Ludwig Maria de Grignion
Das Goldene Buch
Am 31. Januar 1673 als Sohn angesehener
Eltern zu Montfort in der Bretagne geboren, erhielt Grignion bei der Taufe den
Namen Ludwig, dem er bei seiner Firmung aus inniger Liebe zur Mutter Gottes den
Namen Maria beifügte. In größter Dankbarkeit gedachte er stets der Gnaden, die
er durch die Taufe erhalten hatte, aber auch seiner Taufgelübde, und nannte sich
zum Andenken daran, dass er sie in seinem Heimatorte empfangen hatte, von
Montfort. Als 12-jähriger Knabe kam er an die Jesuitenschule zu Rennes, die er
acht Jahre lang besuchte. Als Vorbild für jeden Studenten zeichnete er sich
durch seine Leistungen und noch mehr durch seine Tugenden aus, so dass er von
Lehrern und Mitschülern in gleicher Weise bewundert und geliebt wurde. Von 1693
– 1700 studierte er an der Sorbonne zu Paris Theologie und wurde nach zwei
Jahren in das berühmte Seminar St. Sulpice aufgenommen. In seiner Liebe zur
Armut und Sanftmut, in der Hingabe an die göttliche Vorsehung, kam er den
größten Heiligen gleich. Mit ganz besonderer Freude redete er von den
Herrlichkeiten Mariens, die er schon von Kindheit an seine „geliebte Mutter“
nannte. Alle Bücher, die über die Verehrung Mariens handeln, hatte er gelesen
und studiert. Aus Liebe zur Gottesmutter legte er schon vor dem Empfang der
heiligen Weihen das Gelübde ewiger Keuschheit ab.
Auszug:
1. Ich verlasse mich auf Deine Güte und auf Deine
Barmherzigkeit, o Herr, und komme als ein Kranker zu meinem Arzt und Heiland,
als ein Hungriger und Durstiger zur Quelle des Lebens, als ein Dürftiger zum
König des Himmels, als ein Diener zu meinem Herrn, als ein Geschöpf zu meinem
Schöpfer, als ein Trostloser zu meinem liebevollen Tröster. Aber woher wird mir
diese Gnade zuteil, dass Du zu mir kommst? Wer bin ich, dass Du Dich selbst mir
schenkst? Wie darf sich ein Sünder getrauen, vor Dir zu erscheinen? Und wie
kannst du dich würdigen, zu einem Sünder zu kommen? Du kennst ja deinen Diener
und weißt, dass er nichts Gutes an sich hat, wodurch er eine solche Gnade
verdient. Ich bekenne also meine Unwürdigkeit, ich erkenne Deine Güte, ich lobe
Deine milde Barmherzigkeit und danke Dir wegen deiner übergroßen Liebe. Denn um
Deinetwillen tust Du dieses und nicht wegen meiner Verdienste, damit ich Deine
Güte besser erkenne, immer mehr in der Liebe entzündet und nachdrücklicher zur
Demut bewogen werde. Weil Dir also dieses wohlgefällig ist, und weil du befohlen
hast, dass es so geschehen soll, so nehme auch ich diese Deine Gnade mit Freuden
an. O wenn ich nur nicht mehr so unglückselig wäre, durch meine Sünden ihre
Wirkungen zu hindern!
Ludwig Maria de Grignion - Das Goldene Buch
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