Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
* um 1491
† 1556 in Rom
„Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.”
(1Kor.15,10)
Diese Worte des Apostels Paulus kann
man mit vollem Rechte auch dem heiligen Ignatius in den Mund legen; denn es
gibt in der Tat wenig Heilige, an denen die Wirkungen der Gnade offenkundiger
und wunderbarer wären. Nach dem Plane der göttlichen Vorsehung sollte der
heilige Ignatius einen Orden gründen, dazu bestimmt, die Fortschritte der
Irrlehre des sechzehnten Jahrhunderts zu hemmen und die Wunden, welche
dieselbe der Kirche bereits geschlagen hatte, zu heilen. Allein Ignatius ringt
bis zu seinem dreißigsten Jahre nach nichts Anderem, als nach Kriegsruhm. Da
ließ nun die göttliche Vorsehung ein Ereignis eintreten, das ihn auf die
rechte Bahn führen sollte. es ward ihm nämlich im Jahre 1521 bei der
Verteidigung der Burg zu Pampelona *) gegen die Franzosen durch eine Kugel das
rechte Bein zerschmettert. Schwer verwundet, wird er nach dem Schlosse Loyola
gebracht, wo er dem Rande des Grabes nah kam; doch auf die Fürbitte des
heiligen Petrus, dem er sich dringend anempfohlen hatte, wird er wie durch ein
Wunder von dem nahen Tode befreit; doch noch lange mußte er das Bett hüten,
ehe die schreckliche Wunde ganz wieder heilte. Da verlangte er Romane, um sich
durch Lesen die Zeit zu vertreiben. Aber Gott hatte es gefügt, daß sich kein
anderes Buch vorfand, als das Leben Jesu und der Heiligen. Dieses Buch
schmeckte ihm zwar anfangs nicht; aber zur Verkürzung der Zeit las er es doch.
Nun fing indes der heilige Geist in seinem Herzen zu wirken an, er flöste ihm
Freude zu dieser Lektüre ein, erfüllte sein Herz mit Bewunderung der großen
Tugenden und taten der Heiligen. Nach einem heftigen innerem Kampfe entschloß
sich der bisher so weltlich gesinnte Soldat, der Welt zu entsagen und in die
Fußstapfen der Heiligen zu treten.
Sobald er genesen war, begab er sich
in die Benediktinerabtei Montserrat, das ungefähr eine Tagesreise von
Barcelona entfernt auf einem Berge liegt. Hier legte er unter heißen Tränen
eine Generalbeicht über sein ganzes Leben ab, gelobte vor dem Bilde der
allerseligsten Jungfrau ewige Keuschheit, hängte sein Schwert neben dem Altare
auf, schenkte seine ritterliche Kleidung einem Bettler und begab sich dann im
armen Pilgergewande nach Manresa, einem drei Stunden von Montserrat entfernten
Städchen, wo ein Franziskanerkloster mit einem Spital für Pilger und Kranke
war. Dort bediente er nun die Kranken mit liebender Sorgfalt und führte das
strengste Leben. Sobald er aber bemerkt hatte, daß man anfing, ihn wegen
dergleichen Liebesdienste und wegen seines frommen Wandels zu bewundern, zog
er sich (1522) in eine Berghöhle, nahe bei Manresa zurück, wo er eine so
strenge Lebensweise führte, daß sein Leib ganz ausgemergelt und geschwächt
war. Gute Freunde mißriehten ihm diese Strenge, er aber gab zur Antwort:
„Ach laßt mich dieses geringe leiden, damit ich das
große Geschäft meiner Seligkeit in Sicherheit bringe.”
An diese freiwillige Askese, welche
sich der Heilige zu Manresa unterwarf, schloß sich eine andere, die ihm durch
höhere Macht auferlegt wurde. Krankheiten im Bunde mit innerlicher
Verlassenheit des Geistes und der heftigsten Anfechtung. Durch alle diese
Prüfungen und durch häufige Erleuchtungen bildete ihn Gott zum innern Leben
und zur Führung der Seelen aus.
Nach zehnmonatlichem Aufenthalte in
Manresa trieb ihn die Liebe zum göttlichen Heilande, von der sein Herz erglüht
war, nach Rom und nach dem gelobten lande (im Jahr 1523). Die Reise war mit
vielen Mühseligkeiten und Beschwerden verbunden, die er jedoch Gott zu Liebe
freudig ertrug. Auf der Rückreise ward er von den Spaniern, die mit den
Franzosen Krieg führten, für einen Ausspäher, nachher aber für einen
wahnwitzigen Menschen angesehen und auf das Schimpflichste behandelt. Doch
Ignatius freute sich, für Gott etwas leiden zu können. —
Alsdann begann Ignatius im Jahre 1524,
in einem Alter von dreiunddreißig Jahren, die Anfänge der Wissenschaften in
Barcelona unter unsäglichen Schwierigkeiten zu erlernen, weil er erkannte, daß
zum segensreichen Einwirken auf das heil der Seelen mancherlei
wissenschaftliche Kenntnisse höchst nötig seien. Von Barcelona begab sich
Ignatius nach Askala, darauf nach Salamanka, um an den dortigen Hochschulen
seine Studien fortzusetzen; er vollendete sie zu Paris. Während seiner
Studienjahre mußte er wegen seiner außerordentlichen Armut und seines
Büßerlebens vielfache Verhöhnungen und Verfolgungen erleiden, die er alle mit
großer Ergebung und Freude hinnahm. — In Paris, wo er seine Studien zum
Abschlusse brachte, führte ihm die göttliche Gnade neun gleichgesinnte Männer
zu, welche die Grundlage des von ihm zu stiftenden Ordens werden sollten. Am
Feste Maria Himmelfahrt des Jahres 1534 legten sie mit ihm in der
unterirdischen Kapelle von Montmarte zu Paris das Gelübde ab, sich der Ehre
Gottes und dem Seelenheile des Nächsten ganz zu weihen.
Im Jahre 1536 empfingen sie zu Venedig
die Priesterweihe und übergaben 1540 die Grundzüge ihres Instituts unter dem
Namen „Gesellschaft Jesu” Paul III., welcher voll Staunen ausrief: „Das ist
der Finger Gottes.” Ignatius aber leitete die junge Gesellschaft während
sechszehn Jahren so trefflich, daß sie vom Konzil zu Trient rühmlichst
anerkannt und sie bald weithin verbreitet wurde. Er leuchtete Allen Demut, in
treuer Erfüllung der Ordensgelübde und im heiligen Wandel vor. Seine
Grundsätze waren: „Alles zur Ehre Gottes!” und „überwinde dich!” In den vielen
Verfolgungen, die sich gegen den neuen Orden erhoben, sah man ihn niemals
verzagt, im Gegenteile freute er sich, weil er daraus abnahm, daß dem bösen
Geiste, als dem Urheber solcher Verfolgungen, durch die Bemühung der Seinigen
ein Abbruch geschähe.
In seinem fünfundsechzigsten Jahre
befiel den heiligen Ignatius ein Fieber, welches die Ärzte gar nicht für
gefährlich hielten. Er aber wußte es besser und ließ sich die heiligen
Sterbesakramente reichen, die er mit innigster Andacht empfing. Dann berief er
einen der Ältesten seines Ordens, sagte ihm sein ganz nahes Ende voraus und
sendete ihn zum heiligen Vater, um ihn um den päpstlichen Segen und um den
vollkommenen Ablaß zu bitten. Die folgende Nacht brachte er in steter
Entzückung zu; ein Stunde nach Sonnenaufgang hob er Hände und Augen gen
Himmel, sprach noch die Worte: „Jesus und Maria” und verschied den 31. Juli
1556 zu Rom.
*) Pampelona ist eine befestigte Stadt
im nördlichen Spanien
Das Liebesgebet des heiligen
Ignatius
Mein Herr und Gott ich liebe dich,
Denn du zuerst ja liebtest mich;
Ich opf`re meine Freiheit dir,
Aus Wahl, in Banden folg` ich dir.
Nichts flüst`re die Erinnerung ein,
Was nicht zur Ehre dir allein;
Und einzig nur sei mein Verstand,
Dich recht zu kennen, hingewandt.
Ich will nichts wollen, als was du,
O Liebe! willst, und so wie du;
Und was durch deine Gabe mein,
Das sei durch meine Gabe dein!
Von dir empfing`ich`s, nimm es hin!
Daß ich`s gebrauch` nach deinem Sinn;
O walte, wie du willst und weißt:
Ich weiß, daß du die Liebe sei`st.
O Liebe! gib doch Liebe mir!
Daß ich dich liebe für und für;
Sie gebend, gibst du Alles mir,
Denn nur die Liebe gilt vor dir.