Walburga wurde um das Jahr 710 als Tochter
von König Richard, dem Angelsachsen, und seiner Frau Wunna in
Devonshire/England geboren. Früh verwaist, soll sie bereits im Alter von
10 oder 11 Jahren in das Kloster von Wimborne in Dorset aufgenommen worden
sein. Zu dieser Zeit war dieser Konvent für die Gelehrsamkeit und gute
Ausbildung junger Frauen aus der westsächsischen Oberschicht bekannt, für
die eine Heirat nicht vorgesehen war. Dort verbrachte sie rund 26 Jahre
ihres Lebens und wurde von Äbtissin Tetta sorgfältig auf eine Aufgabe als
Missionsleiterin in den zu dieser Zeit weitgehend noch nicht christlich
geprägten deutschen Landen vorbereitet.
Davon beeindruckt, dass ihre Brüder Wunibald und Willibald dem Ruf ihres
Onkels Bonifatius gefolgt waren, das Festland zu missionieren, wollte sie
es diesen gleichtun. Beide - Wunibald und Willibald - pilgerten zunächst
nach Rom - Willibald kam sogar bis nach Jerusalem - und an die bis heute
bedeutendsten Wallfahrtsstätten des Christentums. Anschließend ließen sich
Wunibald und Willibald im päpstlichen Auftrag im heutigen süddeutschen
Raum nieder, um ihrer Missionsarbeit nachzugehen: Wunibald in Heidenheim
(Mittelfranken) und Willibald in Eichstätt als Gründer des dortigen
Bistums, dem dieser mehr als 45 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahre 781
als Bischof vorstand.
Nachdem nun Wunibald seine Schwester Walburga während eines Besuches in
der Heimat für die Mission gewinnen konnte, überquerte somit auch Walburga
den Ärmelkanal und ging vermutlich bei Antwerpen an Land. Bei dieser
Überfahrt waren wohl auch die junge Nonne Hugeburc, welche später eine
Vita von Walburgas Brüdern Willibald und Wunibald verfasste, Walburgas
Verwandte Lioba und andere Nonnen zugegen. Die Fahrt verlief leider sehr
stürmisch, und so geriet das Schiff in Seenot. Der Legende nach soll
Walburga die ganze Zeit über im Gebet kniend an Deck verbracht haben, bis
das Schiff heil in den Hafen von Antwerpen einlief. Daher gilt sie bis
heute als Schutzpatronin der Seeleute und zugleich als Schutzheilige gegen
jedweglichen Sturm.
Die neue Heimat Walburgas befand sich nun zunächst in Tauberbischofsheim,
wo sie in dem von Lioba geleiteten Kloster als Nonne wirkte.
Im Jahre 761, nach dem Tod ihres Bruders Wunibald von Heidenheim, übernahm
Walburga das von ihm etwa zehn Jahre zuvor gegründete Männerkloster
Heidenheim, einen wichtigen Missionsstützpunkt, zu dem wenig später ein
Frauenkloster hinzukam. Durch die Leitung dieses mächtigen Doppelklosters
wurde Walburga zu einer der bedeutendsten Frauen des christlichen Europas
und gilt bis heute als prominentes Beispiel für die
Entfaltungsmöglichkeiten begabter und engagierter Frauen aus der
Oberschicht während dieser Epoche und darüber hinaus, wobei der im Jahre
754 im friesischen Dokkum erschlagene Bonifatius einer der ersten gewesen
sein soll, der gezielt Frauen für seine Missionsarbeit heranzog.
Der Walpurgisbiograf Wolfhard von Herrieden berichtete rund 200 Jahre
später übrigens von zwei Wundern, die Walburga in dieser Zeit gewirkt
haben soll. Demnach soll sie einmal ein Kind mit Hilfe dreier Ähren vor
dem Verhungern gerettet und ein anderes Mal einen tollwütigen Hund
erfolgreich beruhigt haben. Auch von Krankenheilungen und der Rettung
einer im Kindbettfieber danieder liegenden Wöchnerin wird berichtet. Daher
gilt sie bis heute neben vielerlei anderen Zuständigkeiten auch als
Schutzheilige gegen Krankheiten und Seuchen, Tollwut, Hungersnot und
Missernte sowie als Patronin der Kranken und Wöchnerinnen, aber auch der
Bauern.
Das von den Heidenheimer Klosterannalen auf den 25. Februar 779
festgelegte Sterbedatum Walburgas ist leider nicht eindeutig belegbar, da
auch ein Datum im Jahre 780 infrage käme. Belegt ist aber, dass Walburga
deren Bruder Willibald, welcher Bischof von Eichstätt war, dieser in der
letzten Stunde beistand, wobei die beiden Klöster in Heidenheim nach dem
Tod Walburgas an ihn zurückfielen und später geschlossen wurden.
Heiligsprechung und Geschichte ihrer Verehrung:
Die Heiligsprechung Walburgas durch Papst Hadrian II. erfolgte am 1. Mai
(vermutlich im Jahre 870) anlässlich der Umbettung ihrer Gebeine,
veranlasst durch Bischof Otgar von Eichstätt. Ihr Grab befand sich
zunächst in der Heilig-Kreuz-Kirche, heute ist es im
Benediktinerinnen-Kloster St. Walburg in Eichstätt beheimatet.
In der Folgezeit wurde der aufblühende Reliquien-Kult um Walburga vor
allem durch den elitär geprägten Benediktinerorden, durch die Bischöfe und
den Adel forciert und gefördert, um ein Gegengewicht gegen die äußert
populären Volksheiligen zu setzen und den Führungsanspruch des Adels
innerhalb der christlichen Welt dauerhaft zu festigen. Einen Höhepunkt
erreichte der Walburga-Kult im 11. Jahrhundert unter dem Kölner Erzbischof
Anno II., der Walburgas Hirnschale und Reisestab um 1069 nach Berg, später
Walberberg (Stadtteil von Bornheim bei Bonn), verbrachte, wobei diese noch
heute in der Pfarrkirche des Ortes verwahrt werden.
Im Jahre 893 hatte die Nonne Liubila zusammen mit ihrer Schwester Gerlind
ein Kloster in Monheim gegründet und stellte es unter den Schutz der hl.
Walburga. Zudem erbat sie sich hierfür Reliquien.
Vor allem im ausgehenden Mittelalter, welches geprägt war durch schwere
Seuchen und Hungerepidemien, erreichte die Walburga-Verehrung als
Nothelferin und Schutzpatronin in Deutschland sowie im nördlichen
Frankreich große Bedeutung. Bis heute finden sich Reliquien, Wallfahrts-
und Erinnerungsstätten der Heiligen nicht nur in Eichstätt, Monheim und
Walberberg, sondern u. a. auch in Köln, in Overath, im Eifelort Usch, an
Orten in Österreich und der Schweiz, in den Niederlanden sowie besonders
häufig in der Normandie und in belgischen Städten wie Antwerpen,
Oudenaarde und Veurne.
Walburga wurde insbesondere von weiblichen Klostergemeinschaften verehrt,
so auch im Stift Essen. Auch im Damenstift Meschede wurden bereits seit
dem 10. Jahrhundert Reliquien der Heiligen verehrt. Selbst in kleinen
Dörfern und auf Bergen finden sich vor allem sogenannte Walpurgiskapellen
als bis heute beliebte Wallfahrtsziele. An den Küsten Flanderns und der
Normandie erbat sich die bedrängte Bevölkerung von Walburga vor allem
Beistand gegen marodierende Piraten. Einige Walburga-Orte, wie St.
Walburga im westfälischen Werl, liegen an der Pilgerstrecke des
Jakobsweges.
Seit 1042 soll unter Walburgas Reliquienschrein alljährlich von Oktober
bis Ende Februar eine Flüssigkeit, das sogenannte Walburgisöl, austreten.
Pilger können es bis heute in Fläschchen abgefüllt im Kloster bekommen.
Vor allem am 25. Februar, Walburgas katholischem Gedenktag, strömen
zahlreiche Pilger zu dem wundertätigen Schrein in Eichstätt. Seit dem 15.
Jahrhundert wurde Walburga auch auf Gemälden stets mit einem derartigen
Ölfläschchen abgebildet.
Im Jahr 2000 schuf der mittelfränkische Bildhauer Ernst Steinacker vor der
Walpurgiskapelle auf dem nach Walburga benannten Berg Walberla oder
Ehrenbürg in Kirchehrenbach bei Forchheim eine moderne Bronzestatue der
Schutzheiligen mit Reisestab und umgehängtem Ölfläschchen.
Eines war Walburga in der Tat: eine gemäß ihrem Namen wahre Trutzburg
des Christentums und eine echte Europäerin.
Gebet zur hl. Walburga:
Oh Jungfrau voll Güte, wert aller Liebe, reich an Erbarmen, würdig des
Lobes, reinen Herzens und lauteren Sinnes, von Gott geliebt und
verherrlicht: Oh hl. Walburga, du Helferin der Menschen, nimm dich unser
aller an, die wir in Not sind, und erwirke uns von Gott Heilung, Trost und
Frieden. Amen.