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Das
Gleichnis von der verlorenen Drachme
Eine Frau hatte zehn Drachmen in ihrem Beutel. Aber
bei einer Bewegung fiel ihr der Beutel von der Brust, öffnete sich, und die
Münzen rollten auf den Boden. Sie sammelte sie mit Hilfe der Umstehenden und
zählte sie. Es waren neun. Die zehnte war nicht zu finden. Da es Abend war,
zündete die Frau eine Lampe an, stellte sie auf den Boden, nahm einen Besen
und begann sorgfältig zu kehren, um zu sehen, ob die Drachme weit weggerollt
war. Doch die Drachme war nicht zu finden. Die Freundinnen gingen, des Suchens
müde, davon.
Die Frau rückte nun die Truhe, die Bank und den
schweren Kasten beiseite, sie verschob die Krüge und Töpfe in der Mauernische;
doch die Drachme war nicht zu finden. Da suchte sie auf allen Vieren im
Kehrichthaufen vor der Türe, um zu sehen, ob die Drachme aus dem Haus gerollt
sei und sich unter die Abfälle gemischt habe. Dort fand sie schließlich die
Drachme, ganz schmutzig und unter dem auf sie gefallenen Kehricht begraben.
Die Frau nahm sie jubelnd in die Hand, wusch sie und
trocknete sie. Jetzt war sie schöner als zuvor, und sie zeigte sie ihren
Nachbarinnen, die sie mit lauter Stimme zurückgerufen hatte. Sie sagte: "Seht
her! Seht her! Ihr habt mir geraten, mich nicht weiter zu mühen. Doch ich
habe beharrlich weitergesucht und die verlorene Drachme schließlich
wiedergefunden. Freut euch daher mit mir, da ich nun nicht mehr befürchten
muss, einen Teil meines Schatzes verloren zu haben."
Auch euer Meister und mit ihm seine Apostel machen es
so wie die Frau im Gleichnis. Gott weiß, dass eine Bewegung den Fall eines
Schatzes zur Folge haben kann. Jede Seele ist ein
Schatz, und Satan, der neidisch auf Gott ist, verursacht unglückliche
Bewegungen, um die armen Seelen zu Boden fallen zu lassen.
Mache fallen nicht weit von der Börse, entfernen sich
also nicht allzu sehr vom Gesetz Gottes, das die Seelen im Schutz der Gebote
zusammenhält.
Andere aber entfernen sich weit von Gott und seinen Geboten, und einige
gelangen bis zum Kehricht, zum Abfall, zum Schmutz. Und dort würden sie in das
ewige Feuer geworfen und zugrunde gehen, ebenso wie Abfälle an besonderen
Plätzen verbrannt werden.
Der Meister weiß dies und sucht unermüdlich die
verlorenen Münzen. Er sucht liebevoll an allen Orten nach ihnen. Es sind seine
Schätze. Und er wird nicht müde und empfindet vor nichts Ekel, sondern
durchstöbert, kehrt und verschiebt, bis er sie findet. Und wenn er sie
gefunden hat, dann wäscht er die wiedergefundene Seele mit seiner
Verzeihung und ruft seine Freunde, das ganze Paradies und alle Guten der
Erde, und sagt: „Freut euch mit mir, denn ich habe wiedergefunden, was sich
verirrt hatte, und es ist schöner als zuvor, denn meine Verzeihung hat es
erneuert!“
Wahrlich, ich sage euch, im Himmel ist ein großes
Fest, und die Engel Gottes und die Guten der Erde jubeln, wenn sich ein Sünder
bekehrt.
Wahrlich, ich sage euch, es gibt nichts Schöneres als
die Tränen der Reue. Wahrlich, ich sage euch, nur die
Dämonen können sich nicht über die Bekehrungen freuen, die ein Sieg Gottes
sind. Und weiter sage ich euch, dass die Art, die
Bekehrung eines Sünders aufzunehmen, ein Maßstab für die Güte eines Menschen
und seine Vereinigung mit Gott ist."
Herr, lehr uns Dein Wort für UNS verstehen!
MIR willst du damit etwas mitteilen. Amen.
Weiterführende Themen:
Die Eucharistie
/
Leben in Gottes Gegenwart
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Die Liebe Gott Vaters
/ Spiritualität
/
Die Liebe Gottes (Gloria Polo)
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