Die letzten Dinge:
Tod, Gericht, Himmel,
Hölle, Fegefeuer
Die religiöse Unwissenheit ist heutzutage groß, aber nirgends ist sie so
erschreckend wie auf dem Gebiete der Lehre von den
"letzten
Dingen": Tod, Gericht, Himmel, Hölle, Fegefeuer.
Das
kommt auch davon, da der Mensch diese Realitäten nicht wahrhaben will und sie
vor sich herschiebt, bis er eines schönen Tages davor steht und leider oft
nichts mehr machen kann, denn die Zeit darüber nachzudenken wäre
zeit Lebens...
Sich mit dem Tod, der Sterbestunde und den letzten Dingen zu beschäftigen ist
nämlich nicht Torheit, sondern
Torheit ist es, es
nicht zu tun.
Es gibt viele Erlebnisse mit Armen Seelen, doch wer glaubt ihnen zu
Lebzeiten?...
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P.
Martin Ramm FSSP
Thalwil 2007
MIT KIRCHLICHER DRUCKERLAUBNIS
INHALT
Die letzte Stunde
Der Tod
Selbstmord und Euthanasie
Eine gute Sterbestunde
Reinkarnation
Das persönliche Gericht
Barmherzigkeit
Licht und Finsternis
Das Fegfeuer
Die Hölle
Der Himmel
Das Ende der Welt
Die Auferstehung
Das Weltgericht
Das Sakrament der Krankensalbung
Sakramentenempfang im Alter
Gewissensfragen für ältere Menschen
Praktische Hinweise für Angehörige
Das braune Skapulier
Erzbruderschaft des hl. Josef
Gebete um eine gute Sterbestunde
Sterbegebete
DIE LETZTE STUNDE
Man kann versuchen sie zu verdrängen, aber sie lässt sich nicht verdrängen.
Kommen wird sie doch, und zwar für jeden, der diese Zeilen liest.
Was immer man über Gott und das ewige Leben denken mag, der Tod fordert zur
persönlichen Stellungnahme heraus. Und wenn wir uns dieser Frage nicht
stellen, stellt sie sich früher oder später uns: ,Mensch, wo gehst du hin?'
Viele Menschen leben so ganz ohne Hoffnung, so ganz ohne zu wissen, woher sie
kommen und wohin sie gehen und was der wahre Sinn ihres Lebens ist. Das ist
traurig!
Die letzte Stunde eines Menschen auf dieser Erde ist die wichtigste Stunde
seines Lebens, denn sie ist die Stunde der Entscheidung. Deshalb sollte die
Sorge um eine gute Sterbestunde uns mindestens ebenso wichtig sein wie die
Sorge um Gesundheit, Ansehen und Wohlergehen.
Diese Schrift möchte daran erinnern, was der katholische Glaube über die
letzten Dinge lehrt, und eine Perspektive zeigen, die über den Tod
hinausgeht. Wir sind davon überzeugt, dass es die Wahrheit ist. Möge sie
vielen zum Segen werden!
DER TOD
Wie man sich zum Leben stellt, hängt sehr davon ab, wie man sich zum Tod
stellt und was man danach erwartet. Erst im Blick auf das Ziel erhält das
ganze Leben Richtung und Sinn.
- Man kann versuchen, den Tod zu verdrängen, indem man einfach so lebt, als ob
es ihn nicht gäbe. Doch wer so handelt, betrügt sich selbst.
- Man kann auch am Tod verzweifeln. Dies geschieht meistens dann, wenn eine
Verdrängung nicht mehr möglich ist.
- Viel besser ist es, der Wirklichkeit des Todes ins Auge zu schauen und
daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Dazu werden wir aufgefordert,
wenn wir am Aschermittwoch das Haupt neigen, um vom Priester das Aschenkreuz
zu empfangen, und dabei die Worte hören: „ Gedenke, Mensch: Staub bist du und
zum Staub wirst du zurückkehren!"
Die richtige Einstellung zum Tod bewirkt eine seelische Entspannung. An die
Stelle ängstlicher Ungewissheit tritt eine ruhige Erwartung, verbunden mit
einem mächtigen Ansporn zu einem guten Leben.
Gewissheit
Dass Menschen sterben, wissen wir aus täglicher Erfahrung. Es sterben aber
nicht nur die anderen, und es geht bekanntlich nicht immer nach dem Alter.
Daran erinnert eindrücklich die Fürbitte bei der Beerdigung: „Lasset uns auch
beten für den aus unserer Mitte, der zuerst dem Verstorbenen vor das Angesicht
Gottes folgen wird."
Wir werden alle einmal an der Reihe sein, denn wir alle haben eine sterbliche
Natur. „Jeder Mensch wird alt wie ein Gewand; es gilt das ewige Gesetz: man
muss einst sterben! Gleich wie am grünen Baum der Blätterwuchs, wovon das
eine welkt, das andre frisch ersprießt, so sind auch die Geschlechter all von
Fleisch und Blut." (Sir 14,17 f)
Die Kunst stellt den Tod als Sensemann mit einer Sanduhr dar. Wie der Sand
unaufhaltsam rinnt, so vergehen die Tage und Stunden unseres Lebens. Wir
erleben die Zeit als flüchtig. Und einmal wird das letzte Körnlein fallen.
Dann kommt die große Ernte. „Des Menschen Tage sind wie Gras, er blüht wie die
Blume des Feldes. Fährt der Wind darüber, ist sie dahin, und der Ort, wo sie
stand, weiß von ihr nichts mehr. Doch die Huld des Herrn währt ewig über
allen, die ihn fürchten." (Ps 103,15 - 17)
Ungewissheit
So sicher es ist, dass wir sterben werden, so ungewiss sind Zeit und
Umstände. Es ist ziemlich sicher, dass wir in 100 Jahren nicht mehr auf dieser
Erde weilen werden. Aber ob wir morgen noch leben werden? Der hl. Apostel
Jakobus warnt vor einer falschen Sicherheit: „Hört doch, die ihr sagt: ,Heute
oder morgen werden wir in die und die Stadt reisen, dort ein Jahr verbringen,
Handel treiben und Geschäfte machen.' Ihr wisst ja nicht, was morgen sein
wird! Denn was ist euer Leben? Ein Hauch seid ihr, der für kurz zu sehen ist
und dann wieder verschwindet." (Jak 4,13 f) Es bleibt uns also gar nichts
anderes übrig, als einzugestehen, dass unser irdisches Leben sehr zerbrechlich
ist. Das ist demütigend für den stolzen Menschen.
SELBSTMORD UND EUTHANASIE
An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass gar niemand ein
Verfügungsrecht über sein Leben hat. Daran erinnert der hl. Apostel Paulus,
wenn er sagt: „Nicht euch selber gehört ihr." (1 Kor 6,19) Und an anderer
Stelle: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem
Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn." (Röm 14,8) Unser
Leib und unser Leben sind von Gott und für Gott. In seiner Hand liegt unser
Leben und unser Sterben.
Wer Gott als Schöpfer und als Herrn über Leben und Tod anerkennt, wird nicht
nur andere nicht töten, sondern er wird auch niemals Hand an sich selber
legen, denn so lautet das fünfte Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott. - Du
sollst nicht töten!"
Es ist uns sicher nicht erlaubt, über Menschen zu urteilen, die in dunklen
Stunden Dummheiten machen, für die wir hoffen, dass sie dafür nicht die volle
Verantwortung tragen. Tatsächlich wissen wir ja nicht, welche innere Not sich
hinter einer solchen Verzweiflungstat verbirgt und was in den letzten Sekunden
seit dem ,Sprung von der Brücke' in einer Seele vorgegangen ist. Die Sache
aber müssen wir klar und deutlich verurteilen. Selbstmord [auch ,Suizid' oder
,Freitod'] ist niemals und unter keinen Umständen zu rechtfertigen! Ebenso
verwerflich sind die Beihilfe zum Selbstmord und jede Form von ,Euthanasie'.
Es gibt kein unwertes Leben, und weder behinderte noch alte noch kranke
Menschen noch solche, die sich anmaßen, in deren Namen zu entscheiden, haben
ein Recht, durch direkte Tötung oder durch Verweigerung von Flüssigkeitszufuhr
oder medizinischer Grundversorgung das Leben zu beenden.
Wir vertrauen darauf, dass auch in dunkelsten Stunden Gott die Kraft gibt,
das Kreuz gut und bis ans Ende zu tragen. „ Gott ist getreu. Er wird euch
nicht anfechten lassen über eure Kräfte." (1 Kor 10,13) Eine besondere Kraft
im Leiden vermittelt dem, der es gläubig empfängt, das Sakrament der
Krankensalbung.
EINE GUTE STERBESTUNDE
Was muss man tun, um gut zu sterben? Die Antwort ist nicht schwierig: Um gut
zu sterben, muss man gut leben. Wer mit Gott verbunden lebt, braucht den Tod
nicht sonderlich zu fürchten.
Viele Weltmenschen wünschen sich den Tod vor allem kurz und schmerzlos. Dabei
denken sie hauptsächlich an die äußeren Umstände des Sterbens, vergessen aber
nur zu gern die inneren Umstände, die doch viel wichtiger sind.
Als Christen bitten wir mit den Worten der Allerheiligenlitanei: „ Vor einem
plötzlichen und unvorhergesehenen Tode bewahre uns, o Herr!" Hinter dieser
Bitte steht eine wichtige Wahrheit: Nur solange wir leben, haben wir Zeit,
Gutes zu tun. Nach dem Tod aber können weder Verdienste gesammelt noch kann
geordnet noch bereut werden. Vielmehr ist es, wie das Sprichwort sagt: „ Wie
der Baum fällt, so bleibt er liegen." (Pred 11,3) Deshalb können die letzten
Minuten im Leben eines Menschen außerordentlich wichtig sein.
Durch eine aufrichtige Reue kann man, so lange man lebt, noch manches in
Ordnung bringen. Denken wir nur an den Räuber am Kreuz, der zu Jesus seine
Zuflucht nahm und dessen Vertrauen belohnt wurde mit den Worten: „Heute noch
wirst du mit mir im Paradiese sein!" (Lk 23,43)
Es ist eine große Gnade, den Schritt hinüber in die andere Welt möglichst
bewusst und gut vorbereitet tun zu können und mit einem letzten Akt der Liebe
und Reue vor den göttlichen Richterstuhl zu treten.
Weil aber der Zeitpunkt des Todes ungewiss ist, mahnt die Heilige Schrift zu
steter Wachsamkeit: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass jener
Tag euch wie ein Dieb überfallen könnte." (1 Thess 5,4) Vielmehr: „Eure Lenden
sollen umgürtet sein, und eure Lampen sollen brennen. Ihr sollt sein wie
Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er von der Hochzeit heimkehrt,
damit sie ihm, wenn er kommt und anklopft, sogleich öffnen. Selig jene
Knechte, die der Herr bei seinem Kommen wachend antrifft." (Lk 12,35 - 37)
Es ist gut, die Stunde des Todes mit all ihren Umständen vertrauensvoll in
Gottes Hand zu legen. Wir wollen leben in seiner Gnade und bereit sein für den
Tag, an dem er uns ruft.
Ein sehr schönes Gebet um eine gute Sterbestunde ist das ,Gegrüßet seist du,
Maria'. Darin rufen wir den Beistand und die Fürsprache der Muttergottes an
für die beiden wichtigsten Momente unseres Lebens: das „Jetzt" und die „Stunde
unseres Todes".
Was geschieht im Tod?
Im Tod trennt sich die Seele vom Leib. Beide gehen dann eigene Wege, bis sie
nach katholischem Glauben wieder vereint werden bei der Auferstehung des
Fleisches am Jüngsten Tag.
Es ist guter christlicher Brauch, den Leib eines Verstorbenen sehr
ehrfürchtig zu behandeln und ihn auf einem Friedhof wie ein Samenkorn mit dem
Segen der Kirche in geweihter Erde zu bestatten. Die Kirche empfiehlt
nachdrücklich, an der Erdbestattung festzuhalten. Eine Feuerbestattung wäre
dann ausdrücklich verboten, wenn sie aus Gründen gewählt wird, die der
christlichen Glaubenslehre widersprechen [CIC can 1176 §3 / 1184].
Bitterkeit und Trost
Zwar behält das Sterben auch für den Christen eine natürliche Bitterkeit. Die
Natur mag sich sträuben und der Abschied Schmerz bereiten. Bei all dem aber
überwiegt doch frohe Hoffnung, denn „ der Christ, der sein Sterben mit dem
Sterben Jesu vereint, versteht den Tod als Kommen zu Jesus und als Eintritt in
das ewige Leben" (KKK 1020).
So heißt es in der Präfation der Totenmessen: „Bedrückt uns auch das Los des
sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen
Unsterblichkeit.
Denn Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen. Und
wenn die Herberge dieser irdischen Pilgerschaft zerfällt, wird ihnen im Himmel
eine ewige Wohnung bereitet."
Jesus hat ja selbst gesagt: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten: Und
bin ich hingegangen und habe ich eine Stätte bereitet für euch, dann komme ich
wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seid." (Joh
14,2 f)
Ganz erfüllt von christlicher Hoffnung und von der Erwartung eines kommenden
Frühlings sind die Sterbegebete der Kirche, mit denen sie das Hinscheiden
ihrer Gläubigen begleitet: „Fahre hin, christliche Seele, aus dieser Welt, im
Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, der dich geschaffen hat, im Namen Jesu
Christi, des Sohnes, der für dich gelitten hat, im Namen des Heiligen Geistes,
der über dich ausgegossen worden ist ... Heute noch sei dir im Frieden eine
Stätte bereitet!"
Wie schön ist es, wenn ein Mensch mit Paulus sagen kann: „Für mich ist das
Leben Christus und das Sterben Gewinn." (Phil 1,21)
REINKARNATION
Um so trauriger ist es, dass viele Zeitgenossen in religiöser
Orientierungslosigkeit ihre Zuflucht zu ganz abwegigen fernöstlichen
Vorstellungen nehmen. Die Lehren von ‚Reinkarnation' und ‚Seelenwanderung'
sind heute geradezu in Mode. Sie gehen davon aus, dass nach dem Tod die Seele
des Menschen in einem neuen Leib wieder geboren werden kann.
Der hl. Apostel Paulus erteilt solchen Vorstellungen eine klare Absage, wenn
er schreibt: „Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und darauf
kommt das Gericht." (Hebr 9,27)
Der Glaube an eine Wiedergeburt steht im krassen Widerspruch zum christlichen
Menschenbild [vgl. KKK 1013]. Er nimmt weder die Leiblichkeit des Menschen
noch seine Willensfreiheit ernst. Die leib-seelische Einheit des Menschen wird
bei dieser Lehre aufgelöst und der Leib abgewertet, denn er gehört nicht mehr
wesentlich zum Menschen, sondern wird im Kreislauf der Geburten immer wieder
ausgewechselt.
Wie ganz anders klingt da der katholische Glaube von der Heiligkeit des Leibes
und von der Auferstehung! Die Hl. Schrift mahnt uns, das eine Leben auf Erden
gut nutzen. In diesem Leben schenkt Gott jedem Menschen alle zum Heil
notwendigen Gnaden.
DAS PERSÖNLICHE GERICHT
Es ist eine wichtige Frage, ob die guten und schlechten Taten eines Menschen
Konsequenzen haben im Hinblick auf ein jenseitiges Leben.
Wer ein schlechtes Leben führt, wird wohl wünschen, dass es ein Gericht, einen
Himmel und eine Hölle nicht gibt. Tatsächlich aber erwartet das Gericht nicht
nur diejenigen, die daran glauben, sondern auch die anderen. Kein Weg führt
daran vorbei. „Alle müssen wir erscheinen vor dem Richterstuhl Christi, damit
ein jeder das erhalte, wofür er in seinem Leib tätig war, sei es Gutes, sei es
Böses." (2 Kor 5,10)
Für solche, die in Sünden leben, soll die ernste Wahrheit vom Gericht durchaus
ein Grund zur Sorge sein und eine dringende Mahnung zur Umkehr.
Nach der Lehre der Kirche findet das persönliche Gericht unmittelbar nach dem
Tod statt und entscheidet sofort und endgültig über das ewige Schicksal jedes
Menschen [vgl. KKK 1021]. Entweder tritt dann die Seele unmittelbar in die
himmlische Seligkeit ein, oder sie geht durch eine Läuterung, oder sie wird
auf ewig verdammt.
Es besteht aber ein großer Unterschied zwischen weltlichen Richtern und dem
göttlichen Gericht. Weltliche Richter richten nämlich nur über offenbare Verge
hen, und wo kein Kläger, da kein Richter. Auch sonst ist ihr Urteil leicht mit
allerlei Mängeln behaftet. Der göttliche Richter aber richtet gerecht. Er wird
alles Gute belohnen und alles Böse bestrafen. Dabei kann er sich nicht irren,
und nichts kann man vor ihm verbergen. „Er wird auch das im Dunkeln Verborgene
ans Licht bringen und offenbar machen die Regungen der Herzen, und dann wird
Anerkennung werden einem jeden von Gott." (1 Kor 4,5)
Jedes noch so kleine und verborgene gute Werk wird der „ Vater, der im
Verborgenen sieht" (Mt 6,4) vergelten. Selbst wer um Christi willen auch nur
einen Becher Wasser gibt, „ wird um seinen Lohn nicht kommen" (Mk 9,41). Doch
ebenso wird auch das Böse bestraft werden, denn Jesus hat gesagt: „ Über jedes
unnütze Wort, das die Menschen reden, haben sie Rechenschaft zu geben am Tag
des Gerichtes." (Mt 12,36)
BARMHERZIGKEIT
Dabei ist es sehr tröstlich zu wissen, dass Gott, obgleich gerecht, doch sehr
viel milder richtet als die Menschen, denn Gott ist Barmherzigkeit. Seine
Barmherzigkeit ist grenzenlos, aber sie ist nicht bedingungslos [vgl. Mt
6,12]. In der Bergpredigt preist Jesus jene selig, die selbst barmherzig sind,
„denn sie werden Erbarmen finden" (Mt 5,7). Er warnt vor dem Urteilen über
Menschen, „denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet
werden, und mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch gemessen werden "(Mt
7,2). Bei Jakobus aber heißt es: „ Ohne Erbarmen wird das Gericht über den
ergehen, der nicht Barmherzigkeit übt. Barmherzigkeit aber triumphiert über
das Gericht." (Jak 2,13)
Sehr eindrücklich kommt dies zum Ausdruck im Gleichnis vom König, der sich
eines Knechtes erbarmt und ihm seine Schuld von 10.000 Talenten 100 Millionen
Denaren] erlassen hat. Als dann aber dieser Knecht hartherzig war gegen einen
Mitknecht, der ihm nur 100 Denare schuldete, sprach der König: „Du böser
Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich gebeten
hast! Hättest nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen, wie auch
ich mich deiner erbarmt habe?" (Mt 18,32 f) Und Jesus fügt hinzu: „So wird
auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder
seinem Bruder, von Herzen verzeiht." (Mt 18,35)
Ansporn zum Guten
Ein Christ sollte immer im lebendigen Bewusstsein seiner Verantwortung vor
Gott leben und im Hinblick auf den Tag der Rechenschaft. Dazu wird er im
klassischen Ritus der Kindertaufe ermahnt, wenn der Priester ihm gleich nach
der Taufe das Kleid überreicht: „ Empfange das weiße Kleid und bringe es
makellos vor den Richterstuhl unseres Herrn Jesus Christus." Und dann die
Kerze: „ Empfange das brennende Licht und untadelig bewahre deine Taufe. Halte
die Gebote Gottes. Wenn dann der Herr zur Hochzeit kommt und mit ihm alle
seine Heiligen am himmlischen Hof dann kannst du ihm entgegen gehen, und du
wirst leben in Ewigkeit."
Durch den Glauben und die Liebe zu Gott verliert der Gedanke an das Gericht
seinen Schrecken. Jesus hat ja gesagt: „ Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer
auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und
kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod hinüber geschritten ins
Leben." (Joh 5,24) Vielmehr soll uns der Gedanke an die nahende Abrechnung
über die uns von Gott anvertrauten Talente [vgl. Mt 25,19] ein mächtiger
Ansporn zum Guten sein. Diese Konsequenz zieht der hl. Apostel Paulus, wenn er
sagt: „ Solange wir also Zeit haben, wollen wir Gutes tun an allen,
vornehmlich an denen, die uns nahe stehen im Glauben." (Gal 6,10)
Es wäre töricht, sich Schätze nur auf Erden zu sammeln, denn man kann ja gar
nichts mit hinüber nehmen in die Ewigkeit. Das letzte Hemd hat bekanntlich
keine Taschen. Wer nur auf diese Welt baut, wird am Tag des Gerichtes sehr
enttäuscht sein, denn alles wird ihm wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen.
„So geht es dem, der Schätze sammelt für sich und nicht reich ist vor Gott." (Lk
12,21)
Um reich zu sein vor Gott, muss man die Schätze dort sammeln, wo weder Motte
noch Rost sie verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen [vgl. Mt
6,19]. Dazu empfiehlt der hl. Franz von Sales, jeden Morgen mit einer guten
Meinung zu beginnen: „Denke daran, dass der gegenwärtige Tag dir gegeben
wurde, damit du durch ihn die Ewigkeit gewinnst. Nimm dir fest vor, den Tag
dafür gut zu nützen." (Philothea 11,10)
An seinen Schüler Timotheus schreibt Paulus die hoffnungsfrohen Worte: „Nun
liegt mir bereit der Kranz der Gerechtigkeit, den mir überreichen wird der
Herr an jenem Tag als der gerechte Richter; nicht nur mir, sondern auch allen,
die in Liebe zugewandt sind seinem Erscheinen." (2 Tim 4,8)
Was geschieht im Gericht?
Im Gericht wird das gesamte Leben des Menschen geprüft, all sein Denken, sein
Reden und sein Tun. Der hl. Apostel Paulus vergleicht es mit einer Feuerprobe,
wenn er sagt: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist,
das ist Jesus Christus. Ob einer auf diesen Grund Gold baut oder Silber,
Edelsteine, Holz, Heu oder Stroh, eines jeden Werk wird sichtbar werden; denn
der Tag des Herrn wird es erweisen, er offenbart sich ja im Feuer, und wie
beschaffen das Werk des einzelnen ist - das Feuer wird es erproben." (1 Kor
3,11 - 13)
Deshalb ist es klug, schon in diesem Leben die Dinge stets nach ihrem
Ewigkeitswert zu beurteilen. Erst aus dieser Perspektive sieht man alles im
richtigen Licht. Man lernt zu unterscheiden zwischen dem, was vergänglich ist,
und dem, was bleibt, zwischen dem, was gut und was schlecht ist, zwischen dem,
was unserer Seele nützt, und dem, was ihr schadet, um dann alle Dinge so weit
zu gebrauchen, wie sie uns zu dem Ziel hin fördern, zu dem wir geschaffen
sind, und sie so weit zu lassen, wie sie uns daran hindern [vgl. Exerzitien
des hl. Ignatius].
So werden wir am Tag des Gerichtes die ,Feuerprobe' gut bestehen, auf dass
unser Glaube sich als echt erweist „ und als weit kostbarer als vergängliches,
im Feuer geläutertes Gold" (1 Petr 1,7).
LICHT UND FINSTERNIS
Vor allem im Evangelium nach Johannes spielt die Symbolik von Licht und
Finsternis eine wichtige Rolle.
Im Gespräch mit Nikodemus sagt Jesus: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass
er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht
verlorengehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott sandte den Sohn nicht in
die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt gerettet werde durch
ihn. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon
gerichtet ... Das aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen
ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht." (Joh 3,16 -
19)
Später nennt Jesus sich selbst das „Licht der Welt" (Joh 8,12). Und Johannes
schreibt: „Das ist die Botschaft, die wir gehört haben von ihm und euch
verkünden: Gott ist Licht, und Finsternis ist nicht in ihm." (1 Joh 1,5)
Das natürliche Licht der Sonne ist nur ein schwaches Abbild der göttlichen
Herrlichkeit. Sehr schön drückt dies der hl. Franziskus in seinem Sonnengesang
aus: „Sei gelobt, mein Herr, mit all Deinen Kreaturen. Sonderlich mit der
hohen Frau, unserer Schwester, der Sonne, die den Tag macht und mit ihrem
Licht uns leuchtet, wie schön in den Höh 'n und prächtig in mächtigem Glanze
bedeutet sie, Herrlicher, Dich!"
Wie das Auge gemacht ist für das Licht der Sonne, so ist der Mensch geschaffen
und befähigt für das göttliche Licht. So schreibt der hl. Apostel Petrus: „Ihr
aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein
geheiligtes Volk, ein Volk, das dazu erworben wurde, damit ihr die Ruhmestaten
dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares
Licht." (1 Petr 2,9) Mit Paulus wollen wir „in Freude Dank sagen dem Vater,
der uns befähigt hat, Anteil zu erhalten am Erbe seiner Heiligen im Licht" (Kol
1,12).
Wie Gott Licht ist, so ist die Abkehr von Gott Finsternis. Diese Finsternis,
die von Gott trennt, heißt Sünde. Weil aber Licht und Finsternis nicht
vereinbar sind [vgl. 2 Kor 6,14], muss jeder Mensch sich entscheiden.
Die Nachfolge Christi verpflichtet zu einem Leben im Licht, verbunden mit
einer klaren Absage an den Satan und an alle Werke der Finsternis. „Ich bin
das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern gehen, sondern
das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12) Deshalb mahnt der hl. Apostel
Johannes: „ Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft haben mit ihm, und in der
Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im
Licht wandeln, wie auch er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander
und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde." (1
Joh 1,5 - 7)
DAS FEGFEUER
Ein gesundes Auge liebt das Licht, ein krankes Auge aber hasst das Licht. Bei
manchen Augenkrankheiten kann es sehr schmerzhaft sein, das Sonnenlicht
ertragen zu müssen. Und wenn das Auge längere Zeit im Finstern war, bereitet
ihm ein plötzliches helles Licht Schmerzen. Man kann dann das Licht nicht
gleich ertragen, sondern muss sich erst langsam daran gewöhnen.
Ganz ähnlich ist es mit der Seele im Augenblick des Todes. Es gibt dann drei
Möglichkeiten. Entweder ist sie ganz im Licht. Dann wird sie sofort in die
himmlische Herrlichkeit eingehen. Oder sie hasst das Licht. Dann könnte für
sie nichts schrecklicher sein, als den Anblick Gottes ertragen zu müssen, und
sie wird sich selbst in die Finsternis der Hölle stürzen. Oder sie ist zwar
nicht Feind des Lichtes, aber sie ist auch nicht ganz im Licht.
Dies ist der Zustand jener, die zwar in der Gnade Gottes gestorben, aber mit
noch ungebüßten zeitlichen Sündenstrafen oder noch nicht getilgten lässlichen
Sünden behaftet sind. Solange nur ein Schatten von Finsternis in ihnen ist,
vermögen sie die Fülle des göttlichen Lichtes, an der sich die Heiligen im
Himmel erfreuen, noch nicht zu ertragen. Sie werden Gott danken, dass es
-einen Ort gibt, um sich langsam an das Licht zu gewöhnen. Diesen Ort
jenseitiger Läuterung nennt die Tradition der Kirche ,Fegfeuer' [vgl. KKK
1030].
Heimweh
Heimweh kann für ein Kind sehr schmerzlich sein. Jeder Augenblick erscheint
ihm dann unendlich lang, und es vergeht förmlich in Sehnsucht nach der Heimat.
Ähnlich ergeht es den Seelen im Fegfeuer. Nachdem sie im Gericht einen Strahl
des göttlichen Lichtes geschaut haben, erfasst sie eine unbeschreiblich große
Sehnsucht nach Gott. Doch selbst das intensivste menschliche Heimweh ist nur
ein schwaches Bild für jene Sehnsucht, mit welcher sie sich nach der ewigen
Heimat bei Gott sehnen. Jede Faser ihres Wesens drängt danach, sich mit Gott
zu vereinen, von dem sie aus eigener Schuld noch getrennt sind. Dieses
,Heimweh' lässt ihnen jeden Augenblick wie eine Ewigkeit erscheinen.
Die ,Theologin des Fegfeuers'
Eine eindrückliche Erklärung über das Fegfeuer findet sich in den Schriften
der hl. Katharina von Genua [1447-1510].
Sie schreibt, dass dort einerseits allergrößte Zufriedenheit herrscht, denn
die Seelen sind im Willen ganz mit Gott geeint, und ihr einziges Verlangen ist
es, geläutert zu werden.
Andererseits aber herrscht dort allergrößte Pein darüber, von Gott noch
getrennt zu sein. Gott hat nämlich jede Seele mit einem sicheren beseligenden
Drang auf sich hin erschaffen. Dieser Drang kann im Leben durch die Sünde zwar
zugedeckt und die Seele wie durch ,Rost' gleichsam verkrustet werden.
Auslöschen aber kann man ihn niemals.
Im Moment des Gerichtes wirft Gott dann einen ,verbindenden Liebesblick' auf
die Seele und zieht sie mit unwiderstehlicher Macht an sich. In einem
Augenblick erkennt sie mit letzter Klarheit, dass sie für Gott erschaffen und
dass er allein ihr Glück und ihre Seligkeit ist. Sie erfasst aber auch, was es
um die Sünde ist, die sie noch von Gott trennt.
Die hl. Katharina beschreibt die göttliche Wesenheit als von solcher Reinheit
und Lauterkeit, mehr, als ein Mensch sich vorstellen kann, „ so dass die
Seele, die eine so minimale Unvollkommenheit an sich hätte, als der
kleinwinzigste Splitter groß ist, sich so schnell wie möglich
in tausend Höllen stürzen würde, um ja nicht mit diesem ganz minimalen Makel
in seiner Gegenwart zu erscheinen". Weil die Seele also erkennt, dass das
einzige Hindernis ihrer Verbindung mit Gott die Sünde ist und dass sie davon
nicht anders als im Fegfeuer befreit werden kann, findet sie darin große
Barmherzigkeit und stürzt sich sogleich freiwillig dort hinein.
In dieser Läuterung wird dann gleichsam der ‚Rost' der Sünde getilgt, so dass
die Sehnsucht nach Gott immer größer und größer wird.
Schließlich wird es nichts mehr geben, was geläutert werden könnte, und
„selbst wenn die geläuterte Seele weiter in das Feuer hineingehalten würde, so
wäre das für sie nicht mehr schmerzlich, es wäre vielmehr nur noch das Feuer
der göttlichen Liebe." (Ferdinand Holböck, Die Theologin des Fegfeuers,
Christiana-Verlag 1991, S. 103-126)
Arme Seelen
Obgleich sie ihres ewigen Heiles sicher sind, nennt man sie doch ,arme'
Seelen, weil sie in ihrem Zustand für sich selbst nichts mehr tun können. An
die Stelle aktiver Genugtuung [satisfactio] tritt ein rein passives läuterndes
Leiden [satispassio].
Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in
Ehren gehalten, denn wenn sie auch für sich selbst nichts mehr tun können, so
können doch wir dank der Gemeinschaft der Heiligen den armen Seelen durch
Gebet und Almosen, durch das hl. Messopfer und durch die Gewinnung von
Ablässen helfen [vgl. KKK 1032].
DIE HÖLLE
Zur ganzen Wahrheit des Evangeliums gehört auch die reale Möglichkeit einer
ewigen Verdammnis.
Nicht umsonst hat Jesus eindringlich von der Hölle gesprochen. Die Bergpredigt
beispielsweise besteht keineswegs nur aus Seligpreisungen. Vielmehr enthält
sie auch sehr ernste Warnungen. So sagt Jesus: „Es ist besser für dich, dass
eines deiner Glieder verlorengehe, als dass dein ganzer Leib in die Hölle
geworfen werde." (Mt 5,29) Und etwas später: „ Geht hinein durch das enge Tor!
Denn weit ist das Tor, und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und
viele sind es, die hineingehen auf ihm." (Mt 7,13)
Die Existenz der Hölle ist sicheres Glaubensgut. „Die Lehre der Kirche sagt,
dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im
Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo
sie die Qualen der Hölle erleiden, das ewige Feuer." (KKK 1035) Genau wie die
Liebe, so hat nämlich auch die verneinte Liebe einen endgültigen Charakter.
Eine verdammte Seele weiß, dass sie ein unendliches . Gut verloren hat und
jede Möglichkeit, jemals in seinem Besitz selig zu werden. Daraus folgen
Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. So sagt der Katechismus: „Die schlimmste
Pein der Hölle besteht in der ewigen Tren
nung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glückfinden kann,
für die er erschaffen ist und nach denen er sich sehnt." (KKK 1035)
Niemand in der Hölle kann sich entschuldigen, denn Gott, der will, „ dass alle
Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1 Tim
2,4), hat auch ihnen alles Nötige angeboten, aber sie haben nicht gewollt
[vgl. Mt 23,37]. Jeder weiß ganz genau, wie viele Gnaden er im Leben bekommen
und verschmäht hat, und der ,Wurm des Gewissens' wird in Ewigkeit nicht
sterben [vgl. Mk 9,48].
Weil der naturhafte Drang der Seele nach Gott bleibt, ihr Wille aber ganz von
Gott wegstrebt, so ist es, als ob sie sich selbst zerreißt. Sie hat die
Fähigkeit zu lieben verloren und kann nur noch hassen. Auch vor sich selber
kann sie nicht mehr fliehen.
Einmal wurde in einer Vision der hl. Schwester Faustyna die Hölle gezeigt.
Nach einer eindrücklichen Schilderung bemerkt sie in ihrem Tagebuch: „ Was ich
niedergeschrieben habe, ist ein karger Schatten der Dinge, die ich sah. Eines
konnte ich bemerken, dort sind meistens Seelen, die nicht an die Hölle
geglaubt hatten." (Nr. 741)
DER HIMMEL
Glückseligkeit ist das, wonach alle Wesen streben. Sie besteht in der
Erfüllung und Verwirklichung der jedem Wesen eigenen Vollkommenheit. Für Tiere
und Pflanzen genügt zur ,Glückseligkeit' die Befriedigung ihrer natürlichen
Bedürfnisse. Weil der Mensch aber nach dem Bild Gottes erschaffen ist,
überragt er die sichtbare Schöpfung. Allein die Befriedigung seiner
natürlichen Bedürfnisse wäre für ihn noch keine Glückseligkeit, denn „ nicht
vom Brot allein lebt der Mensch" (Mt 4,4). Er hat ja eine geistige Seele.
Sein Verstand ,dürstet' nach Wahrheit und sein Wille sucht das Gute. Aber alle
Wahrheiten und alle Güter der Welt würden nicht genügen, um diesen ,Durst' der
Seele zu stillen. Die vernünftige Natur des Menschen weist über sich selbst
hinaus auf den hin, der die Wahrheit und das höchste Gut selber ist. Die
Glückseligkeit des Menschen muss also eine übernatürliche sein, denn nur in
Gott allein kann er Erfüllung finden.
Der christliche Glaube lehrt, dass Gott den Menschen erschaffen hat, um ihn
teilhaben zu lassen an seiner eigenen Glückseligkeit. Zu dieser Erkenntnis kam
nach langem Suchen der hl. Augustinus: „ Gott, Du hast uns er--schaffen für
Dich, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in Dir." (Confessiones 1,1)
Zur ewigen Glückseligkeit gelangen alle, die im Stand der heiligmachenden
Gnade sterben. Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der
Seele. Sie wird im Sakrament der Taufe geschenkt, und sie muss mit Sorgfalt
bewahrt werden wie ein „Schatz in irdenen Gefäßen" (2 Kor 4,7). Man kann sie
nämlich durch eine schwere Sünde verlieren. Durch die heiligmachende Gnade
sind wir Kinder Gottes. „ Sind wir aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes
und Miterben Christi." (Röm 8,17)
Wer den Himmel gefunden hat, hat alles gefunden. Wer ihn aber verliert,
verliert alles. „Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten
Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks." (KKK 1024)
Die himmlische Glückseligkeit übersteigt jedes Vorstellungsvermögen. Paulus
spricht von dem, „was kein Auge sah, was kein Ohr vernahm und was in keines
Menschen Herz drang, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9).
Alle irdische Schönheit und alles Erdenglück zusammen genommen sind nicht mehr
als ein Schatten jenes Glücks. Aus dem Glauben wird dann ein Schauen, aus dem
Hoffen sicherer Besitz. Die Liebe aber ist das Größte. Sie allein hört niemals
auf [vgl. 1 Kor 13,12 f.].
Seien wir mit Paulus überzeugt, „dass die Leiden dieser Zeit nicht zu
vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die sich offenbaren soll an uns" (Röm
8,18)!
DAS ENDE DER WELT
Am Ende der Zeit wird die Welt in ihrer jetzigen Gestalt vergehen. Ihr
Untergang wird nach den Worten der Hl. Schrift von großen Drangsalen begleitet
sein: „Es werden Zeichen sein an Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird
Angst und Bestürzung sein unter den Völkern wegen des Tosens des Meeres und
seiner Brandung. Die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor
Erwartung dessen, was hereinbrechen wird über den Erdkreis, denn die Kräfte
des Himmels werden erschüttert werden." (Lk 21,25 f)
Jesus sagt für diese Zeit eine letzte große Prüfung voraus [vgl. KKK 675] und
warnt vor falschen Propheten, die verführerisch auftreten und viele verwirren
werden [vgl. Mt 24,11.24].
Das große Ereignis jenes Tages wird die glorreiche Wiederkunft Jesu Christi
zum Weltgericht sein. Dazu werden dann die Toten auferstehen und die noch
Lebenden entrückt „zur Begegnung mit dem Herrn" (1 Thess 4,17). Sein Zeichen
wird am Himmel erscheinen, und man wird ihn kommen sehen „ mit großer Macht
und Herrlichkeit" (Mt 24,30).
Damit aber die Gläubigen beim Gedanken an jenen Tag nicht verzagen, hat Jesus
gesagt: „ Wenn dies zu geschehen anfängt, dann richtet euch auf und erhebt
eure Häupter, denn es naht eure Erlösung." (Lk 21,28)
DIE AUFERSTEHUNG
Den Glauben an die ,Auferstehung des Fleisches' bekennen wir ausdrücklich im
Apostolischen Glaubensbekenntnis. Darunter versteht man die Wiedererweckung
der Leiber am Jüngsten Tag. Es lebt also nicht nur nach dem Tod die
unsterbliche Seele des Menschen weiter, sondern am Ende der Welt werden auch
die Körper der Menschen wieder lebendig und Leib und Seele auf ewig vereint
werden [vgl. KKK 990].
Zur Zeit Jesu hat die Partei der Sadduzäer die Auferstehung geleugnet. In der
Antwort auf ihre Fangfrage weist Jesus auf zwei Dinge hin: „Seid ihr nicht
deshalb im Irrtum, weil ihr weder die Schriften kennt noch die Kraft Gottes? "
(Mk 12,24) Es ist also wichtig, diese beiden gut zu kennen: die Heilige
Schrift und die Kraft Gottes.
Zwar hat Gott die Auferstehung im Alten Bund nur Schritt für Schritt
geoffenbart [vgl. KKK 992], doch im Neuen Bund erscheint sie in voller
Klarheit: „Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, die
Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und es werden hervorgehen, die das Gute
getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die das Böse getan haben, zur
Auferstehung des Gerichtes." (Joh 5,28 f)
In der ,eucharistischen Rede' Jesu bei Kapharnaum ist die Auferstehung von
zentraler Bedeutung: „ Wer
mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn
auferwecken am Jüngsten Tag." (Joh 6,54)
Die ,Kraft Gottes' offenbart Jesus vor allem in seinen Wundern, insbesondere
durch die Auferweckung von drei Toten [vgl. Mk 5 / Lk 7 und Joh 11]. Vor der
Auferweckung des Lazarus sagt Jesus von sich selbst: „Ich bin die Auferstehung
und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und
jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit." (Joh
11,25 f) Den größten Erweis der ,Kraft Gottes' gibt Jesus in seiner eigenen
Auferstehung: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn
aufrichten ... Er aber redete vom Tempel seines Leibes." (Joh 2,19 - 21)
Die Apostel verstanden sich selbst als ,Zeugen der Auferstehung' [vgl. Apg
1,21]. Und Paulus schreibt: „Wohnt aber der Geist dessen in euch, der Jesus
von den Toten erweckte, so wird er, der Christus Jesus von den Toten erweckte,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen in euch wohnenden
Geist." (Röm 8,11)
Angemessenheitsgründe
Ohne Zweifel ist die Auferstehung des Fleisches eine Herausforderung für den
menschlichen Verstand. Man kann aber durchaus gute Gründe für die
Angemessenheit der fleischlichen Auferstehung finden.
Der Mensch ist nämlich eine Einheit aus Leib und Seele. Weil also nicht nur
die Seele sündigt oder Gutes tut, sondern der Mensch in seiner leib-seelischen
Ganzheit, scheint es angemessen, dass auch der Leib Anteil hat am Lohn im
Himmel oder an der Strafe in der Hölle. Paulus sagt ja, dass wir alle
erscheinen müssen vor dem Richterstuhl Christi, „ damit ein jeder das erhalte,
wofür er in seinem Leib tätig war, sei es Gutes, sei es Böses" (2 Kor 5,10).
Ein zweiter Grund betrifft das Erlösungswerk. Von der Sünde hat Gott uns durch
das Opfer Christi am Kreuz schon in diesem Leben befreit, doch die Folgen der
Sünde, wozu der Tod gehört, dauern einstweilen fort. Wenn nun der Leib ewig
tot bliebe, wäre die Sünde nicht ganz überwunden. Damit aber der Sieg Jesu
vollkommen sei, soll nach Gottes Willen der Leib auferstehen, denn „wenn
dieses Verwesliche Unverweslichkeit angezogen und dieses Sterbliche
Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird zutreffen das Wort, das geschrieben
steht: , Verschlungen ist der Tod im Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist
dein Stachel?" (1 Kor 15,54 f)
Schließlich hat die Seele des Menschen eine natürliche Hinordnung auf den
Leib, denn sie wurde ja als Seele für einen Leib erschaffen. Deshalb ist der
Zustand der Trennung für sie gewissermaßen unnatürlich. So schreibt der
Katechismus des Konzils von Trient: „Denn wie ein jeder Teil, vom Ganzen
losgetrennt, unvollkommen ist: so auch die Seele, wenn sie mit dem Leib nicht
vereinigt ist. Daraus folgt, dass, soll ihr zur höchsten Glückseligkeit
nichts fehlen, die Auferstehung der Leiber notwendig ist." (Cat. Rom. 1,12,5)
Beschaffenheit des Auferstehungsleibes
Auch über die Beschaffenheit der Leiber nach der Auferstehung gibt die Hl.
Schrift Auskunft. Der hl. Apostel Paulus schreibt, Jesus Christus werde „
unseren armseligen Leib umgestalten, dass er teilhabe an der Gestalt seines
verherrlichten Leibes" (Phil 3,21). Es wird also unser Leib dem verklärten
Leib Jesu nach der Auferstehung ähnlich sein, dessen wirkliche Leiblichkeit
die Schrift ausdrücklich bezeugt [vgl. Lk 24,36 - 43].
Nach der Lehre der Kirche wird der Auferstehungsleib genau derselbe sein, mit
dem wir hier auf Erden gelebt haben, ebenso wie auch die Wundmale Jesu
bezeugen, dass sein Auferstehungsleib derselbe war, mit dem er am Kreuz für
uns gelitten hat. In diesem Sinn sagt Paulus: „Dieses Verwesliche muss
anziehen Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche muss anziehen
Unsterblichkeit." (1 Kor 15,53)
Wenn es auch derselbe Leib sein wird, so wird er doch andere Eigenschaften
haben: „ Gesät wird in Verweslichkeit, auferweckt in Unverweslichkeit. Gesät
wird in Unansehnlichkeit, auferweckt in Herrlichkeit. Gesät wird in
Schwachheit, auferweckt in Kraft. Gesät wird ein sinnenhafter Leib, auferweckt
ein geistiger Leib." (1 Kor 15,43 f) Nach dem hl. Augustinus [t 430] werden
die Leiber nach der Auferstehung vollkommen und schön und ohne den geringsten
Fehler sein [vgl. De civ. Dei 22,19].
Der hl. Johannes Chrysostomos [t 407] sagt in seiner ersten Homilie über den
II. Korinther-Brief: „ Wenn du das erloschene Auge siehst und den entstellten
Mund und den regungslosen Leib, so denke nicht bei dir selbst: Jetzt redet
nimmer dieser Mund, nimmer schauen diese Augen, nimmer wandeln diese Füße;
alles verfällt rasch der Auflösung. Sage lieber: Dieser Mund wird besser
reden, diese Augen Größeres schauen, diese Füße über Wolken schreiten, der
verwesliche Leib wird mit Unsterblichkeit sich umkleiden, und herrlicher
bekomme ich den Sohn wieder. Und wenn das, was das Auge schaut, dich zur
Trauer stimmt, so sprich zu dir selbst: Ein Gewand ist es, das er abgelegt
hat, um es kostbarer zurückzuerhalten; ein Haus ist es, das abgebrochen
wurde, um glänzender wieder zu erstehen."
DAS WELTGERICHT
Neben dem persönlichen Gericht beim Tod jedes einzelnen Menschen wird es nach
der Auferstehung noch ein allgemeines Weltgericht geben. Dann wird Jesus
Christus kommen, um „ verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert
zu werden in allen, die glaubten" (2 Thess 1,10).
Er wird alles offen legen, und jeder wird sehen können, wie gut und sinnvoll
Gott die Welt erschaffen, wie weise er die Geschicke der Menschen geleitet und
wie er selbst das Böse zum Guten gelenkt hat. Was den Menschen zu Lebzeiten
oft rätselhaft und dunkel schien, wird in seinen tieferen Zusammenhängen
sichtbar werden. Alles Fragen wird endgültig verstummen, und was wir
gegenwärtig nur wie einzelne Steine eines Mosaiks sehen, wird geschaut werden
als ein großes und herrliches Bild.
Sowohl den Bösen als auch den Guten wird dann vollkommene Gerechtigkeit
zuteil, und „diese werden hingehen in ewige Pein, die Gerechten aber ins ewige
Leben" (Mt 25,46).
Wenn dann der Sieg vollendet und Christus alles unterworfen sein wird, „ dann
wird auch der Sohn selber sich dem unterwerfen, der ihm alles unterwarf damit
Gott alles in allem sei" (1 Kor 15,28).
DAS SAKRAMENT DER KRANKENSALBUNG
Ebenso wie die hl. Beichte steht auch das Sakrament der Krankensalbung [oder
auch ,Letzte Ölung'] in besonderem Zusammenhang mit unserer Schwäche. Beide
Sakramente sind notwendig, weil die menschliche Natur seit dem Sündenfall
verwundet ist. Während aber das Bußsakrament direkt auf die Vergebung der
Sünden und die Heilung innerer Wunden zielt, bezieht die heilige Ölung in
besonderer Weise auch die leibliche Dimension des Menschen mit ein. Um die
Krankensalbung fruchtbringend zu empfangen, sollte ihr nach Möglichkeit
immer eine gute Beichte vorausgehen.
Von der Krankensalbung schreibt der hl. Apostel Jakobus: „Ist unter euch
jemand krank, so rufe er die Priester der Kirche; die sollen über ihn beten
und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn, und das Gebet des Glaubens wird dem
Kranken zum Heile sein, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden
begangen hat, wird ihm vergeben werden." (Jak 5,14 f)
Die Krankensalbung erinnert daran, wozu wir geschaffen sind und wozu uns der
Leib gegeben ist. Der Christ betrachtet nämlich den Leib als ein ihm von Gott
anvertrautes Talent, über dessen Gebrauch er einmal wird Rechenschaft ablegen
müssen [vgl. Mt 25,19]. In der Taufe wurde nicht nur unsere Seele, sondern
auch unser Leib geheiligt. Der gute Gebrauch des Leibes bringt uns Heil und
Segen, jeder Missbrauch aber ist Sünde und muss gesühnt werden. So sagt der
hl. Apostel Paulus: „ Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen
Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn habt ihr von Gott, und nicht euch selber
gehört ihr. Denn ihr wurdet erkauft um einen Preis. So verherrlicht denn Gott
in eurem Leib!" (1 Kor 6,19 f)
Das Sakrament kann nur von einem Priester gültig gespendet werden [vgl. CIC
can 1003]. Im klassischen Ritus der Krankensalbung streckt der Priester nach
einigen einleitenden Gebeten seine Hand über dem Kranken aus und gebietet
unter Anrufung der himmlischen Heerscharen den Mächten der Finsternis. Dann
salbt er mit dem vom Bischof geweihten Öl die Sinne des Kranken: zuerst die
Augen, dann die Ohren, die Nase, den Mund, die Hände und die Füße, wobei er
jeweils spricht: „Durch diese heilige Salbung und seine mildreichste
Erbarmung verzeihe dir der Herr, was immer du [mit den Augen, mit den Ohren,
mit dem Mund gesündigt hast." [Für den neuen Ritus vgl. KKK 1513.]
Die Krankensalbung vermittelt eine heilende Kraft für Seele und Leib. Diese
ist angedeutet im Zeichen des Öls, denn wie Öl in einer Wunde lindernd und
heilend wirkt, so richtet das Sakrament den Kranken auf, vermittelt geistigen
Trost, heilt seelische Wunden, tilgt Sünden und stärkt ihn insbesondere für
den letzten Kampf. Es vermehrt in ihm auch die heiligmachende Gnade
undverleiht ihm ein Anrecht auf alle helfenden Gnaden, deren er in seiner
leib-seelischen Not bedarf. Die Wirkungen des Sakramentes dauern so lange wie
die Krankheit dauert.
Die Erfahrung zeigt, dass viele Kranke nach dem Empfang des Sakramentes
innerlich verändert sind. Ihr Gemüt wird ruhiger. Sie sind geduldiger und ganz
erfüllt vom Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit. Nicht selten beobachtet man
aber auch eine deutliche leibliche Kräftigung des Kranken, bis hin zur
völligen Genesung.
Ein sehr schöner Gedanke findet sich im Katechismus: „Durch sein Leiden und
seinen Tod am Kreuz hat Christus dem Leiden einen neuen Sinn gegeben: es kann
uns nun ihm gleichgestalten und uns mit seinem erlösenden Leiden vereinen."
(KKK 1505) Solch eine besondere Vereinigung des Kranken mit dem leidenden
Christus bewirkt das Sakrament der Krankensalbung: „Er wird gewissermaßen dazu
geweiht, durch die Gleichgestaltung mit dem erlösenden Leiden des Heilands
Frucht zu tragen. Das Leiden, Folge der Erbsünde, erhält einen neuen Sinn: es
wird zur Teilnahme am Heilswerk Jesu." (KKK 1521)
Bei der Frage nach dem rechten Zeitpunkt zur Spendung des Sakramentes muss
man sich vor zwei Extremen hüten. Wenn in früheren Zeiten vielleicht die
Tendenz bestand, mit der Spendung zu lange zu warten, so dass der Priester
nicht selten zu spät kam und der Kranke schon tot oder nicht mehr bei
Bewusstsein war, so beobachtet man heute eher eine zu große Leichtfertigkeit.
Ob und wann das Sakrament gespendet werden darf, untersteht nicht
priesterlicher Willkür, sondern ist durch klare kirchenrechtliche Bestimmungen
geregelt [vgl. CIC can 998 - 1007]. Dazu müssen drei Bedingungen erfüllt sein.
1.) Der Empfänger muss den Vernunftgebrauch bereits erlangt haben. Wird ein
Priester zu sterbenden unmündigen Kindern gerufen, wird er keine
Krankensalbung, sondern allenfalls die Nottaufe und/oder die Notfirmung
spenden.
2.) Der Empfänger muss gefährlich [periculose] erkrankt sein oder sich wegen
Altersschwäche in Lebensgefahr befinden. Bei gewöhnlichen Erkrankungen ohne
lebensbedrohlichen Charakter wird der Priester einen Krankensegen sprechen.
3.)Der Empfänger muss noch leben. Einem Bewusstlosen kann das Sakrament
gespendet werden, wenn mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann,
dass er es begehrt haben würde.
Für den Fall eines Zweifels, ob der Kranke den Vernunftgebrauch erlangt hat,
ob er gefährlich erkrankt oder ob der Tod schon eingetreten ist, sagt das
Kirchenrecht ausdrücklich, dass das Sakrament gespendet werden soll [vgl. CIC
can 1005]. Gemäß dem Rituale Romanumgeschieht dies dann bedingungsweise: „
Wenn du noch lebst ..."
Wer nach der Krankensalbung genesen, doch später wieder schwer erkrankt ist,
kann das Sakrament erneut empfangen. Im Laufe derselben Krankheit kann das
Sakrament dann wiederholt werden, wenn die Gefahr bedrohlicher geworden ist
[vgl. CIC can 1004 § 2].
Falls der Kranke es nicht mehr selbst kann, haben die Angehörigen die Pflicht,
dafür zu sorgen, dass der Priester rechtzeitig gerufen wird. Die Ausrede, man
wolle den Kranken nicht beunruhigen, kann in Wirklichkeit eine große
Grausamkeit sein, denn der Tod lässt sich dadurch gewiss nicht aufhalten. Nach
den Worten des Katechismus ist der rechte Augenblick dann gekommen, „wenn der
Gläubige beginnt, wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr zu
geraten" (KKK 1514). Man soll also nicht zu lange warten!
Christliche Ärzte und Pflegepersonal sollten sich stets der Grenzen ihrer
Kunst bewusst sein und sich auch dem Seelenheil des Kranken verpflichtet
wissen. Wenn keine Angehörigen anwesend sind, ist es ihre Pflicht, sterbenden
Katholiken einen Priester zu rufen.
Mit der Krankensalbung ist gewöhnlich auch die Krankenkommunion verbunden.
Empfängt man diese vor dem Tod zum letzten Mal, spricht man von der heiligen
Wegzehrung.
SAKRAMENTENEMPFANG IM ALTER
Ältere Menschen sollten, vor allem wenn sie immer treu als Katholiken gelebt
haben, gerade in der letzten Phase ihres Lebens auch im Empfang der Sakramente
zu einer gewissen Reife kommen. Solange die körperlichen Kräfte es erlauben,
wird es ein selbstverständliches Bedürfnis sein, möglichst oft - und wenn es
sein kann sogar täglich - zur heiligen Messe zu gehen.
Eine im Fernsehen übertragene heilige Messe kann wohl für solche, denen der
Kirchgang aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist und die deshalb von
der Sonntagspflicht entschuldigt sind, hilfreich sein, um sich geistig mit dem
Priester am Altar zu vereinen. Man darf aber nicht meinen, eine solche Messe
anzuschauen sei ein Ersatz für die wirkliche Teilnahme am heiligen Messopfer.
Es wäre nicht recht, sich aus Bequemlichkeit mit einer ,Fernsehmesse' zu
begnügen, wenn man selbst am Sonntag noch zur Kirche gehen könnte [vgl. Sacr
caritatis 57].
Auch werden heute vielerorts Bußandachten mit Generalabsolution angeboten. Das
ist zwar ein bequemer, aber ganz falscher Weg. Eine Lossprechung über solche,
die nicht beichten wollen, ist von vornherein ungültig, denn eine gültige
Generalabsolution setzt immer den Willen voraus, das persönliche Bekenntnis
schwerer Sünden baldmöglichst nachzuholen [vgl. CIC can 962 §1]. Nicht selten
haben heute Katholiken seitvielen Jahren nicht mehr gebeichtet, wobei sie doch
im Inneren spüren müssen, dass die persönliche Begegnung mit Jesus im
Bußsakrament durch eine billige Massenabfertigung keineswegs ersetzt werden
kann. Weil der Schaden, der durch den Verlust der hl. Beichte in vielen Seelen
entstanden ist, unermesslich groß ist, hat Papst Johannes Paul II. im April
2002 in seinem Motuproprio ,Misericordia Dei' die geltenden kirchlichen Normen
zu dieser Frage eindringlich ins Gedächtnis gerufen.
Solange wir gesund und bei klarem Verstand sind, wollen wir darum beten, dass
unsere Liebe zum Herrn und die Sehnsucht nach dem Empfang der Sakramente im
Alter nicht nachlässt, sondern wächst. Der Gedanke an das Große, das Gott
denen bereitet hat, die ihn lieben [vgl. 1 Kor 2,9], möge uns vor jeder
geistlichen Stumpfheit und Gleichgültigkeit bewahren.
Es ist Gnade, bis zur letzten Stunde in der Liebe Gottes und aus der Kraft
der Sakramente zu leben!
Vorbereitung auf die heilige Beichte
Manche ältere Menschen haben besondere Schwierigkeiten mit der Beichte, weil
sie meinen, keine Gelegenheit mehr zum Sündigen zu haben, und deshalb nicht
recht wissen, was sie beichten sollen. Aber ist es wirklich wahr, dass man im
Alter nicht mehr sündigen kann?
Sicherlich sind die Herausforderungen im Alter andere als in der Jugend. Aber
sündigen kann man nicht nur im Tun, sondern auch mit Blicken, Worten oder in
Gedanken. Die Erfahrung zeigt, dass gewisse Versuchungen sogar bis ins hohe
Alter sehr hartnäckig sein können.
Wenn wir auch älter werden, so ist doch etwas in uns, was stets jung bleibt,
und „ mag auch unser äußerer Mensch aufgerieben werden, so wird doch der
innere von Tag zu Tag neu" (2 Kor 4,16). Diese innere Kraft, die antreibt zu
einem christlichen Leben und zum heilbringenden Empfang der Sakramente, ist
die Liebe zu Gott. Ihn sollen wir lieben aus unserem ganzen Herzen, aus
unserer ganzen Seele, aus unserem ganzen Denken und aus unserer ganzen Kraft
[vgl. Mk 12,30]. Die Liebe aber macht nicht blind, sondern sensibel. Sie gibt
ein helles, waches Auge.
Wer immer nur im Halbdunkeln putzt, wird bald meinen, es sei alles in bester
Ordnung, nur weil er den Schmutz nicht sieht. Er würde ihn aber sehen, wenn er
helles Licht entzünden und auch in die Ecken schauen würde. So ähnlich geht es
mit mancher Seele, die nur deshalb keine Flecken sieht, weil sie weder genug
Licht hat noch sich bemüht, auch in die ,Ecken' zu schauen.
Eine gute Vorbereitung auf die hl. Beichte ist unerlässlich, denn je besser
man disponiert ist, desto gnadenreicher wirkt das Sakrament.
Dazu gehört, dass man sich auch wirklich die zur Vorbereitung notwendige Zeit
nimmt und die Umstände so wählt, dass man möglichst nicht gestört wird.
Man bete zum Heiligen Geist um eine gute und heilsame Selbsterkenntnis. Dann
lese man aufmerksam einen guten Beichtspiegel [siehe nächstes Kapitel und den
Hinweis am Ende dieses Büchleins] und prüfe im Licht Gottes sein gegenwärtiges
und vergangenes Leben. Wer selbst nicht mehr lesen kann, mag vielleicht einen
lieben Menschen bitten, ihm den Beichtspiegel langsam und deutlich vorzulesen?
Es kann sehr hilfreich sein, bei der Gewissenserforschung einen Zettel zu
verwenden und Stichpunkte zu notieren.
Schließlich erwecke man eine lebendige Reue und den Wunsch, von der Gnade
Gottes ganz verwandelt zu werden.
Der Schritt zur hl. Beichte wird dann nicht mehr schwierig sein. Sie ist ein
wahres Bedürfnis und eine große Wohltat für die Seele!
GEWISSENSFRAGEN FÜR ÄLTERE MENSCHEN
Vergangenes Leben
Gibt es in meinem vergangenen Leben alte Lasten? -eine schwere Sünde, die ich
noch nicht oder nicht gut gebeichtet oder sogar absichtlich verschwiegen habe?
Habe ich meine Pflichten gegenüber Gott und der Kirche erfüllt? - mich um ein
geordnetes geistliches Leben bemüht? Habe ich meine Sonntagspflicht erfüllt?
-das Freitagsgebot beachtet? Habe ich mich in der Vergangenheit um eine gute
und heilsame Selbsterkenntnis bemüht? - regelmäßig mein Gewissen erforscht?
Fortsetzung Teil 2
Die letzten Dinge - Teil2
Ist (oder war) meine Ehe vor Gott in Ordnung? Bin ich rein in die Ehe
gegangen? Bin ich meinem Ehegatten stets in Ehrfurcht begegnet und habe ich
das gesucht, was dem Frieden dient? Habe ich meine Ehe entweiht durch Untreue?
- durch unsittliche Praktiken? - durch Abtreibung? - durch den Gebrauch
empfängnisverhütender Mittel? Falls meine Ehe zerbrochen ist: Sehe ich auch
meinen Teil der Schuld und habe ich ihn bereut? Oder sehe ich die Schuld
ausschließlich bei anderen? Habe ich mich bemüht, ein guter Vater / eine gute
Mutter zu sein? Habe ich für die moralische und religiöse Erziehung meiner
Kinder hinreichend gesorgt? Habe ich einen negativen Einfluss auf die
Erziehung meiner Enkel genommen?
Habe ich im beruflichen Leben meine Pflichten erfüllt ?
Habe ich alles mir je widerfahrene Unrecht wirklich von Herzen verziehen? Oder
sind in mir Erinnerungen an Menschen oder Geschehnisse, die mich mit
Bitterkeit erfüllen? - über die ich gerne klage oder schlecht rede?
Habe ich Schaden, den ich dem Nächsten materiell oder am guten Ruf zugefügt
habe, nach Möglichkeit wieder gut gemacht?
Gegenwärtiges Leben
Bemühe ich mich, gut und andächtig zu beten? Wie trage ich mein Kreuz? Bin ich
mir dessen bewusst, dass ich - gerade als alter und kranker Mensch- durch
Gebet und Opfer am Seelenheil anderer mitwirken soll?- das meine leiden
wertvoll werden, wenn ich sie Gott aufopfere? Bin ich Gott für alle Gnaden und
Wohltaten dankbar? oder sehe ich alles schwarz? Achte ich nur auf das Neagtive
und Schwere?
Habe ich mich selbst, mein jetziges und mein künftiges Leben, Gesundheit und
Krankheit und v.a. die Stunde meines Todes vertrauensvoll in die Hand Gottes
gelegt? Oder hadere ich mit meinem Schicksal? Bin ich neidisch auf andere, von
denen mir scheint, das sie es besser haben als ich?
Denke ich an den Tag der Rechenschaft? Oder habe ich den Gedanken an den Tod
verdrängt? Habe ich mir den Tod gewünscht, ohne mich dabei der Vorsehung
Gottes zu unterwerfen? - mit dem Gedanken gespielt, mein Leben zu beenden?
Habe ich meine materiellen Belange pflichtgemäß geordnet? Bin ich ernsthaft
bemüht, mich innerlich von jeder Anhänglichkeit an Irdisches zu lösen?
Habe ich meine Pflichten gegenüber meinen Mitmenschen erfüllt? Bemühe ich
mich im Rahmen meiner Möglichkeiten, ihnen Freude zu machen? - ihnen
hilfreich zu sein? Oder lasse ich mich unnötig bedienen?
War ich geduldig im Leiden? Begegne ich denen, die mich pflegen, stets
höflich, mit Demut und Dankbarkeit? Oder behandle ich sie, als wären sie meine
Dienstboten? Habe ich meinen Dank gezeigt durch ein gutes Wort, ein
freundliches Lächeln? Nehme ich Rücksicht auf meine Umgebung? Oder habe ich
mich gehen lassen? War ich launisch? - grantig? - überempfindlich? - herrisch?
-verbittert? - unzufrieden? - egoistisch? War ich selbstmitleidig? - verzagt?
Habe ich meine Leiden dramatisiert? Habe ich mich der Traurigkeit hingegeben?
Habe ich gerne gejammert, um getröstet zu werden? Habe ich andere zu unrecht
verdächtigt?
Wie benutze ich meine Zeit? Bin ich mir bewusst, wie viele Gefahren und
Versuchungen vom Fernseher ausgehen? Welchen Gebrauch mache ich davon?
Verliere ich davor viel kostbare Zeit? Habe ich mich freiwillig der Gefahr
zur Sünde ausgesetzt durch Anschauen sittenloser Szenen? - Zeitschriften? -
Illustrierten?
Habe ich meine Augen beherrscht? - gegenüber dem anderen Geschlecht? Habe ich
mich bemüht, schlechten Phantasien zu widerstehen? Habe ich schmutzige Reden
geführt oder gerne angehört?
Habe ich meine Zunge beherrscht? - Geheimnisse bewahrt? Habe ich ohne Not über
die Fehler anderer gesprochen? Habe ich Falsches über andere gesagt? Habe ich
Freude an Klatsch und Tratsch? Habe ich über den Papst, die Bischöfe und die
Priester stets mit gebührender Ehrfurcht geredet?
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Gibt es Dinge, die andere an mir stören? - die ich nicht gerne höre? - die man
mir vorwirft oder in einer mir unangenehmen Weise zum Ausdruck bringt, die
aber vielleicht doch einen wahren Kern haben? - die ich ändern könnte?
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PRAKTISCHE HINWEISE FÜR ANGEHÖRIGE
Wenn ein Angehöriger ernstlich erkrankt, soll man möglichst frühzeitig den
Priester rufen. So erweist man dem Kranken einen Liebesdienst. Wer dies aus
falscher ‚Rücksicht' unterlässt oder so lange wartet, bis der Kranke das
Bewusstsein verloren hat, lädt eine schwere Verantwortung auf sich. Die
Erfahrung zeigt, dass nichts einen Kranken besser beruhigen kann als der
Empfang der heiligen Sakramente.
Schon wenn man den Priester ruft, sage man ihm, wie der Zustand des Kranken
ist, ob er sich bei Bewusstsein befindet und ob er schlucken kann.
Im Krankenzimmer
Man sollte nach Möglichkeit das Zimmer gut lüften. Neben das Krankenbett
stellt man einen Stuhl für den Priester. In der Nähe des Bettes richtet man
für den Kranken gut sichtbar einen weißgedeckten (möglichst nicht zu
niedrigen) Tisch. Auf dem Tisch muss vorn genügend Platz für das
Allerheiligste sein. Hinten steht zwischen zwei brennenden Kerzen ein
Kruzifix, davor ein Schälchen mit Weihwasser und ein kleiner Teller mit fünf
Wattebäuschen. Für die Reinigung der Finger nach der Krankensalbung stellt man
ein Glas mit Trinkwasser, ein Schälchen mit Salz und ein kleines Handtuch
bereit.
Wird nur die
Krankenkommunion, aber nicht die heilige Ölung gespendet, braucht man den
Teller mit Watte, das Salz und das Handtuch nicht.
Den Priester erwarten
Wenn der Kranke den Priester erwartet, möge er sich bemühen, dem Heiland einen
möglichst würdigen Empfang zu bereiten. Der Priester sollte im Krankenzimmer
eine ehrfürchtige Atmosphäre von gläubiger Erwartung und geistiger Sammlung
finden. Genau wie es in der Kirche selbstverständlich ist, heiliges Schweigen
zu bewahren und nicht zu plaudern, so soll es auch im Krankenzimmer sein,
denn es wird in diesem Moment gleichsam zum Tempel und zum Ort besonderer
Gottesnähe.
Empfang der Krankensakramente
Es ist sehr schön und wünschenswert, wenn möglichst die ganze Familie der
Spendung der Sakramente beiwohnt und klar und deutlich die Antworten
gemeinsam gibt. Wenn der Priester mit dem Allerheiligsten kommt, sollten die
Kerzen schon brennen. Bei seinem Eintritt in das Krankenzimmer knien alle
ehrfürchtig nieder. Wenn der Kranke zu beichten wünscht, verlassen sie für
diese Zeit den Raum. Unterdessen beten sie für den Kranken. Sobald der
Priester die Tür öffnet, kommen alle wieder herein und wohnen kniend der
heiligen Handlung bei.
Nach der Spendung der heiligen Sakramente
Nachdem der Priester wieder gegangen ist, sollte man den Kranken eine Weile
zur Danksagung allein lassen. Dann erst wird der Tisch abgedeckt. Die bei der
heiligen Ölung benützte Watte wird verbrannt. Das Wasser und das Salz gibt
man im Garten in die Erde.
DAS BRAUNE SKAPULIER
Ein besonderes und von der Kirche sehr empfohlenes Hilfsmittel, um die Gnade
einer guten Sterbestunde zu erlangen, ist das braune Skapulier vom Berge
Karmel.
Das Skapulier geht zurück auf den hl. Simon Stock, sechster General des
Karmeliterordens. Am 16. Juli 1251 betete er in großer Bedrängnis zur
Gottesmutter und bat sie um ein Zeichen ihres besonderen mütterlichen
Schutzes. Daraufhin erschien ihm die allerseligste Jungfrau, von Lichtglanz
umflossen, und reichte ihm das Skapulier mit den Worten: „Mein Sohn, empfange
dieses Skapulier deines Ordens ... Wer in diesem Gnadenkleid sterben wird,
wird vor dem ewigen Feuer bewahrt bleiben. Es ist ein Zeichen des Heiles, ein
Schutzmittel in Gefahren, das Unterpfand eines besonderen Friedens und
besonderen Schutzes."
Durch die Aufnahme in die Skapulierbruderschaft kann jeder in die geistliche
Gemeinschaft der Karmelfamilie eintreten. Dazu muss man sich das Skapulier
einmal von einem katholischen Priester mit dem im Rituale Romanum enthaltenen
Segensgebet auflegen lassen und es fortan immer tragen.
Bei ihrer letzten Erscheinung in Fatima im Jahr 1917 hielt die Muttergottes
neben dem Rosenkranz auch das Skapulier in ihrer Hand.
ERZBRUDERSCHAFT DES HEILIGEN JOSEF
Ebenfalls in Fatima hat die Muttergottes den Hirtenkindern gesagt, dass viele
Seelen verloren gehen, weil niemand für sie betet.
Das Gebet für die Sterbenden ist ein wichtiges Werk christlicher
Nächstenliebe. Zu diesem Zweck hat der hl. Papst Pius X. im Jahr 1913 auf
Anregung des seligen Don Guanella in Rom die ,Bruderschaft vom Tod des hl.
Josef' gegründet und sich selbst als erstes Mitglied in ihr Register
eingeschrieben. Auch die nachfolgenden Päpste haben dieses Werk sehr empfohlen
und begünstigt, so dass es bald eine weltweite Ausbreitung fand.
Die Mitglieder der Bruderschaft verpflichten sich, für die Sterbenden zu
beten, indem sie zweimal täglich, morgens und abends, das folgende Gebet
verrichten: „Heiliger Josef Nährvater Jesu Christi und wahrer Bräutigam der
allerseligsten Jungfrau Maria, bitte für uns und die Sterbenden dieses Tages /
dieser Nacht."
Wer dieses gute Werk unterstützt, darf selbst auf einen besonderen Beistand
des hl. Josef in der eigenen Sterbestunde hoffen.
Wenn Sie in diese Gebetsgemeinschaft aufgenommen werden wollen, wenden Sie
sich an das
Kloster St. Trudpert
D-79244 Münstertal/Schwarzwald
GEBETE UM EINE GUTE STERBESTUNDE
0 mein Herr und Heiland, stärke mich in der Stunde meines Todes durch die
starken Waffen Deiner heiligen Sakramente und durch den erfrischenden Duft
Deiner Tröstungen. Gib, dass die Worte der Lossprechung über mich gesprochen
werden, das heilige Öl mich bezeichne und besiegle und Dein eigener
hochheiliger Leib meine Nahrung und Dein Blut mir Trank sei! Deine Mutter
Maria stehe mir bei, mein Engel spreche Worte des Friedens zu mir, und meine
heiligen Patrone mögen mir zulächeln, dass ich mit ihnen und durch sie die
Gnade der Beharrlichkeit erlange und sterbe, wie ich zu leben wünsche, in
Deinem Glauben, in Deiner Kirche, in Deinem Dienst und in Deiner Liebe.
Amen. Kardinal Newman
Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und
meinen ganzen Willen, all mein Hab und Gut. Du hast es mir geschenkt, Dir,
Herr, gebe ich es wieder zurück. Alles ist Dein; verfüge darüber nach Deinem
Willen. Gib mir Deine Liebe und Gnade, das ist mir genug. Leben und Sterben
lege ich ganz in Deine Hände.
Amen. hl. Ignatius von Loyola
Herr, mein Gott, schon jetzt nehme ich den Tod, wie er auch nach Deinem Willen
mich treffen mag, mit all seinen Ängsten, Peinen und Schmerzen aus Deiner Hand
ergeben
und willig an. hl. Papst Pius X.
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir!
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu Dir!
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir! Amen.
hl. Bruder Klaus von Flüe
Jesus, Maria, Josef, Euch schenke ich mein Herz und meine Seele. - Jesus,
Maria, Josef, steht mir bei im letzten Streit. - Jesus, Maria, Josef, lasst
meine Seele mit euch in Frieden scheiden.
Herr, wie Du willst, so will ich geh'n und wie Du willst, soll mir gescheh'n,
hilf Deinen Willen nur versteh'n. Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit, und
wann Du willst, bin ich bereit, heut' und in alle Ewigkeit.
Herr, was Du willst, das nehm' ich hin, und was Du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich Dein Eigen bin.
Herr, weil Du's willst, drum ist es gut, und weil Du's willst, drum hab ich
Mut, mein Herz in Deinen Händen ruht. Amen.
sel. P. Rupert Mayer SJ
Mein Gott, ich glaube alles, was die heilige katholische Kirche mich zu
glauben lehrt. In diesem Glauben will ich leben und sterben. Jesus, ich hoffe
auf Deine große Barmherzigkeit. Ich liebe Dich von ganzem Herzen, und aus
Liebe zu Dir bereue ich alle meine Sünden.
Mein Gott, von ganzem Herzen verzeihe ich allen, die mich in meinem Leben
beleidigt haben oder mir feindlich gesinnt waren. Von ganzem Herzen will ich
alle um Verzeihung bitten, die ich je gekränkt oder denen ich wehgetan habe.
Mein Gott, gib mir die Gnade der Geduld im Leiden und der Ergebung in Deinen
heiligen Willen. Ich opfere Dir diese Krankheit auf zur Sühne für meine Sünden
und vereinige mich mit dem bitteren Leiden und Sterben meines Herrn.
Gebet vor dem Bild des Gekreuzigten
Siehe, o guter und lieber Jesus, vor Deinem Angesicht werfe ich mich nieder
und bitte Dich, aus tiefster Seele flehend: Präge meinem Herzen ein den
lebendigen Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, eine wahre Reue
über meine Sünden und den festen Willen, mich zu bessern. Mit innigem Mitleid
und tiefem Schmerz schaue ich auf Deine fünf Wunden und erwäge dabei, was der
Prophet David von Dir, o guter Jesus, geweissagt hat: „Sie haben meine Hände
und meine Füße durchbohrt; sie haben alle meine Gebeine gezählt." Amen.
STERBEGEBETE
Man reicht dem Sterbenden ein Bild des gekreuzigten Jesus und versucht, ihn in
der Hoffnung auf das ewige Leben zu bestärken.
Herr, erbarme Dich unser.
Christus, erbarme Dich unser.
Herr, erbarme Dich unser.
Heilige Maria, bitte für ihn (sie).
Alle heiligen Engel und Erzengel, bittet für ihn (sie).
Heiliger Abel,
Alle Chöre der Gerechten,
Heiliger Abraham,
Heiliger Johannes der Täufer,
Heiliger Josef,
Alle heiligen Patriarchen und Propheten,
Heiliger Petrus,
Heiliger Paulus,
Heiliger Andreas,
Heiliger Johannes,
Alle heiligen Apostel und Evangelisten,
Alle heiligen Jünger des Herrn,
Alle heiligen Unschuldigen Kinder,
Heiliger Stephanus,
Heiliger Laurentius,
Alle heiligen Märtyrer,
Heiliger Silvester,
Heiliger Gregorius,
Heiliger Augustinus,
Alle heiligen Bischöfe und Bekenner,
Heiliger Benediktus,
Heiliger Franziskus,
Heiliger Kamillus,
Heiliger Johannes von Gott,
Alle heiligen Mönche und Einsiedler,
Heilige Maria Magdalena,
Heilige Luzia,
Alle heiligen Jungfrauen und Witwen,
Alle Heiligen Gottes,
Sei ihm (ihr) gnädig, verschone ihn (sie), o Herr.
Sei ihm (ihr) gnädig, erlöse ihn (sie), o Herr.
Von Deinem Zorn,
Von der Gefahr des ewigen Todes,
Von einem bösen Tode,
Von den Strafen der Hölle,
Von allem Übel,
Von der Gewalt des bösen Feindes,
Durch Deine Geburt,
Durch Dein Kreuz und Leiden,
Durch Deinen Tod und Dein Begräbnis,
Durch Deine glorreiche Auferstehung,
Durch Deine wunderbare Himmelfahrt,
Durch die Gnade des Heiligen Geistes, des Trösters,
Am Tage des Gerichtes,
Wir armen Sünder, wir bitten Dich, erhöre uns.
Dass Du ihn (sie) verschonest,
Herr, erbarme Dich unser.
Christus, erbarme Dich unser.
Herr, erbarme Dich unser.
Fahre hin, christliche Seele, aus dieser Welt, im Namen Gottes, des
allmächtigen Vaters, der dich geschaffen hat, im Namen Jesu Christi, des
Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich gelitten hat, im Namen des Heiligen
Geistes, der über dich ausgegossen worden ist, im Namen der glorreichen und
heiligen Jungfrau und Gottesgebärerin Maria und ihres erlauchten Bräutigams,
des heiligen Josef, im Namen der Engel und Erzengel, im Namen der Throne und
Herrschaften, im Namen der Fürsten und Gewalten, im Namen der Kräfte, der
Cherubim und Seraphim, im Namen der Patriarchen und Propheten, im Namen der
heiligen Apostel und Evangelisten, im Namen der heiligen Märtyrer und
Bekenner, im Namen der heiligen Mönche und Einsiedler, im Namen der heiligen
Jungfrauen und aller Heiligen Gottes: Heute noch sei dir im Frieden deine
Stätte bereitet, deine Wohnung im heiligen Sion. Durch Christus, unsern Herrn.
Amen.
0 barmherziger Gott, o milder Gott, o Gott, der Du nach der Fülle Deiner
Erbarmung die Sünden der Bußfertigen vergibst und die ungesühnte Schuld alter
Vergehen auslöschst: blicke gnädig hernieder auf diesen Deinen Diener (diese
Deine Dienerin) N. und erhöre das Flehen seines (ihres) reumütigen Herzens.
Erneuere in ihm (ihr), gütiger Vater, was immer durch irdische Gebrechlichkeit
oder durch des Satans Trug verdorben ist und in den einen Leib Deiner Kirche
füge ihn (sie) ein als Glied, das nunmehr ganz erlöst ist.
Erbarme Dich, o Herr, seiner (ihrer) Seufzer; erbarme Dich seiner (ihrer)
Tränen! Nur auf Deine Barmherzigkeit setzt er sein (sie ihr) Vertrauen, so
nimm ihn (sie) auf in das Geheimnis Deiner Versöhnung. Durch Christus, unsern
Herrn. Amen.
Lieber Bruder (liebe Schwester), ich empfehle dich dem allmächtigen Gott. Ihm,
dessen Geschöpf du bist, vertraue ich dich an. Wenn du im Sterben die Schuld
der Menschennatur bezahlt hast, kehre heim zu deinem Schöpfer, der dich aus
dem Staub der Erde gebildet hat.
Wenn also deine Seele den Leib verlässt, soll der strahlende Chor der Engel
ihr entgegeneilen, der richtende Rat der Apostel soll dir nahen, das
triumphierende Heer der weißgewandeten Märtyrer dir entgegenkommen, die
liliengleiche Schar der lichten Bekenner dich umgeben, der jubelnden
Jungfrauen Reigen dich empfangen, und die Umarmung seligen Friedens soll dich
umschließen in der Patriarchen Schoß. Der mildreiche Beistand der Sterbenden,
der heilige Josef, richte dich auf in großer Hoffnung, und die heilige
Jungfrau und Gottesmutter Maria wende gütig ihre Augen zu dir.
Mild und festlich erstrahle dir das Antlitz Jesu Christi, und sein Spruch
gewähre dir, allezeit unter denen zu weilen, die ihn umgeben.
Vor der ewigen Pein bewahre dich Christus, der für dich die Pein des Kreuzes
erlitten hat. Vor dem ewigen Tode bewahre dich Christus, der für dich den Tod
erduldet hat. Wohnrecht gebe dir Christus, der Sohn des Lebendigen Gottes, auf
den allzeit grünenden Auen seines Paradieses, und zu seinen Schafen rechne
dich der wahre Hirt. Er spreche dich los von all deinen Sünden, und zu seiner
Rechten in seiner Erwählten Schar gebe sein Spruch dir deinen Platz. Deinen
Erlöser sollst du sehen von Angesicht zu Angesicht, und allezeit stehend vor
ihm, sollst du mit seligen Augen die Wahrheit unverhüllt schauen.
Ja, in die Scharen der Seligen aufgenommen, sollst du der süßen Anschauung
Gottes teilhaft sein von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Wenn der Augenblick des Todes unmittelbar bevorsteht, spreche man
dem Sterbenden mit deutlicher Stimme diese oder ähnliche kurze Gebete vor:
Jesus, Dir leb' ich. Jesus, Dir sterb' ich. Jesus, Dein bin ich im
Leben und im Tod.
Mein Jesus, Barmherzigkeit!
Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner!
Jesus, ich vertraue auf Dich!
Herr, ich danke dir, dass ich
einmal für immer bei dir sein darf. Ich empfehle dir meine letzte Stunde an. Gib
mir die Gnade gut darauf vorbereitet zu sein um bald zu dir zu gelangen. Amen.
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Jeder Atemzug sei Anbetung!
"Gott liebt dich.
Er ist die Liebe. Rede es dir vor, schreibe es auf, singe davon,
dann wird dein Herz von der Liebe Gottes überflutet und du LEBST".
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