Luzifer
in Maria von Agreda: Ich habe zu bewirken versucht, dass niemand ihn
als Gott anerkenne oder ihm folge und dass seine Werke den Menschen
nicht zum Segen gereichen. Doch alles war umsonst. Durch seine Demut
und Armut hat er mich besiegt, durch seine Geduld mich
niedergeschmettert und endlich mich durch sein Leiden und seinen
schmachvollen Tod meiner Herrschaft über die Welt beraubt. Das quält
mich derart, dass selbst dann mein Neid nicht befriedigt und meine Wut
nicht besänftigt wäre, wenn ich ihn von der Rechten seines Vaters, wo
er nun triumphierend sitzt, hinwegreißen und alle seine Erlösten in
diese höllischen Abgründe herabziehen könnte."
Luzifer
und seine höllischen Geister vermochten im Verlauf des Lebens und der
Wunder unseres Erlösers nie die feste und unfehlbare Überzeugung zu
erlangen, dass Jesus Christus wahrhaft Gott und Erlöser der Welt sei.
Infolgedessen erkannten sie auch die Würde der seligsten Jungfrau nicht.
Die Vorsehung der göttlichen Weisheit hatte dieses so angeordnet, damit
das Geheimnis der Erlösung auf die geeignete Weise zur Ausführung
gelange. Luzifer wusste, dass Gott menschliches Fleisch annehmen würde.
Die Art und Weise sowie die näheren Umstände der Menschwerdung blieben
ihm aber unbekannt.
Weil
es ihm in seinem Stolz überlassen blieb, sich ein Urteil hierüber zu
bilden, wurde er eben dadurch nicht wenig getäuscht. Das eine Mal hielt
er es wegen der von Christus gewirkten Wunder für wahr, dass er Gott
sei; ein anderes Mal hielt er an der entgegengesetzten Ansicht fest,
weil er den Herrn so arm, erniedrigt, verfolgt und geplagt sah. Der
Drache blieb deshalb verblendet bis zur Stunde des Kreuzestodes Jesu. Am
Fuße des Kreuzes aber sollte er zur Kenntnis der Geheimnisse Christi
gelangen und dort nicht nur enttäuscht, sondern zugleich auch besiegt
werden.
Dieser
Sieg unseres Heilandes wurde auf eine so erhabene und wunderbare Weise
errungen, dass ich mich ausserstande sehe, ihn zu beschreiben. Er ging
in geistiger, für die Sinne verborgener Weise vor sich, und doch muss
ich mich zur Erklärung gerade dieser Sinne bedienen. Ich wünschte, dass
wir Menschen so miteinander sprechen und unsere Gedanken so austauschen
könnten wie die Engel es tun, nämlich mittels jener einfachen Sprache
und Anschauung, wodurch sie einander verstehen. Eine derartige Gabe ist
notwendig, wenn man dieses große Wunder der göttlichen Allmacht
offenbaren und tiefer in dasselbe eindringen will. Ich will jedoch
soviel mitteilen, als ich vermag. Das Verständnis wird mehr durch das
Licht des Glaubens als durch meine Worte vermittelt werden.
In
einem früheren Hauptstück habe ich erwähnt, wie Luzifer mit seinen
höllischen Geistern aus der Nähe Jesu fliehen und sich in den Abgrund
stürzen wollte, sobald der Herr das Kreuz auf seine heiligen Schultern
nahm. In jenem Augenblick fühlten sie die Macht Gottes gegen sich, die
nun mit stärkerer Gewalt sie niederzudrücken begann. Aus dieser
ungewohnten Pein erkannten sie, dass der von ihnen herbeigeführte Tod
dieses unschuldigen Menschen eine große Niederlage über sie bringe und
dass Christus kein bloßer Mensch sei. Deshalb wollten sie entweichen und
den Juden und Schriftgelehrten nicht mehr zur Seite sein. Doch die
Macht Gottes hielt diese grimmigen Drachen zurück. Durch das Machtwort
der heiligsten Jungfrau Maria waren sie gezwungen, dazubleiben und
Christus dem Herrn auf den Kalvarienberg nachzufolgen. Die Gewalt über
sie ward unserer großen Königin in die Hand gegeben, damit sie die bösen
Geister bändige und festhalte. Wohl boten die Teufel zu wiederholten
Malen all ihre Stärke auf, um zu fliehen. Ja, sie vergingen fast vor
Wut. Sie vermochten jedoch die Kraft der Himmelskönigin nicht zu
überwinden. Sie waren genötigt, sich rings um das Kreuz aufzustellen.
Hier mussten sie auf den Befehl Mariens bleiben, bis die erhabenen
Geheimnisse zum Heile der Menschen und zum Verderben der Teufel
vollendet waren.
Auf
diesen Befehl wurden Luzifer und seine höllischen Rotten von den Peinen
und Qualen, welche sie durch die Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus
und seiner heiligsten Mutter empfanden, so sehr niedergeschmettert,
dass es für sie eine Erleichterung gewesen wäre, wenn sie sich in die
Finsternisse der Hölle hätten begraben dürfen. Weil ihnen dies aber
nicht gestattet wurde, so drängten und stürzten sie sich gegen- und
durcheinander wie ein in Unordnung gebrachter Ameisenhaufen oder wie
Insekten, welche aufgescheucht werden und sich dann in irgendein Loch
verstecken. Nur war die Wut und Raserei, von der diese Geister befallen
waren, nicht die Wut von Tieren, sondern von Teufeln, die an Grausamkeit
alles übertreffen. Luzifer sah seinen trotzigen Stolz vollkommen
gedemütigt und seine hochfahrenden Pläne vereitelt, nach denen er seinen
Thron über die Sternen des Himmels aufschlagen (Is 14,13) und die
reinen Wasser des Jordans verschlucken (Job 40,18) wollte. Wie
gedemütigt und ohnmächtigt stand er da, er, der so viele Seelen durch
falsche Versprechungen oder Drohungen getäuscht hatte! Welche Schmach
war es für ihn, als er die wahre Esther, die heiligste Jungfrau Maria,
erblickte, die um Schonung für ihr Volk flehte und bat, dass der
Verräter von seiner lange innegehabten Größe herabgeschleudert werde und
endlich die Strafe für seinen Hochmut erleide! Hier hat ihn unsere
unüberwindliche Judith besiegt und ihm den Kopf abgeschlagen. Hier hat
sie seinen so hoch erhobenen Nacken zertreten (Jud 13,10). O Luzifer,
dein Stolz und deine Anmaßung sind größer als deine Stärke (Is 16,6).
Anstatt des Lichtglanzes bilden nun Würmer dein Gewand. Du hast die
Völker mit Wunden geschlagen; nun aber stehst du da, schwerer denn alle
verwundet und gebunden und unterjocht.
Es
war endlich an der Zeit, dass diese alte Schlange besiegt werde. Als
der Herr am Kreuze die sieben Worte sprach, gestattete er Luzifer und
seinen höllischen Geistern, dass sie die darin enthaltenen Geheimnisse
verstanden. Der Heiland sprach: "Vater! vergib ihnen, denn sie wissen
nicht, was sie tun" (Luk 23,34). Dabei erkannten die Fürsten der
Finsternis mit Sicherheit, dass unser Herr damit den ewigen Vater
anredete und Christus, der Sohn Gottes, mit dem Vater und dem Heiligen
Geiste wahrer Gott sei. Sie erkannten, dass er in seiner heiligsten, mit
der Gottheit vereinigten Menschheit den Tod freiwillig auf sich
genommen habe, um das ganze Menschengeschlecht zu erlösen, und dass er
die allgemeine Vergebung der Sünden allen Kindern Adams anbiete, wenn
sie sich nur sein Erlösungswerk zunutze machen und es zu ihrem Heile
gebrauchen wollen, ja, dass nicht einmal jene davon ausgeschlossen
seien, welche das Verbrechen seiner Kreuzigung auf dem Gewissen haben.
Infolge dieser Enttäuschung gerieten Luzifer und seine höllischen
Geister dermaßen in Zorn und Wut, dass sie sich augenblicklich in den
Abgrund der Hölle stürzen wollten; doch Maria, die mächtigste Königin,
hielt sie zurück.
Bei
dem zweiten Wort: "Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im
Paradiese sein!" (Luk 23,43) erkannten die Teufel die Frucht des
Erlösungswerkes in der Rechtfertigung der Sünder und in der
Verherrlichung der Gerechten. Auch erkannten sie, wie um der Verdienste
Christi willen die durch die erste Sünde geschlossenen Pforten des
Paradieses wieder geöffnet und von jetzt an die Menschen durch dieselben
zum Genusse der ewigen Seligkeit eingehen und jene Sitze im Himmel
einnehmen würden, die sie selbst niemals mehr einzunehmen vermögen. Auch
sahen sie jetzt die Triumphe, die Jesus während seines heiligsten
Lebens über sie alle erlangte durch seine Demut, Sanftmut, Geduld und
durch alle übrigen Tugenden, die er in so erhabener Weise geübt hatte.
Es ist unmöglich, die Beschämung und Qual Luzifers bei der Erkenntnis
dieser Wahrheit zu schildern; denn diese Qual war so groß, dass sein
Stolz sich sogar herbeiließ, die allerseligste Jungfrau Maria um die
Erlaubnis zu bitten, dass sie aus ihrer Nähe entweichen und in die Hölle
hinabfahren dürften. Doch sie gestattete es nicht, weil die Zeit hierzu
noch nicht gekommen war.
Beim
dritten Wort: "Frau, siehe da deinen Sohn!" (Joh 19,26) erkannten die
Teufel, dass jene heiligste Frau die wahre Mutter des menschgewordenen
Gottes sei und dass Maria jene Frau sei, die ihnen nach ihrer
Erschaffung im Himmel in einem Bilde und Zeichen gezeigt worden war;
dass sie es sei, die ihnen den Kopf zertreten werde, wie der Herr im
irdischen Paradiese vorhergesagt hatte (Gen 3,15). Sie erkannten die
Würde und Erhabenheit dieser großen Herrin, eine Würde, welche die aller
übrigen Kreaturen übertraf; auch die Gewalt, die Maria über sie besaß,
die sie ja aus Erfahrung kannten. Seit Erschaffung der ersten Frau
hatten sie mit großer Schlauheit jenes "Weib" unablässig gesucht und
gerieten nun in eine unglaubliche Wut, weil es ihnen trotz aller
Nachforschungen nicht erkannt worden ist. Sie erneuerten ihren Hass
gegen die heiligste Herrin. Überdies wussten sie auch, dass Johannes
durch die ihm verliehene priesterliche Gewalt von unserem Heiland
gleichsam zum Schutzengel seiner Mutter bestellt worden war. Sie
empfanden dies als eine Art Drohung gegenüber dem Zorn, den sie gegen
die Himmelskönigin hatten. Auch Johannes wusste dies. Luzifer erfuhr
auch, dass nicht nur Johannes, sondern allen Priestern Gewalt gegen die
bösen Geister verliehen werde kraft ihrer priesterlichen Würde, die in
der Teilnahme an dem priesterlichen Charakter unseres Erlösers besteht.
Die bösen Geister erkannten ferner, dass auch die übrigen Gerechten
eines besonderen Schutzes von seiten des Herrn sich erfreuen und viel
gegen die Hölle vermögen. All dies lähmte die Kräfte Luzifers und seiner
höllischen Geister.
Das
vierte Wort, richtete unser Erlöser an den himmlischen Vater: "Mein
Gott, mein Gott! warum hast du mich verlassen?" (Matth 27,46). Daraus
erkannten die bösen Geister, dass die Liebe Christi gegen alle Menschen
unermesslich und unbegrenzt ist, und dass er, um diese zu befriedigen,
auf eine geheimnisvolle Weise die Einwirkung seiner Gottheit auf seine
Menschheit zurückgehalten habe, damit die Erlösung durch die äussterste
Strenge des Leidens überreich sei. Die bösen Geister erkannten, wie der
Heiland darüber betrübt war und liebevolle Klagen führte, dass nicht
alle Menschen selig würden und er eben von diesen verlassen sei, obwohl
er bereit wäre, noch mehr für sie zu leiden, wenn es dem Willen des
ewigen Vaters gefiele. Dieses Glück der Menschen, von Gott so sehr
geliebt zu sein, fachte den Neid Luzifers und seiner Gesellen noch mehr
an; sie fühlten insgesamt, dass die Allmacht Gottes aufgeboten werde, um
jene unendliche Liebe gegen die Menschen ohne Einschränkung zu
betätigen. Diese Erkenntnis war ein entsetzlicher Schlag für den Stolz
und die Bosheit der Feinde, zumal sie sich schwach und ohnmächtig
fühlten, um auf wirksame Weise dieser Liebe entgegenzutreten, es sei
denn, dass die Menschen die Wirkungen der göttlichen Liebe vereiteln.
Das
fünfte Wort unseres Heilandes: "Mich dürstet!" (Joh 19,28) erhöhte den
Triumph über den Teufel und seinen Anhang noch mehr. Es versetzte sie in
noch größere Wut und Erbitterung, weil Jesus es noch klarer gegen sie
richtete. Sie verstanden nämlich, wie der Herr ihnen damit sagte: Meine
Liebe dürstet und schmachtet noch mehr nach dem Heil der Menschen.
Selbst die vielen Qualen haben diesen Durst nicht gelöscht. Ich würde,
falls es notwendig wäre, noch mehr Qualen für die Menschen erdulden, um
sie aus eurer Tyrannei zu befreien und ihnen Macht und Stärke gegen eure
Bosheit und euren Stolz zu verleihen.
Beim
sechsten Wort des Herrn "es ist vollbracht!" (Joh 19,28) gelangten
Luzifer und seine höllischen Geister zur vollen Erkenntnis des
Geheimnisses der Menschwerdung und des Erlösungswerkes, das nun auf
vollkommenste Weise vollendet war. Der Erlöser Jesus Christus hatte den
Gehorsam gegen seinen ewigen Vater vollbracht und die Verheißungen und
Weissagungen an die Menschen waren erfüllt. Durch die Demut und den
Gehorsam unseres Erlösers wurde ihr Stolz und ihr Ungehorsam, den sie im
Himmel gezeigt hatten, als sie sich gegen die Menschwerdung des
Gottessohnes auflehnten, besiegt. Der höchsten Weisheit und
Gerechtigkeit entsprechend geschah das gerade durch jenen Herrn, den sie
verachtet hatten. Und weil es der Würde Jesu Christi und seinen
unendlichen Verdiensten gebührte, dass er in dieser Stunde das Amt und
die Gewalt des Richters über die Engel und Menschen ausübe, so befahl er
dem Luzifer und allen seinen höllischen Geistern, augenblicklich in die
allertiefsten höllischen Kerker hinabzufahren. Zu gleicher Zeit sprach
der Heiland auch das siebente Wort: "Vater, in deine Hände empfehle ich
meinen Geist" (Luk 23,46).
Die
Mutter Jesu schloß sich dem Willen ihres heiligsten Sohnes an und
erteilte gleichfalls diesen Befehl. So wurden die bösen Geister vom
Kalvarienberg hinweggejagt und mit größerer Gewalt und Schnelligkeit,
als der Blitz von den Wolken herniederfährt, in den tiefsten Abgrund der
Hölle hinabgeschleudert.
Nach
dem glorreichen Sieg über seinen größten Feind übergab Jesus seinen
Geist dem Vater, neigte das Haupt und nahm den Tod an. Dadurch besiegte
er auch den Tod. Der Tod hätte die Menschen nicht getroffen und keine
Gewalt über sie bekommen, ohne die erste Sünde. Diese war schuld, dass
der Tod als Strafe verhängt wurde. Weil unser Erlöser selbst keine Sünde
begehen konnte, aber die Schuld der Sünde bezahlte, verlor der Tod im
selben Augenblick, als er dem Heiland unberechtigt das Leben nahm, sein
Anrecht auf die übrigen Kinder Adams. Nun können fortan weder Tod noch
Teufel die Menschen so wie zuvor anfallen, wenn sich die Menschen den
Sieg Christi zunutze machen und sich nicht freiwillig wieder ihnen
unterwerfen wollten. Hätte Adam nicht gesündigt und hätten wir alle in
ihm nicht auch gesündigt, so gäbe es für die Menschen nur einen Übergang
von einem glückseligen Zustand im Paradies in den höchst glückseligen
des ewigen Vaterlandes. Allein die Sünde hat uns dem Tode unterworfen
und zu Sklaven des Teufels gemacht. Der Teufel hat den Tod über uns
gebracht, damit er, sich dessen bedienend, uns um den Übergang zum
ewigen Leben, zuvor aber um die Gnade, die Gaben und die Freundschaft
Gottes bringe, und damit wir in der Sklaverei der Sünde und des Teufels
festgehalten und seiner tyrannischen Herrschaft unterworfen bleiben.
Alle diese Werke des Teufels hat Jesus zerstört (Joh 3,8). Er hat auch
die Strafe und Buße für die erste Sünde vollkommen bezahlt und hat es so
gefügt, dass der leibliche Tod, wenn wir ihn aus Liebe zu ihm
hinnehmen, die Genugtuung bildet, die wir unsererseits ihm darbringen
vermögen. Auf diese Weise hat unser Herr den Tod verschlungen (1 Kor
15,54). Sein Tod war der Biß oder Köder, womit er den Tod täuschte;
durch seinen heiligsten Tod hat er dem Tode Kraft und Leben genommen und
ihn besiegt und getötet.
Luzifer
fuhr wie zermalmt und mit zerschmettertem Haupte von den Füßen Christi
und seiner heiligsten Mutter hinweg bis zum Mittelpunkt der Erde hinab,
denn dieser ist der tiefste Ort der Hölle. Was wir aber alle wissen
müssen, ist dies, dass Luzifer und seine höllischen Geister durch den
Tod Jesu gebunden, niedergeschmettert und ihrer Macht beraubt worden
sind. Sie wären nicht mehr imstande, die Menschen so sehr zu versuchen,
wenn diese nicht durch ihre Sünden und aus freiem Willen ihren Stolz
anstacheln würden, damit sie mit erneuter Kraftanstrengung versuchen,
die Welt ins Verderben zu stürzen.
Versammlung der bösen Geister nach dem Tode Jesu in der Hölle
Der
Sturz Luzifers und seiner Genossen vom Kalvarienberg in die Tiefe der
Hölle war viel stürmischer und wilder als damals, als sie aus dem Himmel
verstoßen wurden. Die Hölle ist zwar stets voll Verwirrung, Elend,
Qualen und Unordnung. Bei dieser Begegbenheit aber steigerte sich die
Verwirrung noch mehr. Die Verdammten fühlten neuen Schrecken und eine
akzidentelle (ausserordentliche) Pein infolge des Ungestümes und der
Hefitgkeit, womit die Teufel in Wut und Raserei aufeinander
niederstürzten. Es ist gewiss, dass es den Teufeln nicht freisteht, nach
Belieben den Seelen in der Hölle mehr oder weniger qualvolle Orte
anzuweisen. Dies ordnet die Macht der göttlichen Gerechtigkeit je nach
den Mißverdiensten eines jeden einzelnen Verdammten an. Es ist aber eine
Anordnung des gerechten Richters, dass sie im Verlaufe der Zeit und bei
gewissen Veranlassungen ausser der wesentlichen Pein auch noch andere,
akzidentelle Qualen erdulden können. Denn ihre Sünden haben auf der Welt
Wurzeln hinterlassen und vielfachen Schaden für andere gebracht, welche
um ihretwillen verdammt werden. Eben diese Wirkung ihrer nicht
gesühnten Sünden verursacht ihnen diese Pein. So quälten nun die Teufel
auch den Judas erneut, weil er Christus verkauft und seinen Tod
veranlasst hatte. Sie erkannten, dass dieser Ort mit seinen so
schrecklichen Qualen, an den sie den Verräter gebracht hatten, zur
Bestrafung jener bestimmt sei, die den Glauben gehabt, aber ihn nicht
durch Werke betätigt und die Frucht der Erlösung geflissentlich
verachtet haben. Gegen alle diese zeigen die Teufel eine besonders große
Wut aus Hass gegen Jesus und Maria.
Als
Luzifer die Erlaubnis erhalten hatte, von seinem Falle sich wieder zu
erheben, war es bedacht, den höllischen Geistern die neue Pläne seines
Stolzes mitzuteilen. Errief sie alle zusammen und sprach: "Euch, die ihr
aus Rache wegen der mir zugefügten Ungerechtigkeiten seit so vielen
Jahrhunderten meiner gerechten Partei folgt und ihr immer folgen werdet,
ist es bekannt, welches Unrecht ich neuerdings von diesem merkwürdigen
Gottmenschen erlitten habe. Dreiunddreißig Jahre lang hat er mich
hinters Licht geführt, mir seine göttliche Natur verborgen, die
Tätigkeiten seiner Seele verhüllt und durch den Tod, den wir zu seiner
Vernichtung über ihn gebracht haben, uns besiegt. Schon bevor er Fleisch
annahm, habe ich ihn gehasst und mich nicht herbeigelassen,
anzuerkennen, dass er mehr als ich würdig sei, von allen als Oberhaupt
angebetet zu werden. Ich bin zwar wegen dieser Widersetzlichkeit mit
euch vom Himmel verstoßen und mit dieser Häßlichkeit bekleidet worden,
in der ich dastehe, und die meiner Größe so unwürdig ist. Aber mehr als
all dies quält mich, dass ich mich durch diesen Menschen und seine
Mutter besiegt und unterdrückt sehe. Von jenem Tage an, als der erste
Mensch erschaffen wurde, habe ich danach getrachtet, den Gottmenschen
und seine Mutter zu vernichten oder, falls mir dies nicht gelänge, alle
seine Geschöpfe zugrunde zu richten.
Ich
habe zu bewirken versucht, dass niemand ihn als Gott anerkenne oder ihm
folge und dass seine Werke den Menschen nicht zum Segen gereichen. Doch
alles war umsonst. Durch seine Demut und Armut hat er mich besiegt,
durch seine Geduld mich niedergeschmettert und endlich mich durch sein
Leiden und seinen schmachvollen Tod meiner Herrschaft über die Welt
beraubt. Das quält mich derart, dass selbst dann mein Neid nicht
befriedigt und meine Wut nicht besänftigt wäre, wenn ich ihn von der
Rechten seines Vaters, wo er nun triumphierend sitzt, hinwegreißen und
alle seine Erlösten in diese höllischen Abgründe herabziehen könnte."
"Wie
kann die menschliche Natur, die doch so weit unter der meinigen steht,
so weit über alle Kreaturen erhoben werden? Warum musste sie von ihrem
Schöpfer so sehr geliebt und begünstigt werden, Dass er sie in der
Person des ewigen Wortes mit sich selbst vereinigte? Und warum hat er
mich schon vor seiner Menschwerdung bekriegt und nachher zu meiner
großen Beschämung mich niedergeschmettert? Ich habe diese Person des
Wortes allezeit als meine grimmigste Feindin betrachtet und beständig
war sie mir verhasst und unerträglich. O ihr Menschen, wie seid ihr doch
von Gott, den ich hasse, so sehr begünstigt, so zärtlich behandelt und
von seiner brennenden Liebe mit Wohlwollen überhäuft! Wie werde ich euer
Glück verhindern, wie euch ebenso unglücklich machen wie ich es bin, da
ich die Natur, die ihr empfangen habt, nicht zerstörn kann? Und nun,
meine Vasallen, wie sollen wir unsere Herrschaft wieder herstellen? Wie
werden wir wieder unsere Stärke erlangen? Wie können wir die Menschen
noch besiegen? Denn wenn sie gegen diesen Gottmenschen, der sie mit
solcher Liebe erlöst hat, nicht ganz gefühllos und undankbar, ja selbst
schlimmer sind als wir, werden ihm alle um die Wette folgen, alle ihm
ihr Herz weihen und sein liebliches Gesetz annehmen. Niemand wird mehr
auf unsere Lügen achten. Die trügerischen Ehren, die wir anbieten,
werden die Menschen verschmähen und die Verachtung lieben, nach der
Abtötung des Fleisches werden sie verlangen und das Gefährliche der
Ergötzlichkeiten einsehen, sie werden die Schätze und Reichtümer
verlassen und die Armut lieben, die ihr Lehrmeister so hoch geehrt hat.
Immer was wir den menschlichen Neigungen darbieten, um sie anzuregen,
wird man mit Abscheu abweisen, um dem wahren Erlöser nachzufolgen.
Dadurch fällt aber unser Reich der Zerstörung anheim. Niemand wird mehr
zu uns an den Ort der Qual kommen, vielmehr werden alle zu jener
Glückseligkeit gelangen, die wir verloren haben. Alle werden sich bis in
den Staub demütigen und in Geduld die Leiden ertragen; mein Zorn und
mein Stolz aber wird leer ausgehen."
"Ach,
ich Unglücklicher, welche Qual verursacht mir meine eigene Täuschung!
Wenn ich ihn in der Wüste versuchte, habe ich ihm dadurch nur
Gelegenheit geboten, den Menschen in der Welt ein Beispiel zu
hinterlassen, um die Welt selbst zu überwinden.
Wenn
ich ihn verfolgt habe, bot ihm dies nur Gelegenheit, seine Demut und
Geduld zu lehren. Als ich Judas überredete, ihn zu verkaufen und die
Juden, ihn mit tödlichem Hsse zu quälen und ans Kreuz zu schlagen, habe
ich nur an meinem Verderben und an der Rettung der Menschen gearbeitet
und bewirkt, dass jene Lehre, die ich zu verdrängen suchte, der Welt
erhalten blieb. Wie konnte sich jener so sehr verdemütigen, der wahrer
Gott war? Wie konnte er soviel von den Menschen ertragen, die doch so
böse sind? Und trug ich selbst soviel bei, dass die Erlösung der
Menschen so überreich und so wunderbar war? O wie so ganz göttlich ist
die Stärke dieses Menschen, die mich so gewaltig peinigt und so
ohnmächtig macht! Und jene meine Feindin, seine Mutter, wie ist sie so
unüberwindlich und so mächtig gegen mich? Eine solche Macht bei einer
reinen Kreatur ist etwas Unerhörtes. Ohne Zweifel hat sie diese Macht
vom ewigen Worte, das sie mit Fleisch bekleidet hat. Der Allmächtige hat
durch diese Frau gegen mich allezeit einen heftigen Krieg geführt. Sie
war meinem hohen Geiste schon von jenem Augenblicke an so verhasst, als
ich sie in ihrem Zeichen und Bilde gesehen habe. Solange aber mein Stolz
und mein Zorn nicht befriedigt sind, werde ich gegen diesen Erlöser,
gegen seine Mutter und gegen die Menschen einen ununterbrochenen Krieg
führen. Wohlan denn, ihr Teufel meines Gefolges, jetzt ist es an der
Zeit, unseren Zorn gegen Gott auszulassen. Beratet mit mir die Mittel!
Ich möchte eure Ansichten hierüber hören."
Auf
diesen entsetzlichen Vorschlag Luzifers hin gaben einige der obersten
Teufel verschiedene Ratschläge, um die Frucht der Erlösung bei den
Menschen zu verhindern. Alle waren sich einig, dass es unmöglich sei,
die Person Christi anzugreifen, den unermesslichen Wert seiner
Verdienste zu schmälern, die Wirksamkeit der Sakramente aufzuheben oder
die von Christus verkündigte Lehre zu verfälschen oder abzuschaffen.
Trotzdem müsse man neue Mittel und Wege finden, um die Menschen vom
Gebrauch der Gnadenmittel abzuhalten und sie durch stärkere Versuchungen
und Trugkünste zu verführen. Einige besonders verschmitzte und boshafte
Teufel sagten: "Es ist wahr, die Menschen haben nun eine neue Lehre,
ein sehr kräftiges Gesetz; auch neue und wirksame Sakramente, ein neues
Vorbild und einen neuen Lehrmeister der Tugenden. Sie haben eine
mächtige Fürsprecherin und Mittlerin an diesem ausserordentlichen Weibe.
Doch ihre natürlichen Neigungen und Leidenschaften bleiben allezeit
dieselben, und auch die ergötzlichen und sinnlichen Dinge haben keine
Änderung erfahren. Wenn wir uns dieser Mittel mit größerer Schlauheit
bedienen, so werden wir das wieder zerstören, was dieser Gottmensch für
sie gewirkt hat. Wir wollen darum die Menschen heftig bekämpfen, sie
durch Einflüsterungen anlocken und ihre Leidenschaften aufstacheln, dass
sie ganz und gar von ihnen eingenommen und bei ihrer Beschränktheit auf
nichts anderes mehr achten."
Luzifer
teilte nun verschiedene Ämter unter die Teufel aus, damit alle mit
erhöhter Schlauheit und in geordneten Scharen vorgehen. Diese Scharen
sollten den verschiedenen Lastern entsprechen, zu denen sie die Menschen
versuchen wollen. Der Götzendienst sollte in der Welt erhalten bleiben.
Sollte er aber verschwinden, so wollen sie neue Sekten und Ketzereien
in der Welt aufbringen. Es sollten Menschen ausgesucht werden, die ganz
und gar schlecht und von verkehrten Neigungen beherrscht sind. Diese
würden die Ketzerein annehmen und die Lehrmeister und Anführer der
Irrtümer werden. In der Hölle also, in der Brust dieser giftigen
Schlangen, wurden die Lehre des Mohammed, die Ketzerein des Arius, des
Pelagius, des Nestorius und alle anderen Irrlehren von den ersten Zeiten
der Kirche an bis ans Ende der Welt ausgebrütet. Dieses teuflische
Gutachten hat Luzifer gutgeheißen, weil es der göttlichen Wahrheit
entgegentritt und das Fundament des menschlichen Heiles, den Glauben,
zerstörte. Jenen Teufeln, die es übernommen hatten, zur Stiftung von
Irrlehren gottlose Menschen aufzusuchen, spendete Luzifer sein Lob,
erzeigte ihnen seine Huld und setzte sie an seine Stelle.Einige Teufel
machten es sich zur Aufgabe, den Neigungen der Kinder eine verkehrte
Richtung zu geben und die Eltern anzutreiben, die Erziehung und den
Unterricht der Kinder zu vernachlässigen. Die Kinder aber wollten sie
zum Hass gegen die Eltern aufreizen. Wieder andere erboten sich,
Unfrieden zwischen Eheleuten zu stiften und ihnen Anlass zum Ehebruch
und zur Verletzung der schuldigen Ehrerbietung und Treue vorzugeben.
Alle insgesamt aber vereinigten sich dahin, dass sie Streitigkeiten,
Hass, Zwietracht und Rachsucht unter die Menschen ausstreuen und sie
durch lügenhafte Eingebungen, durch stolze und sinnliche Neigungen,
Habsucht und Ehrgeiz antreiben und ihnen Scheingründe gegen alle von
Christus gelehrten Tugenden einflößen wollten. Vor allem aber wollten
sie die Menschen vom Andenken an das Leiden und Sterben Christi und an
die Wohltat der Erlösung abbringen und bewirken, dass sie die
Höllenpeinen und ihre ewige Dauer vergessen. Durch diese Mittel hofften
alle Teufel, die Menschen dahin zu bringen, ihr Trachten den
Vergnügungen zuzuwenden und so das Heil ihrer Seele zu vernachlässigen.
Luzifer
hörte diese Vorschläge an und erwiderte: "Eure Gutachten haben mich
sehr befriedigt. Alles wird leicht zu erreichen sein bei denen, die das
Gesetz des Erlösers nicht beobachten. Bei den Befolgern dieses Gesetzes
wird es sehr schwierig sein. Ich bin aber entschlossen, gegen die
Anhänger Christi meine ganze Wut und Raserei aufzubieten und alle mit
höchster Erbitterung zu verfolgen. Wir müssen gegen sie Krieg führen bis
zum Ende der Welt und in dieser neuen Kirche Unkraut säen (Matth
13,25), nämlich Ehrgeiz, Habsucht, Sinnlichkeit, den tödlichen Hass und
alle anderen Laster, deren Haupt ich bin. Wenn einmal die Sünden unter
den Gläubigen sich mehren und anwachsen, so wird die große
Undankbarkeit, deren sie sich vor Gott schuldig machen, bewirken, dass
er ihnen die Gnadenhilfen versagt. Versperren sie sich so durch ihre
Sünden diesen Weg zu ihrer Rettung, dann werden wir den Sieg über sie
davontragen. Ferner müssen wir dieMenschen dahin bringen, dass sie die
Frömmigkeit und den Geschmack an den geistlichen und göttlichen Dingen
verlieren, die Kraft der Sakramente nicht achten und die Gnadenmittel im
Stande der Sünde oder wenigstens ohne Eifer und Andacht empfangen.
Diese Gnadenmittel sind geistiger Natur und müssen darum mit der Kraft
des Willens empfangen werden, wenn sie dem Empfänger nützen sollen.
Kommen aber die Menschen einmal so weit, dass sie die Arznei verachten,
werden sie nur langsam ihr Heil fördern, unseren Versuchungen geringeren
Widerstand leisten, unsere Täuschungen nicht bemerken, die Wohltaten
Gottes vergessen und auf das Andenken an ihren eigenen Erlöser und die
Fürsprache seiner Mutter kein Gewicht mehr legen. Diese Undankbarkeit
aber wird sie der Gnade unwürdig machen. Ihr Gott und Erlöser wird sie
ihnen dann entziehen. Darin unterstützt mich nach Kräften und versäumt
keine Befehle zu vollziehen.
Es
ist unmöglich zu beschreiben, was der Drache mit seinen Gesellen an
Plänen gegen die heilige Kirche und ihre Kinder geschmiedet hat, um die
"Gewässer des Jordan in seinem Rachen zu verschlucken" (Job 40,28). Es
genüge die Bemerkung, dass sie ungefähr ein volles Jahr nach dem Tode
Christi mit diesen Beratungen über den Zustand der Welt zubrachten. Sie
erwogen, in welcher Lage sie sich ehemals befand und wie ihr Zustand
nach dem Erlösungstod Christi erschien, nachdem die Wahrheit seines
Glaubens durch das Licht so vieler Wunder und Gnadenerweise geoffenbart.
Wenn dies alles nicht hinreicht, um die Menschen auf den Weg des Heiles
zurückzuführen, so sieht man klar und deutlich, welche Macht Luzifer
gegen sie aufgebracht hat. Sein Zorn ist groß, so groß, dass wir mit dem
heiligen Johannes sagen können: "Wehe der Erde; denn der Satan ist voll
Zorn und Wut zu euch hinabgestiegen, mit großer Wut, weil er weiß, wie
kurz seine Frist ist." Leider sind solch höchst wichtige Wahrheiten in
unseren Tagen gar sehr dem Gedächtnis der Menschen entschwunden zu ihrem
unersetzlichen Schaden. Der Feind ist schlau, grausam und wachsam; wir
aber sind schläfrig, sorglos und träge. Was Wunder also, dass Luzifer
einen so großen Teil von der Welt in Besitz hat; gibt es ja doch so
viele, welche auf ihn hören, ihm glauben und seinen Betrügereien
nachgehen, dagegen so wenige, welche ihm widerstehen. Der Grund ist,
weil die Menschen nicht an den ewigen Tod denken, in den der Satan sie
zu stürzen sucht.
Lehre der Himmelskönigin
Meine
Tochter, du hast eine tiefe Erkenntnis von dem glorreichen Sieg meines
Sohnes über die Teufel erhalten. Wisse aber wohl, dass dir von diesen
unaussprechlichen Geheimnissen noch weit mehr verborgen ist, als dir
bekannt wurde. Im sterblichen Fleische fehlt dir die Befähigung, um so
in sie einzudringen, wie sie in sich selbst sind. Die göttliche
Vorsehung spart die vollständige Erkenntnis darüber auf, um in der
beseligenden Anschauung des Himmels die Heiligen damit zu belohnen, die
Verworfenen aber zu beschämen. Ich sage dir aber, dass der Drache in
erhöhtem Maße gegen dich erbittert ist. Sein Stolz ist gereizt, weil du
aufgedeckt hast, wie sehr er beim Tode meines heiligsten Sohnes
gedemütigt, niedergeschmettert und geschädigt wurde, welche Pläne er mit
seinen höllischen Geistern schmiedete, um an den Kindern der heiligen
Kirche seinen Sturz zu rächen. All dies hat ihn aufs neue in Aufregung
versetzt, weil er sieht, dass seine Pläne denen kund werden, welche
bisher nichts davon wussten. Diese Wut wirst du aus den Versuchungen und
Verfolgungen erkennen, die der Satan dir in den Weg legen wird.
Als
die bösen Geister das Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung
innewurden, verloren sie alle Kraft, die Gläubigen in der Weise zu
versuchen, wie sie die Nichtgläubigen zu versuchen pflegten. Dieser
Schrecken der Teufel vor den Getauften dauerte in den ersten Zeiten der
Kirche viele Jahre hindurch fort, denn damals erglänzte an den Gläubigen
die Kraft Gottes infolge des Eifers, mit dem sie das Beispiel meines
Sohnes nachahmten, ihren heiligen Glauben bekannten, die Lehre des
heiligen Evangeliums befolgten und die Tugenden übten. Sie verrichteten
überaus feurige Akte der Liebe, der Demut, der Geduld und der Verachtung
der Eitelkeit und der trügerischen Scheingüter der Welt. Viele haben
für Jesus Christus ihr Blut vergossen und für die Verherrlichung seines
heiligen Namens erhabene und wunderbare Taten vollbracht. Sie standen
dem Leiden und Tode ihres Erlösers noch unmittelbar nahe und hatten noch
das wunderbare Beispiel seiner Geduld und Demut lebendiger vor Augen.
Von den Teufeln wurden sie nicht so stark versucht, denn diese konnten
sich von der schweren Niederlage nicht so schnell erheben.
Diese
Gleichförmigkeit mit Jesus Christus und die vollkommene Nachahmung
seines Beispiels, wie es die Teufel an den ersten Kindern der Kirche
wahrnehmen, flößten den bösen Geistern eine solche Furcht ein, dass sie
ihnen gar nicht zu nahen wagten. Sie flohen in Eile davon, wenn ein
Christ in die Nähe kam. Diese brachten durch ihr vollkommenes Handeln
dem Allerhöchsten die Erstlinge der Gnade und Erlösung als Opfer dar.
Das würde bis heute noch der Fall sein, - die Heiligen bezeugen es -
wenn alle Katholiken mit der Gnade mitwirken und auf dem Kreuzwege
wandeln würden, wie Luzifer es befürchtet hat. Allein im Verlauf der
Zeit begann in vielen Gläubigen die Liebe, der Eifer und die Andacht zu
erkalten. Sie vergaßen mehr und mehr die Wohltat der Erlösung, gaben
ihren Neigungen nach, liebten die Eitelkeit und Habsucht und ließen sie
durch Einflüsterungen Luzifers betören. Damit haben sie aber die Ehre
des Herrn geschmälert und sich den Händen ihrer Todfeinde überliefert.
Nun haben die Teufel Gott gegenüber wieder ihren Stolz geltend gemacht
und streben erneut infolge der Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit der
Katholiken die Herrschaft über alle Adamskinder an. Ja, die
Vermessenheit der bösen Geister geht so weit, dass sie die ganze Kirche
vernichten wollen. Das größte Unheil ist, dass viele Katholiken dieses
Verderben nicht erkennen und darum auch keine Mittel dagegen suchen. Und
doch könnten sie an die drohenden Worte meines heiligsten Sohnes
denken, als er den Töchtern Jerusalems erklärte, dass die Unfruchtbaren
glücklich seien (Luk 23,29). Du, meine Tochter, lebst in diesem so
unglücklichen Zeitalter. Vergiß nie die Geheimnisse der Menschwerdung,
des Leidens und Sterbens meines heiligsten Sohnes. Danke vielmehr dafür
im Namen so vieler, die diese Geheimnisse geringschätzen. Das fromme und
aufmerksame Andenken an die Geheimnisse der Erlösung allein schon
verursacht der Hölle großen Schrecken und große Qual. Die bösen Geister
fliehen vor all denen, die mit dankbarer Gesinnung über das Leben und
die Geheimnisse meines allerheiligsten Sohnes nachdenken.
(Geoffenbart der ehrwürdigen Dienerin Gottes, Maria von Jesus zu Agreda)
Weiterführende Themen: