Peter Egger (3)
Kleine
Kirchengeschichte
Die Katholische Kirche ist mit ihren
fast 2000 Jahren die älteste Institution der Welt. Im Laufe ihrer langen
Geschichte hat die Katholische Kirche unendlich viele Höhen und Tiefen erlebt.
Die Geschichte dieser Kirche lässt niemanden kalt. Wenn es um die Geschichte der
Katholischen Kirche geht, kommt es oft zu heißen Debatten: Die einen verteufeln
die Kirche in Grund und Boden und werfen ihr alle nur möglichen Schandtaten vor;
andere weisen darauf hin, dass es in dieser Kirche auch großartige Leistungen in
seelsorglicher, kultureller und sozialer Hinsicht gegeben hat. Neben
unheimlichen Schattenseiten lassen sich auch viele großartige Lichtseiten
feststellen. Eines ist aber auf jeden Fall sicher: Es gibt keine Geschichte, die
so spannend und tiefgründig ist, wie die Geschichte der Katholischen Kirche! Die
vorliegenden Ausführungen sind der fast vermessene Versuch, die
Kirchengeschichte in wenigen Seiten zusammenzufassen. Es galt, die einzelnen
Etappen der Kirchengeschichte in sehr geraffter Weise darzustellen. Es geht
dabei um den Ursprung des Christentums und die Gründung der Kirche, um die
Kirche in der Zeit der Antike, der Völkerwanderung und des Mittelalters. Der
Text befasst sich mit der Kirche in der Zeit der Reformation und der
Gegenreformation sowie in der Zeit des Absolutismus und der Aufklärung und
behandelt schließlich die Kirchengeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.
Auszug:
a) Der Niedergang des päpstlichen Ansehens
Mehrere Ereignisse in der
Zeit des 14. und 15. Jh. führten dazu, dass das päpstliche Ansehen sehr in
Mitleidenschaft gezogen wurde: 1) Das Exil von Avignon (1309-1377): Fast 70
Jahre lang residierten die Päpste in Avignon in Frankreich und standen dort
völlig unter der Herrschaft der französischen Könige; erst die hl. Katharina von
Siena veranlasste die Päpste nach Rom zurückzukehren. 2) Das abendländische
Schisma (1378-1415): Durch das gleichzeitige Auftreten mehrerer Päpste kam es zu
einer jahrzehntelangen Spaltung innerhalb der Kirche. 3) Der bedenkliche
Lebenswandel verschiedener Renaissance-Päpste (vor allem Alexanders VI. aus dem
Geschlecht der Borgia; Vater von Cesare und Lucrezia Borgia). 4) Die Simonie:
Unter mehreren Päpsten war es üblich, kirchliche Ämter gegen hohe Geldsumme zu
verkaufen.
b) Die kirchlichen Missstände
Neben diesen Missständen an der Spitze der Kirche gab es noch weitere
Missstände, die die ganze Kirche betrafen: Das religiöse Leben bestand oft nur
in einer äußerlichen "Werksfrömmigkeit" (Zeremonien, Handlungen) ohne innere
Überzeugung; es gab manche Unsicherheiten in der Glaubenslehre (z. B. bei den
Sakramenten); es ließ sich auch ein Verfall der Disziplin beim Klerus
(Weltpriester) und bei den Mönchen feststellen.
c) Das Nationalkirchentum In
verschiedenen Ländern gab es auch Bestrebungen, eine Nationalkirche zu
errichten. Diese Länder wollten eine eigene Kirche für ihre Nation, die nicht
mehr der zentralen Regierung des Papstes unterstand. Solche Bestrebungen gab es
vor allem in England, Frankreich und Deutschland. Hinter diesen Tendenzen stand
auch das Bestreben der Nationalstaaten, die 29 Kirche für ihre nationalen
Zielsetzungen einzuspannen. Schließlich kam in diesen Tendenzen auch die
Abneigung der germanischen Völker gegen die Romanen zum Ausdruck.
Peter Egger - Kleine Kirchengeschichte
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