Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
Glaubensbote in Deutschland, Bischof von Mainz, Märtyrer
* um 672 in Crediton (?) in der Grafschaft Devonshire in England † 5. Juni 754
(oder 755) bei Dokkum in den Niederlanden
Wynfreth war Sohn einer vornehmen Familie, er wurde in einem Kloster
in
Exeter ausgebildet, kam dann nach Nhutscelle - dem heutigen
Nursling -, wo er das Gelübde als Mönch der
Benediktener ablegte. Mit 30 Jahren wurde Wynfreth Priester und
zunächst Lehrer für Grammatik und Dichtung; er verfasste
Bibelauslegungen, die erste englische Grammatik der lateinischen Sprache
und viele Gedichte. Die englische Kirche war an
Rom orientiert, die iro-schottische Kirche achtete eher auf
Unabhängigkeit und Eigenständigkeit; diese Bindung an Rom, dazu strenge
Mönchszucht und tiefe Bibelfrömmigkeit formten Wynfreth. 716 begann er
eine Missionstätigkeit unter in
Friesland, kehrte aber schon Ende des Jahres erfolglos in sein
Kloster zurück, denn die trockenen Gefilde waren noch nicht vom
himmlischen Tau erfrischt
, wie sein Biograph nach 1. Mose 2, 5
urteilte. Als der Abt seines Klosters 717 starb, wurde Wynfreth sein
Nachfolger.
Bischof Daniel von
Winchester schickte Wynfreth dann in Herbst 718 nach
Rom, wo er von Papst
Gregor II. beauftragt wurde, als Heidenapostel den deutschen Völkern
das Evangelium zu verkünden; der Tag der Weihe war der 15. Mai 719;
Wynfreth erhielt den Namen des Heiligen des Vortages,
Bonifatius. Er reiste dann zunächst nach Bayern, dann nach Thüringen
und schließlich zu
Willibrord nach
Friesland. Von ihm lernte er vor allem die Einbeziehung des
politischen Umfeldes in seine Planungen, aber auch die Verankerung
seiner Arbeit in Rom.
721 trennte Bonifatius sich von
Willibrord und begann seine Mission in Hessen und Thüringen. 722
rief ihn der Papst nach
Rom, weihte ihn zum Missionsbischof, beauftragte ihn, die Kirche in
Germanien zu ordnen, insbesondere die
arianischen und iroschottischen Gemeinden in die römische Kirche
einzugliedern, und stattete ihn mit Empfehlungsschreiben an Karl
Martell, den fränkischen Hausmeier
Austrasiens, sowie an alle Fürsten und Bischöfe aus. Als Bonifatius
im folgenden Jahr nach Hessen zurückkehrte, zerstörte er heidnische
Heiligtümer und gründete zahlreiche Kirchen und Klöster, so
Ohrdruf und
Fritzlar sowie in Mainfranken
Tauberbischofsheim,
Kitzingen,
Neustadt und
Ochsenfurt. Verbreitet ist die Erzählung, wie Bonifatius in
Geismar - heute Stadtteil von Fritzlar in Hessen - die dem
germanischen Kriegsgott Thor (Donar) geweihte Eiche fällte und mit dem
sich in vier gleich große Teile spaltenden Holz eine dem
Petrus
geweihte Kapelle baute, aus der das Kloster Fritzlar wurde. In Hessen
legte er das organisatorische Fundament für die ganze deutsche Kirche.
Als Anerkennung für seine Dienste ernannte Papst
Gregor III. ihn 732 zum Erzbischof und päpstlichen Vikar des
Ostteiles des Frankenreiches und erteilte ihm die Erlaubnis,
Bischofssitze einzurichten.
Auf seiner dritten Reise nach
Rom 737/738 erlangte Bonifatius die Funktion eines päpstlichen
Gesandten. Nun begann er seine Missionstätigkeit auch in Bayern und
Sachsen, unter anderen reorganisierte er 739 die Bistümer
Salzburg,
Passau,
Regensburg und
Freising - in der Überlieferung wird er oft sogar als deren
Gründer
bezeichnet. Dank der tätigen Unterstützung des Hausmeiers
Karlmann vermochte er die Bistümer
Würzburg,
Büraburg, beim heutigen Fritzlar-Ungedanken und
Erfurt einzurichten. Durch seine Verbindungen, einerseits nach Rom,
andererseits zu den Karolingern, gehörte er zu jenen, die mithalfen, das
Papstum aus seinen byzantinischen Bindungen zu lösen und enger in die
Entwicklung in Mitteleuropa einzubinden. 744 gründete er sein
Lieblingskloster
Fulda, 747 wurde er Bischof von
Mainz - die Erhebung zum Erzbistum erreichte erst Bonifatius'
Nachfolger
Lullus.
Nach dem Concilium Germanicum vom April 742, der ersten
Synode im Teilreich von
Karlmann, folgte in seinem Gebiet im März 743 die Synode von
Estinnes und im März 744 die Synode von
Soissons im Teilreich von Pippin dem Jüngeren. Im Frühjahr 745 fand
- wahrscheinlich in
Mainz - eine Gesamtfränkische Synode unter Vorsitz der beiden
Hausmeier statt. Diese Synoden legten die grundlegende Vorschriften
kirchlicher Zucht und christlichen Lebens fest: die Stellung und die
Pflichten des Bischofs, Standesethos und Verhalten des Klerus, Regelung
der Beanspruchung kirchlicher Güter zur Sicherung der Herrschaft der
Karolinger, die Abkehr von heidnischen Bräuchen oder Fragen des
kirchlichen Eherechts.
Lebensbeschreibungen berichten von Bonifatius' Beziehungen zu Karl
Martell und dessen Sohn
Karlmann. Als Karlmann Ende des Jahres 747 abdankte und Mönch in
Italien wurde, wurde Karl Martells anderer Sohn, Pippin der Jüngere (der
Kleine
), 751 König im Frankenreich; damit schwand Bonifatius'
Einfluss. Die sich formierende Opposition gab die traditionellen
Bischofsstühle nicht frei. Bonifatius wirkte trotz der Widerstände des
Adels weiter, versammelte gelehrte Medizinmeister aus Hibernia
(Irland) für das von Krankheiten geplagte Volk um sich. Als seine
besonderen Mitarbeiter werden
Burkhard,
Willibald,
Wunibald,
Sturmius,
Lullus, Megingaud,
Wigbert und
Gregor sowie die Frauen
Lioba und
Walburga genannt. Mit Genehmigung durch Pippin setzte er Mitarbeiter
als Bischöfe ein: 741 in
Würzburg,
Büraburg, 742 in
Erfurt und 745 in
Eichstätt, ein. Mit ihnen bewirkte er die kirchliche Organisation,
auf der
Karl der Große dann die staatliche aufbauen konnte.
Das Bündnis zwischen den Karolingern und Bonifatius musste sich
augrund der Widerstände des Adels gegen Bonifatius lockern, weil Pippin
III. seine Herrschaft ausweiten und zum Königtum steigern wollte.
Bonifatius konnte im März 747 noch an einer
Synode in
Austrasien teilnehmen. 748 berief Pippin III. selbst ein Konzil ein,
das jedoch nicht stattfand; er wandte sich nun auch in
kirchenrechtlichen Fragen direkt an den Papst, der Bonifatius von seiner
Antwort nur noch unterrichtete. Bonifatius war beiseite geschoben; doch
sein Werk hatte Wurzeln geschlagen, die karolingischen Herrscher führten
sein Reformwerk weiter, Pippin III. knüpfte den weltgeschichtlich
bedeutsamen Bund mit dem Papsttum.
Bonifatius konnte jetzt nicht einmal in dem ihm als Bischofssitz
angewiesenen
Mainz sicher sein, dass er dort einen seiner Schüler als Nachfolger
einsetzen kann. 751 entzog er deshalb sein Kloster
Fulda mit Hilfe eines päpstlichen Privilegs der Organisation der
fränkischen Kirche. Pippin III. verbündete sich dann direkt mit Papst
Stephan II. (III.), der ihn 754
* als König salbte, und entmachtete
Karlmann.
Am Ende seines Lebens machte Bonifatius sich 753 noch einmal mit
einigen Gefährten, darunter
Adalar,
Eoban,
Hildebrand und == Ferdinand, zur Friesenmission auf. Als er bei
Dokkum in Westfriesland am Pfingstfest 754 (oder 755) eine große
Tauffeier abhalten wollte, wurde er von beutegierigen Räubern überfallen
und samt seinen Begleitern und über 50 weiteren Gefährten erschlagen.
Bonifatius' Leichnam - zunächst in
Utrecht aufbewahrt -, wurde dann nach
Mainz gebracht, schließlich von
Lullus - dem Wunsch des Toten entsprechend - nach
Fulda übertragen, die Grabstätte wurde zu einem berühmten
Wallfahrtsort. Bonifatius band die fränkische Kirche an die römischen
Normen; als Organisator wurde er einer der Baumeister des Abendlandes
hinein; als Missionar schloss er lediglich noch eine Lücke im
Grenzgebiet Hessen/Thüringen. Sein Ehrenname Apostel der Deutschen
bezeichnet deshalb weniger den Missionar als den Organistor Bonifatius.
Die jährliche
Wallfahrt
zum
Fuldaer Dom bewahrt dem Gründervater des Klosters, der Keimzelle der
späteren Stadt Fulda, ein ehrendes Andenken. 1867 kamen die deutschen
katholischen Bischöfe hier zum ersten Mal zu einer Konferenz zusammen,
bis heute findet die Konferenz jedes Jahr im Herbst in Fulda statt; beim
feierlichen Schlussgottesdienst im Dom werden die Bischöfe dann jeweils
einzeln mit der Bonifatius-Reliquie gesegnet. Das bisher in den
deutschen Diözesen unterschiedlich begangene Gedächtnis des Bonifatius
ist 2005 einheitlich für alle deutschen Diözesen in den Rang eines
Festes erhoben worden.
Kanonisation: Papst
Pius
IX. genehmigte 1855 die Verehrung von Bonifatius.