir den Sonntag
retten können. Dabei müssen wir zwei Arten von Arbeiten unterscheiden:
Es gibt bestimmte Arbeiten, die auch am Sonntag verrichtet werden
müssen (z. B. öffentliche Dienste, Landwirtschaft usw.) Bei diesen
Arbeiten müssen wir versuchen, dass wir nach dem Ende unseres Turnus oder nach
der Verrichtung unserer Arbeit wenigstens einige Stunden bewusst für die
Sonntagsheiligung verwenden. Neben diesen Arbeiten gibt es auch
andere Tätigkeiten (z. B. Hausarbeiten, Nebenerwerbsbauern), die sich
vielleicht durch eine bessere Einteilung und durch die Mithilfe
aller Familienmitglieder in wesentlich kürzerer Zeit oder sogar schon vor
dem Sonntag verrichten ließen. In früheren Zeiten wurde der
Samstagnachmittag bewusst zur Verrichtung bestimmter Arbeiten verwendet,
um am Sonntag wirklich frei zu haben. Wahrscheinlich werden wir in Zukunft
wieder darauf zurückkommen müssen. Entscheidend ist aber, dass wir von der
absoluten Notwendigkeit des Sonntags für unser religiöses, persönliches,
familiäres und soziales Leben überzeugt sind. Und wenn wir Gott an die
erste Stelle setzen, dann werden wir auch die Schwerpunkte so setzen, dass
der Sonntag wirklich der Tag des Herrn sein kann.
ALLGEMEINER ÜBERBLICK:
DAS DRITTE GEBOT: DU SOLLST DEN TAG DES HERRN
HEILIGEN!
1) Die Feier der heiligen Messe
2) Die Bedeutung der heiligen Messe (Wort Gottes, Christus, Gemeinschaft)
3) Der Aufbau der heiligen Messe (Wortgottesdienst, Opfergottesdienst)
4) Schwierigkeiten mit der heiligen Messe
5) Entschuldigungsgründe für das Fernbleiben
6) Die Heiligung des Sonntags
7) Die Pflege des geistlichen Lebens
8) Das Beisammensein in der Familie
9) Die Begegnung mit den Freunden
10) Entspannung und Ausgleich
11) Tätige Nächstenliebe
12) Die Gefährdung des Sonntags
Herr, lass uns
Deine Gebote beachten und verstehen damit ich am Ende meiner Tage zu Dir
gelange.
Amen.
Weiterführende
Themen:
Die Schöpfung
/
Die Liebe Gott Vaters
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