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† Gott ist die Liebe - Er liebt dich †
Gott ist der beste und liebste Vater, immer bereit zu verzeihen, Er sehnt sich nach dir, wende dich an Ihn
nähere dich deinem Vater, der nichts als Liebe ist. Bei Ihm findest du wahren und echten Frieden, der alles Irdische überstrahlt
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Armenseelenpredigt
(2)
Pfarrer von Ars
Aus dem Fegfeuer also lassen sich diese dringenden Bitten, diese aus
dem innersten Herzen kommenden Seufzer vernehmen. An wen aber, meine
Zuhörer, richten sich diese Tränen und diese Schluchzer? Hört die
Kirche, diese zärtliche Mutter, die bitterlich über die Qualen weint,
die ihre Kinder ausstehen ... Sie bittet und beschwört uns, Erbarmen
mit ihnen zu haben und ihnen Hilfe zu bringen...
Nachstehende Predigten hat
der heilige Johannes Vianney, Pfarrer von Ars schriftlich seiner
Nachwelt hinterlassen. Beide Predigten sind dem vierten Band der
Predigten des heiligen Pfarrers entnommen.
Armeseelenpredigt (2. Predigt vom Hl. Pfarrer von Ars)
«Erbarmt euch meiner wenigstens ihr, die ihr meine Freunde seid, denn die Hand des Herrn liegt schwer auf mir» [Job 19, 21].
Woher, meine andächtigen Zuhörer, kommen diese rührender Bitten, diese traurigen Töne: Etwa aus der Tiefe eines Grabes:
Nein, denn wenn uns die Gräber unterrichten, dann geschieht es über das
Nichts der menschlichen Herrlichkeiten. Die Toten welche darin liegen,
sprechen nur durch ihr Schweigen zu uns Lassen sich etwa vom schöner
Himmel herab, diesem glücklichen Wohnorte der Auserwählten, diese
traurigen Seufzer vernehmen, welche die härtester Felsen zu spalten
vermöchten! Nein, meine Brüder, dieselbe Hand, welche diese glänzenden
Kronen unter sie verteilte, hat zugleich auch ihre Tränen getrocknet,
man hört da nur Freuden- und ewige Jubelgesänge. Lassen sich etwa aus
der Hölle, dieser Stätte des Schreckens und der Qualen, diese so
innigen und so zerreißenden Schreie vernehmen? Ach! Nein, meine lieben
Freunde, die schwarzen Bewohner dieser finsteren Orte verlangen und
hoffen keine Erleichterung, sie sind verdammt, sie sind getrennt von
ihrem Gott, sie werden es für immer sein. Sie haben ewig dem Himmel und
allen seinen Gütern entsagt, sie sind ganz sicher, dass sie nie aus
diesen Abgründen kommen werden, die Hand des Herrn berührt sie nicht
bloß, sondern sie zerschmettert und zermalmt sie. Aus dem Fegfeuer also
lassen sich diese dringenden Bitten, diese aus dem innersten Herzen
kommenden Seufzer vernehmen. An wen aber, meine Zuhörer, richten sich
diese Tränen und diese Schluchzer? Hört die Kirche, diese zärtliche
Mutter, die bitterlich über die Qualen weint, die ihre Kinder ausstehen
... Sie bittet und beschwört uns, Erbarmen mit ihnen zu haben und ihnen
Hilfe zu bringen. Ja, nachdem sie uns die Seligkeit geschildert haben,
welche die Seligen im Himmel genießen, versetzt sie uns in jene Region
der Tränen und der Qualen und beschreibt uns die schauerlichen Qualen,
welche die Armen Seelen leiden. Was ist geeigneter und fähiger, unsere
Herzen zu rühren, als die Schreie dieser leidenden Seelen? Hört sie: «O
ihr, meine Freunde, entreißt uns diesen Flammen, die uns verzehren!»
Seht ihr diese Mutter? Sie streckt die Hände nach euch aus, welche euch
so oft getragen haben. Seht ihr dieses arme Kind, dessen Trennung für
euch so grausam war? Als ihr es zum letzten Mal umarmtet, verspracht
ihr ihm, es nie zu vergessen ... Wir können ihnen eine Erleichterung
verschaffen, meine Freunde, was sage ich? Wir können ihnen die Pforten
des Himmels öffnen und ihnen den Genuss einer Seligkeit verschaffen,
welche nie ein Ende haben wird. Um euch nun dazu zu ermuntern, will ich
euch zeigen, soweit ich es vermag:
1. Die Größe der Qualen, die sie erleiden.
2. Die Leichtigkeit der Mittel, die wir anwenden können, um ihnen eine Erleichterung zu verschaffen.
I.
Wenn ich, meine Zuhörer, zu Gottlosen, Ungläubigen oder zu Personen
spräche, die in ihrer Unwissenheit verkommen, an nichts glauben und
alles leugnen, so würde ich ihnen zuerst das Dasein dieses Ortes
beweisen, der dazu bestimmt ist, die lässlichen Sünden und jene
Todsünden zu sühnen, welche im Richterstuhl der Buße vergeben, aber
noch nicht ganz durch die zeitlichen Strafen gesühnt worden sind, da
ich aber zu unterrichteten Christen spreche, die vollkommen von dieser
Wahrheit überzeugt sind, so gebe ich demnach keine anderen Beweise, als
eben die, welche ihr in eurem Katechismus gefunden habt. Ich sage, dass
es ganz gewiss ist, dass es ein Fegfeuer gibt, das heißt einen Ort der
Qualen, wo die Seelen der Gerechten ihre Sünden vollends sühnen, bevor
sie Zutritt zur Herrlichkeit bekommen, die ihnen gesichert ist. Nichts
ist besser bewiesen, als das Vorhandensein dieses Ortes. Wir lesen in
der Schrift, dass «nichts Unreines in den Himmel eingehen wird.» «Es
gibt Sünden, die weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben
wer- den», sondern im Fegfeuer. Der heilige Paulus sagt uns ferner,
dass viele erst erlöst werden, nachdem sie durch die Flammen des
Fegfeuers gegangen sind. Oh, wie viele gerechte Seelen überrascht der
Tod in lässlichen Sünden! Wohin gehen sie, diese Armen Seelen, da sie
nicht rein genug sind, um in den Himmel eingehen zu können? Werden sie
in die Hölle geworfen werden? Wenn dies geschähe, wo wären dann die
Auserwählten? Nein, nein, dies sind gerechte Seelen, und die Flammen
der Abgründe sind nicht für die da, welche vom Feuer der Liebe brennen,
in den Flammen des Fegfeuers vollenden sie die Sühnung ihrer Sünden,
bevor sie mit ihrem teuren und himmlischen Bräutigam wieder vereinigt
werden, den sie lieben und von dem sie geliebt werden.
Ja, meine lieben Zuhörer, es ist eine Glaubenswahrheit, dass wir,
obwohl unsere Sünden im Richterstuhl der Buße vergeben sind, darum doch
nicht davon befreit sind, zeitliche Strafen zu erleiden. Seht hin auf
den heiligen König David, dem Gott selber seinen Propheten sandte, um
ihm zu versichern, dass ihm seine Sünde vergeben sei. Der Herr ließ
jedoch das Kind sterben, das für ihn die Hoffnung eines glücklichen
Alters war. Die Gerechtigkeit Gottes begnügte sich nicht bloß mit
dieser Strafe, sie schlug auch sein ganzes Reich mit den
schrecklichsten Geißeln. Die Pest scheint ihn allein in der Welt lassen
zu wollen, er sieht sich von seinem Thron von dem vertrieben, dem er
das Leben gegeben hatte.
David brachte bis zu seinem Tode die Tage und die Nächte in Tränen und
Bußwerken zu. Er ging so weit in der Strenge, dass ihn seine Füße nicht
mehr tragen konnten. Seht auch hin auf den frommen König Ezechias.
Wegen eines leisen Gedanken des Stolzes gab der Herr sein Reich tausend
Unfällen preis. Seht hin auf den heiligen Petrus und die heilige
Magdalena. Niemand darf daran zweifeln, dass wir, obwohl unsere Sünden
im Richterstuhl der Buße vergeben sind, doch noch zeitliche Strafen
entweder in dieser Welt oder in den Flammen des Fegfeuers zu erleiden
haben. Wir müssen auch, um erlöst zu werden, diese Wahrheit ebenso
glauben wie das Geheimnis der Menschwerdung." Verweilen wir da, meine
Zuhörer, gehen wir hinab im Geiste in diese Orte der Qualen, seien wir
Zeugen der Leiden, welche diese Armen Seelen erdulden, sie werden uns
selber die traurige Schilderung der Pein geben, welche an ihnen nagen
und sie verzehren.
Zwei Martern sind besonders empfindlich
1. Die Pein des Nichtanschauens Gottes und die Pein des Sinnes.
Die Liebe, die sie zu Gott haben, ist so groß, der Gedanke, dass sie
seiner durch ihre eigene Schuld beraubt sind, verursacht ihnen einen so
heftigen Schmerz, dass nie ein Sterblicher die geringste Vorstellung
davon wird haben können. Von der Mitte dieser Flammen aus, in denen sie
brennen, sehen sie die Throne der Herrlichkeit, welche ihnen bereitet
sind und ihrer Warten, eine Stimme scheint ihnen zuzurufen: «Ach, welch
großer Güter seid ihr beraubt! Wenn ihr das Glück gehabt hättet, eure
Bußen und eure Tränen zu verdoppeln, dann säßet ihr heute auf diesen
schönen, ganz von Herrlichkeit strahlenden Thronen. Ach, wie blind seid
ihr gewesen, dass ihr durch eure Schuld ein solches Glück verzögert
habt! Diese Sprache allein vermehrt ihren Schmerz und die Sehn- sucht,
wieder mit ihrem Gott vereinigt zu werden. Sie halten sich deswegen an
den Himmel und die Erde, sie rufen die Engel und die Menschen an. «Ach!
Meine Freunde», schreien sie, «wenn ihr noch ein wenig Freundschaft zu
uns habt, so erbarmt euch unser, entreißt uns diesen Flammen: Ihr könnt
es! ... Schöner Himmel, wann werden wir dich sehen?» Es wird in der
Geschichte von Citeaux berichtet, dass ein Mönch, nachdem er sein
ganzes Leben lang ein Vorbild der Tugend gewesen war, einem Mönch
erschien und zu ihm sagte, er sei im Fegfeuer gewesen, und das größte
Leiden, welches er dort gefühlt habe, sei die Beraubung der Anschauung
Gottes gewesen.
2. Die andere Pein dieser Armen Seelen ist der durch das Feuer verursachte Sinnenschmerz.
Die heiligen Väter versichern uns, dass es ein materielles Feuer oder
vielmehr eben das ist, in dem die unglücklichen Verdammten brennen.1)
Dieses Feuer ist so heftig, dass denen, die es erleiden, eine Stunde
wie Millionen Jahrhunderte vorkommt. «Ja», sagen sie uns, «wenn man die
Größe ihrer Martern begreifen könnte, so würden wir Tag und Nacht um
Erbarmen für sie flehen.» Ein anderer Heiliger geht noch weiter und
sagt uns, dass ihre Leiden selbst die übertreffen, welche Jesus
Christus während seiner grausamen und schmerzvollen Leidenszeit
erduldet hat. Und doch hätte, wenn die Leiden, welche Jesus Christus
ausgestanden hat, unter alle Menschen verteilt worden wären, kein
Sterblicher sie ertragen können. Ach! Arme Seelen, wer wird also je die
Größe eurer Peinen
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1) «Die
andere Pein dieser Armen Seelen ist der durch das Feuer verursachte
Sinnenschmerz. Die heiligen Väter versichern uns, dass es ein
materielles Feuer oder vielmehr eben das ist, in dem die unglücklichen
Verdammten brennen. » [Hl. Pfr. von Ars]
beschreiben können? Wir lesen in der Kirchengeschichte, dass ein
Heiliger sechs Tage im Fegfeuer blieb, bevor er in den Himmel einging.
Er erschien dann einem seiner Freunde und sprach zu ihm, er habe so
große Leiden erduldet, dass sie alle die übertrafen, welche alle
Märtyrer zusammen erdulden und bis ans Ende der Zeiten erdulden werden.
O mein Gott, wie furchtbar ist deine Gerechtigkeit für den Sünder! ...
Wer, meine Zuhörer, kann jedoch die Erzählung dessen, was von den
Märtyrern jeder insbesondere ertragen hat, hören, ohne zu schaudern!
Die einen sind in Kessel siedenden Öls gesenkt worden, andere mit
Holzsägen zersägt, dieser, auf einer Folterbank ausgestreckt, mit
eisernen Haken zerfleischt, welche ihm die Gedärme ausrissen, andere
mit Füßen zertreten worden. Jener wurde auf glühende Kohlen gelegt, und
es blieben nur seine ganz geschwärzten und verbrannten Gebeine übrig.
Andere sind endlich auf Tische voll schneidender Metallplatten gelegt
worden, welche diese unschuldigen Opfer von einem Teil zum anderen
durchschnitten. Kann man wohl an das alles denken, ohne sich bis in die
innerste Seele von Schmerz durchdrungen zu fühlen? Ach! Wenn eine Seele
im Fegfeuer noch mehr leidet, als alle Märtyrer zusammen, wer wird es
dann darin aushalten können? ... Mein Gott, mein Gott, erbarme dich
dieser Armen Seelen!
Um uns aber noch augenscheinlicher davon zu überzeugen, so lasst uns
hören: Birgitta, die Gott die Schmerzen erkennen ließ, welche diese
Armen Seelen ausstehen, versichert, dass ihre Peinen so groß und ihre
Schmerzen so heftig sind, dass sich der Mensch nie die geringste
Vorstellung davon wird machen können. Gott ließ sie einige sehen,
weiche dazu verurteilt waren, bis ans Ende der Welt darin bleiben zu
müssen.
Papst Innozenz III. erschien nach seinem Tode der heiligen Luidgard in
sichtbarer Gestalt. Erschreckt durch eine solche Erscheinung, warf sie
sich mit dem Angesicht zu Boden und bat den lieben Gott, er möge ihr
sagen, wer das sein könne. Der Tote antwortete ihr, er sei der unlängst
gestorbene Papst. «Mein Gott», rief sie bitterlich weinend aus, «wenn
ein Papst, der das Vorbild der Tugend gewesen, solche Leiden ertragen
muss, wehe dann mir... Der Papst sagte ihr, er wäre ohne die heiligste
Jungfrau, für die er eine Kirche habe bauen lassen, verdammt und dazu
verurteilt worden, in der Hölle zu brennen. Die heiligste Jungfrau aber
habe, bevor er starb, ihren Sohn gebeten, um ihm eine wahrhaftige
Zerknirschung über seine Sünden zu erwirken. Er setzte hinzu: «Ich
werde bis ans Ende der Welt in den Flammen bleiben. Ich bitte um den
Beistand deiner Gebete!»
Und er verschwand mit dem Ausruf: «Ach! Wie leide ich! Entreiße mich den Flammen, die mich verzehren.»
Der heilige Vinzenz Ferrer sagt uns, dass ihn Gott eine Seele sehen
ließ, die wegen einer einzigen lässlichen Sünde zu einem Jahr Fegfeuer
verurteilt worden war.
Hört ferner, was uns der heilige Ludwig vom Orden des heiligen
Dominikus sagt. Sein Vater erschien ihm in einer sichtbaren Gestalt,
indem er schreckliche Schreie und tiefe Seufzer ausstieß. Er flehte um
den Beistand seiner Gebete. Der heilige Ludwig überließ sich sogleich
den Tränen und der Buße, den härteten Kasteiungen. Er zelebrierte alle
Tage für ihn die heilige Messe und ließ keinen Tag vorübergehen, ohne
um den Beistand der Heiligen Jungfrau zu flehen. Dessen ungeachtet
erschien sein Vater jeden Morgen und tat dieselben Schreie und
dieselben Schluchzer: «Ach, wie leide ich! Mein Sohn, erbarme dich
meiner! »
Der heilige Ludwig ließ Tag und Nacht nicht nach, für seinen Vater um
Erbarmung zu bitten. «Mein Gott, mein Gott», rief er aus, «wirst du
dich nicht rühren lassen durch meine Gebete und meine Tränen?» Erst
sieben Jahre 2) später ließ ihn Gott erkennen, dass sein Vater befreit
sei. Aber, sagt ihr vielleicht, was kann denn dieser unglückliche Vater
getan haben, dass er so viel litt? O meine Freunde, wenn ihr recht
erkenntet, was die Sünde ist, dann getraute ich es mir nicht zu sagen,
um euch nicht in Verzweiflung zu stürzen. Der heilige Ludwig berichtet,
dass sein Vater etwas Geringes getan hatte: Eine
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2) Andere Biographen sprechen von acht Jahren Fegfeuer.
Person hatte ihm große Dienste geleistet, und er suchte ihr seine
Dankbarkeit zu beweisen, bedachte aber vielleicht nicht genug, dass er
Gott für seine Wohltaten danken müsse ...
Wie viele Jahre Fegfeuer stehen nun wohl uns bevor, meine Zuhörer, die
wir Sünden von dieser Art so oft begehen und uns so wenig ein Gewissen
daraus machen? Wie viele Lügen erlaubt man sich, um einer kleinen
Demütigung zu entgehen, oder auch nur zur Belustigung! Wie viele kleine
üble Nachreden! Wie viele gute Eingebungen, denen wir nicht entsprochen
haben! Wie viele freiwillige Zerstreuungen in unseren Gebeten!
Wie oft hat uns der liebe Gott nicht den Gedanken gegeben, bei unserem
Erwachen und während des Tages unser Herz zu Gott zu erheben, und wir
haben es nicht getan! Oder wenn wir es getan haben, wie ungern und wie
nachlässig? Wie oft haben wir nicht den Gedanken gehabt, uns in unseren
Mahlzeiten, in unserer Sprechwut einigermaßen abzutöten? Wie oft hätten
wir nicht zur Messe gehen können, während wir aus Trägheit oder Furcht,
einen Augenblick zu verlieren, nicht hingegangen sind! Wie oft hat uns
der liebe Gott den Gedanken gegeben, nicht mehr in der Sünde zu
bleiben, ungesäumt zu beichten! Wie oft haben wir den Gedanken gehabt,
uns zu bessern, um das Glück zu haben, uns öfters dem anbetungswürdigen
Sakrament der Eucharistie nahen zu dürfen! Wie viele gute Werke und
Bußen hätten wir tun können, und wir haben es nicht getan! O mein Gott,
wie viele Jahre oder vielmehr Jahrhunderte werden wir in diesen Flammen
leiden müssen! Mein Gott, wie blind sind wir! 3)
Wir lesen in der Geschichte, dass eine Person, nachdem sie christlich
gelebt hatte, eine von ihren Freundinnen, erschien, ganz von Flammen
umgeben war und grau- sam litt, weil sie es vernachlässigt hatte,
häufigen Gebrauch von den Sakramenten zu machen. Gott hatte ihr in der
Tat oft auf Erden das Verlangen gegeben, ihre kleinen lässlichen Sünden
abzulegen und öfters das Sakrament seiner Liebe zu empfangen, auch
hatte er zugelassen, dass sie ihrer Freundin erschien, um sie zu
ermahnen, zu tun, was sie selber nicht getan hatte, nämlich ein
reineres und heiligeres Leben zu führen, ihre Kommunionen für sie
darzubringen, und dann würde ihr Gott Erbarmung erweisen. In der Tat,
nach mehreren Kommunionen erschien sie ihr wieder, aber ganz strahlend
von Herrlichkeit, und dankte ihr für die Kommunionen, welche sie zu
ihrer Befreiung dargebracht hatte.
Es wird ein Tag kommen, meine lieben Zuhörer, wo wir es bereuen, kein
so reines und so christliches Leben geführt zu haben, dass wir uns das
Glück verschaffen konnten, uns öfters an den Tisch der Engel setzen zu
können, was die Peinen des Fegfeuers sehr abkürzen würde.
Doch kehren wir wieder zu unseren armen Gefangenen zurück, welche uns
von ihren Flammen aus ihre flehenden Hände entgegenstrecken und uns
beschwören, sie nicht länger leiden zu lassen. Wer sind diese Armen
Seelen, auf denen die Gerechtigkeit Gottes schwer liegt? Ach! Es sind
vielleicht unsere Eltern, welche ein grausamer Tod vor einigen Tagen
von uns getrennt hat. Es sind teure Freunde, die in das Grab
hinabstiegen, wohin wir ihnen bald folgen werden. Diese Armen Seelen
werden in Strömen von Flammen zurückgehalten, die sie umwogen und
verzehren.4) Die Hand Gottes verfolgt sie, schlägt sie und züchtigt sie
streng. «O ihr, unsere Freunde», rufen sie uns zu, «seid mitfühlend mit
den Leiden, die wir ausstehen!» Seht ihr, hört ihr diese Armen Seelen?
Eine jede richtet sich an die, die sie während ihres Lebens geliebt und
beschützt hat, um sie zu bewegen, Mitleid mit ihr zu haben. Hört ihr
diese Gattin, welche die Augen und ihre flehenden Hände zu ihrem Gatten
erhebt und spricht: «Ach! Wenn du meine Leiden erkennen könntest,
würdest du dann eine Gattin vergessen können, welche dich so zärtlich
liebte! Hast du meine letzten Abschiedsworte vergessen, als ich dich in
meine Arme schloss und dir die letzten Beweise meiner Zärtlichkeit gab?
Du hattest mir versprochen, mich nie zu vergessen, wärst du
unempfindlich gegen die Qualen, die ich ausstehe? Ach! Ich bitte,
entreiße mich diesem Feuer, das mich verzehrt, du kannst es ... Ach,
was leide ich!» Hört die herz
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3)«Wie viele
gute Werke und Bußen hätten wir tun können, und wir haben es nicht
getan! O mein Gott, wie viele Jahre oder vielmehr Jahrhunderte werden
wir in diesen Flammen leiden müssen Mein Gott, wie blind sind wir!»
[HI. Pfr. von Ars]
4) «Wer sind
diese Armen Seelen, auf denen die Gerechtigkeit Gottes schwer liegt?
Ach! Es sind vielleicht unsere Eltern, die ein grausamer Tod vor
einigen Tagen von uns getrennt hat. Es sind teure Freunde, die in das
Grab hinabstiegen, wohin wir ihnen bald folgen werden. Diese Armen
Seelen werden in Strömen von Flammen zurückgehalten, die sie umwogen
und verzehren.» [Hl. Pfr. von Ars]
zerreißenden Worte dieser armen Mutter an ihren Sohn: «Mein Sohn, warum
lässt du mich so schreckliche Qualen ausstehen? Hast du alles das
vergessen, was ich für dich getan habe? Ich, dem es so schwer fiel, zu
sterben, da ich fürchtete, du würdest, wenn du von mir getrennt bist,
unglücklich sein! Du verlässt mich an einem Orte, wo ich grausam leide.
O bitte, befreie mich, befreie die, welche so viele Tränen für dich
vergossen, welche so oft Gott gebeten hat, er möge sie für dich leiden
lassen! Mein Sohn, erbarme dich deiner armen Mutter, welche dich so
sehr geliebt hat und es verdient, dass ihr vergolten werde! ... » Höre
dies armes Kind, dessen Trennung dich so viele Tränen vergießen ließ.
«Ach! Meine Mutter», ruft es dir zu, «hast du unsere letzten
Abschiedsworte vergessen, vergessen den Augenblick, wo wir unsere
Tränen miteinander vermischten, als uns der Tod zwang, uns zu trennen?
Wirst du mich in diesen Flammen lassen, die mich verzehren, während es
leicht für dich wäre, mich zu befreien! O bitte, bitte, verlass mich
nicht! Wenn du einst kommen und gerichtet werden wirst, dann werde ich
dich nicht vergessen, ich werde mich selbst deinem Richter zu Füßen
werfen, dessen Freundin und geliebtes Kind ich dann sein werde. Wenn
ich selbst nicht mächtig genug bin, dann werde ich mir den ganzen
himmlischen Hof zu Hilfe rufen und um Gnade für dich bitten.»
An wen aber werden sich die Armen Seelen wenden, die keine Eltern,
keine Freunde haben, die an sie denken? Ich meine sie rufen zu hören:
«Liebreicher Hirte, sage es allen Christen, wie lang und grausam unsere
Leiden sind, denn nur Gott kennt die Härte der Martern, die wir
ausstehen. Sage ihnen, dass wir ja nicht undankbar sein werden.» Ach!
Diese Armen Seelen sind in den Flammen als Gefangene, die seit vielen
Jahren in finsteren Kerkern seufzen und nach dem Augenblick ihrer
Befreiung sich heiß sehnen. Doch vergebens, man verlässt sie, sie
erdulden Punkt für Punkt das Urteil ihrer Verdammung. Sie sehen Seelen
kommen, die weit strafbarer sind als sie und die doch früher befreit
werden, die Freunde haben, die der Gerechtigkeit Gottes genugtun. «Mein
Gott», rufen sie in jedem Augenblick aus, «werden wir denn niemand
haben, um uns zu befreien?»
Wie lange werden die Qualen dieser Armen Seelen dauern? Meine lieben
Zuhörer, wenn solche Martern nur einen Tag, nur eine Stunde, nur eine
halbe Stunde dauerten, so würde ihnen das unendlich länger vorkommen
als Millionen von Jahrhunderten in den härtesten Martern, die man in
dieser Welt erleiden kann. - Und warum das? Mein Freund, darum. Wenn
Gott jemanden in dieser Welt bestraft, so geschieht es nur unter der
Herrschaft der Erbarmung und der Güte, denn wenn uns Gott eine
Krankheit, einen Verlust an Gütern oder andere Trübsale schickt, so
wird uns das alles nur gegeben, damit wir die Peinen des Fegfeuers
vermeiden oder der Sünde entsagen sollen. In der Tat, wenn der Herr den
heiligen Mann Job auf dieser Erde so hart behandelt hat, geschah es
nicht, weil er ihn auf eine besondere Weise liebte? Sagt dieser heilige
Mann nicht selber, dass ihn der Herr mit seinem Finger berührt hat?
Sagt nicht auch der Engel zu Tobias, wenn ihn Gott betrübt habe, so
geschah es nur, weil er ihm angenehm war? Wenn uns also Gott in dieser
Welt leiden lässt, so geschieht es nur aus Liebe und Erbarmung. In der
anderen dagegen wird Gott nur von seiner Gerechtigkeit und Rache
geleitet. Wir haben gesündigt, wir haben die Zeit seiner Erbarmung
missbraucht. Er hatte uns tausendmal gedroht, seine Gerechtigkeit muss
ganz ausgeführt und seine Rache befriedigt werden. Oh, wie schrecklich
ist es, in die Hände eines rächenden Gottes zu fallen!
Was uns aber bewegen sollte, nichts unbenützt zu lassen, um diese Armen
Seelen zu befreien: Wir sind die Ursache des Unglücks der meisten von
ihnen. Der Grund ist dieser: Die Gattin wird in den Flammen sein, weil
sie gegen ihren Gatten zu schwach, vielleicht sogar dem Gesetz des
Herrn zuwider willfährig war. Der arme Vater, die arme Mutter leiden im
Fegfeuer, weil sie ihre Kinder nicht genug zurechtgewiesen und ihnen
erlaubt haben, was sie ihnen nie hätten erlauben sollen. Auch der
Freund oder der Nachbar leidet, weil er, wenn er in eurer Gesellschaft
war, euch nicht zu tadeln wagte, wenn ihr vom Nächsten übel redet oder
unanständige Worte sprecht. Endlich brennen eine Menge anderer in
diesen Gluten, weil ihr ihnen ein böses Beispiel gegeben habt, was sie
antrieb, zu sündigen. Ach! Ihr Armen Seelen, wir sind die Ursache eurer
Martern, und wir lassen euch leiden, wir verlassen euch! Wir
Undankbaren! Es wird ein Tag kommen, wo wir unsere Gefühllosigkeit
gegen diese armen leidenden Seelen beweinen! Wir aber lassen sie
brennen, obwohl wir sie leicht in den Himmel führen könnten!
Ach! Meine lieben Zuhörer, lassen wir uns doch rühren, da uns Gott ihre Befreiung in die Hände gegeben hat.
Herr, lass Dein Angesicht über uns
leuchten.
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