Wir leben heute in einer Zeit, in der die
Fundamente wanken und die Orientierung fehlt. Wir sind oft unsicher und wissen
nicht mehr, wie wir uns verhalten sollen. Die meisten spüren, dass wir uns
wieder auf die Grundwerte des Lebens besinnen müssen. Diese Grundwerte des
Lebens aber finden sich in den Zehn Geboten...
INHALT
Beim siebten Gebot geht es um den Schutz und um die soziale
Verpflichtung des Eigentums. Das Eigentum trägt entscheidend zum Wohl des
Einzelnen und der Gemeinschaft bei.
a) Das Eigentum als Voraussetzung für das Menschsein
Jeder Mensch ist auf Eigentum angewiesen und kann ohne Eigentum nicht
leben. Er braucht gewisse Güter, um ein menschenwürdiges Leben führen zu
können. Zur Erhaltung des Lebens sind zunächst Nahrung, Kleidung und
Wohnung erforderlich, zur Entfaltung des Menschen braucht es aber auch
entsprechende Mittel für Bildung und Kultur. Bestimmte finanzielle Mittel sind
aber auch für die menschliche Freiheit unentbehrlich: Ohne eine gewisse
wirtschaftliche Unabhängigkeit kann es sich der Mensch in vielen Momenten
nicht erlauben, frei zu sagen, was er denkt, und so zu handeln, wie es sein
Gewissen von ihm verlangt. Gewisse finanzielle Mittel sind schließlich auch
die Voraussetzung für bestimmte Freuden im menschlichen Leben: Ohne das
nötige Kleingeld kann es sich der Mensch kaum leisten, ein Hobby zu pflegen
oder einer Liebhaberei nachzugehen, die im Freude macht. So ist also ein
gewisses Maß an Geld und Besitz für die Erhaltung und Entfaltung, für die
Bildung und Kultur sowie für die Freiheit und Freude des Menschen von
grundlegender Bedeutung. Aus diesem Grund gibt es auch ein eigenes Gebot,
welches den Besitz des Menschen schützt.
b) Die soziale Verpflichtung des Eigentums
Beim siebten Gebot geht es aber nicht nur um den Schutz des Eigentums,
sondern auch um dessen soziale Verpflichtung: Wer über finanzielle
Mittel und über Besitz verfügt, muss diese auch für seine Mitmenschen
einsetzen. Wer viel Geld hat, soll auch dem Armen helfen; wer einen gut
gehenden Betrieb hat, soll auch seine Mitarbeiter gut bezahlen. Wenn
jemand ein großes Haus führt, soll er gastfreundlich sein; wenn einer eine
leer stehende Wohnung hat, soll er sie einer jungen Familie vermieten.
Wer mehrere Autos besitzt, kann eines davon herleihen; wer ein großes
Fest feiert, sollte auch einen Bedürftigen einladen. Wenn jemand gut
erhaltene Kleider ablegt, soll er sie der "Caritas" geben; wenn jemand
überschüssigen Salat im Garten hat, darf er ruhig ein paar Köpfe
herschenken... Die materiellen Güter haben also auch eine soziale Seite und
sind vor allem eine ständige Gelegenheit, viel Gutes zu tun! Jesus
zählt die Wohltätigkeit zu den entscheidenden Werken des gläubigen Menschen:
Er fordert uns auf, Almosen zu geben und Werke der Barmherzigkeit
zu üben.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE BEDEUTUNG DES EIGENTUMS
a) Das Eigentum als Voraussetzung für das Menschsein
b) Die soziale Verpflichtung des Eigentums
a) Das Eigentum darf nicht zum Götzen werden
Das siebte Gebot erinnert uns auch daran, dass wir uns um die richtige
Einstellung zum Eigentum bemühen sollen. Wir haben festgestellt, dass das
Eigentum die Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben ist. Dennoch dürfen
wir das Eigentum nicht als das Wichtigste in unserem Leben betrachten. Das
Eigentum muss für uns immer ein Lebens-Mittel bleiben und darf nicht
zum Lebens-Zweck werden. Wenn wir das Eigentum als unseren Lebens-Zweck
betrachten, dann kommt es zu problematischen Fehlentwicklungen: Wir
betrachten dann das Materielle als das Wichtigste und vergessen dabei
das Geistige und Seelische. Durch den Materialismus kommt es aber auch
zu charakterlichen Fehlentwicklungen: Wir werden leicht zu Egoisten und
Geizkrägen, wir entwickeln uns zu berechnenden Krämern und
Profitmenschen, die auch bereit sind, die anderen zu übertölpeln und zu
betrügen. Wenn das Geld für uns zum Götzen wird, dann werden wir zu süchtigen
Sklaven. Wir wollen dann immer mehr, und bekommen doch nie genug.
Wir wollen dann alles kaufen, und können doch das Wesentliche nicht kaufen.
Wir vernachlässigen unsere Familie und unsere Freunde, wir
arbeiten auch in der Freizeit und am Sonntag, wir ruinieren
unsere Nerven und unsere Gesundheit. Wir schuften wie die
Verrückten und haben kaum Zeit, das Erworbene zu genießen. Wir haben
Geld und Immobilien und können sie nicht in Lebensfreude umsetzen. Wir
haben Aktien und Versicherungen, Häuser und Geschäfte, und können doch
nichts mitnehmen, wenn wir diese Welt verlassen müssen. Wir sind im Grunde
genommen arme Narren! Oft bringen uns erst eine zerbrochene Ehe, ein
Herzinfarkt oder ein Bankrott zur Besinnung...
b) Der Mensch kann nicht Gott und dem Mammon dienen
Jesus mahnt uns eindringlich, die materiellen Güter nicht allzu wichtig zu
nehmen. Er erinnert uns daran, dass unser eigentliches Ziel im Himmel
ist: "Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie
zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch
Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe
einbrechen und sie stehlen." (Mt 6,19-20) Jesus macht uns auch darauf
aufmerksam, dass wir nicht gleichzeitig Gott und den materiellen Götzen dienen
können: "Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen
und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern
verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon (= Geld
als Götze). Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum,
dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas
anzuziehen habt. Ist das Leben nicht wichtiger als die Nahrung und der Leib
wichtiger als die Kleidung?" (Mt 6,24-25) Jesus fordert uns schließlich auf,
dass wir uns zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit kümmern
sollen. Auf dieser Grundlage werden wir dann auch zu jenen materiellen Gütern
gelangen, die wir zum Leben brauchen. Wer sich zuerst für das Reich Gottes
einsetzt, erhält in auffallender Weise alle Güter, die er zum Leben nötig hat.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS RECHTE VERHÄLTNIS ZUM EIGENTUM
a) Das Eigentum darf nicht zum Götzen werden
b) Der Mensch kann nicht Gott und dem Mammon dienen
a) Keine fremden Dinge stehlen
Das siebte Gebot verbietet uns, fremde Dinge zu stehlen. Das bedeutet, dass
wir uns kein privates Eigentum unserer Mitmenschen aneignen dürfen. Wir dürfen
also kein Geld und keine Wertpapiere, keine Schmuckstücke
und Kunstgegenstände, keine Autos und Fahrräder, keine
Werkzeuge und Baumaterialien usw. usf. stehlen. Das siebte Gebot
gilt auch im eigenen Familienkreis: Wir müssen unsere
Familienangehörigen fragen, ob sie bereit sind, uns ihr Eigentum zur
Verfügung zu stellen. So muss der Sohn den Vater fragen, ob er sein Auto
haben darf; ebenso muss der Bruder gefragt werden, ob er seinen
Tennisschläger zur Verfügung stellt, und auch die Schwester will gebeten
sein, ob sie ihr Abendkleid für einen Ball herleiht. Gerade in der
Familie gibt es oft große Spannungen, wenn die Besitzverhältnisse nicht
respektiert werden. Deswegen ist es gut, wenn man fragt, bevor man sich etwas
"ausleiht".
b) Geliehene Dinge zurückgeben
Das siebte Gebot verpflichtet uns weiters, dass wir geliehene Dinge
zurückgeben. Wenn uns jemand Geld geborgt hat, so sollten wir es sobald
wie möglich zurückgeben. Wenn uns jemand sein Motorrad für eine
Ferienreise zur Verfügung stellt, sollten wir es gleich nach der Rückkehr
zurückgeben. Öfters leihen wir von der Nachbarin einen Liter Milch oder
eine Packung Pudding und versprechen, diese Dinge am nächsten Tag
zurückzuerstatten. Aber dann "vergessen" wir darauf. Manchmal leihen uns
Mitschüler ihre Videokassetten und wir "vergessen", sie zurückzugeben.
Gelegentlich ist es auch ein geliehenes Buch, das in unseren Regalen
verschwindet. Manchmal ist es auch eine Schaufel oder eine
Fahrradpumpe des Nachbarn, die in unserer Garage liegen bleibt. Als
gewissenhafte Menschen sollten wir die geliehenen Dinge immer an einen
eigenen Ort stellen, damit wir uns daran erinnern, sie zurückzugeben. Bei
gewissen geliehenen Dingen würde es auch nicht schaden, wenn wir sie mit dem
Namen des Eigentümers und dem Leih-Datum in ein eigenes Heft eintragen.
Wir sollten auch bei der nächsten Großreinigung bestimmter
Räumlichkeiten bewusst nach geliehenen Dingen Ausschau halten. Spätestens aber
sollten wir bei der nächsten Übersiedlung alle wiederentdeckten
Leihgaben (mit einem kleinen Entschuldigungs-Geschenk!) zurückgeben. Erinnern
wir uns daran, dass das Ausleihen von Dingen immer ein Vertrauenserweis ist,
und bemühen wir uns, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.
c) Beschädigte Dinge in Ordnung bringen
Das siebte Gebot verlangt auch, dass wir beschädigtes Eigentum
wieder in Ordnung bringen und verlorene Gegenstände ersetzen. Wenn wir mit
einem geliehenen Moped einen Unfall bauen, müssen wir den Schaden
reparieren lassen. Wenn wir einen geliehenen Mantel durch Fettflecken
verunreinigen, sollten wir ihn chemisch reinigen lassen. Wenn uns bei einer
geliehenen Bohrmaschine der Bohrer abbricht, dann müssen wir einen
neuen kaufen. Wir dürfen diese beschädigten Dinge nicht einfach still und
leise zurückgeben und dabei hoffen, dass der andere nichts merkt. Beim siebten
Gebot geht es also auch darum, dass wir das Eigentum unserer Mitmenschen in
ordentlichem Zustand erhalten bzw. bei Beschädigungen einen entsprechenden
Schadenersatz leisten.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS EIGENTUM IM PRIVATEN BEREICH
a) Keine fremden Dinge stehlen
b) Geliehene Dinge zurückgeben
c) Beschädigte Dinge in Ordnung bringen
a) Die Schonung von öffentlichem Eigentum
Das siebte Gebot bezieht sich auch auf das öffentliche Eigentum. Wir sind
dazu verpflichtet, schonend mit öffentlichem Eigentum umzugehen. Leider gibt
es auch in diesem Bereich viele Formen des Missbrauchs. Manche verwandeln die
öffentlichen Verkehrsmittel in einen Saustall und schreiben mit
Filzstiften auf die überzogenen Sessel der Busse und Züge. Viele Schüler
betrachten die Schulbänke als geeignete Flächen für geniale Schmier-
und Schnitzversuche; andere sehen in den Häuserwänden den passenden Ort
für ihre fragwürdigen Spraydosen-Malerei; wieder andere sehen in den
Parkanlagen einen Ersatz für das WC und in den Beeten einen
Selbstbedienungsladen für die eigene Blumendekoration; schließlich gibt es
auch moderne Vandalen, die auf die Zertrümmerung von Telefonzellen
spezialisiert sind, obwohl sie wissen, dass diese Leben retten können. Viele
Zeitgenossen sind offensichtlich der Ansicht, dass das öffentliche Eigentum
niemandem gehört und daher ungestraft beschädigt und zerstört werden darf.
In Wirklichkeit ist es so, dass das öffentliche Eigentum allen gehört und
daher noch mehr geschont werden muss als das private Eigentum. Gerade beim
Umgang mit öffentlichem Eigentum zeigt es sich, welche Vorstellung ein Mensch
vom Eigentum hat.
b) Kein Missbrauch von Sozialeinrichtungen
Der richtige Umgang mit dem öffentlichen Eigentum sieht auch vor, dass wir
die verschiedenen Sozialeinrichtungen nicht missbrauchen. Wenn wir
Sozialeinrichtungen in eigennütziger Weise in Anspruch nehmen, so schädigen
wir damit das öffentliche Eigentum. Auch in diesem Bereich gibt es eine ganze
Reihe von Möglichkeiten: Der eine lässt sich krank schreiben, obwohl er
gesund ist; der andere bezieht die Arbeitslosenunterstützung und
arbeitet dabei den ganzen Tag schwarz; der dritte lässt sich von einem
befreundeten Arzt eine Kur verschreiben, obwohl er keinen Anspruch
darauf hätte; der vierte bezieht ein Studienstipendium, obwohl er die
Möglichkeit hätte, sich sein Studium selbst zu finanzieren; der fünfte bittet
bei der "Caritas" um eine Möbelgarnitur, obwohl er sich selbst Möbel
kaufen könnte; der sechste sucht bei der Landesregierung um einen Zuschuss
für die Landwirtschaft an und macht dabei falsche Angaben; der siebte
stellt den Antrag auf eine Invalidenrente und hat dabei kaum größere
Beschwerden... Immer wieder versuchen Leute, die Sozialinstitutionen für ihre
egoistischen Zwecke auszunützen, immer wieder kommt es zur Aufdeckung von
Betrügereien. Wer aber soziale Einrichtungen ausnützt, schädigt damit
letztlich die Armen und Bedürftigen, bei denen dann gespart werden muss.
c) Keine Steuerhinterziehung
Das siebte Gebot mahnt uns auch, die Steuern zu zahlen. Die Steuern sind
die Voraussetzung dafür, dass ein Gemein- und Sozialwesen finanziert werden
kann. Wenn in einem Staat Steuern hinterzogen werden, kann die öffentliche
Hand viele Aufgaben nicht erfüllen. Der Staat wird dann aber auch in
seinen sozialen Hilfeleistungen eingeschränkt. Trotz dieser
offensichtlichen Zusammenhänge versuchen heute viele Zeitgenossen, bei jeder
Gelegenheit Steuern zu hinterziehen. Das kann auf vielerlei Weise geschehen:
Durch Schwarz- und Pfuscharbeit; durch Bezahlungen ohne Quittung;
durch Löhne und Mieten, die nur zum Teil quittiert
werden; durch falsche Daten über den Aufenthalt von Hotel- und
Pensionsgästen; durch die Verlagerung des Kapitals in andere Länder, in
denen keine Quellensteuer zu bezahlen ist; durch den Wechsel des
Firmensitzes bzw. des Wohnsitzes in ein Steuerparadies usw. usf.
Auf diese Weise gehen dem Staat jährlich riesige Summen verloren.
d) Keine ungerechten Steuern
Das siebte Gebot verlangt aber auch, dass der Staat gerechte Steuern
einhebt. Doch auch hier ist vieles faul: Selten war der Steuerdruck so hoch
wie in unserer Zeit und noch nie war der Staat so erfinderisch in der
Ausbeutung seiner Bürger. Er erfindet immer neue Steuern und
Zusatzsteuern und belastet vor allem die kleinen Wirtschaftstreibenden
und die großen Familien. In manchen Ländern erreichen die Steuern um
die 40 Prozent des durchschnittlichen Einkommens! Und wenn dann auch noch
häufig Fälle von Steuerverschwendung und Steuerveruntreuung
bekannt werden, dann reicht es dem Bürger! Das siebte Gebot beinhaltet also
auch die Forderung nach Steuergerechtigkeit. Die Steuerlasten müssen
entsprechend den Möglichkeiten der Bürger verteilt werden. Der Staat muss
die Reichen mehr belasten und die Armen mehr entlasten, und
nicht umgekehrt! Er muss die Steuergelder sorgfältig verwalten und darüber
Rechenschaft ablegen. Er sollte einen Politiker wegen Verschwendung
von Steuergeldern sofort entlassen und ihn für seinen Missbrauch
öffentlicher Gelder haften lassen. Der Staat darf auch nicht
astronomische Schulden machen, die die nächsten Generationen auf
Jahrzehnte mit Steuern belasten. In manchen Ländern muss ein Drittel des
Steuereinkommens für die Tilgung der Zinsen (!) der Schulden verwendet werden.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS EIGENTUM IM ÖFFENTLICHEN BEREICH
a) Die Schonung von öffentlichem Eigentum
b) Kein Missbrauch von sozialem Eigentum
c) Keine Steuerhinterziehung
d) Keine ungerechten Steuern
a) Gerechte Preise im Handel
Die Kaufleute dürfen nur Preise festsetzen, die dem tatsächlichen
Wert der Ware entsprechen. Die Verdienstspanne für die Waren soll
selbstverständlich so berechnet sein, dass sie alle Spesen und Kosten ihres
Geschäfts decken und auch noch ordentlich davon leben können, aber es sollte
doch noch ein rechtes Verhältnis zwischen dem Preis und dem Wert der Ware
bestehen. Vor allem bei den Waren, die für die Grundbedürfnisse des
Menschen notwendig sind, muss der Preis für alle Bevölkerungsschichten
erschwinglich sein. So sollten etwa Lebensmittel und normale Kleidungsstücke
für alle problemlos zu bezahlen sein. Anders verhält es sich bei
Luxusartikeln, die der Mensch nicht unbedingt braucht. Vor allem wenn es
sich dabei um so genannte "Markenartikel" handelt, die auch in einer normalen
und billigeren Form zu haben wären, kann der Preis auch höher liegen. Wenn
also jemand unbedingt Kleider aus der Boutique will und auf "Benetton" und
"Armani" schwört, dann soll er auch das Entsprechende dafür zahlen. Allerdings
darf es sich dabei nicht um Wucherpreise handeln, die in keiner Weise
dem Wert des exquisiten Artikels entsprechen. Es würde sich in einem solchen
Fall schlicht und einfach um einen Betrug am Kunden handeln. Eine Form des
Betrugs ist es aber auch, wenn der Kaufmann dem Kunden minderwertige Waren
als erstklassige Produkte verkauft. Das Gleiche gilt auch, wenn Waren
verkauft werden, deren Verfallsdatum bereits überschritten ist... Der
Kaufmann muss sich stets davor hüten, den Profit höher einzuschätzen
als den Kunden.
b) Gerechte Forderungen der Handwerker
Auch die Handwerker sind verpflichtet, für ihre Leistungen gerechte Preise
zu verlangen. Sie sind angehalten, die Arbeitszeit und das
Arbeitsmaterial korrekt zu verrechnen. Sie sind verpflichtet, dem
unkundigen Klienten korrekt mitzuteilen, welche handwerklichen Leistungen und
welche Spesen effektiv notwendig sind. Leider kommt es gerade im Bereich des
Handwerks immer wieder zu Unkorrektheiten: Ein Tischler fertigt einen Tisch an
und verrechnet dafür mehr Arbeitszeit als er tatsächlich gebraucht hat.
Ein Elektroinstallateur verlegt vierzig Meter Kabel und schreibt dann mehr
Material auf als er wirklich gebraucht hat. Ein Mechaniker findet beim
Auto einen geringen Schaden und macht daraus einen größeren Schaden.
Ein Maurer verwendet minderwertiges Baumaterial und verrechnet dafür einen
zu hohen Preis. Ein Hydrauliker erklärt, dass die Waschmaschine nicht mehr
zu reparieren sei, damit er uns ein neues Stück verkaufen kann. Ein
Heizungstechniker muss erst seinen Lehrbuben in die Werkstatt schicken, um das
fehlende Werkzeug zu holen; ein Computertechniker hat zuwenig
Kompetenz und braucht ewig lang für die Reparatur: Trotzdem muss in beiden
Fällen die zusätzliche Arbeitszeit bezahlt werden... Durch diese unkorrekten
Vorgangsweisen mancher Handwerker und Techniker kommt es immer wieder zu Ärger
und Streit. Die überzogenen Forderungen führen aber auch dazu, dass die
Schwarzarbeit ständig zunimmt: Es ist völlig natürlich, dass sich der Bürger
nach "schwarzen" Handwerkern umschaut, wenn er immer wieder mit unverschämten
Rechnungen konfrontiert wird.
c) Die Pflichten der Arbeitgeber
Die Arbeitgeber sind verpflichtet, den Angestellten einen gerechten Lohn
zu bezahlen. Sie müssen aber auch die vorgeschriebenen
Sozialversicherungsbeiträge für ihre Angestellten einzahlen. Sie haben
schließlich auch die Pflicht, die Überstunden zu bezahlen bzw. einen
entsprechenden Zeitausgleich zu gewähren. Ein Arbeitgeber sollte seinen
verdienstvollen Mitarbeitern auch die Möglichkeit einer prozentuellen
Beteiligung an der Firma geben. Leider schaut auch hier die Wirklichkeit
oft ganz anders aus: Manche Unternehmer verlängern willkürlich die
Probezeit der jungen Angestellten und gewähren ihnen oft monatelang
keinen Vertrag. Andere Unternehmer melden ihre Angestellten überhaupt
nicht an und versichern sie auch nicht. Manche Firmenchefs lassen vor
allem junge Leute viele unbezahlte Überstunden machen. Wieder andere
zahlen ihnen nicht den Lohn aus, der auf dem Gehaltszettel steht. Immer mehr
Firmen greifen auf Arbeiter zurück, die nicht aus den EU-Ländern kommen
und bezahlen sie unter dem EU-Lohnniveau. Das alles ist möglich, weil
die Arbeitslosigkeit so groß ist und deshalb jeder froh sein muss, wenn
er eine Arbeit hat. Und wenn sich trotzdem jemand beschwert, gibt man ihm zu
verstehen, dass zwanzig andere auf seinen Platz warten... Es wird immer
offensichtlicher, dass die Zeiten für die Arbeitnehmer zunehmend schlechter
werden. Es ist uns zwar bewusst, dass die überzogenen Nebenlohnkosten
der vergangenen Jahrzehnte abgebaut werden müssen. Aber es geht nicht, dass
die zwei wesentlichen Grundelemente des Arbeitsvertrags, nämlich die
leistungsgerechte Bezahlung und die soziale Absicherung, nicht mehr
gewährleistet sind.
d) Die Pflichten der Arbeitnehmer
Auch die Arbeitnehmer müssen ihre Pflichten gegenüber dem Arbeitgeber ernst
nehmen. Dazu gehören eine optimale Leistung, ein großes Pflicht- und
Verantwortungsbewusstsein, die Treue und die Loyalität
gegenüber dem Unternehmer und die Solidarität gegenüber den Mitarbeitern und
dem Betrieb. Leider gibt es auch hier häufig Missstände: Manche Angestellte
nehmen es mit der Arbeit nicht übermäßig ernst. Sie sind unpünktlich
und vertratschen eine Menge Zeit, sie gönnen sich häufig eine
Kaffeepause und legen die Hände in den Schoß, wenn der Chef nicht
herum ist. Sie telefonieren auf Betriebskosten und fotokopieren
im Büro der Firma, sie verwenden den Firmenwagen für private Zwecke und
lassen firmeneigenes Material aus dem Depot mitgehen. Wenn die Kumpel
im Außendienst sind, dann ist einer bei der Arbeit, der zweite raucht eine
Zigarette, der dritte trinkt ein Bier und der vierte sagt dem
ersten, wie er's machen soll. Gewisse Leute haben auch immer zu meckern,
dass sie zu wenig verdienen: Sie sorgen stets für ein revolutionäres Klima
im Betrieb und heizen die Stimmung an. Sie stellen auch dann
Lohnforderungen, wenn die Auftragslage schlecht ist. Sie reden abfällig
von ihrem Chef und vergiften dadurch die Atmosphäre. Alle diese
Haltungen widersprechen völlig der richtigen Haltung eines korrekten
Arbeitnehmers, der sich durch Leistungsbereitschaft, Pflichtbewusstsein,
Verantwortung, Treue, Loyalität und Solidarität auszeichnen sollte.
e) Eine Wirtschaft für den Menschen
Schließlich gilt es, die ganze Arbeitswelt und Wirtschaft in den Dienst
des Menschen zu stellen. Wir müssen heute leider feststellen, dass in
weiten Bereichen der Arbeit und der Wirtschaft nicht mehr der Mensch,
sondern der Gewinn im Mittelpunkt steht. Die Wirtschaft orientiert sich
nicht mehr am Menschen, sondern am Profit. Die Wirtschaft steht nicht mehr im
Dienst des Menschen, sondern der Mensch steht im Dienst der Wirtschaft.
Die Arbeitszeiten und das Arbeitstempo richten sich nicht nach dem Menschen,
sondern nach den Maschinen und nach dem Gewinn. Die
Wirtschaftsunternehmen kümmern sich nicht um Arbeitsplätze, sondern um
vorteilhafte Standorte: Wenn die Steuern im Ausland niedriger sind,
werden die Firmen im Inland geschlossen. Wenn die Lohnkosten im fernen Osten
geringer sind, dann werden die Betriebe im Westen ausgelagert. Es hat den
Anschein, dass heute nur mehr die Marktgesetze gelten und dass der Mensch
ausschließlich als Kostenfaktor gesehen wird.
f) Der Mensch kommt vor dem Computer
Es lässt sich heute ganz allgemein feststellen, dass der Mensch immer mehr
aus der Wirtschaft verdrängt wird. Durch die Computer-Revolution wird
der Mensch im Produktionsbereich, aber auch im Verwaltungs-
und Dienstleistungssektor zunehmend überflüssig. Der Computer
ersetzt mehr und mehr den Menschen. Der Computer arbeitet schneller,
zuverlässiger und vor allem billiger. Auf diese Weise wurde in den vergangenen
20 Jahren die Menge der Produktion um 60 Prozent gesteigert und die Zahl der
Arbeitenden um fast 20 Prozent verringert. Und noch ist kein Ende dieser
Verdrängung des Menschen aus der Wirtschaft abzusehen. Wer konkurrenzfähig
bleiben will, muss bei dieser "Verbilligung der Arbeitskraft" mitmachen.
Niemand kann voraussagen, wohin diese Entwicklung führt. Nur eines lässt sich
mit Sicherheit voraussagen, dass nämlich die Computerrevolution die
Arbeitslosigkeit noch gewaltig steigern wird! Wahrscheinlich wird es erst
nach Erreichen einer massiven Schmerzgrenze bei der Arbeitslosigkeit ein
Einsehen geben, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn nämlich große
Bevölkerungsteile ohne Arbeit sind, dann werden die sozialen Spannungen so
groß, dass man zu mehr Solidarität und zu mehr Teilen von
Arbeitsplätzen (mit geteilten Löhnen!) gezwungen sein wird. Man wird aber auch
von Seiten des Staates durch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen
und durch Sozialmaßnahmen dafür sorgen müssen, dass die menschliche
Arbeit gewährleistet wird. Wenn sich die Wirtschaft nicht in den Dienst des
Menschen stellt, wird sie früher oder später auch selbst zugrunde gehen.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS EIGENTUM IM ARBEITSBEREICH
a) Gerechte Preise im Handel
b) Gerechte Forderungen der Handwerker
c) Die Pflichten der Arbeitgeber
d) Die Pflichten der Arbeitnehmer
e) Eine Wirtschaft für den Menschen
f) Der Mensch kommt vor dem Computer
a) Der Irrsinn des Materialismus
Das siebte Gebot verlangt in unserer Zeit auch die dringende Bekehrung
zu einem einfacheren Leben. Wir spüren heute zunehmend, wie uns der
materialistische Lebensstil innerlich aushöhlt und kaputtmacht. Unsere
Seelen sind oft leer und ausgebrannt. Unsere Gesundheit ist durch
den ständigen Konsum gefährdet. Unser Familienleben und unsere
Freundschaften sind oft ohne geistigen Inhalt. Die Freizeit besteht
bei vielen in Gasthaus und Disco, Krimi und Western. Der Urlaub
bedeutet für viele Körperkultur und Fitness, Lust- und Triebbefriedigung. Vor
allem aber hat dieses materialistische Leben keinen höheren Sinn. Der
materielle Wohlstand und der Mammon können unser tiefes Sehnen nach Glück und
Sinn auf die Dauer nicht befriedigen. Dieses rein irdische Leben kann unser
Herz niemals wirklich erfüllen. Immer mehr Menschen fühlen sich vom
Materialismus betrogen und suchen deshalb nach einem Ausweg aus dieser
Sackgasse.
b) Der Aufbruch zu einem geistigen Leben
Die Überwindung des Materialismus erfordert den bewussten Aufbruch zu einem
geistigen Leben. Dieser Aufbruch geschieht durch die Wiederentdeckung der
geistigen Werte und durch die Hinwendung zum inneren Menschen: Liebe
ist wichtiger als Reichtum, Freundschaft ist wertvoller als Prestige,
Feiern ist mehr als ein Fressgelage, Gespräche verbinden mehr
als gemeinsame Räusche, persönliche Ausstrahlung ist anziehender als
äußere Aufmachung, innere Zufriedenheit ist mehr wert als eine hohe
Position, menschliche Geborgenheit ist wichtiger als eine finanzielle
Absicherung, ein einfaches Leben ist freier als ein Leben mit dem
Ballast vieler Güter, ein kleiner Besitz bringt weniger Sorgen als ein
großes Vermögen. Unsere Ehen brauchen mehr Gespräche als Luxus, unsere
Kinder brauchen mehr Erziehung als Geld, die Alten wünschen mehr
Zuwendung als Versorgung, die Kranken schätzen mehr unsere Anteilnahme
als unsere Geschenke. Die Schule lebt von guten Erziehern und nicht von
perfekt eingerichteten Schulhäusern, die Jugendzentren leben von
geistigen und sozialen Programmen und nicht von sündteuren Einrichtungen.
Vereine und Klubs entfalten sich oft mehr durch kulturelle
Veranstaltungen als durch aufwendige Vergnügungen, Freizeit und
Urlaub verlangen mehr nach Muße und Besinnung als nach ekstatischen
Genüssen. Die Politik erfordert mehr Gemeinschaft und Solidarität als
eine verschwenderische Gefälligkeitsdemokratie und einen bankrotten
Versorgungsstaat. Schließlich besteht das Leben nicht nur im Streben
nach dem irdischen Glück, sondern im Streben nach dem ewigen Glück.
c) Die Bekehrung des Einzelnen
Es wäre nun aber völlig utopisch und naiv zu glauben, dass sich diese
geistigen Vorstellungen im Großen durchsetzen lassen. Der Materialismus sitzt
so tief in unserem Wirtschaftssystem und in unserer Konsumgesellschaft, dass
wenig Hoffnung besteht, dieses System durch wirtschaftliche Normen und
staatliche Gesetze grundlegend zu ändern. Der Aufbruch zu einem geistigen
Leben kann nur durch die Bekehrung des Einzelnen geschehen. Deshalb
wird dieser Aufbruch zunächst nur die Sache von kleinen Minderheiten
sein. Erst mit der Zeit wird sich dieser neue Stil in größeren Bereichen
durchsetzen: Die Schönheit und Sinnhaftigkeit eines geistigen Lebens wird
vielen frustrierten Materialisten den Weg zur Bekehrung weisen. Diese
Bekehrung wird aber auch durch eventuelle wirtschaftliche Einbrüche
beschleunigt werden.
d) Eine ernste Gewissenserforschung
Die Bekehrung vom Materialismus beginnt mit einer ernsten
Gewissenserforschung. Der Einzelne muss sich dabei fragen, wie es um sein
Menschsein steht: Gelingt es mir, die geistigen und menschlichen Werte
zu verwirklichen, oder stellt der Materialismus mein Menschsein in Frage?
Bemühe ich mich um einen guten Charakter, oder verkaufe ich für Geld
auch meine Seele? Höre ich auf mein Gewissen, oder kenne ich im
Geschäft keinerlei Skrupel? Habe ich ein fühlendes Herz, oder gehe ich
für meine Karriere über Leichen? Widme ich mich meinem Ehepartner und
meinen Kindern, oder lebe ich nur für meine Arbeit? Habe ich Zeit für
meine Freunde und Bekannten, oder habe ich nur Zeit für meine
Geschäfte? Schaue ich auf meine Gesundheit, oder werde ich ein
Millionär mit Herzinfarkt? Herrscht in meinem Inneren Ruhe und
Ausgeglichenheit, oder habe ich schon kaputte Nerven? Bin ich fähig, an
geistige Dinge zu denken, oder beschäftige ich mich nur mit Bilanzen und
Aktien? Kann ich mein Geld auch für andere ausgeben, oder bin ich
geizig? Kann ich mich freuen, wenn der andere ein neues Auto hat, oder
bin ich neidisch? Kann ich mich selbstlos für andere einsetzen, oder
erwarte ich immer gleich eine Belohnung? Und wie steht es mit meinem
Konsumverhalten? Ist mein Essen und Trinken maßvoll, oder
esse und trinke ich eindeutig zuviel? Freue ich mich an einem schönen und
gemütlichen Zuhause, oder will ich einen Luxus-Tempel? Entspricht mein
Auto den Bedürfnissen, oder will ich nur einen Prestige-Wagen? Kaufe
ich die Kleider zum Anziehen, oder dienen sie meiner Modeschau? Gilt
meine Körperpflege der Gesundheit und Schönheit, oder ist sie bereits
ein Götzenkult? Dienen meine Hobbys der Freude und Erholung oder meinem
gesellschaftlichen Ansehen? Nehme ich mir Zeit für Kultur, Musik und Kunst,
oder ist das nur verlorene Zeit, die kein Geld bringt?
e) Die entscheidende Frage
Schließlich kommt es zur entscheidenden Frage: Diene ich Gott oder dem
Mammon? Denke ich an meine ewige Bestimmung, oder denke ich nur an
das Diesseits? Sorge ich für Schätze im Himmel, oder sammle ich nur
Güter, die ich beim Tod zurücklassen muss? Letztlich kann nur der religiös
ausgerichtete Mensch mit dem Materialismus fertig werden! Nur eine
über-irdische Sicht der Dinge kann den Menschen vom Materialismus heilen.
Bei einer rein diesseitig ausgerichteten Lebensweise muss es zwangsläufig zu
einem ständigen Rückfall in den Materialismus kommen. Wenn das Irdische
alles ist, gibt es keinen Ausstieg aus dem Materialismus, dann wird das
Irdische zwangsläufig zum Götzen! Nur eine Lebensbetrachtung aus der Sicht
der Ewigkeit kann den Menschen wirklich und dauerhaft wandeln. Nur eine
solche Sicht ist radikal genug, um den Materialismus zu bändigen und zu
überwinden.
f) Die Solidarität unter den Menschen
Das einfache Leben führt auch zu einer neuen Solidarität unter den
Menschen. Die einzelnen Personen rücken näher zusammen und helfen sich
gegenseitig. Das zeigt sich vor allem in der Familie: Beim Essen gibt
es keine Extrawurst für jeden Einzelnen, sondern fixe Mahlzeiten mit dem
gleichen Essen für alle. Es braucht nicht für jedes Kind ein Einzelzimmer,
sondern es können auch zwei oder drei Kinder in einem Zimmer schlafen. Die
jüngeren Geschwister übernehmen die Kleider und Schulbücher von ihren älteren
Geschwistern, weil dadurch gespart werden kann. Am Sonntag werden gemeinsame
Fahrten unternommen, weil das kostengünstiger ist.
Diese Bereitschaft zum einfachen Leben fördert auch die Nachbarschaftshilfe
in den Wohnhäusern und die Solidarität unter den Arbeitskollegen. Sie
bewirkt oft eine beträchtliche Einsparung von Geldern: Eine gute
Hausgemeinschaft mehrerer Parteien verbilligt die Betriebsspesen, die
Fahrgemeinschaft von Arbeitskollegen reduziert die Fahrtspesen usw. usf.
g) Die Revolution des einfachen Lebens
Das einfache Leben des geistig bestimmten Menschen ist die entscheidende
Voraussetzung für die Lösung verschiedener Probleme. Das einfache Leben
wird wahrscheinlich sogar über das zukünftige Überleben der Menschheit
entscheiden. Durch das einfache Leben kommt es zunächst zur Überwindung des
Materialismus und zur Rettung des inneren Menschen. Das einfache Leben
fördert die Gesundheit des Einzelnen und ermöglicht die Solidarität
in der Gemeinschaft. Sie löst aber auch manche Probleme der Wirtschaft:
Wenn wir weniger konsumieren, dann brauchen wir weniger arbeiten und
verdienen. Wir benötigen dann weniger Arbeitsplätze oder können
Arbeitsplätze teilen. (Die konkrete Umsetzung der Arbeitsplatzteilung ist
allerdings mit einigen Schwierigkeiten verbunden.) Es kann dann in vielen
Familien zumindest ein Partner zu Hause bleiben. Wenn wir weniger Zeit für die
Berufsarbeit aufwenden, dann haben wir mehr Zeit für die Familie und
für soziale Einsätze. Wir haben dann Zeit für unsere Kleinkinder und brauchen
sie nicht mehr um sieben Uhr morgens in die Kinderkrippe bringen. Wir spielen
dann mit unseren Kindern und müssen nicht ständig nach Babysittern
suchen. Wir nehmen dann selbst die Erziehung unserer Jugendlichen in
die Hand und überlassen sie nicht der Freizeitindustrie, dem Fernsehen und dem
Zeitgeist. Wir können dann auch die Pflege der Alten übernehmen und
müssen sie nicht in ein Heim abschieben. Auf diese Weise kommt es auch zu
einer gewaltigen Entlastung des Sozialstaates und zu einer rascheren
Sanierung der Staatsschulden. Wenn wir einfacher leben, haben auch die
Menschen der Dritten Welt mehr Güter zu Verfügung: Wenn wir auf unseren
Überfluss verzichten und uns einschränken, reichen die Güter für alle
Menschen. Schließlich wird das einfache Leben auch der Umwelt und dem
Naturschutz zugute kommen: Wenn wir weniger Güter produzieren und
konsumieren, dann wird die Umwelt weniger belastet und die Rohstoffe dauern
länger.
Das einfache Leben ist somit der Schlüssel für die Lösung vieler
Probleme. Wir werden in allernächster Zeit bereits feststellen, dass es ohne
ein einfacheres Leben gar nicht mehr weitergehen kann. Der Mensch und die Welt
sind so von Gott geschaffen, dass nur ein geistiger Lebensstil das Überleben
der Menschheit ermöglicht.
ZUSAMMENFASSUNG:
DAS EINFACHE LEBEN
a) Der Irrsinn des Materialismus
b) Der Aufbruch zu einem geistigen Leben
c) Die Bekehrung des Einzelnen
d) Eine ernste Gewissenserforschung
e) Die entscheidende Frage
f) Die Solidarität unter den Menschen
g) Die Revolution des einfachen Lebens
a) Der Skandal der Dritten Welt
Das siebte Gebot fordert uns auch heraus, die entsetzliche Ungleichheit
zwischen unseren reichen Ländern und der Dritten Welt zu überwinden. Es ist
heute allgemein bekannt, dass 20 Prozent der Menschheit über 80
Prozent der Güter dieser Welt verfügen, und dass 80 Prozent der
Menschheit mit den restlichen 20 Prozent der Güter auskommen
müssen. Wir haben inzwischen auch erfahren, dass das Jahreseinkommen
eines amerikanischen, schweizerischen oder schwedischen Arbeiters mehr als
hundertmal höher ist, als das eines Arbeiters in Mozambique und Bangladesch.
Während bei uns 30 Prozent der Menschen Übergewicht haben und 25 Prozent aller
Lebensmittel weggeworfen werden, leiden in der Dritten Welt hunderte
von Millionen Menschen ständig an Hunger. Während bei uns Hunde und Katzen mit
Supernahrung gemästet werden, fehlt es in diesen Ländern an Babynahrung.
Während bei uns Ernten vernichtet werden, um die Preise zu erhöhen, fallen
dort die Ernten aus, weil es an Wasser fehlt. In den reichen Ländern werden
für bestimmte Kleider von Modeschöpfern bis zu einer Million Mark bezahlt, und
in den Ländern der Dritten Welt haben viele Menschen oft kaum Fetzen, um sich
zu bekleiden. In den wohlhabenden Ländern leben 30 bis 40 Prozent der
Bevölkerung als Singles in einer eigenen Wohnung, und in der Dritten
Welt hausen oft 8 bis 10 Personen in einem einzigen Raum. Bei uns besuchen die
Kinder mindestens zehn Jahre lang eine Schule, und in der Dritten Welt
gibt es eine Milliarde Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Bei uns
ist die medizinische Versorgung aller Bevölkerungsschichten
gewährleistet, und in der Dritten Welt leiden Millionen Menschen noch an
Krankheiten, die bei uns längst ausgerottet sind. Bei uns gibt es Kliniken
für Papageien und Wellensittiche, aber in der Dritten Welt fehlt es oft an den
einfachsten Krankenstationen. Bei uns ist die Altersversorgung der
Menschen gesichert, aber in der Dritten Welt gibt es noch viele Menschen ohne
jede Altersversorgung. Während wir die Produkte dieser Länder oft mit
einem vielfachen Gewinn verkaufen, bekommen die Arbeiter und Bauern der
Dritten Welt oft nur äußerst bescheidene Löhne. Während bei uns die Banken
durch die Kredite an diese Länder immer reicher werden, wird die Wirtschaft
der Dritten Welt durch die Schulden mehr und mehr erdrosselt. Damit diese
Länder unsere Güter importieren können, müssen sie uns ihre Rohstoffe
zu niedrigen Preisen abgeben. Damit diese Länder unsere Waffen kaufen
können, müssen ihre Bürger auf lebenswichtige Güter verzichten. Während die
reichen Länder Milliarden Dollar für die Raumfahrt und die Rüstung
ausgeben, hausen in den armen Ländern Millionen Menschen in Favelas und
Blechbaracken. Während die reichen Länder immer reicher werden, werden
die armen Länder immer ärmer... Aufgrund dieser untragbaren Situation
kommt es zu immer größeren Spannungen zwischen der Ersten und der Dritten
Welt. Die reichen Länder der nördlichen Halbkugel unserer Erde stehen in
Konflikt mit den armen Ländern der südlichen Halbkugel. Schon seit mehreren
Jahren ist daher die Rede vom "Nord-Süd-Konflikt". Wenn es uns nicht
gelingt, diesen Konflikt rechtzeitig zu lösen, dann wird es zu einem Kampf
kommen, der in absehbarer Zeit die gesamte Welt erschüttern wird.
b) Hilfe mit Fragezeichen
Vielen Menschen ist inzwischen bewusst geworden, dass die Dritte Welt die
größte Herausforderung unserer Zeit ist. Auch die Politiker mehrerer
Länder haben verstanden, dass es dringend notwendig ist, sich für die Länder
der Dritten Welt einzusetzen. Verschiedene Nationen haben sich dazu
entschlossen, eine bestimmte Summe ihres Finanzhaushalts für die Dritte Welt
zur Verfügung zu stellen. (Meistens handelt es sich dabei um etwa 1 Prozent
des Bruttosozialprodukts). Aber auch verschiedene weltweite Organisationen
- wie die Weltgesundheitsorganisation UNESCO und die
Welternährungsorganisation FAO - bemühen sich, die Entwicklung der Dritten
Welt zu fördern. Die reichen Nationen versuchen die Wirtschaft der
armen Länder zu fördern, damit diese allmählich imstande sind, sich selbst zu
versorgen. Sie wollen ihnen eine grundlegende Bildung und technisches
Know how vermitteln, damit sie die nötigen Produkte im eigenen Land
herstellen können. Auf diese Weise soll auch versucht werden, die Auswanderung
von Millionen Menschen zu stoppen, die als Wirtschaftsflüchtlinge in
die reichen Länder strömen. Neben diesen erfreulichen Initiativen gibt es aber
auch sehr fragwürdige Methoden, um die Probleme der Dritten Welt in den Griff
zu bekommen: So wird heute von seiten der Ersten Welt ein massiver Druck auf
die Dritte Welt ausgeübt, um die Bevölkerungszahl dieser Länder durch eine
drastische Geburtenkontrolle und durch die Freigabe der Abtreibung zu
drosseln. Es wird dabei aber grundsätzlich übersehen, dass die vielen Kinder
für die Menschen in der Dritten Welt die einzige soziale Absicherung und
Altersversorgung sind. Daher kann die Kinderzahl in diesen Ländern erst dann
gesenkt werden, wenn vorher eine entsprechende Sozialversicherung und
Altersversorgung geschaffen worden ist. Weiters knüpft der Weltwirtschaftsfond
seine Hilfeleistungen an die Bedingung, dass diese Länder ihre Schulden
abbauen und damit ihre Wirtschaft sanieren. Auch hier wird übersehen, dass der
Abbau der Schulden meistens nur über die Kürzung der Sozialleistungen
erfolgt. Auf diese Weise sind dann wiederum die Armen die Leidtragenden.
Anstatt allmählich eine Wirtschaft aufzubauen, die Land und Leute
ernähren kann, werden Menschen sterilisiert und Kinder abgetrieben. Anstatt
durch ein bescheidenes Sozialnetz die Armen aufzufangen, werden die
Sozialleistungen gekürzt. Auf diese Weise kommt es zu Millionen Abtreibungen
und zu einem sozialen Elend, das immer größer wird.
c) Die konkrete Hilfe des Einzelnen
Es stellt sich uns die ganz persönliche Frage, was der Einzelne für
die Dritte Welt tun kann. Die erste Möglichkeit besteht in der persönlichen
Unterstützung von Menschen, die in der Dritten Welt tätig sind. Viele von
uns kennen Missionare und Klosterfrauen, die in der Dritten Welt
tätig sind. Viele von uns sind mit Entwicklungshelfern, Ärzten und
Krankenschwestern bekannt, die sich in der Dritten Welt einsetzen. Da
bestehen dann vielfältige Möglichkeiten, diese Personen an Ort und Stelle zu
unterstützen: Es gibt die Möglichkeit, durch Weihnachts- und
Flohmärkte in der Pfarre Geld zu sammeln; es ist möglich, Kleider,
Haushaltsgeräte, Schulmaterial und Medikamente zu sammeln. Eine
gute Initiative sind auch die Selbstbesteuerungs-Gruppen, die
regelmäßig einen bestimmten Prozentsatz ihres Einkommens für die Dritte Welt
zur Verfügung stellen. Eine großartige Sache sind auch die so genannten "Weltläden",
die die Produkte aus der Dritten Welt ohne Zwischenhandel verkaufen. Auf diese
Weise bekommen die Handwerker und Bauern in der Dritten Welt einen wesentlich
höheren Lohn für ihre Arbeit. Gleichzeitig werden die Gewinne dieser
"Weltläden" auch in Projekte investiert, die den Menschen in weiteren Orten
Arbeit verschafft. Neben dieser Unterstützung aus der Ferne gibt heute auch
immer mehr Menschen, die sich für eine bestimmte Zeit verpflichten, in
der Dritten Welt tätig zu sein: So sind viele junge Menschen bereit, als
Entwicklungshelfer, Ärzte, Krankenschwestern, Lehrer und Techniker in der
Dritten Welt zu arbeiten. Es gibt aber auch Gruppen von Leuten, die
kurzfristig in der Dritten Welt im Einsatz sind: So folgten z. B. einige
Handwerker der Einladung einer bekannten Missionsschwester, während des
Urlaubs eine kleine Außenstation für die Mission zu errichten. Diese wenigen
Beispiele zeigen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, auch als Einzelner
etwas für die Dritte Welt zu tun. Auf diese Einzelnen aber kommt es an.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE DRITTE WELT
a) Der Skandal der Dritten Welt
b) Hilfe mit Fragezeichen
c) Die konkrete Hilfe des Einzelnen
a) Die Natur steht vor dem Kollaps
Das siebte Gebot schließt auch die Verpflichtung ein, dass wir die Natur
achten und schonen. Wir wissen alle, dass die Natur weltweit bedroht ist: Die
Experten sagen uns bereits seit einigen Jahrzehnten, dass die Welt einer
ökologischen Katastrophe entgegengeht. Sie sprechen von einem "geplünderten
Planeten" und einem "Kollaps der Natur". Durch die unkontrollierte
Überindustrialisierung kommt es zu einer Ausbeutung und Auslaugung der Erde.
Die Kohlendioxydanreicherung in den oberen Schichten der Atmosphäre führt zum
berühmten "Treibhauseffekt", der wiederum katastrophale
Klimaveränderungen und Überschwemmungen bewirkt. (So wurde z. B.
errechnet, dass in den Industrieländern 1990 eine Menge von 15,9 Milliarden
Tonnen CO2 ausgestoßen wurde, was einer Pro-Kopf-Menge von 13,1 Tonnen CO2
entspricht.) Durch die Verschmutzung der Abwässer kommt es zu einer
Verseuchung der Meere und zur Zerstörung der lebenserneuernden
Eigenschaften des Meeres. Durch die rücksichtslose Ausbeutung der Rohstoffe
kommt es zu einer zunehmenden Verknappung der Rohstoffreserven. (So
verbrauchen z. B. die Vereinigten Staaten von Amerika pro Tag eine
Erdöl-Menge, die ein Volumen von einem Kilometer Länge, 100 m Breite und 10 m
Höhe aufweist; weiters entspricht die in den Vereinigten Staaten verbaute
Menge an Stahl einer Pro-Kopf-Menge von 11 Tonnen Stahl.) Durch den Müll der
Konsumgesellschaft kommt es zur Entstehung von Müllbergen, die
gigantische Ausmaße annehmen. (So produziert z. B. Österreich mit seinen 7
Millionen Einwohnern jährlich eine Müllmenge, die dem Volumen von sieben
Cheopspyramiden entspricht. Diese Pyramiden würden jeweils die Höhe des Wiener
Stephansdomes erreichen!) Durch den Betrieb von Atomreaktoren produzieren wir
einen Atom-Müll, der 3000 Jahre (!) lang radioaktiv bleibt... Wenn wir
so weitermachen, werden wir laut Hochrechnungen um das Jahr 2030 den
kritischen Punkt erreichen, an dem es zum Zusammenbruch unserer
Zivilisation kommt: Die Luft und das Wasser werden dann so
verseucht sein, dass große Teile der Menschheit nicht mehr gesund leben
können; die Rohstoffreserven werden bis zu diesem Zeitpunkt so
ausgebeutet sein, dass viele Industrieprodukte nicht mehr hergestellt werden
können; die Verschmutzung der Anbauflächen wird zu geschädigten
Agrarprodukten führen; die Auslaugung der Böden wird Hungersnöte
zur Folge haben; das Absterben riesiger Waldflächen wird die Erneuerung des
Sauerstoffs unterbinden; die radioaktive Strahlung wird die
Krebserkrankungen vervielfachen; die gigantischen Müllberge werden
uns über den Kopf wachsen und die Ozeane werden sich in eine weltweite
Kloake verwandeln. Alle diese Dinge sind Anlass zu größter Sorge. Sie
verlangen von uns ein rasches Handeln und eine echte Umkehr.
b) Die Überwindung der Inweltverschmutzung
Das Kernproblem des Umweltschutzes ist die innere Einstellung des
Menschen. Wenn der Mensch in der Natur ein Objekt sieht, das er nach eigenem
Gutdünken verwenden und ausbeuten kann, dann ist ein Naturschutz von
vornherein unmöglich. Wenn er hingegen in der Natur die Schöpfung Gottes
erblickt, die er achten und schonen muss, dann ist der richtige Umgang mit der
Natur möglich. Der Hebel für die Bewältigung des Umweltproblems ist also im
Herzen der Menschen anzusetzen: Wir müssen zuerst die Inweltverschmutzung
bekämpfen, bevor wir die Umweltverschmutzung bewältigen können. Wir müssen
zuerst die sinnliche Gier, das Profitdenken und die Konsumwut in unserem
Inneren überwinden, bevor wir die Ausbeutung und die Zerstörung der Natur
stoppen können. Die Bewältigung des Umweltproblems erfordert also die
innere Bekehrung des Menschen!
Der richtige Umgang mit der Natur verlangt aber auch eine Neuorientierung der
Wissenschaft. Die Wissenschaft hat seit der Neuzeit die Ansicht
vertreten, dass es ihre Aufgabe sei, die Natur zu beherrschen. Diese
Vorstellung kam vor allem in dem bekannten Satz "Wissen ist Macht!" zum
Ausdruck. Wir haben inzwischen schmerzhaft erfahren, dass dieser Satz oft
katastrophale Folgen hatte. Es ist uns bewusst geworden, dass der neue
Leitsatz der Wissenschaft lauten muss: "Wissen ist Verantwortung!" Das
setzt aber voraus, dass nicht mehr der Mensch das Maß aller Dinge sein darf.
An die Stelle des Menschen muss der Maßstab Gottes und seiner
Schöpfung treten.
c) Die Ehrfurcht vor der Schöpfung
Die Beziehung zur Natur muss von der Ehrfurcht vor der Schöpfung
bestimmt sein. "Das Grundgesetz ... muss die Schonung der Natur sein,
die Ehrfurcht vor dem Lebendigen und die Verantwortung für die
Zukunft. Wir sind nur Gast auf dieser Erde und müssen sie unseren
Nachkommen wohnlich hinterlassen. Wir dürfen verwenden, was wir brauchen, aber
nicht verschwenden, was unseren Nachkommen bitter fehlen würde. Gott hat diese
Erde so geschaffen, dass nur die Ehrfürchtigen auf ihr leben können, die
Schonung, Rücksicht und Verantwortung kennen. ... Der Ehrfurchtslose zerstört
die Zukunft der Erde und sich selber. Jene ehrfürchtige Wirtschaft und
Technik, die das Lebendige schont, nennt man heute "Sanfte Technik".
Sie will keine Wolkenkratzer-Städte, keine Autobahnen und keine
Atomreaktoren. Sie will Langlebiges und Sinnvolles
produzieren, die Dinge schonen und schließlich wiederverwerten. Das ist ein
Ausdruck der Liebe, der Treue und der Rücksicht. Die "Sanfte Technik"
unterscheidet auch in der Wirtschaft zwischen Gut und Böse. Ihr
Grundsatz lautet: "Halte Maß!"" (Madinger, H., Die Zeichen dieser Zeit, Wien
1980, S. 79.)
d) Konkrete Maßnahmen zum Schutz der Natur
Der Umweltschutz ist eine Herausforderung für jeden Einzelnen von uns. Der
Umweltschutz verlangt den sparsamen Gebrauch von Lebensmitteln, Kleidern,
Materialien, Wasser und Energie. Er fordert das Recycling
von Glas, Metall und Papier. Zum Umweltschutz gehört auch die
gewissenhafte Entsorgung von Fetten, Ölen und Batterien.
Die Ökologie verlangt den sparsamen Gebrauch des Autos, die Verwendung
von bleifreiem Benzin, den Einbau eines Katalysators und die
Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Erforderlich sind auch
fortschrittliche Heiztechnologien und gemeinschaftliche Heizanlagen.
Weiters gehören zum Umweltschutz die Verwendung von Flaschen und
Taschen anstelle von Kartonpackungen und Plastiksäcken. Bei Wanderungen
sollen keine Konserven und Plastikflaschen weggeworfen werden,
Alufolien und Papierservietten sollen nach dem Picknick in den
Abfalleimer wandern, Bierflaschen dürfen nicht mutwillig auf Steinen
und Felsen zertrümmert werden. Es versteht sich auch, dass wir nach
Möglichkeit keine Aludosen und Spraydosen verwenden. Trotz
dieser verschiedenen Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung soll es nicht dazu
kommen, dass wir zu Sklaven des Umweltschutzes werden. Es ist nicht notwendig,
dass wir als Wald- und Wiesenkinder oder als wandelnde Jutesäcke in
Erscheinung treten. Wir sollten also keine Ökofanatiker werden, die in
ein grünes Paradies auswandern. Wir sollten vielmehr normale Menschen bleiben,
die in einer gepflegten und dezenten Umwelt leben.
e) Keine esoterische Naturreligiosität
Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass der Naturschutz bei aller
Achtung und Ehrfurcht vor der Natur nicht zu einer esoterischen
Naturreligiosität ausarten darf. Die Esoterik und die Philosophie der
Grünen sehen in der Natur einen Ausdruck des Göttlichen und gelangen damit zu
einer neuheidnischen Naturreligiosität. Für uns Christen ist die
Natur eine Schöpfung Gottes, aber nicht etwas Göttliches. Die Natur ist
von einzigartiger Größe und Schönheit, aber sie ist nicht das Absolute.
Treffend hat der christliche Denker Blaise Pascal (1623-1662) dazu
geschrieben: "Die Natur hat Vollkommenheiten, um zu zeigen, dass sie
das Abbild Gottes ist, und Mängel, um zu zeigen, dass sie nur das Abbild
ist." (Pascal, Blaise, "Gedanken", § 451)
Die Ökologie darf also nicht zu einer Ideologie und zu eine Religion
ausarten, sondern muss im Rahmen unserer christlichen Weltanschauung
beheimatet sein. Wir sollten uns deshalb davor hüten, die Pflege der Natur als
einen religiösen Kult zu betrachten. Die Pflege der Natur ist kein
Gottesdienst, sondern ein Dienst an der Schöpfung. Wenn wir diese
Unterscheidung klar vor Augen haben, werden wir vor vielen Fehlhaltungen
bewahrt.
ZUSAMMENFASSUNG:
DIE BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG
a) Die Natur steht vor dem Kollaps
b) Die Überwindung der Inweltverschmutzung
c) Die Ehrfurcht vor der Schöpfung
d) Konkrete Maßnahmen zum Schutz der Natur
e) Keine esoterische Naturreligiosität
ALLGEMEINER ÜBERBLICK:
SIEBTES GEBOT: DU SOLLST NICHT STEHLEN!
1) Die Bedeutung des Eigentums
2) Das rechte Verhältnis zum Eigentum
3) Das Eigentum im privaten Bereich
4) Das Eigentum im öffentlichen Bereich
5) Das Eigentum im Arbeitsbereich
6) Das einfache Leben
7) Die Dritte Welt
8) Die Bewahrung der Schöpfung
Herr, lass uns
Deine Gebote beachten und verstehen damit ich am Ende meiner Tage zu Dir
gelange.
Amen.
Weiterführende
Themen:
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