An die ehrwürdigen Brüder Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe,
Priester und Diakone und an alle Glieder des Volkes GottesVor zwanzig
Jahren begann die Arbeit am Katechismus der Katholischen Kirche, den
die außerordentliche Versammlung der Bischofssynode aus Anlass des 20.
Jahrestages des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils erbeten hatte.
Ich bin Gott, dem Herrn, unendlich dankbar, dass er der Kirche diesen
Katechismus geschenkt hat, der im Jahr 1992 von Papst Johannes Paul II.,
meinem verehrten und geliebten Vorgänger, promulgiert worden ist.
Der große Nutzen und Wert dieses Geschenkes wurde bestätigt durch die
breite positive Aufnahme im Episkopat, an den er - als sicherer und
authentischer Bezugstext für die Darlegung der katholischen Lehre und
besonders für die Ausarbeitung der örtlichen Katechismen - in erster Linie
gerichtet war. Die Bedeutung des Katechismus wurde auch dadurch unter
Beweis gestellt, dass er in allen Teilen des Volkes Gottes, die ihn in den
mehr als fünfzig Sprachen, in die er bisher übersetzt wurde, kennen und
schätzen lernen konnten, in hohem Maß wohlwollend aufgenommen worden ist.
Nun approbiere und promulgiere ich mit großer Freude das Kompendium
dieses Katechismus.
Das Kompendium wurde im Oktober 2002 lebhaft von den Teilnehmern des
Internationalen Katechetischen Kongresses gewünscht, die auf diese Weise ein
in der Kirche weit verbreitetes Bedürfnis zum Ausdruck brachten. Mein
verstorbener Vorgänger griff diesen Wunsch auf und beschloss im Februar 2003
seine Umsetzung. Er vertraute die Redaktion einer von mir geleiteten kleinen
Kardinalskommission an, der einige Fachleute als Mitarbeiter zur Seite
standen. Im Lauf der Arbeiten wurde ein Entwurf des Kompendiums allen
Kardinälen und Vorsitzenden der Bischofskonferenzen vorgelegt, die ihn mit
großer Mehrheit positiv aufgenommen und bewertet haben.
Das Kompendium, das ich nun der ganzen Kirche vorlege, ist eine
getreue und sichere Zusammenfassung des Katechismus der Katholischen Kirche.
Es enthält in knapper Form alle wesentlichen und grundlegenden Elemente des
Glaubens der Kirche und bildet so, wie es von meinem Vorgänger gewünscht
worden war, eine Art Vademecum, das den Menschen - ob sie gläubig sind
oder nicht - ermöglicht, in einer Gesamtschau das ganze Panorama des
katholischen Glaubens zu überblicken.
Das Kompendium spiegelt im Aufbau, in den Inhalten und in der
Sprache den Katechismus der Katholischen Kirche wider und bietet als
Zusammenfassung eine Hilfe und Anregung, um ihn noch mehr bekannt zu machen
und zu vertiefen.
Ich vertraue dieses Kompendium deshalb mit Zuversicht der ganzen
Kirche und jedem einzelnen Christen an, damit sie sich in diesem dritten
Jahrtausend mit neuem Schwung für die Evangelisierung und Glaubenserziehung
einsetzen. Dieser erneuerte Einsatz muss jede kirchliche Gemeinschaft und
jeden Christgläubigen jedweden Alters und jedweden Volkes auszeichnen.
Wegen seiner Kürze, Klarheit und Vollständigkeit richtet sich dieses
Kompendium auch an alle Menschen, die inmitten einer zerstreuten Welt mit
vielfältigen Botschaften den Weg des Lebens kennen lernen möchten: die
Wahrheit, die Gott der Kirche seines Sohnes anvertraut hat.
Möge jeder beim Lesen des Kompendiums, das ein Werkzeug mit
maßgebender Bedeutung ist, dank der besonderen Fürbitte Marias, der heiligsten
Mutter Christi und der Kirche, immer mehr die unerschöpfliche Schönheit,
Einzigkeit und Aktualität des vorzüglichen Geschenkes erkennen und aufnehmen,
das Gott der Menschheit gemacht hat: seinen einzigen Sohn, Jesus Christus, der
„der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh 14, 6).
Gegeben am 28. Juni 2005, dem Vorabend des Hochfestes der heiligen Petrus
und Paulus, im ersten Jahr meines Pontifikates.
Benedictus PP XVI
EINLEITUNG
1. Am 11. Oktober 1992 übergab Papst Johannes Paul II. den Gläubigen der
ganzen Welt den Katechismus der Katholischen Kirche, den er als
„Bezugstext für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte
Katechese“[1]
vorlegte. Dreißig Jahre nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils
(1962-1965) wurde so trefflich der Wunsch erfüllt, den die außerordentliche
Versammlung der Bischofssynode im Jahr 1985 geäußert hatte, nämlich dass ein
Katechismus der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre erstellt werde.
Fünf Jahre später bekräftigte der Papst am 15. August 1997 mit der
Promulgation der Editio typica des Catechismus Catholicae Ecclesiae
die grundlegende Zielsetzung des Werkes, „eine vollständige, unversehrte
Darstellung der katholischen Lehre zu bieten, die es allen ermöglicht, das
kennen zu lernen, was die Kirche in ihrem alltäglichen Leben bekennt, feiert,
lebt und betet“[2].
2. Für eine bessere Erschließung des Katechismus und um einer beim
Internationalen Katechetischen Kongress 2002 geäußerten Bitte entgegen zu
kommen, errichtete Johannes Paul II. 2003 eine Spezialkommission unter Vorsitz
des Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre und betraute sie mit der
Aufgabe, ein Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche
zu erstellen, in dem die Inhalte des Glaubens in einer mehr zusammenfassenden
Weise dargelegt werden. Nach zweijähriger Arbeit entstand ein Entwurf des
Kompendiums, der den Kardinälen und Vorsitzenden der Bischofskonferenzen
zur Konsultation übermittelt wurde. Dieser Entwurf wurde in seiner Gesamtheit
von der absoluten Mehrheit der Antworten positiv bewertet. Deshalb begann die
Kommission mit der Überarbeitung des Entwurfs und approbierte unter
Berücksichtung der eingegangenen Verbesserungsvorschläge den endgültigen Text
des Werkes.
3. Das Kompendium zeichnet sich durch drei grundlegende Merkmale
aus: die enge Abhängigkeit vom Katechismus der Katholischen Kirche, die
dialogische Struktur und die Verwendung von Bildern in der
Katechese.
Das Kompendium ist vor allen Dingen nicht ein Werk für sich und will
in keiner Weise den Katechismus der Katholischen Kirche ersetzen. Es
verweist vielmehr ständig auf den Katechismus, gibt genau die
Bezugsnummern an und folgt durchgehend seiner Struktur, seiner Darlegung und
seinen Inhalten. Das Kompendium will zudem das Interesse und den Eifer
für den Katechismus erneuern, der aufgrund seiner Weisheit in der
Darstellung und seines geistlichen Charakters immer der Grundtext für die
kirchliche Katechese heute bleibt.
Wie der Katechismus ist auch das Kompendium entsprechend den
Grundgesetzen des Lebens in Christus in vier Teile gegliedert.
Der erste Teil - „Das Glaubensbekenntnis“ - enthält eine gelungene
Zusammenfassung der lex credendi, das heißt des Glaubens, der von der
katholischen Kirche bekannt wird. Er folgt dem Apostolischen
Glaubensbekenntnis und greift immer wieder auf das
Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis zurück, dessen beständige
Verkündigung in den christlichen Versammlungen das Andenken der
Grundwahrheiten des Glaubens lebendig hält.
Im zweiten Teil - „Die Feier des christlichen Mysteriums“ - werden die
wesentlichen Elemente der lex celebrandi dargelegt. Die Verkündigung
des Evangeliums findet ihre bevorzugte Antwort im sakramentalen Leben. Darin
erfahren und bezeugen die Gläubigen in allen Situationen ihres Lebens die
Heilswirksamkeit des Pascha-Mysteriums, in dem Christus das Werk unserer
Erlösung vollbracht hat.
Der dritte Teil - „Das Leben in Christus“ - ruft die lex vivendi in
Erinnerung, das heißt den Einsatz, mit dem die Gläubigen in ihrem Verhalten
und in ihren sittlichen Entscheidungen die Treue zum bekannten und gefeierten
Glauben bekunden. Die Gläubigen sind ja vom Herrn Jesus berufen, jene Werke zu
vollbringen, die ihrer Würde als Kinder des Vaters in der Liebe des Heiligen
Geistes entsprechen.
Der vierte Teil - „Das christliche Gebet“ - bietet eine Zusammenfassung der
lex orandi, also des Gebetslebens. Nach dem Beispiel Jesu, der das
vollkommene Vorbild des Beters ist, ist auch der Christ zum Dialog mit Gott im
Gebet berufen. Dessen bevorzugter Ausdruck ist das Vaterunser - das
Gebet, das Jesus selbst uns gelehrt hat.
4. Ein zweites Merkmal des Kompendiums ist seine dialogische
Form, die eine alte literarische Gattung der Katechese wieder aufgreift,
welche aus Fragen und Antworten besteht. Es geht darum, eine Art Dialog
zwischen dem Meister und dem Jünger darzustellen. Die rasch aufeinander
folgenden Fragen reißen den Leser mit und laden ihn ein, immer neue Aspekte
der Wahrheit seines Glaubens zu entdecken. Die dialogische Form trägt auch
dazu bei, den Text beträchtlich zu kürzen und auf das Wesentliche zu
beschränken. Dies könnte die Aneignung und das eventuelle Auswendiglernen der
Inhalte fördern.
5. Ein drittes Merkmal besteht in der Verwendung einiger Bilder, mit
denen die Gliederung des Kompendiums verdeutlicht wird. Sie stammen aus
dem überaus reichen Erbe der christlichen Ikonographie. Von der Jahrhunderte
langen Tradition der Konzilien lernen wir, dass auch das Bild Verkündigung des
Evangeliums ist. Die Künstler jeder Epoche haben die herausragenden Ereignisse
des Heilsmysteriums den Gläubigen zum Betrachten und Bestaunen dargeboten und
sie im Glanz der Farbe und in der Vollkommenheit der Schönheit zur Darstellung
gebracht. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das sakrale Bild in der visuellen
Kultur von heute viel mehr als das Wort auszudrücken vermag, weil es in seiner
Lebendigkeit die Botschaft des Evangeliums äußerst wirksam zur Sprache bringt
und weitergibt.
6. Vierzig Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils und im
Jahr der Eucharistie stellt das Kompendium ein weiteres Hilfsmittel
dar, um bei den Gläubigen aller Altersstufen und Stände den Hunger nach
Wahrheit zu stillen und auch dem Bedürfnis jener entgegen zu kommen, die zwar
nicht gläubig sind, aber nach Wahrheit und Gerechtigkeit dürsten. Seine
Veröffentlichung erfolgt am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus,
der Säulen der ganzen Kirche und vorbildlichen Verkünder des Evangeliums in
der antiken Welt. Diese Apostel sahen, was sie verkündeten, und bezeugten die
Wahrheit Christi bis zum Martyrium. Ahmen wir ihren missionarischen Eifer nach
und bitten wir den Herrn, dass die Kirche immer der Lehre der Apostel folge,
von denen sie die erste frohe Ankündigung des Glaubens empfangen hat!
20. März 2005, Palmsonntag.
+ Joseph Card. Ratzinger
Präsident der Spezialkommission
[1] Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Fidei depositum,
11. Oktober 1992: AAS 86 (1994) 115.
[2] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Laetamur magnopere,
15. August 1997: AAS 89 (1997) 820.
ERSTER TEIL
DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
ERSTER ABSCHNITT
„ICH GLAUBE“ – „WIR GLAUBEN“
1. Welchen Ratschluss hat Gott für den Menschen?
1-25
Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich. In einem aus reiner
Güte gefassten Ratschluss hat er den Menschen aus freiem Willen erschaffen,
damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe. Als die Zeit erfüllt war,
sandte Gott Vater seinen Sohn als Erlöser und Retter der Menschen, die in
Sünde gefallen waren. Er hat sie in seine Kirche gerufen und durch das Wirken
des Heiligen Geistes als seine Kinder angenommen und zu Erben seiner ewigen
Glückseligkeit gemacht.
ERSTES KAPITEL
Der Mensch ist „gottfähig“
„Groß bist du, Herr, und überaus
lobwürdig ... Du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser
Herz, bis es ruhet in dir“ (hl. Augustinus).
2. Warum steckt im Menschen das Verlangen nach Gott?
26-30
Gott selbst, der den Menschen nach seinem Bild erschaffen hat, schrieb in
sein Herz das Verlangen, ihn zu sehen. Auch wenn dieses Verlangen oft verkannt
wird, hört Gott nicht auf, den Menschen an sich zu ziehen. Denn er soll leben
und in ihm jene Fülle der Wahrheit und des Glücks finden, die er unablässig
sucht. Der Mensch ist also seiner Natur und Berufung nach ein religiöses
Wesen, das fähig ist, in Gemeinschaft mit Gott zu treten. Diese innige,
lebendige Verbindung mit Gott verleiht dem Menschen seine grundlegende Würde.
3. Wie kann man Gott mit dem bloßen Licht der Vernunft erkennen?
31-36
Ausgehend von der Schöpfung, das heißt von der Welt und von der
menschlichen Person, kann der Mensch mit der bloßen Vernunft Gott gewiss als
Ursprung und Ziel aller Dinge und als höchstes Gut, als Wahrheit und als
unendliche Schönheit erkennen.
4. Genügt das bloße Licht der Vernunft, um das Mysterium Gottes zu
erkennen?
37-38
Der Mensch stößt beim Erkennen Gottes mit dem bloßen Licht der Vernunft auf
viele Schwierigkeiten. Außerdem kann er nicht von allein ins Innerste des
göttlichen Mysteriums eintreten. Deshalb wollte Gott ihn mit seiner
Offenbarung erleuchten, und zwar nicht nur über Wahrheiten, die das
menschliche Verständnis übersteigen, sondern auch über religiöse und sittliche
Wahrheiten, die der Vernunft an sich zugänglich sind, aber so von allen ohne
Schwierigkeit, mit sicherer Gewissheit und ohne Beimischung eines Irrtums
erkannt werden können.
5. Wie kann man von Gott sprechen?
39-43
Man kann von Gott zu allen und mit allen sprechen, wenn man von den
Vollkommenheiten des Menschen und der übrigen Geschöpfe ausgeht, die ein -
wenn auch begrenzter - Widerschein der unendlichen Vollkommenheit Gottes sind.
Dennoch müssen wir unser Sprechen unablässig von allem Bildhaften und
Unvollkommenen läutern, wohl wissend, dass man das unendliche Mysterium Gottes
nie ganz ausschöpfen kann.
ZWEITES KAPITEL
Gott geht auf den Menschen zu
Die Offenbarung Gottes
6. Was offenbart Gott dem Menschen?
50-53
In seiner Güte und Weisheit offenbart sich Gott dem Menschen. In Taten und
Worten offenbart er sich selbst und seinen gnädigen Ratschluss, den er in
Christus für das Menschengeschlecht von Ewigkeit her gefasst hat. Dieser
Ratschluss besteht darin, durch die Gnade des Heiligen Geistes alle Menschen
als seine Kinder in seinem einzigen Sohn anzunehmen und am göttlichen Leben
teilhaben zu lassen.
7. Mit welchen Stufen beginnt die Offenbarung Gottes?
54-58
Gott tut sich schon von Anfang an den Stammeltern, Adam und Eva, kund und
beruft sie zu einer innigen Gemeinschaft mit ihm. Nach ihrem Sündenfall bricht
er seine Offenbarung nicht ab und verheißt das Heil für alle ihre Nachkommen.
Nach der Sintflut schließt er mit Noach einen Bund zwischen ihm und allen
lebenden Wesen.
8. Welche Stufen der Offenbarung Gottes folgen dann?
59-64
Gott erwählt Abram und ruft ihn aus seinem Land, um ihn zu Abraham, das
heißt zum „Stammvater einer Menge von Völkern“ (Gen 17, 5), zu machen.
Er verheißt ihm, „alle Völker der Erde“ (Gen 12, 3) in ihm zu segnen.
Die Nachkommen Abrahams werden zu Trägern der göttlichen Verheißungen, die an
die Patriarchen ergangen sind. Gott macht Israel zu seinem auserwählten Volk:
Er befreit es aus der Knechtschaft Ägyptens, schließt mit ihm den Sinaibund
und gibt ihm durch Mose sein Gesetz. Die Propheten künden eine radikale
Erlösung des Volkes an und ein Heil, das alle Völker in einem neuen und ewigen
Bund umfassen wird. Aus dem Volk Israel, aus dem Stamm des Königs David, wird
der Messias hervorgehen: Jesus.
9. Welches ist die letzte und endgültige Stufe der Offenbarung Gottes?
65-66
Die letzte Stufe verwirklicht sich in seinem Fleisch gewordenen Sohn, in
Jesus Christus, dem Mittler und der Fülle der Offenbarung. Er, der eingeborene
und Mensch gewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene und endgültige Wort des
Vaters. Mit der Sendung des Sohnes und der Gabe des Geistes ist die
Offenbarung nunmehr gänzlich abgeschlossen, auch wenn der Glaube der Kirche im
Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite erfassen muss.
„Seit er uns seinen Sohn geschenkt
hat, der sein einziges und endgültiges Wort ist, hat Gott uns kein anderes
Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen, und
mehr hat er nicht zu sagen“ (hl. Johannes vom Kreuz).
10. Welchen Wert haben Privatoffenbarungen?
67
Sie gehören nicht zum Glaubensgut. Sie können aber helfen, aus dem Glauben
zu leben, wenn sie streng auf Christus ausgerichtet bleiben. Das Lehramt der
Kirche, dem die Unterscheidung solcher Privatoffenbarungen zusteht, kann
deshalb jene nicht annehmen, die vorgeben, die endgültige Offenbarung, die
Christus ist, zu übertreffen oder zu berichtigen.
Die Weitergabe der göttlichen
Offenbarung
11. Warum und in welcher Weise muss die göttliche Offenbarung
weitergegeben werden?
74
Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der
Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2, 4), das heißt zur Erkenntnis Jesu Christi.
Deshalb muss Christus allen Menschen verkündet werden, wie er selbst geboten
hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt
28, 19). Das geschieht in der apostolischen Überlieferung.
12. Was ist die apostolische Überlieferung?
75-79
83
Die apostolische Überlieferung ist die Weitergabe der Botschaft Christi,
die sich seit den Anfängen des Christentums durch die Predigt, das Zeugnis,
die Einrichtungen, den Gottesdienst und die inspirierten Schriften vollzieht.
Die Apostel haben ihren Nachfolgern, den Bischöfen, und durch diese allen
Geschlechtern bis zur Vollendung der Zeiten das weitergegeben, was sie von
Christus empfangen und vom Heiligen Geist gelernt haben.
13. Auf welche Weisen geschieht die apostolische Überlieferung?
76
Die apostolische Überlieferung geschieht auf zwei Weisen: durch die
lebendige Weitergabe des Wortes Gottes (auch einfach Überlieferung genannt)
und durch die Heilige Schrift, in der dieselbe Verkündigung des Heils
schriftlich festgehalten wurde.
14. Welche Beziehung besteht zwischen der Überlieferung und der Heiligen
Schrift?
80-82
Die Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden
und haben aneinander Anteil. Beide machen in der Kirche das Mysterium Christi
gegenwärtig und fruchtbar und entspringen demselben göttlichen Quell: Sie
bilden das eine heilige Glaubensgut, aus dem die Kirche ihre Gewissheit über
alle geoffenbarten Wahrheiten schöpft.
15. Wem ist das Glaubensgut anvertraut?
84, 91-
94, 99
Das Glaubensgut ist von den Aposteln der Kirche als Ganzer anvertraut.
Unterstützt durch den Heiligen Geist und geführt vom Lehramt der Kirche, nimmt
das ganze Volk Gottes mit seinem übernatürlichen Glaubenssinn die göttliche
Offenbarung auf, versteht sie immer besser und wendet sie auf das Leben an.
16. Wem steht es zu, das Glaubensgut verbindlich auszulegen?
85-90
Die verbindliche Auslegung des Glaubensgutes obliegt allein dem
lebendigen Lehramt der Kirche, das heißt dem Nachfolger Petri, dem Bischof von
Rom, und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm. Dem Lehramt, das im Dienst des
Wortes Gottes das sichere Charisma der Wahrheit besitzt, steht es auch zu,
Dogmen zu definieren: Das sind Formulierungen von Wahrheiten, die in der
göttlichen Offenbarung enthalten sind. Diese Autorität erstreckt sich auch auf
Wahrheiten, die mit der Offenbarung in einem notwendigen Zusammenhang stehen.
17. Welche Beziehung besteht zwischen Schrift, Überlieferung und
Lehramt?
95
Sie sind so eng miteinander verknüpft, dass keines von ihnen ohne die
anderen besteht. Gemeinsam tragen sie, jedes auf seine Weise, unter dem
Einfluss des Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Menschen bei.
Die Heilige Schrift
18. Warum lehrt die Heilige Schrift die Wahrheit?
101-102
105-108
Weil Gott selbst ihr Urheber ist: Die Heilige Schrift wird darum als
inspiriert bezeichnet und lehrt ohne Irrtum jene Wahrheiten, die zu unserem
Heil notwendig sind. Der Heilige Geist inspirierte nämlich die menschlichen
Verfasser, die das aufgezeichnet haben, was er uns lehren wollte. Der
christliche Glaube ist jedoch nicht eine „Buchreligion“, sondern die Religion
des Wortes Gottes, „nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des
Mensch gewordenen, lebendigen Wortes“ (hl. Bernhard von Clairvaux).
19. Wie ist die Heilige Schrift zu lesen?
109-119
Die Heilige Schrift muss mit Hilfe des Heiligen Geistes und unter Anleitung
des Lehramtes der Kirche gemäß den folgenden drei Kriterien gelesen und
ausgelegt werden: 1) auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achten;
2) die Schrift in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche lesen; 3) auf
die Analogie des Glaubens achten, das heißt auf den Zusammenhang der
Glaubenswahrheiten untereinander.
20. Was ist der Schriftkanon?
120
Der Schriftkanon ist die vollständige Liste der heiligen Schriften,
welche die apostolische Überlieferung die Kirche unterscheiden ließ. Dieser
Kanon umfasst 46 Schriften des Alten und 27 Schriften des Neuen
Testaments.
21. Welche Bedeutung hat das Alte Testament für die Christen?
121-123
Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes: Alle seine
Schriften sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert. Sie
zeugen von der göttlichen Erziehungskunst der heilschaffenden Liebe Gottes.
Sie wurden vor allem geschrieben, um die Ankunft Christi, des Erlösers der
Welt, vorzubereiten.
22. Welche Bedeutung hat das Neue Testament für die Christen?
124-127
Das Neue Testament, dessen zentrales Thema Jesus Christus ist, bietet uns
die endgültige Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Die vier Evangelien nach
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die das Hauptzeugnis für das Leben und
die Lehre Jesu sind, bilden darin das Herzstück aller Schriften und nehmen in
der Kirche eine einzigartige Stellung ein.
23. Welche Einheit besteht zwischen dem Alten und dem Neuen Testament?
128-130
Die Schrift ist eine einzige, weil es nur ein Wort Gottes, nur einen
Heilsplan Gottes und nur eine göttliche Inspiration beider Testamente gibt.
Das Alte Testament bereitet das Neue vor, und das Neue vollendet das Alte:
Beide erhellen einander.
24. Welche Rolle spielt die Heilige Schrift im Leben der Kirche?
103-104
131-133
Die Heilige Schrift gibt dem Leben der Kirche Stütze und Kraft. Für die
Kinder der Kirche ist sie Glaubensstärke, Speise und Quelle des geistlichen
Lebens. Sie ist die Seele der Theologie und der pastoralen Verkündigung. Der
Psalmist sagt: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine
Pfade“ (Ps 119, 105). Darum ermahnt die Kirche zu häufiger Lesung der
Heiligen Schrift. „Unkenntnis der Schriften ist nämlich Unkenntnis Christi“
(hl. Hieronymus).
DRITTES KAPITEL
Die Antwort des Menschen an Gott
Ich glaube
25. Wie antwortet der Mensch auf den sich offenbarenden Gott?
142-143
Der Mensch antwortet, unterstützt durch die göttliche Gnade, mit dem
Glaubensgehorsam. Dieser besteht darin, sich Gott völlig anzuvertrauen und
seine Wahrheit anzunehmen, weil sie von ihm, der Wahrheit selbst, verbürgt
ist.
26. Welches sind die Hauptzeugen des Glaubensgehorsams in der Heiligen
Schrift?
144-149
Es gibt viele Zeugen, besonders aber zwei: Abraham, der „Gott
glaubte“ (Röm 4, 3), als er auf die Probe gestellt wurde, und immer
seinem Ruf gehorchte, und deshalb zum „Vater aller, die ... glauben“, geworden
ist (Röm 4, 11.18); und die Jungfrau Maria, die während ihres
ganzen Lebens den Glaubensgehorsam in vollkommenster Weise verwirklichte: „Fiat
mihi secundum Verbum tuum – Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk
1, 38).
27. Was bedeutet es für den Menschen, an Gott zu glauben?
150-152
Es bedeutet, sich an Gott selbst zu binden, sich ihm anzuvertrauen und
allen von ihm geoffenbarten Wahrheiten zuzustimmen, denn Gott ist die
Wahrheit. Es bedeutet, an einen einzigen Gott in drei Personen zu glauben: den
Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
28. Welche Merkmale hat der Glaube?
153-165
179-180
Der Glaube, ein ungeschuldetes Geschenk Gottes, ist allen
zugänglich, die demütig darum bitten. Er ist die übernatürliche Tugend, die
notwendig ist, um zum Heil zu gelangen. Der Glaubensakt ist ein
menschlicher Akt, das heißt ein Akt des menschlichen Verstandes, der auf
Geheiß des von Gott bewegten Willens der göttlichen Wahrheit freiwillig
beistimmt. Außerdem ist der Glaube gewiss, denn er gründet auf dem Wort
Gottes; er ist wirksam „in der Liebe“ (Gal 5, 6); er wächst
unaufhörlich durch das Hören des Wortes Gottes und durch das Gebet. Er ist
schon jetzt ein Vorgeschmack der himmlischen Freude.
29. Warum gibt es zwischen Glaube und Wissenschaft keine Widersprüche?
159
Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht, so kann es doch niemals einen
Widerspruch zwischen Glaube und Wissenschaft geben, denn beide haben ihren
Ursprung in Gott. Es ist derselbe Gott, der dem Menschen sowohl das Licht der
Vernunft als auch den Glauben schenkt.
„Ich glaube, um zu verstehen, und
ich verstehe, um zu glauben“ (hl. Augustinus).
Wir glauben
30. Warum ist der Glaube ein persönlicher und zugleich ein kirchlicher
Akt?
166-169
Der Glaube ist ein persönlicher Akt, weil er die freie Antwort des Menschen
auf den sich offenbarenden Gott ist. Aber zugleich ist er ein kirchlicher Akt,
der sich im Bekenntnis ausdrückt: „Wir glauben“. Es ist nämlich die Kirche,
die glaubt: Sie geht so durch die Gnade des Heiligen Geistes dem Glauben des
einzelnen Christen voraus, zeugt und nährt ihn. Darum ist die Kirche Mutter
und Lehrmeisterin.
„Niemand kann Gott zum Vater haben,
der die Kirche nicht zur Mutter hat“ (hl. Cyprian).
31. Warum sind die Glaubensformeln wichtig?
170-171
Die Glaubensformeln sind wichtig, weil sie durch die Verwendung einer
gemeinsamen Sprache möglich machen, die Wahrheiten des Glaubens zusammen mit
anderen auszudrücken, sich anzueignen, zu feiern und zu teilen.
32. Inwiefern gibt es nur einen Glauben der Kirche?
172-175
Obwohl die Kirche aus Menschen besteht, die sich in Sprache, Kultur und
Riten voneinander unterscheiden, bekennt sie mit einmütiger Stimme den
einzigen Glauben, den sie vom einen Herrn empfangen hat und der durch die eine
apostolische Überlieferung weitergegeben wird. Sie bekennt einen einzigen Gott
– den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist – und verweist auf einen einzigen
Weg zum Heil. Darum glauben wir mit einem Herzen und einer Seele, was im
überlieferten oder geschriebenen Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche
als von Gott geoffenbart vorgelegt wird.
ZWEITER ABSCHNITT
DAS CHRISTLICHE
GLAUBENSBEKENNTNIS
DAS CREDO
Apostolisches Glaubensbekenntnis Ich glaube an
Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
|
Symbolum Apostolicum Credo in Deum
Patrem omnipotentem,
Creatorem cæli et terræ,
et in Iesum Christum,
Filium Eius unicum,
Dominum nostrum,
qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria Virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus, et sepultus,
descendit ad inferos,
tertia die resurrexit a mortuis,
ascendit ad cælos,
sedet ad dexteram Dei Patris omnipotentis,
inde venturus est
iudicare vivos et mortuos.
Et in Spiritum Sanctum,
sanctam Ecclesiam catholicam,
sanctorum communionem,
remissionem peccatorum,
carnis resurrectionem,
vitam æternam.
Amen.
|
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel Ich
glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel herabgekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Ich erwarte die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
|
Symbolum Nicaenum-Constantinopolitanum
Credo in unum Deum,
Patrem omnipotentem,
Factorem cæli et terræ,
visibilium omnium et invisibilium.
Et in unum Dominum Iesum Christum,
Filium Dei unigenitum
et ex Patre natum ante omnia sæcula:
Deum de Deo, Lumen de Lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum, non factum, consubstantialem Patri;
per quem omnia facta sunt;
qui propter nos homines et propter nostram salutem,
descendit de cælis,
et incarnatus est de Spiritu Sancto
ex Maria Virgine
et homo factus est,
crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato,
passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die secundum Scripturas,
et ascendit in cælum,
sedet ad dexteram Patris,
et iterum venturus est cum gloria,
iudicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.
Credo in Spiritum Sanctum,
Dominum et vivificantem,
qui ex Patre Filioque procedit,
qui cum Patre et Filio
simul adoratur et conglorificatur,
qui locutus est per Prophetas.
Et unam sanctam catholicam
et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum Baptisma in remissionem peccatorum.
Et exspecto resurrectionem mortuorum,
et vitam venturi sæculi.
Amen.
|
ERSTES KAPITEL
Ich glaube an Gott, den Vater
Die Glaubensbekenntnisse
33. Was sind Glaubensbekenntnisse?
185-188
192, 197
Es sind gegliederte Formeln, die auch „Glaubenssymbola“ oder „Credo“
genannt werden. Mit diesen Formeln hat die Kirche ihren Glauben von Anfang an
in einer verbindlichen, allen Gläubigen gemeinsamen Sprache zusammenfassend
ausgedrückt und weitergegeben.
34. Welche Glaubensbekenntnisse sind am ältesten?
189-191
Am ältesten sind die Taufbekenntnisse. Weil die Taufe im „Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19) gespendet
wird, sind die Glaubenswahrheiten, zu denen sich die Täuflinge bekennen, nach
ihrem Bezug auf die drei Personen der heiligsten Dreifaltigkeit gegliedert.
35. Welche Glaubensbekenntnisse sind am wichtigsten?
193-196
Am wichtigsten sind das Apostolische Glaubensbekenntnis, das alte
Taufbekenntnis der Kirche von Rom, und das Nizäno-konstantinopolitanische
Glaubensbekenntnis, das aus den beiden ersten Ökumenischen Konzilien von
Nizäa (325) und Konstantinopel (381) hervorging und noch heute allen großen
Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist.
„Ich glaube an Gott, den Vater, den
Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde“
36. Warum beginnt das Glaubensbekenntnis mit „Ich glaube an Gott“?
198-199
Weil die Aussage „Ich glaube an Gott“ die grundlegendste ist, die Quelle
aller anderen Wahrheiten über den Menschen und über die Welt, die Quelle des
ganzen Lebens eines jeden, der an ihn glaubt.
37. Warum bekennen wir den einen Gott?
200-202
228
Weil er sich dem Volk Israel als der Eine geoffenbart hat, als es sagte:
„Höre, Israel! Der Herr ist einzig“ (Dtn 6, 4); „ich bin Gott, und
sonst niemand“ (Jes 45, 22). Jesus selbst hat dies bekräftigt: Gott ist
„der einzige Herr“ (Mk 12, 29). Das Bekenntnis, dass Jesus und der
Heilige Geist ebenfalls Gott und Herr sind, bringt in den einzigen Gott keine
Spaltung.
38. Mit welchem Namen offenbart sich Gott?
203-205
Gott offenbart sich Mose als der lebendige Gott, „der Gott Abrahams, der
Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (Ex 3, 6). Gott offenbart Mose auch
seinen geheimnisvollen Namen: „Ich bin der Ich-bin (JHWH)“. Der
unaussprechliche Name Gottes wurde bereits zur Zeit des Alten Testaments durch
das Wort Herr ersetzt. So erscheint Jesus im Neuen Testament, wenn er
Herr genannt wird, als wahrer Gott.
39. „Ist“ nur Gott?
212-213
Während die Geschöpfe alles, was sie sind und haben, von Gott empfangen
haben, ist Gott allein in sich selbst die Fülle des Seins und jeglicher
Vollkommenheit. Er ist der „Er-ist“, ohne Ursprung und ohne Ende. Jesus
offenbart, dass auch er den göttlichen Namen trägt: „Ich bin“ (Joh 8,
28).
40. Warum ist die Offenbarung des Namens Gottes wichtig?
206-213
Indem Gott seinen Namen offenbart, macht er die Reichtümer bekannt, die in
seinem unaussprechlichen Geheimnis enthalten sind: Er allein ist von jeher und
für immer derjenige, der über Welt und Geschichte erhaben ist. Er hat Himmel
und Erde geschaffen. Er ist der treue Gott, der seinem Volk immer nahe ist, um
es zu retten. Er ist der Heilige schlechthin, „voll Erbarmen“ (Eph 2,
4) und stets bereit, zu verzeihen. Er ist das geistige, erhabene, allmächtige,
ewige, personale, vollkommene Wesen. Er ist Wahrheit und Liebe.
„Gott ist das unendlich vollkommene Wesen, die heiligste Dreifaltigkeit“
(hl. Turibius von Mogrovejo).
41. In welchem Sinn ist Gott die Wahrheit?
214-217
Gott ist die Wahrheit selbst, und als solcher täuscht er sich nicht und
kann andere nicht täuschen. Er „ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm“ (1
Joh 1, 5). Der ewige Sohn Gottes, die Mensch gewordene Weisheit, wurde in
die Welt gesandt, damit er „für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,
37).
42. Wie offenbart Gott, dass er Liebe ist?
218-221
Gott offenbart sich Israel als derjenige, dessen Liebe größer ist als die
eines Vaters oder die einer Mutter zu ihren Kindern oder die eines Bräutigams
zu seiner Braut. Er ist in sich selbst „die Liebe“ (1 Joh 4, 8.16), die
sich vollkommen und ungeschuldet verschenkt. Er „hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Joh
3, 16–17). Durch die Sendung seines Sohnes und des Heiligen Geistes offenbart
Gott, dass er selbst ewiger Liebesaustausch ist.
43. Was verlangt der Glaube an den einen Gott?
222-227
Der Glaube an Gott, den Einzigen, verlangt: um seine Größe und Majestät
wissen; in Danksagung leben; immer auf ihn vertrauen, selbst in
Widerwärtigkeiten; die Einheit und die wahre Würde aller Menschen erkennen,
die nach seinem Bilde erschaffen sind; die von ihm geschaffenen Dinge in
rechter Weise gebrauchen.
44. Welches ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und
Lebens?
232-236
Das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens ist das
Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit. Die Christen werden im Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.
45. Kann das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit mit der
menschlichen Vernunft allein erkannt werden?
237
Gott hat in der Schöpfung und im Alten Testament Spuren seines dreifaltigen
Wesens hinterlassen, aber sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit
stellt ein Geheimnis dar, das der menschlichen Vernunft allein nicht
zugänglich ist und vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des
Heiligen Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war. Dieses Mysterium
wurde von Jesus Christus geoffenbart und ist der Urquell aller anderen
Mysterien.
46. Was offenbart uns Jesus Christus vom Mysterium des Vaters?
238-242
Jesus Christus offenbart uns, dass Gott „Vater“ ist: nicht nur als Schöpfer
der Welt und des Menschen, sondern vor allem, weil er von Ewigkeit her in
seinem Innern den Sohn zeugt, der sein Wort ist, „der Abglanz seiner
Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“ (Hebr 1, 3).
47. Wer ist der Heilige Geist, der uns von Jesus Christus geoffenbart
worden ist?
243-248
Er ist die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Er ist ein und
derselbe Gott mit dem Vater und dem Sohn. Er „geht vom Vater aus“ (Joh
15, 26), der als Anfang ohne Anfang der Ursprung des gesamten Lebens der
Dreifaltigkeit ist. Er geht auch aus dem Sohn hervor (Filioque), weil
der Vater ihn dem Sohn als ewiges Geschenk mitteilt. Vom Vater und vom Mensch
gewordenen Sohn gesandt, führt der Heilige Geist die Kirche „in die ganze
Wahrheit“ (Joh 16, 13).
48. Wie drückt die Kirche ihren Glauben an die Dreifaltigkeit aus?
249-256
Die Kirche drückt ihren Glauben an die Dreifaltigkeit aus, indem sie einen
einzigen Gott in drei Personen bekennt: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die
drei göttlichen Personen sind ein einziger Gott, denn jede von ihnen ist mit
der Fülle der einzigen und unteilbaren göttlichen Natur identisch. Sie sind
real voneinander verschieden durch die gegenseitigen Beziehungen: Der Vater
zeugt den Sohn, der Sohn wird vom Vater gezeugt, der Heilige Geist geht aus
dem Vater und dem Sohn hervor.
49. Wie wirken die drei göttlichen Personen?
257-260
Unzertrennlich in ihrem einen Wesen, sind die göttlichen Personen auch
unzertrennlich in ihrem Tun: Die Dreifaltigkeit hat nur ein und dasselbe
Wirken. Doch in dem einen göttlichen Tun wirkt jede Person so, wie es ihrer
Eigenart in der Dreifaltigkeit entspricht.
„O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete ... Stille meine Seele, bilde
deinen Himmel aus ihr, deine geliebte Bleibe und den Ort deiner Ruhe. Nie will
ich dort dich allein lassen, sondern als Ganze anwesend sein, ganz wach im
Glauben, ganz Anbetung, ganz Hingabe an dein erschaffendes Wirken“ (sel.
Elisabeth von der Dreifaltigkeit).
50. Was bedeutet es, dass Gott allmächtig ist?
268-278
Gott hat sich als „stark und gewaltig“ (Ps 24, 8) geoffenbart, als
derjenige, für den „nichts unmöglich“ ist (Lk 1, 37). Seine Allmacht
erstreckt sich auf alles und ist geheimnisvoll. Sie zeigt sich in der
Erschaffung der Welt aus dem Nichts und in der Erschaffung des Menschen aus
Liebe, vor allem aber in der Menschwerdung und in der Auferstehung seines
Sohnes, im Geschenk unserer Annahme an Kindes Statt und in der Vergebung der
Sünden. Deshalb richtet die Kirche ihr Gebet an den „allmächtigen, ewigen
Gott“ („Omnipotens sempiterne Deus ...“).
51. Warum ist es wichtig zu bekräftigen: „Im Anfang schuf Gott Himmel
und Erde“ (Gen 1, 1)?
279-289
Weil die Schöpfung die Grundlage aller göttlichen Heilspläne ist. Sie zeigt
die allmächtige und weise Liebe Gottes. Sie ist der erste Schritt zum Bund des
einen Gottes mit seinem Volk. Sie ist der Anfang der Heilsgeschichte, die in
Christus gipfelt. Sie ist eine erste Antwort auf die Grundfragen des Menschen
nach seinem Ursprung und seinem Ziel.
52. Wer hat die Welt erschaffen?
290-292
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind der einzige und
unzertrennliche Ursprung der Welt, auch wenn das Werk der Erschaffung der Welt
insbesondere Gott Vater zugeschrieben wird.
53. Wozu ist die Welt erschaffen worden?
293-294
Die Welt wurde zur Ehre Gottes erschaffen, der seine Güte, Wahrheit und
Schönheit zeigen und mitteilen wollte. Das letzte Ziel der Schöpfung ist es,
dass Gott in Christus „alles in allem“ (1 Kor 15, 28) sein wird, zu
seiner Ehre und zu unserer Seligkeit.
„Gottes Ruhm ist der lebendige
Mensch; das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes“ (hl.
Irenäus).
54. Wie hat Gott die Welt erschaffen?
295-301
317-318
Gott hat die Welt mit Weisheit und Liebe aus freiem Willen erschaffen. Die
Welt ist nicht das Ergebnis einer Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder
des Zufalls. Gott hat „aus dem Nichts“ („ex nihilo“) (2 Makk 7, 28)
eine geordnete und gute Welt erschaffen, über die er unendlich erhaben ist.
Durch seinen Sohn und den Heiligen Geist erhält er seine Schöpfung im Sein und
trägt sie, gibt ihr die Möglichkeit zu wirken und führt sie zur Vollendung.
55. Worin besteht die göttliche Vorsehung?
302-306
Sie besteht in den Fügungen, durch die Gott seine Geschöpfe zu der letzten
Vollkommenheit führt, zu der er sie berufen hat. Gott ist der souveräne
Urheber seines Ratschlusses. Um diesen Plan auszuführen, bedient er sich aber
auch der Mitwirkung seiner Geschöpfe. Zugleich gibt er den Geschöpfen die
Würde, selbst zu handeln und Ursache voneinander zu sein.
56. Wie wirkt der Mensch mit der göttlichen Vorsehung zusammen?
307-308
Gott gewährt dem Menschen und verlangt von ihm, in Freiheit durch seine
Taten, seine Gebete, aber auch durch sein Leiden mit ihm zusammen zu wirken.
Er ist es, der in ihm „das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem
Wohlgefallen“ (Phil 2, 13).
57. Wenn Gott allmächtig ist und für alles sorgt, warum gibt es dann das
Böse?
309-310
Auf diese schmerzliche und auch geheimnisvolle Frage kann nur der
christliche Glaube als Ganzer eine Antwort geben. Gott ist auf keine
Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels. Er
erhellt das Mysterium des Bösen durch seinen Sohn Jesus Christus, der
gestorben und auferstanden ist, um das große moralische Übel zu besiegen, das
die Sünde der Menschen ist und das die Wurzel der anderen Übel darstellt.
58. Warum lässt Gott das Böse zu?
311-314
Der Glaube gibt uns die Gewissheit, dass Gott das Böse nicht zuließe, wenn
er nicht sogar aus dem Bösen etwas Gutes hervorgehen ließe. Auf wunderbare
Weise hat Gott dies bereits im Tod und in der Auferstehung Christi
verwirklicht: Aus dem schlimmsten moralischen Übel, der Ermordung seines
Sohnes, hat er das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und
unsere Erlösung.
Himmel und Erde
59. Was hat Gott erschaffen?
325-327
Die Heilige Schrift sagt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen
1, 1). Die Kirche verkündet in ihrem Glaubensbekenntnis, dass Gott der
Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt ist: aller geistigen und
körperlichen Wesen, das heißt der Engel und der sichtbaren Welt und
insbesondere des Menschen.
60. Wer sind die Engel?
328-333
Die Engel sind rein geistige, körperlose, unsichtbare und unsterbliche
Geschöpfe, sie sind mit Verstand und Willen begabte personale Wesen. Sie
schauen Gott unablässig von Angesicht zu Angesicht, verherrlichen ihn, dienen
ihm und sind seine Boten bei der Erfüllung der Heilssendung für alle Menschen.
61. Wie sind die Engel im Leben der Kirche gegenwärtig?
334-336
Die Kirche vereint sich mit den Engeln, um Gott anzubeten, sie bittet um
ihren Beistand und feiert liturgisch das Gedächtnis einiger Engel.
„Jedem Gläubigen steht ein Engel
als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (hl.
Basilius der Große).
62. Was lehrt die Heilige Schrift in Bezug auf die Erschaffung der
sichtbaren Welt?
337-341
Durch die Erzählung der „sechs Tage“ der Schöpfung lässt uns die Heilige
Schrift den Wert des Geschaffenen und seine Hinordnung auf das Lob Gottes und
den Dienst am Menschen erkennen. Alle Dinge verdanken ihr Dasein Gott, von dem
sie ihre eigene Güte und Vollkommenheit, ihre eigenen Gesetze und ihren Platz
in der Welt empfangen.
63. Welche Stellung hat der Mensch in der Schöpfung?
343-344
Der Mensch ist der Gipfel der sichtbaren Schöpfung, da er nach Gottes Bild
und Ähnlichkeit erschaffen wurde.
64. Welche Art von Beziehung besteht unter den Geschöpfen?
342, 354
Unter den Geschöpfen gibt es eine gottgewollte gegenseitige Abhängigkeit
und Rangordnung. Zugleich besteht zwischen den Geschöpfen eine Einheit und
Solidarität. Denn sie alle haben den gleichen Schöpfer, werden von ihm geliebt
und sind auf seine Herrlichkeit hingeordnet. Die in die Schöpfung
eingeschriebenen Gesetze und die Beziehungen zu achten, die sich aus der Natur
der Dinge ergeben, ist folglich ein Grundsatz der Weisheit und eine Grundlage
der Sittlichkeit.
65. Welches Verhältnis besteht zwischen dem Schöpfungs- und dem
Erlösungswerk?
345-349
Das Werk der Schöpfung gipfelt im noch größeren Werk der Erlösung. Mit dem
Erlösungswerk beginnt nämlich die Neuschöpfung, in der alles seinen letzten
Sinn und seine Vollendung finden wird.
Der Mensch
66. In welchem Sinn ist der Mensch „nach dem Bilde Gottes“ geschaffen?
355-357
Der Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen, insofern er fähig ist,
seinen Schöpfer in Freiheit zu erkennen und zu lieben. Er ist auf Erden das
einzige Geschöpf, das Gott um seiner selbst willen gewollt und das er berufen
hat, in Erkenntnis und Liebe an seinem göttlichen Leben teilzuhaben. Weil der
Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat er die Würde einer Person: Er
ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, sich
in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit Gott und anderen Personen zu
treten.
67. Wozu hat Gott den Menschen erschaffen?
358-359
Gott hat alles für den Menschen erschaffen. Aber der Mensch selbst ist
erschaffen, um Gott zu erkennen, ihm zu dienen und ihn zu lieben, um ihm in
dieser Welt in Danksagung die ganze Schöpfung darzubringen und zum Leben mit
Gott im Himmel erhoben zu werden. Nur im Geheimnis des Fleisch gewordenen
Wortes klärt sich das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf. Dieser ist
vorherbestimmt, das Bild des Mensch gewordenen Gottessohnes treu
wiederzugeben, der das vollkommene „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol
1, 15) ist.
68. Warum bilden die Menschen eine Einheit?
360-361
Alle Menschen bilden die Einheit des Menschengeschlechts, weil sie ihren
gemeinsamen Ursprung aus Gott haben. Gott hat außerdem „aus einem einzigen
Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen“ (Apg 17, 26). Alle
haben schließlich einen einzigen Retter und sind berufen, an der ewigen
Seligkeit Gottes teilzuhaben.
69. Wie bilden im Menschen Seele und Leib eine Einheit?
362-365
Die menschliche Person ist ein körperliches und zugleich geistiges Wesen.
Im Menschen bilden Geist und Materie eine einzige Natur. Diese Einheit ist so
tief, dass der aus Materie gebildete Leib aufgrund des geistigen Prinzips, der
Seele, ein lebendiger menschlicher Leib wird und an der Würde des Seins „nach
dem Bilde Gottes“ teilhat.
70. Wer gibt dem Menschen die Seele?
366-368
Die Geistseele kommt nicht von den Eltern, sondern ist unmittelbar von Gott
geschaffen; sie ist unsterblich. Sie geht nicht zugrunde, wenn sie sich im Tod
vom Leibe trennt, und sie wird sich bei der Auferstehung von neuem mit dem
Leib vereinen.
71. Welche Beziehung hat Gott zwischen Mann und Frau festgesetzt?
369-373
Von Gott erschaffen, haben Mann und Frau die gleiche Würde als menschliche
Personen, zugleich ergänzen sie einander in ihrem Mannsein und Frausein. Gott
hat sie füreinander gewollt, als eine Gemeinschaft von Personen.
Zusammen sind sie auch berufen, das menschliche Leben weiterzugeben, indem sie
in der Ehe „ein Fleisch“ (Gen 2, 24) werden. Als „Verwalter“ Gottes
sollen sie sich die Erde unterwerfen.
72. Welches war nach Gottes Plan die ursprüngliche Lage des
Menschen?
374-379
Gott hatte dem Mann und der Frau bei ihrer Erschaffung eine besondere
Teilhabe an seinem göttlichen Leben in Heiligkeit und Gerechtigkeit gewährt.
Nach dem Plan Gottes hätte der Mensch weder leiden noch sterben müssen.
Außerdem herrschte eine vollkommene Harmonie im Menschen selbst, zwischen
Geschöpf und Schöpfer, zwischen Mann und Frau sowie zwischen dem ersten
Menschenpaar und der ganzen Schöpfung.
Der Sündenfall
73. Wie ist die Wirklichkeit der Sünde zu verstehen?
385-390
In der Geschichte des Menschen ist die Sünde gegenwärtig. Voll zeigt sich
diese Wirklichkeit erst im Licht der göttlichen Offenbarung, und vor allem im
Licht Christi, des Retters aller Menschen. Er hat dort, wo die Sünde mächtig
wurde, die Gnade übergroß werden lassen.
74. Was ist der Fall der Engel?
391-395
Mit dieser Bezeichnung wird ausgedrückt, dass Satan und die anderen
Dämonen, von denen die Heilige Schrift und die Überlieferung der Kirche
sprechen, von Gott erschaffene gute Engel waren, die aber böse wurden, weil
sie in freier und unwiderruflicher Wahl Gott und sein Reich zurückgewiesen und
damit die Hölle verursacht haben. Sie suchen den Menschen in ihren Aufstand
gegen Gott hineinzuziehen. Aber in Christus bestätigt Gott seinen sicheren
Sieg über den Bösen.
75. Worin besteht die erste Sünde des Menschen?
396-403
Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu
seinem Schöpfer sterben. Im Ungehorsam gegen ihn wollte er „wie Gott“ sein (Gen
3, 5), aber ohne Gott und nicht Gott gemäß. Damit verloren Adam und Eva
sogleich für sich und für alle ihre Nachkommen die ursprüngliche Gnade der
Heiligkeit und Gerechtigkeit.
76. Was ist die Erbsünde?
404, 419
Die Erbsünde, in der alle Menschen geboren werden, ist der Zustand des
Mangels an der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sie ist eine
Sünde, die wir „miterhalten“, nicht aber „begangen“ haben. Sie ist ein Zustand
von Geburt an, nicht eine persönliche Tat. Wegen der Einheit des Ursprungs
aller Menschen überträgt sie sich auf die Nachkommen Adams mit der
menschlichen Natur, „nicht durch Nachahmung, sondern durch Fortpflanzung“.
Diese Weitergabe ist ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können.
77. Welche weiteren Folgen verursacht die Erbsünde?
405-409
Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur zwar nicht durch und durch
verdorben, aber in ihren natürlichen Kräften verletzt, der Unwissenheit, dem
Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese
Neigung heißt Konkupiszenz.
78. Was hat Gott nach der ersten Sünde getan?
410-412
Nach der ersten Sünde wurde die Welt von Sünden überflutet. Doch Gott hat
den Menschen nicht der Macht des Todes überlassen. Im Gegenteil: Er hat ihm
auf geheimnisvolle Weise – im „Protoevangelium“ (Gen 3, 15) – den Sieg
über das Böse und die Erhebung aus seinem Fall vorausgesagt. Dies ist die
erste Ankündigung des erlösenden Messias. Darum wird die erste Sünde sogar „glückliche
Schuld“ genannt, weil sie „einen solchen großen Erlöser zu haben verdient
hat“ (Liturgie der Osternacht).
ZWEITES KAPITEL
Ich glaube an Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn
79. Welches ist die frohe Botschaft für den Menschen?
422-424
Die frohe Botschaft ist die Verkündigung von Jesus Christus, dem „Sohn des
lebendigen Gottes“ (Mt 16, 16), der gestorben und auferstanden ist. Zur
Zeit des Königs Herodes und des Kaisers Augustus erfüllte Gott die
Verheißungen, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hatte, und sandte
„seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die
freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“
(Gal 4, 4–5).
80. Wie wird diese frohe Botschaft verbreitet?
425-429
Von Anfang an hatten die ersten Jünger das brennende Verlangen, Jesus
Christus zu verkünden, um alle zum Glauben an ihn zu führen. Auch heute weckt
die liebende Erkenntnis Christi das Verlangen, zu evangelisieren und Katechese
zu geben, das heißt in seiner Person den ganzen Plan Gottes zu enthüllen und
die Menschen zur Gemeinschaft mit ihm zu führen.
„Und an Jesus Christus, seinen
eingeborenen Sohn, unseren Herrn“
81. Was bedeutet der Name „Jesus“?
430-435
Der Name, der Jesus bei der Verkündigung vom Engel gegeben wurde, bedeutet
„Gott rettet“. Dieser Name besagt, wer Jesus ist und wozu er gesandt ist,
„denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1, 21). Petrus
erklärt: „Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben,
durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4, 12).
82. Warum wird Jesus „Christus“ genannt?
436-440
„Christus“ im Griechischen und „Messias“ im Hebräischen bedeuten
„Gesalbter“. Jesus ist der Christus, weil er von Gott geweiht und für seine
Sendung als Erlöser mit dem Heiligen Geist gesalbt worden ist. Er ist der von
Israel erwartete Messias, der vom Vater in die Welt gesandt wurde. Jesus hat
den Titel Messias gelten lassen, aber seinen Sinn genauer geklärt: „Vom Himmel
herabgestiegen“ (Joh 3, 13), gekreuzigt und dann auferstanden, ist er
der leidende Gottesknecht, der sein Leben hingibt „als Lösegeld für viele“ (Mt
20, 28). Vom Namen Christus haben wir unseren Namen Christen.
83. In welchem Sinn ist Jesus „Gottes eingeborener Sohn“?
441-445
Er ist es in einem einzigartigen und vollkommenen Sinn. Bei der Taufe und
bei der Verklärung bezeichnet die Stimme des Vaters Jesus als seinen
„geliebten Sohn“. Jesus bezeichnet sich als der Sohn, der „den Vater kennt“ (Mt
11, 27), und bekräftigt damit seine einzigartige und ewige Beziehung zu Gott,
seinem Vater. Er ist der eingeborene Sohn Gottes (1 Joh 4,9), die
zweite Person der Dreifaltigkeit. Er ist das Zentrum der apostolischen
Verkündigung: Die Apostel haben „seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit
des einzigen Sohnes vom Vater“ (Joh 1, 14).
84. Was bedeutet der Titel „Herr“?
446-451
In der Bibel bezeichnet dieser Titel gewöhnlich Gott, den Herrscher. Jesus
nimmt ihn für sich in Anspruch und offenbart seine göttliche Herrschergewalt
durch seine Macht über die Natur, die Dämonen, die Sünde und den Tod und vor
allem durch seine Auferstehung. Die ersten christlichen Bekenntnisse erklären,
dass die Macht, die Ehre und die Herrlichkeit, die Gott Vater gebühren, auch
Jesus zukommen: Gott hat „ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle
Namen“ (Phil 2, 9). Er ist der Herr der Welt und der Geschichte, der
Einzige, dem der Mensch seine personale Freiheit ganz unterwerfen darf.
„Jesus Christus ... empfangen durch
den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria“
85. Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden?
456-460
Für uns Menschen und zu unserem Heil hat der Sohn Gottes durch das Wirken
des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch angenommen. Er wollte
uns Sünder mit Gott versöhnen, uns seine unendliche Liebe kundtun, für uns
Vorbild der Heiligkeit sein und uns „an der göttlichen Natur Anteil“ (2
Petr 1, 4) geben.
86. Was bedeutet das Wort „Inkarnation“?
461-463
„Inkarnation“ nennt die Kirche das Mysterium der wunderbaren Vereinigung
der göttlichen und der menschlichen Natur in der einen göttlichen Person des
Wortes. Um unser Heil zu wirken, hat der Sohn Gottes „Fleisch“ angenommen (Joh
1, 14) und ist wahrhaft Mensch geworden. Der Glaube an die Inkarnation ist ein
Unterscheidungsmerkmal des christlichen Glaubens.
87. In welcher Weise ist Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch?
464-466
Jesus ist untrennbar wahrer Gott und wahrer Mensch in der Einheit seiner
göttlichen Person. Er, der Sohn Gottes, „gezeugt, nicht geschaffen, eines
Wesens mit dem Vater“, ist ein wahrer Mensch geworden, unser Bruder, ohne
damit aufzuhören, Gott, unser Herr, zu sein.
88. Was lehrt in diesem Zusammenhang das Konzil von Chalkedon (451)?
467
Das Konzil von Chalkedon lehrt, „unseren Herrn Jesus Christus als ein und
denselben Sohn zu bekennen; derselbe ist vollkommen in der Gottheit, und
derselbe ist vollkommen in der Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und
wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit
nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, ‚in
allem uns gleich außer der Sünde’ (Hebr 4, 15). Derselbe wurde
einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten aus dem Vater gezeugt,
andererseits der Menschheit nach in den letzten Tagen unsertwegen und um
unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau und Gottesgebärerin, geboren.“
89. Wie drückt die Kirche das Mysterium der Inkarnation aus?
464-469
Sie drückt es aus, indem sie bekräftigt, dass Jesus Christus wahrer Gott
und wahrer Mensch ist. Er hat zwei Naturen, die göttliche und die menschliche,
die nicht miteinander vermischt, sondern in der Person des Wortes vereint
sind. Alles an der Menschennatur Jesu – Wunder, Leiden und Tod – ist deshalb
seiner göttlichen Person zuzuschreiben, die durch die angenommene menschliche
Natur handelt.
„O eingeborener Sohn und Wort Gottes, obwohl
unsterblich, hast du dich um unseres Heiles willen gewürdigt, Fleisch
anzunehmen von der heiligen Gottesmutter und allzeit jungfräulichen Maria
...; du bist Einer der heiligen Dreifaltigkeit, mit dem Vater und dem
Heiligen Geist verherrlicht; rette uns!“ (Byzantinische Liturgie des hl.
Johannes Chrysostomus).
90. Hatte der Mensch gewordene Sohn Gottes eine Seele mit einer
menschlichen Erkenntnis?
470-474
Der Sohn Gottes hat einen von einer vernunftbegabten menschlichen Seele
belebten Leib angenommen. Mit seinem menschlichen Verstand hat Jesus vieles
durch Erfahrung gelernt. Doch auch als Mensch hatte der Sohn Gottes eine
innige und unmittelbare Kenntnis Gottes, seines Vaters. Er durchschaute auch
die geheimen Gedanken der Menschen und wusste voll und ganz um die ewigen
Ratschlüsse, die zu enthüllen er gekommen war.
91. Wie stimmen der göttliche und der menschliche Wille des Fleisch
gewordenen Wortes überein?
475, 482
Jesus hat einen göttlichen Willen und einen menschlichen Willen. Während
seines Erdenlebens wollte der Sohn Gottes als Mensch das, was er als Gott
zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist zu unserem Heil beschlossen
hatte. Der menschliche Wille Christi folgt seinem göttlichen Willen, ohne zu
widersprechen und sich zu widersetzen, oder besser, er ordnet sich diesem
unter.
92. Hatte Christus einen wahren menschlichen Leib?
476-477
Christus hat einen wahren menschlichen Leib angenommen, durch den der
unsichtbare Gott sichtbar wurde. Aus diesem Grund kann Christus auf heiligen
Bildern dargestellt und verehrt werden.
93. Was bedeutet das Herz Jesu?
478
Jesus hat uns mit einem menschlichen Herzen gekannt und geliebt. Sein Herz,
das um unseres Heiles willen durchbohrt wurde, ist das Symbol jener
unendlichen Liebe, mit der er den Vater und jeden Menschen liebt.
94. „Empfangen durch den Heiligen Geist“: Was bedeutet dieser Ausdruck?
484-486
Er bedeutet, dass die Jungfrau Maria den ewigen Sohn durch das Wirken des
Heiligen Geistes und ohne Zutun eines Mannes in ihrem Schoß empfangen hat:
„Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1, 35), sagte ihr der
Engel bei der Verkündigung.
95. „Geboren von der Jungfrau Maria“: Warum ist Maria wirklich die
Mutter Gottes?
495, 509
Maria ist wirklich die Mutter Gottes, denn sie ist die Mutter Jesu (Joh
2, 1; 19, 25). Der nämlich, den sie durch den Heiligen Geist empfangen hat und
der wirklich ihr Sohn wurde, ist der ewige Sohn Gottes, des Vaters. Er selbst
ist Gott.
96. Was bedeutet „unbefleckte Empfängnis“?
487-492
Gott hat Maria aus Gnade von aller Ewigkeit her auserwählt, die Mutter
seines Sohnes zu werden. Um diese Sendung zu erfüllen, wurde sie unbefleckt
empfangen. Das bedeutet, dass Maria durch die Gnade Gottes und im Hinblick
auf die Verdienste Jesu Christi von ihrer Empfängnis an vor der Erbsünde
bewahrt worden ist.
97. Wie wirkt Maria am göttlichen Heilsplan mit?
493-494
Durch die Gnade Gottes ist Maria während ihres ganzen Lebens frei von jeder
persönlichen Sünde geblieben. Sie ist die „voll der Gnade“ (Lk 1, 28),
die „Ganzheilige“. Als der Engel ihr verkündet, dass sie den „Sohn des
Höchsten“ gebären werde (Lk 1, 32), gibt sie im „Gehorsam des Glaubens“
(Röm 1, 5) frei ihre Zustimmung. Sie schenkt sich ganz der Person und
dem Werk ihres Sohnes Jesus hin und macht sich aus ganzem Herzen den
göttlichen Heilswillen zu eigen.
98. Was bedeutet die jungfräuliche Empfängnis Jesu?
496-498
Es bedeutet, dass Jesus einzig durch die Kraft des Heiligen Geistes, ohne
Zutun eines Mannes im Schoß der Jungfrau empfangen wurde. Er ist Sohn des
himmlischen Vaters der göttlichen Natur nach und Sohn Marias der menschlichen
Natur nach, eigentlich jedoch Sohn Gottes in beiden Naturen, da er nur eine
einzige Person ist, nämlich die göttliche.
99. In welchem Sinn ist Maria „allzeit Jungfrau“?
499-507
In dem Sinn, dass sie „Jungfrau geblieben ist, als sie ihren Sohn empfing,
Jungfrau, als sie ihn gebar, Jungfrau, als sie ihn trug, Jungfrau, als sie ihn
an ihrer Brust nährte, allzeit Jungfrau“ (hl. Augustinus). Wenn in den
Evangelien von „Brüdern und Schwestern Jesu“ die Rede ist, handelt es sich
deshalb gemäß einer in der Heiligen Schrift gebräuchlichen Ausdrucksweise um
nahe Verwandte Jesu.
100. In welcher Weise ist die geistliche Mutterschaft Marias universal?
501-507
Maria hat einen einzigen Sohn, Jesus. Aber in ihm erstreckt sich ihre
geistliche Mutterschaft auf alle Menschen, die zu retten er gekommen ist.
Gehorsam an der Seite des neuen Adam, Jesus Christus, ist die Jungfrau die
neue Eva, die wahre Mutter der Lebenden, bei deren Geburt und Erziehung in
der Ordnung der Gnade sie mit mütterlicher Liebe mitwirkt. Als Jungfrau und
Mutter ist sie das Inbild der Kirche, ist sie Kirche im Vollsinn.
101. In welchem Sinn ist das ganze Leben Christi Mysterium?
512-521
Das ganze Leben Christi ist Offenbarungsgeschehen. Was im irdischen Leben
Jesu sichtbar ist, verweist auf sein unsichtbares Mysterium, vor allem
auf das Mysterium seiner Gottessohnschaft: „Wer mich gesehen hat, hat
den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). Überdies ist das ganze Leben Christi
Heilsmysterium, auch wenn das Heil in seiner Fülle vom Kreuz und von der
Auferstehung kommt. Alles, was Jesus getan, gesagt und gelitten hat, war
nämlich dazu bestimmt, den gefallenen Menschen zu retten und wieder in seine
Berufung als Kind Gottes zu versetzen.
102. Wie wurden die Mysterien Jesu vorbereitet?
522-524
Zunächst gibt es eine lange, viele Jahrhunderte dauernde Hoffnung, die wir
während der liturgischen Feier des Advent wieder aufleben lassen. Über die
dunkle Ahnung hinaus, die Gott in das Herz der Heiden legte, hat er das Kommen
seines Sohnes vorbereitet durch den Alten Bund bis zu Johannes dem Täufer,
dem letzten und größten der Propheten.
103. Was lehrt das Evangelium über die Mysterien der Geburt und
der Kindheit Jesu?
525-530
An Weihnachten offenbart sich die Herrlichkeit des Himmels in der
Schwäche eines Kindes. Die Beschneidung Jesu ist Zeichen seiner
Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und Vorzeichen unserer Taufe. Bei der
Epiphanie wird der König und Messias Israels allen Völkern geoffenbart.
Bei seiner Darstellung im Tempel kommt es in Simeon und Anna zur
Begegnung der ganzen Erwartung Israels mit seinem Erlöser. Die
Flucht nach Ägypten und die Ermordung der unschuldigen Kinder künden an,
dass das ganze Leben Christi unter dem Zeichen der Verfolgung stehen wird.
Seine Rückkehr erinnert an den Auszug aus Ägypten und stellt Jesus als
den neuen Mose dar: Er ist der wahre und endgültige Befreier.
104. Welche Lehre bietet uns das verborgene Leben Jesu in Nazaret?
531-534
Während des verborgenen Lebens in Nazaret verbleibt Jesus im
Schweigen eines gewöhnlichen Daseins. So ermöglicht er uns, in der Heiligkeit
eines alltäglichen Lebens, das aus Gebet, Einfachheit, Arbeit und familiärer
Liebe besteht, in Gemeinschaft mit ihm zu sein. Seine Unterordnung unter Maria
und Josef, seinen Pflegevater, ist ein Bild seines Sohnesgehorsams gegenüber
dem Vater. Maria und Josef nehmen das Mysterium Jesu im Glauben an, auch wenn
sie es nicht immer verstehen.
105. Warum empfängt Jesus von Johannes die „Taufe der Umkehr zur
Vergebung der Sünden“ (Lk 3, 3)?
535-537
Um sein öffentliches Leben zu beginnen und die „Taufe“ seines Todes
vorwegzunehmen: Obschon ohne Sünde, lässt er sich so unter die Sünder rechnen,
er, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1, 29).
Der Vater bezeichnet ihn als seinen „geliebten Sohn“ (Mt 3, 17), und
der Heilige Geist kommt auf ihn herab. Die Taufe Jesu ist das Vorzeichen
unserer Taufe.
106. Was offenbaren die Versuchungen Jesu in der Wüste?
538-540
Die Versuchungen Jesu in der Wüste greifen die Versuchungen Adams im
Paradies und Israels in der Wüste nochmals auf. Satan versucht Jesus in seinem
Gehorsam gegenüber der Sendung, die ihm vom Vater anvertraut worden ist.
Christus, der neue Adam, hält stand, und sein Sieg kündet den Sieg seiner
Passion an, den höchsten Gehorsamserweis seiner Sohnesliebe. Die Kirche
vereint sich mit diesem Mysterium besonders in der liturgischen Fastenzeit.
107. Wer ist eingeladen, am Reich Gottes teilzuhaben, das Jesus
verkündet und verwirklicht hat?
541-546
Jesus lädt alle Menschen zur Teilhabe am Reich Gottes ein. Auch der
schlimmste Sünder ist berufen, umzukehren und die unendliche Barmherzigkeit
des Vaters anzunehmen. Das Reich Gottes gehört schon hier auf Erden
denjenigen, die es mit demütigem Herzen aufnehmen. Ihnen werden seine
Geheimnisse offenbart.
108. Warum offenbart Jesus das Reich Gottes durch Zeichen und Wunder?
547-550
Jesus begleitet sein Wort durch Zeichen und Wunder, um zu
zeigen, dass in ihm, dem Messias, das Reich Gottes gegenwärtig ist. Er heilt
zwar einige Menschen, ist aber nicht gekommen, um alle Übel auf Erden zu
beheben, sondern um uns vor allem aus der Sklaverei der Sünde zu befreien. Die
Austreibung der Dämonen kündigt an, dass sein Kreuz über den „Herrscher dieser
Welt“ (Joh 12, 31) siegen wird.
109. Welche Autorität verleiht Jesus seinen Aposteln im Gottesreich?
551-553
Jesus erwählt die Zwölf, die zukünftigen Zeugen seiner Auferstehung.
Er lässt sie an seiner Sendung und an seiner Autorität teilhaben, damit sie
lehren, Sünden vergeben und die Kirche aufbauen und leiten. In diesem
Kollegium empfängt Petrus „die Schlüssel des Himmelreiches“ (Mt 16, 19)
und steht an erster Stelle. Er hat die Sendung, den Glauben unversehrt zu
bewahren und seine Brüder zu stärken.
110. Welche Bedeutung hat die Verklärung?
554-556
In der Verklärung erscheint die Dreifaltigkeit: „der Vater in der Stimme,
der Sohn als Mensch, der Heilige Geist in der leuchtenden Wolke“ (hl. Thomas
von Aquin). Indem Jesus mit Mose und Elija über sein „Ende“ spricht (Lk
9, 31), zeigt er, dass seine Herrlichkeit den Weg über das Kreuz nimmt. Die
Verklärung gewährt eine Vorahnung der Auferstehung und der Wiederkunft Christi
in Herrlichkeit, „der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt
seines verherrlichten Leibes“ (Phil 3, 21).
„Du wurdest auf dem Berg verklärt, und soweit
sie dazu fähig waren, schauten deine Jünger deine Herrlichkeit, Christus
Gott, damit sie, wenn sie dich gekreuzigt sehen werden, begreifen,
dass dein Leiden freiwillig war, und damit sie der Welt verkünden, dass du
wirklich der Abglanz des Vaters bist“ (Byzantinische Liturgie).
111. Wie zieht Jesus als Messias in Jerusalem ein?
557-560
Zur festgesetzten Zeit entschließt sich Jesus, nach Jerusalem
hinaufzugehen, um seine Passion zu erleiden, zu sterben und aufzuerstehen. Als
Messias-König, der das Kommen des Gottesreiches ankündigt, zieht er, auf einem
Esel reitend, in seine Stadt ein. Er wird empfangen von den Kleinen, deren
Jubelruf in das eucharistische Sanctus aufgenommen ist: „Gesegnet sei
er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna (rette uns)!“ (Mt 21,
9). Die Liturgie der Kirche eröffnet die Karwoche mit der Feier des Einzugs
Jesu in Jerusalem.
„Jesus Christus … gelitten unter
Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben“
112. Welche Bedeutung hat das Pascha-Mysterium Jesu?
571-573
Das Pascha-Mysterium Jesu, das sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung
und seine Verherrlichung umfasst, ist das Herz des christlichen Glaubens. Denn
im Erlösungstod seines Sohnes Jesus Christus ging der Heilsplan Gottes ein für
allemal in Erfüllung.
113. Aufgrund welcher Anklagen wurde Jesus verurteilt?
574-576
Einige Führer Israels beschuldigten Jesus, gegen das Gesetz, gegen den
Tempel von Jerusalem und besonders gegen den Glauben an den einzigen Gott zu
verstoßen, weil er sich als Sohn Gottes bezeichnete. Darum lieferten sie ihn
an Pilatus aus, damit er ihn zum Tode verurteile.
114. Wie hat sich Jesus gegenüber dem Gesetz Israels verhalten?
577-582
Jesus hat das Gesetz, das Gott dem Mose auf dem Sinai gegeben hatte, nicht
abgeschafft. Er hat es vollendet und ihm seine endgültige Auslegung gegeben.
Er ist der göttliche Gesetzgeber, der dieses Gesetz vollkommen erfüllt.
Außerdem bringt er, der treue Gottesknecht, mit seinem Sühnetod das einzige
Opfer dar, das von allen „im ersten Bund begangenen Übertretungen“ (Hebr
9, 15) zu erlösen vermag.
115. Welche Einstellung hatte Jesus gegenüber dem Tempel von Jerusalem?
583-586
Jesus wurde der Feindschaft gegenüber dem Tempel beschuldigt. Doch er hat
ihn als das Haus seines Vaters (Joh 2, 16) verehrt und dort einen
bedeutenden Teil seiner Lehre vorgetragen. Im Zusammenhang mit seinem Tod hat
er freilich auch dessen Zerstörung vorausgesagt, und er hat sich selbst als
die endgültige Wohnung Gottes unter den Menschen bezeichnet.
116. Hat Jesus dem Glauben Israels an den einzigen rettenden Gott
widersprochen?
587-591
Jesus hat dem Glauben an einen einzigen Gott niemals widersprochen, auch
nicht als er das göttliche Werk schlechthin vollbrachte, das die messianischen
Verheißungen erfüllte und ihn als Gott gleich auswies: das Werk der
Sündenvergebung. Die Forderung Jesu, an ihn zu glauben und umzukehren, hilft
zu verstehen, weshalb der Hohe Rat dem tragischen Missverständnis erliegen
konnte, Jesus verdiene als Gotteslästerer den Tod.
117. Wer ist für den Tod Jesu verantwortlich?
595-598
Die Passion und der Tod Jesu können weder allen damals lebenden Juden ohne
Unterschied noch den danach geborenen Juden anderer Länder und Zeiten zur Last
gelegt werden. Jeder einzelne Sünder, das heißt jeder Mensch, ist Urheber und
Vollstrecker der Leiden der Erlösers. Diese Schuld trifft vor allem jene, die
wiederholt in die Sünde zurückfallen oder sich in Lastern vergnügen, vor
allem, wenn sie Christen sind.
118. Warum gehört der Tod Christi zum Ratschluss Gottes?
599-605
Um alle Menschen, die aufgrund der Sünde dem Tod verfallen waren, mit sich
zu versöhnen, hat Gott die liebevolle Initiative ergriffen, seinen Sohn zu
senden, damit dieser sich für die Sünder dem Tod überliefere. Im Alten
Testament angekündigt, insbesondere als Opfer des leidenden Gottesknechts,
geschah der Tod Jesu „gemäß der Schrift“.
119. In welcher Weise hat Christus sich selbst dem Vater dargebracht?
606-609
Das ganze Leben Christi ist eine freiwillige Opfergabe an den Vater, um
dessen Heilsratschluss zu erfüllen. Er gibt sein Leben hin „als Lösegeld für
viele“ (Mk 10, 45), und so versöhnt er die ganze Menschheit mit Gott.
Sein Leiden und Sterben zeigen, wie seine Menschennatur das freie und
vollkommene Werkzeug der göttlichen Liebe ist, die das Heil aller Menschen
will.
120. Wie kommt die Hingabe Jesu beim Letzten Abendmahl zum Ausdruck?
640-611
Beim Letzten Abendmahl mit den Aposteln am Vorabend seiner Passion nimmt
Jesus seine freiwillige Selbsthingabe vorweg, das heißt er bringt sie
zeichenhaft zum Ausdruck und verwirklicht sie im Voraus: „Das ist mein Leib,
der für euch hingegeben wird“ (Lk 22, 19). „Das ist mein Blut, das …
vergossen wird“ (Mt 26, 28). So setzt er die Eucharistie als
„Gedächtnis“ (1 Kor 11, 25) seines Opfers ein und bestellt seine
Apostel zu Priestern des Neuen Bundes.
121. Was geschieht bei der Todesangst im Garten von Getsemani?
612
Die ganz heilige Menschennatur des Sohnes Gottes, der der „Urheber des
Lebens“ (Apg 3, 15) ist, empfindet Abscheu vor dem Tod. Dennoch stimmt
sein menschlicher Wille dem Willen des Vaters zu: Um uns zu retten, ist Jesus
bereit, unsere Sünden mit seinem Leib zu tragen und „gehorsam bis zum Tod“ (Phil
2, 8) zu sein.
122. Was bewirkt das Opfer Christi am Kreuz?
613-617
Jesus hat sein Leben freiwillig als Sühnopfer hingegeben, das heißt er hat
unsere Sünden durch den vollkommenen Gehorsam seiner Liebe bis zum Tod
wiedergutgemacht. Diese Liebe des Sohnes Gottes „bis zur Vollendung“ (Joh
13, 1) versöhnt die ganze Menschheit mit dem Vater. Das österliche Opfer
Christi erlöst also die Menschen auf einmalige, vollkommene und endgültige
Weise und erschließt ihnen die Gemeinschaft mit Gott.
123. Warum ruft Jesus seine Jünger auf, ihr Kreuz auf sich zu nehmen?
618
Indem Jesus seine Jünger aufruft, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm
nachzufolgen (Mt 16, 24), will er diejenigen, denen sein Erlösungsopfer
zuerst zugute kommt, mit diesem Opfer vereinigen.
124. In welchem Zustand war der Leib Christi, als er im Grabe lag?
624-630
Christus hat einen echten Tod erlitten und ist wirklich begraben worden.
Doch die göttliche Kraft hat seinen Leib vor der Verwesung bewahrt.
„Jesus Christus ... hinabgestiegen in
das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten“
125. Was ist „das Reich des Todes“, in das Jesus hinabgestiegen ist?
632-637
Das „Reich des Todes“ – nicht zu verwechseln mit der Hölle der
Verdammten – war der Zustand all derer, die vor Christus gestorben waren, ob
sie nun gerecht oder böse waren. Jesus begab sich mit seiner Seele, die mit
seiner göttlichen Person vereint war, in das Reich des Todes zu den Gerechten,
die ihren Retter erwarteten, um schließlich zur Schau Gottes zu gelangen.
Nachdem er durch seinen Tod den Tod und den Teufel, „der die Gewalt über den
Tod hat“ (Hebr 2, 14), besiegt hatte, befreite er die Gerechten, die
auf den Retter warteten, und öffnete ihnen die Pforten des Himmels.
126. Welchen Stellenwert hat die Auferstehung Christi in unserem
Glauben?
631, 638
Die Auferstehung Christi ist die Wahrheit, in der unser Glaube an
Christus gipfelt. Zusammen mit dem Kreuz ist sie wesentlicher Teil des
Pascha-Mysteriums.
127. Welche „Zeichen“ bezeugen die Auferstehung Jesu?
639-644
Neben dem entscheidend wichtigen Zeichen des leeren Grabes ist die
Auferstehung Jesu von den Frauen bezeugt, die ihm zuerst begegneten und ihn
den Aposteln verkündeten. Danach erschien Jesus „dem Kephas (Petrus), dann den
Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich“ (1 Kor
15, 5–6) und noch anderen. Die Apostel konnten die Auferstehung nicht
erfinden, denn sie schien ihnen unmöglich. Jesus tadelte sie sogar wegen ihres
Unglaubens.
128. Warum ist die Auferstehung auch ein transzendentes Ereignis?
647
Die Auferstehung war ein geschichtliches Ereignis, das sich durch Zeichen
und Zeugnisse feststellen und bezeugen ließ. Dennoch geht sie als
Glaubensmysterium über die Geschichte hinaus, weil sie der Eintritt der
Menschennatur Christi in die Herrlichkeit Gottes ist. Darum offenbarte sich
der auferstandene Christus nicht der Welt, sondern seinen Jüngern, und machte
sie zu seinen Zeugen vor dem Volk.
129. In welchem Zustand befindet sich der auferstandene Leib Jesu?
645-646
Die Auferstehung Christi war nicht eine Rückkehr in das irdische Leben.
Sein auferstandener Leib ist der selbe, der gekreuzigt worden ist, und trägt
die Spuren seines Leidens. Doch er hat bereits Anteil am göttlichen Leben und
besitzt die Eigenschaften eines verherrlichten Leibes. Aus diesem Grund steht
es dem auferstandenen Jesus völlig frei, seinen Jüngern in verschiedenen
Gestalten zu erscheinen, wie und wo er will.
130. Inwiefern ist die Auferstehung ein Werk der heiligsten
Dreifaltigkeit?
648-650
Die Auferstehung Christi ist ein transzendentes Werk Gottes. Die drei
Personen handeln gemeinsam gemäß ihrer Eigenart: Der Vater offenbart seine
Macht; der Sohn nimmt sein Leben wieder, das er freiwillig hingegeben hatte (Joh
10, 17), und vereint seine Seele wieder mit seinem Leib, den der Geist belebt
und verherrlicht.
131. Was sind der Sinn und die Heilsbedeutung der Auferstehung?
651-655
Die Auferstehung ist der Höhepunkt der Menschwerdung. Sie bestätigt die
Gottheit Christi sowie all das, was er getan und gelehrt hat, und erfüllt alle
göttlichen Verheißungen für uns. Außerdem ist der Auferstandene, der Sieger
über Sünde und Tod, die Ursache unserer Rechtfertigung und unserer
Auferstehung: Jetzt schon erwirkt er uns die Gnade der Annahme an Kindes
Statt, die eine wirkliche Teilhabe an seinem Leben als eingeborener Sohn ist.
Am Ende der Zeiten wird er unseren Leib auferwecken.
„Jesus Christus ... aufgefahren in den
Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“
132. Was bedeutet die Himmelfahrt?
659-667
Als vierzig Tage vergangen waren, seit Christus den Aposteln unter der
Gestalt einer gewöhnlichen Menschennatur, die seine Herrlichkeit als
Auferstandener verhüllte, erschienen war, fährt er in den Himmel auf und setzt
sich zur Rechten des Vaters. Er ist der Herr, der nun mit seiner Menschennatur
in der ewigen Herrlichkeit des Sohnes Gottes herrscht und unablässig beim
Vater für uns eintritt. Er sendet uns seinen Geist und gibt uns die Hoffnung,
eines Tages zu ihm zu gelangen, weil er einen Platz für uns bereitet hat.
„Von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten“
133. Wie herrscht Jesus, der Herr, jetzt?
668-674
Als Herr der Welt und der Geschichte und als Haupt seiner Kirche bleibt der
verherrlichte Christus auf geheimnisvolle Weise auf der Erde, wo sein Reich in
der Kirche schon als Keim und Anfang gegenwärtig ist. Einst wird er
wiederkommen in Herrlichkeit, doch kennen wir den Zeitpunkt nicht. Darum leben
wir in wachsamer Erwartung und rufen: „Komm, Herr!“ (Offb 22, 20).
134. Wie wird das Kommen des Herrn in Herrlichkeit sein?
675-677
Nach der letzten kosmischen Erschütterung dieser vergänglichen Welt wird
das Kommen Christi in Herrlichkeit mit dem endgültigen Triumph Gottes in der
Parusie und mit dem letzten Gericht einhergehen. So wird das Reich Gottes zur
Vollendung gelangen.
135. Wie wird Christus die Lebenden und die Toten richten?
678-679
Christus wird mit der Vollmacht richten, die er erworben hat als Erlöser
der Welt, der gekommen ist, um die Menschen zu retten. Die innersten
Gesinnungen der Herzen sowie das Verhalten eines jeden gegenüber Gott und dem
Nächsten werden aufgedeckt werden. Jeder Mensch wird nach seinen Werken
entweder mit Leben erfüllt oder für die Ewigkeit verdammt werden. So wird das
„Vollmaß Christi“ (Eph 4, 13) erreicht, in dem „Gott alles in allen“
sein wird (1 Kor 15, 28).
DRITTES KAPITEL
Ich glaube an den Heiligen Geist
136. Was will die Kirche sagen, wenn sie bekennt: „Ich glaube an den
Heiligen Geist“?
683-686
An den Heiligen Geist glauben heißt bekennen, dass er die dritte Person der
heiligsten Dreifaltigkeit ist, die vom Vater und vom Sohn ausgeht und „mit dem
Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“. Der Geist wurde „in unser
Herz“ gesandt (Gal 4, 6), damit wir das neue Leben als Kinder Gottes
empfangen.
137. Warum sind die Sendung des Sohnes und die Sendung des Geistes
untrennbar?
687-690
In der untrennbaren Dreifaltigkeit sind der Sohn und der Heilige Geist zwar
voneinander verschieden, aber nicht voneinander getrennt. Vom Anfang bis zum
Ende der Zeit sendet nämlich der Vater, wenn er seinen Sohn sendet, auch
seinen Geist, der uns im Glauben mit Christus vereint, damit wir als Kinder
angenommen werden und zu Gott „Vater“ sagen können (Röm 8, 15). Der
Geist ist unsichtbar, aber wir erkennen ihn durch sein Handeln, wenn er uns
das Wort offenbart und wenn er in der Kirche wirkt.
138. Welche Bezeichnungen gibt es für den Heiligen Geist?
691-693
„Heiliger Geist“ ist der Name der dritten Person der heiligsten
Dreifaltigkeit. Jesus nennt ihn auch Paraklet (Tröster, Beistand) und Geist
der Wahrheit. Das Neue Testament nennt ihn außerdem Geist Christi, Geist des
Herrn, Geist Gottes, Geist der Herrlichkeit, Geist der Verheißung.
139. Welche Sinnbilder gibt es für den Heiligen Geist?
694-701
Es gibt viele: das lebendige Wasser, das aus dem durchbohrten Herzen
Christi quillt und den Durst der Getauften stillt; die Salbung mit Öl,
die das sakramentale Zeichen der Firmung ist; das Feuer, das alles
verwandelt, was es berührt; die dunkle oder lichte Wolke, in der sich
die göttliche Herrlichkeit offenbart; die Handauflegung, durch die der
Geist gespendet wird; die Taube, die bei der Taufe auf Christus
herabkommt und auf ihm bleibt.
140. Was bedeutet es, dass der Geist „gesprochen hat durch die
Propheten“?
687-688
Unter Propheten versteht man diejenigen, die vom Heiligen Geist
inspiriert wurden, um im Namen Gottes zu sprechen. Der Geist führt die
Weissagungen des Alten Testaments zur vollen Erfüllung in Christus, dessen
Geheimnis er im Neuen Testament enthüllt.
141. Was bewirkt der Heilige Geist in Johannes dem Täufer?
717-720
Der Geist erfüllt Johannes den Täufer, den letzten Propheten des Alten
Testaments. Von ihm getrieben, wird Johannes gesandt, um „das Volk für den
Herrn bereit zu machen“ (Lk 1, 17) und das Kommen Christi, des Sohnes
Gottes, anzukündigen: denjenigen, auf den er den Geist herabkommen sah, auf
dem er bleibt, „der mit dem Heiligen Geist tauft“ (Joh 1, 33).
142. Welches Werk vollbringt der Geist in Maria?
721-726
Der Heilige Geist vollendet in Maria die Erwartungen und die Vorbereitung
des Alten Testaments auf das Kommen Christi. In einzigartiger Weise erfüllt er
sie mit Gnade und lässt ihre Jungfräulichkeit fruchtbar werden, um den Fleisch
gewordenen Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Er macht sie zur Mutter des
„ganzen Christus“, das heißt zur Mutter Jesu, des Hauptes, und der Kirche,
seines Leibes. Am Pfingsttag ist Maria unter den Zwölf zugegen, als der Geist
mit dem Offenbarwerden der Kirche die „letzten Zeiten“ anbrechen lässt.
143. Welche Beziehung besteht zwischen dem Geist und Christus Jesus in
dessen irdischer Sendung?
727-730
Durch die Salbung des Geistes ist der Sohn Gottes in seinem Menschsein seit
seiner Inkarnation zum Messias geweiht. Er offenbart den Geist in seiner Lehre
und erfüllt so die an die Väter ergangene Verheißung. Er teilt ihn der
werdenden Kirche mit, indem er die Apostel nach seiner Auferstehung anhaucht.
144. Was geschieht an Pfingsten?
731-732
Fünfzig Tage nach seiner Auferstehung spendet der verherrlichte Jesus
Christus an Pfingsten den Geist in Überfülle. Er macht ihn als göttliche
Person offenbar, so dass die heilige Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart
ist. Die Sendung Christi und des Geistes wird zur Sendung der Kirche. Diese
Sendung besteht darin, das Mysterium der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit zu
verkünden und auszubreiten.
„Wir haben das wahre Licht geschaut, wir haben
den himmlischen Geist erhalten, wir haben den wahren Glauben gefunden. Wir
beten die unteilbare Dreifaltigkeit an, denn sie hat uns errettet“ (Byzantinische
Liturgie, Tropar der Pfingstvesper).
145. Was tut der Geist in der Kirche?
733-741
Der Geist erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Als Geist der Liebe gibt
er den Getauften die durch die Sünde verlorene Ähnlichkeit mit Gott zurück und
lässt sie in Christus aus dem Leben der heiligsten Dreifaltigkeit leben. Er
sendet sie, die Wahrheit Christi zu bezeugen. Er stimmt sie in ihren
wechselseitigen Aufgaben aufeinander ab, damit alle „die Frucht des Geistes“ (Gal
5, 22) bringen.
146. Wie wirken Christus und sein Geist im Herzen der Gläubigen?
738-741
Durch die Sakramente teilt Christus den Gliedern seines Leibes
seinen Geist und die Gnade Gottes mit. Diese Gnade trägt Früchte im neuen
Leben nach dem Geist. Schließlich ist der Heilige Geist der Lehrmeister
des Betens.
„Ich glaube … die heilige katholische
Kirche“
Die Kirche im Plane Gottes
147. Was bedeutet das Wort Kirche?
748-752
Es bezeichnet das Volk, das Gott von allen Enden der Erde zusammenruft und
vereint, um die Versammlung derer zu bilden, die durch den Glauben und die
Taufe Kinder Gottes, Glieder Christi und Tempel des Heiligen Geistes werden.
148. Gibt es in der Bibel andere Namen und Bilder für die Kirche?
753-757
In der Heiligen Schrift finden wir viele Bilder, die sich ergänzende
Aspekte des Mysteriums der Kirche hervortreten lassen. Das Alte Testament
bevorzugt Bilder, die mit der Idee des Volkes Gottes zu tun haben. Das
Neue Testament bevorzugt Bilder, die mit Christus zusammenhängen, dem Haupt
dieses Volkes, das sein Leib ist, sowie Bilder aus dem Hirtenleben
(Schafstall, Herde, Schafe), vom Ackerbau (Ackerfeld, Ölbaum, Weingarten), vom
Hausbau (Wohnung, Stein, Tempel), aus dem Familienleben (Braut, Mutter,
Familie).
149. Was sind der Ursprung und die Vollendung der Kirche?
758-766
Die Kirche findet ihren Ursprung und ihre Vollendung im ewigen Ratschluss
Gottes. Sie wurde im Alten Bund vorbereitet mit der Erwählung Israels, Zeichen
der zukünftigen Vereinigung aller Nationen. Sie wurde durch die Worte und
Taten Jesu Christi gegründet und vor allem durch seinen erlösenden Tod und
seine Auferstehung verwirklicht. Sie wurde dann durch die Ausgießung des
Heiligen Geistes an Pfingsten als Heilsmysterium offenbart. Sie wird am Ende
der Zeiten als himmlische Versammlung aller Erlösten vollendet werden.
150. Welche Sendung hat die Kirche?
767-769
Die Sendung der Kirche besteht darin, das von Jesus Christus begonnene
Reich Gottes zu verkünden und in allen Völkern zu begründen. Sie stellt hier
auf Erden den Keim und den Anfang dieses rettenden Reiches dar.
151. In welchem Sinn ist die Kirche Mysterium?
770-773
Die Kirche ist Mysterium, insofern in ihrer sichtbaren Wirklichkeit
eine geistige, göttliche Wirklichkeit gegenwärtig und wirksam ist, die man nur
mit den Augen des Glaubens wahrnimmt.
152. Was bedeutet es, dass die Kirche das universale Heilssakrament ist?
774-776
Es bedeutet, dass die Kirche Zeichen und Werkzeug der Versöhnung und
Gemeinschaft der ganzen Menschheit mit Gott und der Einheit des gesamten
Menschengeschlechts ist.
Die Kirche - Volk Gottes, Leib
Christi, Tempel des Heiligen Geistes
153. Warum ist die Kirche das Volk Gottes?
781
Die Kirche ist das Volk Gottes, denn es hat Gott gefallen, die Menschen
nicht einzeln zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem einzigen Volk zu
machen, das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
her geeint ist.
154. Welche Besonderheiten weist das Volk Gottes auf?
782
Dieses Volk, in das man durch den Glauben an Christus und die Taufe
eingegliedert wird, hat als Ursprung Gott Vater, als Haupt Jesus
Christus, als Stand die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, als
Gesetz das neue Gebot der Liebe, als Sendung, Salz der Erde und
Licht der Welt zu sein, als Ziel das Reich Gottes, das auf Erden
bereits seinen Anfang genommen hat.
155. In welchem Sinn hat das Volk Gottes Anteil an den drei Ämtern
Christi, der Priester, Prophet und König ist?
783-786
Das Volk Gottes hat am priesterlichen Amt Christi teil, weil die
Getauften vom Heiligen Geist geweiht werden, um geistige Opfer darzubringen.
Es nimmt an seinem prophetischen Amt teil, weil es mit dem
übernatürlichen Glaubenssinn dem Glauben unwiderruflich anhängt, ihn immer
tiefer versteht und ihn bezeugt. Es hat an seinem königlichen Amt
Anteil, weil es im Dienen Jesus Christus nachahmt, der sich als König der
ganzen Welt zum Diener aller gemacht hat, vor allem der Armen und der
Leidenden.
156. Auf welche Weise ist die Kirche der Leib Christi?
787-791
805-806
Durch den Geist vereint der gestorbene und auferstandene Christus
seine Gläubigen innig mit sich. Auf diese Weise sind die an Christus
Glaubenden, die vor allem durch die Eucharistie mit ihm verbunden sind, auch
untereinander in der Liebe vereint und bilden einen einzigen Leib, die Kirche,
deren Einheit sich in der Verschiedenheit der Glieder und Aufgaben
verwirklicht.
157. Wer ist das Haupt dieses Leibes?
792-795
807
Christus „ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche“ (Kol
1, 18). Die Kirche lebt aus ihm, in ihm und für ihn. Christus und die Kirche
bilden den „ganzen Christus“ (hl. Augustinus). „Haupt und Glieder sind
gleichsam eine mystische Person“ (hl. Thomas von Aquin).
158. Warum wird die Kirche die Braut Christi genannt?
796, 808
Weil sich der Herr selbst als „der Bräutigam“ bezeichnet hat (Mk 2,
19), der die Kirche geliebt und sie durch einen ewigen Bund an sich gebunden
hat. Er hat sich für sie hingegeben, um sie mit seinem Blut „rein und heilig“
(Eph 5, 26) und zur fruchtbaren Mutter aller Kinder Gottes zu machen.
Während der Ausdruck „Leib“ die Einheit des „Hauptes“ mit den Gliedern
hervorhebt, unterstreicht das Wort „Braut“ die Verschiedenheit der beiden in
einer persönlichen Beziehung.
159. Warum wird die Kirche der Tempel des Heiligen Geistes genannt?
797-798
809-810
Weil der Heilige Geist in dem Leib wohnt, der die Kirche ist: in
seinem Haupt und in seinen Gliedern. Außerdem baut er die Kirche mit dem Wort
Gottes, den Sakramenten, den Tugenden und den Charismen in der Liebe
auf.
„Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für
unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für
den Leib Christi, die Kirche“ (hl. Augustinus).
160. Was sind Charismen?
799-801
Charismen sind besondere Gaben des Heiligen Geistes, die den Einzelnen zum
Wohl der Menschen, für die Nöte der Welt und besonders zum Aufbau der Kirche
geschenkt werden. Die Unterscheidung von Charismen steht dem Lehramt der
Kirche zu.
Die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche
161. Warum ist die Kirche eine?
811-815
866
Die Kirche ist eine, weil sie die Einheit des einzigen Gottes in der
Dreiheit der Personen als Ursprung und Vorbild hat; weil Jesus Christus, der
die Einheit aller Völker in einem einzigen Leib wiederherstellt, ihr Gründer
und Haupt ist; weil der Heilige Geist, der alle Gläubigen in der Gemeinschaft
in Christus verbindet, ihre Seele ist. Sie hat nur einen Glauben, nur ein
sakramentales Leben, nur eine apostolische Sukzession, eine gemeinsame
Hoffnung und ein und dieselbe Liebe.
162. Wo besteht die einzige Kirche Christi?
816, 870
Die einzige Kirche Christi, in der Welt als Gesellschaft verfasst und
geordnet, besteht in (subsistit in) der katholischen Kirche, die vom
Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet
wird. Nur durch sie kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn
einzig dem Apostelkollegium, dessen Haupt Petrus ist, hat der Herr alle Güter
des Neuen Bundes anvertraut.
163. Wie sind die nicht katholischen Christen zu betrachten?
817-819
In den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die sich von der vollen
Gemeinschaft der katholischen Kirche getrennt haben, sind vielfältige Elemente
der Heiligung und der Wahrheit zu finden. Alle diese Güter stammen von
Christus und drängen auf die katholische Einheit hin. Die Mitglieder dieser
Kirchen und Gemeinschaften sind in der Taufe Christus eingegliedert. Darum
werden sie von uns als Brüder und Schwestern anerkannt.
164. Wie kann man sich für die Einheit der Christen einsetzen?
820-822
Das Verlangen, die Einheit aller Christen wiederherzustellen, ist eine Gabe
Christi und ein Ruf des Geistes. Dieses Verlangen betrifft die ganze Kirche
und verwirklicht sich durch die Bekehrung des Herzens, das Gebet, die
gegenseitige brüderliche Kenntnis und den theologischen Dialog.
165. In welchem Sinn ist die Kirche heilig?
823-829
Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat
sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Der
Heilige Geist belebt sie mit der Liebe. In ihr ist die Fülle der Heilsmittel
vorhanden. Die Heiligkeit ist die Berufung aller ihrer Glieder und das Ziel
aller ihrer Tätigkeiten. In der Mitte der Kirche befinden sich die Jungfrau
Maria und viele Heilige als Vorbilder und Fürsprecher. Die Heiligkeit der
Kirche ist die Quelle der Heiligung ihrer Kinder, die sich hier auf Erden alle
als Sünder bekennen und ständig der Umkehr und der Läuterung bedürfen.
166. Warum wird die Kirche katholisch genannt?
830-831
Die Kirche ist katholisch, das heißt allumfassend, weil in
ihr Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche“
(hl. Ignatius von Antiochien). Sie verkündet den ganzen, unverfälschten
Glauben. Sie besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen
Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören.
167. Ist die Teilkirche katholisch?
832-835
Katholisch ist jede Teilkirche (das heißt jede Diözese oder
Eparchie), die aus einer Gemeinschaft von Christen besteht, die im
Glauben und in den Sakramenten vereint sind mit ihrem Bischof, der in der
apostolischen Sukzession steht, und mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz
in der Liebe führt“ (hl. Ignatius von Antiochien).
168. Wer gehört zur katholischen Kirche?
836-838
Alle Menschen gehören auf verschiedene Weise der katholischen Einheit des
Gottesvolkes an oder sind ihr zugeordnet. Der Kirche voll eingegliedert ist,
wer sich, im Besitz des Geistes Christi, durch die Bande des
Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und
Gemeinschaft mit ihr verbindet. Die Getauften, die diese katholische Einheit
nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht
vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.
169. In welchem Verhältnis steht die katholische Kirche zum jüdischen
Volk?
839-840
Die katholische Kirche erkennt ihr Verhältnis zum jüdischen Volk in der
Tatsache, dass Gott dieses Volk als erstes unter allen Völkern erwählt hat, um
sein Wort aufzunehmen. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die
Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der
Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach
entstammt ihnen der Christus“ (Röm 9, 4-5). Im Unterschied zu den
anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf
die Offenbarung Gottes im Alten Bund.
170. Welche Verbindung besteht zwischen der katholischen Kirche und den
nichtchristlichen Religionen?
841-845
Es gibt eine Verbindung, die vor allem auf dem gemeinsamen Ursprung und
Ziel des ganzen Menschengeschlechtes beruht. Die katholische Kirche anerkennt,
dass alles, was sich in den anderen Religionen an Gutem und Wahrem findet, von
Gott kommt, ein Strahl seiner Wahrheit ist, auf die Annahme des Evangeliums
vorbereiten und zur Einheit der Menschen in der Kirche Christi hindrängen
kann.
171. Was bedeutet die Aussage: „Außerhalb der Kirche kein Heil“?
846-848
Diese Aussage bedeutet, dass alles Heil von Christus, dem Haupt, durch die
Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden,
die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil
notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen.
Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil
erlangen, die ohne eigene Schuld das Evangelium Christi und seine Kirche nicht
kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss
der Gnade bemühen, seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen zu
erfüllen.
172. Warum muss die Kirche das Evangelium der ganzen Welt verkünden?
849-851
Weil Christus befohlen hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen
zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19). Dieser Missionsauftrag des Herrn hat
seinen Ursprung in der ewigen Liebe Gottes, der seinen Sohn und seinen Geist
gesandt hat, weil er „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur
Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2, 4).
173. Inwiefern ist die Kirche missionarisch?
852-856
Geführt vom Heiligen Geist, setzt die Kirche die Geschichte hindurch die
Sendung Christi selbst fort. Deshalb müssen die Christen allen die von
Christus gebrachte frohe Botschaft verkünden, indem sie seinem Weg folgen und
sogar zum Selbstopfer bis hin zum Martyrium bereit sind.
174. Warum ist die Kirche apostolisch?
857
Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das
Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20); aufgrund ihrer Lehre,
welche die Lehre der Apostel ist; und aufgrund ihrer Struktur, weil sie
bis zur Wiederkunft Christi von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet
wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem
Nachfolger des Petrus.
175. Worin besteht die Sendung der Apostel?
858-860
Das Wort Apostel bedeutet Gesandter. Jesus, der vom Vater Gesandte,
rief zwölf von seinen Jüngern zu sich und setzte sie als seine Apostel ein. Er
machte sie zu den erwählten Zeugen seiner Auferstehung und zu den Fundamenten
seiner Kirche. Er gab ihnen den Auftrag, seine Sendung fortzusetzen, indem er
sagte: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,
21). Er versprach ihnen, bis zum Ende der Welt bei ihnen zu sein.
176. Was ist die apostolische Sukzession?
861-865
Die apostolische Sukzession ist die Übertragung der Sendung und der
Vollmacht der Apostel auf ihre Nachfolger, die Bischöfe, durch das
Sakrament der Weihe. Dank dieser Übertragung bleibt die Kirche in einer
Glaubens- und Lebensgemeinschaft mit ihrem Ursprung, während sie die
Jahrhunderte hindurch ihr ganzes Apostolat darauf ausrichtet, das Reich
Christi auf der Erde zu verbreiten.
Die Gläubigen - Hierarchie,
Laien, gottgeweihtes Leben
177. Wer sind die Gläubigen?
871-872
Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert und zum Volk
Gottes gemacht worden sind. Da sie gemäß ihrer eigenen Stellung am
priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, sind sie
zur Ausübung der Sendung berufen, die Gott der Kirche anvertraut hat. Unter
ihnen besteht eine wahre Gleichheit in ihrer Würde als Kinder Gottes.
178. Wie ist das Volk Gottes gestaltet?
873
Aufgrund göttlicher Einsetzung gibt es in der Kirche geistliche
Amtsträger, die das Weihesakrament empfangen haben und die
Hierarchie der Kirche bilden. Die anderen Gläubigen werden Laien
genannt. In beiden Gruppen gibt es Gläubige, die sich durch das Bekenntnis zu
den evangelischen Räten der Keuschheit in Ehelosigkeit, der Armut und des
Gehorsam in besonderer Weise Gott weihen.
179. Warum hat Christus die kirchliche Hierarchie eingesetzt?
874-876
Christus hat die kirchliche Hierarchie eingesetzt, um das Volk Gottes in
seinem Namen zu weiden. Zu diesem Zweck hat er ihr Vollmacht verliehen. Die
Hierarchie setzt sich zusammen aus den geweihten Amtsträgern: den Bischöfen,
Priestern und Diakonen. Aufgrund des Weihesakramentes handeln die Bischöfe und
die Priester bei der Ausübung ihres Amtes im Namen und in der Person Christi,
des Hauptes. Die Diakone dienen dem Volk Gottes in der Diakonie (im
Dienst) des Wortes, der Liturgie und der Liebe.
180. Wie zeigt sich die kollegiale Dimension des kirchlichen Amtes?
877
Nach dem Beispiel der zwölf Apostel, die von Christus miteinander erwählt
und ausgesandt wurden, steht die Einheit der Mitglieder der kirchlichen
Hierarchie im Dienst der Gemeinschaft aller Gläubigen. Jeder Bischof übt
seinen Dienst als Glied des Bischofskollegiums in Gemeinschaft mit dem Papst
aus und hat mit ihm teil an der Sorge für die Gesamtkirche. Die Priester üben
ihren Dienst im Presbyterium der Teilkirche in Gemeinschaft mit ihrem Bischof
und unter seiner Leitung aus.
181. Warum hat das kirchliche Amt auch einen persönlichen Charakter?
878-879
Das kirchliche Amt hat auch einen persönlichen Charakter, weil jeder kraft
des Weihesakramentes verantwortlich ist vor Christus, der ihn persönlich
berufen und ihm die Sendung erteilt hat.
182. Welche Sendung hat der Papst?
880-882
Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus, ist das
immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Kirche.
Er ist der Stellvertreter Christi, das Haupt des Bischofskollegiums und der
Hirte der Gesamtkirche. Aufgrund göttlicher Einsetzung hat er über die ganze
Kirche die höchste, volle, unmittelbare und allgemeine Vollmacht.
183. Welche Aufgabe hat das Bischofskollegium?
883-885
Das Bischofskollegium übt - in Gemeinschaft mit dem Papst und niemals ohne
ihn - ebenfalls die höchste und ganze Vollmacht über die Kirche aus.
184. Wie erfüllen die Bischöfe ihre Sendung zu lehren?
888-890
Die Bischöfe haben in Gemeinschaft mit dem Papst die Pflicht, als
authentische, mit der Autorität Christi versehene Zeugen des apostolischen
Glaubens allen getreu und mit Vollmacht das Evangelium zu verkünden. Durch den
übernatürlichen Glaubenssinn hält das Volk Gottes unter der Leitung des
lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest.
185. Wann ist das Lehramt unfehlbar?
891-892
Das Lehramt ist unfehlbar, wenn der Papst kraft seiner Autorität als
oberster Hirte der Kirche oder das Bischofskollegium in Gemeinschaft mit dem
Papst, vor allem auf einem Ökumenischen Konzil, eine Lehre über den Glauben
oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkünden. Das Lehramt ist auch
unfehlbar, wenn der Papst und die Bischöfe in ihrem ordentlichen Lehramt
übereinstimmend eine Lehre als endgültig vorlegen. Solchen Lehren muss jeder
Gläubige im Glaubensgehorsam anhangen.
186. Wie üben die Bischöfe den Dienst der Heiligung aus?
893
Die Bischöfe heiligen die Kirche, wenn sie durch den Dienst am Wort und an
den Sakramenten, insbesondere der Eucharistie, die Gnade Christi verwalten.
Sie heiligen die Kirche auch durch ihr Gebet, ihr Vorbild und ihre Arbeit.
187. Wie üben die Bischöfe das Leitungsamt aus?
886-887
894-896
Jeder Bischof trägt als Glied des Bischofskollegiums zusammen mit den
anderen Bischöfen in Einheit mit dem Papst kollegial die Sorge für alle
Teilkirchen und für die ganze Kirche. Der Bischof, dem eine Teilkirche
anvertraut wird, leitet diese mit der Autorität seiner eigenen, ordentlichen
und unmittelbaren heiligen Vollmacht, die er in Gemeinschaft mit der ganzen
Kirche und unter der Leitung des Nachfolgers Petri im Namen Christi, des guten
Hirten, ausübt.
188. Welche Berufung haben die gläubigen Laien?
897-900
Die besondere Berufung der gläubigen Laien besteht darin, das Reich Gottes
zu suchen, indem sie die zeitlichen Dinge Gott gemäß erleuchten und ordnen. So
verwirklichen sie die Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat, die an alle
Getauften ergeht.
189. Wie haben die Laien am Priesteramt Christi teil?
901-903
Sie haben daran teil, indem sie ihr Leben mit allen Tätigkeiten, Gebeten
und apostolischen Unternehmungen, dem Familienleben und der täglichen Arbeit,
den geduldig ertragenen Beschwernissen des Lebens und der Erholung von Leib
und Geist durch Jesus Christus als geistiges Opfer darbringen, das Gott
gefällt (1 Petr 2, 5), vor allem in der Eucharistie. So bringen auch
die Laien als Christus Geweihte und mit dem Heiligen Geist Gesalbte die Welt
selbst Gott dar.
190. Wie nehmen sie an seinem Prophetenamt teil?
904-907
Sie nehmen daran teil, indem sie das Wort Christi immer mehr im Glauben
aufnehmen und der Welt durch das Zeugnis ihres Lebens, das Wort, die
Evangelisation und die Katechese verkünden. Diese Evangelisation erhält eine
besondere Wirksamkeit von daher, dass sie in den gewöhnlichen Verhältnissen
der Welt erfüllt wird.
191. Wie haben sie an seinem Königsamt teil?
908-913
Die Laien haben an der königlichen Sendung Christi Anteil, weil sie von ihm
die Macht erhalten haben, durch die Selbstverleugnung und die Heiligkeit ihres
Lebens in ihnen selbst und in der Welt die Sünde zu überwinden. Sie üben
verschiedene Aufgaben im Dienst der Gemeinschaft aus und erfüllen die
weltlichen Tätigkeiten des Menschen und die Einrichtungen der Gesellschaft mit
sittlichem Wert.
192. Was ist das gottgeweihte Leben?
914-930
Das gottgeweihte Leben ist ein von der Kirche anerkannter Lebensstand. Es
ist eine freie Antwort auf einen besonderen Ruf Christi. Dadurch geben sich
die geweihten Personen ganz Gott hin und streben, vom Heiligen Geist
getrieben, nach vollkommener Liebe. Kennzeichen dieser Weihe ist das Leben
nach den evangelischen Räten.
193. Was trägt das gottgeweihte Leben zur Sendung der Kirche bei?
931-933
Durch eine Ganzhingabe an Christus und an die Brüder und Schwestern hat das
gottgeweihte Leben Anteil an der Sendung der Kirche, indem es die Hoffnung auf
das Himmelreich bezeugt.
„Ich glaube … die Gemeinschaft der
Heiligen“
194. Was bedeutet der Ausdruck Gemeinschaft der Heiligen?
946-953
Dieser Ausdruck bezeichnet zunächst die gemeinsame Teilhabe aller Glieder
der Kirche an den heiligen Dingen (sancta): am Glauben, an den
Sakramenten, besonders an der Eucharistie, an den Charismen und an den anderen
geistlichen Gaben. An der Wurzel der Gemeinschaft ist die Liebe, die „nicht
ihren Vorteil“ sucht (1 Kor 13, 5), sondern die Gläubigen drängt,
„alles gemeinsam“ zu haben (Apg 4, 32) und auch mit den eigenen
materiellen Gütern den Bedürftigen zu dienen.
195. Welche weitere Bedeutung hat der Ausdruck Gemeinschaft der
Heiligen?
954-959
Dieser Ausdruck bezeichnet auch die Gemeinschaft zwischen den heiligen
Personen (sancti), also zwischen denen, die durch die Gnade mit dem
gestorbenen und auferstandenen Christus vereint sind. Die einen pilgern auf
Erden; andere sind aus diesem Leben geschieden und werden, auch durch die
Hilfe unserer Gebete, geläutert; wieder andere schließlich genießen bereits
die Herrlichkeit Gottes und treten für uns ein. Alle zusammen bilden in
Christus eine einzige Familie, die Kirche, zum Lob und zur Ehre der
Dreifaltigkeit.
Maria - Mutter Christi, Mutter
der Kirche
196. In welchem Sinn ist die selige Jungfrau Maria Mutter der Kirche?
963-966
Die selige Jungfrau Maria ist Mutter der Kirche in der Ordnung der Gnade,
weil sie Jesus geboren hat, den Sohn Gottes, das Haupt des Leibes, der die
Kirche ist. Der am Kreuz sterbende Jesus hat sie dem Jünger als Mutter gegeben
mit den Worten: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19, 27).
197. Wie hilft die Jungfrau Maria der Kirche?
967-970
Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes steht die Jungfrau Maria den Anfängen der
Kirche mit ihren Gebeten zur Seite. Auch nach ihrer Aufnahme in den Himmel
fährt sie fort, für ihre Kinder einzutreten, allen ein Vorbild im Glauben und
in der Liebe zu sein und einen heilsamen Einfluss auf sie auszuüben, der aus
dem Überfluss der Verdienste Christi hervorströmt. Die Gläubigen sehen in ihr
ein Bild und eine Vorwegnahme der Auferstehung, die sie erwarten, und sie
rufen sie an als Fürsprecherin, Helferin, Beistand und Mittlerin.
198. Welche Art der Verehrung wird der heiligen Jungfrau
entgegengebracht?
971
Die Marienverehrung ist eine einzigartige Verehrung, die sich aber
wesentlich vom Kult der Anbetung unterscheidet, der allein der heiligsten
Dreifaltigkeit dargebracht wird. Diese besondere Verehrung findet ihren
eigenen Ausdruck in den der Gottesmutter gewidmeten liturgischen Festen und im
marianischen Gebet, etwa im Rosenkranz, der Kurzfassung des ganzen
Evangeliums.
199. In welcher Weise ist die selige Jungfrau Maria die eschatologische
Ikone der Kirche?
972
Indem die Kirche auf Maria blickt, die ganz heilig und schon mit Leib und
Seele verherrlicht ist, betrachtet sie an ihr das, was sie selbst auf Erden zu
sein berufen ist und was sie in der himmlischen Heimat sein wird.
„Ich glaube … die Vergebung der
Sünden“
200. Wie werden die Sünden vergeben?
976-980
Das erste und grundlegende Sakrament der Sündenvergebung ist die Taufe. Für
die nach der Taufe begangenen Sünden hat Christus das Sakrament der Versöhnung
oder der Buße eingesetzt, durch das der Getaufte mit Gott und mit der Kirche
versöhnt wird.
201. Warum hat die Kirche die Vollmacht, Sünden zu vergeben?
981-983
Die Kirche hat die Sendung und die Vollmacht, Sünden zu vergeben, weil
Christus selbst sie ihr verliehen hat: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert,
dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).
„Ich glaube … die Auferstehung der
Toten (des Fleisches)“
202. Was bezeichnet der Ausdruck Fleisch und worin liegt seine
Bedeutung?
988-990
Der Ausdruck Fleisch (wie die Formulierung im apostolischen
Glaubensbekenntnis wörtlich lautet) bezeichnet den Menschen in seiner Schwäche
und Sterblichkeit. „Das Fleisch ist der Angelpunkt des Heils“ (Tertullian).
Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Fleisches; wir glauben an das Wort, das
Fleisch geworden ist, um das Fleisch zu erlösen; wir glauben an die
Auferstehung des Fleisches, in der sich seine Schöpfung und Erlösung
vollenden.
203. Was bedeutet „Auferstehung des Fleisches“?
990-991
Es bedeutet, dass der endgültige Zustand des Menschen nicht nur die vom
Leib getrennte Geistseele betrifft, sondern dass auch unsere sterblichen
Leiber einst wieder lebendig werden.
204. Welche Beziehung besteht zwischen der Auferstehung Christi und
unserer Auferstehung?
988
Wie Christus wahrhaft von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, so
wird er selbst alle am Letzten Tag mit einem unvergänglichen Leib auferwecken:
„Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan
haben, zum Gericht“ (Joh 5, 29).
205. Was geschieht im Tod mit unserer Seele und unserem Leib?
992-1004
Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt. Der Leib fällt der
Verwesung anheim. Die Seele, die unsterblich ist, geht dem Gericht Gottes
entgegen und wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden, der bei der
Wiederkunft des Herrn verwandelt auferstehen wird. Das Wie dieser
Auferstehung übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen.
206. Was bedeutet Sterben in Christus Jesus?
1005-1014
Es bedeutet, in der Gnade Gottes, ohne Todsünde, zu sterben. Wer an
Christus glaubt und seinem Beispiel folgt, kann den eigenen Tod zu einem Akt
des Gehorsams und der Liebe zum Vater machen. „Das Wort ist glaubwürdig: Wenn
wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben“ (2 Tim
2, 11).
„Ich glaube … das ewige Leben“
207. Was ist das ewige Leben?
1020
Das ewige Leben ist das Leben, das gleich nach dem Tod beginnt. Es wird
kein Ende haben. Ein besonderes Gericht durch Christus, den Richter der
Lebenden und der Toten, wird für jeden Menschen dem ewigen Leben vorangehen,
und durch das Letzte Gericht wird es bestätigt werden.
208. Was ist das besondere Gericht?
1021-1022
Es ist das Gericht der unmittelbaren Vergeltung, die jeder gleich nach
seinem Tod in seiner unsterblichen Seele entsprechend seinem Glauben und
seinen Werken von Gott erhält. Diese Vergeltung besteht im Eintreten in die
Seligkeit des Himmels, unmittelbar oder nach einer entsprechenden Läuterung,
oder im Eintreten in die ewige Verdammnis der Hölle.
209. Was versteht man unter „Himmel“?
1023-1026
Unter „Himmel“ versteht man den Zustand höchsten, endgültigen Glücks. Jene,
die in der Gnade Gottes sterben und keiner weiteren Läuterung bedürfen, werden
mit Jesus und Maria, mit den Engeln und den Heiligen vereinigt. Sie bilden so
die Kirche des Himmels, wo sie Gott „von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor
13, 12) schauen, in einer Liebesgemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit
leben und für uns eintreten.
„Der Vater ist seinem Wesen nach und in Wahrheit
das Leben. Über alles gießt er durch seinen Sohn und im Heiligen Geist seine
himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner
Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen“ (hl. Cyrill
von Jerusalem).
210. Was ist das Purgatorium (Fegefeuer)?
1030-1031
Das Purgatorium ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes
sterben, ihres ewigen Heils sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um
in die himmlische Seligkeit eintreten zu können.
211. Wie können wir den Seelen im Purgatorium helfen?
1032
Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf
Erden pilgern, den Seelen im Purgatorium helfen, indem sie Fürbitten und
besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke
für sie darbringen.
212. Worin besteht die Hölle?
1033-1035
Sie besteht in der ewigen Verdammnis jener, die aus freiem Entschluss in
Todsünde sterben. Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein
von Gott. Einzig in Gott kann ja der Mensch Leben und Glück finden. Dafür ist
er geschaffen, und das ist seine Sehnsucht. Christus fasst diese Wirklichkeit
in die Worte: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt
25, 41).
213. Wie verträgt sich die Existenz der Hölle mit der unendlichen Güte
Gottes?
1036-1037
Gott will zwar, „dass sich alle bekehren“(2 Petr 3, 9), aber er hat
den Menschen frei und eigenverantwortlich erschaffen und respektiert seine
Entscheidungen. Darum ist es der Mensch selbst, der sich in völliger Autonomie
freiwillig aus der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, wenn er bis zu seinem
Tod in der Todsünde verharrt und die barmherzige Liebe Gottes zurückweist.
214. Worin wird das Letzte Gericht bestehen?
1038-1041
Das Letzte (allgemeine) Gericht wird im Urteil zum seligen Leben oder zur
ewigen Verdammnis bestehen. Wenn Jesus Christus als Richter der Lebenden und
der Toten wiederkommt, wird er über die „Gerechten und Ungerechten“ (Apg
24, 15), die alle vor ihm versammelt sein werden, dieses Urteil aussprechen.
Im Anschluss an das Letzte Gericht wird der auferstandene Leib Anteil erhalten
an der Vergeltung, welche die Seele im besonderen Gericht erhalten hat.
215. Wann wird dieses Gericht stattfinden?
1040
Dieses Gericht wird am Ende der Welt stattfinden, dessen Tag und Stunde
Gott allein kennt.
216. Was ist die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde?
1042-1050
Nach dem Letzten Gericht wird auch die ganze Welt von der Sklaverei der
Vergänglichkeit befreit werden und mit dem Anbrechen des „neuen Himmels“ und
der „neuen Erde“ (2 Petr 3, 13) an der Herrlichkeit Christi teilhaben.
Damit wird das Reich Gottes vollendet, das heißt der Heilsplan Gottes, „das
All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen, alles, was im Himmel und auf
Erden ist“ (Eph 1, 10), wird endgültig verwirklicht sein. Gott wird
dann, im ewigen Leben, „alles in allen“ sein (1 Kor 15, 28).
„Amen“
217. Was bedeutet das Amen, das unser Glaubensbekenntnis
abschließt?
1061-1065
Das hebräische Wort Amen, mit dem auch das letzte Buch der Heiligen
Schrift sowie einige Gebete des Neuen Testaments und die liturgischen Gebete
der Kirche schließen, bedeutet unser vertrauensvolles und uneingeschränktes
„Ja“ zu dem, was wir zu glauben bekannt haben, indem wir uns ganz dem
anvertrauen, der das endgültige „Amen“ ist (Offb 3, 14):
Christus, der Herr.
ZWEITER TEIL
DIE FEIER
DES CHRISTLICHEN MYSTERIUMS
ERSTER ABSCHNITT
DIE SAKRAMENTALE HEILSORDNUNG
218. Was ist die Liturgie?
1066-1070
Die Liturgie ist die Feier des Mysteriums Christi und besonders seines
Pascha-Mysteriums. In ihr wird durch den Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu
Christi die Heiligung der Menschen bezeichnet und bewirkt und vom mystischen
Leib Christi, dem Haupt und seinen Gliedern, der öffentliche Kult vollzogen,
der Gott gebührt.
219. Welchen Platz nimmt die Liturgie im Leben der Kirche ein?
1071-1075
Die Liturgie, die heilige Handlung schlechthin, bildet den Höhepunkt, dem
das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre
Lebenskraft strömt. Durch die Liturgie setzt Christus in seiner Kirche, mit
ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.
220. Worin besteht die sakramentale Heilsordnung?
1076
Die sakramentale Heilsordnung besteht darin, durch die Feier der Sakramente
der Kirche, besonders durch die Eucharistie, die Früchte der Erlösung Christi
zu vermitteln, „bis er kommt“ (1 Kor 11, 26).
ERSTES KAPITEL
Das Pascha-Mysterium in der Zeit
der Kirche
Die Liturgie – Werk der heiligsten
Dreifaltigkeit
221. Inwiefern ist der Vater Ursprung und Ziel der Liturgie?
1077-1083
In der Liturgie überhäuft uns der Vater in seinem Fleisch gewordenen, für
uns gestorbenen und auferstandenen Sohn mit seinen Segnungen, und er gießt den
Heiligen Geist in unsere Herzen aus. Zugleich preist die Kirche den Vater in
Anbetung, Lob und Danksagung und bittet um das Kommen seines Sohnes und des
Heiligen Geistes.
222. Welches Werk verrichtet Christus in der Liturgie?
1084-1090
In der Liturgie der Kirche bezeichnet und verwirklicht Christus vor allem
sein Pascha-Mysterium. Indem er den Aposteln den Heiligen Geist spendete, gab
er ihnen und ihren Nachfolgern die Vollmacht, das Heilswerk zu vollziehen –
und zwar durch das eucharistische Opfer und die Sakramente, in denen er selbst
wirkt, um den Gläubigen aller Zeiten und in aller Welt seine Gnade
mitzuteilen.
223. Wie wirkt der Heilige Geist in der Liturgie an der Kirche?
1091-1109
In der Liturgie wirkt der Heilige Geist auf das Engste mit der Kirche
zusammen. Er bereitet die Kirche auf die Begegnung mit ihrem Herrn vor. Er
ruft Christus dem Glauben der Versammlung in Erinnerung und bezeugt ihn. Er
vergegenwärtigt und aktualisiert das Mysterium Christi. Er vereint die Kirche
mit dem Leben und der Sendung Christi und lässt die Gabe der Gemeinschaft in
ihr Frucht bringen.
Das Pascha-Mysterium in den
Sakramenten der Kirche
224. Was sind die Sakramente und welche Sakramente gibt es?
1113-1131
Die Sakramente sind sinnlich wahrnehmbare, wirksame Zeichen der Gnade, die
von Christus eingesetzt und der Kirche anvertraut sind und durch die uns das
göttliche Leben gespendet wird. Es gibt sieben Sakramente: die Taufe, die
Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe.
225. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zu Christus?
1114-1116
Die Mysterien des Lebens Christi sind die Grundlage für das, was Christus
jetzt durch die Amtsträger seiner Kirche in den Sakramenten spendet.
„Was an unserem Erlöser sichtbar
war, ist in seine Sakramente übergegangen“ (hl. Leo der Große).
226. Welches Verhältnis besteht zwischen den Sakramenten und der Kirche?
1117-1119
Christus hat die Sakramente seiner Kirche anvertraut. Diese sind Sakramente
„der Kirche“ in einem doppelten Sinn: Sie sind „durch sie“ da, weil sie
Handlungen der Kirche sind, die ihrerseits Sakrament des Wirkens Christi ist.
Sie sind „für sie“ da, insofern sie die Kirche aufbauen.
227. Was ist der sakramentale Charakter?
1121
Der sakramentale Charakter ist ein geistliches Siegel, das
durch die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Weihe verliehen wird. Es
ist Verheißung und Gewähr des göttlichen Schutzes. Durch dieses Siegel wird
der Christ Christus gleichgestaltet, hat in verschiedener Weise an dessen
Priestertum teil, und gehört in unterschiedlichen Ständen und Aufgaben der
Kirche an. Er wird also dem Gottesdienst und dem Dienst der Kirche geweiht.
Weil dieses Siegel unauslöschlich ist, werden die Sakramente, die es
einprägen, nur einmal im Leben empfangen.
228. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zum Glauben?
1122-1126
Die Sakramente setzen den Glauben nicht nur voraus. Durch die Worte und die
rituellen Elemente nähren sie ihn auch, stärken ihn und bringen ihn zum
Ausdruck. Wenn die Kirche die Sakramente feiert, bekennt sie den apostolischen
Glauben. Deshalb gilt der alte Spruch: „lex orandi, lex credendi“: die
Kirche glaubt so, wie sie betet.
229. Warum sind die Sakramente wirksam?
1127-1128
Die Sakramente wirken ex opere operato („aufgrund der vollzogenen
sakramentalen Handlung“). Denn Christus ist in ihnen am Werk und vermittelt
die Gnade, die sie bezeichnen, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des
Spenders. Die Früchte der Sakramente sind aber auch von der inneren Verfassung
ihres Empfängers abhängig.
230. Aus welchem Grund sind die Sakramente heilsnotwendig?
1129
Auch wenn nicht alle Sakramente jedem einzelnen Gläubigen gespendet werden,
sind die Sakramente für die Christgläubigen heilsnotwendig: Sie verleihen die
sakramentalen Gnaden, die Vergebung der Sünden, die Annahme an Kindes Statt,
die Gleichgestaltung mit Christus, dem Herrn, und die Zugehörigkeit zur
Kirche. Der Heilige Geist heilt und verwandelt jene, die sie empfangen.
231. Was ist die sakramentale Gnade?
1129,
1131
Die sakramentale Gnade ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus
gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Diese Gnade unterstützt den Gläubigen
auf seinem Weg der Heiligkeit und hilft somit auch der Kirche, in der Liebe
und im Zeugnis zu wachsen.
232. Welche Beziehung besteht zwischen den Sakramenten und dem ewigen
Leben?
1131
In den Sakramenten empfängt die Kirche jetzt schon Anteil am ewigen Leben,
„während wir auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus warten“ (Tit 2, 13).
ZWEITES KAPITEL
Die sakramentale Feier des
Pascha-Mysteriums
Die Liturgie der Kirche feiern
Wer feiert?
233. Wer handelt in der Liturgie?
1135-1137
In der Liturgie handelt der „ganze Christus“ („Christus totus“), das
Haupt und der Leib. Als Hoherpriester feiert Christus die Liturgie zusammen
mit seinem Leib, der himmlischen und der irdischen Kirche.
234. Von wem wird die himmlische Liturgie gefeiert?
1138-1139
Die himmlische Liturgie wird von den Engeln und den Heiligen des Alten und
des Neuen Bundes gefeiert, besonders von der Gottesmutter, von den Aposteln,
von den Märtyrern und von einer großen Schar „aus allen Nationen und Stämmen,
Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann“ (Offb 7, 9). Wenn wir in
den Sakramenten das Heilsmysterium feiern, nehmen wir an dieser ewigen
Liturgie teil.
235. In welcher Weise feiert die Kirche auf Erden die Liturgie?
1120,
1132
Die Kirche auf Erden feiert die Liturgie als ein priesterliches Volk, in
dem jeder seiner Aufgabe entsprechend in der Einheit des Heiligen Geistes
handelt: Die Getauften bringen sich selbst als geistiges Opfer dar; die
geweihten Amtsträger feiern gemäß der Weihe, die sie für den Dienst an allen
Gliedern der Kirche empfangen haben; die Bischöfe und die Priester handeln in
der Person Christi, des Hauptes.
Wie wird die Liturgie gefeiert?
236. Wie wird die Liturgie gefeiert?
1145
Die liturgische Feier ist aus Zeichen und Symbolen gewoben, deren Bedeutung
in der Schöpfung und in den menschlichen Kulturen wurzelt, in den Ereignissen
des Alten Bundes deutlicher zutage tritt und in der Person und im Werk Christi
vollständig geoffenbart wird.
237. Woher kommen die sakramentalen Zeichen?
1146-1152
Einige kommen aus der Schöpfung (Licht, Wasser, Feuer, Brot, Wein, Öl),
andere aus dem menschlichen Zusammenleben (waschen, salben, das Brot brechen),
wieder andere aus der Heilsgeschichte im Alten Bund (die Pascha-Riten, die
Opfer, die Handauflegung, die Weihen). Diese Zeichen, von denen einige
normativ und unveränderlich sind, werden von Christus aufgenommen und zu
Trägern des heilbringenden und heiligenden Wirkens.
238. Welches Verhältnis besteht in der sakramentalen Feier zwischen
Handlungen und Worten?
1153-1155
In der sakramentalen Feier sind Handlungen und Worte eng miteinander
verbunden. Auch wenn die symbolischen Handlungen schon an und für sich eine
Sprache sind, ist es dennoch nötig, dass die Worte des Ritus diese Handlungen
begleiten und lebendig machen. In der Liturgie können Worte und Handlungen
nicht voneinander getrennt werden, insofern sie als Zeichen und Unterweisung
sind und auch bewirken, was sie bedeuten.
239. Unter welchen Bedingungen haben Gesang und Musik bei der
liturgischen Feier eine eigene Aufgabe?
1156-1158
Weil der Gesang und die Musik eng mit der liturgischen Handlung
zusammenhängen, ist auf folgende Bedingungen zu achten: Die Texte, die
vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft
werden sollen, müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; das Gebet
soll schön zum Ausdruck kommen; die Musik soll Qualität haben; die Gemeinde
soll beteiligt sein; der kulturelle Reichtum des Volkes Gottes ist zu
berücksichtigen; die Feier soll einen sakralen und festlichen Charakter haben.
„Wer singt, betet doppelt“ (hl. Augustinus).
240. Was ist der Zweck der heiligen Bilder?
1159-1162
Das Bild Christi ist die liturgische Ikone schlechthin. Andere Bilder, die
Maria und die Heiligen darstellen, sind Zeichen für Christus, der in ihnen
verherrlicht wird. Sie verkünden die gleiche frohe Botschaft, die die Heilige
Schrift durch das Wort überliefert. Sie helfen, unseren Glauben zu wecken und
zu nähren.
Wann wird die Liturgie gefeiert?
241. Was ist die Mitte der liturgischen Zeit?
1163-1167
Die Mitte der liturgischen Zeit ist der Sonntag, Fundament und Kern des
ganzen liturgischen Jahres. Dieses hat seinen Höhepunkt im jährlichen
Osterfest, dem Fest der Feste.
242. Welche Bedeutung hat das liturgische Jahr?
1168-1173
Im liturgischen Jahr feiert die Kirche das ganze Mysterium Christi, von der
Inkarnation bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. An bestimmten Tagen
verehrt die Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige Gottesgebärerin, und
feiert auch das Gedächtnis der Heiligen, die für Christus gelebt haben, mit
ihm gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind.
243. Was ist die Liturgie des Stundengebetes?
1174-1178
Das Stundengebet ist das öffentliche und allgemeine Gebet der Kirche. Es
ist das Gebet, das Christus zusammen mit seinem Leib, der Kirche, verrichtet.
Durch dieses Gebet heiligt und verklärt das Mysterium Christi, das wir in der
Eucharistie feiern, die Stunden eines jeden Tages. Es besteht hauptsächlich
aus Psalmen und anderen biblischen Texten sowie aus der Lesung von Texten der
Kirchenväter und geistlichen Lehrer.
Wo wird die Liturgie gefeiert?
244. Braucht die Kirche Orte, um die Liturgie zu feiern?
1179-1181
Der Kult „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4, 24) des Neuen Bundes
ist an keinen bestimmten Ort gebunden. Denn Christus ist der wahre Tempel
Gottes, durch den auch die Christen und die ganze Kirche unter dem Wirken des
Heiligen Geistes zum Tempel des lebendigen Gottes werden. In seinem irdischen
Dasein benötigt das Volk Gottes trotzdem Orte, an denen sich die Gemeinde
versammeln kann, um die Liturgie zu feiern.
245. Was sind Sakralbauten?
1181
Sakralbauten sind Gotteshäuser, die ein Symbol für die Kirche, die an
diesem Ort lebt, sowie für die himmlische Wohnung sind. Sie sind Stätten des
Gebets, in denen die Kirche vor allem die Eucharistie feiert und Christus
anbetet, der im Tabernakel wirklich gegenwärtig ist.
246. Welche Orte haben in Sakralbauten eine besondere Bedeutung?
1182-1186
Eine besondere Bedeutung haben der Altar, der Tabernakel, der
Aufbewahrungsort für das heilige Chrisam und die anderen heiligen Öle, der
Sitz des Bischofs (Kathedra) oder des Priesters, der Ambo, das Taufbecken und
der Beichtstuhl.
Vielfalt der Liturgie – Einheit des
Mysteriums
247. Warum wird das eine Mysterium Christi von der Kirche nach
verschiedenen liturgischen Traditionen gefeiert?
1200-1204
Weil der unerschöpfliche Reichtum des Mysteriums Christi nicht durch eine
einzelne liturgische Tradition ganz zum Ausdruck gebracht werden kann. Von
Anfang an hat dieser Reichtum deshalb in den verschiedenen Völkern und
Kulturen Ausdrucksformen gefunden, die sich in einer wunderbaren Vielfalt
gegenseitig ergänzen.
248. Welches Kriterium sichert die Einheit in der Vielfalt?
1205-1206
Es ist die Treue zur apostolischen Überlieferung, das heißt die
Gemeinschaft im Glauben und in den Sakramenten, welche die Kirche von den
Aposteln empfangen hat. Diese Gemeinschaft kommt in der apostolischen
Sukzession zum Ausdruck und wird durch sie gewährleistet. Die Kirche ist
katholisch: Sie kann alle wahren Reichtümer der Kulturen in ihre Einheit
einbinden.
249. Ist in der Liturgie alles unveränderlich?
1209
In der Liturgie, und vornehmlich in der Liturgie der Sakramente, gibt es
unveränderliche Bestandteile, weil sie göttlichen Ursprungs sind, über den die
Kirche zu wachen hat. Daneben gibt es Bestandteile, die verändert werden
können und die die Kirche an die Kulturen der verschiedenen Völker anpassen
kann und mitunter auch muss.
ZWEITER ABSCHNITT
DIE SIEBEN SAKRAMENTE
DER KIRCHE
Die sieben Sakramente der Kirche
Taufe
Firmung
Eucharistie
Buße
Krankensalbung
Weihe
Ehe
Septem Ecclesiae Sacramenta
Baptismum
Confirmatio
Eucharistia
Pænitentia
Unctio infirmorum
Ordo
Matrimonium
250. Wie werden die Sakramente der Kirche eingeteilt?
1210-1211
Sie werden eingeteilt in Sakramente der christlichen Initiation (Taufe,
Firmung und Eucharistie), Sakramente der Heilung (Buße und Krankensalbung) und
Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung (Weihe und Ehe). Sie
betreffen die wichtigen Zeitpunkte im christlichen Leben. Alle Sakramente sind
auf die Eucharistie „als auf ihr eigentliches Ziel hingeordnet“ (hl. Thomas
von Aquin).
ERSTES KAPITEL
Die Sakramente der christlichen
Initiation
251. Wie geschieht die christliche Initiation?
1212,
1275
Sie geschieht durch die Sakramente, welche die Grundlagen des
christlichen Lebens legen: Durch die Taufe werden die Gläubigen wiedergeboren,
durch das Sakrament der Firmung gestärkt und durch die Eucharistie genährt.
Das Sakrament der Taufe
252. Wie wird das erste Sakrament der Initiation genannt?
1213-1216
Man nennt es vor allem Taufe nach dem in seiner Feier wesentlichen
Ritus: Taufen bedeutet ins Wasser „eintauchen“. Der Täufling wird in den Tod
Christi eingetaucht und ersteht mit ihm als eine „neue Schöpfung“ (2 Kor
5, 17). Es wird auch „Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen
Geist“ (Tit 3, 5) oder „Erleuchtung“ genannt, denn die Getauften werden
„Kinder des Lichts“ (Eph 5, 8).
253. Wie ist die Taufe im Alten Bund vorgebildet?
1217-1222
Im Alten Bund gibt es verschiedene Vorzeichen der Taufe: das Wasser
als Quelle von Leben und Tod; die Arche Noachs, die vom Wasser rettet;
der Durchzug durch das Rote Meer, der Israel aus der ägyptischen
Knechtschaft befreit; die Überschreitung des Jordan, die Israel in das
verheißene Land führt - ein Bild für das ewige Leben.
254. Wer führt diese Vorzeichen zur Vollendung?
1223-1225
Jesus Christus führt sie zur Vollendung. Zu Beginn seines öffentlichen
Lebens lässt er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen. Am Kreuz lässt
er aus seiner durchbohrten Seite Blut und Wasser strömen, Zeichen der Taufe
und der Eucharistie. Nach der Auferstehung gibt er den Aposteln die Sendung:
„Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie
auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt
28, 19).
255. Seit wann und wem spendet die Kirche die Taufe?
1226-1228
Seit dem Pfingsttag spendet die Kirche die Taufe allen, die an Jesus
Christus glauben.
256. Worin besteht der wesentliche Ritus der Taufe?
1229-1245
Der wesentliche Ritus dieses Sakramentes besteht darin, dass der Täufling
in Wasser getaucht oder sein Kopf mit Wasser übergossen und dabei der Name des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes angerufen wird.
257. Wer kann die Taufe empfangen?
1246-1252
Fähig zum Empfang der Taufe ist jede Person, die noch nicht getauft ist.
258. Warum tauft die Kirche Kinder?
1250, 1282
Weil die Kinder, die mit der Erbsünde geboren werden, der Taufe bedürfen,
um von der Macht des Bösen befreit und in das Reich der Freiheit der Kinder
Gottes versetzt zu werden.
259. Was wird von einem Täufling verlangt?
1253-1255
Von jedem Täufling wird das Bekenntnis des Glaubens verlangt, das bei der
Erwachsenentaufe von ihm persönlich und bei der Kindertaufe von den Eltern und
von der Kirche ausgesprochen wird. Auch der Pate oder die Patin und die ganze
kirchliche Gemeinschaft tragen Mitverantwortung für die Vorbereitung auf die
Taufe (Katechumenat) sowie für die Entfaltung des Glaubens und der Taufgnade.
260. Wer kann taufen?
1256-1284
Ordentliche Spender der Taufe sind der Bischof und der Priester und in der
lateinischen Kirche auch der Diakon. Im Notfall kann jeder Mensch taufen,
sofern er nur die Absicht hat, das zu tun, was die Kirche tut. Er gießt Wasser
über den Kopf des Täuflings und spricht die trinitarische Taufformel: „Ich
taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
261. Ist die Taufe heilsnotwendig?
1257,
2377
Die Taufe ist für jene Menschen heilsnotwendig, denen das Evangelium
verkündet worden ist und die die Möglichkeit haben, um dieses Sakrament zu
bitten.
262. Kann man ohne die Taufe zum Heil gelangen?
1258-1261
Da Christus für das Heil aller gestorben ist, können auch ohne Taufe jene
gerettet werden, die um des Glaubens willen sterben (Bluttaufe), die
Katechumenen sind und ebenso alle, die zwar Christus und die Kirche nicht
kennen, aber unter dem Antrieb der Gnade aufrichtig nach Gott suchen und
danach streben, seinen Willen zu erfüllen (Verlangen nach der Taufe).
Die ohne Taufe verstorbenen Kinder werden von der Kirche in ihrer Liturgie der
Barmherzigkeit Gottes anvertraut.
263. Welche Wirkungen hat die Taufe?
1262-1274
Die Taufe bewirkt die Vergebung der Erbsünde, aller persönlichen Sünden und
der Sündenstrafen. Sie schenkt Anteil am göttlichen Leben der Dreifaltigkeit
durch die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die den Täufling
in Christus und in seine Kirche eingliedert. Sie gibt Anteil am Priestertum
Christi und bildet die Grundlage der Gemeinschaft mit allen Christen. Sie
spendet die göttlichen Tugenden und die Gaben des Heiligen Geistes. Der
Getaufte gehört für immer Christus an: Er ist mit dem unauslöschlichen Siegel
Christi (Charakter) bezeichnet.
264. Welche Bedeutung hat der bei der Taufe erhaltene christliche Name?
2156-2159
Der Name ist wichtig, denn Gott kennt jeden bei seinem Namen, das heißt in
seiner Einmaligkeit. Bei der Taufe erhält der Christ seinen Namen in der
Kirche. Vorzugsweise soll es der Name eines Heiligen sein, der dem Getauften
ein Vorbild an Heiligkeit bietet und ihm seine Fürbitte bei Gott zusichert.
Das Sakrament der Firmung
265. Welchen Platz hat die Firmung im göttlichen Heilsplan?
1285-1288
Im Alten Bund haben die Propheten die Ausgießung des Geistes des Herrn über
den erwarteten Messias und über das ganze messianische Volk angekündigt. Das
ganze Leben und die Sendung Jesu verlaufen in völliger Gemeinschaft mit dem
Heiligen Geist. An Pfingsten empfangen die Apostel den Heiligen Geist und
verkünden „Gottes große Taten“ (Apg 2, 11). Durch Handauflegung
vermitteln sie den Neugetauften die Gabe ebendieses Geistes. Die Kirche hat
die Jahrhunderte hindurch weiter vom Geist gelebt und ihn ihren Kindern
mitgeteilt.
266. Warum wird dieses Sakrament Firmung oder Chrismation
genannt?
1289
Es heißt Firmung, weil es die Taufgnade bestätigt und stärkt. In den
Ostkirchen wird es aufgrund seines wesentlichen Ritus, der in der Salbung
besteht, Chrismation mit dem heiligen Myron genannt.
267. Worin besteht der wesentliche Ritus der Firmung?
1290-1301
Der wesentliche Ritus der Firmung ist die Salbung mit dem heiligen Chrisam
(mit Balsam vermischtes Öl, das vom Bischof geweiht wird). Dabei legt der
Spender dem Getauften die Hand auf und spricht die dem Ritus eigenen
sakramentalen Worte. Im Westen wird die Stirn gesalbt mit den Worten: „Sei
besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ In den Ostkirchen des
byzantinischen Ritus werden auch andere Körperteile gesalbt mit der Formel:
„Siegel der Gabe des Heiligen Geistes“.
268. Welche Wirkung hat die Firmung?
1302-1305
Die Wirkung der Firmung ist die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes,
wie einst an Pfingsten. Diese Ausgießung prägt der Seele ein unauslöschliches
Siegel ein und führt zum Wachstum der Taufgnade: Sie verwurzelt tiefer in der
Gotteskindschaft; sie vereint fester mit Christus und mit seiner Kirche; sie
stärkt in der Seele die Gaben des Heiligen Geistes; sie schenkt eine besondere
Kraft, um für den christlichen Glauben Zeugnis abzulegen.
269. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1306-1311
Wer bereits getauft ist, kann und muss dieses Sakrament ein einziges Mal
empfangen. Um es fruchtbar zu empfangen, muss der Firmling im Stand der Gnade
sein.
270. Wer ist der Spender der Firmung?
1312-1314
Ursprünglicher Spender ist der Bischof. So wird die Verbindung des
Gefirmten mit der Kirche in ihrer apostolischen Struktur deutlich. Wenn der
Priester dieses Sakrament spendet, wie es üblicherweise im Osten und in
besonderen Fällen auch im Westen geschieht, wird die Verbindung mit dem
Bischof und mit der Kirche durch den Priester, der Mitarbeiter des Bischofs
ist, und durch das heilige Chrisam, das vom Bischof selbst geweiht wird, zum
Ausdruck gebracht.
Das Sakrament der Eucharistie
271. Was ist die Eucharistie?
1322-1323
Sie ist das Opfer des Leibes und Blutes Christi. Der Herr Jesus hat die
Eucharistie eingesetzt, damit das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch
bis zu seiner Wiederkunft fortdauere. So hat er seiner Kirche das Gedächtnis
seines Todes und seiner Auferstehung anvertraut. Die Eucharistie ist das
Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das österliche Mahl, in dem Christus
genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und das Unterpfand des ewigen Lebens
gegeben wird.
272. Wann hat Jesus Christus die Eucharistie eingesetzt?
1323
Er hat sie am Gründonnerstag eingesetzt, „in der Nacht, in der er
ausgeliefert wurde“ (1 Kor 11, 23), während er mit seinen Aposteln das
Letzte Abendmahl feierte.
273. Wie hat er sie eingesetzt?
1337-1340
Nachdem er seine Apostel im Abendmahlssaal versammelt hatte, nahm Jesus das
Brot in seine Hände, brach es, reichte es ihnen und sprach: „Nehmet und esset
alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Dann nahm er den
Kelch mit Wein in seine Hände und sprach: „Nehmet und trinket alle daraus: Das
ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für
alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
274. Welche Bedeutung hat die Eucharistie im Leben der Kirche?
1324-1327
Sie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. In der
Eucharistie gipfelt das heiligende Handeln Gottes uns gegenüber und unsere
Verehrung ihm gegenüber. Die Eucharistie enthält das Heilsgut der Kirche in
seiner ganzen Fülle: Christus selbst, unser Osterlamm. Die Teilnahme am
göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes werden durch die
Eucharistie bezeichnet und bewirkt. Durch die Eucharistiefeier vereinen wir
uns schon jetzt mit der Liturgie des Himmels und nehmen das ewige Leben
vorweg.
275. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1328-1332
Der unerschöpfliche Reichtum dieses Sakramentes kommt in den verschiedenen
Benennungen zum Ausdruck, die jeweils besondere Aspekte unterstreichen. Die
üblichsten Benennungen sind: Eucharistie; heilige Messe; Mahl des Herrn;
Brechen des Brotes; Eucharistiefeier; Gedächtnis des Leidens, des Sterbens und
der Auferstehung des Herrn; heiliges Opfer; heilige und göttliche Liturgie;
heilige Mysterien; allerheiligstes Sakrament des Altars; heilige Kommunion.
276. Welche Stellung hat die Eucharistie im göttlichen Heilsplan?
1333-1344
Im Alten Bund wird die Eucharistie vor allem im jährlichen Paschamahl
angekündigt, das von den Juden zum Gedenken an den hastigen, befreienden
Auszug aus Ägypten jedes Jahr mit ungesäuerten Broten gefeiert wurde. Jesus
kündigt die Eucharistie in seiner Lehre an und setzt sie während der Feier des
Paschamahls mit seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl ein. In Treue gegenüber
dem Auftrag des Herrn: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11, 24),
hat die Kirche die Eucharistie immer gefeiert, vor allem am Sonntag, dem Tag
der Auferstehung Jesu.
277. Wie ist der Ablauf der Eucharistiefeier?
1345-1355
Die Eucharistiefeier entfaltet sich in zwei großen Teilen, die eine einzige
Kulthandlung bilden: im Wortgottesdienst, der die Verkündigung und das Hören
des Wortes Gottes umfasst, und in der eucharistischen Liturgie, die aus der
Darbringung von Brot und Wein, dem Hochgebet oder der Anaphora mit den
Wandlungsworten und der Kommunion besteht.
278. Wer zelebriert die Eucharistiefeier?
1348
Die Eucharistie zelebriert der gültig geweihte Priester (Bischof oder
Presbyter), der in der Person Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche
handelt.
279. Welche Gaben sind für den Vollzug der Eucharistie wesentlich und
notwendig?
1350,
1412
Wesentlich und notwendig sind Brot aus Weizen und Wein aus Weintrauben.
280. In welchem Sinn ist die Eucharistie Gedächtnis des Opfers
Christi?
1356-1367
Die Eucharistie ist Gedächtnis in dem Sinn, dass sie das Opfer, das
Christus dem Vater am Kreuz ein für allemal für die Menschheit dargebracht
hat, gegenwärtig und lebendig macht. Der Opfercharakter der Eucharistie tritt
schon in den Einsetzungsworten zutage: „Das ist mein Leib, der für euch
hingegeben wird… Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch
vergossen wird“ (Lk 22, 19–20). Das Opfer des Kreuzes und das Opfer der
Eucharistie sind ein einziges Opfer. Die Opfergabe und der Opfernde
sind dieselben, nur die Weise des Opferns ist verschieden: blutig am Kreuz,
unblutig in der Eucharistie.
281. Wie nimmt die Kirche am eucharistischen Opfer teil?
1368-1372
In der Eucharistie wird das Opfer Christi auch zum Opfer der Glieder seines
Leibes. Das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre
Arbeit werden mit Christus vereinigt. Als Opfer wird die Eucharistie außerdem
für alle lebenden und verstorbenen Gläubigen dargebracht, als Sühne für die
Sünden aller Menschen und um geistliche und zeitliche Gaben von Gott zu
erlangen. Auch die Kirche des Himmels ist mit dem Opfer Christi vereint.
282. Wie ist Jesus in der Eucharistie gegenwärtig?
1373-1375
Jesus Christus ist in der Eucharistie auf einzigartige und unvergleichliche
Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substantiell, mit seinem Leib und
seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit. In der Eucharistie ist also
der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das
heißt unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein.
283. Was bedeutet Transsubstantiation?
1376-1377
Transsubstantiation bedeutet die Verwandlung der ganzen Substanz des
Brotes in die Substanz des Leibes Christi und der ganzen Substanz des Weines
in die Substanz seines Blutes. Diese Verwandlung vollzieht sich im
eucharistischen Gebet durch die Wirkkraft des Wortes Christi und das Handeln
des Heiligen Geistes. Die sinnlich wahrnehmbaren Merkmale des Brotes und des
Weines, also die „eucharistischen Gestalten“, bleiben jedoch unverändert.
284. Wird durch das Brechen des Brotes Christus geteilt?
1377,
1390
Durch das Brechen des Brotes wird Christus nicht geteilt: In jeder der
Gestalten und in jedem ihrer Teile ist der ganze Christus enthalten.
285. Wie lange dauert die eucharistische Gegenwart Christi?
1377
Sie dauert so lange, wie die eucharistischen Gestalten bestehen.
286. Welche Art der Verehrung gebührt dem Sakrament der Eucharistie?
1378-1381
Diesem Sakrament gebührt sowohl während als auch außerhalb der
Eucharistiefeier der Kult der Anbetung, der Gott allein vorbehalten ist. Darum
werden die konsekrierten Hostien von der Kirche mit größter Sorgfalt
aufbewahrt, den Kranken und anderen Menschen gebracht, die nicht an der
heiligen Messe teilnehmen können, den Gläubigen zur feierlichen Anbetung
ausgesetzt und in Prozession getragen. Die Kirche lädt die Gläubigen zu
häufigem Besuch und zur Anbetung des Allerheiligsten ein, das im Tabernakel
aufbewahrt wird.
287. Warum ist die Eucharistie das österliche Mahl?
1382-1384
Die Eucharistie ist das österliche Mahl. Denn Christus, der auf
sakramentale Weise sein Pascha vollzieht, schenkt uns seinen Leib und sein
Blut als Speise und Trank und vereinigt uns in seinem Opfer mit sich und
untereinander.
288. Was bedeutet der Altar?
1383,
1410
Der Altar ist das Sinnbild Christi selbst, der zugegen ist als
Opfergabe (Altar - Kreuzesopfer) und als himmlische Speise, die uns geschenkt
wird (Altar - eucharistischer Tisch).
289. Wann verpflichtet die Kirche zur Teilnahme an der heiligen Messe?
1389,
1417
Die Kirche verpflichtet die Gläubigen, an jedem Sonntag und an den
gebotenen Feiertagen an der heiligen Messe teilzunehmen. Sie empfiehlt den
Messbesuch auch an den anderen Tagen.
290. Wann ist man zum Empfang der heiligen Kommunion verpflichtet?
1389, 1417
Die Kirche empfiehlt den Gläubigen, die an der heiligen Messe teilnehmen,
auch die heilige Kommunion unter den notwendigen Voraussetzungen zu empfangen.
Sie schreibt dies verpflichtend wenigstens an Ostern vor.
291. Was ist erforderlich, um die heilige Kommunion zu empfangen?
1385-1388
Um die heilige Kommunion zu empfangen, muss man der katholischen Kirche
voll eingegliedert sein und sich im Stand der Gnade befinden, das heißt man
darf sich keiner Todsünde bewusst sein. Wer sich einer schweren Sünde bewusst
ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt.
Wichtig ist auch der Geist der Sammlung und des Gebetes, die Beobachtung des
von der Kirche vorgeschriebenen Fastens und die Körperhaltung (Gesten,
Kleidung) als Zeichen der Ehrfurcht vor Christus.
292. Welche Früchte bringt die heilige Kommunion?
1391-1397
Die heilige Kommunion vertieft unsere Verbundenheit mit Christus und mit
seiner Kirche, bewahrt und erneuert das in der Taufe und in der Firmung
erhaltene Gnadenleben und lässt uns in der Liebe zum Nächsten wachsen. Indem
sie uns in der Liebe stärkt, tilgt sie die lässlichen Sünden und bewahrt uns
vor zukünftigen Todsünden.
293. Wann ist es möglich, die heilige Kommunion anderen Christen zu
spenden?
1398-1401
Katholische Spender spenden erlaubt die heilige Kommunion Angehörigen der
Ostkirchen, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche
stehen, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert
sind.
Was die Mitglieder der anderen kirchlichen Gemeinschaften betrifft, spenden
katholische Spender die heilige Kommunion erlaubt jenen Christen, die bei
Vorliegen einer schweren Notlage von sich aus darum bitten, in rechter Weise
disponiert sind und bezüglich des Sakramentes den katholischen Glauben
bekunden.
294. Warum ist die Eucharistie „Unterpfand der künftigen Herrlichkeit“?
1402-1405
Weil die Eucharistie uns mit aller Gnade und allem Segen des Himmels
erfüllt, stärkt sie uns für die Pilgerschaft dieses Lebens und lässt uns das
ewige Leben ersehnen. Sie vereint uns schon jetzt mit Christus, der
aufgefahren ist zur Rechten des Vaters, mit der Kirche des Himmels, mit der
seligen Jungfrau und mit allen Heiligen.
In der Eucharistie brechen wir „ein Brot, das
Arznei der Unsterblichkeit ist, Gegengift, dass man nicht stirbt, sondern
lebt in Jesus Christus immerdar“ (hl. Ignatius von Antiochien).
ZWEITES KAPITEL
Die Sakramente der Heilung
295. Warum hat Christus die Sakramente der Buße und der Krankensalbung
eingesetzt?
1420-1421
Christus, der Arzt der Seele und des Leibes, hat sie eingesetzt, weil das
neue Leben, das er uns in den Sakramenten der christlichen Initiation
geschenkt hat, geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden kann.
Darum wollte er, dass die Kirche sein Heilungs- und Heilswerk durch diese
beiden Sakramente fortsetze.
Das Sakrament der Busse und der
Versöhnung
296. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1422-1424
Es wird Sakrament der Buße, der Versöhnung, der Vergebung, der Beichte oder
der Umkehr genannt.
297. Warum gibt es ein Sakrament der Versöhnung nach der Taufe?
1425-1426
Das in der Taufe erhaltene neue Leben in der Gnade hat die Schwäche der
menschlichen Natur und die Neigung zur Sünde (die Konkupiszenz) nicht
behoben. Deshalb setzte Christus dieses Sakrament für die Umkehr der Getauften
ein, die sich durch die Sünde von ihm entfernt haben.
298. Wann wurde dieses Sakrament eingesetzt?
1485
Der auferstandene Herr hat dieses Sakrament eingesetzt, als er sich am
Osterabend seinen Aposteln zeigte und zu ihnen sprach: „Empfangt den Heiligen
Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).
299. Bedürfen die Getauften der Umkehr?
1427-1429
1487-1489
Der Ruf Christi zur Umkehr ergeht auch weiterhin im Leben der Getauften.
Die Umkehr ist eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche, die heilig ist,
aber in ihrem Schoß Sünder umfasst.
300. Was ist die innere Buße?
1430-1433
1490
Die innere Buße ist die Regung eines „zerknirschten Geistes“ (Ps 51,
19), der durch die göttliche Gnade dazu bewegt wird, auf die barmherzige Liebe
Gottes zu antworten. Sie schließt den Schmerz und die Abscheu vor den
begangenen Sünden, den festen Vorsatz, in Zukunft nicht mehr zu sündigen, und
das Vertrauen auf die Hilfe Gottes ein. Sie wird von der Hoffung auf die
göttliche Barmherzigkeit genährt.
301. In welchen Formen drückt sich die Buße im christlichen Leben aus?
1434-1439
Die Buße drückt sich in sehr verschiedenen Formen aus, besonders im Fasten,
Beten und Almosengeben. Diese und viele andere Formen der Buße kann der Christ
im täglichen Leben praktizieren, besonders in der Fastenzeit und am Freitag,
dem Tag der Buße.
302. Welche Elemente sind beim Sakrament der Versöhnung wesentlich?
1440-1449
Wesentlich sind zwei Elemente: das Handeln des Menschen, der sich unter dem
Walten des Heiligen Geistes bekehrt, und die Lossprechung durch den Priester,
der im Namen Christi die Vergebung schenkt und die Art der Genugtuung
bestimmt.
303. Welches sind die Akte des Pönitenten?
1450-1460
Die Akte des Pönitenten sind: eine sorgfältige Gewissenserforschung;
die Reue, die vollkommen ist, wenn sie aus der Liebe zu Gott
hervorgeht, und unvollkommen, wenn sie auf anderen Motiven beruht, und die den
Vorsatz einschließt, nicht mehr zu sündigen; das Bekenntnis, das im
Geständnis der Sünden vor dem Priester besteht; die Genugtuung oder
Buße, die der Beichtvater dem Pönitenten auferlegt, um den Schaden
wiedergutzumachen, den die Sünde verursacht hat.
304. Welche Sünden muss man beichten?
1456
1493, 1497
Man muss alle noch nicht gebeichteten schweren Sünden beichten, an die man
sich nach einer sorgfältigen Gewissenserforschung erinnert. Die Beichte der
schweren Sünden ist der einzige ordentliche Weg, um die Vergebung zu erlangen.
305. Wann ist man verpflichtet, die schweren Sünden zu beichten?
1457
Jeder Gläubige ist nach Erreichen des Unterscheidungsalters verpflichtet,
die schweren Sünden wenigstens einmal jährlich, und in jedem Fall vor dem
Empfang der heiligen Kommunion, zu beichten.
306. Warum können auch die lässlichen Sünden bei der sakramentalen
Beichte bekannt werden?
1458
Das Bekenntnis der lässlichen Sünden wird von der Kirche nachdrücklich
empfohlen, auch wenn es nicht im strengen Sinn notwendig ist. Es ist für uns
eine Hilfe, unser Gewissen richtig zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen
anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistlichen Leben zu
wachsen.
307. Wer ist der Spender des Bußsakramentes?
1461-1466
1495
Christus hat den Dienst der Versöhnung seinen Aposteln und deren
Nachfolgern, den Bischöfen, sowie deren Mitarbeitern, den Priestern,
anvertraut. Sie werden darum zu Werkzeugen der Barmherzigkeit und der
Gerechtigkeit Gottes. Sie üben die Vollmacht der Sündenvergebung im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes aus.
308. Wem ist die Lossprechung von bestimmten Sünden vorbehalten?
1463
Die Lossprechung von bestimmten, besonders schweren Sünden (wie von jenen,
die mit der Exkommunikation belegt werden) ist dem Apostolischen Stuhl oder
dem Ortsbischof oder den von ihnen ermächtigten Priestern vorbehalten. Im Fall
von Todesgefahr kann allerdings jeder Priester von jeder Sünde und jeder
Exkommunikation lossprechen.
309. Ist der Beichtvater an das Beichtgeheimnis gebunden?
1467
Weil dieser Dienst überaus groß ist und Achtung und Behutsamkeit gegenüber
dem Beichtenden erfordert, ist jeder Beichtvater ausnahmslos und unter
strengsten Strafen verpflichtet, das sakramentale Siegel, das heißt das
absolute Stillschweigen über die in der Beichte erfahrenen Sünden, zu wahren.
310. Welche Wirkungen hat dieses Sakrament?
1468-1470
Die Wirkungen des Bußsakramentes sind: die Versöhnung mit Gott und folglich
die Vergebung der Sünden; die Versöhnung mit der Kirche; die Wiedererlangung
des Gnadenstandes, falls er verloren war; der Erlass der durch die Todsünden
verdienten ewigen Strafe und der wenigstens teilweise Erlass der zeitlichen
Strafen, die aus der Sünde folgen; der Friede und die Ruhe des Gewissens und
der geistliche Trost; das Wachstum der geistlichen Kräfte für den christlichen
Kampf.
311. Kann man dieses Sakrament in gewissen Fällen mit dem allgemeinen
Sündenbekenntnis und der gemeinsamen Lossprechung feiern?
1480-1484
Wenn eine schwere Notlage besteht (etwa in unmittelbarer Todesgefahr), kann
man sich mit der gemeinschaftlichen Feier der Versöhnung mit allgemeinem
Sündenbekenntnis und gemeinsamer Lossprechung behelfen. Dabei sind die
Richtlinien der Kirche zu beachten, und die Pönitenten müssen den Vorsatz
haben, die schweren Sünden möglichst bald einzeln zu beichten.
312. Was sind Ablässe?
1471-1479
1498
Ablässe sind der Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die
hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. Einen solchen Erlass erlangt der
Gläubige unter bestimmten Bedingungen für sich oder für die Verstorbenen durch
den Dienst der Kirche, die als Vermittlerin der Erlösung den Schatz der
Verdienste Christi und der Heiligen austeilt.
Das Sakrament der Krankensalbung
313. Wie wird die Krankheit im Alten Testament erlebt?
1499-1502
Im Alten Testament erfährt der Mensch in der Krankheit seine Begrenztheit.
Zugleich nimmt er wahr, dass die Krankheit auf geheimnisvolle Weise mit der
Sünde zusammenhängt. Die Propheten haben vorausgesehen, dass die Krankheit
auch einen erlösenden Wert für die eigenen Sünden und die Sünden anderer haben
kann. So wurde die Krankheit im Blick auf Gott erlebt, von dem der Mensch die
Heilung erflehte.
314. Welche Bedeutung hat das Mitleid Jesu mit den Kranken?
1503-1505
Das Mitleid Jesu mit den Kranken und seine zahlreichen Heilungen von
Krankheiten sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass mit ihm das Reich
Gottes und folglich der Sieg über Sünde, Leiden und Tod gekommen ist. Durch
sein Leiden und seinen Tod gibt er dem Leiden einen neuen Sinn: Vereint mit
seinem Leiden, kann es zu einem Mittel der Läuterung und des Heils für uns und
für die anderen werden.
315. Wie verhält sich die Kirche gegenüber den Kranken?
1506-1513
1526-1527
Die Kirche hat vom Herrn den Auftrag erhalten, die Kranken zu heilen. Darum
bemüht sie sich, die Kranken zu pflegen und mit ihrer Fürbitte zu begleiten.
Vor allem besitzt sie ein besonderes Sakrament für die Kranken, das von
Christus selbst eingesetzt und vom heiligen Jakobus bezeugt ist: „Ist einer
von euch krank? Dann rufe er die Presbyter der Kirche zu sich; sie sollen
Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben“ (Jak
5, 14).
316. Wer kann das Sakrament der Krankensalbung empfangen?
1514-1515
1528-1529
Dieses Sakrament kann jener Gläubige empfangen, der wegen Krankheit oder
Altersschwäche in Lebensgefahr gerät. Derselbe Gläubige kann es auch weitere
Male empfangen, wenn sich die Krankheit verschlimmert oder wenn ihm eine
andere schwere Krankheit zustößt. Wenn möglich, soll der Feier dieses
Sakramentes eine individuelle Beichte des Kranken vorausgehen.
317. Wer spendet dieses Sakrament?
1516, 1530
Die Krankensalbung kann nur von Priestern (Bischöfen oder Presbytern)
gespendet werden.
318. Wie wird dieses Sakrament gefeiert?
1517-1519
1531
Die Feier dieses Sakramentes besteht im Wesentlichen in der Salbung
der Stirn und der Hände des Kranken (im römischen Ritus) oder auch weiterer
Körperteile (in anderen Riten) mit dem Öl, das, wenn möglich, vom Bischof
geweiht wurde. Diese Salbung wird begleitet durch das Gebet des
Priesters, das die besondere Gnade dieses Sakramentes erfleht.
319. Welche Wirkungen hat dieses Sakramentes?
1520-1523
1532
Es verleiht eine besondere Gnade, die den Kranken zu seinem eigenen Wohl
und zum Wohl der ganzen Kirche noch inniger mit dem Leiden Christi vereint,
ihm Trost, Friede, Mut und auch die Vergebung der Sünden schenkt, wenn der
Kranke nicht beichten konnte. Manchmal, wenn Gott es will, gewährt dieses
Sakrament auch die Genesung des Leibes. In jedem Fall bereitet diese Salbung
den Kranken auf den Hinübergang in das Haus des Vaters vor.
320. Was ist die Wegzehrung?
1524-1525
Die Wegzehrung ist die Eucharistie, die jene empfangen, die am Ende des
irdischen Lebens angelangt sind und sich auf den Hinübergang in das ewige
Leben vorbereiten. In diesem Moment des Hinübergangs zum Vater ist die
Kommunion mit dem Leib und mit dem Blut des gestorbenen und auferstandenen
Christus Same des ewigen Lebens und Kraft zur Auferstehung.
DRITTES KAPITEL
Die Sakramente im Dienst der
Gemeinschaft und der Sendung
321. Welche Sakramente stehen im Dienst der Gemeinschaft und der
Sendung?
1533-1535
Zwei Sakramente, die Weihe und die Ehe, verleihen eine spezielle Gnade für
eine besondere Sendung in der Kirche und dienen dem Aufbau des Volkes Gottes.
Sie tragen vor allem zur kirchlichen Gemeinschaft und zum Heil der anderen
bei.
Das Sakrament der Weihe
322. Was ist das Sakrament der Weihe?
1536
Die Weihe ist das Sakrament, durch das die Sendung, die Christus seinen
Aposteln anvertraut hat, in der Kirche weiterhin bis zum Ende der Zeiten
ausgeübt wird.
323. Warum wird dieses Sakrament Weihe („Ordination“, ordo)
genannt?
1537-1538
Ordo bezeichnet eine kirchliche Körperschaft, in die man durch eine
spezielle Weihe (Ordination) eingegliedert wird. Diese Weihe gestattet
aufgrund einer besonderen Gabe des Heiligen Geistes, im Namen und mit der
Autorität Christi eine heilige Vollmacht im Dienst am Volk Gottes
auszuüben.
324. Welche Stellung hat das Weihesakrament im göttlichen Heilsplan?
1539-1545
1590-1591
Vorzeichen dieses Sakramentes sind im Alten Bund der Dienst der Leviten
sowie das Priestertum Aarons und die Einsetzung der siebzig „Ältesten“ (Num
11, 25). Diese Vorzeichen finden in Christus Jesus ihre Vollendung. Er ist
durch sein Kreuzesopfer der einzige „Mittler zwischen Gott und den Menschen“ (1
Tim 2, 5) und der „Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks“ (Hebr
5, 10). Das einzige Priestertum Christi wird durch das amtliche Priestertum
gegenwärtig gemacht.
„Allein Christus ist wahrer Priester, die
anderen aber sind seine Diener“ (hl. Thomas von Aquin).
325. Aus wie vielen Stufen besteht das Weihesakrament?
1554, 1593
Es besteht aus drei Stufen, die für die organische Struktur der Kirche
unersetzlich sind: Episkopat, Presbyterat und Diakonat.
326. Welche Wirkung hat die Bischofsweihe?
1555-1559
1594
Die Bischofsweihe überträgt die Fülle des Weihesakramentes, macht den
Bischof zum rechtmäßigen Nachfolger der Apostel, gliedert ihn in das
Bischofskollegium ein, wo er mit dem Papst und den anderen Bischöfen die Sorge
für alle Kirchen teilt, und verleiht ihm die Ämter des Lehrens, der Heiligung
und des Leitens.
327. Was ist die Aufgabe des Bischofs in der ihm anvertrauten
Teilkirche?
1560-1561
Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, ist das sichtbare Prinzip
und das Fundament für die Einheit dieser Kirche, für die er als Stellvertreter
Christi mit Hilfe seiner Priester und Diakone das Hirtenamt erfüllt.
328. Welche Wirkung hat die Priesterweihe?
1562-1567
1595
Die Salbung des Geistes prägt dem Priester ein unauslöschliches geistliches
Siegel ein, macht ihn Christus, dem Priester, gleichförmig und befähigt ihn,
im Namen Christi, des Hauptes, zu handeln. Als Mitarbeiter des bischöflichen
Standes ist er geweiht, um das Evangelium zu predigen, um den Gottesdienst zu
feiern, vor allem die Eucharistie, aus der sein Dienst Kraft schöpft, und um
der Hirt der Gläubigen zu sein.
329. Wie übt der Priester sein Amt aus?
1568
Obwohl der Priester für eine weltweite Sendung geweiht ist, übt er sein Amt
in einer Teilkirche in sakramentaler Brüderlichkeit mit den anderen Priestern
aus. Sie bilden das Presbyterium und tragen in Gemeinschaft mit dem Bischof
und in Abhängigkeit von ihm die Verantwortung für die Teilkirche.
330. Welche Wirkung hat die Diakonatsweihe?
1569-1571
1596
Der Diakon wird Christus, dem Diener aller, gleichgestaltet. Er wird zum
Dienst in der Kirche geweiht, den er unter der Autorität seines Bischofs
ausübt. Er verrichtet Aufgaben im Dienst am Wort, in Liturgie, Seelsorge und
Caritas.
331. Wie wird das Weihesakrament gefeiert?
1572-1574
1597
In allen drei Stufen wird das Weihesakrament dadurch gespendet, dass der
Bischof dem Weihekandidaten die Hände auf das Haupt legt und das
feierliche Weihegebet spricht. Mit diesem Gebet erfleht der Bischof von
Gott für den Kandidaten und seinen Dienst die besondere Ausgießung des
Heiligen Geistes und seiner Gaben.
332. Wer kann dieses Sakrament spenden?
1575-1576
1600
Weil sie die Nachfolger der Apostel sind, kommt es den gültig geweihten
Bischöfen zu, die drei Stufen des Weihesakramentes zu spenden.
333. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1577-1578
1598
Die heilige Weihe kann gültig nur ein getaufter Mann empfangen: Die Kirche
weiß sich gebunden durch diese Wahl, die der Herr selbst getroffen hat.
Niemand hat einen Anspruch auf den Empfang des Weihesakramentes. Er muss
vielmehr von der Autorität der Kirche als für dieses Amt geeignet angesehen
werden.
334. Wird von dem, der das Weihesakrament empfängt, der Zölibat
verlangt?
1579-1580
1599
Für den Episkopat wird der Zölibat immer verlangt. Für den Presbyterat
werden in der lateinischen Kirche normalerweise gläubige Männer ausgewählt,
die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches
willen“ (Mt 19, 12) beizubehalten; in den Ostkirchen ist es nicht
gestattet, nach dem Empfang der Weihe zu heiraten. Zum ständigen Diakonat
können auch bereits verheiratete Männer zugelassen werden.
335. Welche Wirkungen hat das Weihesakrament?
1581-1589
Dieses Sakrament schenkt eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes,
die den Geweihten - entsprechend der jeweiligen Stufe des Sakramentes -
Christus in seinem Amt als Priester, Prophet und König gleichgestaltet. Die
Weihe verleiht ein unauslöschliches geistliches Siegel. Darum kann sie weder
wiederholt noch auf Zeit gespendet werden.
336. Mit welcher Autorität wird das amtliche Priestertum ausgeübt?
1546-1553
1592
Die geweihten Priester sprechen und handeln bei der Ausübung ihres heiligen
Dienstamtes nicht in eigener Autorität und auch nicht aufgrund einer
Beauftragung oder Delegation durch die Gemeinschaft, sondern in der Person
Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche. Darum unterscheidet sich das
Amtspriestertum dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach vom gemeinsamen
Priestertum der Gläubigen, für dessen Dienst es von Christus eingesetzt wurde.
Das Sakrament der Ehe
337. Welchen Plan hat Gott für Mann und Frau?
1601-1605
Gott ist die Liebe. Er hat die Menschen aus Liebe erschaffen und zur Liebe
berufen. Als Mann und Frau erschaffen, hat er sie in der Ehe zu einer innigen
Gemeinschaft des Lebens und der gegenseitigen Liebe berufen, so dass sie
„nicht mehr zwei, sondern eins“ sind (Mt 19, 6). Gott segnete sie und
sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar, und vermehrt euch“ (Gen 1, 28).
338. Wozu hat Gott die Ehe eingesetzt?
1643-1644
1652-1654
1659-1660
Die eheliche Vereinigung von Mann und Frau, die durch den Schöpfer
grundgelegt und mit eigenen Gesetzen ausgestattet wurde, ist von Natur aus auf
die Gemeinschaft und das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und
Erziehung von Kindern hingeordnet. Nach dem ursprünglichen Plan Gottes ist die
eheliche Vereinigung unauflöslich, wie Jesus Christus bestätigt: „Was Gott
verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mk 10, 9).
339. In welcher Weise bedroht die Sünde die Ehe?
1606-0608
Aufgrund der ersten Sünde, die auch den Bruch der vom Schöpfer geschenkten
Gemeinschaft zwischen Mann und Frau verursacht hat, wird die eheliche
Vereinigung sehr oft durch Zwietracht und Untreue bedroht. Doch in seiner
unendlichen Barmherzigkeit schenkt Gott dem Mann und der Frau seine Gnade,
damit sie ihre Lebenseinheit nach dem ursprünglichen Plan Gottes
verwirklichen.
340. Was lehrt das Alte Testament über die Ehe?
1609-1611
Vor allem durch die Schule des Gesetzes und der Propheten hilft Gott seinem
Volk, nach und nach das Bewusstsein der Einheit und der Unauflöslichkeit der
Ehe zu entwickeln. Der Ehebund Gottes mit Israel ist Vorbereitung und
Vorzeichen des Neuen Bundes, den Jesus Christus, der Sohn Gottes, mit seiner
Braut, der Kirche, geschlossen hat.
341. Was ist die Neuheit, die Christus der Ehe geschenkt hat?
1612-1617
1661
Jesus Christus stellt die von Gott gewollte anfängliche Ordnung wieder her.
Darüber hinaus gibt er die Gnade, die Ehe in der neuen Würde eines Sakramentes
zu leben, nämlich als Zeichen seiner bräutlichen Liebe zur Kirche: „Ihr
Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat“ (Eph 5,
25).
342. Ist die Ehe eine Verpflichtung für alle?
1618-1620
Die Ehe ist nicht eine Verpflichtung für alle. Im Besonderen beruft Gott
einige Männer und Frauen, dem Herrn Jesus auf dem Weg der Jungfräulichkeit
oder des Zölibats um des Himmelreiches willen zu folgen. Sie verzichten auf
das große Gut der Ehe, um sich um die Dinge des Herrn zu kümmern und danach zu
streben, ihm zu gefallen. Sie werden so zu einem Zeichen des absoluten
Vorrangs der Liebe zu Christus und des sehnsüchtigen Wartens auf sein Kommen
in Herrlichkeit.
343. Wie wird das Sakrament der Ehe gefeiert?
1621-1624
1663
Da die Ehe die Gatten in einen öffentlichen Lebensstand innerhalb der
Kirche stellt, geschieht die Trauung öffentlich vor dem Priester (oder dem
dazu bevollmächtigten Zeugen der Kirche) und den anderen Zeugen.
344. Was ist der Ehekonsens?
1625-1632
1662
Der Ehekonsens ist der von einem Mann und einer Frau ausgedrückte Wille,
sich einander endgültig hinzugeben, um in einem treuen, fruchtbaren Bund der
Liebe zu leben. Die Ehe kommt durch den Konsens zustande, der deshalb
unerlässlich und unersetzlich ist. Damit die Ehe gültig ist, muss der Konsens
die wahre Ehe zum Gegenstand haben und ein bewusster und freier menschlicher
Akt sein, der nicht auf Zwang oder Gewalt beruht.
345. Was ist erforderlich, wenn einer der beiden Gatten nicht katholisch
ist?
1633-1637
Mischehen (Ehen zwischen Katholiken und getauften Nichtkatholiken)
bedürfen der Erlaubnis der kirchlichen Autorität. Im Fall der
Kultverschiedenheit (Ehen zwischen Katholiken und Ungetauften) ist zur
Gültigkeit eine Dispens erforderlich. In jedem Fall ist es von grundlegender
Bedeutung, dass die Gatten die Annahme der wesentlichen Zwecke und
Eigenschaften der Ehe nicht ausschließen und dass der katholische Gatte die
Verpflichtungen bekräftigt, den Glauben zu bewahren sowie die Taufe und die
katholische Erziehung der Kinder zu sichern. Diese Verpflichtungen müssen auch
dem anderen Gatten bekannt sein.
346. Welche Wirkungen hat das Ehesakrament?
1638-1642
Das Sakrament der Ehe schafft zwischen den Ehegatten ein Band, das
lebenslang und ausschließlich ist. Gott selbst besiegelt den Konsens der
Brautleute. Darum kann die zwischen Getauften geschlossene und vollzogene Ehe
nie aufgelöst werden. Außerdem verleiht dieses Sakrament den Brautleuten die
notwendige Gnade zur Erlangung der Heiligkeit im Eheleben und zur
verantwortungsvollen Annahme und Erziehung der Kinder.
347. Welche Sünden stehen in schwerem Widerspruch zum Ehesakrament?
1645-1648
1664
Solche Sünden sind: der Ehebruch; die Polygamie, die der gleichen Würde von
Mann und Frau sowie der Einheit und Ausschließlichkeit der ehelichen Liebe
widerspricht; die Weigerung, fruchtbar zu sein, die das eheliche Leben um die
Gabe der Kinder bringt; die Scheidung, die der Unauflöslichkeit der Ehe
entgegensteht.
348. Wann gestattet die Kirche, dass sich die Gatten dem Leib nach
trennen?
1629, 1649
Falls das Zusammenleben aus schwerwiegenden Gründen praktisch unmöglich
geworden ist, gestattet die Kirche die Trennung der Gatten dem Leib nach,
obwohl sie wünscht, dass sie sich versöhnen. Doch solange der Partner lebt,
sind sie nicht frei, eine neue Ehe zu schließen, es sei denn, ihre Ehe ist
ungültig und wird von der kirchlichen Autorität für ungültig erklärt.
349. Welche Haltung hat die Kirche gegenüber den wiederverheirateten
Geschiedenen?
1650-1651
1665
In Treue zum Herrn kann die Kirche die Verbindung der zivil
wiederverheirateten Geschiedenen nicht als Ehe anerkennen. „Wer seine Frau aus
der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch
eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen
anderen heiratet“ (Mk 10, 11–12). Die Kirche schenkt diesen
Menschen aufmerksame Zuwendung und lädt sie zu einem Leben aus dem Glauben,
zum Gebet, zu Werken der Nächstenliebe und zur christlichen Erziehung der
Kinder ein. Doch solange diese Situation fortdauert, die dem Gesetz Gottes
objektiv widerspricht, können sie nicht die sakramentale Lossprechung
empfangen, nicht zur heiligen Kommunion hinzutreten und gewisse kirchliche
Aufgaben nicht ausüben.
350. Warum wird die christliche Familie auch Hauskirche genannt?
1655-1658
1666
Weil die Familie die gemeinschaftliche und familiäre Natur der Kirche als
Familie Gottes ausdrückt und verwirklicht. Alle Glieder der Familie üben gemäß
der je eigenen Rolle das durch die Taufe erworbene Priestertum aus und tragen
dazu bei, dass aus der Familie eine Gnaden- und Gebetsgemeinschaft wird, eine
Schule der menschlichen und christlichen Tugenden und ein Ort der ersten
Verkündigung des Glaubens an die Kinder.
VIERTES KAPITEL
Andere liturgische Feiern
Die Sakramentalien
351. Was sind Sakramentalien?
1667-1672
1677-1678
Sakramentalien sind von der Kirche eingesetzte heilige Zeichen, durch die
gewisse Lebensumstände geheiligt werden. Sie enthalten ein Gebet, das vom
Kreuzzeichen und anderen Zeichen begleitet wird. Unter den Sakramentalien
nehmen die Segnungen einen wichtigen Platz ein. Sie sind Lobpreisungen Gottes
und Gebete um seine Gaben sowie Weihen von Personen und Weihen von
Gegenständen für den Gottesdienst.
352. Was ist ein Exorzismus?
1673
Wenn die Kirche mit ihrer Autorität im Namen Jesu darum betet, dass eine
Person oder ein Gegenstand vor dem Einfluss des Bösen beschützt oder seiner
Herrschaft entzogen wird, handelt es sich um einen Exorzismus. In gewöhnlicher
Form wird der Exorzismus im Taufritus vollzogen. Der feierliche, sogenannte
Große Exorzismus darf nur von einem durch den Bischof bevollmächtigten
Priester vorgenommen werden.
353. Welche Formen der Volksfrömmigkeit begleiten das sakramentale Leben
der Kirche?
1674-1676
1679
Der religiöse Sinn des christlichen Volkes hat immer unterschiedliche
Ausdrucksformen in den mannigfaltigen Frömmigkeitsformen gefunden, die das
sakramentale Leben der Kirche begleiten. Dazu gehören etwa die
Reliquienverehrung, der Besuch von Heiligtümern, die Wallfahrten, die
Prozessionen, die Kreuzwegandachten und der Rosenkranz. Durch das Licht des
Glaubens erhellt und fördert die Kirche die echten Formen der
Volksfrömmigkeit.
Das christliche Begräbnis
354. Welche Beziehung gibt es zwischen den Sakramenten und dem Tod des
Christen?
1680-1683
Der Christ, der in Christus stirbt, gelangt am Ende seines irdischen
Daseins zur Vollendung des neuen Lebens, das mit der Taufe begonnen hat, durch
die Firmung Stärkung erfuhr und durch die Eucharistie, die Vorwegnahme des
himmlischen Mahles, genährt wurde. Der Sinn des christlichen Sterbens wird im
Licht des Todes und der Auferstehung Christi, unserer einzigen Hoffnung,
offenbar. Der Christ, der in Christus Jesus stirbt, geht, um „daheim beim
Herrn zu sein“ (2 Kor 5, 8).
355. Was bringt die Begräbnis zum Ausdruck?
1684-1685
Das Begräbnis wird zwar in verschiedenen Riten entsprechend den
Verhältnissen und Überlieferungen jeder Region gefeiert, bringt aber immer den
österlichen Charakter des christlichen Sterbens in der Hoffnung auf die
Auferstehung sowie den Sinn der Gemeinschaft mit der verstorbenen Person zum
Ausdruck, vor allem durch das Gebet um die Läuterung ihrer Seele.
356. Welches sind die Hauptmomente des Begräbnisses?
1686-1690
Gewöhnlich umfasst das Begräbnis vier Hauptmomente: den Empfang des
Leichnams durch die Gemeinde mit Worten des Trostes und der Hoffnung, den
Wortgottesdienst, das eucharistische Opfer sowie die Verabschiedung, bei der
die Seele der verstorbenen Person Gott, der Quelle ewigen Lebens, anvertraut
wird, während ihr Leib in der Erwartung der Auferstehung zu Grabe getragen
wird.
DRITTER TEIL
DAS LEBEN IN CHRISTUS
ERSTER ABSCHNITT
DIE BERUFUNG DES MENSCHEN:
DAS LEBEN IM HEILIGEN GEIST
357. Wie ist das sittliche Leben des Christen mit dem Glauben und mit
den Sakramenten verbunden?
1691-1698
Was das Glaubensbekenntnis bezeugt, geben die Sakramente weiter. Durch sie
erhalten die Gläubigen die Gnade Christi und die Gaben des Heiligen Geistes.
So werden sie befähigt, das neue Leben als Kinder Gottes in Christus, den sie
im Glauben angenommen haben, zu leben.
„Christ, erkenne deine Würde!“ (hl.
Leo der Große).
ERSTES KAPITEL
Die Würde des Menschen
Der Mensch: Gottes Ebenbild
358. Was ist die Wurzel der menschlichen Würde?
1699-1715
Die Würde des Menschen wurzelt in seiner Erschaffung nach Gottes Bild und
Ähnlichkeit. Der Mensch ist mit einer geistigen, unsterblichen Seele, mit
Verstand und freiem Willen ausgestattet, auf Gott hingeordnet und mit Leib und
Seele zur ewigen Seligkeit berufen.
Unsere Berufung zur Seligkeit
359. Wie gelangt der Mensch zur Seligkeit?
1716
Der Mensch gelangt zur Seligkeit durch die Gnade Christi, die ihm Anteil am
göttlichen Leben schenkt. Im Evangelium weist Christus den Seinen den Weg, der
zum Glück ohne Ende führt: die Seligpreisungen. Die Gnade Christi wirkt auch
in jedem Menschen, der dem rechten Gewissen folgt, das Wahre und das Gute
sucht und liebt und das Böse meidet.
360. Warum sind die Seligpreisungen für uns wichtig?
1716-1717
1725-1726
Die Seligpreisungen stehen im Herzen der Predigt Jesu. Sie nehmen die seit
Abraham gemachten Verheißungen Gottes wieder auf und führen sie zur
Vollendung. Sie zeichnen das Antlitz Jesu selbst, charakterisieren das echt
christliche Leben und enthüllen dem Menschen das letzte Ziel seines Handelns:
die ewige Seligkeit.
361. In welcher Beziehung stehen die Seligpreisungen zur Sehnsucht des
Menschen nach Glück?
1718-1719 1725
Sie entsprechen dem natürlichen Verlangen nach Glück, das Gott in das Herz
des Menschen gelegt hat, um ihn an sich zu ziehen. Nur Gott vermag dieses
Verlangen zu stillen.
362. Was ist die ewige Seligkeit?
1720-1724
1727-1729
Sie ist die Schau Gottes im ewigen Leben, in dem wir vollkommen „an der
göttlichen Natur“ (2 Petr 1, 4), an der Herrlichkeit Christi und an der
Wonne des dreifaltigen Lebens teilhaben werden. Die Seligkeit übersteigt die
menschlichen Fähigkeiten: Sie ist ein übernatürliches, ungeschuldetes Geschenk
Gottes, wie die Gnade, die zu ihr führt. Die verheißene Seligkeit stellt uns
vor wichtige sittliche Entscheidungen in Bezug auf die irdischen Güter und
treibt uns an, Gott über alles zu lieben.
Die Freiheit des Menschen
363. Was ist die Freiheit?
1730-1733
1743-1744
Die Freiheit ist die von Gott dem Menschen geschenkte Fähigkeit, zu handeln
oder nicht zu handeln, dieses oder jenes zu tun und so von sich aus bewusste
Entscheidungen zu treffen. Die Freiheit kennzeichnet die im eigentlichen Sinn
menschlichen Handlungen. Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Die
Freiheit erreicht dann ihre Vollendung, wenn sie auf Gott, das höchste Gut und
unsere Seligkeit, ausgerichtet ist. In der Freiheit liegt auch die
Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Die Entscheidung zum Bösen ist
ein Missbrauch der Freiheit, der zur Sklaverei der Sünde führt.
364. Welches Verhältnis besteht zwischen Freiheit und Verantwortung?
1734-1737
1745-1746
Aufgrund seiner Freiheit ist der Mensch für seine Taten soweit
verantwortlich, als sie willentlich sind. Die Anrechenbarkeit einer Tat und
die Verantwortung für sie können aber durch Unkenntnis, Unachtsamkeit,
erlittene Gewalt, Furcht, übermäßige Affekte oder Gewohnheiten vermindert, ja
manchmal sogar aufgehoben sein.
365. Warum hat jeder Mensch das Recht, seine Freiheit auszuüben?
1738-1747
Das Recht, seine Freiheit auszuüben, ist jedem Menschen eigen, weil es
untrennbar mit der Würde der menschlichen Person verbunden ist. Darum ist
dieses Recht immer zu achten, besonders in sittlichen und religiösen Belangen.
Es muss durch die staatliche Gesetzgebung anerkannt und innerhalb der Grenzen
des Gemeinwohls und der gerechten öffentlichen Ordnung geschützt werden.
366. Welchen Platz hat die menschliche Freiheit in der Heilsordnung?
1739-1742
1748
Unsere Freiheit ist aufgrund der ersten Sünde geschwächt. Diese Schwächung
ist durch die nachfolgenden Sünden akuter geworden. Christus aber hat uns „zur
Freiheit befreit“ (Gal 5, 1). Durch seine Gnade führt uns der Heilige
Geist zur inneren Freiheit, um uns zu seinen freien Mitarbeitern in der Kirche
und in der Welt zu machen.
367. Welches sind die Quellen der Sittlichkeit menschlicher Handlungen?
1749-1754
1757-1758
Der sittliche Charakter menschlicher Handlungen hängt von drei Quellen ab:
vom gewählten Objekt, also davon, ob ein wahres oder ein nur
scheinbares Gut gewählt wird; von der Absicht des handelnden Subjekts,
das heißt vom Ziel, das mit der Handlung angestrebt wird; und von den
Umständen der Handlung einschließlich ihrer Folgen.
368. Wann ist eine Handlung sittlich gut?
1755-1756
1759-1760
Eine Handlung ist sittlich gut, wenn zugleich das Objekt, die Absicht und
die Umstände gut sind. Das gewählte Objekt allein kann ein Handeln als Ganzes
zu etwas Schlechtem machen, auch wenn die Absicht gut ist. Es ist nicht
erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht. Eine
schlechte Absicht macht die Handlung zu etwas Schlechtem, selbst wenn ihr
Objekt an sich gut ist. Dagegen macht eine gute Absicht ein wegen seines
Objektes schlechtes Verhalten nicht gut, denn der Zweck rechtfertigt nicht die
Mittel. Die Umstände können die Verantwortung des Handelnden vermindern oder
vermehren, können aber nicht die sittliche Beschaffenheit der Handlungen
selbst ändern; niemals machen sie eine in sich schlechte Handlung gut.
369. Gibt es Handlungen, die immer unerlaubt sind?
1756-1761
Es gibt Handlungen, die zu wählen wegen ihres Objektes (zum Beispiel
Gotteslästerung, Mord, Ehebruch) immer unerlaubt sind. Ein solcher Entschluss
bedingt schon eine Ungeordnetheit des Willens, das heißt etwas sittlich
Schlechtes, das nicht mit dem Verweis auf Güter, die eventuell daraus
entstehen könnten, gerechtfertigt werden kann.
Die Sittlichkeit der Leidenschaften
370. Was sind die Leidenschaften?
1762-1766
1771-1772
Die Leidenschaften sind Gefühle, Affekte oder Bewegungen des
Empfindungsvermögens, die natürliche Regungen der menschlichen Seele sind und
zum Handeln oder Nicht-Handeln drängen, je nachdem, ob etwas als gut oder als
schlecht empfunden wird. Die grundlegenden Leidenschaften sind Liebe und Hass,
Verlangen und Furcht, Freude und Traurigkeit sowie Zorn. Die wichtigste
Leidenschaft ist die Liebe, die durch die Anziehungskraft des Guten
hervorgerufen wird. Man liebt nur Gutes, ob es nun wirklich oder nur scheinbar
gut ist.
371. Sind die Leidenschaften sittlich gut oder schlecht?
1767-1770
1773-1775
Als Regungen des Empfindungsvermögens sind die Leidenschaften an sich weder
gut noch schlecht: Sie sind gut, wenn sie zu einer guten Handlung beitragen;
sie sind schlecht, wenn das Gegenteil der Fall ist. Sie können in die Tugenden
aufgenommen oder durch die Laster verdorben werden.
Das Gewissen
372. Was ist das Gewissen?
1776-1780
1795-1797
Das Gewissen, das im Innersten des Menschen wirkt, ist ein Urteil der
Vernunft, das ihm zum gegebenen Zeitpunkt gebietet, das Gute zu tun und das
Böse zu unterlassen. Durch das Gewissen erfasst der Mensch, ob eine
auszuführende oder bereits vollbrachte Handlung sittlich gut oder schlecht
ist, und kann die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn er auf das Gewissen
hört, kann der kluge Mensch die Stimme Gottes, der zu ihm spricht, vernehmen.
373. Was verlangt die Würde des Menschen in Bezug auf das Gewissen?
1780-1782
1798
Die Würde der menschlichen Person verlangt, dass das Gewissen richtig
urteilt (das heißt, dass es mit dem übereinstimmt, was gemäß der Vernunft und
dem göttlichen Gesetz gerecht und gut ist). Aufgrund ebendieser persönlichen
Würde darf der Mensch nicht gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln,
und man darf ihn - innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls - auch nicht daran
hindern, in Übereinstimmung mit seinem Gewissen zu handeln, vor allem im
Bereich der Religion.
374. Wie wird das Gewissen gebildet, damit es richtig und wahrhaftig
ist?
1783-1788
1799-1800
Das richtige und wahrhaftige Gewissen wird durch die Erziehung und durch
die Aneignung des Wortes Gottes und der Lehre der Kirche gebildet. Das
Gewissen wird durch die Gaben des Heiligen Geistes unterstützt und durch die
Ratschläge weiser Menschen orientiert. Darüber hinaus sind das Gebet und die
Gewissenerforschung für die sittliche Bildung von großem Nutzen.
375. Welchen Regeln muss das Gewissen immer folgen?
1789
Es gibt drei allgemeine Regeln: 1) Es ist nie erlaubt, Böses zu tun, damit
daraus etwas Gutes hervorgehe. 2) Die sogenannte goldene Regel: „Alles,
was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7, 12). 3) Die
christliche Liebe achtet immer den Nächsten und sein Gewissen; dies bedeutet
freilich nicht, dass etwas als gut angenommen wird, was objektiv schlecht ist.
376. Kann das Gewissen Fehlurteile fällen?
1790-1794
1801-1802
Die Person muss dem sicheren Urteil ihres Gewissens stets Folge leisten.
Aber aus Gründen, die nicht immer frei von persönlicher Schuld sind, kann das
Gewissen auch Fehlurteile fällen. Das Böse, das eine Person aus
unverschuldeter Unwissenheit begeht, kann ihr jedoch nicht zur Last gelegt
werden, auch wenn es objektiv etwas Böses bleibt. Aus diesem Grund müssen wir
uns bemühen, Irrtümer des Gewissens zu beheben.
Die Tugenden
377. Was ist die Tugend?
1803, 1833
Die Tugend ist eine beständige, feste Neigung, das Gute zu tun. „Das Ziel
eines tugendhaften Lebens besteht darin, Gott ähnlich zu werden“ (hl. Gregor
von Nyssa). Es gibt menschliche und göttliche Tugenden.
378. Was sind die menschlichen Tugenden?
1804
1810-1811
1834, 1839
Die menschlichen Tugenden sind beständige, verlässliche Vollkommenheiten
des Verstandes und des Willens, die unser Tun regeln, unsere Leidenschaften
ordnen und unser Verhalten der Vernunft und dem Glauben entsprechend lenken.
Sie werden durch wiederholte sittlich gute Handlungen erworben und gestärkt,
sie werden durch die göttliche Gnade geläutert und erhoben.
379. Welche grundlegenden menschlichen Tugenden gibt es?
1805, 1834
Die grundlegenden menschlichen Tugenden sind die sogenannten
Kardinaltugenden. Alle anderen sind rund um sie angeordnet, sie bilden die
Angelpunkte des tugendhaften Lebens. Es sind dies die Klugheit, die
Gerechtigkeit, die Tapferkeit und die Mäßigung.
380. Was ist die Klugheit?
1806, 1835
Die Klugheit macht die Vernunft bereit, in jeder Lage unser wahres Gut zu
erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu verwirklichen. Sie
steuert die anderen Tugenden, indem sie ihnen Regel und Maß gibt.
381. Was ist die Gerechtigkeit?
1807, 1836
Die Gerechtigkeit ist der beständige, feste Wille, den anderen das zu
geben, was ihnen gebührt. Die Gerechtigkeit gegenüber Gott nennt man „Tugend
der Gottesverehrung“.
382. Was ist die Tapferkeit?
1808, 1837
Die Tapferkeit lässt in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des
Guten durchhalten. Sie reicht bis zur Fähigkeit, für eine gerechte Sache
eventuell sogar das eigene Leben zu opfern.
383. Was ist die Mäßigung?
1809, 1838
Die Mäßigung zügelt die Neigung zu Vergnügungen, sichert die Herrschaft des
Willens über die Triebe und lässt im Gebrauch der geschaffenen Dinge das
rechte Maß einhalten.
384. Was sind die göttlichen Tugenden?
1812-1813
1840
Die göttlichen Tugenden haben Gott selbst zum Ursprung, zum Beweggrund und
zum unmittelbaren Gegenstand. Sie werden dem Menschen mit der heiligmachenden
Gnade eingegossen und machen ihn fähig, in Verbindung mit der Dreifaltigkeit
zu leben. Sie bilden die Grundlage und die Seele des sittlichen Handelns des
Christen und beleben die menschlichen Tugenden. Sie sind das Unterpfand dafür,
dass der Heilige Geist in den menschlichen Fähigkeiten wirkt und gegenwärtig
ist.
385. Welche göttlichen Tugenden gibt es?
1813, 1841
Die göttlichen Tugenden sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe.
386. Was ist der Glaube?
1814-1816
1842
Der Glaube ist jene göttliche Tugend, durch die wir an Gott und an all das
glauben, was er uns geoffenbart hat und was die Kirche uns zu glauben vorlegt.
Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Im Glauben überantwortet sich der Mensch
Gott in Freiheit. Darum ist der gläubige Mensch bestrebt, den Willen Gottes zu
erkennen und zu tun, denn der Glaube ist „in der Liebe wirksam“ (Gal 5,
6).
387. Was ist die Hoffnung?
1817-1821
1843
Die Hoffnung ist jene göttliche Tugend, durch die wir das ewige Leben als
unser Glück von Gott ersehnen und erwarten, indem wir auf die Verheißungen
Christi vertrauen und uns auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen,
damit wir das ewige Leben verdienen und bis zum Ende des irdischen Lebens
ausharren.
388. Was ist die Liebe?
1822-1829
1844
Die Liebe ist jene göttliche Tugend, durch die wir Gott über alles und aus
Liebe zu Gott unseren Nächsten wie uns selbst lieben. Jesus macht sie zum
neuen Gebot, zur Vollendung des Gesetzes. Die Liebe ist „das Band der
Vollkommenheit“ (Kol 3, 14) und die Grundlage der anderen Tugenden, die
sie beseelt, anregt und ordnet: Ohne sie „wäre ich nichts“ und „nützte mir
nichts“ (1 Kor 13, 1–3).
389. Was sind die Gaben des Heiligen Geistes?
1830-1831
1845
Die Gaben des Heiligen Geistes sind bleibende Anlagen, die den
Menschen geneigt machen, den göttlichen Eingebungen zu folgen. Es sind sieben:
Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
390. Was sind die Früchte des Heiligen Geistes?
1832
Die Früchte des Heiligen Geistes sind Vollkommenheiten, die der
Heilige Geist in uns als Erstlingsfrüchte der ewigen Herrlichkeit
hervorbringt. Die Überlieferung der Kirche zählt deren zwölf auf: „Liebe,
Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue,
Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit“ (Gal 5, 22–23 Vg.).
Die Sünde
391. Was verlangt die Annahme der Barmherzigkeit Gottes von uns?
1846-1848
1870
Um Gottes Barmherzigkeit annehmen zu können, müssen wir unsere Verfehlungen
bekennen und unsere Sünden bereuen. Gott selbst deckt durch sein Wort und
seinen Geist unsere Sünden auf, schenkt uns die Wahrheit des Gewissens und die
Hoffnung auf Vergebung.
392. Was ist die Sünde?
1849-1851
1871-1872
Die Sünde ist „ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum
ewigen Gesetz“ (hl. Augustinus). Die Sünde ist eine Beleidigung Gottes im
Ungehorsam gegenüber seiner Liebe. Sie verwundet die Natur des Menschen und
beeinträchtigt das menschliche Zusammenleben. In seiner Passion deckt Christus
die ganze Schwere der Sünde auf und überwindet sie durch seine Barmherzigkeit.
393. Gibt es verschiedenartige Sünden?
1852-1853
1873
Die Verschiedenartigkeit der Sünden ist groß. Man kann sie unterscheiden
nach ihrem Gegenstand, nach den Tugenden oder den Geboten, denen sie
widersprechen. Man kann sie in Sünden direkt gegen Gott, gegen den Nächsten
oder gegen uns selbst einteilen oder auch in Sünden, die man in Gedanken,
Worten und Werken oder durch Unterlassungen begeht.
394. Wie unterscheidet man die Sünden bezüglich ihrer Schwere?
1854
Man unterscheidet zwischen Todsünden und lässlichen Sünden.
395. Wann begeht man eine Todsünde?
1855-1861
1874
Man begeht eine Todsünde, wenn zugleich eine schwerwiegende Materie, die
volle Erkenntnis und die freiwillige Zustimmung vorliegen. Eine solche Sünde
zerstört in uns die Liebe, beraubt uns der heiligmachenden Gnade und führt uns
zum ewigen Tod der Hölle, wenn wir sie nicht bereuen. Todsünden werden
gewöhnlich durch das Taufsakrament oder durch das Sakrament der Buße und der
Versöhnung vergeben.
396. Wann begeht man eine lässliche Sünde?
1862-1864
1875
Man begeht eine lässliche Sünde, wenn es sich um eine nicht schwerwiegende
Materie handelt oder wenn zwar eine schwerwiegende Materie vorliegt, nicht
aber die volle Erkenntnis oder die volle Zustimmung. Die lässliche Sünde
unterscheidet sich wesentlich von der Todsünde. Sie bricht den Bund mit Gott
nicht, schwächt aber die Liebe. In ihr verrät sich eine ungeordnete Neigung zu
geschaffenen Gütern. Sie verhindert, dass die Seele in der Übung der Tugenden
und im Tun des sittlich Guten Fortschritte macht. Sie zieht zeitliche
Läuterungsstrafen nach sich.
397. Wie breitet sich in uns die Sünde aus?
1865, 1876
Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde. Ihre Wiederholung erzeugt das
Laster.
398. Was sind die Laster?
1866-1867
Die Laster, das Gegenteil der Tugenden, sind verkehrte Gewohnheiten, die
das Gewissen verdunkeln und zum Bösen geneigt machen. Die Laster können mit
den sieben sogenannten Hauptsünden in Verbindung gebracht werden.
Hauptsünden sind: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit,
Trägheit oder Überdruss.
399. Haben wir eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen?
1868
Wir haben eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen, wenn wir
schuldhaft daran mitwirken.
400. Was sind Strukturen der Sünde?
1869
Sündige Strukturen sind gesellschaftliche Situationen oder Institutionen,
die zum göttlichen Gesetz im Gegensatz stehen. Sie sind Ausdruck und Folge
persönlicher Sünden.
ZWEITES KAPITEL
Die menschliche Gemeinschaft
Person und Gesellschaft
401. Worin besteht die gesellschaftliche Dimension des Menschen?
1877-1880
1890-1891
Neben der persönlichen Berufung zur Seligkeit hat der Mensch auch eine
gesellschaftliche Dimension, die ein wesentliches Element seiner Natur und
seiner Berufung bildet. Alle Menschen sind nämlich zum gleichen Ziel berufen:
zu Gott. Zwischen der Gemeinschaft der göttlichen Personen und der
brüderlichen Gesinnung, in der die Menschen in Wahrheit und Liebe
untereinander leben sollen, besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Die Liebe zum
Nächsten lässt sich von der Liebe zu Gott nicht trennen.
402. Welche Beziehung gibt es zwischen Person und Gesellschaft?
1881-1882
1892-1893
Grund, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen ist die
Person und muss es sein. Manche Gesellschaften, so die Familie und der
Staat, sind für den Menschen notwendig. Unter Berücksichtigung des Prinzips
der Subsidiarität sind innerhalb der politischen Gemeinschaften sowie
auf internationaler Ebene auch andere Verbände nützlich.
403. Was besagt das Subsidiaritätsprinzip?
1883-1885
1894
Dieses Prinzip besagt, dass eine übergeordnete Gesellschaft nicht die
Aufgaben einer untergeordneten Gesellschaft übernehmen und sie nicht ihrer
Kompetenzen berauben darf, sondern sie vielmehr im Notfall unterstützen muss.
404. Was ist darüber hinaus für ein echt menschliches Zusammenleben
notwendig?
1886-1889
1895-1896
Es ist notwendig, dass die Gerechtigkeit und die richtige Ordnung der Werte
beachtet werden und man die materiellen und triebhaften Dimensionen den
inneren und geistigen Dimensionen unterordnet. Besonders dort, wo die Sünde
das Gesellschaftsklima verdirbt, ist zur Bekehrung der Herzen aufzurufen und
an die Gnade Gottes zu appellieren, um Gesellschaftsveränderungen
herbeizuführen, die wirklich im Dienst jedes Menschen und der ganzen Person
stehen. Die Liebe, die gerechtes Handeln verlangt und ermöglicht, ist das
größte soziale Gebot.
Die Beteiligung am gesellschaftlichen
Leben
405. Worauf gründet sich die Autorität in der Gesellschaft?
1897-1902
1918-1920
Jede menschliche Gemeinschaft bedarf einer rechtmäßigen Autorität, welche
die Ordnung aufrecht erhält und auf das Gemeinwohl bedacht ist. Diese
Autorität hat ihre Grundlage in der menschlichen Natur, denn sie entspricht
der von Gott gesetzten Ordnung.
406. Wann wird die Autorität rechtmäßig ausgeübt?
1901
1903-1904
1921-1923
Die Autorität wird dann rechtmäßig ausgeübt, wenn sie sich für das
Gemeinwohl einsetzt und sich dabei sittlich erlaubter Mittel bedient. Darum
sollen die Regierungsformen vom freien Willen der Menschen bestimmt werden und
das Prinzip des „Rechtsstaats“ achten, in dem das Gesetz und nicht die Willkür
der Menschen herrscht. Ungerechte Gesetze und Weisungen, die der sittlichen
Ordnung widersprechen, sind für die Gewissen nicht verpflichtend.
407. Was ist das Gemeinwohl?
1905-1906
1924
Das Gemeinwohl ist die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen
Lebens, die den Gruppen und den Einzelnen ermöglichen, die eigene Vollendung
zu erlangen.
408. Was gehört zum Gemeinwohl?
1907-1909
1925
Zum Gemeinwohl gehören: die Achtung und Förderung der Grundrechte der
Person; die Entfaltung der geistigen und zeitlichen Güter der Menschen und der
Gesellschaft; der Friede und die Sicherheit aller.
409. Wo wird das Gemeinwohl am vollständigsten verwirklicht?
1910-1912
1927
Am vollständigsten wird das Gemeinwohl in jenen politischen Gemeinschaften
verwirklicht, die das Wohl der Bürger und der kleineren Gemeinwesen schützen
und fördern, ohne das allgemeine Wohl der Menschheitsfamilie zu vergessen.
410. Wie wirkt der Mensch an der Verwirklichung des Gemeinwohls mit?
1913-1917
1926
Jeder Mensch wirkt auf seinem Platz und in seiner Rolle an der Förderung
des Gemeinwohls mit. Er soll die gerechten Gesetze befolgen und sich in den
Bereichen einsetzen, für die er persönlich Verantwortung trägt. Dazu gehören
etwa die Sorge für die eigene Familie und der Einsatz bei der Arbeit. Darüber
hinaus sollen die Bürger so weit wie möglich aktiv am öffentlichen Leben
teilnehmen.
Die soziale Gerechtigkeit
411. Wie gewährleistet die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit?
1928-1933
1943-1944
Die Gesellschaft gewährleistet die soziale Gerechtigkeit, wenn sie die
Würde und die Rechte der Person achtet; dies ist das eigentliche Ziel der
Gesellschaft. Außerdem fördert die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit, die
mit dem Gemeinwohl und mit der Ausübung der Autorität zusammenhängt, wenn sie
die Bedingungen schafft, die es den Verbänden und den Einzelnen ermöglichen,
das ihnen Zustehende zu erhalten.
412. Worauf gründet die Gleichheit unter den Menschen?
1934-1935
1945
Alle Menschen erfreuen sich der gleichen Würde und der gleichen
Grundrechte, weil sie nach dem Bilde des einzigen Gottes geschaffen und mit
der gleichen vernunftbegabten Seele ausgestattet sind, die gleiche Natur und
den gleichen Ursprung haben und in Christus, dem einzigen Retter, zu derselben
göttlichen Seligkeit berufen sind.
413. Wie sind die Ungleichheiten zwischen den Menschen zu bewerten?
1936-1938
1946-1947
Es gibt ungerechte wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheiten,
die Millionen von Menschen betreffen. Sie stehen in offenem Gegensatz zum
Evangelium und widersprechen der Gerechtigkeit, der Würde der Person und dem
Frieden. Aber es gibt auch durch verschiedene Faktoren verursachte
Unterschiede zwischen den Menschen, die dem Plan Gottes entsprechen. Gott will
nämlich, dass jeder Mensch vom anderen erhält, was er benötigt. Wer über
besondere „Talente“ verfügt, soll sie mit anderen teilen. Diese Unterschiede
ermutigen und verpflichten die Menschen oft zu Großmut, zu Wohlwollen und zum
Teilen. Sie regen die Kulturen an, einander zu bereichern.
414. Wie drückt sich die menschliche Solidarität aus?
1939-1942
1948
Die Solidarität, die aus der menschlichen und christlichen Brüderlichkeit
hervorgeht, zeigt sich in erster Linie in der gerechten Güterverteilung, in
der angemessenen Entlohnung der Arbeit und im Einsatz für eine gerechtere
Gesellschaftsordnung. Bei der Tugend der Solidarität geht es darum,
auch die geistigen Güter des Glaubens zu teilen, die noch wichtiger sind als
die materiellen Güter.
DRITTES KAPITEL
Das Heil Gottes: das Gesetz und die
Gnade
Das sittliche Gesetz
415. Was ist das sittliche Gesetz?
1949-1953
1975
Das sittliche Gesetz ist Werk der göttlichen Weisheit. Es schreibt dem
Menschen die Wege und Verhaltensregeln vor, die zur verheißenen Seligkeit
führen, und verbietet die Wege, die von Gott wegführen.
416. Was ist das natürliche Sittengesetz?
1954-1960
1978-1979
Das natürliche Sittengesetz, das der Schöpfer in das Herz jedes Menschen
geschrieben hat, ist Teilhabe an der Weisheit und Güte Gottes. Es bringt das
grundlegende sittliche Wissen zum Ausdruck, das dem Menschen ermöglicht, durch
die Vernunft zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist allgemeingültig
und unveränderlich und bildet das Fundament der grundlegenden Rechte und
Pflichten der Person sowie der menschlichen Gemeinschaft und auch des
staatlichen Gesetzes.
417. Wird dieses Gesetz von allen erkannt?
1960
Aufgrund der Sünde wird das natürliche Sittengesetz nicht immer und nicht
von allen mit gleicher Klarheit und Unmittelbarkeit erkannt.
Darum hat Gott „auf die Gesetzestafeln das
geschrieben, was die Menschen nicht in ihren Herzen lasen“ (hl.
Augustinus).
418. Welche Beziehung besteht zwischen dem natürlichen Gesetz und dem
alten Gesetz?
1961-1962
1980
Das alte Gesetz ist die erste Stufe des geoffenbarten Gesetzes. Es bringt
viele Wahrheiten zum Ausdruck, die der Vernunft von Natur aus einsichtig sind
und so in den Heilsbünden ihre Bestätigung und Beglaubigung finden. Seine
sittlichen Vorschriften, die in den zehn Geboten des Dekalogs zusammengefasst
sind, legen die Grundlagen der Berufung des Menschen. Sie untersagen, was
gegen die Liebe zu Gott und zum Nächsten verstößt, und schreiben vor, was für
die Liebe wesentlich ist.
419. Welche Stellung hat das alte Gesetz im Heilsplan?
1963-1964
1981-1982
Das alte Gesetz ermöglicht, viele Wahrheiten zu erkennen, die der Vernunft
zugänglich sind. Es zeigt an, was man tun soll oder nicht tun soll. Es
bereitet vor allem wie ein weiser Lehrmeister auf die Bekehrung und die
Aufnahme des Evangeliums vor. Das alte Gesetz ist heilig, geistlich und gut.
Aber es ist dennoch unvollkommen, denn es gibt nicht von sich aus die Kraft
und die Gnade des Geistes zu seiner Erfüllung.
420. Was ist das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums?
1965-1972
1977
1983-1985
Das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums, das Christus verkündet und
verwirklicht hat, ist die Fülle und die Vollendung des natürlichen und
des geoffenbarten göttlichen Gesetzes. Es ist zusammengefasst in dem Gebot,
Gott und den Nächsten zu lieben, und einander zu lieben, wie Christus uns
geliebt hat. Es ist auch eine Wirklichkeit im Innern des Menschen, nämlich die
Gnade des Heiligen Geistes, die eine solche Liebe ermöglicht. Es ist „das
Gesetz der Freiheit“ (Jak 1, 25), denn es führt uns dazu, unter dem
Antrieb der Liebe spontan zu handeln.
„Das neue Gesetz ist vor allem die Gnade des
Heiligen Geistes selbst, die den an Christus Glaubenden gegeben ist“ (hl.
Thomas von Aquin).
421. Wo findet man das neue Gesetz?
1971-1974
1986
Das neue Gesetz ist im ganzen Leben und in der Predigt Christi und in den
sittlichen Weisungen der Apostel enthalten. Es kommt vor allem in der
Bergpredigt zum Ausdruck.
Gnade und Rechtfertigung
422. Was ist die Rechtfertigung?
1987-1995
2017-2020
Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie ist das
barmherzige und gnädige Handeln Gottes, das unsere Sünden tilgt und uns in
unserem ganzen Wesen gerecht und heilig macht. Dies geschieht durch die Gnade
des Heiligen Geistes, die uns durch das Leiden Christi verdient und in der
Taufe geschenkt worden ist. Mit der Rechtfertigung beginnt die freie Antwort
des Menschen, das heißt der Glaube an Christus und das Zusammenwirken mit der
Gnade des Heiligen Geistes.
423. Was ist die Gnade, die rechtfertigt?
1996-1998
2005, 2021
Die Gnade ist die ungeschuldete Gabe, die Gott uns schenkt, um uns an
seinem dreifaltigen Leben teilhaben zu lassen und uns fähig zu machen, aus
Liebe zu ihm zu handeln. Sie wird habituelle, heiligmachende oder
vergöttlichende Gnade genannt, weil sie uns heiligt und vergöttlicht. Sie
ist übernatürlich, weil sie ganz dem ungeschuldeten Zuvorkommen Gottes
zu verdanken ist und über die Verstandes- und Willenskräfte des Menschen
hinausgeht. Darum entzieht sie sich unserer Erfahrung.
424. Welche anderen Arten von Gnade gibt es?
1999-2000
2003-2004
2023-2024
Neben der habituellen Gnade gibt es: die aktuellen oder helfenden Gnaden
(auf bestimmte Umstände bezogene Gaben), die sakramentalen Gnaden (die jedem
Sakrament eigenen Gaben) und die besonderen Gnaden oder Charismen (deren Ziel
das Gemeinwohl der Kirche ist), darunter die Standesgnaden, welche die
Ausübung der kirchlichen Dienste und der Pflichten des Lebens begleiten.
425. Welches Verhältnis besteht zwischen der Gnade und der Freiheit des
Menschen?
2001-2002
2022
Die Gnade kommt der freien Antwort des Menschen zuvor, bereitet sie vor und
löst sie aus. Die Gnade geht auf das tiefste Verlangen der menschlichen
Freiheit ein, lädt sie zum Mitwirken ein und führt sie zu ihrer Vollendung.
426. Was ist das Verdienst?
2006-2010
2025-2026
Das Verdienst gibt Anspruch auf die Belohnung für eine gute Tat. Gott
gegenüber kann der Mensch an sich kein Verdienst geltend machen, weil er alles
aus Gnade von ihm empfangen hat. Dennoch schenkt Gott uns die Möglichkeit,
Verdienste zu erwerben durch die Vereinigung mit der Liebe Christi, der Quelle
unserer Verdienste vor Gott. Die Verdienste der guten Werke müssen deshalb
zunächst der Gnade Gottes und dann dem freien Willen des Menschen
zugeschrieben werden.
427. Welche Güter können wir verdienen?
2010-2011
2027
Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes können wir uns selbst und anderen
die Gnaden verdienen, die zu unserer Heiligung und zur Erlangung des ewigen
Lebens beitragen, sowie auch die zeitlichen Güter, die uns nach dem Plan
Gottes zuträglich sind. Niemand kann die erste Gnade verdienen, aus der
die Bekehrung und die Rechtfertigung hervorgehen.
428. Sind wir alle zur christlichen Heiligkeit berufen?
2012-2016
2028-2029
Alle Gläubigen sind zur christlichen Heiligkeit berufen. Die Heiligkeit ist
die Fülle des christlichen Lebens, die Vollkommenheit der Liebe. Sie besteht
in der innigen Vereinigung mit Christus und in ihm mit der heiligsten
Dreifaltigkeit. Der Weg der Heiligung des Christen führt über das Kreuz und
findet seine Vollendung in der Auferstehung der Gerechten, in der Gott alles
in allem sein wird.
Die Kirche – Mutter und Lehrmeisterin
429. In welcher Weise nährt die Kirche das sittliche Leben des Christen?
2030-2031
2047
Die Kirche ist die Gemeinschaft, in der der Christ das Wort Gottes und die
Weisungen des „Gesetzes Christi“ (Gal 6, 2) aufnimmt, die Gnade der
Sakramente empfängt und sich mit der eucharistischen Hingabe Christi
verbindet, so dass sein sittliches Leben ein geistiger Gottesdienst wird. Die
Kirche gibt ihm das Beispiel der heiligen Jungfrau Maria und der Heiligen.
430. Warum äußert sich das Lehramt der Kirche zu sittlichen Fragen?
2032-2040
2049-2051
Weil es Aufgabe des Lehramtes der Kirche ist, den Glauben zu predigen, der
geglaubt und im Leben angewandt werden muss. Diese Aufgabe erstreckt sich auch
auf die besonderen Vorschriften des natürlichen Sittengesetzes, weil es
heilsnotwendig ist, sie zu befolgen.
431. Welches Ziel haben die Gebote der Kirche?
2041, 2048
Die fünf Gebote der Kirche haben das Ziel, den Gläubigen das notwendige
Minimum an Gebetsgeist, an sakramentalem Leben, an sittlichem Streben und an
Wachstum in der Gottes- und Nächstenliebe zu sichern.
432. Wie lauten die Gebote der Kirche?
2042-2043
Die Gebote der Kirche lauten: 1) am Sonntag und an den anderen gebotenen
Feiertagen an der Messe teilnehmen und keine Arbeiten und Tätigkeiten
verrichten, welche die Heiligung dieser Tage gefährden; 2) wenigstens einmal
im Jahr die eigenen Sünden beichten und das Sakrament der Versöhnung
empfangen; 3) wenigstens zu Ostern das Sakrament der Eucharistie empfangen; 4)
die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten; 5) im Rahmen der
eigenen Möglichkeiten der Kirche in ihren materiellen Erfordernissen
beistehen.
433. Warum ist das sittliche Leben der Christen für die Verkündigung des
Evangeliums unverzichtbar?
2044-2046
Weil die Christen durch ihr Leben in Übereinstimmung mit Jesus Christus die
Menschen zum Glauben an den wahren Gott führen, die Kirche aufbauen, die Welt
mit dem Geist des Evangeliums durchdringen und das Kommen des Reiches Gottes
beschleunigen.
ZWEITER ABSCHNITT
DIE ZEHN GEBOTE
Exodus 20, 2 – 17
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem
Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas
am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht
verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein
eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld
der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation: bei denen, die
mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der
Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein
Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun:
du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und
der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles,
was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag
gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen.
Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven
oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das
deinem Nächsten gehört.
Deuteronomium 5, 6 – 21
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem
Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am
Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht
verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein
eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld
der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation: bei denen,
die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der
Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur
Pflicht gemacht hat.
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein
Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun:
du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind,
dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen
Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk
daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott,
mit starker Hand und hocherhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir
der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur
Pflicht gemacht hat,
damit du lange lebst und es dir gut geht
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,
du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht
das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine
Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.
Katechetische Überlieferung
Ich bin der Herr, dein Gott.
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.
434. „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“
(Mt 19, 16).
2052-2054
2075-2076
Dem jungen Mann, der diese Frage stellt, antwortet Jesus: „Wenn du das
Leben erlangen willst, halte die Gebote!“, und dann fügt er hinzu: „Komm und
folge mir nach!“ (Mt 19, 16.21). Zur Nachfolge Christi gehört das
Halten der Gebote. Das Gesetz wird nicht abgeschafft. Der Mensch wird
aufgefordert, es in der Person des göttlichen Meisters wiederzufinden, der es
in sich selbst vollkommen erfüllt, seine ganze Bedeutung offenbart und seine
bleibende Gültigkeit bezeugt.
435. Wie legt Jesus das Gesetz aus?
2055
Jesus legt das Gesetz im Licht des zweifachen Gebotes der Liebe aus, das
nur ein einziges Gebot ist und die Erfüllung des Gesetzes darstellt: „Du
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und
mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso
wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An
diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (Mt
22, 37–40).
436. Was bedeutet „Dekalog“?
2056-2057
„Dekalog“ bedeutet „zehn Worte“ (Ex 34, 28). Diese Worte fassen das
Gesetz zusammen, das Gott dem Volk Israel im Zusammenhang mit dem Bund durch
Mose gegeben hat. Der Dekalog enthält die Gebote der Liebe zu Gott (die ersten
drei) und zum Nächsten (die anderen sieben) und zeigt für das auserwählte Volk
und für jeden Einzelnen den Weg eines von der Sklaverei der Sünde befreiten
Lebens.
437. Welche Verbindung besteht zwischen Dekalog und Bund?
2058-2063
2077
Der Dekalog wird im Licht des Bundes verständlich, in dem Gott sich
offenbart und seinen Willen kundtut. Durch die Befolgung der Gebote drückt das
Volk seine Zugehörigkeit zu Gott aus und antwortet in Dankbarkeit auf sein
liebendes Handeln.
438. Welche Bedeutung gibt die Kirche dem Dekalog?
2064-2068
2078
In Treue zur Schrift und zum Beispiel Jesu wird dem Dekalog von der Kirche
eine überaus wichtige, grundlegende Bedeutung zuerkannt. Die Christen sind
verpflichtet, den Dekalog zu befolgen.
439. Warum bildet der Dekalog eine organische Einheit?
2069, 2079
Die zehn Gebote bilden ein organisches, unteilbares Ganzes, weil jedes
Gebot auf die anderen Gebote und auf den gesamten Dekalog verweist. Wer
deshalb ein Gebot übertritt, verstößt gegen das ganze Gesetz.
440. Warum sind die zehn Gebote schwerwiegende Verpflichtungen?
2070-2073
2080-2081
Weil sie die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott und dem Nächsten
zum Ausdruck bringen.
441. Ist es möglich, den Dekalog zu befolgen?
2074, 2082
Ja, denn Christus, ohne den wir nichts vollbringen können, macht uns durch
die Gabe seines Geistes und seiner Gnade fähig, den Dekalog zu befolgen.
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott,
lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“
Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben
mir haben
442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex
20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren
und zu entfalten und die Sünden zu meiden, die ihnen entgegenstehen. Der
Glaube hält an Gott fest und weist alles zurück, was ihm widerspricht, wie
zum Beispiel den freiwilligen Glaubenszweifel, den Unglauben, die Häresie, die
Apostasie und das Schisma. Die Hoffnung erwartet voll Vertrauen die
beseligende Schau Gottes und seine Hilfe, und sie meidet Verzweiflung und
Vermessenheit. Die Liebe liebt Gott über alles: Darum müssen
Gleichgültigkeit, Undankbarkeit, Lauheit, Überdruss oder geistige Trägheit und
der Hass gegen Gott, der dem Stolz entspringt, gemieden werden.
443. Was verlangt das Wort des Herrn: „Vor dem Herrn, deinem Gott,
sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4, 10)?
2095-2105
2135-2136
Es verlangt: Gott als den Herrn aller Dinge anbeten; ihm einzeln und
gemeinschaftlich die ihm gebührende Verehrung erweisen; in Lob, Dank und Bitte
zu ihm beten; ihm Opfer darbringen, vor allem das geistige Opfer unseres
Lebens in Vereinigung mit dem vollkommenen Opfer Christi; die ihm gemachten
Versprechen und Gelübde einhalten.
444. Wie übt der Mensch sein Recht aus, Gott in Wahrheit und in Freiheit
zu ehren?
2104-2109
2137
Jeder Mensch hat das Recht und die moralische Pflicht, die Wahrheit,
besonders in dem, was Gott und seine Kirche betrifft, zu suchen und die
erkannte Wahrheit aufzunehmen und treu zu bewahren, indem er Gott echte
Verehrung erweist. Zugleich verlangt die Würde der menschlichen Person, dass
im religiösen Bereich niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln,
noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, einzeln oder in Verbindung
mit anderen innerhalb der gerechten Grenzen der öffentlichen Ordnung nach
seinem Gewissen zu handeln.
445. Was verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter
neben mir haben“ (Ex 20, 2)?
2110-2128
2138-2140
Dieses Gebot verbietet:
die Vielgötterei und den Götzendienst, der ein Geschöpf, die
Macht, das Geld oder sogar den Teufel anstelle Gottes verehrt;
den Aberglauben, der eine Entgleisung der Verehrung ist, die dem
wahren Gott gebührt, und der auch in den verschiedenen Formen der Wahrsagerei,
der Magie, der Zauberei und des Spiritismus zum Ausdruck kommt;
die Verfehlungen gegen die Gottesverehrung: die Versuchung Gottes in
Worten oder Taten; das Sakrileg, bei dem geweihte Personen oder Gegenstände,
vor allem die Eucharistie, entweiht werden; die Simonie, also die Absicht,
geistliche Dinge zu kaufen oder zu verkaufen;
den Atheismus, der die Existenz Gottes leugnet und oft auf einer
falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie gründet;
den Agnostizismus, demzufolge man über Gott nichts wissen kann und
der auch die Gleichgültigkeit und den praktischen Atheismus einschließt.
446. Verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst dir kein Gottesbild machen…“
(Ex 20, 4) die Verehrung der Bilder?
2129-2132
2141
Im Alten Testament untersagte dieses Gebot, den absolut transzendenten Gott
darzustellen. Ausgehend von der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die
christliche Verehrung der heiligen Bilder gerechtfertigt (wie das zweite
Konzil von Nizäa im Jahr 787 bestätigt), denn sie beruht auf dem Mysterium des
Mensch gewordenen Sohnes Gottes, in dem der transzendente Gott sichtbar wird.
Es geht dabei nicht um die Anbetung eines Bildes, sondern um die Verehrung der
Person, die auf dem Bild dargestellt ist: Christus, die Jungfrau, die Engel
oder die Heiligen.
Das Zweite Gebot:
Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
447. Wie achtet man die Heiligkeit des Namens Gottes?
2142-2149
2160-2162
Man achtet den heiligen Namen Gottes, wenn man ihn anruft, ihn preist, ihn
lobt und ihn verherrlicht. Darum sind zu meiden: der Missbrauch, sich
auf den Namen Gottes zu berufen, um ein Verbrechen zu rechtfertigen, sowie
jeder ungeziemende Gebrauch seines Namens; die Gotteslästerung, die
ihrer Natur nach eine schwere Sünde ist; die Flüche und die Untreue
gegenüber den im Namen Gottes gemachten Versprechen.
448. Warum ist der Meineid verboten?
2150-2151
2163-2164
Weil man damit Gott, der die Wahrheit selbst ist, zum Zeugen für eine Lüge
nimmt.
„Schwöre nicht, weder beim Schöpfer noch beim
Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht!“ (hl.
Ignatius von Loyola).
449. Was ist der Eidbruch?
2152-2155
Eidbruch bedeutet, unter Eid ein Versprechen abzulegen, das man gar nicht
zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Der Eidbruch ist eine schwere
Sünde gegen Gott, der seine Versprechen stets treu hält.
Das dritte Gebot:
Du sollst den Tag des Herrn heiligen
450. Warum hat Gott „den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt“
(Ex 20, 11)?
2168-2172
2189
Weil man am Sabbat der Ruhe Gottes am siebten Schöpfungstag gedenkt,
wie auch der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens und des Bundes,
den der Herr mit seinem Volk geschlossen hat.
451. Wie verhält sich Jesus gegenüber dem Sabbat?
2173
Jesus anerkennt die Heiligkeit des Sabbat und gibt mit göttlicher Autorität
dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch
für den Sabbat“ (Mk 2, 27).
452. Warum wurde der Sabbat für die Christen durch den Sonntag ersetzt?
2174-2176
2190-2191
Weil der Sonntag der Tag der Auferstehung Christi ist. Als „erster Tag der
Woche“ (Mk 16, 2) erinnert er an die erste Schöpfung; als „achter Tag“,
der auf den Sabbat folgt, verweist er auf die mit der Auferstehung Christi
angebrochene neue Schöpfung. So ist der Sonntag für die Christen zum ersten
aller Tage und aller Feste geworden: zum Tag des Herrn, an dem Christus
durch sein Pascha den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbat zur Vollendung
führt und die ewige Ruhe des Menschen in Gott ankündigt.
453. Wie heiligt man den Sonntag?
2177-2185
2192-2193
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage,
indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen und sich jener Tätigkeiten
enthalten, die die Gottesverehrung behindern oder die dem Herrentag eigene
Freude und die notwendige geistige und körperliche Erholung stören. Gestattet
sind Tätigkeiten, die mit familiären Verpflichtungen oder wichtigen
gesellschaftlichen Aufgaben zusammenhängen - unter der Voraussetzung, dass sie
nicht zu Gewohnheiten führen, die für die Sonntagsheiligung, für das
Familienleben und für die Gesundheit nachteilig sind.
454. Warum ist es wichtig, dass der Sonntag als gesetzlicher Feiertag
anerkannt wird?
2186-2188
2194-2195
Damit alle Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, über ausreichende
Ruhe und Muße zu verfügen und so das religiöse, familiäre, kulturelle und
gesellschaftliche Leben pflegen zu können; für Betrachtung, Besinnung, Stille
und Bildung in angemessener Weise Zeit zu finden; und sich guten Werken, vor
allem dem Dienst an kranken und alten Menschen, widmen zu können.
ZWEITES KAPITEL
„Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst“
Das vierte Gebot:
Du sollst Vater und Mutter ehren
455. Was gebietet das vierte Gebot?
2196-2200
2247-2248
Es gebietet, dass wir unsere Eltern und diejenigen achten und ehren, die
Gott zu unserem Wohl mit seiner Autorität ausgestattet hat.
456. Welches ist die Natur der Familie gemäß dem Plan Gottes?
2201-2206
2249
Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren
Kindern eine Familie. Gott hat die Familie gestiftet und ihr die grundlegende
Verfassung gegeben. Ehe und Familie sind auf das Wohl der Gatten sowie auf die
Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Zwischen den Mitgliedern einer
Familie entstehen persönliche Beziehungen und grundlegende Verantwortungen. In
Christus wird die Familie zur Hauskirche, denn sie ist eine
Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
457. Welchen Platz nimmt die Familie in der Gesellschaft ein?
2207-2208
Die Familie ist die Urzelle der menschlichen Gesellschaft. Sie geht jeder
Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus. Die familiären Prinzipien
und Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens. Das
Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben.
458. Welche Pflichten hat die Gesellschaft gegenüber der Familie?
2209-2213
2250
Die Gesellschaft hat die Pflicht, Ehe und Familie mit Rücksicht auf das
Subsidiaritätsprinzip zu stützen und zu stärken. Die staatlichen Gewalten
müssen die wahre Eigenart von Ehe und Familie, die öffentliche Sittlichkeit
sowie die Rechte der Eltern und den häuslichen Wohlstand anerkennen, hüten und
fördern.
459. Welche Pflichten haben die Kinder gegenüber ihren Eltern?
2214-2220
2251
Die Kinder schulden ihren Eltern Achtung, Dankbarkeit, Folgsamkeit und
Gehorsam. Auf diese Weise, und auch durch gute Beziehungen zwischen den
Geschwistern, tragen sie zu einer wachsenden Harmonie und Heiligkeit des
ganzen Familienlebens bei. In Not, Krankheit, Einsamkeit und im Alter sollen
die erwachsenen Kinder ihren Eltern moralisch und materiell beistehen.
460. Welche Pflichten haben die Eltern gegenüber ihren Kindern?
2221-2231
Die Eltern, die an der göttlichen Vaterschaft teilhaben, sind für die
Kinder die Erstverantwortlichen in der Erziehung und die ersten Glaubensboten.
Sie haben die Pflicht, ihre Kinder als Personen und als Kinder
Gottes zu lieben und zu achten und so weit wie möglich für ihre leiblichen
und geistigen Bedürfnisse zu sorgen. Sie sollen für die Kinder eine geeignete
Schule wählen und ihnen mit klugen Ratschlägen bei der Wahl des Berufes und
des Lebensstandes beistehen. Insbesondere haben sie die Aufgabe, sie im
christlichen Glauben zu erziehen.
461. Wie erziehen die Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben?
2225-2226
2252-2253
Hauptsächlich durch das Beispiel, das Gebet, die Familienkatechese und die
Teilnahme am kirchlichen Leben.
462. Sind die familiären Bindungen ein absoluter Wert?
2232-2233
Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. Denn die erste
Berufung des Christen besteht darin, Christus nachzufolgen und ihn zu lieben:
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer
Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,
37). Freudig sollen die Eltern ihren Kindern helfen, Jesus nachzufolgen, und
zwar in jedem Lebensstand, auch im gottgeweihten Leben oder im priesterlichen
Dienst.
463. Wie ist die Autorität in den verschiedenen Bereichen der
bürgerlichen Gesellschaft auszuüben?
2234-2237
2254
Sie ist immer als ein Dienst auszuüben. Dabei müssen die Grundrechte des
Menschen, eine gerechte Rangordnung der Werte, die Gesetze, die austeilende
Gerechtigkeit und das Prinzip der Subsidiarität beachtet werden. Jeder muss
bei der Ausübung der Autorität das Interesse der Gemeinschaft und nicht den
persönlichen Vorteil suchen und seine Entscheidungen an der Wahrheit über
Gott, den Menschen und die Welt ausrichten.
464. Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber den staatlichen
Behörden?
2238-2241
2255
Die der Autorität Unterstellten sollen ihre Vorgesetzten als Diener Gottes
ansehen und mit ihnen in loyaler Weise zusammenarbeiten, damit das öffentliche
und gesellschaftliche Leben gut funktioniert. Dies beinhaltet die Heimatliebe
und den Einsatz für das Vaterland, das Recht und die Pflicht zur Teilnahme an
Wahlen, das Zahlen der Steuern, die Landesverteidigung und das Recht auf eine
konstruktive Kritik.
465. Wann darf der Bürger den staatlichen Behörden nicht gehorchen?
2242-2246
2256-2257
Der Bürger hat die Gewissenspflicht, nicht zu gehorchen, wenn Gesetze der
staatlichen Behörden den Forderungen der sittlichen Ordnung widersprechen:
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29).
Das fünfte Gebot:
Du sollst nicht töten
466. Warum muss das menschliche Leben geachtet werden?
2258-2262
2318-2320
Weil es heilig ist. Von seinem Beginn an bedarf es der Schöpfermacht
Gottes und bleibt für immer in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer,
der sein einziges Ziel ist. Niemandem ist es erlaubt, ein unschuldiges
menschliches Wesen direkt zu zerstören, weil dies schwer gegen die
Menschenwürde und gegen die Heiligkeit des Schöpfers verstößt. „Wer unschuldig
und im Recht ist, den bring nicht um sein Leben“ (Ex 23, 7).
467. Warum verstößt die rechtmäßige Verteidigung von Menschen und
Gesellschaften nicht gegen diese Norm?
2263-2265
2321
Weil es bei der Notwehr um die Entscheidung zur Selbstverteidigung und um
die Geltendmachung des Lebensrechtes seiner selbst oder anderer und nicht um
die Entscheidung zur Tötung geht. Die Notwehr kann für den, der für das Leben
anderer verantwortlich ist, sogar eine schwerwiegende Verpflichtung sein. Die
eingesetzte Gewalt darf jedoch das notwendige Maß nicht überschreiten.
468. Wozu dient eine Strafe?
2266
Eine Strafe, die von einer rechtmäßigen öffentlichen Autorität verhängt
wird, hat das Ziel, die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wieder
gutzumachen, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu
verteidigen und zur Besserung des Schuldigen beizutragen.
469. Welche Strafe darf verhängt werden?
2266-2267
Die verhängte Strafe muss der Schwere der Straftat angemessen sein. Infolge
der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu
unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in
denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder praktisch
überhaupt nicht mehr gegeben“ (Enzyklika Evangelium vitae). Wenn
unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu
halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls,
sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht
endgültig die Möglichkeit der Besserung.
470. Was verbietet das fünfte Gebot?
2268-2283
2322-2325
Das fünfte Gebot verbietet als schwerwiegende Verstöße gegen das
Sittengesetz:
den direkten und willentlichen Mord und die Beihilfe dazu;
die direkte Abtreibung, als Ziel oder als Mittel
gewollt, und die Mitwirkung daran; dieses Vergehen wird mit der
Exkommunikation bestraft, weil das menschliche Wesen von der Empfängnis an in
seiner Unversehrtheit absolut zu achten und zu schützen ist;
die direkte Euthanasie, die darin besteht, dass man
durch eine Tat oder die Unterlassung einer geschuldeten Handlung dem Leben
behinderter, kranker oder sterbender Menschen ein Ende setzt;
den Selbstmord und die freiwillige Beihilfe dazu, weil
er ein schwerer Verstoß gegen die rechte Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum
Nächsten ist. Die Verantwortung dafür kann aufgrund eines Ärgernisses
verstärkt oder wegen besonderer psychischer Störungen oder schwerer Furcht
vermindert werden.
471. Welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod
unmittelbar bevorsteht?
2278-2279
Die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht
abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder
Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung
medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es
keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt.
472. Warum muss die Gesellschaft jeden Embryo schützen?
2273, 2323
Das unveräußerliche Lebensrecht jedes Menschen von der Empfängnis an ist
ein Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. Wenn
sich die Staatsmacht nicht in den Dienst der Rechte aller - und besonders der
Schwächsten, zu denen die Ungeborenen gehören – stellt, werden die Grundmauern
des Rechtsstaates untergraben.
473. Wie vermeidet man das Ärgernis?
2284-2287
2326
Das Ärgernis besteht darin, andere zum Bösen zu verleiten. Man vermeidet
das Ärgernis, wenn man die Seele und den Leib der Person achtet. Wenn man
andere absichtlich zu einer schlimmen Verfehlung verleitet, begeht man eine
schwere Sünde.
474. Welche Pflicht haben wir gegenüber dem Leib?
2288-2291
Wir sollen in vernünftiger Weise für die eigene leibliche Gesundheit und
die Gesundheit anderer Sorge tragen, dabei jedoch den Körperkult
und jede Art von Übertreibungen meiden. Außerdem sind der Genuss von Drogen,
die zu äußerst schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen
Lebens führen, sowie das Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten
zu meiden.
475. Wann sind wissenschaftliche, medizinische oder psychologische
Experimente an Personen oder Menschengruppen sittlich erlaubt?
2292-2295
Solche Experimente sind sittlich erlaubt, wenn sie im Dienst des
ganzheitlichen Wohls der Person und der Gesellschaft stehen und keine
unverhältnismäßigen Gefahren für das Leben und die physische und psychische
Unversehrtheit der betroffenen Personen mit sich bringen; diese müssen
entsprechend informiert und einverstanden sein.
476. Sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem
Tod gestattet?
2296
Die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine
Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für
die edle Tat der Organspende nach dem Tod muss der tatsächliche Tod des
Spenders sicher feststehen.
477. Welche Handlungen stehen im Widerspruch zur Achtung der
körperlichen Unversehrtheit der menschlichen Person?
2297-2298
Solche Handlungen sind: Entführungen und Geiselnahmen, Terrorismus,
Folterung, Vergewaltigungen, direkte Sterilisation. Nur aus streng
therapeutischen Gründen sind Amputationen und Verstümmelungen einer Person
sittlich zulässig.
478. Welche Fürsorge schuldet man den Sterbenden?
2299
Sterbende haben ein Recht darauf, die letzten Momente ihres irdischen
Daseins in Würde zu leben. Man soll ihnen vor allem durch das Gebet und die
Sakramente beistehen, die auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott
vorbereiten.
479. Wie soll man die Leiber der Verstorbenen behandeln?
2300-2301
Die Leiber der Verstorbenen sind ehrfürchtig und liebevoll zu behandeln.
Die Einäscherung ist gestattet, sofern sie nicht die Auferstehung des
Fleisches in Frage stellen will.
480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
2302-2303
2330
Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9),
fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der
das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem
Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und
in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die
Liebe.
481. Was ist der Friede in der Welt?
2304-2305
Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des
menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein
Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte
herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk
der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische
Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.
482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
2304-2306
Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter
angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander
verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die
Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.
483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
2307-2309
Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die
folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der
erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller
friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von
schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen
Waffen.
484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser
Bedingungen?
2309-2311
Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das
Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie
sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus
Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in
anderer Form zu dienen.
485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
2312-2314
2328
Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es
verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die
Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen
das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen,
für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann.
Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen
Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich
verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.
486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
2315-2317
2327-2330
Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss
alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall
zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von
Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten;
Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht;
ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der
Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu
beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.
Das sechste Gebot:
Du sollst nicht Ehebrechen
487. Welche Aufgabe hat der Mensch in Bezug auf seine geschlechtliche
Identität?
2331-2336
2392-2393
Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde
geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt.
Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung
für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre
gegenseitige Ergänzung anerkennen.
488. Was ist die Keuschheit?
2337-2338
2395
Die Keuschheit ist die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die
Person. Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie in rechter
Weise in die Beziehung von Person zu Person integriert ist. Die Keuschheit ist
eine sittliche Tugend, ein Geschenk Gottes, eine Gnade, eine Frucht des
Geistes.
489. Was erfordert die Tugend der Keuschheit?
2339-2343
2346
Sie erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung als Ausdruck einer
menschlichen Freiheit, die auf die Selbsthingabe ausgerichtet ist. Dazu bedarf
es einer ganzheitlichen, ständigen Erziehung, die sich in graduellen
Wachstumsschritten vollzieht.
490. Welche Mittel helfen, um die Keuschheit zu leben?
2340-2347
Es stehen viele Mittel zur Verfügung: die Gnade Gottes, die Hilfe der
Sakramente, das Gebet, die Selbsterkenntnis, die Praxis einer den jeweiligen
Situationen angepassten Askese, die Übung der sittlichen Tugenden, besonders
der Tugend der Mäßigung, deren Ziel es ist, dass die Leidenschaften von der
Vernunft geleitet werden.
491. In welcher Weise sind alle berufen, in Keuschheit zu leben?
2348-2350
2394
In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle
berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu
führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten
Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem
Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, indem sie die
eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam
leben.
492. Welche Hauptsünden gegen die Keuschheit gibt es?
2351-2359
2396
Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen
die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht,
Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese
Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit. Wenn sie an Minderjährigen
begangen werden, wiegen solche Handlungen noch schwerer, weil sie gegen deren
physische und moralische Unversehrtheit verstoßen.
493. Weshalb verbietet das sechste Gebot alle Sünden gegen die
Keuschheit, obwohl es lautet: „Du sollst nicht ehebrechen“?
2336
Auch wenn es im biblischen Text des Dekalogs heißt: „Du sollst nicht die
Ehe brechen“ (Ex 20, 14), folgt die Überlieferung der Kirche den
sittlichen Weisungen des Alten und des Neuen Testaments insgesamt und bezieht
das sechste Gebot auf alle Sünden gegen die Keuschheit.
494. Welche Aufgabe haben die staatlichen Behörden in Bezug auf die
Keuschheit?
2354
Da die staatlichen Behörden die Achtung der Menschenwürde zu fördern haben,
sollen sie beitragen, ein für die Keuschheit günstiges Klima zu schaffen.
Durch angemessene Gesetze müssen sie auch die Ausbreitung einiger der oben
genannten schweren Vergehen gegen die Keuschheit verhindern, um vor allem die
Minderjährigen und die Schwächsten zu schützen.
495. Welches sind die Güter der ehelichen Liebe, auf welche die
Geschlechtlichkeit hingeordnet ist?
2360-2361
2397-2398
Die Güter der ehelichen Liebe, die für Getaufte durch das Sakrament der Ehe
geheiligt ist, sind: Einheit, Treue, Unauflöslichkeit und Bereitschaft zur
Fruchtbarkeit.
496. Welche Bedeutung hat der eheliche Akt?
2362-2367
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die
gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur
Weitergabe des Lebens). Niemand darf die untrennbare Verknüpfung, die Gott
zwischen den beiden Bedeutungen des ehelichen Aktes gewollt hat, zerstören,
indem er die eine oder die andere ausschließt.
497. Wann entspricht die Empfängnisregelung der sittlichen Ordnung?
2368-2369
2399
Die Empfängnisregelung, die ein Aspekt der verantwortlichen Vater- und
Mutterschaft ist, entspricht objektiv der sittlichen Ordnung, wenn sie
von den Eheleuten ohne äußeren Zwang und nicht aus Egoismus, sondern aus
ernsthaften Gründen und mit Methoden vollzogen wird, die den objektiven
Kriterien der Sittlichkeit entsprechen, das heißt durch zeitweilige
Enthaltsamkeit und die Wahl von unfruchtbaren Perioden.
498. Welche Mittel zur Empfängnisregelung sind unsittlich?
2370-2372
2399
Jede Handlung ist in sich unsittlich, die entweder in Voraussicht oder
während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf
seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu
verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel. Solche Handlungen
sind zum Beispiel die direkte Sterilisation oder die Empfängnisverhütung.
499. Warum sind künstliche Insemination und Befruchtung unsittlich?
2373-2377
Sie sind unsittlich, weil sie die Zeugung von dem Akt trennen, bei dem sich
die Gatten einander hingeben, und so eine Herrschaft der Technik über den
Ursprung und die Bestimmung der menschlichen Person errichten. Die Techniken
der heterologen künstlichen Insemination und Befruchtung, bei denen eine
dritte Person außer dem Ehepaar eingeschaltet wird, verletzen außerdem das
Recht des Kindes, von einem Vater und einer Mutter abzustammen, die es kennt,
die miteinander ehelich verbunden sind und die das ausschließliche Recht
haben, dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird.
500. Als was soll ein Kind angesehen werden?
2378, 2398
Das Kind ist ein Geschenk Gottes, das vorzüglichste Geschenk der
Ehe. Es gibt kein Recht auf Kinder („das Kind, das einem um jeden Preis
zusteht“). Das Kind hat jedoch das Recht, die Frucht des ehelichen Aktes
seiner Eltern zu sein; es hat auch das Recht, vom Augenblick seiner Empfängnis
an als Person geachtet zu werden.
501. Was können die Eheleute tun, wenn sie keine Kinder bekommen?
2379
Wenn Eheleuten, die alle berechtigten medizinischen Hilfsmittel
ausgeschöpft haben, das Geschenk eines Kindes versagt bleibt, können sie ihren
Großmut zeigen, indem sie Pflege- oder Adoptivkinder annehmen oder wichtige
Dienste zugunsten des Nächsten erfüllen. Auf diese Weise werden sie in reichem
Maße geistlich fruchtbar.
502. Welche Verstöße gegen die Würde der Ehe gibt es?
2380-2391
2400
Solche Verstöße sind: Ehebruch, Ehescheidung, Polygamie, Inzest, freies
Verhältnis (Zusammenleben, Konkubinat), vor- und außerehelicher
Geschlechtsverkehr.
Das siebte Gebot:
Du sollst nicht stehlen
503. Worum geht es im siebten Gebot?
2401-2402
Es geht um die allgemeine Bestimmung und Verteilung der Güter, um das
Privateigentum und um die Achtung der Personen, ihrer Güter und der
Unversehrtheit der Schöpfung. Die Kirche sieht in diesem Gebot auch das
Fundament ihrer Soziallehre, die das rechte Handeln im wirtschaftlichen,
sozialen und politischen Leben, das Recht und die Pflicht der menschlichen
Arbeit, die Gerechtigkeit und die Solidarität unter den Nationen sowie die
Liebe zu den Armen umfasst.
504. Unter welchen Voraussetzungen besteht das Recht auf Privateigentum?
2403, 2452
Das Recht auf Privateigentum besteht unter der Voraussetzung, dass man das
Eigentum auf gerechte Weise erworben oder bekommen hat und die allgemeine
Bestimmung der Güter zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen
vorrangig bleibt.
505. Welchen Zweck hat das Privateigentum?
2404-2406
Das Privateigentum hat den Zweck, die Freiheit und die Würde der einzelnen
Personen zu gewährleisten. Es soll ihnen zudem helfen, den Grundbedürfnissen
jener nachzukommen, für die sie verantwortlich sind, und auch anderen
beizustehen, die in Not leben.
506. Was gebietet das siebte Gebot?
2407-2415
2450-2451
Das siebte Gebot gebietet die Achtung fremden Gutes durch die Übung der
Gerechtigkeit und der Liebe, der Mäßigung und der Solidarität. Insbesondere
fordert dieses Gebot, dass gegebene Versprechen und geschlossene Verträge
eingehalten werden, dass begangenes Unrecht wiedergutgemacht und
unrecht erworbenes Gut zurückgegeben wird, dass die Unversehrtheit der
Schöpfung geachtet wird, indem die Bodenschätze, die Pflanzen und Tiere in
der ganzen Welt - unter besonderer Beachtung der vom Aussterben bedrohten
Arten - klug und maßvoll genutzt werden.
507. Wie soll sich der Mensch den Tieren gegenüber verhalten?
2416-2418
2456-2457
Tiere sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch soll sie mit Wohlwollen behandeln.
Übertriebene Liebe zu Tieren ist ebenso zu meiden wie ihr wahlloser Gebrauch,
vor allem für wissenschaftliche Experimente, welche die vernünftigen Grenzen
überschreiten und die Tiere unnötig leiden lassen.
508. Was untersagt das siebte Gebot?
2408-2414
2453-2455
Das siebte Gebot untersagt vor allem den Diebstahl, also die
widerrechtliche Aneignung fremden Gutes gegen den vernünftigen Willen des
Besitzers. Das geschieht auch bei der Zahlung ungerechter Löhne, bei der
Spekulation mit dem Wert von Gütern, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu
ziehen, sowie bei der Fälschung von Schecks und Rechnungen. Das siebte Gebot
verbietet außerdem Steuerhinterziehung und Betrug im Handel sowie mutwillige
Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums. Es untersagt auch Wucher,
Bestechung, privaten Missbrauch von Gesellschaftseigentum, schuldhaft
schlechte Ausführung von Arbeiten sowie Verschwendung.
509. Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?
2419-2423
Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des
Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche
Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des
Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln.
510. Wann mischt sich die Kirche im sozialen Bereich ein?
2420, 2458
Die Kirche mischt sich ein und fällt auf wirtschaftlichem und sozialem
Gebiet ein sittliches Urteil, wenn die Grundrechte der Person, das Gemeinwohl
oder das Heil der Seelen es erfordern.
511. Wie ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu
gestalten?
2426, 2459
Es ist - entsprechend seinen eigenen Methoden - im Rahmen der sittlichen
Ordnung und der sozialen Gerechtigkeit so zu gestalten, dass es im Dienst des
ganzen Menschen und der gesamten menschlichen Gemeinschaft steht. Der Mensch
muss Urheber, Mitte und Ziel des wirtschaftlichen und sozialen Lebens sein.
512. Was widerspricht der Soziallehre der Kirche?
2424-2425
Im Widerspruch zur Soziallehre der Kirche stehen Wirtschafts- und
Gesellschaftssysteme, welche die Grundrechte der Personen hintansetzen oder
den Profit zu ihrem ausschließlichen Maßstab oder zu ihrem letzten Ziel
erheben. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologien ab, die in neuerer Zeit mit
dem „Kommunismus“ oder mit atheistischen, totalitären Formen des „Sozialismus“
einhergehen. Außerdem weist sie den Individualismus und den absoluten Vorrang
der Marktgesetze über die menschliche Arbeit in der Praxis des „Kapitalismus“
zurück.
513. Welche Bedeutung hat die Arbeit für den Menschen?
2427-2428
2460-2461
Die Arbeit ist für den Menschen eine Pflicht und ein Recht. Durch die
Arbeit wirkt er mit dem Schöpfergott zusammen. Wenn der Mensch mit Einsatz und
Kompetenz arbeitet, entfaltet er seine natürlichen Fähigkeiten, ehrt die Gaben
des Schöpfers und die empfangenen Talente, sorgt für sich und die Seinen und
dient der menschlichen Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Arbeit mit der
Gnade Gottes ein Mittel der Heiligung und der Mitarbeit mit Christus für das
Heil der anderen sein.
514. Auf welche Art der Arbeit hat jeder Mensch ein Recht?
2429-2430
2433-2434
Ohne ungerechte Zurücksetzung soll jedem Menschen der Zugang zu einer
sicheren, ehrenwerten Arbeit offen stehen. Dabei ist auf die unternehmerische
Freiheit und auf eine gerechte Entlohnung zu achten.
515. Welche Verantwortung hat der Staat bezüglich der Arbeit?
2431, 2433
Dem Staat obliegt es, für die Sicherheit der individuellen Freiheiten und
des Eigentums sowie für eine stabile Währung und für leistungsfähige
öffentliche Dienste zu sorgen. Der Staat hat die Ausübung der Menschenrechte
im wirtschaftlichen Bereich zu überwachen und zu leiten. Den Umständen
entsprechend soll die Gesellschaft den Bürgern helfen, Arbeit zu finden.
516. Welche Aufgabe haben die Unternehmensleiter?
2432
Die Unternehmensleiter sind für die wirtschaftlichen und ökologischen
Folgen ihrer Tätigkeiten verantwortlich. Sie sollen auf das Wohl der Menschen
und nicht nur auf die Steigerung der Gewinne bedacht sein. Gewinne sind aber
notwendig, um Investitionen, die Zukunft des Unternehmens, die Arbeitsplätze
und eine positive Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens zu sichern.
517. Welche Pflichten haben die Arbeitnehmer?
2435-2436
Sie müssen ihre Arbeit gewissenhaft, mit Kompetenz und Hingabe erfüllen und
sich bemühen, eventuelle Streitfragen im Dialog zu lösen. Gewaltloser Streik
ist sittlich erlaubt, wenn er ein notwendiges Mittel zu einem angemessenen
Nutzen darstellt und auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.
518. Wie werden Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Nationen
verwirklicht?
2437-2441
Auf internationaler Ebene müssen sich alle Nationen und Institutionen in
Solidarität und Subsidiarität dafür einsetzen, dass Elend, Ungleichheit der
Ressourcen und der ökonomischen Mittel, wirtschaftliche und soziale
Ungerechtigkeiten, Ausbeutung der Menschen, Anhäufung der Schulden der armen
Länder und unmoralische Mechanismen, welche die Entwicklung der wirtschaftlich
schwachen Länder behindern, beseitigt oder wenigstens verringert werden.
519. Wie beteiligen sich die Christen am politischen und
gesellschaftlichen Leben?
2442
Die gläubigen Laien greifen direkt in das politische und gesellschaftliche
Leben ein, indem sie die irdischen Bereiche mit christlichem Geist
durchdringen und als echte Zeugen des Evangeliums und als Diener des Friedens
und der Gerechtigkeit mit allen zusammenarbeiten.
520. Woran orientiert sich die Liebe zu den Armen?
2443-2449
2462-2463
Die Liebe zu den Armen orientiert sich am Evangelium der Seligpreisungen
und am Beispiel Jesu, der sich ständig den Armen zugewandt hat. Jesus hat
gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr
mir getan“ (Mt 25, 40). Die Liebe zu den Armen zeigt sich im Einsatz
gegen die materielle Armut, auch gegen die zahlreichen Formen kultureller,
moralischer und religiöser Armut. Die geistigen und leiblichen Werke der
Barmherzigkeit und die vielen Wohltätigkeitseinrichtungen, die im Laufe der
Jahrhunderte entstanden sind, geben ein konkretes Zeugnis für die vorrangige
Liebe zu den Armen, welche die Jünger Jesu kennzeichnet.
Das achte Gebot:
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
521. Welche Pflicht hat der Mensch gegenüber der Wahrheit?
2464-2470
2505
Jeder Mensch ist in seinen Taten und Worten zur Aufrichtigkeit und
Wahrhaftigkeit berufen. Jeder hat die Pflicht, die Wahrheit zu suchen, an der
Wahrheit festzuhalten und sein ganzes Leben an den Forderungen der Wahrheit
auszurichten. In Jesus Christus hat sich die Wahrheit Gottes voll und ganz
gezeigt: Er ist die Wahrheit. Wer ihm nachfolgt, lebt im Geist der
Wahrheit und hütet sich vor Doppelzüngigkeit, Falschheit und Heuchelei.
522. Wie legt man Zeugnis für die Wahrheit ab?
2471-2474
2505-2506
Der Christ muss die Wahrheit des Evangeliums in allen Bereichen seines
öffentlichen und privaten Lebens bezeugen, nötigenfalls sogar mit dem Opfer
seines eigenen Lebens. Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für
die Wahrheit des Glaubens ablegen kann.
523. Was untersagt das achte Gebot?
2475-2487
2507-2509
Das achte Gebot untersagt:
das falsche Zeugnis, den Meineid und die
Lüge, deren Schwere gemessen wird an der Natur der Wahrheit, die sie
entstellt, an den Umständen, an den Absichten des Lügners sowie an den
Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen;
das vermessene Urteil, die üble Nachrede, die
Diffamation und die Verleumdung, die den guten Ruf und die Ehre,
auf die jeder Mensch ein Recht hat, mindern oder zerstören;
die Schmeichelei, die Lobhudelei oder
Gefälligkeit, vor allem wenn sie auf schwere Sünden oder auf das Erlangen
unrechtmäßiger Vorteile abzielen.
Eine Verfehlung gegen die Wahrheit verlangt Wiedergutmachung, wenn sie
anderen Schaden zugefügt hat.
524. Was verlangt das achte Gebot?
2488-2492
2510-2511
Das achte Gebot verlangt die Achtung der Wahrheit, verbunden mit der
Diskretion der Liebe: bei der Mitteilung und Information, die
stets das persönliche und allgemeine Wohl, den Schutz des Privatlebens und die
Gefahr des Ärgernisses berücksichtigen müssen; bei der Wahrung von
Berufsgeheimnissen, die immer einzuhalten sind, außer in Sonderfällen bei
Vorliegen entsprechend gewichtiger Gründe; und auch bei vertraulichen
Mitteilungen, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit gemacht wurden.
525. Wie sind die sozialen Kommunikationsmittel zu gebrauchen?
2493-2499
2512
Die Information durch Medien muss im Dienst des Gemeinwohls stehen,
inhaltlich stets der Wahrheit entsprechen und bei Beachtung der durch Recht
und menschliche Rücksichtnahme gezogenen Grenzen auch vollständig sein.
Außerdem muss sie in der Ausdrucksweise ehrlich und angemessen sein und die
sittlichen Grundsätze, die legitimen Rechte und die Würde der Person genau
beachten.
526. Welche Beziehung besteht zwischen Wahrheit, Schönheit und sakraler
Kunst?
2500-2503
2513
Die Wahrheit ist von sich aus schön. Sie bringt den Glanz geistiger
Schönheit mit sich. Neben dem Wort gibt es zahlreiche Ausdrucksformen der
Wahrheit, besonders die Kunstwerke. Sie sind die Frucht eines von Gott
geschenkten Talentes und der Anstrengung des Menschen. Um wahr und schön zu
sein, muss die sakrale Kunst das in Christus erschienene Mysterium
Gottes erahnen lassen und verherrlichen und zur Anbetung und Liebe Gottes, des
Schöpfers und Retters, führen, der die erhabene Schönheit der Wahrheit und der
Liebe ist.
Das neunte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau
527. Was verlangt das neunte Gebot?
2514-2517
2528-2530
Das neunte Gebot verlangt, die fleischliche Begierde in Gedanken und
Wünschen zu überwinden. Beim Kampf gegen diese Begierde bedarf es der
Läuterung des Herzens und der Tugend der Mäßigung.
528. Was untersagt das neunte Gebot?
2518-2519
2531
Das neunte Gebot untersagt, Gedanken und Wünsche in Bezug auf Handlungen zu
pflegen, die vom sechsten Gebot untersagt sind.
529. Wie erlangt man die Reinheit des Herzens?
2520, 2532
Mit der Gnade Gottes und im Kampf gegen die ungeordneten Begierden erlangt
der Getaufte die Reinheit des Herzens durch die Tugend und die Gabe der
Keuschheit, die lautere Absicht, den äußerlich und innerlich reinen Blick, die
Beherrschung der Gefühle und der Phantasie und das Gebet.
530. Was verlangt die Reinheit darüber hinaus?
2521-2527
2533
Reinheit verlangt Schamhaftigkeit. Diese wahrt den
Intimbereich des Menschen, bringt das Feingefühl der Keuschheit zum Ausdruck
und lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Personen und ihrer
Gemeinschaft. Sie befreit von einer diffusen Erotik und hält von allem fern,
was die krankhafte Neugier fördert. Sie verlangt auch eine Reinigung des
gesellschaftlichen Umfeldes durch einen ständigen Kampf gegen die
Permissivität der Sitten, die auf einem irrigen Verständnis der menschlichen
Freiheit beruht.
Das zehnte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut
531. Was verlangt und was verbietet das zehnte Gebot?
2534-2543
2551-2554
Dieses Gebot ergänzt das vorangehende Gebot und verlangt eine innere
Haltung der Achtung gegenüber fremdem Eigentum. Es verbietet die Gier,
die ungezügelte Habsucht fremder Güter und den Neid, der darin
besteht, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos
danach verlangt, sich dessen Gut anzueignen.
532. Was verlangt Jesus mit der Armut des Herzens?
2544-2547
2555-2556
Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allen und allem vorzuziehen.
Die Loslösung vom Reichtum im Geist der evangelischen Armut und das Vertrauen
auf die Vorsehung Gottes, das uns von der ängstlichen Sorge um die Zukunft
befreit, sind Vorbereitungen auf die Seligkeit der Armen im Geiste, „denn
ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3).
533. Was ist das größte Verlangen des Menschen?
2548-2550
2557
Das größte Verlangen des Menschen besteht darin, Gott zu schauen. Das ist
der Aufschrei seines ganzen Wesens: „Ich will Gott schauen!“ Der Mensch
erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit
dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an
sich zieht.
„Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die
man sich nur denken kann“ (hl. Gregor von Nyssa).
VIERTER TEIL
DAS CHRISTLICHE GEBET
ERSTER ABSCHNITT
DAS GEBET
IM CHRISTLICHEN LEBEN
534. Was ist das Gebet?
2558-2565
2590
Das Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott oder die an Gott gerichtete
Bitte um Güter, die seinem Willen entsprechen. Es ist immer eine Gabe Gottes,
der kommt, um dem Menschen zu begegnen. Das christliche Beten ist die
persönliche, lebendige Beziehung der Kinder Gottes zu ihrem unendlich guten
Vater, zu seinem Sohn Jesus Christus und zum Heiligen Geist, der in ihren
Herzen wohnt.
ERSTES KAPITEL
Die Offenbarung des Gebetes
535. Warum gibt es eine allgemeine Berufung zum Beten?
2566-2567
2591
Weil Gott durch die Schöpfung jedes Wesen aus dem Nichts ins Dasein ruft
und weil der Mensch auch nach dem Sündenfall fähig bleibt, seinen Schöpfer zu
erkennen, und das Verlangen nach demjenigen behält, der ihn ins Dasein gerufen
hat. Alle Religionen - und in besonderer Weise die ganze Heilsgeschichte -
zeugen von diesem Verlangen des Menschen nach Gott. Zuerst aber ist es Gott,
der unermüdlich jeden Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit ihm im Gebet
hinzieht.
Die Offenbarung des Gebetes
im Alten Testament
536. Worin ist Abraham ein Vorbild des Gebetes?
2568-2573
2592
Abraham ist ein Vorbild des Gebetes, weil er in der Gegenwart Gottes seinen
Weg geht, auf ihn hört und ihm gehorcht. Sein Gebet ist ein Kampf des
Glaubens, denn auch in den Momenten der Prüfung bewahrt er seinen Glauben an
die Treue Gottes. Nachdem Abraham den Herrn in seinem Zelt empfangen und
dieser ihm seinen Ratschluss anvertraut hat, wagt er in kühnem Vertrauen, für
die Sünder einzutreten.
537. Wie hat Mose gebetet?
2574-2577
2593
Das Gebet des Mose ist das Vorbild des beschaulichen Gebetes: Gott ruft
Mose aus dem brennenden Dornbusch zu und redet oft und lange mit ihm „Auge in
Auge, wie Menschen miteinander reden“ (Ex 33, 11). Aus diesem
vertrauten Umgang mit Gott schöpft Mose die Kraft, hartnäckig für das Volk
einzutreten: So ist sein Gebet ein Bild der Fürbitte des einzigen Mittlers
Jesus Christus.
538. Welche Beziehungen mit dem Gebet haben Tempel und König im Alten
Bund?
2578-2580
2594
Im unmittelbaren Umfeld der Wohnstätte Gottes, der Bundeslade und später
des Tempels, entfaltet sich das Gebet des Volkes Gottes unter der Führung
seiner Hirten. Unter ihnen ist David der König „nach dem Herzen Gottes“, der
Hirt, der für sein Volk betet. Sein Gebet ist ein Vorbild für das Beten des
Volkes, denn es ist Festhalten an der göttlichen Verheißung und liebendes
Vertrauen auf den, welcher der einzige König und Herr ist.
539. Welche Rolle spielt das Gebet in der Sendung der Propheten?
2581-2584
2595
Die Propheten schöpfen aus dem Gebet Licht und Kraft, um das Volk zum
Glauben und zur Bekehrung des Herzens aufzurufen. Sie leben in einer großen
Vertrautheit mit Gott und treten für die Brüder und Schwestern ein, denen sie
verkünden, was sie beim Herrn gesehen und gehört haben. Elija ist der Vater
der Propheten, also jener Menschen, die das Antlitz Gottes suchen. Auf dem
Berg Karmel erwirkt er die Rückkehr des Volkes zum Glauben, weil Gott
eingreift, den er mit den Worten angefleht hatte: „Erhöre mich, Herr, erhöre
mich!“ (1 Kön 18, 37).
540. Welche Bedeutung haben die Psalmen im Gebet?
2585-2589
2596-2597
Die Psalmen sind der Gipfel des Gebetes im Alten Testament. Das Wort Gottes
wird in den Psalmen zum Gebet des Menschen. Dieses Gebet hat eine persönliche
und eine gemeinschaftliche Dimension, die nicht voneinander getrennt werden
können. Es ist vom Heiligen Geist inspiriert und besingt die Großtaten Gottes
in der Schöpfung und in der Heilsgeschichte. Christus hat die Psalmen gebetet
und sie zur Vollendung geführt. Deshalb gehören sie wesentlich und bleibend
zum Gebet der Kirche. Sie entsprechen den Menschen aller Stände und Zeiten.
In Jesus wird das Gebet vollständig
geoffenbart und verwirklicht
541. Von wem hat Jesus beten gelernt?
2598-2599
In seinem menschlichen Herzen hat Jesus von seiner Mutter und von der
jüdischen Tradition beten gelernt. Sein Gebet entspringt aber auch einer
anderen verborgenen Quelle: Er ist der ewige Sohn Gottes, der in seiner
heiligen Menschheit das vollkommene kindliche Gebet an den Vater richtet.
542. Wann hat Jesus gebetet?
2600-2604
2620
Das Evangelium zeigt Jesus oft im Gebet. Wir sehen ihn, wie er sich in die
Einsamkeit zurückzieht, auch in der Nacht. Er betet vor den entscheidenden
Schritten seiner Sendung und der Sendung der Apostel. Sein ganzes Leben ist
Gebet, denn er ist in ständiger Liebesgemeinschaft mit dem Vater.
543. Wie hat Jesus in seiner Passion gebetet?
2605-2606
2620
Das Gebet Jesu während seiner Todesangst im Garten von Getsemani und seine
letzten Worte am Kreuz offenbaren die Tiefe seines Betens als Sohn: Jesus
erfüllt den Ratschluss der Liebe des Vaters und nimmt alle Ängste der
Menschen, alles Flehen und Bitten der Heilsgeschichte auf sich. Er bringt sie
zum Vater, der sie annimmt und über alle menschliche Hoffnung hinaus erhört,
indem er ihn von den Toten auferweckt.
544. Wie lehrt Jesus uns beten?
2607-2614
2621
Jesus lehrt uns beten nicht nur durch das Gebet des Vaterunser,
sondern auch durch sein eigenes Beten. Auf diese Weise zeigt er uns neben dem
Inhalt auch die Haltungen, die für das wahre Gebet erforderlich sind: ein
reines Herz, welches das Reich Gottes sucht und den Feinden vergibt; das
kühne, kindliche Vertrauen, das über unser Fühlen und Verstehen hinausgeht;
die Wachsamkeit, die den Jünger vor der Versuchung bewahrt.
545. Warum ist unser Gebet wirksam?
2615-2616
2621
Unser Gebet ist wirksam, weil es sich im Glauben mit dem Gebet Jesu
vereint. In ihm wird das christliche Gebet zur Gemeinschaft der Liebe mit dem
Vater. So können wir unsere Bitten zu Gott bringen und werden erhört: „Bittet,
und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei“ (Joh 16,
24).
546. Wie hat die Jungfrau Maria gebetet?
2617-2618
2622, 2674
Das Gebet Marias ist durch ihren Glauben und die großmütige Hingabe ihres
ganzen Wesens an Gott gekennzeichnet. Die Mutter Jesu ist auch die neue Eva,
die „Mutter der Lebendigen“: Sie bittet Jesus, ihren Sohn, für die Nöte der
Menschen.
547. Gibt es im Evangelium ein Gebet Marias?
2619, 2622
Neben der Fürbitte Marias in Kana in Galiläa überliefert uns das Evangelium
das Magnifikat (Lk 1, 46–55), den Lobgesang der Gottesmutter und
der Kirche. Das Magnifikat ist der frohe Dank, der aus dem Herzen der Armen
aufsteigt, weil ihre Hoffnung Wirklichkeit wird und die göttlichen
Verheißungen in Erfüllung gehen.
Das Gebet in der Zeit der Kirche
548. Wie hat die erste christliche Gemeinde von Jerusalem gebetet?
2623-2624
Am Anfang der Apostelgeschichte heißt es über die Gläubigen in der
ersten Gemeinde von Jerusalem, die vom Heiligen Geist zum Gebetsleben erzogen
worden war: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der
Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2, 42).
549. Wie greift der Heilige Geist in das Gebet der Kirche ein?
2623, 2625
Der Heilige Geist, der innere Lehrmeister des christlichen Betens, erzieht
die Kirche zu einem Leben des Gebetes und lässt sie immer tiefer in die
Betrachtung und Gemeinschaft mit dem unergründlichen Mysterium Christi
eindringen. Die Gebetsformen, die in den apostolischen, kanonischen Schriften
zum Ausdruck kommen, bleiben für das christliche Beten maßgebend.
550. Welche wesentlichen christlichen Gebetsformen gibt es?
2644
Die wesentlichen Gebetsformen sind Preis und Anbetung, Bitte und Fürbitte,
Danksagung und Lob. Die Eucharistie enthält alle diese Formen des Gebetes und
bringt sie zum Ausdruck.
551. Was ist das Preisgebet?
2626-2627
2645
Das Preisgebet ist die Antwort des Menschen auf die Gaben Gottes: Wir
preisen den Allmächtigen, der uns zuvor segnet und mit seinen Gaben erfüllt.
552. Wie kann man die Anbetung beschreiben?
2628
In der Anbetung wirft sich der Mensch vor seinem dreimal heiligen Schöpfer
nieder, vor dem er sich als Geschöpf erkennt.
553. Welche verschiedenen Formen des Bittgebetes gibt es?
2629-2633
2646
Es gibt die Bitte um Vergebung und auch die demütige, vertrauensvolle Bitte
für alle unsere geistigen und materiellen Bedürfnisse. Doch unser erstes
Verlangen soll das Kommen des Reiches Gottes sein.
554. Worin besteht die Fürbitte?
2634-2636
2647
Die Fürbitte besteht im Bitten für andere. Sie macht uns dem Beten Jesu
gleichförmig und vereint uns mit ihm, der beim Vater für alle Menschen
eintritt, besonders für die Sünder. Wir sollen auch für die Feinde beten.
555. Wann tritt man in Danksagung vor Gott?
2637-2638
2648
Die Kirche dankt Gott unaufhörlich, vor allem in der Feier der Eucharistie,
bei der Christus sie an seiner Danksagung vor dem Vater teilnehmen lässt.
Jedes Ereignis wird für den Christen Grund zur Danksagung.
556. Was ist das Lobgebet?
2639-2643
2649
Das Lob ist die Gebetsform, die am unmittelbarsten Gott als Gott anerkennt.
Es ist völlig uneigennützig: Es besingt Gott um seiner selbst willen und
erweist ihm Ehre, weil er ist.
ZWEITES KAPITEL
Die Überlieferung des Gebetes
557. Welche Bedeutung hat die Überlieferung in Bezug auf das Gebet?
2650-2651
2661
In der Kirche lehrt der Heilige Geist die Kinder Gottes durch die lebendige
Überlieferung beten. Das Gebet beschränkt sich nämlich nicht nur auf den
spontanen Ausbruch eines inneren Impulses. Es umfasst auch die Betrachtung,
das Studium und das Verstehen der geistlichen Wirklichkeiten, die man erfährt.
An den Quellen des Gebetes
558. Welches sind die Quellen des christlichen Gebetes?
2652-2660
2662
Quellen des Gebetes sind: das Wort Gottes, das uns „die überragende
Erkenntnis Christi“ (Phil 3, 8) schenkt; die Liturgie der Kirche,
die das Heilsmysterium verkündet, vergegenwärtigt und mitteilt; die
göttlichen Tugenden; die alltäglichen Situationen, denn in ihnen
können wir Gott begegnen.
„Ich liebe dich, Herr, und die einzige Gnade, um
die ich dich bitte, ist die, dich ewig lieben zu dürfen. Mein Gott, wenn
meine Zunge nicht in jedem Augenblick sagen kann, dass ich dich liebe, so
will ich, dass mein Herz es dir so viele Male wiederholt, wie ich atme“
(hl. Johannes Maria Vianney).
Der Weg des Gebetes
559. Gibt es in der Kirche verschiedene Wege des Gebetes?
2663
Es gibt in der Kirche verschiedene Wege des Gebetes, die mit den
unterschiedlichen geschichtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen
Umfeldern zusammenhängen. Das Lehramt hat die treue Übereinstimmung dieser
Wege mit dem überlieferten apostolischen Glauben zu beurteilen, und die
Seelsorger und Katecheten haben deren Sinn zu erklären, der stets auf Jesus
Christus bezogen ist.
560. Welches ist der Weg unseres Betens?
2664-2669
2680-2681
Der Weg unseres Betens ist Christus. Unser Beten richtet sich an Gott,
unseren Vater. Zu ihm haben wir aber nur dann Zugang, wenn wir – wenigstens
einschlussweise – im Namen Jesu beten. Seine Menschheit ist der einzige Weg,
auf dem der Heilige Geist uns lehrt, zu unserem Vater zu beten. Darum
schließen die liturgischen Gebete mit der Formel: „Durch Jesus Christus,
unseren Herrn“.
561. Welche Rolle hat der Heilige Geist im Gebet?
2670-2672
2680-2681
Da der Heilige Geist der innere Lehrmeister des christlichen Betens ist und
„wir nicht wissen, worum wir in rechter Weise beten sollen“ (Röm 8,
26), ermuntert uns die Kirche, ihn bei jeder Gelegenheit anzurufen und
anzuflehen: „Komm, Heiliger Geist!“
562. In welcher Hinsicht ist das christliche Gebet marianisch?
2673-2679
2682
Wegen ihrer einzigartigen Mitarbeit am Wirken des Heiligen Geistes betet
die Kirche gern zu Maria und mit Maria, der vollkommenen Beterin, um mit ihr
den Herrn zu preisen und anzurufen. Maria zeigt uns den Weg: ihren Sohn, den
einzigen Mittler.
563. Wie betet die Kirche zu Maria?
2676-2678
2682
Vor allem durch das Gebet des Gegrüßet seist du, Maria, in dem die
Kirche die Fürsprache der Jungfrau erbittet. Andere marianische Gebete sind
der Rosenkranz, der Hymnus Akáthistos und die
Paráklisis sowie die Hymnen und Gesänge der verschiedenen christlichen
Traditionen.
Führer zum Gebet
564. Auf welche Weise sind die Heiligen Führer zum Gebet?
2683-2684
2692-2693
Die Heiligen sind unsere Vorbilder im Gebet. Wir bitten sie auch, bei der
heiligsten Dreifaltigkeit für uns und für die ganze Welt einzutreten. Ihre
Fürbitte ist ihr höchster Dienst an Gottes Ratschluss. In der Gemeinschaft der
Heiligen haben sich im Lauf der Geschichte der Kirche verschiedene Formen der
Spiritualität entwickelt, die lehren, das Gebet zu üben und aus dem
Gebet zu leben.
565. Wer kann zum Gebet erziehen?
2685-2690
2694-2695
Die christliche Familie ist der erste Ort der Erziehung zum Gebet. Das
tägliche Familiengebet wird besonders empfohlen, weil es das erste Zeugnis des
Gebetslebens der Kirche ist. Die Katechese, die Gebetsgruppen und die
„geistliche Leitung“ bieten eine Schule und eine Hilfe für das Gebet.
566. Welche Orte sind für das Gebet geeignet?
2691, 2696
Man kann überall beten, aber die Wahl eines passenden Ortes ist für das
Gebet nicht belanglos. Die Kirche ist der eigentliche Ort des liturgischen
Betens und der eucharistischen Anbetung. Auch andere Orte sind eine Hilfe für
das Gebet, wie etwa eine „Gebetsecke“ im Haus, ein Kloster oder ein
Wallfahrtsort.
DRITTES KAPITEL
Das Gebetsleben
567. Welche Zeiten sind für das Gebet am besten geeignet?
2697-2698
2720
Jeder Moment ist für das Gebet geeignet. Aber die Kirche empfiehlt den
Gläubigen einen festen Gebetsrhythmus, um das ständige Beten zu fördern: das
Morgen- und das Abendgebet; das Gebet vor und nach den Mahlzeiten; das
Stundengebet; die sonntägliche Eucharistiefeier; den Rosenkranz; die Feste des
liturgischen Jahres.
„Man soll sich häufiger an Gott erinnern als man
atmet“ (hl. Gregor von Nazianz).
568. Welche Ausdrucksformen des Gebetslebens gibt es?
2699, 2721
Die christliche Überlieferung kennt drei Formen, um das Gebet auszudrücken
und zu leben: das mündliche Gebet, die Betrachtung und das beschauliche Gebet.
Ihr gemeinsamer Grundzug ist die Sammlung des Herzens.
Formen des Gebetes
569. Was kennzeichnet das mündliche Gebet?
2700-2704
2722
Beim mündlichen Gebet wird der Leib mit dem inneren Beten des Herzens
vereinigt. Auch das innere Beten kommt ohne das mündliche Gebet nicht aus. Es
muss immer und auf jeden Fall aus einem persönlichen Glauben kommen. Mit dem
Vaterunser hat uns Jesus eine vollkommene Formel mündlichen Betens
gelehrt.
570. Was ist die Betrachtung?
2705-2708
2723
Die Betrachtung ist ein betendes Nachdenken, das vor allem vom Wort Gottes
in der Bibel ausgeht. Es macht vom Denken, von der Einbildungskraft, von der
Gefühlsbewegung und vom Verlangen Gebrauch und will unseren Glauben vertiefen,
unser Herz bekehren und unseren Willen in der Nachfolge Christi stärken. Es
ist eine Vorstufe zur liebenden Vereinigung mit dem Herrn.
571. Was ist das beschauliche (kontemplative) Gebet?
2709-2719
2724
Das beschauliche Gebet ist ein einfaches Hinschauen auf Gott im Schweigen
und in Liebe. Es ist eine Gabe Gottes, eine Zeit reinen Glaubens, in der der
Beter Christus sucht, sich dem liebenden Willen des Vaters überlässt und sich
unter dem Antrieb des Geistes sammelt. Die heilige Theresia von Avila
beschreibt das beschauliche Gebet als einen freundschaftlichen Umgang, „bei
dem wir oftmals ganz allein mit dem reden, von dem wir wissen, dass er uns
liebt“.
Kampf des Betens
572. Warum ist das Beten ein Kampf?
2725, 2752
Das Gebet ist ein Geschenk der Gnade, setzt aber immer eine entschlossene
Antwort unsererseits voraus. Denn wer betet, kämpft gegen sich selbst, gegen
die Umgebung und vor allem gegen den Versucher, der alles unternimmt, um ihn
vom Gebet abzuhalten. Der Kampf des Betens kann vom Fortschritt im geistlichen
Leben nicht getrennt werden. Wir beten, wie wir leben, weil wir leben, wie wir
beten.
573. Gibt es Einwände gegen das Gebet?
2726-2728
2753
Es gibt falsche Auffassungen über das Gebet. Darüber hinaus meinen viele,
dass sie für das Beten keine Zeit haben oder dass Beten nutzlos sei.
Diejenigen, die beten, können angesichts der Schwierigkeiten oder des
scheinbaren Scheiterns entmutigt werden. Um diese Hindernisse zu überwinden,
bedarf es der Demut, des Vertrauens und der Ausdauer.
574. Welche Schwierigkeiten beim Beten gibt es?
2729-2733
2754-2755
Oft wird unser Beten durch die Zerstreuung erschwert. Sie lenkt die
Aufmerksamkeit von Gott ab und kann auch offenbaren, woran wir hängen. Dann
muss unser Herz demütig zum Herrn zurückkehren. Häufig ist das Gebet von der
Trockenheit bedroht. Wer die Trockenheit überwindet, vermag dem Herrn
auch ohne spürbare Tröstung im Glauben anzuhangen. Der Überdruss ist
eine Form der geistlichen Trägheit, die durch das Nachlassen der Wachsamkeit
und durch die mangelnde Sorgfalt des Herzens hervorgerufen wird.
575. Wie können wir unser kindliches Vertrauen stärken?
2734-2741
2756
Unser kindliches Vertrauen wird geprüft, wenn wir denken, wir seien nicht
erhört worden. Dann müssen wir uns fragen, ob Gott für uns ein Vater ist,
dessen Willen wir zu erfüllen suchen, oder nur ein Mittel, um zu erlangen, was
wir selber wollen. Wenn unser Gebet mit dem Gebet Jesu vereinigt wird, wissen
wir, dass er uns weit mehr gewährt als dieses oder jenes Geschenk: Wir
empfangen den Heiligen Geist, der unser Herz verwandelt.
576. Ist es möglich, in jedem Augenblick zu beten?
2742-2745
2757
Beten ist immer möglich. Die Zeit des Christen ist die Zeit des
auferstandenen Christus, der „alle Tage“ bei uns bleibt (Mt 28, 20).
Darum lassen sich Gebet und christliches Leben nicht voneinander trennen.
„Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem
einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann,
wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst
wenn ihr kocht“ (hl. Johannes Chrysostomus).
577. Was ist das Gebet der Stunde Jesu?
2604
2746-2751
2758
So wird das hohepriesterliche Gebet Jesu beim Letzten Abendmahl genannt.
Jesus, der Hohepriester des Neuen Bundes, richtet dieses Gebet an den Vater,
als die Stunde seines Hinübergangs, die Stunde seines Opfers
kommt.
ZWEITER ABSCHNITT
DAS GEBET DES HERRN
VATER UNSER
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
PATER NOSTER
Pater noster qui es in cælis:
sanctificetur Nomen Tuum;
adveniat Regnum Tuum;
fiat voluntas Tua,
sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum quotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a Malo.
578. Was ist der Ursprung des Vaterunser?
2759-2760
2773
Jesus hat uns dieses unersetzliche christliche Gebet, das Vaterunser,
gelehrt, als einer seiner Jünger ihn einmal beten sah und zu ihm sagte: „Lehre
uns beten!“ (Lk 11, 1). In der liturgischen Überlieferung der Kirche
wurde immer die Fassung des heiligen Matthäus verwendet (Mt 6, 9–13).
„Die Zusammenfassung des ganzen
Evangeliums“
579. Welchen Platz hat das Vaterunser in der Schrift?
2761-2764
2774
Das Vaterunser ist „die Zusammenfassung des ganzen Evangeliums“ (Tertullian),
„das vollkommenste Gebet“ (hl. Thomas von Aquin). Es steht in der Mitte der
Bergpredigt (Mt 5–7) und nimmt in Gebetsform den wesentlichen Inhalt
des Evangeliums auf.
580. Warum wird es „Gebet des Herrn“ genannt?
2765-2766
2775
Das Vaterunser wird „Herrengebet“ oder „Gebet des Herrn“ genannt,
weil es uns vom Herrn Jesus selbst gelehrt worden ist.
581. Welchen Platz nimmt das Vaterunser im Gebet der Kirche ein?
2767-2772
2776
Das Vaterunser ist das Gebet der Kirche schlechthin. Es wird bei der
Taufe den Kindern Gottes „übergeben“, um ihre Wiedergeburt zum göttlichen
Leben zum Ausdruck zu bringen. Die Eucharistie offenbart seinen vollen Sinn:
Seine Bitten, die sich auf das schon verwirklichte Mysterium des Heils
stützen, werden beim Kommen des Herrn vollkommen erhört werden. Das
Vaterunser ist wesentlicher Bestandteil des Stundengebetes.
„Vater unser im Himmel“
582. Warum können wir es wagen, uns voll Vertrauen dem Vater zu nähern?
2777-2778
2797
Weil Jesus, unser Erlöser, uns vor das Angesicht des Vaters führt und sein
Geist uns zu Kindern Gottes macht. So können wir das Vaterunser beten
mit einfachem, kindlichem Vertrauen, froher Zuversicht, demütiger Kühnheit und
mit der Gewissheit, geliebt zu sein und erhört zu werden.
583. Wie ist es möglich, Gott als „Vater“ anzurufen?
2779-2785
2789
2798-2800
Wir können den „Vater“ anrufen, weil der Mensch gewordene Sohn Gottes ihn
uns geoffenbart hat und weil sein Geist ihn uns zu erkennen gibt. Diese
Anrufung lässt uns mit immer neuem Staunen in das Mysterium des Vaters
eindringen und weckt in uns das Verlangen nach einem Leben als seine Kinder.
Mit dem Gebet des Herrn werden wir uns also bewusst, dass wir im Sohn Kinder
des Vaters sind.
584. Warum sagen wir Vater „unser“?
2786-2790
2801
Das Wort „unser“ bringt eine ganz neue Beziehung zu Gott zum Ausdruck. Wenn
wir zum Vater beten, beten wir ihn an und verherrlichen ihn zusammen mit dem
Sohn und dem Heiligen Geist. In Christus sind wir „sein“ Volk, und er ist
„unser“ Gott, von nun an bis in Ewigkeit. Wir sagen Vater „unser“, weil die
Kirche Christi die Gemeinschaft von vielen Brüdern und Schwestern ist, die
„ein Herz und eine Seele“ bilden (Apg 4, 32).
585. Mit welchem Gemeinschafts- und Sendungsgeist beten wir zu Gott,
„unserem“ Vater?
2791-2793
2801
Das Gebet zu „unserem“ Vater ist ein gemeinsames Gut aller Getauften.
Deshalb spüren diese den dringlichen Aufruf, mit Jesus für die Einheit seiner
Jünger zu beten. „Vater unser“ zu beten heißt, mit allen und für alle Menschen
zu beten, damit sie den einzigen, wahren Gott erkennen und zur Einheit
zusammenfinden.
586. Was bedeutet der Ausdruck „im Himmel“?
2794-2796
2802
Dieser biblische Ausdruck bezeichnet nicht einen Ort, sondern eine
Daseinsweise: Gott ist jenseits von allem und über allem. Der Ausdruck
bezeichnet die Erhabenheit und die Heiligkeit Gottes und auch seine Gegenwart
im Herzen der Gerechten. Der Himmel, das Haus des Vaters, ist die wahre
Heimat, nach der wir in der Hoffnung streben, während wir noch auf Erden sind.
„Mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3, 3), leben wir bereits im
Himmel.
Die sieben Bitten
587. Wie ist das Gebet des Herrn aufgebaut?
2803-2806
2857
Es enthält sieben Bitten an Gott Vater. Die ersten drei Bitten sind mehr
auf Gott bezogen und führen uns zu ihm um seiner Ehre willen: Es gehört
wesentlich zur Liebe, zuerst an den Geliebten zu denken. Sie legen uns nahe,
um was wir ihn besonders bitten sollen: um die Heiligung seines Namens, um das
Kommen seines Reiches und um die Erfüllung seines Willens. Die letzten vier
Bitten bringen unsere Nöte und unsere Erwartungen zum Vater der
Barmherzigkeit: Wir bitten ihn, uns zu ernähren, uns zu verzeihen, uns in den
Versuchungen beizustehen und uns vom Bösen zu erlösen.
588. Was bedeutet: „Geheiligt werde dein Name“?
2807-2812
2858
Den Namen Gottes heiligen ist vor allem ein Lob, das Gott als den Heiligen
anerkennt. Gott hat Mose seinen heiligen Namen geoffenbart. Er hat gewollt,
dass sein Volk ihm geweiht sei als ein heiliges Volk, in dem er wohnt.
589. Wie wird der Name Gottes in uns und in der Welt geheiligt?
2813-2815
2858
Gott beruft uns, „heilig zu sein“ (1 Thess 4, 7). Seinen Namen
heiligen bedeutet danach verlangen, dass die Taufweihe unser ganzes Leben
durchdringe. Außerdem bedeutet es, mit unserem Leben und mit unserem Gebet
darum zu flehen, dass der Name Gottes von jedem Menschen erkannt und gepriesen
werde.
590. Worum bittet die Kirche mit den Worten: „Dein Reich komme“?
2816-2821
2859
Die Kirche bittet um das endgültige Kommen des Reiches Gottes durch die
Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Aber sie bittet auch darum, dass das
Reich Gottes schon jetzt wachse durch die Heiligung der Menschen im Geist und
- aufgrund ihres Einsatzes - durch den Dienst an der Gerechtigkeit und am
Friedens gemäß den Seligpreisungen. Diese Bitte ist der Ruf des Geistes und
der Braut: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20).
591. Warum soll man beten: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf
Erden“?
2822-2827
2860
Es ist der Wille des Vaters, „dass alle Menschen gerettet werden“ (1 Tim
2, 4). Jesus ist gekommen, um den Heilswillen des Vaters vollkommen zu
erfüllen. Wir bitten Gott Vater, dass er unseren Willen mit dem Willen seines
Sohnes vereine, nach dem Beispiel Marias und der Heiligen. Wir beten, dass
sein gnädiger Ratschluss sich auf der Erde ganz erfülle, so wie im Himmel.
Durch das Gebet können wir erkennen, „was der Wille Gottes ist“ (Röm
12, 2), und die „Ausdauer“ erhalten, ihn zu erfüllen (Hebr 10, 36).
592. Welchen Sinn hat die Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
2828-2834
2861
Mit der vertrauensvollen Hingabe der Kinder bitten wir um die tägliche
Nahrung, die alle für ihren Lebensunterhalt brauchen, und wir anerkennen, dass
Gott, unser Vater, über alle Güte hinaus gut ist. Wir bitten auch um die
Gnade, so handeln zu können, dass durch die Gerechtigkeit und das Teilen der
Überfluss der einen den Nöten der anderen abhelfe.
593. Welchen spezifisch christlichen Sinn hat diese Bitte?
2835-2837
2861
Weil „der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus
Gottes Mund kommt“ (Mt 4, 4), betrifft diese Bitte auch den Hunger nach
dem Wort Gottes, den Hunger nach dem in der Eucharistie empfangenen
Leib Christi sowie den Hunger nach dem Heiligen Geist. Mit einem
uneingeschränkten Vertrauen bitten wir um diese Gaben für heute, für
das Heute Gottes. Sie werden uns vor allem in der Eucharistie geschenkt, die
das Festmahl des kommenden Reiches vorwegnimmt.
594. Warum sagen wir: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unsern Schuldigern“?
2838-2839
2862
Wenn wir Gott Vater bitten, uns zu vergeben, erkennen wir uns vor ihm als
Sünder. Aber zugleich bekennen wir seine Barmherzigkeit, denn in seinem Sohn
und durch die Sakramente „haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden“ (Kol
1, 14). Unsere Bitte wird jedoch nur unter der Bedingung erhört, dass wir
zuvor vergeben haben.
595. Wie ist die Vergebung möglich?
2840-2845
2862
Die Barmherzigkeit dringt nur dann in unser Herz ein, wenn wir vergeben
können, auch unseren Feinden. Obwohl es dem Menschen unmöglich scheint, diese
Forderung zu erfüllen, so kann doch das Herz, das sich dem Heiligen Geist
öffnet, wie Christus bis zum Äußersten lieben, die Verletzung zu Mitleid
werden lassen und die Beleidigung in Fürbitte verwandeln. Die Vergebung hat an
der göttlichen Barmherzigkeit teil und ist ein Höhepunkt des christlichen
Betens.
596. Was bedeutet: „Und führe uns nicht in Versuchung“?
2846-2849
2863
Wir bitten Gott Vater, uns nicht allein und in der Gewalt der Versuchung zu
lassen. Wir bitten den Geist, dass wir unterscheiden lernen zwischen der
Prüfung, die im Guten wachsen lässt, und der Versuchung, die in die
Sünde und in den Tod führt, sowie auch zwischen Versuchtwerden und
der Versuchung zustimmen. Diese Bitte vereint uns mit Jesus, der
die Versuchung durch sein Gebet überwunden hat. Sie erfleht die Gnade der
Wachsamkeit und der Beharrlichkeit bis zum Ende.
597. Warum schließen wir mit der Bitte: „Sondern erlöse uns von dem
Bösen“?
2850-2854
2864
Mit dem Bösen ist die Person Satans gemeint, der sich Gott widersetzt und
„die ganze Welt verführt“ (Offb 12, 9). Der Sieg über den Teufel ist
durch Christus schon errungen. Doch wir bitten, dass die menschliche Familie
von Satan und seinen Werken befreit werde. Wir bitten auch um das kostbare
Geschenk des Friedens und um die Gnade des beharrlichen Wartens auf das Kommen
Christi, der uns endgültig vom Bösen befreien wird.
598. Was bedeutet das Amen am Schluss?
„Am Schluss des Gebetes sprichst du‚ ‚Amen’.
Durch das Wörtchen ‚Amen’, das heißt ‚Es geschehe’, besiegelst du, was das
von Gott gelehrte Gebet enthält“ (hl. Cyrill von Jerusalem).
ANHANG
A) ALLGEMEINE GEBETE
B) FORMELN DER
KATHOLISCHEN LEHRE
A) ALLGEMEINE GEBETE
Kreuzzeichen
Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Ehre sei dem Vater
Ehre sei dem Vater
und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang,
so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Gegrüßet seist du, Maria
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Engel Gottes
Engel Gottes,
mein Beschützer,
Gott hat dich gesandt, mich zu begleiten.
Erleuchte, beschütze, leite und führe mich.
Amen.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Lass sie ruhen in Frieden. Amen.
Der Engel des Herrn
Der Engel des Herrn
brachte Maria die Botschaft.
- Und sie empfing vom Heiligen Geist.
Gegrüßet seist du, Maria …
Maria sprach:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
- Mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria …
Und das Wort ist Fleisch geworden.
- Und hat unter uns gewohnt.
Gegrüßet seist du, Maria …
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
Dass wir würdig werden
der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die
Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes,
erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der
Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Ehre sei dem Vater …
Regina cæli
O Himmelskönigin, frohlocke.
Halleluja.
Denn er, den du zu tragen würdig warst,
Halleluja,
ist erstanden, wie er sagte.
Halleluja.
Bitt Gott für uns, Maria.
Halleluja.
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria.
Halleluja.
Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden,
Halleluja.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn
Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt. Lass uns durch seine
jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Salve Regina
Sei gegrüßt, o Königin,
Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne
und unsre Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir
verbannte Kinder Evas.
Zu dir seufzen wir trauernd und weinend
in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
wende deine barmherzigen Augen
uns zu,
und nach diesem Elend zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht deines Leibes!
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!
Magnifikat
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt
über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit
seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig
alle Geschlechter!
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm
machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer
ausgehn.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Unter deinen Schutz und Schirm
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir,
o heilige Gottesgebärerin;
verschmähe nicht unser Gebet
in unseren Nöten,
sondern errette uns jederzeit
von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.
Benediktus
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht
und ihm Erlösung geschaffen;
er hat uns einen starken Retter erweckt
im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her
durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen;
er hat das Erbarmen mit den Vätern
an uns vollendet
und an seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid,
den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
er hat uns geschenkt,
dass wir, aus Feindeshand befreit,
ihm furchtlos dienen
in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind,
wirst Prophet des Höchsten heißen;
denn du wirst dem Herrn vorangehn
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk
mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen
das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen
und im Schatten des Todes
und unsre Schritte zu lenken
auf den Weg des Friedens.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang,
so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.
Te Deum
Dich, Gott, loben wir,
dich, Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater,
huldigt das Erdenrund.
Dir rufen die Engel alle,
dir Himmel und Mächte insgesamt,
die Kerubim dir und die Serafim,
mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig
der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde
von deiner hohen Herrlichkeit.
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund
die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden,
den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel
und denen, die glauben,
die Reiche der Himmel aufgetan.
Du sitzest zur Rechten Gottes
in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir,
kehrst du einst wieder.
Dich bitten wir denn,
komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit
zähle uns deinen Heiligen zu.
Rette dein Volk, o Herr,
und segne dein Erbe;
und führe sie
und erhebe sie bis in Ewigkeit.
An jedem Tag benedeien wir dich
und loben in Ewigkeit deinen Namen,
ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wollest du, Herr,
an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.
Erbarme dich unser, o Herr,
erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehn,
wie wir gehofft auf dich.
Auf dich, o Herr,
habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.
Komm, Heiliger Geist
Komm, Heil’ger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:
Nun hauch uns Gottes Odem ein.
Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.
Dich sendet Gottes Allmacht aus
im Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund
und machst der Welt die Wahrheit kund.
Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.
Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.
Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.
Den Vater auf dem ew’gen Thron
Und seinen auferstandnen Sohn,
dich, Odem Gottes, Heil’ger Geist,
auf ewig Erd’ und Himmel preist. Amen.
Komm herab, o Heil’ger Geist
Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit. Amen.
Seele Christi
Seele Christi, heilige mich!
Leib Christi, rette mich!
Blut Christi, tränke mich!
Wasser der Seite Christi, wasche mich!
Leiden Christi, stärke mich!
O guter Jesus, erhöre mich!
Birg in deinen Wunden mich!
Von dir lass nimmer scheiden mich!
Vor dem bösen Feind beschütze mich!
In meiner Todesstunde rufe mich!
Zu dir zu kommen, heiße mich,
mit deinen Heiligen zu loben dich
in deinem Reiche ewiglich! Amen.
Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria
Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, es ist noch nie gehört worden, dass
jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deinen Beistand anrief und um deine
Fürbitte flehte, von dir verlassen worden ist. Von diesem Vertrauen beseelt,
nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen, meine Mutter, zu
dir komme ich, vor dir stehe ich als ein sündiger Mensch. O Mutter des ewigen
Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre sie gnädig an und erhöre
mich! Amen.
Rosenkranz
Die freudenreichen Geheimnisse
(Montag und Samstag)
- Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
Die lichtreichen Geheimnisse
(Donnerstag)
- Jesus, der von Johannes getauft worden ist.
- Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat.
- Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat.
- Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist.
- Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat.
Die schmerzhaften Geheimnisse
(Dienstag und Freitag)
- Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
- Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.
- Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
- Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
- Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.
Die glorreichen Geheimnisse
(Mittwoch und Sonntag)
- Jesus, der von den Toten auferstanden ist.
- Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.
- Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.
Schlussgebet
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
Dass wir würdig werden
der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten.
Gott, dein eingeborener Sohn hat uns durch sein Leben, seinen Tod und seine
Auferstehung die Schätze des ewigen Heiles erworben. Wir verehren diese
Geheimnisse im heiligen Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria. Lass uns
nachahmen, was sie enthalten, und erlangen, was sie verheißen. Darum bitten
wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Gebet zur Beweihräucherung
(koptische Überlieferung)
O König des Friedens, gib uns deinen Frieden und vergib uns unsere Sünden.
Befreie die Kirche von ihren Feinden und beschütze sie, damit sie nicht
zugrunde geht.
Immanuel, unser Gott, ist unter uns in der Herrlichkeit des Vaters und des
Heiligen Geistes.
Er segne uns, läutere unsere Herzen und heile die Krankheiten der Seele und
des Leibes.
Wir beten dich an, o Christus, mit deinem guten Vater und dem Heiligen
Geist, weil du gekommen bist und uns gerettet hast.
Gebet zur „Verabschiedung des Altares“ nach der
Liturgie
(syro-maronitische Überlieferung)
Bleib in Frieden, o Altar Gottes. Die Opfergabe, die ich von dir empfangen
habe, erlasse die Schuld, vergebe die Sünden und erwirke mir, nicht als
Verdammter und Verwirrter vor dem Gericht Christi zu stehen. Ich weiß nicht,
ob ich die Gnade erhalte, zu dir zurückzukehren und auf dir ein weiteres Opfer
darzubringen. Beschütze mich, Herr, und bewahre deine heilige Kirche als Weg
der Wahrheit und des Heiles. Amen.
Gebet für die Verstorbenen
(byzantinische Überlieferung)
Gott der Geister und allen Fleisches, du hast den Tod zertreten, den Teufel
vernichtet und deiner Welt das Leben geschenkt. Gib du selbst, o Herr, der
Seele deines verstorbenen Dieners N. die Ruhe an einem lichtvollen Ort, an
einem grünenden Ort, an einem Ort der Frische, wo es kein Leid, keinen Schmerz
und kein Seufzen gibt. Guter und gnädiger Gott, vergib alle Schuld, die er in
Worten, Werken oder Gedanken begangen hat. Denn es gibt keinen Menschen, der
lebt und nicht sündigt. Du allein bist ohne Sünde, und deine Gerechtigkeit ist
Gerechtigkeit für immer, und dein Wort ist Wahrheit.
O Christus, unser Gott, da du die Auferstehung, das Leben und die Ruhe
deines verstorbenen Dieners N. bist, verherrlichen wir dich zusammen mit
deinem ungezeugten Vater und mit deinem heiligsten, guten und lebenspendenden
Geist, jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Lass sie ruhen in Frieden. Amen.
Akt des Glaubens
Herr und Gott, ich glaube fest und bekenne alles und jedes, was die heilige
katholische Kirche zu glauben lehrt. Denn du, o Gott, hast das alles
geoffenbart, der du die ewige Wahrheit und Weisheit bist, die weder täuschen
noch getäuscht werden kann. In diesem Glauben will ich leben und sterben.
Amen.
Akt der Hoffnung
Herr und Gott, ich hoffe, dass ich durch deine Gnade die Vergebung aller
Sünden und nach diesem Leben die ewige Seligkeit erlange. Denn du hast das
versprochen, der du unendlich mächtig, treu, gütig und barmherzig bist. In
dieser Hoffnung will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Liebe
Herr und Gott, ich liebe dich über alles und meinen Nächsten um
deinetwillen. Denn du bist das höchste, unendliche und vollkommenste Gut, das
aller Liebe würdig ist. In dieser Liebe will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Reue
Mein Gott, aus ganzem Herzen bereue ich alle meine Sünden, nicht nur wegen
der gerechten Strafen, die ich dafür verdient habe, sondern vor allem, weil
ich dich beleidigt habe, das höchste Gut, das würdig ist, über alles geliebt
zu werden. Darum nehme ich mir fest vor, mit Hilfe deiner Gnade nicht mehr zu
sündigen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden. Amen.
Signum Crucis
In nomine Patris
et Filii
et Spiritus Sancti. Amen.
Gloria Patri
Gloria Patri
et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio,
et nunc et semper
et in sæcula sæculorum. Amen
Ave Maria
Ave, Maria, gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui,
Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostræ. Amen.
Angele Dei
Angele Dei,
qui custos es mei,
me, tibi commissum pietate superna,
illumina, custodi, rege et guberna.
Amen.
Requiem æternam
Requiem æternam dona eis Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Requiescant in pace. Amen.
Angelus Domini
Angelus Domini
nuntiavit Mariæ.
Et concepit de Spiritu Sancto.
Ave Maria …
Ecce
ancilla Domini.
Fiat mihi secundum verbum tuum.
Ave Maria …
Et Verbum caro factum est.
Et habitavit in nobis.
Ave Maria …
Ora pro nobis, sancta Dei genetrix.
Ut digni efficiamur
promissionibus Christi.
Oremus.
Gratiam tuam, quæsumus, Domine, mentibus nostris infunde; ut qui, Angelo
nuntiante, Christi Filii tui incarnationem cognovimus, per passionem eius et
crucem, ad resurrectionis gloriam perducamur. Per eumdem Christum Dominum
nostrum. Amen.
Gloria Patri …
Regina cæli
Regina cæli lætare,
alleluia.
Quia quem meruisti portare,
alleluia.
Resurrexit, sicut dixit,
alleluia.
Ora pro nobis Deum,
alleluia.
Gaude et lætare, Virgo Maria,
alleluia.
Quia surrexit Dominus vere,
alleluia.
Oremus.
Deus, qui per resurrectionem Filii tui Domini nostri Iesu Christi mundum
lætificare dignatus es, præsta, quæsumus, ut per eius Genitricem Virginem
Mariam perpetuæ capiamus gaudia vitæ.
Per Christum Dominum nostrum.
Amen.
Salve Regina
Salve, Regina,
Mater misericordiæ,
vita, dulcedo
et spes nostra, salve.
Ad te clamamus,
exsules filii Evæ.
Ad te suspiramus gementes et flentes
in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos
ad nos converte.
Et Iesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis, post hoc exsilium ostende.
O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria!
Magnificat
Magnificat anima mea Dominum,
et exultavit spiritus meus
in Deo salvatore meo;
quia respexit humilitatem
ancillae suae.
Ecce enim ex hoc beatam me dicent
omnes generationes,
quia fecit mihi magna qui potens est,
et sanctum nomen eius,
et misericordia eius in progenies et progenies
timentibus eum.
Fecit potentiam
in brachio suo,
dispersit superbos mente cordis sui;
deposuit potentes de sede
et exaltavit humiles.
Esurientes implevit bonis
et divites dimisit inanes.
Suscepit Israel puerum suum,
recordatus misericordiæ suæ,
sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in sæcula.
Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio et nunc et semper,
et in sæcula sæculorum. Amen.
Sub tuum præsidium
Sub tuum præsidium confugimus,
Sancta Dei Genetrix;
nostras deprecationes ne despicias
in necessitatibus;
sed a periculis cunctis
libera nos semper,
Virgo gloriosa et benedicta.
Benedictus
Benedictus Dominus, Deus Israel,
quia visitavit
et fecit redemptionem plebis suæ,
et erexit cornu salutis nobis
in domo David pueri sui,
sicut locutus est per os sanctorum,
qui a sæculo sunt, prophetarum eius,
salutem ex inimicis nostris
et de manu omnium, qui oderunt nos;
ad faciendam misericordiam
cum patribus nostris,
et memorari testamenti sui sancti,
iusiurandum, quod iuravit
ad Abraham patrem nostrum,
daturum se nobis, ut sine timore,
de manu inimicorum nostrorum liberati,
serviamus illi,
in sanctitate et iustitia
coram ipso omnibus diebus nostris.
Et tu, puer,
propheta Altissimi vocaberis:
præibis enim ante faciem Domini
parare vias eius,
ad dandam scientiam salutis
plebi eius
in remissionem peccatorum eorum,
per viscera misericordiæ Dei nostri,
in quibus visitabit nos
oriens ex alto,
illuminare his, qui in tenebris
et in umbra mortis sedent,
ad dirigendos pedes nostros
in viam pacis.
Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio
et nunc et semper, et in sæcula sæculorum.
Amen.
Te Deum
Te Deum laudamus:
te Dominum confitemur.
Te æternum Patrem,
omnis terra veneratur.
Tibi omnes angeli,
tibi cæli et universæ potestates:
tibi cherubim et seraphim
incessabili voce proclamant:
Sanctus, Sanctus, Sanctus,
Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt cæli et terra
maiestatis gloriæ tuæ.
Te gloriosus apostolorum chorus,
te prophetarum laudabilis numerus,
te martyrum candidatus laudat exercitus.
Te per orbem terrarum
sancta confitetur Ecclesia,
Patrem immensæ maiestatis;
venerandum tuum verum et unicum Filium;
Sanctum quoque Paraclitum Spiritum.
Tu rex gloriæ, Christe.
Tu Patris sempiternus es Filius.
Tu, ad liberandum suscepturus
hominem,
non horruisti Virginis uterum.
Tu, devicto mortis aculeo,
aperuisti credentibus
regna cælorum.
Tu ad dexteram Dei sedes,
in gloria Patris.
Iudex crederis
esse venturus.
Te ergo quæsumus,
tuis famulis subveni,
quos pretioso sanguine redemisti.
Æterna fac cum sanctis tuis
in gloria numerari.
Salvum fac populum tuum, Domine,
et benedic hereditati tuæ.
Et rege eos, et extolle illos
usque in æternum.
Per singulos dies benedicimus te;
et laudamus nomen tuum
in sæculum, et in sæculum sæculi.
Dignare, Domine,
die isto sine peccato nos custodire.
Miserere nostri, Domine,
miserere nostri.
Fiat misericordia tua,
Domine, super nos,
quemadmodum speravimus in te.
In te, Domine, speravi:
non confundar in æternum.
Veni, Creator Spiritus
Veni, Creator Spiritus,
Mentes tuorum visita,
imple superna gratia
quae tu creasti pectora.
Qui diceris Paraclitus,
donum Dei Altissimi,
fons vivus, ignis, caritas,
et spiritalis unctio.
Tu septiformis munere,
dextræ Dei tu digitus,
tu rite promissum Patris,
sermone ditans guttura.
Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.
Hostem repellas longius,
pacemque dones protinus;
ductore sic te prævio
vitemus omne noxium.
Per te sciamus da Patrem,
noscamus atque Filium,
te utriusque Spiritum
credamus omni tempore.
Deo Patri sit gloria,
et Filio, qui a mortuis
surrexit, ac Paraclito,
in sæculorum sæcula. Amen.
Veni, Sancte Spiritus
Veni, Sancte Spiritus,
et emitte cœlitus
lucis tuæ radium.
Veni, Pater pauperum,
veni, dator munerum,
veni, lumen cordium.
Consolator optime,
dulcis hospes animæ,
dulce refrigerium.
In labore requies,
in æstu temperies,
in fletu solacium.
O lux beatissima,
reple cordis intima
tuorum fidelium.
Sine tuo numine
nihil est in homine,
nihil est innoxium.
Lava quod est sordidum,
riga quod est aridum,
sana quod est saucium.
Flecte quod est rigidum,
fove quod est frigidum,
rege quod est devium.
Da tuis fidelibus
in te confidentibus
sacrum septenarium.
Da virtutis meritum,
da salutis exitum,
da perenne gaudium. Amen.
Anima Christi
Anima Christi, sanctifica me.
Corpus Christi, salva me.
Sanguis Christi, inebria me.
Aqua lateris Christi, lava me.
Passio Christi, conforta me.
O bone Iesu, exaudi me.
Intra tua vulnera absconde me.
Ne permittas me separari a te.
Ab hoste maligno defende me.
In hora mortis meæ voca me.
Et iube me venire ad te,
ut cum Sanctis tuis laudem te
in sæcula sæculorum. Amen.
Memorare
Memorare, o piissima Virgo Maria, non esse auditum a sæculo, quemquam ad
tua currentem præsidia, tua implorantem auxilia, tua petentem suffragia, esse
derelictum. Ego tali animatus confidentia, ad te, Virgo Virginum, Mater, curro,
ad te venio, coram te gemens peccator assisto. Noli, Mater Verbi, verba mea
despicere; sed audi propitia et exaudi. Amen.
Rosarium
Mysteria gaudiosa
(in feria secunda et sabbato)
- Annuntiatio.
- Visitatio.
- Nativitas.
- Præsentatio.
- Inventio in Templo.
Mysteria luminosa
(in feria quinta)
- Baptisma apud Iordanem.
- Autorevelatio apud Cananense matrimonium.
- Regni Dei proclamatio coniuncta cum invitamento ad conversionem.
- Transfiguratio.
- Eucharistiæ Institutio.
Mysteria dolorosa
(in feria tertia et feria sexta)
- Agonia in Hortu.
- Flagellatio.
- Coronatio Spinis.
- Baiulatio Crucis.
- Crucifixio et Mors.
Mysteria gloriosa
(in feria quarta et Dominica)
- Resurrectio.
- Ascensio.
- Descensus Spiritus Sancti.
- Assumptio.
- Coronatio in Cælo.
Oratio ad finem Rosarii dicenda
Ora pro nobis, sancta Dei genetrix.
Ut digni efficiamur
promissionibus Christi.
Oremus.
Deus, cuius Unigenitus per vitam, mortem et resurrectionem suam nobis
salutis æternæ præmia comparavit, concede, quæsumus: ut hæc mysteria
sacratissimo beatæ Mariæ Virginis Rosario recolentes, et imitemur quod
continent, et quod promittunt assequamur. Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Actus fidei
Domine Deus, firma fide credo et confiteor omnia et singula quæ sancta
Ecclesia Catholica proponit, quia tu, Deus, ea omnia revelasti, qui es æterna
veritas et sapientia quæ nec fallere nec falli potest. In hac fide vivere et
mori statuo. Amen.
Actus spei
Domine Deus, spero per gratiam tuam remissionem omnium peccatorum, et post
hanc vitam æternam felicitatem me esse consecuturum: quia tu promisisti, qui
es infinite potens, fidelis, benignus, et misericors. In hac spe vivere et
mori statuo. Amen.
Actus caritatis
Domine Deus, amo te super omnia et proximum meum propter te, quia tu es
summum, infinitum, et perfectissimum bonum, omni dilectione dignum. In hac
caritate vivere et mori statuo. Amen.
Actus contritionis
Deus meus, ex toto corde pænitet me omnium meorum peccatorum, eaque
detestor, quia peccando, non solum pœnas a te iuste statutas promeritus sum,
sed præsertim quia offendi te, summum bonum, ac dignum qui super omnia
diligaris. Ideo firmiter propono, adiuvante gratia tua, de cetero me non
peccaturum peccandique occasiones proximas fugiturum. Amen.
B) FORMELN DER KATHOLISCHEN LEHRE
Die beiden Gebote der Liebe (Mt 22, 37.39)
1. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele
und mit all deinen Gedanken.
2. Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst.
Die goldene Regel (Mt 7, 12)
Alles, was ihr von anderen erwartet,
das tut auch ihnen!
Die Seligpreisungen (Mt 5, 3–12)
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden;
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten
nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen
verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr
um meinetwillen beschimpft und verfolgt
und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt:
Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Die drei göttlichen Tugenden
1. Glaube
2. Hoffnung
3. Liebe.
Die vier Kardinaltugenden
1. Klugheit
2. Gerechtigkeit
3. Tapferkeit
4. Mäßigung.
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
1. Weisheit
2. Einsicht
3. Rat
4. Stärke
5. Erkenntnis
6. Frömmigkeit
7. Gottesfurcht.
Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes
1. Liebe
2. Freude
3. Friede
4. Geduld
5. Freundlichkeit
6. Güte
7. Langmut
8. Sanftmut
9. Treue
10. Bescheidenheit
11. Enthaltsamkeit
12. Keuschheit.
Die fünf Gebote der Kirche
1. Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen an der Messe
teilnehmen und keine Arbeiten und Tätigkeiten verrichten, welche die Heiligung
dieser Tage gefährden.
2. Wenigstens einmal im Jahr die eigenen Sünden beichten.
3. Wenigstens zu Ostern das Sakrament der Eucharistie empfangen.
4. Die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.
5. Im Rahmen der eigenen Möglichkeiten der Kirche in ihren materiellen
Erfordernissen beistehen.
Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit
1. Die Hungrigen speisen.
2. Den Dürstenden zu trinken geben.
3. Die Nackten bekleiden.
4. Die Fremden aufnehmen.
5. Die Kranken besuchen.
6. Die Gefangenen besuchen.
7. Die Toten begraben.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit
1. Die Unwissenden lehren.
2. Den Zweifelnden recht raten.
3. Die Betrübten trösten.
4. Die Sünder zurechtweisen.
5. Die Lästigen geduldig ertragen.
6. Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
7. Für die Lebenden und für die Toten beten.
Die sieben Hauptsünden
1. Stolz
2. Habsucht
3. Neid
4. Zorn
5. Unkeuschheit
6. Unmäßigkeit
7. Überdruss.
Die vier letzten Dinge
1. Tod
2. Gericht
3. Hölle
4. Himmel.
© Copyright 2005 - Libreria Editrice
Vaticana
-----