Sadhu Sudar Singh
(3)
Der 300 Jaehrige
Maharischi vom Kailas
Es war im Jahre 1912, als er auf der
Suche nach Rishis und Sehern in die Schneeregionen vom Kailas kam. Er fand in
einer Höhle in über 4000 Metern Höhe einen hochbetagten Einsiedler, der auf
Grund seines behaarten Äußeren einem Tier ähnlicher sah als einem Menschen. Der Sadhu erschrak beim Anblick dieses gespenstischen Wesens, fasste aber Mut und
redete es an. Der Mann, der in tiefer Meditation, mit geschlossenen Augen
dagesessen hatte, nahm zunächst keine Notiz von seinem Besucher. Dann öffnete er
seine Augen, und welche Augen!, so leuchtend, dass es dem Sadhu erschien, als
wollten sie sein Innerstes durchdringen und seine Gedanken lesen! Der Sadhu
glaubte, einem Hindu-Rishi gefunden zu haben und war höchst erstaunt, als dieser
ihn niederknien hieß und ein feierliches Gebet sprach, das mit dem Namen ‚Jesus’
endete. Darauf eröffnete der Rishi ein altes Pergament und las einige Verse aus
Matth. 5. Die nachfolgende Stille unterbrach der Sadhu mit der Frage, wer er –
der Rishi – sei. Der alte Mann erzählte seine Lebensgeschichte wie folgt:
Auszug:
Johannes wusste, dass er ein Vorläufer für den
kommenden Messias sei und dass er diesem den Weg bereiten solle. Sein Herz und
seine Seele mit allen seinen Fähigkeiten stellte er in diesen Dienst. Nach der
Taufe, die er an Jesus vollziehen durfte, glaubte er, dass sein Dienst auf Erden
vollendet sei und er suchte Jesus, um ihn zu fragen, was nun für ihn zu tun
übrigbliebe. Johannes fand Jesus in der Wüste, dort, wo Satan Ihn vor kurzem
versucht hatte. Der Herr Jesus saß auf einem großen Felsblock, wie auf einem
Thron, umgeben von Cherubinen und Seraphinen, welche Loblieder angestimmt
hatten. Kleine Engel begleiteten dieselben auf verschiedenen Instrumenten. Es
war ein herrliches Jauchzen und Frohlocken zur Ehre Gottes.. Ein wunderbares
Leuchten ging von der Gestalt Jesu aus und strahlte auf seine Umgebung. Außer
diesen himmlischen Geschöpfen umgaben Jesus Propheten und Heilige der
alttestamentlichen Zeit: Moses, Elias, Elisa, Samuel usw. Auch Adam war
anwesend. Ehrerbietig und andachtsvoll beteten sie den Herrn Jesus an. Eine
Schar wilder Tiere war ebenfalls vorhanden, Raubtiere und Reptilien. So
gefährlich und giftig sie den Menschen erscheinen, hier lagen sie demütig Jesus
zu Füßen. Aller Verlangen war, dem Herrn nahe zu sein und zu Seinem Ruhme
beizutragen. Die Gedanken Jesu bewegten sich aber auf einer ganz anderen Linie.
Er dachte an Seinen Lebensweg, so wie er Ihm von Seinem himmlischen Vater
vorgeschrieben war. Als Engel und Propheten den Ernst des Kommenden erfasst
hatten, sahen sie einander bestürzt an und beratschlagten, ob nicht irgendeiner
von ihnen den Tod am Kreuz für Jesus erleiden könnte.
Sadhu Sudar Singh - Der 300 Jaehrige
Maharischi vom Kailas
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