Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
Apostel, Glaubensbote in Indien (?), Märtyrer (?)
Apostel, Glaubensbote (?), Märtyrer (?)
* in Galiläa (?) in Israel
† 72 in Kalamina, d.i. Mailapur, der heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras /
Chennai in Indien (?)
Die Claretiner
Die synoptischen Evangelien überliefern uns nur den
Namen dieses Mitglieds der Zwölf; das vierte Evangelium liefert uns hingegen
eine Reihe interessante Angaben über diesen Mann in der Nachfolge Jesu. Als
Jesus beschließt, nach Judäa zu gehen, um Lazarus von den Toten zu erwecken,
stellen sich die anderen elf Jünger aus Angst vor dem Tod gegen den Meister;
Thomas dagegen ruft entschlossen aus: „Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm
zu sterben.“ Bei der Abschiedsrede Jesu fordert Thomas angesichts seiner
rätselhaften Worte über den Weg Klarheit: „Herr, wir wissen nicht, wohin
die gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“ Die Antwort, die ihm Jesus
gibt, ist noch geheimnisvoller: „Ich bin der Weg.“
Angesichts der Aussage der Jünger, einige Tage zuvor
sei ihnen der auferstandene Jesus in einem verschlossenen Raum erschienen,
stellt sich Thomas als der Ungläubige dar, der sich nicht mit einer
Zeugenaussage begnügt, sondern eine persönliche handgreifliche Bestätigung
braucht. Eine Woche später bietet sie ihm Jesus dann an, und Thomas antwortet
mit dem vollkommenen Glaubensakt nach einer typisch johanneischen
Formulierung: „Mein Herr und mein Gott!“ Dieses Glaubensbekenntnis wird
von Jesus nicht zurückgewiesen, doch bekundet er seinen Wunsch nach einer
Zustimmung zur Verkündigung, ohne Beweise zu fordern. Das letzte Vorkommen des
Thomas im Evangelium ist in Joh 21,2: Er ist einer von denen, die Petrus beim
Fischfang begleiten.
Dreimal wird Thomas im vierten Evangelium als der
Zwilling bezeichnet, ist die bloße griechische Übersetzung des aramäischen
תאומא (te’oma’), was eben Zwilling bedeutet, so dass „Thomas, genannt Didymus
(Zwilling)“ eigentlich eine redundante Ausdrucksweise ist. „Es wäre möglich,
dass die hebräische oder aramäische Bezeichnung ‚Thomas‘ in Wirklichkeit der
Zweitname oder Beiname einer Person war, deren richtigen Namen wir nicht
kennen.“ Auf jeden Fall wäre es nutzlos, darüber zu spekulieren, wer sein
Zwillingsbruder gewesen sein könnte. Einige gnostische Gruppen gingen so weit,
dass sie Thomas fälschlicherweise zu einem Zwillingsbruder Jesu machten.
Unter dem Namen des Thomas wurde ein apokryphes
Evangelium doketischen Zuschnitts verbreitet, dessen Überlieferungen sich
parallel zu denen der kanonischen Evangelien gebildet haben könnten und die
sich deshalb eines ähnlichen Alters erfreuen. Es ist möglich, dass die
Berührung der Wunden am Körper des Auferstandenen eine indirekte Antwort der
Orthodoxie auf die gnostisch-doketische Überlieferung war, die sich bereits
bildete.
Erwägungen Clarets
„Thomas ist der erste, der im Evangelium in einer
absoluten Weise bekennt, dass Jesus Christus Gott ist. Viele haben ihn als
Sohn Gottes anerkannt; so lautet das Bekenntnis des heiligen Petrus: ‚Du bist
Christus, der Sohn des lebendigen Gottes;‘ ‚Du bist der Sohn Gottes‘, stellt
Natanaël fest […] Der heilige Thomas bekennt es ausdrücklich. Er sah und
glaubte und war unter den Glaubenden der gläubigste von allen Gläubigen.
Er konnte den Glauben an die Auferstehung des Sohnes Gottes beweisen, wie der
heilige Johannes den an sein Leiden nachweisen konnte. Er fügte das Schauen
dem Glauben hinzu, den Trost des Sehens dem Verdienst der Unterwerfung, die
Offensichtlichkeit der Augen der Dunkelheit des Glaubens, und gestärkt durch
dieses zweifache Vertrauen erkannte er seinen Herrn und Gott und glaubte an
ihn. Es scheint mir bereits, als sähe ich ihn, wie er, nachdem er den Heiligen
Geist empfangen hatte, voller Eifer bis ans Ende der Welt läuft und ohne Angst
vor Ketten oder Tod die Parther, Meder und die Inder im Glauben unterweist.
Auch rühren ihn weder Schiffbruch noch Verrat, weder Verleumdung noch die
Gegnerschaft von Gesetzen und Beamten, auch nicht der Widerspruch der
Barbarenvölker. Überall verkündet er dasselbe, was er geleugnet hatte; und
er sagt allen das, was ein anderer Apostel so ausdrückte: ‚Was wir mit unseren
Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das
verkünden wir.‘“
„Dieser Apostel, der seine Hände in die Wunden des
Erlösers legte, empfing aus ihnen überreich einen heilsamen Ausfluss, und sie
waren für ihn erstens eine Quelle der Gnade und des Erbarmens, zweitens eine
Quelle des Verständnisses und des Lichtes, das ihn in der Ausübung des
Apostelamtes leitete, und schließlich eine Quelle der Nächstenliebe und der
Stärke, die dazu führte, dass er alles für die Ehre Jesu Christi unternahm und
erlitt.“
„Wie die kupferne Schlange, die im hebräischen Lager
errichtet wurde, diejenigen heilte, die von den Schlangen gebissen wurden,
wenn sie ihre Verletzungen aufdeckten und aufmerksam auf sie blickten, so
zeigte der Sohn Gottes seine Wunden dem Thomas, um ihn von seinem Unglauben zu
heilen. Das in einem Brunnen verborgene und in Schlamm verwandelte heilige
Feuer, das dann den Sonnenstrahlen ausgesetzt war und wieder entbrannte, ist
ein Bild für den fast erloschenen Glauben des Thomas, der sich angesichts und
in der Berührung der glorreichen Wunden des Erlösers wieder entzündete, und
zwar mit größerer Stärke und Kraft als vorher.“