Auszug:
I. Das Bischofsamt
1. Die bischöfliche
Lebensregel1
Erstens, was das Äußere
betrifft, wird Franz von Sales, Bischof von Genf, keine seidenen Kleider tragen,
noch solche, die kostbarer sind als jene, die er bisher getragen hat; sie sollen
jedoch sauber und seinem Körper gut angepasst sein. Er wird an seinen Füßen
keine Schuhe mit Pantoffeln oder Galoschen tragen, sowohl weil das nach der
Eitelkeit der Welt aussieht, als auch, weil es durch die Statuten seiner Kirche
verboten ist. Er wird nie ohne Rochet und Mozetta in die Kirche gehen, noch in
die Stadt; und er wird das bezüglich der Mozetta sogar im Haus beobachten,
soweit es möglich ist. Im Haus, in der Kirche und in der Stadt wird er stets,
soweit es die Umstände erlauben, sein Birett tragen. Er wird am Finger nur den
Ring tragen, den man den Hirtenring nennt, den die Bischöfe tragen müssen als
Zeichen der Verbindung, die sie eingegangen sind und die sie ihrer Kirche
verpflichtet hält, nicht weniger streng als die Gatten ihren Ehefrauen. Er wird
keine parfümierten oder sehr teuren Handschuhe tragen, noch einen seidenen und
gefütterten Muff; er wird aber wählen, was dem Anstand, der Höflichkeit und der
Notwendigkeit entspricht. Sein Gürtel kann aus Seide sein, doch nicht kostbar,
und an ihm befestigt wird er seinen Rosenkranz tragen. Seine Schuhbänder sollen
nicht aus Seide sein, ebenso nicht seine Kniestrümpfe. Seine Tonsur wird stets
so sein, dass man sie sehr gut erkennen kann‚ sein Bart rund, nicht spitz, und
ohne Schnurrbart, der die Oberlippe bedeckt. Er wird sich bemühen, keine
unnötigen und überflüssigen Diener zu haben. Davon wird er zwei Geistliche
haben, von denen einer alle seine Geschäfte führt und der andere ihm bei den
Gottesdiensten assistiert. Er wird auch mit einem auskommen; aber gegenwärtig
nimmt er deren zwei mit Rücksicht auf André de Sauzéa, Doktor des kanonischen
Rechtes und Baccalaureus der Theologie; da er ein guter Prediger ist, kann er in
dieser Diözese von großem Nutzen sein. Sie werden nach der römischen Art
gekleidet sein, wenn es sich machen lässt, in aller Bescheidenheit, oder auch
wie die Priester des Seminars von Mailand, weil diese Art der Kleidung weniger
kostet und bequemer ist. Einen Sekretär, zwei Kammerdiener, den einen für sich,
den anderen für die Dienerschaft, einen Koch mit seinem Gehilfen und einen
Lakaien, der lohfarben mit violetten Rändern gekleidet ist. Keiner seiner Diener
wird einen Federbusch tragen, keinen Degen, keine Kleider von schreiender Farbe,
keine langen Haare noch zu aufgezwirbelte Bärte. Sie werden jeden zweiten
Sonntag des Monats beichten und kommunizieren, entsprechend den Statuten der
Bruderschaft der Büßer vom heiligen Kreuz, der sie beitreten werden, und werden
in der Messe des Bischofs kommunizieren. Sie werden jeden Tag der Messe
beiwohnen und an den Sonn- und Festtagen dem ganzen Gottesdienst in der
Kathedrale. Alle werden um 5 Uhr aufstehen; an den Festtagen aber, wenn man zur
Matutin gehen muß, um 4 Uhr. Sie werden um 10 Uhr abends schlafen gehen; vorher
aber werden sie sich im Saal versammeln, um die Litanei zu beten: am Sonntag vom
Namen Jesu, am Montag von allen Heiligen, am Dienstag von den Engeln, am
Mittwoch vom heiligen Apostel Petrus, dem Patron der Kirche von Genf, am
Donnerstag vom allerheiligsten Sakrament, am Freitag vom Leiden Unseres Herrn,
am Samstag von der glorreichen Jungfrau Maria, unserer Herrin, außer wenn diese
Litaneien aus Anlass irgendeines Festes verschoben werden müssen. Der Bischof
wird das Gebet sprechen, man wird die Gewissenserforschung machen und dann
werden sich alle zurückziehen.
Franz von Sales - Geistliche Schriften