Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
Apostel, Glaubensbote in Indien (?), Märtyrer (?)
Einsiedler, Ordensgründer, Abt auf dem Montecassino
"Vater des abendländischen Mönchtums"
* um 480 in Nursia, heute Norcia in Umbrien in Italien
† 21. März 547 (560 [?]) im Kloster Montecassino in Italien)
Benedikt ist einer der Heiligen, der sehr vielen Menschen bekannt ist.
Nach 1.500 Jahren spricht man noch von ihm und schmückt ihn mit
Ehrentiteln wie "Vater des Abendlandes" oder "Patron Europas". Umso
erstaunlicher ist, dass wir von ihm geschichtlich nur sehr wenig wissen
und uns von ihm nur ein ungefähres Bild machen können. Die einzige
erhaltene Quelle für das Leben des hl. Benedikt von Nursia und das erste
Zeugnis für dessen Mönchsregel ist das 2. Buch der
"Dialoge" von Gregor dem Großen (+604). Er schrieb kein Buch mit
historisch genau beschriebenen Fakten und exakten Daten. Er zeichnete
vielmehr in verschiedenen Geschichten ein Bild von Benedikt, die heute
noch zu uns sprechen und vielleicht viel mehr aussagen, als es
historische Daten könnten.
Was war Benedikt nun für ein Mensch, nach dessen Regel Menschen über
viele Jahre hinweg versuchen, ihr Leben zu gestalten? Was war das für
ein Mensch, der die Kultur des Abendlandes so nachhaltig beeinflußt hat?
Das Leben Benedikts ist schnell erzählt:
Benedikt wurde 480 bei
NURSIA in Umbrien, im
sabinischen Bergland, vermutlich in einer gut gestellten Mittelklasse
geboren. Die Gegend um Nursia wurde von Mönchen evangelisiert. So mag es
sein, daß er schon in seiner Jugend mit dem Mönchtum in Verbindung kam.
Als junger Mann wurde er zum Studium nach
Rom geschickt. Rom hatte damals seine Bedeutung als
Hauptstadt des Reiches verloren und war vom Verfall gezeichnet. Während
seiner Studien in Rom konnte er nicht nur Dekadenz, sondern auch
monastische Kreise kennenlernen.
Der moralische Niedergang der Stadt war ihm zutiefst zuwider. Er
brach die Studien bald ab, "verließ die Welt" und
zog in die Einsamkeit.
Er schloß sich zunächst einer Asketengemeinschaft in Enfide (Affile) an.
Doch schon nach kurzer Zeit entfloh er der Gemeinschaft und verbarg sich
3 Jahre lang in einer Höhle bei Subiaco.
Hier durchlebte er die Erfahrungen des orientalischen Mönchtums: Fasten,
Abtötung, Gebet, Anfechtungen durch die Dämonen. Unter der geistlichen
Führung des Mönches Romanus lebte er als Einsiedler für drei Jahre in
einer engen Höhle. Hier wird er tiefe Erfahrungen über die Abgründe des
menschlichen Herzens gemacht, die Hl. Schrift meditiert und versucht
haben, sie sein Leben durchdringen zu lassen. Nach diesen Kämpfen fand
er zum Frieden und Einklang mit sich selbst und war nun seinerseits
fähig ist, andere zu leiten.
Nun fanden Menschen den Weg zu ihm,
zunächst Hirten aus der Umgebung. Sie wollten sich von ihm die Botschaft
Christi verkünden lassen. Ein nahegelegenes Kloster in
Vicovaro hörte von seinem Ruf und
wählte ihn zum Vorsteher. Doch offensichtlich war Benedikt für diese
Mönche zu streng. Schließlich wollten sie ihn vergiften, um ihn
loszuwerden und ihr religiös verbrämtes bürgerliches Leben weiter leben
zu können. Benedikt verließ den Konvent wieder und zog sich erneut in
seine geliebte Einsamkeit zurück.
Einige Zeit später gründete Benedikt das erste Kloster in der alten "villa
Neronis", nahe der Staumauer und der Siedlung des früheren
Subiaco. Hier verbrachte er die
längste Zeit seines Subiacoaufenthaltes.
Nach welcher Regel lebte man hier? Es gibt verschiedene Vermutungen.
Sicher aber war die erste Regel die Hl. Schrift. Benedikt, als
Abt, half durch seine Weisungen, sein persönliches Wort und Leben, daß
sie ins Leben der Gemeinschaft übersetzt wurde. Vermutlich hatte man
auch andere Texte, die in diesem Bestreben halfen.
Benedikt machte im Tal des Anio eine Wende
durch. Wenn zunächst das Erlangen des eigenen Heils im
Vordergrund gestanden haben mochte, so ging es nun vorrangig um
Gemeinschaft in Christus. Wenn er in der ersten Etappe dem Kampf gegen
viele Versuchungen Gewicht eingeräumt haben mochte, so zeigt er sich in
den Weisungen der Regel als ein Menschen, der weder Körper noch Welt
abwertet und die Askese im Streben nach der Liebe einordnet. Während er
sich vorher radikal von der Welt abgewandt hatte, begann er hier, die
neue Hinwendung zur Welt und die
Öffnung auf ihre Nöte. Es gelingt ihm, wichtige Werte des Einsiedlertums
zu integrieren. Er betont den Wert des Schweigens, der Demut, des
inneren Gebetes; sieht den Wert jeder einzelnen Person vor Gott, weiß um
die Wichtigkeit der geistlichen Führung und schätzt realistisch das Böse
im Menschen und außerhalb seiner ein.
Benedikts Durchbruch zu einem Menschen, der ganz bei sich und mit
sich in Einklang war, blieb nicht ohne Wirkung auf seine Umgebung. Nun
sammelten sich Schüler um ihn. Schon
in Subiaco gründete Benedikt verschiedene Klöster, von denen man heute
noch Spuren sieht; es entstand eine Art Klosterverband. Benedikt
gründete 12 kleine Klöster. Jedem gab er einen Abt als Vorsteher. Er
selbst hatte die Gesamtleitung. Die Mönchskolonie blühte auf. Immer mehr
römische Edelleute brachten Benedikt ihre Söhne zur Erziehung. Doch das
erregte den Neid eines benachbarten Priesters. Er ließ junge Mädchen vor
den Zellen der Mönche tanzen, um sie zu versuchen. Benedikt wich den
Belästigungen des Priesters und zog nach Monte Cassino.
Gegen 529 zog Benedikt nach Monte Cassino.
Die Tradition nennt das Jahr 529 als das Gründungsjahr von Monte Cassino,
das gleiche Jahr, in dem die heidnische Philosophenschule in Athen ihre
Tore schloss. Eine neue Schule entstand, eine Schule des Herrn.
Man kann das als eine Art "Rückkehr zur Welt" bezeichnen. Das Grundstück
wurde vermutlich durch Beziehungen zu Adelskreisen in Rom erstanden, es
bot genügend Schutz für das Kloster, lag aber doch nah genug an der
Verkehrsstraße gegenüber den verschiedenen Strömungen; auch das
Heidentum war noch lebendig.
Auf dem Berg bei Cassino baute Benedikt eine neue Mönchsgemeinschaft
auf und schrieb für sie eine Regel.
Die Regel ist das Kostbarste, das uns Benedikt hinterlassen hat. Aus ihr
geht hervor, wer er im tiefsten gewesen ist und wie er selbst gelebt
hat.
Lange Zeit dachte man, die Regel sei Benedikts persönlichstes Werk. Doch
die neueren Forschungen haben ergeben, dass Benedikt sich in seiner Regel
sehr stark an Vorlagen gehalten hat, vor allem an die sogenannte Regula
Magistri. Aber gerade aus dem Vergleich mit der Vorlage lässt sich die
Originalität und eigentliche Größe Benedikts erkennen. Gegenüber einer
pessimistischen, misstrauischen und oft rigorosen Sicht des Menschen in
der Vorlage tritt bei Benedikt eine vertrauende Haltung gegenüber seinen
Mönchen. Das Vertrauen in den guten Kern des Menschen war nicht
selbstverständlich in einer Zeit, da die feindlichen Parteien sich
gegenseitig durch Grausamkeit übertrafen, da die sittliche Kraft des
Römertums erloschen und kein Ansatz zu einem gedeihlichen Zusammenleben
der Menschen zu erkennen war. In dieser Zeit der Unzuverlässigkeit, da
die Menschen voreinander in Angst und misstrauen lebten, wagte es
Benedikt, an das Gute im Menschen zu glauben und seine Mönchen nicht
durch misstrauische Strenge, sondern in Vertrauen, Güte und brüderlicher
Liebe zu leiten.
Die Weisheit, die aus der Regel spricht, lässt auf die Erfahrungen
schließen, welche Benedikt mit sich gemacht haben muss. Benedikt hat sich
den Anfechtungen und Gefährdungen durch das Böse gestellt, er hat im
Ringen um innere Lauterkeit die Abgründe des Menschseins geschaut, so
dass ihm nichts Menschliches fremd blieb. Aber er hat auch die Macht der
Gnade erfahren, die uns zu heilen versteht. Und so wurde er zu einem
weisen Arzt, der mit den Menschen umzugehen verstand, der sie nicht
durch zu hohe Forderungen abschreckte, sondern sie in ihrer Schwäche
annahm und so zu heilen vermochte.
Die Wirkung Benedikts zu seinen Lebzeiten war gering. Er baute seine
Gemeinschaft auf und leitete sie bis zu seinem
Tod, wahrscheinlich im Jahre 547.
Gregor schildert Benedikt zwar als Friedensvermittler mit Totila, als
Beschützer der Entrechteten, als Helfer der Armen und als jemand, der
ununterbrochen das Evangelium predigte. Doch nach einer Wirkung, wie sie
die Titel "Vater des Abendlandes" oder "Patron Europas" anzeigen, suchen
wir in seiner Biographie vergebens. All seine Wirkung verlegte er in
seine Regel. Sein Werk ist wichtiger als seine Gestalt. Benedikt
verkündet nicht sich und seine persönliche Originalität, sondern er
weist in seiner Regel einen Weg, einen Weg, den durch die Jahrhunderte
hindurch Tausende von Mönchen gegangen sind und den sie als hilfreich
erfahren haben. Darüber hinaus haben auch viele andere Menschen in der
Regel Hilfe für ihr Leben gefunden.