Anna Schäffer
5. Oktober
Machen wir uns dieser Macht der Gemeinschaft der Heiligen wieder bewusst!
Leben wir sie! Sie bitten für uns, rufen wir sie an!
Apostel, Glaubensbote in Indien (?), Märtyrer (?)
* 18. Februar 1882, Mindelstetten
† 5. Oktober 1925, Bayern
Anna Schäfer
Aus dem Leben der Heiligen Anna Schäffer
Ihr Leben war
Leiden und Ihr Leiden war Lieben In den ersten zwei Ausgaben der
Allianz mit Maria möchten wir Ihnen dieses Mal eine neue Heilige
vorstellen. Viele von unseren Teilnehmern sind konfrontiert mit Leid
und Krankheit. Ob in der eigenen Familie oder in der Nachbarschaft oder
Verwandtschaft. Durch das große Vorbild Ihres Lebens schöpfen viele
Menschen neue Kraft. Vielen ist Anna Schäffer in Zeiten von Leid,
Krankheit und Prüfung eine große Fürbitterin geworden. So hoffe ich
sehr, dass auch Sie eine neue Freundin im Himmel gewinnen, die Ihnen zu
einer reuen Helferin wird und auch zum Vorbild in Ihrem Leben.
Im Herzen
Bayerns, zwischen Regensburg und Ingolstadt, ca. eine Stunde mit dem
Auto von Altötting entfernt, liegt das Pfarrdorf Mindelstetten. Wenn
man von einer der flachen umliegenden Höhen hinüberschaut und das
kleine Dorf mit seinen kleinen Häusern, mit Stall und Stadl um die
Kirche geschart erblickt, fühlt man sich an das Schriftwort von der
Henne erinnert, die ihre Kücken unter den Flügeln sammelt. Hier in
diesem schönen Dorf wurde Anna Schäffer am 18. Februar 1882 als Tochter
eines Schreiners geboren und getauft. Sie ist das Dritte von acht
Kindern.
Die kinderreiche
Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Der Vater war
Dorfschreiner, daneben Musikant, was ihn öfter ins Wirtshaus führte.
Den guten christlichen Geist prägte die Mutter. Sie sorgte für den
Gottesdienstbesuch an Sonn und Feiertagen sowie für das tägliche Gebet
am Morgen zu Mittag und am Abend. Das Kind entwickelte sich zu einem
gesunden, kräftigen Mädchen. In der Schule war sie eine der Besten,
dabei still, bescheiden und fromm. Als Anna 1894 zur ersten hl.
Kommunion gehen durfte, ist ihre Liebe zu Jesus bereits in diesem
frühen Lebensabschnitt so groß, dass sie sich mit ihrem Leben Jesus dem
Heiland als Sühneopfer anbietet. Nur wenige Jahre später wird der Herr
auf das heroische Angebot der kleinen Anna eingehen.
Geburtshaus von Anna Schäffer
Mit 13 Jahren kam
sie in den Dienst nach Regensburg. Sie trug den Wunsch ins Kloster zu
gehen und hoffte sich die Aussteuer für die Aufnahme in einen Orden
verdienen zu können, wollte sie doch Missionsschwester werden. Nach dem
Tod des Vaters, 1896 diente sie in Landshut, sie war noch keine 14
Jahre alt. Dort erfuhr sie im Juni 1898 den entscheidenden Anruf Jesu:
sie werde bald schon viel und lange leiden. Obwohl in ihrer kindlichen
Seele eine große Bereitschaft zur Ganzhingabe vorhanden war, reagiert
sie zunächst wie jeder gesunde Mensch mit Erschrecken und Flucht. Sie
verließ Ihre Arbeitsstelle und fand im Forsthaus zu Stammham eine neue
Stelle. Am 4. Februar 1901 begann hier in der Waschküche ihre
Leidenszeit. Es war abends und Anna Schäffer wollte zusammen mit einer
anderen Magd, die Wäsche fertig bringen. Da sich das Ofenrohr über dem
Wasserkessel von der Wand gelöst hatte, versuchte sie, den Schaden zu
beheben. Dabei glitt sie aus und rutschte mit beiden Beinen bis über
die Knie in den Kessel mit kochender Lauge. Ein Kutscher zog dann das
schwer verletzte Mädchen aus dem Kessel. Annas Beine waren bis zu den
Knien verbrannt, Körper und Arme mit zahlreichen Brandblasen bedeckt.
Zu allem Unglück schüttete man noch einen Eimer kalten Wassers auf die
verbrannten Körperteile. Dann legte man in Salatöl getauchte
Leinenstreifen auf die Wunden und führte das Mädchen mit einem
Pferdefuhrwerk in das nächstgelegene Krankenhaus nach Kösching, etwa
sieben Kilometer weit. Um 11 Uhr nachts kam das Gefährt
an. Zwei Stunden arbeitete der Arzt an ihr. Furchtbare Wochen folgten.
Weder im Krankenhaus Kösching noch in der Klinik in Erlangen gelang es,
die Wunden zu heilen. Als man sie als Frühinvalide im Mai 1902 entließ,
verschlimmerte sich ihr Zustand immer mehr, so dass sie bald das
Krankenlager nicht mehr verlassen konnte. Die medizinische Wissenschaft
der Zeit brachte wohl vorübergehend Linderung, Heilung konnte sie nicht
erreichen. Mit dem schrecklichen Unfall hatten sich alle Zukunftspläne
des aufgeweckten, kräftigen Mädchens zerschlagen. Anna Schäffer hat in
ihren Schmerzen oft Heilung gesucht, wie jeder andere junge Mensch.
Aber sie hat in der harten Schule des Leidens gelernt und ihr schweres
Schicksal als Willen Gottes auf sich genommen. Sie hat ihr Los aus der
Hand Gottes angenommen. Es begann nun für ein Vierteljahrhundert ein
neuer Abschnitt, die eigentliche Lebensaufgabe.
Zusammen
mit ihrer Mutter musste sie mit Rücksicht auf die Familie des Bruders
das kleine Elternhaus verlassen, eine Stube mieten und mit monatlich 9
RM Invalidenrente das Auskommen finden. Nach zunächst vergeblichem
Aufbäumen, lernte Anna in der harten Schule des Leidens den Willen
Gottes erkennen, und immer freudiger bejahte Sie ihn.
Die "Schreiner Nandl von Mindelstetten", wie Anna Schäffer vom Volk
liebevoll genannt wird, wurde von Gott herausgehoben als ein
leuchtendes Zeichen seiner Liebe. Sie gehört zu jenen, die gegenüber
allem Mittelmäßigen ernst gemacht haben mit der Verwirklichung der
Nachfolge Christi. Sie gab ein Beispiel, das Augenmerk weniger auf das
irdische Wohl als vielmehr auf das ewige Heil (vgl. Hebr 13, 14 u. 11,
10) zu richten. Das Apostolat der Tat harmonisch mit dem des Betens,
Opferns und Leidens zu verbinden und in stiller Verborgenheit Sühne zu
leisten aus Liebe zu Gott und in verantwortlicher Liebe für das
Seelenheil des Nächsten war Ihre Lebensaufgabe. Anna Schäffer erfasste,
was der hl. Johannes schreibt:
Christus "ist die Sühne für unsere Sünden" (1 Joh 2, 2) und sie machte
sich das Wort des hl. Paulus zu eigen: "Ich freue mich an den Leiden,
die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich
in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt"
(Kol 1, 24). Anna Schäffer hat Sühne als christliche Pflicht empfunden
und folgendes Gebet hinterlassen: "Heiligstes Herz Jesu schenk mir
recht viele Seelen, die sich vor Verzweiflung kaum mehr helfen können".
Sie teilt ihre Gebete in insgesamt 12 Sühnestunden auf. Jede Stunde ist
einem persönlichen oder allgemeinen Anliegen gewidmet.
Im Geiste begibt sich Anna vor den Tabernakel der nahe gelegenen
Pfarrkirche, die sie durch das Fenster ihres Zimmers sehen kann, und
trägt alle Anliegen vor Christus im Altarsakrament. In gleicher Weise
teilt Anna das ganze Jahr ein. Sie betet für jene, die der Gnade m
meisten bedürfen. Das erinnert an die Botschaft der Gottesmutter in
Fatima. Zu Maria, der Schmerzensmutter, gewandt, sprich" sie: "Verleihe
uns stets einen brennenden Durst, am Heil der unsterblichen Seelen zu
arbeiten, für sie zu beten und zu leiden!"
Die heilige Anna Schäffer ist aber vor allem Wegweiserin zum Sakrament
der Eucharistie. Aus der Kraft dieser göttlichen Speise ertrug sie ihr
schweres Schicksal gläubig und gottergeben wie sie in ihrem letzten
Brief bekennt: "Meine größte Stärke ist die heilige Kommunion".
Für Anna Schäffer galt trotz Armut, Schmerz und Krankheit: "Die Sonne
meines Lebens ist Jesus im heiligsten Sakrament". Mit diesem Wort
offenbart sie ihr Inneres und wird den Menschen auch des dritten
Jahrtausends eine tröstende Begleiterin hin zu Christus.
Besonders die Dorfjugend ist von der Kranken angetan. Häufig kommen
Kinder und Jugendliche zu ihr ans Bett und bringen der Behinderten
kleine Geschenke. Geschickt gelingt es Anna, in der Unterhaltung auf
religiöse Themen zu sprechen zu kommen und die Kinder zu Gebet und
einem gottgefällig den Lebenswandel anzuhalten.
In Krankheit und Armut sah das Mädchen einen liebevollen Ruf des
Gekreuzigten, ihre Lebensaufgabe und Erfüllung. Sie fasste den
Entschluss, ihr Leben und Leiden Gott als Sühneopfer darzubringen und
entwickelte einen erstaunlichen Gebets-, Buß- und Sühneeifer. Der
Ortspfarrer Carl Rieger war ihr ein guter Seelenführer und brachte ihr
täglich die hl. Kommunion. Selbstverständlich leistete er ihr, wie auch
andere im Dorf, materielle Hilfe.
Sie hat für jeden ein gutes Wort, erteilt kluge und mahnende Ratschläge und trägt die Anliegen der
Menschen in stundenlangem Gebet vor Gott.
Daneben entfaltet sie im Laufe der Jahre ein ausgedehntes
Briefapostolat. Da sich die Heiligmäßigkeit rasch über ihr Heimatdorf
hinaus herumspricht, wird sie für ihre Mitmenschen bald zu einer
gefragten Ratgeberin, geistlichen Begleiterin und Trösterin in
schwierigen Lebenslagen, Selbst Angehörige des bayerischen Königshauses
stehen in Kontakt mit Anna, und sogar aus dem fernen Amerika erhält sie
Briefe von Freunden und Ratsuchenden So ist es nicht verwunderlich,
dass Jahr zu Jahr immer mehr Menschen den Weg an ihr Krankenbett
finden. Sie hat für jeden ein gutes Wort, erteilt kluge und mahnende
Ratschläge und trägt die Anliegen der Menschen in stundenlangem Gebet
vor Gott.
Die Quelle, aus der Anna Schäffer die Kraft schöpft, ihr schweres Los
nicht nur zu ertragen, sondern es auch geistig nutzbar zu machen, ist
ohne Zweifel ihr starker Glaube, dessen Fundament bereits in den
Kindertagen gelegt wurde, vor allem ihre ausgeprägte eucharistische
Frömmigkeit ermöglicht es ihr, sich häufig mit Jesus in der hI.
Kommunion zu vereinigen. Oft bezeugt Sie "Die Tage an denen ich die
heilige Kommunion empfangen darf, das sind meine Festtage auf dem
Krankenbett.
Grabstätte der Hl. Anna Schäffer
Die Kranke macht aber auch ausgiebig von der Möglichkeit des geistigen Kommunionempfangs Gebrauch. Als
es noch nicht gestattet war, täglich die hl. Kommunion zu empfangen,
pflegt sie jeden Morgen die Kommunion auf geistige Weise zu empfangen,
denn wie sie einmal bezeugte " durch recht oftmaligen
Empfang der hl. Geistlichen Kommunion wird die Seele stark und es
verlieren sich alle großen Seelenschwächen, so das man stets gesammelt
sein kann in der Arbeit und überall. Durch die HI. Geistige Kommunion
brennt das Feuer der Liebe allzeit in unserem Herzen und ist dieses
stets hell beleuchtet, wenn der liebe Heiland dann in der hI. Kommunion
wirklich in unser Herz einzieht."
Im Herbst 1910 ereigneten sich außerordentliche Dinge Anna Schäffer ist
jetzt 28 Jahre alt. Es geschah nach der Heiligen Kommunion am 4.
Oktober, als Ihr der Heiland erschien und ihr mitteilte: "Dich habe ich
angenommen zur Sühne meines heiligsten Sakramentes!"
Als Ihr am nächsten Morgen Pfarrer Rieger die hl. Kommunion bringt,
sieht Sie von der Hostie fünf Feuerstrahlen ausgehen, die wie Blitze in
ihre Hände, Füße und in das Herz fahren. In Visionen - Anna bezeichnete
sie als Träume - sah sie den Heiland, der ihr Sühneopfer anzunehmen
bereit war. Seither trug sie, nur wenigen Menschen bekannt und
äußerlich kaum sichtbar, die Wundmale Christi, Fortan erstarkte Anna im
Dienst des Apostolatsgedankens: sie versprach ihr Fürbitt - Gebet,
tröstete in Wort und Schrift alle diejenigen, die sich an sie wandten.
Nicht nur aus ihrer Heimat, sondern auch aus Österreich, der Schweiz
und sogar aus Amerika kamen Bittbriefe.
Ab dem Markustag 1923, an dem Anna in einer Ekstase das
Karfreitags-Geschehen miterleben durfte, verschlechterte sich zusehends
ihr Zustand. Völlige Lähmung der Beine (spastische Lähmung), furchtbare
Krämpfe als Folge eines Rückenmarksleidens und Mastdarmkrebs stellten
sich ein.
Fünf Wochen vor ihrem Heimgang zog sich die Dulderin durch einen Sturz
aus dem Bett noch eine Gehirnverletzung zu, die ihr Sprechvermögen
beeinträchtigte, Ihre Leiden waren in den letzten Lebensjahren so
qualvoll, dass sich alle wunderten, dass ein Mensch so furchtbare
körperliche Qualen ertragen könne.
Am Morgen des 5. Oktober 1925 empfing die Sterbende zum letzten Mal die
heilige Kommunion, die Kraftquelle ihrer 25jährigen Leidenszeit. Kurz
vor ihrem Hinscheiden machte sie noch einmal ein Kreuzzeichen und
betete:
"Jesus, dir leb' ich" - Ihre Beerdigung am 8. Oktober 1925, an der
mehrere Tausend Menschen teilnahmen, gestaltete sich zu einem viel
beachteten Ereignis. Pfarrer Rieger beschränkte sich bei der
Leichenrede auf die vielen Gnadenerweise dieses Dulderlebens und
deutete an, dass die Gnade Gottes an der Heimgegangenen groß war.
Seit dem Tod Annas ist ihr Grab das Ziel vieler Menschen, die sie um
Fürbitte in ihren Nöten anrufen, ihr für erwiesene Hilfe danken Auf
vielfachen Wunsch des gläubigen Volkes gab Bischof Dr. Rudolf Graber
von Regensburg die Genehmigung, am 26. Juli 1972 die Gebeine Anna
Schäffers vom Friedhof in die Pfarrkirche Mindelstetten zu übertragen
und eröffnete schließlich den Seligsprechungsprozess. Nachdem die
zuständigen Kommissionen der Kongregation für die Heiligsprechungen
eindeutig das heroische Maß der Tugenden festgestellt hatten, verlieh
Papst Johannes Paul II. am 11. Juli 1995 Anna Schäffer den heroischen
Tugendgrad. Am 7. März 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. als
Selige zur Ehre der Altäre erhoben und am 21. Oktober 2012 in Rom von
Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Gebet zur heiligen Anna Schäffer
Allmächtiger Vater, Du hast das heiligmässige Leben unserer Schwester Anna
Schäffer durch die kirchliche Heiligsprechung bestätigt. Sie ist uns auf der
irdischen Pilgerschaft ein leuchtendes Vorbild und eine mächtige Fürsprecherin
an Deinem Thron.
Wenn es Deinem heiligen Willen entspricht, bitten wir auf die Fürsprache der
Heiligen Anna Schäffer um Heilung an Leib und Seele, für uns und die uns
Anvertrauten.
Gib, dass wir ihrem Beispiel folgen und im Ertragen unserer Lebenslast in der
Heiligkeit wachsen, um dereinst im Himmel mit ihr vereint Dich zu loben und zu
preisen in Ewigkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn.
Amen.
Ihr
Heiligen Gottes
Bittet für uns!
Amen.
Weiterführende
Themen:
Gemeinschaft der Heiligen
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