Wir leben heute in einer Zeit, in der die
Fundamente wanken und die Orientierung fehlt. Wir sind oft unsicher und wissen
nicht mehr, wie wir uns verhalten sollen. Die meisten spüren, dass wir uns
wieder auf die Grundwerte des Lebens besinnen müssen. Diese Grundwerte des
Lebens aber finden sich in den Zehn Geboten...
INHALT
Wenn wir an Gott glauben wollen, müssen wir uns
zunächst die Frage stellen, ob es Gott überhaupt gibt. Es gibt für uns mehrere
Wege, die uns die Existenz Gottes erkennen lassen:
a) Der Weg über die Natur
Der erste Weg zu Gott führt über die Natur. Die Natur
weist wunderbare Gesetzmäßigkeiten und eine großartige Ordnung auf.
Diese Gesetzmäßigkeiten und diese Ordnung lassen uns erkennen, dass der
Natur ein grandioser Plan zugrunde liegt. Wo es aber einen Plan gibt, braucht
es auch einen planenden Geist, der diesen Plan erdacht und in die Tat
umgesetzt hat. Auf diese Weise gelangen wir zur Erkenntnis, dass es über der
Natur ein geistiges Wesen geben muss, dass diese Natur erdacht und
geschaffen hat. Dieses geistige Wesen aber nennen wir Gott.
b) Der Weg über das Gewissen
Der zweite Weg zu Gott führt über das Gewissen. Wir
erfahren in unserem Inneren eine „Stimme“, die uns zum Guten ermutigt und
uns vor dem Bösen warnt. Diese „Stimme“ lobt uns, wenn wir etwas Gutes
getan haben, und tadelt uns, wenn wir uns für etwas Böses entschieden haben.
Das Gewissen stärkt uns in schwierigen Augenblicken und tröstet uns, wenn wir
um des Guten willen verfolgt werden. Wir erleben dabei, dass das Gewissen
nicht ein Stück von uns selbst ist. Das Gewissen spricht mit einer eigenen
„Stimme“ und steht unserem Ich gegenüber. Im Gewissen meldet sich eine
absolute, geistige und moralische Autorität, die uns übersteigt. Diese
absolute geistige Autorität, die sich in unserem Gewissen an uns wendet, ist
Gott.
c) Der Weg über die Philosophie
Der dritte Weg zu Gott führt über die Philosophie. Die
Philosophie weist uns darauf hin, dass alle Dinge eine Ursache haben. Die
Philosophie fragt schließlich nach der ersten Ursache, auf die alle
anderen Dinge zurückgehen. Diese erste Ursache muss so beschaffen sein, dass
sie ihrerseits keine weitere Ursache mehr braucht. Das bedeutet aber, dass
diese erste Ursache absolut sein muss, und somit losgelöst (lat. absolutus)
ist von jeder anderen Ursache. Diese erste Ursache muss aber auch in dem Sinn
absolut sein, dass sie alles andere hervorbringen kann. Eine solche
absolute Ursache aber nennen wir Gott.
d) Der Weg über die Heilige Schrift
Der vierte Weg zu Gott führt über die Heilige Schrift.
Das Alte Testament berichtet uns, wie Gott in die Geschichte
eingegriffen und sich dem Volk Israel geoffenbart hat. Die vielen wunderbaren
Fügungen in der Geschichte des Volkes Israel, aber auch der
Gottesbegriff und die Moral dieses Volkes lassen uns das Wirken und
die Offenbarung Gottes deutlich erkennen. Aber auch das Neue Testament
weist viele Berichte auf, in denen das Übernatürliche greifbar wird: Die
Gestalt Jesu, seine Wunder, seine Totenerweckungen, seine Dämonenaustreibungen
und schließlich seine Auferstehung lassen uns das Wirken Gottes klar
erkennen. So ist also auch die Heilige Schrift eine Möglichkeit, die Existenz
und das Wirken
Gottes zu erkennen.
e) Der Weg über die persönliche
Erfahrung
Der fünfte Weg zu Gott führt über die persönlichen
Erfahrungen. Viele Menschen haben in einer schweren Krankheit, durch
die glückliche Errettung aus einer schwierigen Notsituation oder bei
der Begegnung mit einer begnadeten Person die Nähe und das Wirken
Gottes erfahren. Diese Gotteserfahrungen haben meistens einen ganz
persönlichen Charakter, der nur für die betreffende Person von Bedeutung ist.
Aber diese persönlichen Erfahrungen lassen den einzelnen Menschen Gott weit
tiefer erkennen als jeder andere Weg.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE ERKENNTNIS GOTTES
a) Der Weg über die Natur
b) Der Weg über das Gewissen
c) Der Weg über die Philosophie
d) Der Weg über die Heilige Schrift
e) Der Weg über die persönlichen Erfahrung
Wenn wir an Gott glauben wollen, dann müssen wir auch
wissen, wer Gott ist. Es ist zwar für uns Menschen nicht möglich, das
göttliche Wesen in seiner ganzen Tiefe zu begreifen. Aber aufgrund der
natürlichen Gotteserkenntnis durch die Vernunft und der übernatürlichen
Offenbarung Gottes durch die Propheten und Jesus Christus können wir
einige wichtige Aussagen über das Wesen Gottes treffen.
a) Gott der Schöpfer
Gott ist zunächst der Schöpfer. Er hat die unsichtbare
Welt der Engel und die sichtbare Welt der Menschen geschaffen.
Gott hat wunderbare Gesetze in die Natur hineingelegt, die die Abläufe
der Natur regeln und ordnen. Er hat auch Gebote für den Menschen
aufgestellt, von denen das Leben des einzelnen und der Gemeinschaft abhängt.
Gott hat dem Menschen die Schöpfung anvertraut und ihn zum Herrn über die
Schöpfung bestellt. Der Mensch muss aber die Schöpfung im Sinne Gottes
gebrauchen.
b) Gott der Herr
Gott ist dann auch der Herr. Er ist als absolutes
Wesen der Herr über die Schöpfung und den Menschen. Gott ist das
Höchste und Größte, vor dem sich der Mensch in Ehrfurcht verneigen
muss. Der Mensch ist Gott unterstellt und muss daher den Willen Gottes
erfüllen und ihm gehorchen. Der Mensch ist aufgerufen, Gott als
seinem höchsten Herrn zu dienen. Gott hat zwar dem Menschen die Freiheit
gegeben, aber der Mensch ist aufgerufen und verpflichtet, die Freiheit nach
den Anweisungen Gottes zu gebrauchen.
c) Gott der Vater
Gott ist aber auch Vater. Gott ist ein Vater, der
den Menschen liebt und sich um ihn kümmert. Er hat dem Menschen eine
wunderbare Welt als Wohnstätte gegeben. Gott führt den Menschen über das
Gewissen und zeigt ihm die Wege zu Heil und Glück. Er ermutigt und
tröstet uns, wenn es uns schlecht geht. Gott verzeiht uns und nimmt uns immer
wieder auf, wenn wir in Reue zu ihm zurückkehren. Er hat sogar seinen eigenen
Sohn in die Welt gesandt, um uns zu retten und heimzuholen. Gott ist unser
Vater und ein Gott der Liebe.
d) Gott der Richter
Gott ist weiters auch Richter. Gott richtet jeden
Menschen nach dem Tod und beurteilt alle seine Gedanken, Worte, Werke und
Unterlassungen. Er belohnt jeden Menschen für seine guten Werke und bestraft
jeden für seine bösen Taten. Er beurteilt jeden Menschen mit absoluter
Gerechtigkeit und schaut nicht auf das Ansehen, das ein Mensch in dieser
Welt genossen hat. Gott ist ein barmherziger und gnädiger Richter, wenn der
Mensch vor seinem Tod seine Sünden bereut hat. Aber er ist ein gestrenger
Richter, wenn der Mensch bis zu seinem Tod nicht umkehrt.
e) Der dreifaltige Gott
Gott ist schließlich auch ein dreifaltiger Gott. Gott
hat sich im Laufe der Heilsgeschichte als Vater und Schöpfer, als
Sohn und Erlöser und als Heiliger Geist gezeigt. Er ist ein
einziges Wesen, das aber in drei Personen existiert. Gott Vater, Gott Sohn und
Gott Heiliger Geist sind voneinander verschieden, bilden aber miteinander den
einen Gott. Die Dreifaltigkeit ist das tiefste Geheimnis des göttlichen
Wesens.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS WESEN GOTTES
a) Gott der Schöpfer
b) Gott der Herr
c) Gott der Vater
d) Gott der Richter
e) Der dreifaltige Gott
Der Glaube an Gott setzt schließlich auch voraus, dass
wir uns fragen, welche Bedeutung Gott für unsere Person und für unser Leben
hat. Die meisten Menschen glauben zwar, dass es einen Gott gibt und dass Gott
ein persönliches Wesen ist. Aber viele Menschen haben noch nicht begriffen,
welche Bedeutung Gott für ihr Leben hat. Solange sie diese Bedeutung
Gottes nicht wirklich erkannt haben, können sie auch keine tiefere Beziehung
zu Gott entwickeln. Gott bleibt dann für sie ein Wesen, das irgendwo über den
Wolken existiert, aber keinen Einfluss auf die Gestaltung und Ausrichtung
ihres Lebens hat. Vielleicht ist diese Frage deshalb die wichtigste Frage, die
sich ein Mensch stellen muss, bevor er zu einem echten Glauben an Gott
gelangt.
a) Gott als Ursprung
Gott ist zunächst der Ursprung des Menschen.
Gott hat die Menschen aus Liebe geschaffen. Daher ist jeder Mensch ein Kind
Gottes und von Gott gewollt. Die Gotteskindschaft verleiht jedem Menschen
eine hohe und unantastbare Würde. Als Freund Gottes steht er unter dem
Schutz Gottes und muss von jedem Menschen geachtet werden. Die Tatsache, dass
der Mensch von Gott geschaffen und gewollt wurde, ist für die Identität
und Einschätzung des Menschen von grundlegender Bedeutung. Ohne diesen
Ursprung in Gott käme der Mensch aus dem Nichts und wäre ein Produkt des
Zufalls. Er wäre dann hineingeworfen in das Dasein und wüsste nicht um sein
Woher. Er wäre ein blinder Passagier auf einem kleinen Wandelstern in den
Abgründen des Weltalls. Als Kind des Nichts und als Produkt des Zufalls hätte
er keine höhere Berufung und damit auch keine höhere Würde. Ohne Gott ist auch
der Mensch nichts.
b) Gott als Orientierung
Gott ist auch für die Orientierung des Menschen
entscheidend. Wenn der Mensch sich nach den Geboten und nach dem Willen
Gottes richtet, dann hat er eine klare Orientierung für sein Leben.
Er weiß dann, auf welche Werte es ankommt, und weiß auch, wo ihm Gefahren
drohen und wo er sich in acht nehmen muss. Ohne Orientierung an Gott passiert
es sehr leicht, dass der Mensch ewig ein Suchender und Irrender bleibt, der
sein ganzes Leben herumprobiert und experimentiert. Er gleicht dann dem alten
Faust, der (mit Hilfe des Teufels!) alle möglichen Daseinsformen des Menschen
durchexerziert, bis er dann nach vielen Irrungen und Wirrungen am Ende seines
Lebens draufkommt, was er eigentlich tun sollte. Das Leben dieses faustischen
Menschen zeigt in aller Deutlichkeit, zu welchen Verirrungen und Leiden die
Orientierungslosigkeit des gottlosen Menschen führt.
c) Gott als Zuflucht
Gott ist oft auch die Zuflucht des Menschen. Im
Leben eines jeden Menschen gibt es Augenblicke, in denen er sich unverstanden
und verlassen fühlt. Es gibt Momente, in denen der Mensch unheimlich
ungeborgen und schutzlos ist. Es kann die Angst vor einer großen
Operation sein. Es kann aber auch das Elend in einer Ehe oder die Sorge
um einen verlorenen Sohn und eine verlorene Tochter sein. Manchmal ist es auch
der Tod eines unersetzlichen Menschen, oder die Hölle der eigenen
Depressionen, oder das Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft. Oft bleibt
uns dann nur die Zuflucht zu Gott, der unsere einzige Klagemauer und einziger
Trost ist. Gott ist der einzige, der uns immer zuhört. Er trägt uns auch dann,
wenn uns alle anderen fallen lassen. Er ist oft unsere letzte Zuflucht. Wehe
uns, wenn wir in gewissen Augenblicken und Situationen nicht unsere Zuflucht
zu Gott nehmen könnten!
d) Gott als Erlöser
Gott ist auch der Erlöser des Menschen. Gott
ist heute oft die letzte Hoffnung auf Erlösung, wenn der Mensch an
unheimlichen Ängsten, Zweifeln und Lastern leidet. Der moderne Mensch,
der bisher an die unbegrenzten Möglichkeiten der Psychologie, der Psychiatrie
und der Medizin geglaubt hat, erlebt heute vielfach die Begrenztheit und
Ohnmacht dieser Wissenschaften. Er erfährt, dass die verschiedenen Therapien
kaum etwas gegen die Ängste und Depressionen, den Alkoholismus und die
Drogenabhängigkeit, die Magersucht und die Fresssucht ausrichten können. Er
erlebt aber auch seine grenzenlose Ohnmacht bei der Erziehung der
jungen Generation, die durch falsche Freunde, perverse Zeitschriften,
verrückte Musikstücke, liberale Moralvorstellungen und ein absurdes Disko- und
Nachtleben auf völlig falsche Bahnen geratet. Er merkt aber auch das
zunehmende Chaos im Bereich der Politik und der Wirtschaft. Er
spürt schließlich auch in zunehmendem Maß die Ketten des Okkultismus,
die ihn infolge von verschiedenen okkulten und magischen Praktiken fesseln.
Wir alle spüren immer deutlicher, dass uns heute nur noch Gott helfen und
erlösen kann. Ohne die Erlösung Gottes geht der moderne Mensch an seinem
eigenen Elend zugrunde!
e) Gott als Ziel und Sinn
Gott ist schließlich auch das höchste Ziel und
der letzte Sinn des Menschen. Gott ist als absolutes Wesen imstande,
dem Menschen eine letzte Erfüllung zu schenken. Der Mensch ist von
seiner innersten Natur darauf angelegt, das Absolute zu suchen. Sein Herz
findet keine Ruhe, bevor es nicht das Absolute gefunden hat. Die moderne Welt
versucht, den Menschen mit allen möglichen Formen von Scheinsinn abzuspeisen:
Sie gaukelt ihm vor, dass materielle Güter, Lust und Vergnügen, Sensationen
und Ekstasen, Macht und Prestige usw. usf. einen dauerhaften Lebenssinn
vermitteln können. Aber immer mehr Menschen begreifen, dass alle diese Dinge
nur einen Teil-Sinn oder einen Schein-Sinn darstellen, und dass
sie einem gigantischen Selbstbetrug aufsitzen, wenn sie diese Dinge als
höchstes Ziel und letzten Sinn anstreben. Das höchste Ziel und der letzte Sinn
kann für den Menschen nur etwas Absolutes, d. h. Gott sein. Deshalb ist
Gott auch als Ziel und Sinn des Menschen von absoluter Bedeutung.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE BEDEUTUNG GOTTES
a) Gott als Ursprung
b) Gott als Orientierung
c) Gott als Zuflucht
d) Gott als Erlöser
e) Gott als Ziel und Sinn
Wir haben nun über die Existenz, das Wesen und die
Bedeutung Gottes gesprochen. Wir haben erfahren, dass es Gott tatsächlich
gibt; wir wissen aber auch, wer Gott ist und warum der Glaube an Gott von so
großer Wichtigkeit ist. Wir wollen uns nun um eine echte Entscheidung für Gott
bemühen. Dazu müssen wir aber auch von Gott die nötige Gnade erbitten, denn
ohne die Gnade Gottes ist es nicht möglich, zu einem tiefen Glauben an Gott zu
gelangen.
a) Die Entscheidung für Gott
Die Glaube an Gott verlangt zunächst, dass wir Gott an
die erste Stelle setzen. Er muss für uns der Herr sein, nach dem wir unser
ganzes Leben ausrichten. Sein Wille muss für uns der oberste Maßstab sein.
Gott muss also das Wichtigste in unserem Leben sein! Leider ist es für
viele von uns so, dass Gott in der Werte-Skala sehr weit unten aufscheint. Da
gibt es tausend andere Sachen, die wichtiger sind als Gott: Freundschaften,
Karriere, Hobbies... Viele denken nur am Abend kurz an Gott, bevor sie nach
der Bettlektüre schon fast hinübergedämmert sind. Für andere ist Gott nur ein
Feuerwehrmann, den sie anrufen, wenn es brenzlig wird. Für viele von uns ist
Gott also nicht das Erste, sondern eher das Letzte in ihrem Leben! Da braucht
es eine regelrechte Umkehrung der Werte-Skala: Wir müssen Gott von der letzten
Stelle an die erste Stelle rücken, wir müssen Gott vom Rand unserer Existenz
in den Mittelpunkt unserer Existenz versetzen.
b) Die Übergabe an Gott
Der Glaube an Gott besteht dann auch darin, dass wir
uns ganz Gott anvertrauen. Als glaubende Menschen stellen wir unser Leben
in Gottes Hand und übergeben uns ganz Gott. Wir vertrauen darauf, dass
Gott uns führen und leiten wird. Wir vertrauen auf die göttliche Vorsehung
und fühlen uns ganz in Gott geborgen. Wir sind bereit, auf Gott zu hören und
seinen Willen zu erfüllen. Wir wissen, dass Gott einen ganz bestimmten Plan
mit uns hat und versuchen, diesen Plan Gottes zu entdecken und zu
verwirklichen. Wir sind auch bereit, die verschiedenen Kreuze, die Gott
uns auferlegt, geduldig zu ertragen: Wir wissen ja, dass Gott auch bestimmte
Prüfungen zulässt, um auf diese Weise unseren Glauben zu vertiefen und zu
läutern. Wir fühlen uns durch den Glauben so in Gott verankert und geborgen,
dass wir auch bei großen Prüfungen heiter und gelassen bleiben... Ein solcher
Glaube muss allerdings erst langsam wachsen. Er braucht auch die Erfahrung
vieler Jahre, in denen wir immer wieder erlebt haben, dass Gott uns trägt.
c) Der Dienst an Gott
Der Glaube an Gott zeigt sich dann auch in der
Bereitschaft, Gott zu dienen. Als glaubende Menschen stellen wir uns ganz
Gott zur Verfügung. Wir sind bereit, am Aufbau des Gottesreiches
mitzuarbeiten. Wir fragen uns, wie wir unsere Gaben, unsere Mittel und unsere
Zeit am besten für Gott und sein Reich einsetzen können. Es gibt so viele
Berufungen, Gott zu dienen: als Priester, Lehrer, Beamter, Handwerker,
Fabrikarbeiter; als Klosterfrau, Familienmutter, Ärztin, Erzieherin,
Sekretärin, Krankenschwester, Fabrikarbeiterin. Es finden sich so viele
Stätten, an denen wir für Gott wirken können: In der Pfarre, in der
Familie, in der Schule, im Büro, in der Fabrik. Es gibt auch so viele
Formen, in denen wir Gott dienen können: das Gebet, die Dienste in der
Pfarre, die Glaubensunterweisung der Kinder, der Einsatz für die Armen, Alten
und Kranken, das geduldige Ertragen von verschiedenen Leiden... Unser Glaube
sollte in einem ständigen Dienst an Gott und seinem Reich bestehen!
d) Die Liebe zu Gott
Die höchste Vollendung des Glaubens besteht
schließlich in der ständigen Liebe zu Gott. Diese Liebe zu Gott beginnt
zunächst mit der Erkenntnis, dass das ganze Leben ein Geschenk Gottes ist:
Gott hat uns gute Eltern gegeben, die mit viel Liebe für uns sorgen; er
hat uns eine schöne Heimat geschenkt, die uns mit ihrer wunderbaren Natur
erfreut; er gibt uns das tägliche Brot, das uns ernährt und sättigt; er
schenkt uns Freunde, die uns durch das Leben begleiten; er beruft uns zur
ewigen Seligkeit und gibt unserem Leben einen letzten Sinn. Wenn wir über
diese Dinge nachdenken, dann entsteht in uns ein Gefühl tiefer Dankbarkeit und
Liebe gegenüber Gott. Auch die Erfahrung der ständigen Führung und
Begleitung durch Gott lässt unsere Liebe zu Gott wachsen: Wenn wir in
unserem Inneren erfahren, wie Gott uns führt, wie er uns ermutigt und warnt,
tröstet und aufrichtet, wächst auch unsere Liebe zu Gott. Ihre größte Tiefe
erfährt unsere Liebe zu Gott aber in der persönlichen Begegnung mit Gott im
Gebet: Wenn wir Gott im Gebet betrachten, dann beginnt in unserem Herzen
eine heimliche Quelle zu fließen, aus der die Liebe Gottes in unseres Inneres
quillt. Sie erfüllt unsere Seele mit Licht, Kraft, Wärme, Hoffnung und
Zuversicht. Sie erfüllt uns aber auch mit einer unstillbaren Sehnsucht und
einer unendlichen Liebe zu Gott. So führt also der gelebte Glaube auch zu
einer immer größeren Liebe zu Gott!
Wenn unser Glaube von der Liebe zu Gott erfüllt ist, dann ist er auch voller
Begeisterung und kann andere Menschen ansprechen und gewinnen. Wenn wir
Gott von Herzen lieben, dann sind wir auch bereit, jede Mühe und jedes
Opfer für das Reich Gottes auf uns zu nehmen. Dann spüren wir keine
Müdigkeit und keine Traurigkeit, dann berührt uns weder Spott noch Verachtung.
Die Liebe zu Gott gibt uns auch die Kraft, eine Verfolgung auf uns zu
nehmen. Bei den Heiligen führt die Liebe zu Gott sogar zur Hingabe des
eigenen Lebens.
ZUSAMMENFASSUNG:
DER GLAUBE AN GOTT
a) Die Entscheidung für Gott
b) Die Übergabe an Gott
c) Der Dienst an Gott
d) Die Liebe zu Gott
Wenn wir an Gott glauben, dann werden wir uns darum
bemühen, mit Gott in Verbindung zu treten. Dieses Bemühen, mit Gott in
Verbindung zu treten, führt uns zum Gebet.
a) Das Wesen des Gebets
Das Gebet besteht zunächst im Gespräch mit
Gott. Der Mensch darf mit Gott so sprechen, wie ein Kind mit seinem Vater
spricht. Wir dürfen als Sohn oder als Tochter an Gott herantreten und zu ihm
"Du" sagen. Das Gebet ist aber auch die Erhebung des Geistes zu Gott.
Beim Gebet richtet sich unser Geist ganz auf Gott aus und tritt mit ihm in
eine innere geistige Verbindung. Je mehr wir in den Geist des Gebets
eindringen, desto mehr wird unser ganzes Leben zu einem Gebet. Wir sind
uns dann bei allem, was wir tun, der Gegenwart Gottes bewusst, und vollbringen
alles in der geistigen Einheit mit Gott.
b) Das Gebet des Herzens
Das Gebet ist eine Sache des Herzens. Wir können nur
dann wirklich beten, wenn wir in der Tiefe unseres Herzens beten. Das Herz
ist der Ort, wo wir Gott begegnen und wo wir Gott lieben können.
Wir dürfen also Gott nicht außerhalb von uns selbst oder gar über den Wolken
suchen. Wir müssen vielmehr in unser Herz hinabsteigen, um Gott zu finden. Das
Herz ist der Ort, wo Gott auf uns wartet. Das Herz ist aber auch der Ort, wo
Gott uns durch das Gewissen antwortet. Nur im Herzen kann es zum persönlichen
Gespräch zwischen Gott und uns kommen. Die Sprache des Herzens ist keine
Sprache der Worte, sondern eine unmittelbare Sprache. Sie ist viel
direkter und persönlicher als jede menschliche Sprache. Diese Sprache muss
aber erst erlernt werden und braucht eine gewisse Übung. Wir müssen daher
einige Zeit investieren, um die Sprache des Herzens zu erlernen.
c) Die Arten des Gebets
Es gibt verschiedenste Arten des Gebets. Die
wichtigsten Arten des Gebets sind das Bittgebet, das Dankgebet und der
Lobpreis. Beim Bittgebet wenden wir uns mit den verschiedensten
Anliegen an Gott. Wir wissen, dass wir Gott um alles bitten dürfen. Aber wir
müssen Gott die Entscheidung überlassen, ob er unsere Bitten erhört oder
nicht. Beim Dankgebet erweisen wir Gott unsere Dankbarkeit für all das
Gute, das wir Tag für Tag von ihm empfangen. Leider wird gerade dieses Gebet
von uns sehr häufig vernachlässigt. Beim Lobpreis erweisen wir Gott die
Ehre und preisen ihn als unseren Schöpfer, Herrn und Vater. Wir preisen seine
Größe und Herrlichkeit, seine Allmacht und seine Güte.
d) Das freie Gebet und das
Formel-Gebet
Beim Gebet wird dann auch das freie Gebet und das
Formel-Gebet unterschieden. Beim freien Gebet sprechen wir mit unseren
eigenen Worten zu Gott. Beim Formel-Gebet verwenden wir
vorgegebene Formeln, wie z. B. das "Vater unser". Das freie Gebet hat den
Vorteil, dass es persönlich ist; es hat aber den Nachteil, dass es nicht immer
leicht ist, persönliche Gedanken auszudrücken. Das Formel-Gebet hat den
Vorteil, dass es ganz bestimmte Schwerpunkte vorgibt; es hat aber den
Nachteil, dass wir es oft gedankenlos herunterleiern. Beide Gebetsformen
haben ihren Wert und ihre Bedeutung: Das freie Gebet kommt
aus dem innersten Herzen und ist ein spontaner Ausdruck unserer Person und
einer bestimmten Situation; das Formel-Gebet hingegen erinnert uns an
bestimmte Schwerpunkte und ist die Voraussetzung für ein gemeinsames Gebet.
Wir sollten deshalb beide praktizieren.
e) Das Einzel- und das
Gemeinschafts-Gebet
Weiters unterscheiden wir das Einzel- und das
Gemeinschafts-Gebet. Jeder von uns betet persönlich und in Gemeinschaft. Das
Einzel-Gebet führt zur persönlichen Begegnung mit Gott und lasst
uns den persönlichen Anruf Gottes in unserem Herzen hören. Das
Gemeinschafts-Gebet hingegen vereinigt die Christen vor Gott und
lässt sie gemeinsam Gott loben und preisen. Das Gemeinschafts-Gebet verstärkt
aber auch das Gebet des einzelnen und verleiht seinen Bitten mehr Kraft. Das
Gemeinschafts-Gebet führt schließlich dazu, dass Christus selbst mitten
unter den Betenden gegenwärtig ist. Für ein vertieftes Gebetsleben braucht
es sowohl das Einzel- wie auch das Gemeinschafts-Gebet.
f) Die Haltung beim Gebet
Wir wollen uns nun fragen, welche Voraussetzungen zu
einem guten Gebet erforderlich sind. Das Gebet verlangt zunächst eine
entsprechende äußere Haltung. Die äußere Haltung hat die Aufgabe, unsere
Ehrfurcht gegenüber Gott zum Ausdruck zu bringen. Wir sollten deshalb nie
in einer nachlässigen oder windschiefen Haltung beten. Unsere Gebetshaltung
sollte auch nicht von einer bestimmte "Meditations-Technik" geprägt werden
oder gar nur der seelischen "Entspannung" dienen. Die Haltung beim
Gebet soll stets deutlich machen, dass wir auf Gott ausgerichtet sind und uns
in Demut und Freude unserem Vater zuwenden. Die Haltung beim Gebet soll aber
auch eine Hilfe dafür sein, dass wir uns besser sammeln und
konzentrieren können. Wenn wir die Hände zum Gebet falten, dann
sind sie "gebunden" und tändeln nicht mit allen möglichen Dingen herum. Wenn
wir knien, dann sind wir leichter bei der Sache, als wenn wir im Bett
liegen und dabei riskieren, jeden Augenblick einzuschlafen. Wenn wir in
gerader Haltung auf einem Stuhl sitzen, können wir leichter beten, als
wenn wir auf einem bequemen Lehnstuhl schaukeln oder in einem weichen
Plüschsessel versinken. Die äußere Haltung ist also eine wesentliche Hilfe für
unser Gebet.
g) Die Zeiten des Gebets
Das Gebet erfordert auch ganz bestimmte Zeiten. Wir
sollten uns vornehmen, wenigstens am Morgen und am Abend kurz zu beten. Am
Morgen wollen wir den neuen Tag mit Gott beginnen und ihn bitten, dass er
unsere Entscheidungen und unsere Begegnungen mit seinem Segen begleite. Das
Morgengebet hat aber auch den Sinn, dass wir gleich am Beginn des Tages nach
dem Willen Gottes fragen und damit die Schwerpunkte des Tages
richtig setzen. Am Abend wollen wir uns wieder an Gott wenden und vor
ihm über den vergangenen Tag Bilanz ziehen. Im Gebet erkennen wir, was
wir vor Gott richtig und falsch gemacht haben. Wir können dann Gott
für alles Gute danken und ihn für alles Böse um Verzeihung bitten.
Wir müssen uns als Christen ernsthaft darum bemühen, die Gebets-Zeiten am
Morgen und am Abend einzuhalten. Diese Gebets-Zeiten sind für unser
Gebetsleben entscheidend.
h) Die Dauer des Gebets
Für das Gebet ist auch die Dauer von großer
Wichtigkeit. Es gibt kurze Gebete, wie etwa die Stoß-Gebete, und
längere Gebete, wie z. B. die betrachtenden Gebete. Die Praxis zeigt, dass
es sowohl die kurzen als auch die längeren Gebete braucht. Die kurzen Gebete
ermöglichen es, während des Tages immer wieder einen Kontakt zu Gott
herzustellen. Sie sind meistens ein kurzer Gruß an Gott oder ein intensiver
Hilferuf in schwierigen Augenblicken. Sie richten unseren Willen wieder auf
Gott aus und bewirken oft eine innere "Kurs-Korrektur". Die längeren Gebete
haben hingegen die Aufgabe, ein tieferes Eindringen und Verweilen in Gott
herbeizuführen. Wir sollten mindestens einmal am Tag etwas länger beten.
Nur das längere Gebet ermöglicht es uns, in die Tiefe zu gehen.
Es braucht einfach eine gewisse Zeit, bis wir uns vom Trubel des Alltags lösen
und in die geistige Welt des Gebets vorstoßen. Und es braucht wiederum eine
längere Zeit der Einheit mit Gott, bis der Geist Gottes in uns zu wirken
beginnt. Deshalb ist es ratsam, dass wir uns einmal am Tag die Zeit nehmen,
etwa 20 Minuten lang zu beten. Ohne ein längeres Gebet riskieren wir,
dass wir an der Oberfläche bleiben und Gott uns kaum innerlich berühren kann.
Nur wenn wir jeden Tag eine längere Zeit bei Gott verweilen, können wir
genügend von seinem Geist aufnehmen, um dem Zeit-Geist zu widerstehen. Wer
heute wirklich beten will, muss genügend Zeit in das Gebet investieren.
i) Die Orte des Gebets
Beim Gebet spielt auch die Umgebung eine
wichtige Rolle. Das Gebet verlangt nach einem Ort der Stille, der es
uns ermöglicht, aus dem Lärm und aus der Hektik herauszutreten. Das Gebet
erfordert aber auch einen Ort, der eine beschauliche Atmosphäre
vermittelt und die geistige Erhebung zu Gott erleichtert. Diese
Atmosphäre wird auch durch ein Kruzifix, ein religiöses Bild, eine
Madonnen-Statue, eine Kerze verstärkt. Auch geistliche Musik kann dazu
beitragen, dass wir uns leichter auf das Gebet einstimmen können. Wenn wir
unser Gebet in bewusster Weise pflegen wollen, dann sollten wir auch auf den
richtigen Gebets-Ort großen Wert legen. Ein solcher Gebets-Ort kann unser
eigenes Zimmer sein, es kann aber auch ein kleines Mansarden-Zimmer im
Dachboden oder ein versteckter Ort unter einer Gartenlaube sein. Viele
Menschen haben aber aufgrund der engen Wohnverhältnisse keine Möglichkeit,
sich einen solchen Ort des Gebets zu schaffen. Für solche Menschen ist es
ratsam, sich in einer nahegelegenen Kirche oder Kapelle ein
stilles Plätzchen zu suchen. Fast in allen Gotteshäusern gibt es stille
Winkel, in denen man in aller Ruhe beten kann. Solche Orte des Gebets sind
sehr wertvoll und für viele moderne Menschen zu einer Zufluchtsstätte
geworden.
j) Die Beständigkeit im Gebet
Das Gebet kann nur dann fruchtbar sein, wenn wir
beständig und regelmäßig beten. Das Gebet ist die Nahrung für unsere Seele.
Unsere Seele braucht genauso eine regelmäßige Nahrung wie unser Körper. Leider
sind wir oft sehr unbeständige Beter. Wir beten meistens nur dann, wenn
wir in Not sind oder wenn wir gerade in Stimmung sind. Ein
solches Gebet ist aber nicht ausreichend, um unsere Seele wirklich zu einer
ständigen Einheit mit Gott gelangen zu lassen. Wir müssen uns deshalb um die
Beharrlichkeit im Gebet bemühen. Unser Gebet darf nicht von bestimmten
Nöten und Stimmungen abhängen, sondern muss zu einer inneren Haltung
werden. Das verlangt oft eine große Anstrengung! Es gibt Zeiten, in denen wir
absolut keine Lust zum Gebet verspüren. Wir sollten uns aber gerade in diesen
Zeiten darum bemühen, beständig weiterzubeten. Gott schaut auch darauf, ob wir
ihm in lustlosen Zeiten die Treue halten.
k) Die Schwierigkeiten beim Gebet
Wir wollen auch von den Schwierigkeiten
sprechen, die wir heute beim Gebet antreffen. Es gibt heute eine ganze Menge
von Widerständen, die sich gegen das Gebet richten. Manchmal haben wir
auch den Eindruck, dass sich die Mächte der Finsternis gegen uns verschworen
haben, um uns am Gebet zu hindern:
- Keine Zeit
Die meisten von uns klagen, dass sie keine Zeit zum Beten haben. Es
gibt so viele Sache zu erledigen, dass wir oft kaum zum Schnaufen kommen.
Der Beruf, die Familie, die Vereine, die
gesellschaftlichen Verpflichtungen - da bleibt oft keine Zeit mehr zum
Gebet. Es stimmt sicher, dass wir uns oft in einem gnadenlosen Stress
befinden und dass unser Terminkalender oft völlig ausgebucht ist. Aber wenn
wir unseren Tagesablauf etwas genauer betrachten, stellen wir fest, dass wir
pro Tag fast eine Stunde für die Zeitungslektüre verwenden und am
Abend oft zwei bis drei Stunden vor dem Fernseher sitzen, dass wir am
Tag oft mehrmals in die Bar gehen und oft halbe Stunden lang
telefonieren, dass wir am Wochenende oft den ganzen Tag auf der
Schipiste sind und zweimal in der Woche das Fitnesscenter
besuchen. Wir stellen also fest, dass wir durchaus Zeit haben, über die wir
frei verfügen. Für die Dinge, die uns interessieren, haben wir sogar
mehrere Stunden am Tag Zeit. Und genau da müssen wir einhaken, wenn wir
die Zeit zum Gebet finden wollen: Wir müssen uns einen Teil unserer
Freizeit nehmen und sie für das Gebet freihalten. Damit das gelingt,
braucht es aber noch eine weitere Maßnahme: Wir müssen dann das Gebet
bewusst an die erste Stelle setzen! Das Gebet muss uns also wichtiger
sein als die Zeitung, das Fernsehen, die Bar, das Telefonieren, das
Schifahren, das Fitnesscenter usw. Nur wenn das Gebet wichtiger ist als alle
Freizeit-Interessen, werden wir auch die nötige Freizeit für das Gebet
reservieren. Das Gebet ist also nicht so sehr eine Frage der Zeit,
sondern der Rangordnung. Wenn bei uns die Rangordnung stimmt, dann haben
wir auch Zeit für das Gebet.
- Die mangelnde Konzentration
Die meisten von uns klagen auch über mangelnde Konzentration beim Beten. Wir
ertappen uns dabei, wie wir während des Gebets an ganz andere Dinge
denken: Wir haben unsere Gedanken bei einer Arbeit oder bei einem
Fußballspiel, wir denken an ein Buch oder ein Telefongespräch. Um mit diesen
Abschweifungen fertig zu werden, müssen wir uns am Beginn des Gebets ganz
gezielt auf Gott einstellen. Wir müssen innerlich Gott anrufen und
bewusst mit ihm zu sprechen beginnen. Es ist auch gut, wenn wir Gott selbst
bitten, dass er unsere Herzen öffne und unser Gebet fördere und unterstütze.
Nur wenn Gott uns entgegenkommt, können wir Gott wirklich begegnen. Weiters
müssen wir uns darum bemühen, alle Störfaktoren auszuschalten, die
uns am Gebet hindern: Wir müssen den Fernseher oder das Radio ausschalten
und die verschiedenen Arbeitsunterlagen, Bücher und Schriften beiseite
legen. Am besten ist es, wenn wir in einen anderen Raum gehen, in dem wir
nicht von diesen Dingen abgelenkt werden. Schwieriger ist es, mit
abschweifenden Gedanken fertig zu werden. Manchmal genügt es, wenn wir uns
eine bestimmte Zeit ganz auf Gott konzentrieren, bis wir in die Tiefe des
Herzens vorgedrungen sind, in der uns keine Gedanken mehr stören. Wenn die
"Störfrequenzen" ganz hartnäckig sind, müssen wir Gott selbst bitten, dass
er diese Gedanken verscheucht. Besonders wenn es sich um unreine und
hasserfüllte Gedanken handelt, die uns gezielt stören und attackieren,
dann müssen wir Gott bitten, dass er gegen die geistigen Mächte der
Finsternis einschreitet.
- Die innere Trockenheit
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass uns das Gebet oft fad
und langweilig vorkommt. Manchmal fangen wir sogar an zu gähnen und
stecken damit auch die anderen an. Oft erleben wir auch, dass wir beim Gebet
nichts empfinden und innerlich völlig ausgetrocknet sind. In diesem Fall ist
es ratsam, zwei Dinge zu tun: Wir sollten unsere Gebete vorübergehend
kürzen und nur für ganz konkrete Anliegen beten. Die Kürzung der
Gebete verschafft uns den Vorteil, dass wir uns nur auf einen kurzen Text
konzentrieren müssen und damit unsere Aufmerksamkeit beim Gebet
wiedergewinnen. Die konkreten Anliegen hingegen lassen uns an ganz bestimmte
Personen und Probleme denken und stärken damit unsere Motivation. Und
wenn es mit den kurzen und konkreten Gebeten wieder klappt, können wir bald
wieder längere Gebete sprechen. - Die innere Trockenheit kann aber auch
einen besonderen Sinn haben: Sie soll uns dazu anspornen, uns noch mehr um
Gott zu bemühen und ihn auch dann zu lieben und zu verehren, wenn wir dabei
kein inneres Glücksgefühl empfinden. Die innere "Wüste" und
Dunkelheit kann aber auch bedeuten, dass uns jedes irdische Licht genommen
wird, damit wir allmählich das göttliche Licht zu schauen vermögen.
Aus diesem Grund lässt also Gott die innere Trockenheit und Wüste zu, um
unser Gebet zu läutern und uns noch näher an sich zu ziehen. Wir dürfen
zuversichtlich sein, dass wir nach einer längeren "Durststrecke" und einem
längeren "Tunnel" auf ein reineres Wasser und ein tieferes Licht stoßen
werden.
- Falsches Beten
Oft gibt es beim Gebet auch Schwierigkeiten, weil wir falsch beten. Viele
von uns sitzen am Abend stundenlang vor dem Fernseher und plumpsen dann ohne
Gebet ins Bett. Andere lesen im Bett noch einen Roman oder einen Krimi, bis
ihnen fast die Augen zufallen. Es ist völlig klar, dass sie dann keine Kraft
mehr zum Gebet haben und das Gebet für sie höchstens zum Schlafmittel wird.
Wenn wir ein ordentliches Gebet sprechen wollen, müssen wir dazu den
richtigen Zeitpunkt wählen: Wir müssen also vor dem Fernsehen und vor
der Bettlektüre beten. Nur auf diese Weise sind wir noch in einer
Verfassung, die es uns erlaubt, ordentlich zu beten. - In manchen Fällen
kann auch die Übertreibung beim Gebet zu Schwierigkeiten führen. Es
gibt Leute, die einen Rosenkranz nach dem anderen beten, bis sie dann nach
einiger Zeit so erschöpft sind, dass sie überhaupt keinen mehr beten. Diese
Gefahr der Übertreibung ist vor allem nach einem "Bekehrungserlebnis"
gegeben: Es gibt junge Menschen, die plötzlich ganz von Gott ergriffen
werden und nun halbe Nächte durchbeten. Aber auf einmal ist dann die innere
Glut erloschen und das Gebet kommt zum Stillstand. Es braucht daher auch
beim Gebet Maß und Ziel. Das Gebet muss wachsen und sich festigen. Es
ist besser, weniger und dafür beständig zu beten. Wichtig ist auch, dass wir
ab und zu unsere Gebete wechseln. Vor allem bei Kindern braucht es
bei jeder neuen Altersstufe auch entsprechende neue Gebete.
l) Das Gebet des Herrn
Wir wollen zum Schluss noch kurz das "Vater unser"
betrachten, das uns Jesus selbst gelehrt hat. Jesus ladet uns ein, Gott als "Vater"
anzusprechen. Er schafft damit die Voraussetzung für eine Gebetshaltung, die
ganz vom Vertrauen und von der Liebe zu Gott geprägt ist. Gleichzeit weist
Jesus darauf hin, dass dieser Vater "im Himmel" ist und damit auch der
unendlich erhabene Gott ist, dem wir uns voll Demut nähern sollen. Jesus
spricht dann sieben Bitten aus, die wir Gott vortragen sollen. Die
ersten drei Bitten beziehen sich auf Gott, die nächsten vier beziehen
sich auf den Menschen. Wir sollen Gott bitten, dass sein Name
geheiligt werde, d. h. dass er von den Menschen anerkannt und verehrt
werde. Weiters bitten wir, dass das Reich Gottes komme und damit die
Gerechtigkeit und der Friede Gottes immer mehr verwirklicht werde. Die dritte
Bitte gilt dem Anliegen, dass auf Erden Gottes Wille geschehe
und die Menschen Gott gehorchen mögen. In den nächsten vier Bitten erflehen
wir von Gott unser tägliches Brot und damit unseren Lebensunterhalt.
Weiters bitten wir Gott um die Vergebung unserer Schuld und versprechen
gleichzeitig, dass wir auch unseren Mitmenschen verzeihen. Schließlich bitten
wir Gott auch um den Beistand in der Versuchung und um die Erlösung
von allem Bösen. Im "Vater unser" hat uns Christus auf jene Schwerpunkte
hingewiesen, auf die es beim Gebet wirklich ankommt. Auf diese Weise bitten
wir Gott um jene Dinge, die zu seiner Verherrlichung und zur Erfüllung von uns
Menschen führen.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS GEBET ZU GOTT
a) Das Wesen des Gebets
b) Das Gebet des Herzens
c) Die Arten des Gebets
d) Das freie Gebet und das Formel-Gebet
e) Das Einzel- und das Gemeinschafts-Gebet
f) Die Haltung beim Gebet
g) Die Zeiten des Gebets
h) Die Dauer des Gebets
i) Die Orte des Gebets
j) Die Beständigkeit im Gebet
k) Die Schwierigkeiten beim Gebet
l) Das Gebet des Herrn
Das erste Gebot weist auch darauf hin, dass der Glaube
gewissen Gefahren ausgesetzt ist. Im ersten Gebot heißt es, dass der Mensch
keine Götzen anbeten solle. Bei diesen Götzen handelt es sich um Personen
und Dinge, die wir an Stelle Gottes verehren und die uns wichtiger sind als
Gott.
a) Der Kampf mit den Götzen
Der Glaube wird heute von vielen Dingen behindert, die
dem modernen Menschen wichtiger zu sein scheinen als Gott und seine Gebote:
Das Fernsehen hindert uns oft daran, ein ordentliches Abendgebet zu
sprechen und blockiert häufig auch das gemeinsame Familiengebet. Das
Schifahren, Bergsteigen und Wandern nimmt uns so gefangen, dass wir nicht
selten die Sonntagsmesse weglassen. Die Disko führt dazu, dass wir am
Wochenende die ganze Nacht durchfeiern und dann am Sonntag k.o. sind und nicht
zur Messe gehen. Aber auch in anderen Bereichen gibt es massive Hindernisse
für unseren Glauben an Gott: Der Hardrock blockiert unsere Antenne für
Gott; die maßlose Arbeit macht jede Sonntagsheiligung unmöglich; das
Geld und die Karriere führen häufig zur Missachtung der Gebote
Gottes; die Bekanntschaft mit einem feschen Mann oder einer attraktiven
Frau lässt uns die moralischen Grundsätze vergessen... Wir müssen heute
ununterbrochen mit allen möglichen Versuchungen raufen, die ein Leben nach den
Geboten Gottes auf raffinierte Weise verhindern. Es gibt heute eine ganze
Menge von modernen „Götzen“, die wichtiger zu sein scheinen als Gott
und seine Gebote. Jeder von uns muss klar erkennen, welche Dinge für ihn zum
„Götzen“ werden können. Und dann gilt es, radikal und kompromisslos gegen
diese „Götzen“ anzukämpfen!
b) Die mangelnden Glaubenskenntnisse
Eine große Gefahr für den Glauben sind heute auch die
mangelnden Glaubenskenntnisse. Viele Menschen setzen sich einfach zu
wenig mit dem Glauben auseinander. Sie haben keine klare Vorstellung von Gott,
von Christus, der Kirche, den Zehn Geboten, den Sakramenten usw. Sie sind in
religiöser Hinsicht oft die reinsten Analphabeten. Es ist heute allerdings
auch öfters der Fall, dass bei der Sonntagsmesse zu wenig über
Glaubens-Inhalte gepredigt wird. Auch beim Religionsunterricht wird oft
viel zu wenig über die zentralen Glaubenswahrheiten gesprochen. Und
schließlich werden auch bei Theologischen Kursen manche Lehren
weitergegeben, die nicht mit der Lehre der katholischen Kirche übereinstimmen.
Dazu kommt noch die Konfusion, die durch das Kirchenvolksbegehren
entstanden ist. Auf diese Weise sind viele Katholiken ohne entsprechende
Glaubenskenntnisse oder total verunsichert.
Es ist heute ein Gebot der Stunde, dass wir wieder mit der
Glaubensunterweisung in den Familien beginnen. Es gibt gute Kinderbibeln,
aus denen man den Kindern vorlesen kann. Es gibt aber auch manchen
Katechismus, in dem die wichtigsten Glaubenswahrheiten klar und übersichtlich
dargestellt sind (z.B. das Kompendium des "Katechismus der Katholischen
Kirche".) Von entscheidender Bedeutung sind heute auch die Gebetsgruppen,
in denen über den Glauben gesprochen wird. Durch das intensive Gebet, durch
die Treue zu Papst und Kirche, durch die Betrachtung der Heiligen Schrift
sowie durch den Austausch von guten Schriften und Büchern tragen diese Gruppen
in ganz entscheidender Weise zur Erhaltung und Vertiefung des Glaubens bei.
c) Die anderen Götter
Eine Riesengefahr für den Glauben sind schließlich
auch die „anderen Götter“: Viele moderne Menschen befassen sich heute mit
allen möglichen okkulten Praktiken: Sie wenden sich an Magier,
Astrologen und Kartenleger; sie interessieren sich für Tischchen-Rücken,
Pendeln und spiritistische Sitzungen. Sie lesen Schriften über Esoterik
(= weltanschauliche und religiöse Geheimlehren) und glauben an die göttlichen
Kräfte in der Natur und im Menschen sowie an die Selbsterlösung und die
Seelenwanderung. Viele Zeitgenossen zeigen ein lebhaftes Interesse an den
Jugendreligionen und den östlichen Religionen. Es hat manchmal den
Anschein, dass es auch der größte Unfug und Mist sein kann - wenn es nur nicht
christlich ist! Um dieser unheimlichen Herausforderung gewachsen zu sein,
bräuchte es heute von kirchlicher Seite eine umfassende Information auf
breitester Ebene. Es wären aber vor allem brennende katholische Gruppen
gefragt, die überzeugender sind als alle anderen Gruppen.
ZUSAMMENFASSUNG:
DER GLAUBE IN GEFAHR
a) Der Kampf mit den Götzen
b) Die mangelnden Glaubenskenntnisse
c) Die anderen Götter
ALLGEMEINER ÜBERBLICK:
ERSTES GEBOT: DU SOLLST AN EINEN GOTT GLAUBEN!
1) Die Existenz Gottes
2) Das Wesen Gottes
3) Die Bedeutung Gottes
4) Der Glaube an Gott
5) Das Gebet zu Gott
6) Glaube in Gefahr
Herr, lass uns
Deine Gebote beachten und verstehen damit ich am Ende meiner Tage zu Dir
gelange.
Amen.
Weiterführende
Themen:
Die Schöpfung
/
Die Liebe Gott Vaters
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