Auszug:
Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe
Das ist wohl die schwerste Bitte, die über unsere Lippen kommt,
die von Herzen gehen kann. Wie oft beten wir diese Bitte im Vaterunser, und wie
noch öfter leben wir doch nach eigenem Willen! Wir sehen es doch wie wenig nach
Gottes Willen, nach, des Vaters Willen gefragt wird. Und doch ist es so wichtig,
nach diesem Willen zu fragen und danach zu tun.
„Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert
euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der
gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille." Römer 12, 2. Und das andere
Wort, das der Herr selbst gesagt hat: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen:
Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters
im Himmel." Matth, 7, 21.
Die Auflehnung gegen Gottes Willen zieht sich ja bis in die
„frömmsten Kreise" hinein; das Widerstreben gegen Gottes Willen ist doch so
häufig. „Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche," Lukas 19, 14 „Denn er
mußte ihnen einen nach der Gewohnheit des Festes losgeben. Da schrie der ganze
Haufe und sprach: Hinweg mit diesem — Jesus Christus — und gib uns Barrabas los!
Welcher war um eines Aufruhrs, so in der Stadt geschehen war,
und um eines Mordes willen ins Gefängnis geworfen." Lukas 23, 17—19 So tief ist
letztlich die Abneigung gegen Gott und die Zuneigung zu Aufrührern und Mördern!
Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe! Das hat uns der Herr lebendig
vorgelebt:
„Und er riß sich von ihnen einen Steinwurf weit und kniete
nieder, betete und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch
nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn."
Lukas 22, 41-43 Wie der treue Herr mir in einer ganz besonderen, schmerzlichen
Lebenslage geholfen und beigestanden hat, mir Seinen Willen kundgegeben hat, der
mich immer wieder trägt und stärkt, die Last tragen hilft, immer wieder neue
Gewißheit und Zuversicht vermittelt, das darf ich nachstehend bezeugen.
Ich war sehr unglücklich über die äußerst schwachen Augen meines
Kindes. Oft weinte ich deshalb und wünschte von Herzen sehende Augen. Mein Kind
hatte nicht nur sehschwache Augen, sondern durch falsche Behandlung auch noch
ein sogenanntes Augenzittern dabei.
Deshalb flehte und betete ich auch viel zum Herrn um Abhilfe.
Immer wieder brachte ich diese meine Not und meinen Wunsch vor den Herrn.
War doch mein Kind mit einem regen Geist und einer Lebendigkeit
ausgestattet und mit guten Anlagen für ein erfolgreiches Leben gesegnet! Es
hatte ein überaus gutes Gedächtnis und auch eine schöne Singstimme. Sollten nun
diese schwachen Augen hinderlich sein, da:
sie im Leben etwas Tüchtiges werden sollte? Ich wünschte mir
doch von Herzen, daß es brauchbar im Leben werden sollte. Dies machte mir viel
Not, und diese Not trieb mich oft ins Gebet.
Käthe Pfirrmann - Siehe ich bin bei euch
alle Tage